Titel: | [Kleinere Mitteilungen.] |
Fundstelle: | Band 326, Jahrgang 1911, Miszellen, S. 623 |
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[Kleinere Mitteilungen.]
[Kleinere Mitteilungen.]
EINGESANDT.
Industrie und
Kolonial-Technik.
Die kritische Lage der Rohstoffversorgung und die Aussicht auf neue sichere
Absatzgebiete in unseren Kolonien haben in letzter Zeit zu einem Zusammenschluß
verschiedener Industriegruppen mit dem Kolonial-Wirthschaftlichen Komitee geführt.
So gewähren die Textil- und Kautschukindustrie, die Nahrungsmittel- und Chemische
Industrie, die Leder- und Gerbstoffindustrie, die Oel- und Fettindustrie dem Komitee
zum Teil jährliche Beihilfen, die einem bestimmten Prozentsatz des Jahresbeitrages
zu ihren Berufsgenossenschaften entsprechen.
In den Jahren 1896/1910 hat das Komitee über 3 Millionen Mark für die Schaffung der
Grundlagen unserer Kolonialwirthschaft aufgewendet.
Die Arbeiten des Komitees und seiner Kommissionen, die sich aus kolonialen und
heimischen Interessenten und Fachgelehrten zusammensetzen, werden vom
Reichs-Kolonialamt und vom Reichsamt des Innern in weitestem Maße gefördert. Die
gemeinsame Arbeit des Kolonialamts und des Komitees im Baumwollversuchswesen ist
vertragsmäßig festgelegt.
Von der bisherigen Tätigkeit des Kolonial-Wirthschaftlichen Komitees auf technischem
Gebiete ist erwähnenswert:
Trassierung der ersten Deutsch-Westafrikanischen Innenlandbahn (Lome-Palime) im Jahre
1901; wirthschaftliche Erkundung der jetzt im Bau begriffenen Ostafrikanischen
Zentral- und Nordbahn und einer Südbahn in Deutsch-Ostafrika 1904–1906; Ausrüstung
der ersten Bohrkolonne für Südwestafrika 1901, Hinaussendung des ersten Dampfpfluges
nach dem tropischen Afrika 1906, wassertechnische Vorarbeiten in der Mkattasteppe
und im Süden des Viktoriasees 1909/1910, sowie – in Wechselwirkung mit dem
Kolonialbetrieb – Einführung neuer Maschinen-Industriezweige, wie Baumwoll- und
Oelfrucht-Erntebereitungsmaschinen in Deutschland im Jahre 1909.
Mit der jetzt rascheren Entwicklung unserer Kolonien durch den Eisenbahnbau erscheint
es zeitgemäß, eine planmäßige Organisation für technische Vorarbeiten in den
Kolonien zu schaffen. Zu diesem Zweck und zur Vorbereitung eines Zusammenschlusses
der Metall- und Maschinenindustrie mit dem Kolonial-Wirthschaftlichen Komitee hat
letzteres 1910 die Kolonial-Technische Kommission eingesetzt. Es ist in Aussicht
genommen, diese Kommission durch Herren aus der Metall- und Maschinenindustrie zu
ergänzen. Vorläufig gehören ihr folgende Herren an: Karl
Supf, Berlin (Vorsitzender), Generaldirektor Dr. Ing. h. c. W. von Oechelhaeuser, Dessau (stellv. Vorsitzender), Geh.
Reg.-Rat Prof. Busley, Berlin, Dr. Ing. .h. c. R. Diesel,
München, Prof. Dr. Gustav Fischer, Dahlem
(Landwirthschaftliche Hochschule Berlin), Bergrat Heckel,
Halberstadt, Baurat Ingenieur Alexander Herzberg, Berlin,
Stadtbaurat a. D. Theodor Koehn, Grunewald,
Oberbaudirektor a. D. Prof. Kummer, Berlin-Steglitz
(Technische Hochschule Berlin), Geh. Kommerzienrat Lenz,
Berlin, Vorstand der Deutschen Kolonial-Eisenbahn-Bau- und Betriebs-Gesellschaft,
Regierungsbaumeister Meyer, Berlin, Direktor des Vereins
Deutscher Ingenieure, Prof. Dr. Ing. Nachtweh, Hannover
(Technische Hochschule Hannover), Geh. Kommerzienrat Dr. phil. h. c. von Petri, Nürnberg, Oberbaurat Prof. Th. Rehbock, Karlsruhe (Technische Hochschule
„Fridericiana“), Baurat Dr. Ing. et. phil. h. c. von Rieppel, Nürnberg, Geh. Oberbaurat Schmick,
München, Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Ing. h. c. Slaby, M.
d.h., Charlottenburg, Generaldirektor Kurt Sorge,
Magdeburg-Buckau, Vorsitzender des Vereins Deutscher Ingenieure, Prof. Dr. Thoms, Steglitz-Dahlem, Direktor des Pharmazeutischen
Instituts der Universität Berlin, Ingenieur Paul Wilhelm,
Berlin, von der Geräteabteilung der Deutschen Landwirthschafts-Gesellschaft, Geh.
Reg.-Rat Prof. Dr. phil. Otto N. Witt, Westend
(Technische Hochschule Berlin).
Die bisher gepflogenen Verhandlungen der Kommission betrafen u.a. Eisenbahn-, Hafen-
und Wasserbau, Bergbau, Kolonial-Maschinenbau, chem.-techn. Probleme, die drahtlose
Telegraphie und die Vorbereitung des Flugwesens in den Kolonien. Die Berichte stehen
den industriellen Verbänden frei zur Verfügung.
Falls die deutsche Metall- und Maschinenindustrie analog der eingangs erwähnten
Industriegruppen auf längere Frist bestimmte Mittel aussetzen würde, sind von der
Kolonial-Technischen Kommission für das Jahr 1912 u.a. folgende Maßnahmen in
Aussicht genommen: Anstellung eines Ingenieurs zunächst für Deutsch-Ostafrika
mit einem Stabe von Maschinenbau- und Wasserbau-Technikern, Vorarbeiten auf dem
Gebiete des Kolonial-Maschinenbaues, Ausprobe von deutschen und fremdländischen
Maschinen an Ort und Stelle in den Kolonien, wassertechnische Vorarbeiten am Ruvu
und im Quellgebiet des Pangani, in Deutsch-Ostafrika, Ausbau und Betrieb der
Ständigen Maschinen- und Geräte-Ausstellung in Daressalam, sowie technischer
Pionier- und Musteranlagen in den Kolonien.
Bei einer entsprechenden Beteiligung der Metall- und Maschinenindustrie besteht die
Aussicht, daß auch die Reichsregierung den gemeinnützigen Vorarbeiten der
Kolonial-Technischen Kommission eine namhafte finanzielle Unterstützung gewähren
wird.
BÜCHERSCHAU.
Statik für Baugewerkschulen und
Baugewerksmeister. Von Karl Zillich, Königl.
Baurat. Dritter Teil: Größere Konstruktionen. Mit 185 Figuren Vierte und fünfte
neubearbeitete Auflage. Berlin 1911. Wilhelm Ernst & Sohn. Preis kartoniert M
2–.
Aus dem Inhalt des kleinen Bändchens sei folgendes herausgehoben:
In dem 1. Kap. ist die graph. Berechnung der Stabkräfte von Fachwerken gezeigt, die
aus einzelnen Dreiecken zusammengesetzt sind. Eine Anzahl Beispiele veranschaulicht
die gegebenen Regeln und zeigt deren Anwendung auf die Praxis. Es folgt die
Berechnung der Gelenkpfetten, deren Kraftwirkung durch die Fig. 51 und 52 leider
etwas unklar dargestellt ist. Mit der Erläuterung der Momenten- und der Ritterschen Schnittmethode und der Angabe allgemeiner
Regeln für das Aufzeichnen der Kräftepläne schließt das erste Kapitel.
Das zweite behandelt die zusammengesetzte Festigkeit. Hängewerk, durch Zugstange
verstärkter Balken und die Berechnung der Z- Pfetten sind als praktische Beispiele
gewählt. Die Untersuchung von Mauerwerkskörpern unter einseitig wirkenden Kräften
gibt Gelegenheit, auch auf die Eigenschaften des Kernes näher einzugehen.
Das dritte Kapitel ist dem Eisenbeton gewidmet. Auf dem kurzen Raum von 20 Seiten
wird ein Einblick in die Wirkungsweise dieser Bauart gegeben und ihre Theorie
entwickelt. Die zur Erleichterung bei der Berechnung von Platten und Balken usw.
nötigen Tabellen sind gegeben, so daß die für gewöhnlich vorkommenden Berechnungen
ohne Zeitverlust ausgeführt werden können.
Im nächsten Kapitel wird der Leser von symmetrischen gleichmäßig belasteten Gewölben
ausgehend schrittweise an die Lösung schwierigerer Aufgaben geführt. Er lernt die
zweckmäßige Verlegung der Anker kennen, die Behandlung der Belastung mit schweren
Einzellasten und der Gewölbe mit großem Stich. Dabei überschreitet der Verfasser nie
den durch den Titel des Buches gegebenen Rahmen und führt leicht übersichtliche
Beispiele an, worin der Verlag ihn durch schöne, klare Zeichnungen unterstützt. Mit
der Untersuchung eines Kuppelgewölbes schließt dieses umfangreiche Kapitel.
Das Folgende gibt die einfachsten Angaben über Reibung, Wasserdruck und Erddruck. Die
in der Praxis meist vorkommenden Fälle sind graphisch dargestellt.
Das Schlußkapitel bringt ausführlich die rechnerische Behandlung eines
Schornsteins. Es sind Tabellen beigefügt, die die Berechnung erleichtern und
unnötige Fehlerquellen ausschalten, so daß jeder einigermaßen geübte Rechner danach
arbeiten kann.
Es ist somit ein Buch, in dem der Verfasser vermöge seiner reichen Erfahrung dem in
der Praxis stehenden Techniker schnell, kurz und doch ausreichend Antwort auf viele
Fragen gibt, und es kann deshalb nur bestens empfohlen werden. Es erscheint in der
bekannten kartonierten Aufmachung mit klarem Druck und deutlichen Abbildungen, mit
dem der Verlag auch diese billigen Werke ausstattet.
A.
Ueber die technische Prüfung des
Kautschuks und der Ballonstoffe im Königlichen Materialprüfungsamt zu
Groß-Lichterfelde (West). Von A. Märten s. 21 Seiten mit 24 Figuren. Berlin 1911.
Königlichen Akademie der Wissenschaften. In Kommission bei Georg Reimer. Preis geh.
M 1.–.
Die kleine Schrift gibt den Vortrag wieder, den Verfasser vor einiger Zeit in der
physikalisch-mathematischen Klasse der Königlichen Akademie der Wissenschaften
gehalten hat. Die Wichtigkeit der chemischen und mechanischen Untersuchung sowohl
des Rohkautschuks wie der Kautschukwaren wird heute in gleicher Weise von den
Produzenten wie von dem großen Kreis der Abnehmer anerkannt; es ist das Verdienst
des Materialprüfungsamtes, durch umfangreiche wissenschaftliche Arbeiten und
Versuche die Schaffung geeigneter Untersuchungsmethoden gefördert zu haben. Wenn
auch die chemischen Analysenmethoden noch weiter
ausgebildet werden müssen – vor allem bedürfen die Vorgänge bei der Vulkanisation
noch einer gründlichen Erforschung – so sind doch für die Prüfung des Kautschuks auf
mechanischem Wege schon sehr zuverlässige
Untersuchungsmethoden bekannt. Diese sowie die hierbei verwendeten Prüfungsapparate,
die zum großen Teil von dem Verfasser und seinen Mitarbeitern im Materialprüfungsamt
konstruiert wurden, werden an der Hand der zahlreichen Abbildungen beschrieben.
Ferner erfahren wir näheres über die Anstellung von Dauerversuchen und die
Anfertigung der Probekörper. Der zweite Abschnitt behandelt die Ballonstoffe, ihre
Prüfung auf Festigkeit, Gas- und Wärmedurchlässigkeit sowie die Ermittlung der
Zerplatzgrenze. Auch zur Bestimmung dieser Werte sind neue Apparate geschaffen
worden, deren Einrichtung und Wirkungsweise erläutert wird.
A. Sander.
BEI DER REDAKTION EINGEGANGENE BÜCHER.
Die autogene Schweißung der Metalle. Von Ragno, Professor am Polytechnikum zu Neapel. Ins Deutsche
übertragen von Dr. Ing. E. Schütz, Aachen. Mit 17
Figuren. Halle 1911. W. Knapp. Preis geh. M 3,–.
Das Unternehmertum und die öffentlichen Zustände in
Deutschland. Eine Zeitbetrachtung von Paul Steller, Köln. Berlin 1911. J.
Springer. Preis geh. M 2,40.