Titel: | BÜCHERSCHAU. |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 15 |
Download: | XML |
BÜCHERSCHAU.
Bücherschau
Die Grundlehren der höheren
Mathematik zum Gebrauch bei Anwendungen und Wiederholungen.
Zusammengestellt von Dr. Georg Helm, Geheimer Hofrat,
Professor an der K. techn. Hochschule Dresden. Mit 387 Figuren. Leipzig 1910.
Akademische Verlagsgesellschaft m. b. H.
Die Mathematik ist für den Ingenieur eine Hilfswissenschaft, ein Satz, der zwar nicht
bestritten wird, aus dem aber nur selten die Konsequenzen gezogen werden. In dem
Begriff der Hilfswissenschaft scheint nämlich eine geringe Meinung vom Wert
ausgedrückt zu sein, und viele Mathematiker werden es daher lieber hören, wenn
man ihre Wissenschaft als die „grundlegende“ für die Ingenieurwissenschaften
bezeichnet. Dabei sind aber die Konsequenzen ganz dieselben: der Grund muß so gelegt
werden, daß der Bau darauf errichtet werden kann; die Behandlung der grundlegenden
Wissenschaft hat sich also nach den Bedürfnissen der den Bau bildenden
Wissenschaften zu richten. Das Wort Hilfswissenschaft besagt nichts anderes, sondern
läßt nur den Zusammenhang klarer erkennen, daß sie solche Hilfsmittel zu bieten
habe, wie man sie an einer andern Stelle bedarf. Die Lückenlosigkeit des
systematisch strengen Aufbaus tritt nun in den Hintergrund gegenüber der Forderung einer
gewissen Vollständigkeit in anderer Richtung, daß nämlich alles das behandelt wird,
was der Ingenieur gelegentlich brauchen kann. Dieser Forderung wird Helms Werk in sehr hohem Grade gerecht, obwohl es nur 419
Seiten stark ist. Man wird kaum ein Kapitel der Ingenieurwissenschaften finden,
dessen mathematische Grundlagen nicht eine der Wichtigkeit entsprechende Behandlung
erfahren hätte. Einige Stichproben mögen als Beweis dienen: bei der Auswertung von
Versuchsergebnissen braucht man häufig die Methode der kleinsten Quadrate, wird aber
in den Lehrbüchern der Differential- und Integralrechnung oft vergebens suchen, weil
ihnen dies Gebiet methodisch zu fern liegt, ähnlich geht es mit den Fourierschen Reihen, die man in der Wechselstromtechnik
und bei manchen periodischen Bewegungsvorgängen braucht. Helm widmet diesen Gebieten ein paar kurze Abschnitte, aus denen man sich
aber dank der vorzüglichen Darstellung leicht über das wesentliche informieren
kann.
Die Trennung von analytischer Geometrie und Infinitesimalrechnung hat von dem oben
angedeuteten Standpunkt aus keine Berechtigung mehr und ist daher auch hier
aufgegeben worden, wodurch wiederum ein großer praktischer Vorteil erreicht wurde.
Nicht nur einheitliche Behandlung der gesamten für den Ingenieur erforderlichen
höheren Mathematik ist ein Fortschritt, sondern vor allen Dingen bietet die
Benutzung der Differentialrechnung und ihrer Methoden in der analytischen Geometrie
selbst eine außerordentliche Erleichterung, die man sich nicht entgehen lassen darf.
Das Verhältnis dieser beiden Wissenschaften in der höheren Mathematik ist ganz
ähnlich dem von Trigonometrie und Logarithmenlehre in der niederen. Die Logarithmen
besitzen eine große Bedeutung und doch wird man die Zeit, in der man sie als
selbständiges Gebiet behandelt, möglichst abkürzen, um sie sogleich als Mittel zur
Ausführung trigonometrischer Rechnungen zu benutzen.
Der eigentliche Kern der Ingenieurwissenschaften ist die Mechanik, auf deren
Bedürfnisse daher schon aus diesem Grunde Rücksicht zu nehmen wäre. Der Zusammenhang
zwischen Mathematik und Mechanik ist aber infolge der geschichtlichen Entwicklung
noch viel enger, da viele Probleme der Mechanik geradezu die Ursache gewesen sind
für die Auffindung neuer Wege in der Mathematik. Dieser Sachlage gemäß entnimmt Helm
die Beispiele häufig der Mechanik und behandelt z.B. die Bewegungsgleichungen,
Schwingungsvorgänge und dergl. in einem der Wichtigkeit entsprechenden Umfang.
Ueberhaupt wird ein Ingenieur, der das Werk zur Hand nimmt, sich dadurch angenehm
berührt fühlen, daß er an allen Stellen die Rücksicht auf das praktische Bedürfnis
sieht.
Hätte es nicht im Titel zum Ausdruck gebracht werden können, daß hier ein
speziell für Ingenieure geschriebenes Werk vorliegt? Bei den außerordentlichen
Vorzügen, wie Kürze und Klarheit der Darstellung und ausgezeichnete Stoffauswahl,
wäre es sehr zu wünschen, wenn das Werk auch immer in die richtigen Hände
geriete.
Die Ausstattung des Buches ist in jeder Hinsicht gut.
Dr.-Ing. Otto Schaefer.
Die Montage und die Reparatur der
Dampfkessel. Von Oberingenieur Paul Koch in
Hannover-Linden. Mit 167 Figuren. Hannover, Dr. Max Jänecke. Preis M 2,–.
Der Verfasser behandelt in dem ersten Abschnitt nach einer kurzen Zusammenstellung
der zur Montage von Dampfkesseln gehörigen wichtigsten Werkzeuge und Vorrichtungen
zunächst die zweckentsprechende Anbringung der feinen Kesselarmatur und entwickelt
dann die Aufstellung und Einmauerung vollständiger Kesselanlagen verschiedener
Systeme. Im Anschluß daran wird die Anordnung der hauptsächlichsten weiteren
Zubehörteile zu den Dampfkesseln besprochen, wie der Speisevorrichtungen mit den
zugehörigen Rohrleitungen, der Wasserabscheider, Zugmesser und Vorwärmer. Eine
beachtenswerte Beigabe bilden die mit in das Werkchen aufgenommenen gesetzlichen
Verordnungen über Anlegung und Instandhaltung von Dampfkesseln.
Der Montage der indirekt gefeuerten Kesselzugsüberhitzer ist ein eigenes Kapitel
gewidmet.
Der zweite Hauptteil enthält eine Reihe von praktischen Hinweisen für Vornahme der
wichtigsten immer wieder nötig werdenden Reparaturen an Dampfkesseln, wobei auch die
autogene Schweißung entsprechende Berücksichtigung findet. Im Zusammenhang mit den
für Kesselreparaturen zur Anwendung kommenden Arbeitsverfahren sind die hierbei
benutzten Werkzeuge ausführlich beschrieben.
Es sollte mit dem vorliegenden Werkchen für Fabrikanten, Industrielle,
Betriebsbeamte, Konstrukteure und Monteure ein in den bedeutendsten vorkommenden
praktischen Fällen ausreichendes kurzgefaßtes Nachschlagebuch geschaffen werden und
man kann sagen, daß der Verfasser dieser Aufgabe völlig gerecht geworden ist. Das
Buch gibt den genannten Berufskreisen in seinen anschaulich geschilderten durch 167
Figuren illustrierten Darlegungen sowohl über Montage und Anlage von Dampfkesseln
mit den Zubehörteilen als auch über Vornahme der verschiedenartigsten Reparaturen
zahlreiche praktische Winke und kann deshalb dem ausführenden Fachmann ebenso wie
den anderen beteiligten Kreisen, die sich mit derartigen Fragen zu befassen haben,
auf das Wärmste empfohlen werden.
Gg. Scheib.
BEI DER REDAKTION EINGEGANGENE BÜCHER.
Des Landrats von Uslar Arbeiten mit der Wünschelrute in
Südwest-Afrika. Stuttgart 1912. Konrad Wittwer. Preis geh. M 0,80.
Die Versuche mit Rutengängern im Kalibergwerk Riedel bei
Hänigsen (Hannover). Stuttgart 1912. Konrad Wittwer. Preis geh. M
1,50.
Der „Mabuki“-Prozeß. Die japanische Gewinnungsmethode
des metallischen Kupfers aus Kupferstein. Von Dr.-Ing. Yoich
Okada. Mit 6 Figuren und 1 Tafel Freiberg i. S. 1911. Craz & Gerlach
(Joh. Stettner). Preis M 1,50.
Bautechnische Physik. Leitfaden für den Unterricht an
Baugewerkschulen und verwandten technischen Lehranstalten. Von Prof. P. Himmel, Oberlehrer an der Kgl. Baugewerkschule zu
Stettin. Zweite Auflage. Mit 417 Figuren. Leipzig und Berlin 1911. B. G. Teubner.
Preis geb. M 3,80.
Die Darstellung von Bisulfiten und Sulfiten. Von
Dr.-Ing. E. Schütz. Mit 22 Figuren. Halle a. S. 1911.
Wilhelm Knapp. Preis geh. M 2,80.
Der Eisenbahnbau. Leitfaden für den Unterricht an
den Tiefbauabteilungen der Baugewerkschulen und verwandten technischen
Lehranstalten. Von A. Schau, Kgl. Baugewerkschuldirektor
und Reg.-Baumeister, Essen-Ruhr. I. Teil: Allgemeine Grundlagen. Bahngestaltung,
Grundzüge für die Anlage der Bahnen. Mit 170 Figuren. II. Teil: Stationsanlagen und
Sicherungswesen. Mit 137 Figuren. Leipzig und Berlin 1911. B. G. Teubner. Preis Teil
I geh. M 3,60, Teil II geh. M 2,80.
Erd- und Straßenbau. I. Teil: Erdbau. Leitfaden für den
Unterricht an Baugewerkschulen und verwandten technischen Lehranstalten. Von H. Knauer, Ingenieur, Oberlehrer an der Kgl. Baugewerkschule
in Essen. Mit 61 Figuren und 2 Tafeln. Leipzig und Berlin 1911. B. G. Teubner. Preis
geh. M 1,40.
Die für Württemberg geltenden reichs- und landesrechtlichen
Bestimmungen über Dampfkessel. Textausgabe mit Sachregister. Stuttgart
1912, W. Kohlhammer. Preis geb. M 2,20.
WIRTSCHAFTLICHE RUNDSCHAU.
Die chemische Industrie im Jahre 1910.
Es läßt sich wohl kaum ein Zweig des gewerblichen Lehens nennen, der im Jahre
1911 so günstig abgeschnitten wie die chemische Industrie. Wenn auch einige
Sondergebiete, wie z.B. die Zündholzindustrie, noch relativ ungünstige
Ergebnisse aufweisen, so ist das Gesamtresultat doch ganz entschieden gut
gewesen. Der Absatz im Inlande hat sich der aufsteigenden Konjunktur unseres
Wirtschaftslebens entsprechend wesentlich gebessert. Auch das Exportgeschäft läßt im allgemeinen nichts zu wünschen
übrig. Die Gesamtausfuhr von chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen,
Farben und Farbwaren belief sich in den Monaten Januar bis November 1911 auf
35630806 dz. Das bedeutet gegen das Vorjahr eine Zunahme um 2906284 dz. Der Wert
der Ausfuhr ist von 623,45 auf 679,15 Millionen Mark gestiegen. Auf die
wichtigsten chemischen Produkte verteilte sich die Ausfuhr in den ersten elf
Monaten 1911, verglichen mit dem Vorjahre, wie folgt:
Menge in Doppel-zentnern
Wert inMill. M
Januar–November
1910
1911
1910
1911
Chem. Grundstoffe, Säuren, Salze usw.
23808167
25722676
237,38
273,60
Färben u. Farbwaren
1836927
2002213
223,45
227,94
Firnisse, Lacke, Kitte
46578
55106
6,86
6,31
Aether, Alkohole usw.
95411
109604
24,65
27,38
Künstl. Düngemittel
6302436
7191687
30,54
38,73
Schießbedarf, Spreng- stoffe usw.
174474
128474
36,31
33,66
Sonstige Erzeugnisse
360529
421426
64,25
71,53
Von den Farbstoffen zeigen vor allem Anilin, Ocker, Indigo und Bleiweiß eine
Zunahme des Exports. Dem Werte nach ergibt sich allerdings bei Anilin eine
wesentliche Abnahme. Die Ausfuhr von Alizarinrot und Zinkoxyd hat erheblich
nachgelassen. Der Export von Schwefelsäure ist zurückgegangen und auch bei den
arideren Säuren ergibt sich nur eine minimale Steigerung. Die Ausfuhr von Oel-,
Lack- und anderen Firnissen ist zwar gestiegen, der Wert der Ausfuhr ist jedoch
fast durchweg gesunken. Das Exportgeschäft der Sprengstoff- und
Zündholzindustrie hat sich gegen das Vorjahr wesentlich verschlechtert. Daß der
Geschäftsgang in den meisten Zweigen der Industrie wesentlich besser war als im
Vorjahre, das geht auch aus der Entwicklung des Verhältnisses von Angebot und
Nachfrage am Arbeitsmarkte hervor. Während im Januar
1911 auf je 100 offene Stellen durchschnittlich 131 Arbeitsuchende kamen, hat
sich der Andrang im Oktober auf 99 ermäßigt. Die Besserung gegen das Vorjahr
betrug im Januar 24; im Oktober stellte sie sich auf 84. Die Unternehmungslust
war in diesem Jahre außerordentlich rege. Die Summe der Neuinvestierungen belief sich in den Monaten Januar bis November auf
65,88 Millionen Mark. Das bedeutet gegen das Vorjahr eine Steigerung um 42,48
Millionen Mark. Sowohl der Kapitalbedarf der bestehenden Gesellschaften als auch
die Gründungstätigkeit gehen weit über das Niveau des Vorjahres hinaus. Die
Kapitalserhöhungen betrugen in den ersten elf Monaten dieses Jahres bei 60
Gesellschaften insgesamt 26,12 Millionen Mark. Im entsprechenden Zeitraum des
Jahres 1910 erweiterten die bestehenden Gesellschaften ihre Grundkapitalien um
6,44 Millionen Mark. Im laufenden
Textabbildung Bd. 327
Jahre entstanden 7 neue Aktiengesellschaften, diese
repräsentieren ein Nominalkapital von 19,05 Millionen Mark. Ferner wurden 169
Gesellschaften m. b. H. mit 20,73 Millionen Mark Stammkapital neu gegründet. In
den ersten elf Monaten 1910 bezifferte sich der für Neugründungen von
Aktiengesellschaften und Gesellschaften m. b. H. aufgewendete Betrag auf 16,96
Millionen Mark. Die starke Kapitalzufuhr wird zweifellos eine Verschärfung der Konkurrenz zur Folge haben. Die
Gefahr einer Ueberkapitalisierung besteht jedoch zurzeit noch nicht. Die
Resultate der bestehenden Betriebe sind fast durchweg sehr gute und die
Absatzmöglichkeiten sind noch großer Erweiterung fähig. Soweit das in der
chemischen Industrie werbende Kapital in Aktiengesellschaften angelegt ist, läßt
sich die Rentabilität ziemlich genau verfolgen. In
den Monaten Januar bis Oktober 1911 haben insgesamt 121 Aktiengesellschaften
ihre Bilanzen, die meist noch einen erheblichen Teil der Ergebnisse im Jahre
1911 spiegeln, so veröffentlicht, daß der Dividendenertrag mit den vorjährigen
Resultaten verglichen werden kann. Das gesamte Aktienkapital dieser
Gesellschaften ist im letzten Jahre von 419,25 auf 424,31 Millionen Mark
gestiegen. Die Summe der verteilten Dividende erhöhte sich von 64,10 auf 67,22
Millionen Mark. In Prozenten des jeweiligen Aktienkapitals ergibt sich eine
Besserung von 15,3 auf 15,8 Prozent. Im Geschäftsjahr 1908/09 wurde die
Durchschnittsdividende bei 113 Gesellschaften mit 387,32 Millionen Mark
Nominalkapital auf 13,9 Prozent berechnet. Für einen Vergleich von Reingewinn
und Verlust in den letzten beiden Jahren lassen sich die Bilanzen von 130
Gesellschaften verwerten. Bei diesen gestalteten sich die Ergebnisse wie
folgt:
Jahr
Zahl d. Ges.
Aktienkap.
Gew. bzw. Verl.
in Millionen Mark
1909/10
110
411,28
+ 95,46
20
22,29
– 2,34
1910/11
116
421,25
+ 103,24
14
15,82
– 2,25
Der Reingewinnüberschuß ist von 93,12 auf 100,99 Millionen Mark gestiegen. In
Prozenten des jeweiligen Grundkapitals ergibt sich eine Besserung von 21,48 auf
23,10 Prozent. Angesichts der günstigen Geschäftsresultate haben die meisten
Betriebe wesentlich umfangreichere Abschreibungen
vorgenommen als im Vorjahre. Bei 113 Aktiengesellschaften mit 426,50 Millionen
Mark Nominalkapital belief sich die Summe der Abschreibungen auf 38,94 Millionen
Mark gegen 34,29 Millionen Mark im Geschäftsjahre 1909/10.
Die deutschen Eisenbahnen im Jahre 1911.
Die Entwicklung der Verkehrseinnahmen der deutschen Eisenbahnen im Jahre 1911
entspricht im allgemeinen der Besserung, die unsere gesamte Volkswirtschaft in
diesem Jahre aufweist. Die abnormen Witterungsverhältnisse sind naturgemäß nicht
ohne Einwirkung auf die Intensität des Verkehrs gewesen. Der warme Sommer war
dem Reiseverkehr sehr günstig und hat auch steigernd
auf die Einnahmen aus der Personenbeförderung gewirkt. Infolge der anhaltenden
Trockenheit stockte die Binnenschiffahrt fast vollständig, was eine weitere
Belastung der Eisenbahnen im Güterverkehr und eine Verschärfung des Wagenmangels zur Folge hatte. Allerdings sind die
Einnahmen aus dem Güterverkehr durch diese Verhältnisse
Textabbildung Bd. 327
sehr günstig beeinflußt worden. Mit Rücksicht auf den
schlechten Ausfall der Futterernte in Deutschland wurden weitgehende
Tarifermäßigungen für den Transport von Futtermitteln festgesetzt. Hierdurch
wurde zwar eine erhebliche Zunahme des Frachtverkehrs aber gleichzeitig eine
Abschwächung der Einnahmen aus der Beförderung landwirtschaftlicher Produkte
hervorgerufen. In den Monaten Januar bis November 1911 betrugen die Einnahmen
aus dem Personen- und Güterverkehr insgesamt 2457,67 Millionen Mark gegen
2287,31 Millionen Mark im Vorjahre. Für die Beurteilung der allgemeinen
wirtschaftlichen Lage ist vor allem die Bewegung der Einnahmen aus dem
Güterverkehr von Bedeutung. Spiegelt sich doch in ihnen bis zu einem gewissen
Grade die Intensität des Warenverkehrs im Inlande,
für deren Beobachtung sich sonst nur verhältnismäßig geringe Anhaltspunkte
bieten. Seit dem Jahre 1907 entwickelten sich die Einnahmen aus dem Güterverkehr
wie folgt:
Januar–November
1907
1908
1909
1910
1911
Gesamteinnahme in Mill. M
1460
1437
1464
1566
1700
Einnahme pro km in M
29581
28715
28775
30283
32427
Vergleicht man die Bewegung der Einnahmen in den ersten elf Monaten der Jahre
1910 und 1911, so erhält man folgendes Bild:
Personenverkehr
Güterverkehr
auf 1 kmin Mark
Differenzgeg. d. Vorj.
auf 1 kmin Mark
Differenzgeg. d. Vorj.
Januar
1031
+ 35
2621
+ 171
Februar
908
+ 11
2629
+ 170
März
1137
– 110
3050
+ 352
April
1396
+ 239
2750
+ 21
Mai
1308
– 215
2926
+ 352
Personenverkehr
Güterverkehr
auf 1 kmin Mark
Differenzgeg. d. Vorj.
auf 1 kmin Mark
Differenzgeg. d. Vorj.
Juni
1663
+ 299
2690
+ 69
Juli
1754
+ 59
2846
+ 128
August
1674
+ 22
3095
+ 200
September
1499
+ 87
3198
+ 250
Oktober
1364
+ 48
3335
+ 149
November
1076
+ 41
3287
+ 285
Abgesehen von den Monaten März bis Juni, deren Ergebnisse durch die wechselnden
Termine des Oster- und Pfingstfestes wesentlich beeinflußt werden, zeigen die
Monate November, September und August besonders starke Zunahmen gegen das
Vorjahr.
Elektrotechnische Industrie der Vereinigten Staaten von
Amerika.
Die elektrotechnische Industrie hat sich in den Vereinigten Staaten von Amerika
in dem Zeitraum von 1904 bis 1909 bedeutend entwickelt. Aus einer Vergleichung
der Ergebnisse der Zensusaufnahmen geht hervor, daß im Jahre 1909 gegenüber 1904
in dieser Industrie die Zahl der Betriebe um 29 v. H., das angelegte Kapital um
54 v. H., der Rohwert der Erzeugnisse um 57 v. H., die Kosten des verbrauchten
Materials um 62 v. H., die Wertsteigerung des Materials durch die Verarbeitung
um 52 v. H., die Durchschnittszahl der Lohnarbeiter um 44 v. H., der Lohnbetrag
um 55 v. H., die Zahl der besoldeten Beamten um 69 v. H., der Betrag der
Gehälter um 82 v. H., die vermischten Ausgaben um 32 v. H. und die Betriebskraft
um 51 v. H. höher waren.
Textabbildung Bd. 327
Folgende Zahlen winden durch den Zensus für 1909 (und 1904) ermittelt: Zahl
der Betriebe 1009 (784), Zahl der besoldeten Beamten 17905 (10619), Zahl der
Lohnarbeiter 87256 (60466), Betriebskraft 158768 PS. (105376); ferner in 1000 $:
angelegtes Kapital 267844 (174066), Kosten des verbrauchten Materials 108566
(66837), gezahlte Gehälter 20193 (11091), gezahlte Löhne 49381 (31842),
vermischte Ausgaben 23630 (17949), Wert der Erzeugnisse 221309 (140809),
Werterhöhung des Materials durch Verarbeitung 112743 (73972).
(Nach Bradstreet's.)
Staasmonopol für elektrische Unternehmungen in
Uruguay.
Die Regierung von Uruguay hat den gesetzgebenden Kammern einen Entwurf vorgelegt,
nach welchem die Regierung ermächtigt werden soll, die Elektrizitätswerke aller
Städte und Ortschaften des Innern zu erwerben, indem zugleich für diese
Industrie das Staatsmonopol errichtet wird. Gleichzeitig soll die Regierung
ermächtigt werden, in allen Distrikten, in welchen sich noch keine elektrischen
Licht- und Kraftanlagen befinden, solche zu errichten und zu diesem Zwecke bis
zu 4½ Millionen $ urug. Gold 5 v. H. Obligationen auszugeben. Als Entschädigung
der Stadt Montevideo für die Expropriation ihres Elektrizitätswerkes übernimmt
die Regierung den Zinsendienst und die Tilgung der Anleihe Baring, welche
gegenwärtig einen Aufwand von jährlich 360000 $ seitens der Munizipalität
erfordert. Außerdem wird die Stadt an dem Gewinn, den das Elektrizitätswerk
abwirft, beteiligt bleiben. Die auf diese Weise frei werdende Summe will die
Stadtverwaltung von Montevideo für den Dienst einer neuen Anleihe für städtische
Meliorationen verwenden.
(Buenos Aires Handels-Zeitung.)
Ausschreibungen und Projekte.
Mineralien. Metalle.
Maschinen.
Großbritannien. Lieferung von 100 t Roheisen. 6.
Januar, Harbour Board, Liverpool. (Moniteur des Intérêts Matériels.)
Belgien. Neuausschreibung der Lieferung eines fahrbaren
Kranes mit 3000 kg Tragkraft in Stree und zweier
Lokomotivenhebeapparate zu je 90 t Tragkraft für Hand- und elektrischen
Betrieb für die Lokomotivenhallen in Brüssel-Nord und Schaerbeck. Demnächst
Börse in Brüssel. (Los 4 und 6 des Lastenheftes Nr. 651.)
Niederlande. Errichtung des eisernen Oberbaues der
Lammebrücke in Zoeterwoude. 15. Januar, Provinzialverwaltung im Haag. (Moniteur
des Intérêts Matériels.)
Textabbildung Bd. 327
Bulgarien. Eisenkonstruktionen und Betonarbeiten der Hangars Im Varnaer und
Burgaser Hafen. 10. Januar 1912, Kanzlei der Sofianer Kreisfinanzverwaltung.
Anschlag 180000 Frcs. (Bulgarische Handelszeitung.)
Elektrotechnische Industrie.
Bulgarien. Am 10./23. Januar 1912 wird eine zweite
Offertverhandlung für die Errichtung der elektrischen
Beleuchtungsanlagen der Stadt Pleven stattfinden. (Bulgarische
Handelszeitung.)
Portugal. Lieferung verschiedener elektrotechnischer
Artikel. 8. Januar, 2 Uhr, Gesellschaft der portugiesischen Bahnen,
Zentralstation Lissabon, Rocio. (Moniteur des Intérêts Matériels.)
Eisenbahnmaterial.
Bulgarien. Der Bautenminister hat erklärt, daß gleich
nach dem Abschluß der neuen Anleihe der Bau der
Eisenbahnlinie Pleven–Lowetsch–Sewliewo–Gabrowo in Angriff genommen
werden wird. Anschlag 20 Millionen Frcs. (Bulgarische Handelszeitung.)
Bulgarien. Lieferung von Material für eine schmalspurige
Feldbahn (30 Kippwagen aus Holz, 10 Plattformwagen aus Stahl, 1
Lokomotive von 30 PS., 1000 m Gleis mit einer Tragfähigkeit von 30 kg auf den m,
13 Weichen) für die Varnaer Hafen-Kreisfinanzverwaltung in Sofia, 10. Januar
1912. Lastenheft von der Generaldirektion für den Bahn- und Hafenbau in Sofia
zum Preise von 5 Frcs. zu beziehen.
Schiffe
Paraguay. Der Leiter der Kolonie Nueva Germania
beabsichtigt auf dem Jejuiflusse eine regelmäßige Dampfschiffahrt zwischen
der Kolonie und dem Paraguaystrom einzurichten und zu diesem Zwecke einen Dampfer zu erwerben. Bedingungen: 1. Tiefgang
höchstens 50 cm, je weniger, desto besser; 2. Tragfähigkeit: 7 bis 10 Personen
und etwa 2000 Stück Holz; 3. der Dampfer muß ein Boot von 30000 kg Schwere
stromaufwärts bei einer Stromstärke von 4 km pro Stunde mit einer
Geschwindigkeit von mindestens 10 bis 12 km pro Stunde schleppen können.
Der Dampfer kann eventuell ohne Planken sein. Steuerung wegen der scharfen Kurven
möglichst intensiv. Deck oder Kabinen sind nicht nötig, müßten aber bei der
Tiefgangsberechnung in Betracht gezogen werden.
Die Angelegenheit ist der Beachtung der deutschen Schiffsindustrie wert, weil
gerade für Fahrzeuge der benötigten Art ein Bedarf auch sonst auf den
Nebenflüssen des Paraguaystromes fraglos vorhanden ist. Angebote sind mit
tunlichster Beschleunigung unmittelbar oder durch Vermittelung des Kaiserl.
Deutschen Konsulats in Asuncion an Herrn Hoffmann in Nueva Germania, Paraguay,
zu richten.
Verschiedenes.
Belgien. Lieferung von Bedarfsgegenständen für die
Telegraphenverwaltung, u.a. Schalter, Stöpsel, Gabeln, Glocken, Knöpfe,
Gegenstromrollen, Taster, Empfänger, Milliamperemeter, Klopfer, Glocken,
Schalter mit Schauzeichen, Röhren mit Schmelzdraht. 4 Lose. 3. Januar 1912, 11
Uhr, Börse in Brüssel. Gesamtsicherheitsleistung 8275 Fr. Lastenheft vom Bureau
des adjudications in Brüssel, rue des Augustins 15.
Textabbildung Bd. 327
Belgien. Verschiedene Lieferungen für den
Elektrizitäts- und Wasserleitungsdienst im Jahre 1912. Angebote bis
spätestens 5. Januar an die Administration communale de Marcinelle (Hennegau).
Lastenheft vom Stadtsekretariat.
Serbien. Verschiedene Absatzgelegenheiten anläßlich der
Anlage eines neuen Donauhafens bei Prahowo. Für den neuen serbischen
Hafen bei Prahowo sind unter anderem folgende Anlagen geplant: Kaimauern, 38
Betonbrücken, Straßen-, Trinkwasser- und Feuerlöschanlagen, Elektrizitätswerk
zum Betrieb der Hafeneinrichtungen und zur Beleuchtung, Einrichtung der Straßen-
und Hafenbeleuchtung, Ladekrane zu 1,5–5 t Tragfähigkeit, Wasserkrane,
verschiedene Wagen und „Chromos“ (zum Füllen von Getreidesäcken),
Rettungseinrichtungen (Kähne und Gürtel), Eisenbahngleise und
Rangiervorrichtungen, Lokomotive, Ponton samt Brücke für Personendampfer, große
eiserne Lagermagazine (wie im Hafen von Genua), Restaurations-, Stations- und
verschiedene Verwaltungsgebäude, Wohn- und Arbeiterhäuser, 1 Hotel, Post- und
Telegraphenamt, Lokomotivschuppen, Eiskeller usw.
Deutsche Interessenten sollten sich beizeiten die Unterstützung eines
zuverlässigen Vertreters, in Belgrad sichern. Das Kaiserlich Deutsche Konsulat
in Belgrad ist zur kostenfreien Nennung geeigneter Vertreter stets bereit.
Näheres, sowie Pläne und Kostenanschläge beim Reichsanzeiger.
Bulgarien. Neue Donauhäfen. Im Januar 1912 werden
Offertverhandlungen für den Ausbau der Hafenanlagen in Silistria, Tutrakan und
Lompalanka ausgeschrieben werden. (Bulgarische Handelszeitung.)
Rußland. Um den Seehandel des Nikolajewschen Hafens zu erleichtern, hat das Ministerium für Handel
und Industrie die Vertiefung des Zuganges zum Hafen
von der Seite des Schwarzen Meeres her für notwendig befunden und ein
entsprechendes Projekt bei der Reichsduma eingebracht. (Wochenbericht des
russischen Finanzministeriums.)
Norwegen. Lieferung von 96400 kg Zylinderöl. 12.
Januar 1912, 3 Uhr. Norwegische Staatsbahnen in Kristiania. Versiegelte Angebote
mit der Aufschrift „Cylinderolje“ werden im Expeditionsbureau der
Eisenbahnverwaltung in Kristiania, Jernbanetorvet 8–9, entgegengenommen.
Bedingungen im Bureau des Direktors der Maschinenabteilung daselbst. Vertreter
in Norwegen notwendig.
Argentinien. Molenbau. Die Regierung hat beschlossen,
in Comodoro Rivadavia zum Abladen der für die Ausbeutung der dortigen
Petroleumquellen erforderlichen Materialien Molen zu bauen. (Daily Consular and
Trade Reports.)
Chile. Das Projekt betreffend die Anlage einer Wasserleitung und Kanalisation in Tocopilla ist
vom Departement für öffentliche Arbeiten genehmigt worden. Die Kosten sind
785000 $ veranschlagt. (Bulletin of the Pan American Union.)
Venezuela. Absatzgelegenheit für Motorfahrzeuge. Das
Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Caracas hat den Herren Leopoldo Paz
Garcia und Luis Duarte (Wohnorte nicht genannt) die Konzession (für 30 Jahre)
erteilt, zwischen Valencia und Nirgua bezw. nach Montalbán einen
Motorwagen-Verkehr für Passagier- und Güterbeförderung einzurichten, Das
erforderliche Wagenmaterial darf zollfrei eingeführt werden. (The Board of Trade
Journal.)
––––––––––
☞ Der beigefügte Prospekt der Firma Nollesche Werke,
Weissenfels a. S., empfehlen wir der geneigten Beachtung unserer Leser
bestens.
Textabbildung Bd. 327