Titel: | BÜCHERSCHAU. |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, Miszellen, S. 80 |
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BÜCHERSCHAU.
Bücherschau
Hilfsbuch für
Elektropraktiker. Zwei Bände. Band I: Schwachstrom, Band II: Starkstrom.
Von H. Wietz und C. Erfurth.
Zwölfte verbesserte Auflage von C. Erfurth und B. Koenigsmann. Leipzig. Hachmeister & Thal. Preis
für einen Band geb. M 2,50, beide Teile zusammen in Taschenformat geb. M
4,50.
Die neue mit 600 Abbildungen versehene Auflage des in Fachkreisen geschätzten Buches
zeigt wesentliche textliche und illustrative Verbesserungen. Die einzelnen Kapitel
sind durch zahlreiche Winke aus der Praxis bereichert. Der erste Band behandelt die
Schwachstromtechnik: die galvanischen Elemente, Leitungen, Telegraphie, Telephonie,
elektrische Uhren, elektrische Minen- und Motorzündung, elektrische
Gasfernzündungen, elektrische Notbeleuchtung, Galvanotechnik und Blitzableiter. Der
zweite Band enthält alles wichtige über Starkstromerzeugung und -verwertung:
Dynamomaschinen, Umformer, Akkumulatoren, Nebenapparate, Beleuchtungsapparate,
elektrisches Kochen und Heizen, Anlage der Leitungen, Montage von Kraftanlagen und
ihre Projektierung. In klar verständlichen knappen Worten gibt das Buch einen nahezu
erschöpfenden Ueberblick über das gesamte Gebiet der Stark- und Schwachstromtechnik
für die Praxis, wobei von theoretischen Erörterungen Abstand genommen ist. Die
vorliegende zwölfte Auflage des Buches kann nur bestens empfohlen werden.
Wendt.
Die Bearbeitung des Glasesauf dem Blasetische. Von D.
Djakonow und W. Lermantoff. Zweite Auflage. 196
Seiten. Berlin 1911. R. Friedländer & Sohn. Preis geh. M 6, geb. M 7,–.
Der Prozeß des Glasformens wird in der Einleitung kurz skizziert. Sodann folgt eine
Besprechung verschiedener Gebläse und weiterhin eine Charakteristik der zu
verwendenden Glasmaterialien. Von Sachkenntnis und genauer Beobachtung zeugt das
Kapitel über die verschiedenen Handgriffe bei der Arbeit. Das Kapitel über die
Anfertigung ganzer Apparate scheint mir dagegen etwas weniger gut gelungen zu sein.
Hier wäre eine Bereicherung der Beispiele wünschenswert (z.B. Kühlschlange,
Wasserstrahlpumpe, Thermoregulator), vielleicht auf Kosten da und dort gegebener
allgemeiner Erörterungen. Im Schlußkapitel des Buches wird die Herstellung und
Prüfung von Thermometern ausführlich besprochen. Dem Anfänger kann das Buch als
zuverlässiger Ratgeber empfohlen werden; aber auch der Geübtere wird darin manches
Wissenswerte finden.
W. D. Treadwell.
Praktische Mathematik. I. Teil:
Graphisches und numerisches Rechnen. Von R. Neuendorff.
Mit 69 Figuren und 1 Tafel. Leipzig 1911. B. G. Teubner. Preis geh. M 1,–, geb. M
1,25.
Von der Ueberzeugung durchdrungen, daß die Anforderungen an das mathematische Wissen
in zahlreichen Berufen fortwährend wachsen, hat der Verfasser in
Volkshochschulkursen in Kiel das Interesse an der Mathematik zu wecken gesucht
und veröffentlicht hier seine Vorträge. Er bespricht die graphische Darstellung,
Flächen- und Körpermessung, das verkürzte Rechnen, die Benutzung mathematischer
Tabellen, des Rechenschiebers und der Rechenmaschinen.
Der Vortrag ist klar, die Auswahl des Dargebotenen im allgemeinen zubilligen;
vielleicht hätte d'Ocagnes Nomographie etwas eingehender behandelt werden können.
Das Beispiel zur Erläuterung des graphischen Fahrplans ist allerdings völlig
verunglückt.
Berlin.
P. Schafheitlin.
Les matières cellulosiques,
textiles naturels et artificiels, pates a papier et papiers. Von Francis J. G. Beltzer et Jules
Persoz. Paris et Liège 1911. Ch. Béranger. Preis Fr. 7,50.
Das Buch zeigt die didaktische Klarheit, welche man trotz des Hochstandes der
deutschen wissenschaftlichen Literatur, dennoch als ein hervorstechendes Kennzeichen
gerade vieler französischer Lehrbücher bezeichnen kann. Uns ist dafür größere
Gründlichkeit in Zitaten und anderen Quellenangaben eigen. Um ein Beispiel
anzuführen: Auf S. 4 heißt es in Sperrdruck: Le degré de polymerisation des
celluloses est indéterminé. Das ist nicht mehr richtig, seit Bumcke und Wolffenstein nachgewiesen haben, daß
mindestens zwölf Komplexe C6H10O5 im Molekül der
Zellulose vereinigt sind. Auch einige andere Literaturangaben fehlen, im übrigen
aber sind ältere und neuere Arbeiten, die gerade auf diesem Gebiete nicht immer
leicht zugänglich sind, in sehr willkommener Weise zusammengestellt. Im einzelnen
bringt das Buch etwa folgendes: I. Teil: Allgemeine Eigenschaften der normalen
reinen Zellulose. Zellulosehydrate, Hydro-, Oxy- und Hemizellulosen. Ligno-, Pecto-,
muco-, adipo- und Cutozellulosen. Im Rahmen der durch diese Ueberschriften
definierten Kapitel werden die Baumwolle, das Mercerisieren und Lösen der Zellulose,
künstliche Seide, Jute, Holzfasern, Stroh, Lein, Hanf, Ramie, Kork u.a. von rein
wissenschaftlichem und vom technischen Standpunkt aus behandelt. Der zweite Teil
bringt eine ebenfalls vortreffliche Darstellung des Papiers und der Methoden zu
seiner Prüfung.
Das Werk erinnert in seiner knappen und doch in die Tiefe gehenden Darstellung an die
bekannte Monographie von Croß und Bevan. Es tritt diesem jetzt schon einige Jahre alten Werke ergänzend und
dem neuesten Stande der Materie entsprechend zur Seite. Die Abbildungen weisen zum
Teil eine etwas zu dunkle Schraffierung auf, sind aber von großer Plastizität und
Anschaulichkeit. Das gilt insbesondere von der Wiedergabe mikroskopischer
Faseraufnahmen. Alles in allem ist das Buch eine wertvolle Bereicherung der
technologischen Literatur, und die Verfasser haben in vollem Umfange die Aufgabe
erfüllt, die sie sich in der Vorrede stellen: allen denen einen Wegweiser zu geben,
die auf dem schwierigen Gebiet der Zellulose arbeiten wollen.
A. Binz.
BEI DER REDAKTION EINGEGANGENE BÜCHER.
Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. Von Dr. Freiherr
von Röll, Sektionschef im k. k. Oesterreichischen
Eisenbahnministerium, in Verbindung mit zahlreichen Eisenbahnfachmännern. Zweite,
vollständig neu bearbeitete Auflage. Mit zahlreichen Figuren und Tafeln. 3. und 4.
Lieferung. Berlin und Wien 1911. Urban &
Schwarzenberg. Preis jeder Lieferung M 1,60. Die Chemie
in der Rechtspflege. Leitfaden für Juristen, Polizei- und Kriminalbeamte
usw. Von Professor Dr. M. Dennstedt, Direktor des
Chemischen Staatslaboratoriums in Hamburg. Mit 151 Figuren und 27 Tafeln. Leipzig
1910. Akad. Verlagsges. m. b. H. Preis geh. M 18,–, geb. M 20,–.
EINGESANDT.
Unsere Kolonialwirtschaft und die deutsche
Metall- und Maschinen-Industrie.
Bei der vor kurzem stattgehabten Herbsttagung der Technischen Kommission des
Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees gab zunächst der Vorsitzende Karl Supf mit Bezug auf die Marokko-Kongo-Verhandlungen
die Erklärung ab, es liege nicht im Wesen des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees,
kolonialpolitische Agitation und Polemik zu treiben. Nach Abschluß des
Marokko-Kongo-Vertrages erachte es das Komitee als seine Pflicht, mitzuarbeiten an
der Aufgabe, die neu erworbenen Gebiete im Interesse der heimischen Volkswirtschaft,
insbesondere für Handel und Industrie, nutzbar zu machen und zunächst der Frage
einer Motorschiffahrt auf dem Kongo und seinen Nebenflüssen sein Interesse
zuzuwenden.
Die Versammlung gedenkt dann der Verdienste des bisherigen Staatssekretärs von Lindequist um die wirtschaftliche Entwicklung unserer
Kolonien und insbesondere der tatkräftigen Förderung, welche er den gemeinnützigen
Arbeiten des Komitees hat zuteil werden lassen.
Die Tagesordnung umfaßte u.a. folgende Gegenstände:
Die Motorschiffahrt in den tropischen Kolonien (Ref. Dr.-Ing. h. c. R. Diesel-München), die drahtlose Telegraphie mit und in
den Kolonien (Ref. die Direktoren der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie Graf
von Arco und H.
Bredow-Berlin), das wassertechnische Projekt der Mkattasteppe (Ref. Geh.
Oberbaurat Schmick und Ingenieur Boos-München), Kolonial-Maschinenbau (Ref. Dr. Gustav Fischer, Professor an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin,
Dahlem). Ausführliche Mitteilungen über diese Referate folgen.
Ueber einen Zusammenschluß der Metall- und Maschinenindustrie mit dem
Kolonial-Wirtschaftlichen Komitee erstattete Generaldirektor Dr.-Ing. h. c. von Oechelhaeuser-Dessau ein interessantes Referat, dem
wir auszugsweise folgendes entnehmen:
Den Beweis der Entwicklungsfähigkeit unserer Kolonien liefert die fortgesetzt
wachsende Ein- und Ausfuhr. Im Jahre 1910 betrug die Einfuhr an Metallen und
Metallwaren nach den deutschen Kolonien in Afrika und der Südsee etwa 33 Millionen
Mark, an Maschinen für Landwirtschaft, Industrie und Transport etwa 7 Millionen
Mark, insgesamt etwa 40 Millionen Mark; die Einfuhr über den Hafen von Tsingtau an
Waren fremden – nicht chinesischen – Ursprungs betrug über 50 Millionen Mark. Den
Verkehr mit den deutschen Kolonien in Afrika und der Südsee vermitteln die Deutsche
Ost-Afrika-Linie, Hamburg-Amerika-Linie, Hamburg-Bremer Afrika-Linie, Woermann-Linie
und der Norddeutsche Lloyd mit insgesamt 86 Dampfern mit rund 370000 Registertons;
den Verkehr mit Tsingtau unterhalten die Reichs-Postdampfer. Das gesamte
Schiffsmaterial ist fast ausschließlich Erzeugnis des heimischen Gewerbefleißes.
Für den Verkehr in den Kolonien, für Hafen-, Berg- und Wasserbau, landwirtschaftliche
und industrielle Betriebe kommen an Fabrikaten der Metall- und Maschinen-Industrie
in Betracht:
Lokomotiven, Eisenbahngüter- und Personenwagen, Feld- und Eisenbahnschienen,
Feldbahnwagen, Dampfschiffe, Motorboote und Leichter für die großen Seen und Flüsse,
Automobile, Seilbahnen, Straßenwalzen, Fahrräder, Material für Telegraph und
Telephon, Bagger. Dampfkräne, elektrische Kräne, Hebezeuge, Maschinen für
Bergbaubetriebe, Bohrapparate, Pumpen aller Art, Material für Rohrleitungen,
Eisen-, Messing- und Kupferdraht, Zaundraht, Stacheldraht, Drahtgewebe, Drahtstifte,
Schrauben, elektrische Anlagen, Eisenwaren und Baumaterialien, Wellblech,
Eisenkonstruktionen, Trägereisen, Brücken, Wagen, Material für Tropenhäuser,
Geldschränke, Nähmaschinen, ärztliche Instrumente. Emaillewaren, Lokomobilen,
Dampfmaschinen, Gasmotoren, Benzin-, Petroleum-, Oel-, Wind- und Elektromotoren,
Wasserturbinen, Dampf- und Motorpflüge, Göpel, Dreschmaschinen, landwirtschaftliche
Geräte, Pflüge, Eggen, Kultivatoren, Mähmaschinen, Drillmaschinen, Hauer, Schaufeln,
Aexte, Werkzeuge für Schmiede, Schlosser, Tischler, Maurer, Sattler usw,
Baumwollentkörnungsmaschinen, Ballenpressen, Hanfentfaserungsmaschinen,
Wasserreinigungs- und Kondensationsanlagen, Trockenhäuser und Trokkenapparate,
Einrichtungen für Brauereien, Brennereien und Mineralwasserfabriken, Maschinen für
Zementindustrie, Sandsteinmaschinen Dampfwäschereieinrichtungen, Eis- und
Kältemaschinen, Gerbereimaschinen, Einrichtungen für Sägewerke, Holzwoll- und
Holzbearbeitungsfabriken, Kaffeepulver, Kautschukwalzwerke,. Mühlen für Getreide,
Oelmühlen und Pressen, Reismühlen, Buchbinderei-, Buch- und
Steindruckereieinrichtungen, Einrichtungen für Trockenanlagen, Hoteleinrichtungen,
Einrichtungen für Schälereianlagen, Molkereieinrichtungen,
Seifenfabrikationseinrichtungen, Tabak-, Zigarren- und Zigarettenmaschinen,
Zerkleinerungsmaschinen, Ziegeleimaschinen, Zuckerrohrwalzwerke.
Ein vitales koloniales Interesse der Metall- und Maschinen-Industrie besteht ferner
in der gesunden Weiterentwicklung unserer gesamten heimischen Industrie, die
großenteils hinsichtlich ihrer Rohstoffversorgung unter einer verhängnisvollen
Abhängigkeit vom Auslande leidet. Bei einer Gesamteinfuhr Deutschlands im Jahre 1910
von etwa 9 Milliarden Mark betrug die Einfur an kolonialen Rohstoffen und Produkten,
hinsichtlich deren Bezug wir auf das Ausland angewiesen sind, die Hälfte, nämlich
etwa 4½ Milliarden Mark. Die Ziffern der Einfuhr in Deutschland (und Ausfuhr aus den
Kolonien) betragen:
Mineralische Rohstoffe und Metalle Mark 1319264000,– (M 39531000,–), Tierische
Produkte (außer Wolle) M 824753000,– (M 6374000,–), Rohbaumwolle M 560900000,– (M
1208000,–), Wolle (roh und gekämmt) M 469400000,– (M 52000,–), Sonstige Faserstoffe
M 138531000,– (M 4251000,–), Oelrohstoffe M 304252000,– (M 14983000,–), Kautschuk
und Guttapercha M 270400000,– (M 18493000,–), Tropische Hölzer und Gerbstoffe M
33000000,– (M 617000,–), Tropische Nahrungs- und Genußmittel M 564000000,– (M
4491000,–). Einer Gesamteinfuhr dieser kolonialen Rohstoffe und Produkte in
Deutschland von M 4484500000,– steht also eine Ausfuhr der gleichen Produkte aus den
deutschen Kolonien von nur M 90000000,– gegenüber.
Dieser Vergleich zeigt, daß unsere Kolonien vorläufig nur einen kleinen Teil des
Bedarfs Deutschlands an kolonialen Rohstoffen und Produkten zu decken vermögen. Es
ist aber dabei zu berücksichtigen, daß unsere Kolonialwirtschaft erst im Anfang der
Entwicklung steht, und fortgesetzt im Auge zu behalten, daß jede Million Mark an
Rohstoffen und Produkten aus den eigenen. Kolonien einen Zuwachs unseres
Nationalvermögens bedeutet!
In seinem Appell an die Metall- und Maschinen-Industrie betont der Referent, daß nur
planmäßige und einmütige Arbeit auch der deutschen Technik ein lohnendes Arbeitsfeld
in den Kolonien eröffnen und der deutschen Industrie neue sichere Gebiete für ihre
Rohstoffversorgung und für den Absatz ihrer Erzeugnisse erschließen kann.
WIRTSCHAFTLICHE RUNDSCHAU.
Die Verkehrseinnahmen der deutschen
Eisenbahnen
(Nachdruck verboten!)
blichen zwar im Dezember hinsichtlich des Güterverkehrs
hinter dem Vormonat etwas zurück, zeigten aber immerhin gegenüber dem
Vergleichsmonat des Vorjahrs eine Zunahme. Zudem dürfte ein erheblicher Teil des
Ausfalls auf die in diesem Monat fallenden Feiertage zurückzuführen sein. Nach
der im Reichseisenbahnamt aufgestellten Uebersicht betrug die Gesamteinnahme der
deutschen Eisenbahnen im Dezember 1911 215510169 M, wovon 62082778 M auf den
Personen- und 153427391 M auf den Güterverkehr entfielen. Gegenüber dem
Vergleichsmonat des Vorjahres ergibt sich eine Steigerung von 10515791 M, und
zwar 4314737 M im Personen- und 5701054 M im Güterverkehr. Die Gesamtlänge der
Bahnen betrug 53153,55 km, d. i. 738,43 km mehr gegen das Vorjahr. Machstehende
Uebersicht gibt zum Vergleich die Verkehrsziffern der deutschen Eisenbahnen in
den Jahren von 1904 bis 1911. Es betrugen die hinnahmen aus dem
Personenverkehr
Güterverkehrin Millionen Mark
Insgesamt
1904
572,0
1278,9
1852,0
1905
605,1
1344,2
1949,4
1906
652,4
1434,3
2146,7
1907
670,9
1586,0
2256,9
1908
690,4
1557,4
2247,8
1909
720,9
1599,7
2320,7
1910
778,9
1713,4
2492,3
1911
820,2
1853,0
2673,2
Die Steigerung von 1910 auf 1911 beträgt also 180,9 Mill. M. Eine stärkere
Zunahme war nur im Jahre 1906 zu verzeichnen. Seit dem Jahre 1904, das als
Korrespondenzjahr für 1911 in der letzten Hochkonjunkturperiode gelten kann,
sind die Verkehrseinnahmen der deutschen Eisenbahnen um 821,2 Mill. M
gestiegen.
Eisenmarkt im russischen Donezgebiete im Dezember
1911.
Das Kaiserliche Konsulat in Charkow berichtet unter dem 4. Januar 1912:
Die Lage des Charkower Eisenmarkts zeigte im Monat Dezember 1911 keine
Veränderung.
Die Eisenwerke sind noch mit Bestellungen aus den früheren Monaten so überhäuft,
daß sie keine neuen Aufträge annehmen konnten.
Die Preise zeigten daher weitere Tendenz zu steigen. Insbesondere hat sich der
Preis für Draht infolge der wachsenden Nachfrage um 10 Kopeken für das Pud
erhöht. Auch im Dachblech machte sich der Mangel an Vorräten im Dezember noch
fühlbarer, was eine Preissteigerung für südliches Eisen um 10 bis 15 Kopeken für
das Pud zur Folge hatte.
Die Marktlage in Sorteneisen und anderen Erzeugnissen des Syndikats Prodameta ist
eine abwartende, da man eine baldige Auflösung des Syndikats für wahrscheinlich
hält.
Textabbildung Bd. 327
Jedoch, selbst wenn die Auflösung des Syndikats eintreten sollte, was nach
den letzten Nachrichten über die Anknüpfung neuerlicher Verhandlungen unter den
bisherigen Syndikatsmitgliedern doch zweifelhaft erscheint; so wird ein
Preisrückgang keinesfalls eintreten, da die Nachfrage stets größer wird.
Ueber die Preise im einzelnen im Dezember 1911 gibt nachstehende Tabelle
Auskunft:
En Gros-Preise
Einzelpreise
LokoFabrik
CharkowerGebiet oderCharkow
auf d. Nieder-lage inCharkow
Kopeken pro
Pud
Roheisen, südlich Nr. 1
75–80
–
95–98
„ Ural
60–65
–
–
„ bearbeitetes, südlich.
–
–
–
„ „ , Ural
53–58
–
–
Ferromangan
190–195
–
–
Sorten- und Bandeisen
–
145–150
163–168
Knüppel, gegossen
keine Vorräte
–
–
z. Anbieten
„ gepreßt
desgl.
–
–
Luppen
desgl.
–
–
Draht von 5–11 mmGrundpreise, Zuschlagszahlungen laut Preisliste; für
Massenspezifikationen Skonto 2–4 Kop.
115–120
–
–
Schienen für Grubenbahnen (Ge- wicht bis 10
Pfund)Grundpreise, Zuschlagszahlungen laut Preisliste; für
Massenspezifikationen Skonto 2–4 Kop.
–
145–150
168–173
ReservoirblechGrundpreise, Zuschlagszahlungen laut Preisliste; für
Massenspezifikationen Skonto 2–4 Kop.
–
160–165
175–180
En Gros-Preise
Einzelpreise
LokoFabrik
CharkowerGebiet oderCharkow
auf d. Nieder-lage inCharkow
Kopeken pro
Pud
Universalblech, Breite 8 u. mehrGrundpreise, Zuschlagszahlungen laut
Preisliste; für Massenspezifikationen Skonto 2–4
Kop.
–
160–165
175–180
Schach- (Würfel) BlechGrundpreise, Zuschlagszahlungen laut
Preisliste; für Massenspezifikationen Skonto 2–4
Kop.
–
160–165
175–180
Dachblech, Ural, 10 Pf. I. Sorte
–
235–240
250–255
„ „ 10 Pf. II. Sorte
–
230–235
245–250
„ südlich 10 „
190–210
220–225
235–240
Träger:Grundpreise, Zuschlagszahlungen laut Preisliste; für
Massenspezifikationen Skonto 2–4 Kop.
Profil von 80–320 mm
–
145–149
185–195
„ mehr als 320 mm
–
150–154
195–203
SchwellenGrundpreise, Zuschlagszahlungen laut Preisliste; für
Massenspezifikationen Skonto 2–4 Kop.
–
151
185–195
Schienen:
Für Eisenbahnen
112
–
–
Ausschuß nach Inspektion von 32–18 Pf.
76–110
–
–
Gußeiserne Muffenrohre für Wasser- leitungGrundpreise, Zuschlagszahlungen laut Preisliste; für
Massenspezifikationen Skonto 2–4 Kop.
145–160
165–175
185–195
Messerwaren- und Werkzeug-Industrie der Vereinigten
Staaten von Amerika.
Durch die Zensusaufnahme für 1909 wurden (im Vergleiche mit 1904) für die
Messerwaren- und Werkzeug-Industrie der Vereinigten Staaten von Amerika folgende
Summen ermittelt:
Anzahl der Betriebe 959 (838), Zahl der besoldeten Beamten 3351 (1989),
Durchschnittszahl der Lohnarbeiter
Textabbildung Bd. 327
32996 (26188) ferner m 100 $: angelegtes Kapital
67380 (43729), Materialkosten 18279 (13278), gezahlte Gehälter 4182 (2333),
gezahlte Löhne 17581 (13125), verschiedene Ausgaben 5497 (4232), Wert der
Erzeugnisse 53266 (39022), Werterhöhung des Materials durch die Verarbeitung
34987 (25744).
(Nach Bradstreet's.)
Verwendbarkeit der Kohle zur Herstellung von Eisen und
Stahl in Transvaal.
Das Kaiserl. Konsulat in Pretoria berichtet:
Gelegentlich des Besuchs des bekannten Londoner Ingenieurs F. W. Harbord sind
einige Sorten Kohlen des Transvaals untersucht worden, um deren Verwendbarkeit
für eine im Transvaal zu gründende Eisen- und Stahlindustrie festzustellen.
Die Ergebnisse sind in einem vom Department of Mines veröffentlichten Blaubuche
enthalten.
Ein Exemplar dieses Blaubuchs „Coking Tests of Transvaal Goals“ (U. G. 41
1911) liegt während der nächsten Woche im Bureau der „Nachrichten für Handel,
Industrie und Landwirtschaft“, Berlin W. 8, Wilhelmstraße 74 III, im
Zimmer 154 zur Einsichtnahme aus und kann nach Ablauf dieser Frist inländischen
Interessenten auf Antrag für kurze Zeit übersandt werden. Die Anträge sind an
das genannte Bureau zu richten.
Ausfuhr von Manganerz aus Britisch-Indien während des
1. Halbjahres des Fiskaljahres 1911/12 (1. April bis 30. September 1911).
Es wurden verschifft nach Häfen in dem erwähnten Zeitraum:
1910
1911
Quantitätin cwt.
Wertin Rupien
Quantitätin cwt.
Wertin Rupien
England
2151583
1615980
1230680
1125670
Deutschland
14
40
106000
91000
Holland
114000
85500
338000
253500
Belgien
1644005
1474154
1393500
1165173
Frankreich
805799
745661
1333920
1107972
Ver. Staaten von Amerika
1719600
1172380
1341700
899775
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Insgesamt
6435001
5093715
5743800
4643490
Ausschreibungen und Projekte.
Mineralien. Metalle.
Maschinen.
Niederlande. Lieferung von 550000 kg Koks, 10000 kg Anthrazit
und 400 Bündeln Eichenholz. 9. Februar, Direktion des
Staatsmuseums in Amsterdam. (Moniteur des Intérêts Matériels.)
Bulgarien. Lieferung von Gußeisen für die
Staatsbahnen. 30. Januar (12. Februar) 1912, Kreisfinanzverwaltung in Sofia.
30400 Fr. Sicherheitsleistung 520 Fr. Lastenheft und Verzeichnis (Nr. 224)
liegen in der Materialienabteilung
Textabbildung Bd. 327
der Generaldirektion der bulgarischen Eisenbahnen in
Sofia und bei den bulgarischen Handelskammern aus. (Bulgarische
Handelszeitung.)
Bulgarien. Lieferung von 3000 Wassermessern.
Bürgermeisteramt der Stadt Varna, 4./17. Februar 1912, nachm. 4 Uhr. Anschlag
120000 Fr. Sicherstellung 6000 Fr. Zugelassen werden nur Spezialfabriken für
Wassermesser, deren Apparate in europäischen Großstädten längere Zeit in
Gebrauch sind. Die Verdingungsunterlagen (in bulgarischer Sprache) können vom
Städtischen Wasserversorgungs- und Kanalisationsbureau in Varna für 1 Fr.
bezogen werden. Näheres auch beim Kais. Deutschen Konsulat in Varna.
Eisenbahnmaterial.
Oesterreich-Ungarn. Lieferung von Radbandagen. 8.
Februar, Direktion der bosnisch-herzegowinischen Bahnen. (Bulletin
Commercial.)
Bulgarien. Lieferung von 15 fünfachsigen
Güterlokomotiven. 16. Februar 1912, Generaldirektion der bulgarischen
Staatseisenbahnen in Sofia. Anschlag 1200000 Fr. (Bulgarische
Handelszeitung.)
Brasilien. Neue Eisenbahnbauten. Zur Erweiterung der
Zentralbahn sind dem Ministerium der Wege und öffentlichen Arbeiten neue Kredite
bewilligt worden, und zwar 300000 Milreis für die Strecke Itacurussá–Angra und
900000 Milreis für die Ausdehnung der Zentralbahn in der Richtung auf Montes
Claros. (The Board of Trade Journal.)
Chile. Die „Dirección de Obras Públicas“ in
Santiago ist ermächtigt worden, Angebote auf Lieferung von
7 15½ t-Lokomotiven, 4 8,7 t-Lokomotiven, 12 Personenwagen und 24
Güterwagen einzufordern. (The Board of Trade Journal.)
Verschiedenes.
Aegypten. Verkauf von Altmaterial. Aegyptische
Staatseisenbahnen und -Telegraphen in Kairo, 6. März 1912, vorm. 10 Uhr.
Lastenheft in französischer und englischer Sprache beim Reichsanzeiger. Ein
Exemplar kann inländischen Interessenten auf Antrag für kurze Zeit übersandt
werden. Die Anträge sind an das Bureau der „Nachrichten für Handel, Industrie
und Landwirtschaft“, Berlin W. 8, Wilhelmstraße 74 III, zu richten.
Oesterreich-Ungarn. Die Stadtgemeinde und das Komitat
Temesvar gedenken eine Zuckerfabrik zu errichten. An
der Finanzierung nehmen die Pester Kommerzialbank und die Ungarische Eskompte-
und Wechselbank Anteil. (Oesterreichischer Zentral-Anzeiger für das öffentl.
Lieferungswesen.)
Oesterreich-Ungarn. Anlage von Wasserleitungen. a) In
Temesvar. 20. Februar 1912, Munizipalausschuß. Zur Vergebung gelangen: 1.
Lieferung der nötigen Materialien (Röhren, Feuerröhren, Riegel usw.); 2. Bau der
Brunnenanlagen; 3. Bau des Turmbassins; 4. Einrichtung der Enteisenungsanlage,
b) In Brezinka (pol. Bez. Münchengrätz). Der Voranschlag beträgt 45 000 K.
Pläne, Voranschläge und Bedingungen können beim Gemeindeamt in Brezinka
eingesehen werden, woselbst Angebote bis zum 29. Februar 1912 entgegengenommen
werden. Die Kaution von 2000 K ist vor dem Offerttermin beim Gemeindeamt
Brezinka (Bürgermeister Josef Peterka) zu hinterlegen. (Oestereichischer
Zentral-Anzeiger für das öffentl. Lieferungswesen.)
––––––––––
☞ Die heutige Nummer enthält eine Beilage betreffend Dampfarmaturen der Firma C. F. Scheer & Cie
G. m. b. H., Feuerbach-Stuttgart, die wir der geneigten Beachtung
unserer Leser bestens empfehlen.
Textabbildung Bd. 327