Titel: | BÜCHERSCHAU. |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 687 |
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BÜCHERSCHAU.
Bücherschau
Oelmotoren in Viertakt- und
Zweitaktbauart. Von Ingenieur H. Häder. I. Band:
Entwerfen und Berechnen der Leichtöl-, Glühkopf- und Hochdruckmotoren. Mit 460
Figuren. Preis geb. M 5,–. II. Band: Normalien, Rechnungsbeispiele und Zeichnungen
für Leichtöl-, Glühkopf- und Hochdruckmotoren (Diesel u.a.). Otto Hader, Wiesbaden.
Preis geb. M 13,50.
Das Werk bildet ein weiteres Glied in der Reihe von Häders
Hilfsbüchern für Maschinenbau.
Die Oelmotorenindustrie hat in den letzten Jahren ein geradezu beispielloses
Aufblühen zu verzeichnen gehabt. Viele Firmen haben sich in der Erkenntnis, daß dem
Oelmotor eine große Zukunft bevorsteht, diesem Arbeitsgebiet zugewendet. Die
literarischen Hilfsquellen, welche dem Konstrukteur von Oelmaschinen zur Verfügung
stehen, sind aber immer noch sehr beschränkt. Nur für das Spezialgebiet der
Leichtölmotore existierten bis jetzt eine Anzahl mehr oder minder guter
Nachschlagewerke, während man für das Gebiet der Rohölmotoren bis vor kurzem
großenteils auch einzelne Veröffentlichungen in Zeitschriften angewiesen war. Jedes
neue Werk, das auch den Rohölmotoren etwas eingehendere Beachtung schenkt, ist daher
dankbar zu begrüßen, auch wenn es in seiner Art noch nichts Vollkommenes
darstellt.
Häder behandelt in der von seinen früheren Werken her
bekannten Art, die Materie in kurzer leichtfaßlicher Form. Der erste Teil besteht
aus 263 Kapiteln, in denen alles Wissenswerte für den angehenden Motorenkonstrukteur
zusammengefaßt ist. Der Fachmann freilich findet, sofern er die Literatur der
letzten Jahre aufmerksam verfolgt hat, kaum etwas Neues in dem Werk, doch kann es
auch ihm zum gelegentlichen Nachschlagen bestens empfohlen werden.
Wenn wir den Zweck des Werkes recht verstehen, so soll es dem jungen Konstrukteur
eine Anleitung beim Entwerfen von Oelmotoren geben, indem es ihm bewährte
Konstruktionen und Konstruktionseinzelheiten vor Augen führt und ihm praktische
Daten bietet.
Dieser Zweck ist mit dem Werk vollkommen erreicht worden; doch hat sich der Verfasser
unserer Ansicht nach sein Ziel nicht weit genug gesteckt. Wir möchten wünschen, daß
bei späteren Auflagen des Werkes auch die wissenschaftliche Seite der
Konstruktionstätigkeit nicht so ganz stiefmütterlich behandelt würde. Es muß
unbedingt verlangt werden, daß in einem Werk, das den Anspruch erhebt, ein Lehrbuch
zu sein, auch die Festigkeitsverhältnisse, Massenbeschleunigungen,
Zustandsänderungen u.s.f. rechnerisch verfolgt bezw. an Hand graphischer
Darstellungen dem Verständnis nähergebracht würden.
Sonst greift zu leicht bei dem jungen Konstrukteur die Ansicht Platz, daß es auf alle
diese Dinge nicht ankomme. Er verfällt allzu leicht in den Fehler, daß er nach
Rezepten konstruiert.
Es ist wohl anzunehmen, daß nur der Mangel an Zeit bei dem vorliegenden Werk dieses
Versäumnis entstehen ließ, das um so mehr entschuldbar ist, als der neue Häder tatsächlich eines der ersterschienenen Bücher
auf dem neuen Gebiete ist. In diesem Sinne können wir dem Verfasser ruhig die
Anerkennung aussprechen, daß er seine Handbücherserie mit dem vorliegenden Werk um
eine nützliche, in vieler Hinsicht recht brauchbare Arbeit vermehrt hat.
Berlin-Charlottenburg.
Pöhlmann.
Heizung und Heizungsanlagen. Von
Karl Radunz, Ingenieur. Mit 23 Figuren. Leipzig 1912.
Theod. Thomas. Preis M 0,40.
Das Bändchen ist als Nr. 34–35 der „Naturwissenschaftlich-Technischen
Volksbücherei“ erschienen und will auf 104 Seiten eine populäre Darstellung
des großen Gebietes der Heizung und Heizungsanlagen geben. Nach einer Einleitung
folgt eine Behandlung der Brennstoffe, dann der Heizung und Heizungsanlagen mit der
Untereinteilung: Feuerungsanlagen, Heizkörper, Lokalheizung und Zentralheizung. Zum
Schluß sei noch elektrische Heizung, Fernheizung und Naturheizung angeführt. Bei der
Fülle des zu behandelnden Stoffes auf einem so kleinen Raum war es den Verfasser
nicht möglich, alle Fragen zu erörtern, so daß man vieles vermißt, z.B. Vor- und
Nachteile der verschiedenen Heizungsarten, Wirtschaftlichkeit usw. Auch die rein
technischen Erörterungen lassen den Fachmann manche Neuerung vermissen. Trotzdem ist
der Fleiß anzuerkennen, mit dem der Verfasser den reichhaltigen Stoff auf ein
zweckentsprechendes Minimum reduziert hat, so daß man das Bändchen als brauchbare
Einführung empfehlen kann. Auch ist die Behandlung des Stoffes derartig, daß das
Bändchen geeignet ist, den weitesten Kreisen zu nützen.
Gerold.
Vollständige Theorie der Maschinen,
die durch Reaktion des Wassers in Bewegung versetzt werden. Von L. Euler 1754. Herausgegeben von E. A. Brauer und M. Winkelmann.
Ostwalds Klassiker d. ex. Wiss. Nr. 182. Leipzig 1911. W. Engelmann.
Zunächst erscheint es als ein überflüssiges Beginnen, technische Schriften, die vor
1½ Jahrhunderten entstanden, wieder auszugraben. Beim Durcharbeiten des vorliegenden
Werkchens macht sich aber sehr bald der Geist des großen Mathematikers derart
fühlbar, daß man den Entschluß der Herausgeber begreift, diese wahrhaft klassische
Arbeit der weiteren Oeffentlichkeit zugänglich zu machen.
Zum Inhalt kurz folgendes: Euler wird zu seiner Abhandlung
angeregt durch die Konstruktion des bekannten Segnerschen
Wasserrades und entwickelt sie auf der Grundgleichung: Aeußere Kräfte weniger
Beschleunigungskräfte = Reaktionskräfte.
Zur näheren Ausführung teilt er seine Aufgabe in zwölf „Probleme“.
Problem I bis III behandeln im allgemeinen die Beschleunigungen und
Beschleunigungskräfte in einem rotierenden System.
In Problem IV setzt er das Moment der äußeren Kräfte = 0 und findet so in einem
Ausdruck für das Reaktionsmoment seine erste Hauptgleichung, die auch heute noch als
„Eulersche Gleichung“ benutzt
wird. Freilich setzt er noch die Reibungskräfte = 0, die eigentlich an dieser Stelle
einzuführen wären.
In Problem V bis VII behandelt er die Relativbeschleunigungen und die
Relativgeschwindigkeiten der als Druckturbine (d.h. Spaltdruck = 0) ausgebildeten
Reaktionsturbine und kommt zu seiner zweiten Hauptgleichung in einem Ausdruck für
die Relativgeschwindigkeit am Laufradaustritt.
Interessant ist Problem VIII, das sich mit der Anlaufperiode des rotierenden Systems
befaßt und im besonderen ein Zeugnis für die Gründlichkeit der Eulerschen Untersuchungen ablegt.
In Problem IX werden die Eintrittsverhältnisse erörtert, was auf die Erfindung eines
Leitapparates in unserm heutigen Sinne führt.
Problem X zeigt die Berechnungsweise einer neu zu entwerfenden Maschine, wenn
Wassermenge und Gefälle gegeben sind.
Und Problem XI und XII beweisen, daß die angegebene Maschine eine vollkommene ist,
d.h. die Energie des Wassers vollständig in mechanische Arbeit umzusetzen vermag,
wenn man von den Reibungsverlusten absieht.
Zum Schluß sind noch fünf Beispiele vollständig durchgerechnet.
Man sieht, Euler hat seine Aufgabe derart gelöst, daß er
als Vater des Turbinenbaues anzusehen ist und daß seine Entwicklungen mit wenigen
Verbesserungen noch heute angewendet werden können. Erst die jüngste Zeit sucht
einen Schritt über Euler hinaus zu tun, freilich zunächst
ohne wesentlichen praktischen Erfolg.
Die Herausgeber behielten mit sehr geringen Ausnahmen den ursprünglichen Text bei und
begleiteten ihn mit Bemerkungen, die einzelne jetzt ungebräuchliche
Darstellungsweisen in moderne mathematische Sprache übersetzen Auch diese
Ausführungen der Verfasser sind klar und gehaltvoll, was sehr viel dazu beiträgt,
daß das Studium der Schrift zu einem eigenartigen Genuß wird. Das Werkchen kann
daher jedem empfohlen werden, der sich mit Hydrodynamik beschäftigt, wenn es sich
auch naturgemäß in erster Linie an den reinen Wissenschaftler wendet.
Leobersdorf.
Zunlich.
Hydraulische Turbinen. Von Gustav Ziehn, Strelitz in Mecklenburg. Polytechnischer
Verlag M. Hittenkofer.
Das Buch bietet in seiner zweiten Auflage demjenigen, der sich nicht intensiver über
die in Wasserturbinen stattfindenden Vorgänge informieren, sondern nur die
hauptsächlichen Konstruktionen kennen lernen will, ausreichende Anleitung. Dieser
Absicht entsprechend ist die Anordnung so getroffen, daß die allgemeinen
Betrachtungen auf ein Mindestmaß beschränkt wurden, und dafür der größere Raum
den wesentlichsten Angaben über die Bestimmung der Hauptmaße der Francis-Turbinen
verschiedener Gattung gewidmet wurde.
Der konstruktiven Durchbildung der Regelungen folgen die Regler selbst, deren
Konstruktion jedoch nur gestreift wird. Sodann werden die verschiedenen Formen und
Anlagen von Francis-Turbinen und eine Reihe von durchgerechneten Beispielen
vorgeführt. Die weiteren Abschnitte handeln von Schwamkrug- und Pelton-Turbinen,
etwa in gleich enzyklopädischer Weise. Der Text wird überall durch Figuren und durch
17 hübsche Tafeln ergänzt.
Wenn auch dem Werkchen keinerlei Neuheitswert zugeschrieben werden kann und auch
manches recht Oberflächliche darin vorkommt, mag es doch als eine brauchbare
Zusammenstellung der allerwichtigsten Konstruktionsgrundlagen für denjenigen
betrachtet werden, der ohne viel Vorbereitung und Feinheit eine Turbine zu
projektieren oder zu entwerfen hat. Für den eigentlichen Turbinen-Ingenieur kann es
höchstens als erste Einführung gelten.
K. Körner.
Deutscher Ausschuß für
Eisenbeton. Heft 14. Versuche mit Eisenbetonbalken zur Ermittlung der
Widerstandsfähigkeit von Stoßverbindungen der Eiseneinlagen. Ausgeführt in der
Königl. Sachs. Mechanisch-Technischen Versuchsanstalt an der Technischen Hochschule
zu Dresden in den Jahren 1909 bis 1911. Bericht erstattet vom Geheimen Hof rat
Professor H. Scheit, Direktor der Versuchsanstalt, und
Privatdozent Dipl.-Ingenieur O. Wawrziniok, Adjunkt der
Versuchsanstalt. Berlin 1912. Wilhelm Ernst & Sohn. Preis geh. M 4,–.
Der Zweck der Arbeit war die Untersuchung 1. „von Stoßverbindungen, bestehend aus
zwei nebeneinanderliegenden geraden Eiseneinlagen mit verschiedener
Ueberdeckungslänge“, 2. „von Stoßverbindungen mit an den Enden
hakenförmig umgebogenen Eiseneinlagen in verschiedener Anordnung“. Die
Versuche wurden an Balken von 200 cm bei 100 cm Abstand der beiden
Lastangriffspunkte bezw. 300 cm Stützlänge ausgeführt bei 150 cm Abstand der beiden
Lastangriffspunkte. Der Durchmesser der Rundeisen betrug 25 mm, die
Ueberdeckungslängen 125 und 150 cm. Die Durchführung der Versuche erfolgie in der
bekannt vorzüglichen Weise, und der Verlauf der Versuche ist durch zahlreiche
photographische Abbildungen dem Leser der Abhandlung ersichtlich. Die
Versuchsergebnisse sind in zahlreichen Tabellen niedergelegt. Von den
Versuchsresultaten sei hier nur mitgeteilt, daß es möglich ist, „durch Anwendung
geeigneter Stoßverbindungen durchgehende Eisenanlagen zu ersetzen“.
Das Studium der Abhandlung kann den Fachkollegen aufs wärmste empfohlen werden.
Kaiserslautern/München.
A. Marx, Dipl.-Ing.
BEI DER REDAKTION EINGEGANGENE BÜCHER.
Die Entropiediagramme der Verbrennungsmotoren einschl.
der Gasturbine. Von Dipl.-Ing. P. Ostertag,
Professor am Kantonalen Technikum Winterthur. Mit 17 Figuren. Berlin 1912. Julius
Springer. Preis geh. M 1.60.
Beiträge zur praktischen Ausführung von
Ankerwicklungen. Von Ingenieur A. Wolf. Zweite
umgearbeitete Auflage. Mit 88 Figuren. Erweiterter Sonderabdruck aus Helios. Leipzig
1912. Hachmeister & Thal. Preis geh. M 1,50.
Temperaturmeßmethoden. Handbuch zum Gebrauch bei
praktischen Temperaturmessungen. Von Bruno Thieme,
technischer Physiker. Mit 35 Figuren. Berlin 1912. M. Krayn. Preis geh. M
4,–.
Der Torsionsindikator. I. Die elektrischen Methoden zur
Verdrehungsmessung. Von Dr.-Ing. Paul Nettmann. Mit 34
Figuren. Berlin 1912. M. Krayn. Preis geh. M 4,–.
Der Widerstand und Antrieb von Schiffen. Von
Dr.-Ing. Rothe. Mit 150 Figuren. Berlin 1912. M. Krayn.
Preis geh. M 10,–, geb. M 11,50.
Beitrag zur Berechnung der Luftschrauben unter
Zugrundelegung der Rateauschen Theorie. Von Dipl.-Ing. Claude Dornier, Ingenieur der Luftschiffbau Zeppelin, G.
m. b. H., Friedrichshafen. Mit 66 Figuren. Berlin 1912. Julius Springer. Preis geh.
M 5,–.
Sammlung Göschen. Einführung in
die moderne Hochspannungstechnik. Von Dr.-Ing. Fischer in Hamburg. Mit 92 Figuren.
Desgl. Flußbau. Von Otto
Rappold, Regierungsbaumeister in Stuttgart. Mit 103 Figuren. Berlin und
Leipzig 1912. G. J. Göschen, G. m. b. H. Preis jedes Bandes geb. M 0,80.
WIRTSCHAFTLICHE RUNDSCHAU.
Eisenerzförderung in Frankreich 1911.
Die „Revue des Valeurs Regionales“ der Bank Renauld & Cie. in Nancy
vom 21. September bringt folgende, dem amtlichen „Rapport annuel du Service
des mines“ entnommene Angaben über die Eisenerzgewinnung im Departement
Meurthe-et-Moselle im Jahre 1911 in Tonnen: Becken von Nancy 2041475, Becken von
Longwy 2376785, Becken von Briey 10404952, in den übrigen Bergwerken des
Departements 231270, zusammen 15054482.
Die Mehrförderung von 1844413 Tonnen gegenüber der Gesamterzeugung im Jahre 1910
(13210069 Tonnen) ist fast ganz allein auf den Aufschwung zurückzuführen, den
die Erzgewinnung im Becken von Briey genommen hat. Die übrigen Bergwerke, mit
Ausnahme derjenigen des Beckens von Longwy, haben ihre Tonnenanzahl vom Jahre
1910 nicht erreicht.
Die Zahl der beschäftigten Bergarbeiter betrug 15313 gegenüber 13710 im
Vorjahr.
Die Gesamtarbeitsleistung eines Grubenarbeiters betrug im Durchschnitt im Becken
von Nancy 904, Longwy 1241 und Briey 956 Tonnen, und die gezahlten Arbeitslöhne
beziffern sich auf zusammen 27874000 Fr. Im Durchschnitt verdiente ein Arbeiter
6,82 Fr. auf den Tag, in manchen Bergwerken im Becken von Briey bis zu 9 Fr. und
9,50 Fr. Auf diese hohen Löhne wird das häufige Feiern der Arbeiter
zurückgeführt (bis zu 13 v. H. der Belegschaft einer Grube).
Von der im Jahre 1911 geförderten Erzmenge gelangten zur Verhüttung: im
Departement Meurthe-et-Moselle 8815396, im übrigen Frankreich 1342690 Tonnen;
zur Ausfuhr: nach Deutschland und Luxemburg 1079035, nach Belgien 3664865 und
nach anderen Ländern 669452 Tonnen.
(Bericht des Kaiserlichen Konsulats in Paris.)
Errichtung von Zementfabriken in Britisch-Indien.
Nachdem erst kürzlich die erste größere Zementfabrik in Indien, die Katni Cement
and Industrial Co. Ld., Bombay, ins Leben gerufen worden ist, folgt jetzt die
Gründung eines weiteren gleichen Unternehmens, die Indian Cement Co, Ld.,
Bombay, die ebenso wie der Vorgänger, von Bombayer Großindustriellen ausgeht.
Das Kapital dieser neuen Gesellschaft wird 2 Millionen Rupien (etwa 2¾ Millionen
Mark) betragen.
Nach den vorliegenden Mitteilungen soll das Unternehmen weitgehende Konzessionen
von der Verwaltung des an der Westküste oberhalb Bombays gelegenen kleinen
Native Staates Porbandar zur Förderung der für die Herstellung von Portland
Zement geeigneten und benötigten Rohmaterialien erhalten haben. Man beabsichtigt
ein Werk mit einer Jahresproduktion von 30000 t in der Nähe des Hafens von
Porbandar zu errichten, also eine Fabrik von derselben Größe wie das Katni-Werk.
Gute Transportverbindungen
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zu Wasser und zu Lande sind vorhanden, und man
rechnet, daß Porbandar Portlandzement loco Bombay mit 30 Rs. gut verkauft werden
kann. Der während der letzten Jahre niedrigste Preis für englischen
Portlandzement stellte sich in Bombay auf 6 Rs. das Faß oder 36 Rs. die Tonne,
wogegen der gegenwärtige Preis mit ungefähr 48 Rs. quotiert wird. Die
Verkaufsaussichten in bezug auf die Preisgestaltung scheinen somit günstige zu
sein.
Nach Fertigstellung dieser neuen Werke, Katni Cement and Industrial Co. Ld. und
Indian Cement Co. Ld., je mit einer Jahresproduktion von 30000 t, die mit den in
Madras gelegenen Madras Cement Works (12000 t) eine voraussichtliche jährliche
Produktion von ungefähr 12000 t aufzuweisen haben werden, vermindern sich die
Aussichten für den Absatz von ausländischem Zement recht bedeutend. Dies wird in
erster Linie die englische Portlandzementindustrie treffen. Denn die
Gesamteinfuhr von Zement nach Britisch-Ostindien bewertete sich während des
Jahres 1910/11 auf ungefähr 6¼ Millionen Mark, davon kamen für 5658440 M aus
England und Kolonien, 410110 M aus Belgien, 92225 M aus Oesterreich-Ungarn und
für nur 65510 M aus Deutschland.
Als Direktoren des neuen Unternehmens, der Indian Cement Co. Ld, werden die
folgenden bekannten Bombayer Großindustriellen genannt:
Mr. Ratan Tata (Mssrs. Tata Sons and Co.), Vorsitzender. Mr. Lalubhai Samaldas
(Mssrs. Lalubhai Samaldas and Co.). Mr. Chattorbhooj Shivjee, Porbandar. Mr.
Frank Harrison (Mssrs. Marshall Sons and Co, Ld.). Mr. J. J. Marsland (Mssrs.
Marsland Price and Co. Ld.). Mr. Purshotumdas Thakordas (Mssrs. Narandas Rajaram
and Co.). Mr. A. J. Bilimoria (Mssrs. Tata Sons and Co.).
Die hierbei genannten zwei englischen Firmen betreiben ein
Maschinen-Importgeschäft.
(Bericht des Handelssachverständigen beim Kaiserlichen
Generalkonsulat in Calcutta.)
Absatz von Metallwaren nach Swatau.
In der Metallwareneinfuhr Swataus zeigen Maschinen
eine ganz erhebliche Einfuhrsteigerung. Es handelt sich aber ausschließlich um
Maschinen für die zu errichtenden Wasserwerke. Sie waren, entsprechend der
englischen Leitung des Baues, sämtlich englischen Ursprungs. Zusatzteile zu Wasserleitungsanschlüssen beginnen aus
Deutschland geliefert zu werden. In der Einfuhr elektrischer Beleuchtungsartikel, die größtenteils aus Deutschland
bezogen worden sind, ist eine Steigerung zu verzeichnen. Mit einer mäßigen
Zunahme des Bedarfs an billigen elektrischen Lampen,
vor allem Kronen und Hängelampen, an elektrischen
Fächern, deren Verbesserung sowohl hinsichtlich der Haltbarkeit wie der
Wirkung dringend zu wünschen wäre, wird auch ferner zu rechnen sein, wenn auch
die Absatzmöglichkeiten in der kleinen Stadt Swatau immer recht beschränkte
bleiben werden. Für Nähmaschinen und Webestühle ist immer Aussicht auf, wenn auch mäßigen,
Absatz. Während von den ersteren deutsche Fabrikate gern gekauft werden, sind
letztere bisher lediglich japanischen Ursprungs gewesen. Für Fahrräder ist mangels fahrbarer Straßen so gut wie
keine Absatzmöglichkeit mehr vorhanden, nachdem das erste Interesse einiger
chinesischer Liebhaber befriedigt ist. Für Motorwagen
ist hier keinerlei Möglichkeit der Verwendung, für Motorboote schon eher. Etwaige Ankäufe darin würden aber von in Swatau
ansässigen
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Interessenten nur in Hongkong vorgenommen werden. Swatauer Importeure haben
dafür kein Interesse.
Im einzelnen wurden an Metallen und Metallwaren eingeführt:
Eisen und weicher Stahl, neu: Stabeisen 10635 (1910: 8616) Pikul, Nageleisen 8946
(8276) Pikul, Draht 1890 (5340) Pikul, Plattenabschnitte 16116 (17000) Pikul,
Nägel und Rivers 5536 (4701) Pikul, Blei in Blöcken 2362 (2100) Pikul, Zinn in
Blöcken 8397 (7588) Pikul, Zinn in Platten 9250 (6811) Pikul, Zinkblech 202
(196) Pikul), Eisen und Weichstahl, alt 10632 (12706) Pikul, Blechdöschen (fancy
boxes) 941 (217) Gros, Messingknöpfe 13149 (11003) Gros, Nadeln 8528 (6520)
Mille. Fahrräder im Werte von 270 (524) Haikuan Taels1 H. T. = 2,75 M., Näh- und
Strickmaschinen 16284 (13291) H. T., Maschinen 161445 (17224) H. T., Elektrische
Artikel 17792 (14540) H. T., Eisenbahnmaterial 12377 (24197) H. T., Emaillierte
Eisenwaren 11388 (11428) H. T.
(Aus einem Berichte des Kaiserl. Konsulats in Swatau.)
Bergbau in Schweden 1911.
Nach dem vom Kommerzkollegium erstatteten Bericht sind in Schweden während des
Jahres 1911 aus 278 Gruben in 10 verschiedenen Länen 5769528 Tonnen direkt
anwendbaren und 813973 Tonnen zur Anreicherung bestimmten Erzes gefördert worden. Die gesamte Produktion anwendbaren Erzes
belief sich auf 6150718 Tonnen, d.h. 600731 Tonnen mehr als im Jahre 1910 und
stellt die höchste Produktionsziffer dar, die bis jetzt erreicht ist.
Der größte Teil entfällt auf Norbottens Län mit 3997675 Tonnen anwendbaren
Erzes. Der Wert des gewonnenen Eisenerzes betrug 44188568 Kronen, d. i. 7 Kronen
18 Oere für die Tonne.
Die Herstellung von Roheisen wurde während des Jahres
1911 in 114 Hochöfen betrieben und belief sich auf 634392 Tonnen mit einem Werte
von 48547235 Kronen. Die Eisenschwamm herstellung bei
Höganäs betrug 3772 Tonnen im Werte von 226320 Kronen. Die Darstellung von schmiedbarem Eisen und Stahl wurde in 79 Werken betrieben und ergab 146722 Tonnen
ungeschweißter Schmelzstücke und Rohschienen im Werte von 48858429 Kronen sowie
436 Tonnen Blasenstahl oder ungestreckten Brennstahl im Werte von 107418
Kronen.
In betreff anderer Bergwerksprodukte als Eisenerz wird
mitgeteilt, daß aus 30 Gruben 45884 Tonnen direkt anwendbares Erz gefördert
worden ist im Werte von 1188401 Kronen und 125511 Tonnen zur Anreicherung
bestimmtes Erz. Hiervon sind 2999 Tonnen Silber- und Bleierz, 1623 Tonnen
Kupfererz, 5377 Tonnen Manganerz, 51242 Tonnen Zinkerz und 30000 Tonnen
Schwefelkies.
Gold wurde in einer Menge von 11,02 kg (Wert 27278
Kronen) produziert, hiervon beim Silberwerk von Sala 5,89 kg und beim Kupferwerk
von Falun 5,13 kg.
Geschäftliches.
Eine bedeutende Pumpenanlage für Kanalisationszwecke läßt zurzeit die Freie
Hansastadt Bremen ausführen.
Durch etwa 12 km lange, schmiedeeiserne Rohrleitungen werden die Kloaken- und
Regenwässer in die Weser unterhalb
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von Bremen gepumpt. Auf dem rechten Weserufer sind in
zwei Pumpstationen 14 große Zentrifugalpumpen
aufgestellt, die teils elektrisch, teils durch Diesel-Motoren angetrieben werden
und zusammen etwa 560000 Liter pro Minute auf
wechselnde Förderhöhen von 8 bis 57 m pumpen. Bei Vollbetrieb beträgt die
Leistung der Antriebsmaschinen etwa 6000 PS. Mit der Ausführung dieser Anlage
wurde die Armaturen- und Maschinenfabrik A.-G. vorm. J. A.
Hilpert, Nürnberg, betraut.
Eine weitere große Zentrifugalpumpen-Anlage, von der gleichen Firma geliefert,
wird soeben in Betrieb genommen. Es ist dies eine Entwässerungsanlage für die
Großherzogliche Kulturinspektion Darmstadt,
geliefert für Ginsheim am Rhein. Bei dieser Pumpstation sind vier große
Zentrifugalpumpen aufgestellt die zusammen 540000 Liter
Wasser pro Minute heben. Die Pumpen dienen dazu, um bei Hochwasser des
Rheines und gleichzeitigem Hochwasser des Schwarzbaches das Wasser des letzteren
über die Dämme des Rheines zu pumpen, um so große Gebiete vor Ueberschwemmung zu
schützen.
Auf der zurzeit in Amsterdam stattfindenden Internationalen Gas-Ausstellung
erhielt die Gasmotoren-Fabrik Deutz in Cöln-Deutz auf die von ihr ausgestellten Motoren
neuester Konstruktion den Grand Prix.
Bedarf des Auslandes.
Elektrotechnische Industrie.
Portugal. Errichtung eines Hauptpost-Telephon- und
Telegraphenamts in Lissabon. Durch Erlaß des Arbeitsministers ist eine
Kommission für den Bau eines neuen Hauptpost-, Telephon- und Telegraphenamts in
Lissabon ernannt worden. In dem Gebäude soll auch die Aufsichtsbehörde für die
elektrische Industrie untergebracht werden. Falls ein solches Amt gebaut wird,
wird vermutlich ein größerer Bedarf an den in Betracht kommenden Apparaten
eintreten. Etwaige Angebote sind an die Generalverwaltung der Posten und
Telegraphen (Administraçao Geral dos Correios e Telegrafos) zu richten.
Brasilien. An Unterhaltungs- und Betriebskosten
für die Telegraphen- und Telephonlinien im Staate Rio
Grande do Sul ist dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten ein
außerordentlicher Kredit von 200000 Milreis bewilligt worden. (The Brazilian
Review)
Kuba. Nach der „Gaceta Oficial“ (Havanna) vom
5. September 1912 ist der „Sociedad Anónima Tranvia de Matanzas“ die
Konzession für den Bau und Betrieb einer elektrischen
Straßenbahn (trolley-System) in der Stadt Matanzas erteilt worden. (The
Board of Trade Journal.)
Verschiedenes.
Niederlande. Bau einer Schleuse nebst Zugbrücke. 30.
Oktober, Provinzial-Verwaltung in Herzogenbusch. Anschlag 221000 fl. (Moniteur
des Intérêts Matériels.)
Italien. Bau des Hafenbassins Vittorio Emanuele III
und Verlängerung des Hafendammes Galliera in Genua. Consorzio autonomo des
Hafens von Genua, 30. Oktober 1912, 10 Uhr vormittags. Voranschlag 31130000 L.
Zeugnisse usw. bis spätestens 21. Oktober 1912. Vorläufige Sicherheitsleistung
für zugelassene Bewerber 1000000 L; endgültige 3000000 L. Näheres in
italienischer Sprache beim Reichsanzeiger.
Island. Die Arbeiten für den projektierten Hafen in
Reykjavik sind nach der Berlingske Tidende der Unternehmerfirma N. C.
Monberg in Kopenhagen für einen Preis von 1510000 Kronen übergeben worden.
Bau von Getreideelevatoren in Rußland.
Nach der St. Petersburger Zeitung beabsichtigt die Staatsbank laut dem vom
Conseil der Bank am 3. August 1912 bestätigten weiteren Bauprogramm bis zur
Ernte 1916 noch 71 Elevatoren mit einem Gesamtfassungsvermögen von 48,3
Millionen Pud zu errichten. Außerdem ist an der Staatsbank eine Abteilung für
Elevatoren mit genügendem technisch vorgebildeten Personal errichtet und
schließlich sind die Grundlagen für den Betrieb der Elevatoren festgesetzt
worden.
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