Titel: | BÜCHERSCHAU. |
Fundstelle: | Band 327, Jahrgang 1912, S. 751 |
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BÜCHERSCHAU.
Bücherschau
Ueber den Einfluß der
Feuchtigkeit auf die dynamische Biegearbeit von Eschenholz. Bericht der
Kommission 13 (Ceipek, Karrer, Leon, Rohrbacher) des
Oesterr. Verbandes für die Materialprüfungen der Technik auf der IV.
Verbandsversammlung erstattet von Dr. A. Leon. Wien 1911.
Lehmann & Wentzel.
In der Schrift, welche als 13. Mitteilung aus dem mechanisch-technischen Laboratorium
der k. k. Technischen Hochschule in Wien erschienen ist, gibt Leon an Hand
zahlreicher Tabellen eine Uebersicht über Biege- und Schlagbiegeversuche an zähem
und sprödem Eschenholz. Die Probekörper hatten einen quadratischen Querschnitt von
17 bis 19 mm und eine Auflagerentfernung von 16 resp. 70 mm.
Im folgenden mögen kurz die Ergebnisse zusammengestellt sein:
1. Schlagbiegeversuche mit Proben aus:
a) zähem Eschenholz (Niederösterreich), spez. Gew. 0,748. Die Schlagarbeit einer
Probe von 17,8 v. H. Feuchtigkeit ist
beinahe doppelt so groß (98 v. H.), als die der völlig trockenen; letztere betrug
71,3 kgcm/qcm.
Die Schlagarbeit der wassersatten Probe ist um 73 v. H größer als die der völlig
trockenen.
Ein wassersatt gefrorener Balken verbraucht beim Bruch eine um 84 v. H. größere
Schlagarbeit als im völlig trockenen Zustand.
b) sprödem Eschenholz (Slavonien), spez. Gew. 0,425.
Die spez. Schlagarbeit im lufttrockenen Zustand der Proben (16,7 v. H. Feuchtigkeit)
ist nahezu gleich derjenigen für den völlig trockenen Zustand; letztere betrug 31,0
kgcm/qcm.
Hingegen ist die Arbeit der wassersatten Proben um 33 v. H. höher als die der völlig
trockenen.
2. Statische Biegeversuche mit:
a) niederösterreichischem Eschenholz.
Die Biegefestigkeit wurde für den völlig trockenen Zustand zu 1350 kg/qcm ermittelt;
hierbei ist bemerkenswert, daß der wassersatte Balken nur ¾ der Bruchlast des völlig
trockenen besitzt, während der wassersatt gefrorene Balken nahezu die gleiche
Biegebruchfestigkeit (98 v. H.) wie ein völlig trockener aufweist.
b) slavonischem Eschenholz.
Die Biegefestigkeit der völlig trockenen Proben betrug 555 kg/qcm; für den
lufttrockenen Zustand ergab sich nahezu die gleiche Festigkeit (95 v. H.), während
diejenige der wassersatten Proben um 30 v. H. geringer war.
Dr.-Ing. W. Müller.
Ueber Grundlagen für den Bau von
Kraftwagen. Von Dipl.-Ing. Dr.-Ing. Hofmann,
Reg.-Baumeister. Berlin 1912. Richard Carl Schmidt & Co.
Das obige Buch unterscheidet sich von den bisher über Automobilbau handelnden Büchern
dadurch, daß es nicht bestimmte Konstruktionen als gegeben annimmt und diese in
ihren technischen Eigentümlichkeiten bespricht, sondern darlegt, wie aus der Natur
der betriebstechnischen Anforderungen und aus den speziell zu überwindenden inneren
und äußeren Kräften die notwendige und folgerichtige Entwicklung der jetzigen
Automobiltypen erfolgte. Für denjenigen, der bereits einige Kenntnis in den
Automobilkonstruktionen besitzt, ist das Buch geeignet, ihn inniger mit der Materie
vertraut zu machen. Nach einem kurzen geschichtlichen Ueberblick werden ganz
allgemein die äußeren auf die Fahrzeuge wirkenden Einflüsse sowie allgemeine
betriebstechnische Anforderungen erläutert. Sodann schließt sich hieran die
Besprechung der verschiedenen Betriebsarten: Dampf, Elektrizität und Benzin mit
einer Klarlegung der Gründe, welche wesentlichen Eigenschaften die heutige
Verbreitung dieser verschiedenen Systeme bewirkt haben.
In einem nächsten Kapitel werden die am Fahrzeug wirkenden Kräfte und deren
Reaktionen erörtert. Sodann die verschiedenen Möglichkeiten, alle die auftretenden
Kräfte zu beherrschen, womit eine Charakteristik der wichtigsten Konstruktionsteile
geschaffen wird.
Ein Schlußkapitel beschäftigt sich alsdann noch mit den Mängeln, welche der heutigen
Bauart der Automobile anhaften, und den Aussichten, die für ihre Beseitigung
bestehen.
Winkler.
Der Brückenbau. Von Strukel. I. Teil. 2. Heft. Leipzig 1911.
Twietmeyer.
Das zweite Heft des ersten Teils des Werkes von Professor Strukel über Brückenbau enthält als Fortsetzung des ersten Heftes, das
allgemeine Gesichtspunkte und die Theorie behandelt, in der Hauptsache neben je nach
Bedarf eingeschalteten theoretischen Erörterungen eine ausführliche und vortrefflich
geordnete Darstellung der Konstruktion der hölzernen und besonders der eisernen
Brücken. Der Band schließt sich würdig den bisherigen Veröffentlichungen des
bekannten Verfassers an; er enthält sehr übersichtlich zusammengestellt alles, was
in dieses umfangreiche Gebiet gehört; insbesondere hat der Verfasser bereits die
neuesten Erscheinungen der einschlägigen Literatur und die neuesten Bauausführungen
berücksichtigt. Das Buch dürfte jedem Studierenden warm zu empfehlen sein, ebenso
aber auch jedem bereits in der Praxis tätigen Ingenieur, da es außerdem durch seine
außerordentlich zahlreichen Literaturangaben als wertvolles Nachschlagewerk mit
Recht gelten kann.
Pöhlmann.
Erd- und Straßenbau. Von H. Knauer. I. Teil Erdbau. Leipzig und Berlin 1911. B. G.
Teubner.
Der Verfasser behandelt nach den ersten einleitenden Kapiteln zunächst den
theoretischen Teil: Berechnung der Erdarbeiten einschl. der Massenverteilung; dann
die Ausführung der Erdfarbenen, die verschiedenen Arten der Bodenlösung und
Förderung, ihre Kosten, die Bildung der Dämme und Einschnitte und ihre Sicherung
gegen Rutschungen. Der Stoff ist gut und übersichtlich geordnet und der Verfasser
behandelt trotz der gedrängten Kürze das ganze Gebiet des Erdbaues für den Zweck,
dem das Buch dienen soll, durchaus erschöpfend. Als Leitfaden für den Unterricht an
Baugewerkschulen ist das Buch vortrefflich geeignet.
Pöhlmann.
Deutscher Ausschuß für
Eisenbeton. Heft 15. Versuche über den Einfluß der Elektrizität auf
Eisenbeton. Ausgeführt in der Großherzoglichen Materialprüfungsanstalt an der
Technischen Hochschule zu Darmstadt in den Jahren 1909 bis 1911. Bericht erstattet
von Professor O. Berndt, Geheimer Baurat, Vorstand der
Materialprüfungsanstalt, Professor Dr. K. Wirtz, Geheimer
Hofrat, unter Mitwirkung von Privatdozent Dr.-Ing. E.
Preuß. Berlin. Wilhelm Ernst & Sohn. Preis geh. M 4,60.
Wie in der Einleitung des Werkes bemerkt ist, bezweckten die Versuche die
Feststellung des Einflusses der elektrolytischen Wirkung von Gleichstrom auf
Eisenbeton und auf das Haften zwischen Beton und Eisen, sowie auf die Feststellung
der Wirkungen von Blitzschlägen und blitzschlagähnlichen Entladungen auf Eisenbeton.
Der Arbeitsplan zu den Versuchen wurde von der Materialprüfungsanstalt Darmstadt
unter Mitwirkung von Dyckerhoff & Widmann, Bieberich
a. Rh. und Hüser & Co., Oberkassel, Siegkreis,
entworfen, und vom „Großen Ausschuß“ genehmigt.
Die Versuche selbst fanden an Würfeln von 30 cm Kantenlänge statt; die Mischung war 1
: 3 : 3. Zur Herstellung des Betons wurde Rheinsand bzw. Rheinkies verwendet; der
Zement stammte von den Portlandzementwerken Heidelberg und Mannheim. Als Elektroden
wurden teils Spiralen aus blankem Eisendraht von 6 mm Durchmesser verwendet, teils hatten sie
Zickzackform, teils Eisenplatten. Die genauere Form derselben kann in der
Originalabhandlung nachgelesen werden. Die Versuche über die elektrolytischen
Zersetzungen des bewehrten Betons gruppieren sich in drei Abteilungen: in
Vorversuche, in die eigentlichen Hauptversuche und in die Versuche zur Feststellung
der Ursache der Rißbildung; zweitens wurden Versuche ausgeführt über die Wirkung von
Blitzschlägen und blitzschlagähnlichen Entladungen auf Eisenbeton; endlich noch
Versuche über den Einfluß des elektrischen Stromes auf das Haftvermögen.
Versuche über die Einwirkung des elektrischen Stromes auf Beton bzw. Eisenbeton sind
wohl vorhanden; wenn auch nur wenige. Die bekanntesten derselben sind wohl jene von
Knutson (auch in der vorliegenden Abhandlung ist auf
diese verwiesen). Jedenfalls waren die Knutsonschen
Versuche die Veranlassung, daß auf Anregung von Regierungsbaumeister Gehler weitere Versuche darüber gemacht wurden. Diese in
Beton und Eisen 1910, S. 278 veröffentlichten Versuche finden durch die nunmehr
vorliegenden Darmstädter Versuche eine interessante Bestätigung, im Gegensatz zu
jenen von Knutson. Es kann natürlich an dieser Stelle
nicht des näheren auf Einzelheiten der Versuchsdurchführung sowie auf deren
Ergebnisse eingegangen werden; vielmehr ist darüber die Originalabhandlung
nachzustudieren; doch sei hier bemerkt, daß die Versuchsdurchführung eine sehr
sorgfältige gewesen ist, und daß die hierbei gewonnenen Resultate das wohlverdiente
Interesse der Praktiker finden dürften. Rein äußerlich sind die große Anzahl der in
den Text gestreuten Abbildungen sowie die zahlreichen graphischen Darstellungen zu
erwähnen, die das Studium wesentlich erleichtern.
Kaiserslautern.
A. Marx, Dipl.-Ing.
Konforme Abbildung. Von L. Lewent. Herausgegeben von E.
Jahnke. Mit einem Beitrag von W. Blaschke. Mit
40 Figuren. VI und 118 Seiten. Leipzig und Berlin 1912. B. G. Teubner.
Das hier behandelte Gebiet ist zumeist nur Theoretikern bekannt, jedoch können aus
der eingehenden Kenntnis der Methoden der konformen Abbildung auch Techniker,
Kartographen usw. reichlich Nutzen ziehen, und gerade für diese Kreise ist das Buch
bestimmt.
Nach einleitenden Bemerkungen über komplexe Größen und den Begriff der konformen
Abbildung werden zunächst spezielle Abbildungsaufgaben und dann die allgemeinen
Sätze und Methoden behandelt; das Schlußkapitel, das nach dem jähen Tode des
Verfassers Herr Blaschke hinzufügte, bringt die konforme
Abbildung durch elliptische Funktionen.
Um die Kreise der Praxis für dieses Gebiet zu interessieren, mußte natürlich
manches Opfer an mathemalischer Strenge gebracht werden; so wird z.B. der Riemannsche Abbildungssatz ohne Beweis mitgeteilt. Durch
die geschickte Darstellung des Stoffes aber ist zu hoffen, daß das eingangs erwähnte
Ziel durch diese Schrift wohl erreicht wird.
Berlin.
P. Schafheillin.
Flugmotoren. Von Hermann Dorner und Walther
Isendahl. (Autotechnische Bibliothek, Bd. 38.) 160 Seiten. Mit 67 Figuren.
Berlin 1912. R. C. Schmidt 6c Co. Preis M 2,80.
Der größte Teil des kleinen Buches ist der Beschreibung der bekanntesten Motorformen
für die Flugtechnik gewidmet, doch sind in dem einleitenden Teile die allgemeinen
Gesichtspunkte entwickelt, die für Aufbau und Einteilung von Flugmotoren maßgebend
sind. Dabei sind namentlich die besonderen Bedingungen erörtert, unter denen die
Flugmotoren infolge der wechselnden Höhenlagen zu arbeiten haben. Die Kenntnis der
grundsätzlichen Wirkungsweise der Verbrennungsmotoren ist vorausgesetzt, in dem
Abschnitte „Leistungsformeln“ werden aber auch Mitteilungen über den
Wärmewert des Brennstoffes, die üblichen Kolbengeschwindigkeiten, Wirkungsgrade usw.
gebracht. Leider ist dieser Abschnitt durch Flüchtigkeiten entstellt. So wird ein
Kilogrammeter erläutert als „ein Gewicht von 1 kg, das in einer Sekunde 1 m tief
fällt“. Auch zeigt sich hier eine große Ungleichmäßigkeit in der Behandlung.
Einerseits werden einfachste Grundbegriffe besprochen, dann wieder schwierigere ohne
nähere Erläuterung verwendet. Aehnliche Ungleichmäßigkeiten zeigen sich in dem
beschreibenden Teile. Bald werden Motoren nur in kleinen Außenansichten dargestellt,
bald wieder diese durch ganz gute Schnittzeichnungen ergänzt. Für einige Motoren
sind ziemlich eingehende Angaben über die Hauptabmessungen, Leistung und Drehzahl
usw. gemacht, für andere nur einige von diesen Zahlen gegeben. Im Anhang werden die
Bestimmungen für den Wettbewerb um den Kaiserpreis aufgeführt.
Das kleine Buch, das keine erschöpfende Behandlung des Flugmotors sein kann und sein
soll, würde seinem Zwecke, den Jüngern des Flugsports als Einführung und Anleitung
zu dienen, wohl entsprechen können, wenn es sorgfältiger bearbeitet wäre.
Hoffentlich lassen die Verfasser bei einer neuen Auflage Verbesserungen und
Vervollständigungen eintreten. Dann werden auch Fachleute anderer Gebiete gern zu
dem, übrigens recht gut ausgestatteten Büchlein greifen, um sich über die
wichtigsten Einzelheiten der interessanten Sonderklasse der Wärmemotoren zu
unterrichten.
Rotth.
BEI DER REDAKTION EINGEGANGENE BÜCHER.
Materialzuführungsvorrichtungen an Exzenter- und
Ziehpressen. Von Dr.-Ing. Christian Gugel,
Regierungsbaumeister. Mit 64 Figuren. Berlin 1912. Julius Springer. Preis geh. M
4,–.
Berechnung von Behältern nach neueren analytischen und
graphischen Methoden. Für Studierende und Ingenieure und zum Gebrauch im
Konstruktionsbureau. Bearbeitet von Dr.-Ing. Theodor
Pöschl, Dozent an der k. k. Techn. Hochschule in Graz und Dr.-Ing. Karl v. Terzaghi, Ingenieur in San Franzisco. Mit 34
Figuren. Berlin 1913. Julius Springer. Preis geh. M 3,–.
Die Kalkulation im Metallgewerbe und Maschinenbau. Mit
100 praktischen Beispielen und Zeichnungen. Von Ingenieur Ernst Pieschel, Oberlehrer und Abteilungsvorstand für Maschinenbau an der
Stadt. Gewerbeschule in Dresden. Mit 80 Figuren. Berlin 1912. Julius Springer. Preis
geb. M 3,60.
Luftschrauben-Untersuchungen. Berichte der
Geschäftsstelle für Flugtechnik des Sonderausschusses der Jubiläumsstiftung der
deutschen Industrie für 1911–12. Von Dr.-Ing. Bendemann. Mit 75 Figuren und 2
Tafeln. München und Berlin 1912. R. Oldenbourg. Preis geh. M 2,50.
Sammlung Göschen. Der Landstraßenbau. Von A. Liebmann.
Mit 44 Figuren.
Desgl. Graphische Statik mit besonderer Berücksichtigung der
Einflußlinien. Von Dipl.-Ing. Otto Henkel,
Bauingenieur und Oberlehrer an der Kgl. Tiefbauschule in Rendsburg. I. Teil.
Zusammensetzung und Zerlegung der Kräfte in der Ebene. Schwerpunkte.
Trägheitsmomente. Spannungen in geraden Stäben. Der einfache Vollwand- und
Fachwerkträger. Der Dreigelenkbogen. Gewölbe. Mit 121 Figuren. Berlin und Leipzig
1912. G. J. Göschen. Preis jedes Bandes M 0,80.
WIRTSCHAFTLICHE RUNDSCHAU.
Die finanziellen Ergebnisse der deutschen
Maschinenbau-Aktiengesellschaften im Jahre 1911. Im Auftrage des Vereines
deutscher Maschinenbau-Anstalten unterzieht Dipl.-Ing. E. Werner, Berlin, seit einer
Reihe von Jahren die Ergebnisse der deutschen Maschinenbau-Aktiengesellschaften
einer eingehenden wissenschaftlichen Untersuchung. Das Ergebnis der Untersuchung für
das Kalenderjahr 1911 liegt jetzt vor; in ihm sind alle diejenigen Bilanzen von
Maschinenbau-Aktiengesellschaften berücksichtigt, die im Kalenderjahr 1910 zum
Abschluß gelangt sind. Von der Untersuchung sind alle Aktiengesellschaften erfaßt,
die als Zweck ihres Unternehmens die Herstellung von Maschinen angeben,
einschließlich der Schiffbau-Anstalten und Kesselschmieden, während alle diejenigen
Aktiengesellschaften, welche Eisenkonstruktionen, Eisenbahnmaterial, Eisenbahnwagen
usw. herstellen, die nur Handel mit Maschinen betreiben, die neben dem Maschinenbau
in erheblichem Maße andere, mit dem Maschinenbau nicht zusammenhängende Betriebe
(z.B. Bergbau, Eisenhüttenindustrie usw.) aufweisen, Aktiengesellschaften in
Liquidation oder Konkurs und solche, bei denen keine oder nur unvollständige
Bilanzen vorliegen, unberücksichtigt geblieben sind. Auf diese Weise sind 261
Gesellschaften mit einem gesamten nominellen Aktien-Kapital von 461 Mill. M erfaßt
worden.
Wie wir der statistischen Untersuchung entnehmen, betrug das tatsächlich von den
Aktionären eingebrachte Aktien-Kapital 811 Mill. M und stellt sich dann im
Gesamtdurchschnitt um 1,26 mal höher als das nominelle Aktien-Kapital. In einem
weiteren Vergleich wird festgestellt, daß die nominellen Aktien-Kapitalien gegenüber
den Gründungskapitalien in Höhe von 383 Mill. M eine Steigerung um 40,2 v. H.
erfahren haben. Von den untersuchten 261 Gesellschaften sind 133 Gesellschaften mit
einem nominellen Aktien-Kapital von 417 Mill. M (65 v. H. des gesamten nominellen
Aktien-Kapitals) bei der Börse zugelassen; dem zugelassenen nominellen
Aktien-Kapital entspricht ein Kurskapital von 776 Mill. M, d.h. das nominelle
Aktien-Kapital wurde durch die Börse im Anfang des Bilanzjahres 1911 im
Gesamtdurchschnitt um 84,6 v. H. höher eingeschätzt. Demgegenüber ist andererseits
bemerkenswert, daß die Kursdividende (Werner errechnet die Kursdividende, indem er
alle Aktienkapitalien mit Kursnotiz zusammenfaßt, für diese die Dividendensummen
bestimmt und sie in Beziehung zu dem Kurskapital setzt) ständig heruntergeht; sie
betrug 5,3 v. H. gegenüber 5,6 v. H. im Jahre 1910 und 5,9 v. H. im Jahre 1909.
Was die im Jahre 1911 gezahlten Dividenden betrifft, so hatten von den 641 Mill. M
nominellen Aktienkapitals:
Textabbildung Bd. 327
102 Mill. M keine Dividende, 67 Mill. M 4 v. H., 31 Mill. M 5 v. H., 73 Mill. M
6 v. H., 19 Mill. M 7 v.H., 96 Mill. M 8 v.H., 44 Mill. M 9 v.H. und 46 Mill. M 10
v. H. Dividende. Setzt man im Gesamtdurchschnitt die Dividende in Verhältnis zum
nominellen Aktien-Kapital der Dividenden zahlenden Gesellschaften, so ergibt sich
für das Jahr 1911 eine Zunahme der Rentabilität von 8,1 v. H. (1910) auf 8,2 v. H.
Werner berechnet außerdem noch verschiedene andere Rentabilitätsziffern, indem er
die gezahlte Dividendensumme in Verhältnis setzt zu dem tatsächlich eingebrachten
Kapital und zum Kurskapital; außerdem setzt er das Gesamtjahresreinerträgnis in
Beziehung zu dem Unternehmungskapital und dem werbenden Kapital
(Unternehmungskapital, feste Verschuldungen). Diese Rentabilitätsziffern sind aus
der Zahlentafel im einzelnen zu ersehen. Von dem gesamten nominellen Aktienkapital
bezogen 84 v. H. Dividende gegen 80 v. H. im Vorjahre.
Aus den Untersuchungen Werners läßt sich im Hinblick auf die Ergebnisse der früheren
Jahre sagen, daß das Jahr 1911 wirtschaftlich besser abgeschlossen hat als das Jahr
1910, es weist auch bessere Ergebnisse auf als die Jahre 1909 und 1908. Die
Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse zeigt sich auch in der größeren Zahl der
Dividende zahlenden Gesellschaften.
Ueber die neue Eisenbahnstrecke Odessa–Bachmatsch.
Es wird beabsichtigt, von der im Bau begriffenen Bahnstrecke Odessa–Bachmatsch
zunächst die Strecke Odessa–Beresowka etwa Anfang Oktober dem zeitweiligen
Verkehre zu übergeben. Die Eröffnung der weiteren Linie von Odessa nach
Wosnessensk dürfte sich bis in den Januar 1913 hinziehen, da die Brücke
über den Bug bei Wosnessensk erst Ende November fertig sein wird. Man nimmt an,
daß der derzeitige Verkehr auf der Bachmatsch-Bahn schon im Frühjahr 1913
aufgenommen werden kann; dagegen wird die Eröffnung des regelrechten ständigen
Verkehrs erst Ende 1913 erwartet.
(Bericht des Kaiserl. Generalkonsulats in Odessa.)
Der Charkower Eisenmarkt im Oktober 1912.
Die während des ganzen Monats Oktober anhaltende starke Nachfrage nach Trägern
hat das Syndikat Prodameta veranlaßt, die Preise durchschnittlich um 4 Kopeken
pro Pud zu erhöhen; dagegen sanken die Preise für gußeiserne
Wasserleitungsröhren, in denen noch ziemlich erhebliche Vorräte vorhanden sind,
infolge des Saisonschlusses auf 1,30 Rbl. pro Pud. Kleinere Partien Luppen
wurden zum Preise von 1,20 bis 1,30 Rbl. und Knüppel zu 95 Kop. bis 1 Rbl.
verkauft.
Eisendraht, wonach für die kommende Saison große Nachfrage besteht, ist
gleichfalls erheblich gestiegen und kostet 1,40 bis 1,50 Rbl. pro Pud loko
Fabrik.
Dagegen zeigen die Preisnotierungen in Roheisen keine Aenderung, obwohl größere
Vorräte nicht vorhanden sind.
Die Kertscher Werke sind von der Taganroger Metallurgischen Gesellschaft
angekauft worden und sollen in Zukunft hauptsächlich für die Herstellung von
Walzeisen Verwendung finden.
Die Grundpreise im einzelnen sind in nachstehender
Tabelle enthalten.
Textabbildung Bd. 327
Preise auf Gußeisen, Eisen und
Stahl für Oktober 1912:
Engropreise pro PudCharkowerloko
Fabrik Rayon oderCharkow
Einzelpreisepro Pudauf den
Nie-derlagen inCharkow
Kopeken pro
Pud
Roheisen, Nr. 1
68–71
–
90–95
„ umgeschmolzenes
60
–
–
Knüppel
100–105
–
–
Luppen
120–130
–
–
Sorten u. Bandeisen*)
–
144–153
166–171
Eisen- u. Kesselblech*)
Universalblech, Breite 8'' u. mehr*)
–
160–165
175–180
Würfelblech*)
Dachblech 10 Pfd. I. Sorte
–
240–250
270–275
„ 10 „ II. „
–
230–240
255–260
„ südlich
210–220
–
235–240
Draht, 5–11 mm
145–150
–
170–175
Träger:
Profil von 80–320 mm*)
–
146–154
190–195
„ mehr als 320 mm*)
–
151–159
220–225
Schwellen
–
153
190–195
Schienen für Grubenbahnen*), Gewicht bis 10
Pfd.
–
148–158
–
Eisenbahnschienen
112
–
–
Schienen, Ausschuß nach In- spektion von 32–18
Pfd.
95–105
–
–
Gußeiserne Muffenröhren*)
für Wasserleitungen
130–135
–
175–185
*) Grundpreise, Zuschlagspreise laut Preislisten.
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Charkow.)
Absatz von Dampf-Straßenwalzen in Italien.
Der Handelssachverständige Professor Dr. Fitzner berichtet:
Die Unterhaltung der Provinzial- und Kommunalstraßen geschieht in den meisten
Provinzen Italiens vielfach noch in der wenig rationellen Weise, daß auf
die beschädigten Teile des Straßenzuges Steinschlag aufgetragen wird, dessen
Befestigung dem sich darüber hin bewegenden Verkehr überlassen bleibt. Das
rollende Material wie auch die Zugkraft werden durch diese Methode ungewöhnlich
stark in Anspruch genommen, zumal von den Wagen gleichzeitig auch vielfach
erhebliche Steigungen zu überwinden sind. Wo bisher Dampfstraßenwalzen zur
Einführung gelangt sind, hat eine bedeutende Erleichterung des Verkehrs
stattgefunden, ebenso konnten bei der Ausbesserung der Straßen Ersparnisse
verzeichnet werden. So hat unter anderen die Provinz Lucca in Toskana den
Betrieb von Dampfstraßenwalzen seit dem Jahre 1907 mit günstigstem Erfolg
eingeführt. Für Italien kommen der häufigen Steigungen der Straßenzüge wegen in
der Hauptsache leichtere Typen von Straßenwalzen in Frage.
Adressen italienischer Interessenten für Straßenwalzen liegen während der
nächsten Woche im Bureau der „Nachrichten für Handel, Industrie und
Landwirtschaft“, Berlin W. 8, Wilhelmstr. 74 III, im Zimmer 154 zur
Einsichtnahme aus und können inländischen Interessenten auf Antrag übersandt
werden. Die Anträge sind unter Beifügung eines mit Aufschrift versehenen
Freikuverts an das genannte Bureau zu richten.
Absatz von Windmotoren in Italien.
Der Handelssachverständige Professor Dr. Fitzner berichtet:
Für Windmotoren bietet sich bei geeigneter Organisation des Geschäfts in Italien
ein entwickelungsfähiges Absatzgebiet. Die künstliche Bewässerung ist für die
Förderung der Landwirtschaft und des Gartenbaues auf der
Textabbildung Bd. 327
Appennin-Halbinsel, wo die Jahreszeiten viel schärfer geschieden sind und
längere Trockenperioden regelmäßig eintreten, namentlich bei dem Anbau von
Gemüsen und Schnittblumen, sodann auch bei der Obstkultur von ungleich größerer
Bedeutung als in dem regenreicheren Mitteleuropa. In Süditalien und auf Sizilien
bestehen Bewässerungsanlagen an einzelnen Stellen bereits aus dem frühen
Mittelalter, die den Eignern sehr hohe Erträge aus ihrem Grundbesitze sichern.
Ein Anfang in der Benutzung des Windmotors zu Bewässerungszwecken ist an der
östlichen Riviera zwischen Chiavari und Lavagna gemacht worden, wo von einem in
Chiavari ansässigen Mechaniker gegen 20 Windmotoren zur Aufstellung gebracht
worden sind. Dieselben sind amerikanisches Fabrikat; die Teile werden von dem
Unternehmer selbst montiert. Deutsche Erzeugnisse würden in Rücksicht auf ihre
große Stabilität und ihre technische Durcharbeitung sicher gute Aufnahme finden.
Erforderlich wäre die Bestellung eines tüchtigen Vertreters, der geeignete
Handwerker, die gleichzeitig die Aufstellung der Motoren nebst Pumpanlage
auszuführen hätten, an den einzelnen Plätzen verpflichten müßte. Da es sich bei
den Käufern meist um einfache Leute handelt, so kommt für die Reklame
ausschließlich die italienische Sprache in Frage. Die Luftbewegung ist in den
Küstenlandschaften das ganze Jahr hindurch lebhaft genug, um den Windmotoren
genügenden Antrieb zu geben.
Bedarf des Auslandes.
Mineralien. Metalle.
Maschinen.
Belgien. Lieferung der Heizungsanlage für das
Gefängnis in Audenarde. 30. November 1912, 11 Uhr, Ministère de la Justice in
Brüssel. Eingeschriebene Angebote an Mr. Gönne, Directeur Général des Prisons et
de la Sûreté Publique zum 26. November.
Elektrotechnische Industrie.
Australien. Lieferung von Telephonmaterialien. a) 3.
Dezember 1912, Deputy Postmaster General, Melbourne. Lieferung von 170 Stück
Telephonglocken, 100 Stück Telephonlampen und anderem Telephonmaterial, b) 28.
Januar 1913. Derselbe. Lieferurig eines Kontrolltisches für Telephone. Näheres
beim „Reichsanzeiger“.
Haiti. Umwandlung des Betriebs der Straßenbahn in Port
au Prince einschließlich der Linie Port au Prince-Carrefour in einen elektrischen und Verbesserung und Erweiterung des
Elektrizitätswerkes daselbst. Angebote sind an die Firma G. Keitel
& Co. in Port au Prince zu richten.
Haiti. Errichtung von Elektrizitätswerken und
Beleuchtungsanlagen in Jérémie und Les Cayes. Angebote sind an die
Banque Agricole et foncière in Port au Prince und Brüssel (Herr Neuda) zu
richten.
Oesterreich-Ungarn. Zur Erweiterung des elektrischen Werkes in Esztergom (Ungarn) wurden 250000 K bewilligt. Die Anlage wird durch
einen 1000 HP. Dampfturbogenerator, Kessel und Kesselanlage, Kühlturm, Laufkran,
Anschlußtafel und Verbindungsleitung erweitert.
Der Gemeindeausschuß in Brixen (Tirol) bewilligte
25000 K für den Ausbau des städtischen
Elektrizitätswerkes zum Zwecke der Stromversorgung der Gemeinde
Milland-Sarns. (Oesterr. Zentral-Anzeiger für das öffentl. Lieferungswesen.)
Verschiedenes.
Ungarn. Die Direktion des reform. Kollegiums in Klausenburg (Kolozsvár) beschloß den Bau eines Internats mit dem Kostenaufwand von 400000
K. (Oesterr. Zentral-Anzeiger für das öffentl. Lieferungswesen.)
Ungarn. Der Magistrat von Mako bewilligte 250000 K für
den Bau eines Schlachthauses. (Oesterr.
Zentral-Anzeiger für das öffentl. Lieferungswesen.)
Italien. Vergebung der Arbeiten zur Trockenlegung des
sumpfigen Geländes „Biancure“ in der Gemeinde Latisana.
Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Rom und gleichzeitig die Präfektur in
Udine, 2. Dezember 1912, vorm. 10 bis 11 Uhr. Voranschlag 228637 Lire. Angebote
und Zeugnisse bis zum 22. November 1912. Vorläufige Sicherheitsleistung 10000
Lire; endgültige 1/10 der Zuschlagssumme. Näheres in italienischer Sprache beim
Reichsanzeiger.
–––––––––––
☞ Die heutige Nummer enthält Beilagen der Firmen Gebr.
Körting A.-G., Körtingsdorf b. Hannover, Siemens & Halske A. G.,
Berlin, deren Beachtung wir hiermit unsern Lesern bestens
empfehlen.
Textabbildung Bd. 327