Titel: | Bücherschau. |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 335 |
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Bücherschau.
Bücherschau
Volkswirtschaftliches Jahrbuch
der Stahl- und Eisenindustrie. Herausgegeben von Dr. H. E. Krüge r. Zweiter Jahrgang 1913/14. Verlag für
Fachliteratur G. m. b. H.
Der Gedanke, das nationalökonomische Tatsachenmaterial der Eisen- und Stahlindustrie
in Form eines Jahrbuchs zusammenzustellen, hat sich als glücklich erwiesen. Der
vorliegende zweite Jahrgang hat gegenüber seinem Vorgänger eine erhebliche
Umfangserweiterung aufzuweisen. So sind z.B. die dem Organisationswesen gewidmeten Abschnitte erweitert und ergänzt worden. Das
Verzeichnis der Handels- und
Handwerkskammer
konnte durch kurze
Berichte über die in den Kammerbezirken vertretenen einschlägigen Industrie-,
Gewerbe- und Handelszweige ergänzt werden. Unter organisatorischen Gesichtspunkten
völlig neu bearbeitet wurde die chronologische Zusammenstellung der wichtigsten
Daten aus der Geschichte der Stahl- und Eisenindustrie. Neu hinzugekommen ist
endlich eine Bibliographie von neueren einschlägigen Erscheinungen auf dem Gebiete
der Volkswirtschaft im allgemeinen und der Eisen- und Stahlindustrie im besonderen.
Einer besonderen Empfehlung bedarf das in den Kreisen der Industriellen und
Volkswirtschaftler wohlbekannte Werk nicht. Nicht unterlassen möchte ich, dem
Verfasser für eine spätere Auflage zwei Anregungen zu geben: Es dürfte sich
empfehlen, eine strengere, systematische Ordnung des in dem Kapitel
„Fachverbände“ bearbeiteten Stoffes herbeizuführen. Ferner dürfte ein
besonderes Namens- bzw. Sachregister das Auffinden des Gesuchten wesentlich
erleichtern und dadurch dem Leser willkommen sein.
Schorrig.
Aus Natur und Geisteswelt Bd. 29.
Die Metalle. Von K. Scheid. Dritte neu bearbeitete
Auflage. 8°. VI und 111 Seiten mit 11 Abbildungen. Leipzig 1914. B. G. Teubner.
Preis geb. 1,25 M.
Der Verfasser gibt in schwungvoller Sprache einen Ueberblick über die Geschichte, die
Gewinnung, Verarbeitung und wirtschaftliche Bedeutung der wichtigsten Metalle. Als
leichte Einleitung in die Metallurgie ist das Büchlein nützlich, im einzelnen
allerdings nicht immer zuverlässig. Z.B. ist die Behauptung, daß für Kochgeschirre
das Aluminium nur in Ausnahmefällen geeignet zu sein scheine, angesichts der
Millionen von Aluminiumtöpfen, die in den Küchen heutzutage alltäglich benutzt
werden, verwunderlich. Ebenso scheint die moderne Aluminiumschweißung, mit deren
Hilfe Riesengefäße von vielen Tausend Litern Inhalt, z.B. für Brauereien,
hergestellt werden, dem Verfasser ganz unbekannt zu sein. Die Tabelle der
Schmelzpunkte (S. 109) enthält verschiedene falsche Zahlen; z.B. schmilzt reines
Eisen nicht bei 1750°, sondern nur wenig über 1500°, Magnesium nicht bei 750 °,
sondern bei 650 °. Ein Blick in die neue Auflage der bekannten Landoll-Börnstein sehen Tabellen hätte genügt, um diese falschen Zahlen
auszumerzen. Trotzdem sei das nette Büchlein dem Laien empfohlen.
K. Arndt.
Durchgang der α–, β–, γ– und Röntgenstrahlen durch Materie. Von W. H. Bragg. Deutsch von Max Ikle.
Mit 70 Abbildungen. Leipzig 1913. Ambrosius Barth. Preis 6,80 M, geb. 7,80 M.
Das vorliegende Buch gehört einer Reihe von Werken an, welche unter dem Namen:
Science Monographs bei Macmillan & Co. Ltd. in
London erscheint. Zweck dieser Monographien ist, Berichte über eine bestimmte Gruppe
von Untersuchungen zu liefern, für die ihr Verfasser verantwortlich gewesen ist.
Die Vorbereitung der Begrüßungsrede in der Abteilung iür Astronomie, Mathematik und
Physik der Australasian Association for the Avancement of Science in Dunedin,
Neu-Seeland (1904) veranlaßte den Verfasser, die Arbeiten von Lenard, J. J. Thomson, Becquerel, dem Ehepaar
Curie, Rutherford und anderen Forschern über die
Eigenschaften des Elektrons nachzuprüfen. So entstanden eine Reihe von
Untersuchungen, die in dem vorliegenden Buche zusammengestellt sind. Da diese
Arbeiten aber mit denen der anderen Forscher eng verknüpft sind, hat es der
Verfasser vorgezogen, eine zusammenfassende Darstellung der Erscheinungen zu geben,
die den Durchgang der a–, ß-, γ– und Röntgenstrahlen durch Materie begleiten.
Die Art und Weise, wie der Verfasser den vorhandenen Stoff unter diesem gemeinsamen
Gesichtspunkte sammelt und durch eigene Arbeiten erweitert, ist in hohem Maße
interessant. Er beginnt mit den a-Strahlen, bei denen die Verhältnisse
verhältnismäßig am einfachsten liegen und bei denen zudem keine sekundären
Erscheinungen auftreten. Dann folgen die ß-Strahlen
und die von ihnen ausgelösten Sekundärerscheinungen, schließlich die
γ-Strahlen, deren zweifelhafte Natur in ihrem Zusammenhange mit den ß-Strahlen besonders eingehend behandelt wird.
Für die zahlreich benutzten Arbeiten anderer Forscher sind meist die betreffenden
Literaturbelege aufgeführt. Wo es angebracht ist, werden die theoretischen
Betrachtungen durch mathematische Formulierung unterstützt und die praktischen
Versuche durch ausführliche Schilderung der Apparatur anschaulich gemacht.
Die Uebersetzung von Iklé wird den Feinheiten des Werkes
gerecht und bringt die frische Darstellungsweise des Verfassers voll zum
Ausdruck.
Gruschke.
Die Drahtseilbahnen. Von
Dipl.-Ing. P. Stephan, Regierungsbaumeister. Zweite
Auflage. 1914. Julius Springer. Preis 9,– M.
Das Mißtrauen, das in vielen Kreisen den Drahtseilbahnen noch entgegengebracht wird,
beruht wohl zum größten Teil auf Unkenntnis des Betriebes. Das vorliegende Werk ist
berufen, hier Wandel und Aufklärung zu schaffen. An Hand sehr vieler Photographien
und Zeichnungen werden uns die mannigfachen Anwendungsgebiete für Schwebebahnen
erschlossen. Die Kapitel Wert und Entwicklung der Drahtseilbahnen,
Konstruktionseinzelheiten, wirtschaftliche Angaben, gesetzliche Bestimmungen,
örtliche Bauausführung und der Betrieb der Drahtseilbahnen führen uns noch genauer
in die Einzelheiten ein. Zum Schluß werden noch die Personenschwebebahnen kurz
besprochen. Das Buch ist schön ausgestattet und kann warm empfohlen werden.
Ewerding.
Legierungsmetalle. Ihre
Bestimmung und kritische Beleuchtung der vorgeschlagenen Analysengänge nebst ihrer
Verwendung. Von. Ernst Paucke. 8°. 82 Seiten. Halle 1913.
W. Knapp. Preis 3,80 M.
Der Verfasser teilt für die üblicheren Legierungsmetalle eine Anzahl ausgewählter
Analysenmethoden mit, um der bisher oft störenden Willkür ein Ende zu machen. Er
beschreibt daneben kurz die hüttenmännische Gewinnung und Verwendung der
betreffenden Metalle. Dem Anfänger, für welchen es bestimmt ist, mag das Büchlein
nützliche Dienste leisten, dem Fortgeschrittenen werden seine oft etwas
aphoristischen Angaben nicht genügen. Die Darstellung läßt öfters einiges zu
wünschen übrig. Z.B. ist der Satz „Das Aluminium wird durch elektrochemisches
reduzierendes Verschmelzen mit Kohle in mit Kohle ausgekleideten eisernen
Mulden, hauptsächlich aus seinen Oxydverbindungen, der Tonerde, durch Anwendung
starker Spannung des Stromes erzeugt“ nach Form und Inhalt etwas unklar.
Die große fünf Seiten füllende Tabelle, welche die Umrechnung von Bleisulfat auf
Prozente Blei gibt, ist für den, welcher mit dem Rechenschieber oder den Küster sehen Logarithmentafeln umzugehen versteht,
entbehrlich. Es ist auch nicht recht einzusehen, warum der Verfasser allein für Blei
eine Umrechrechnungstabelle gegeben hat.
K. Arndt.
Die Eisenbahntechnik der
Gegenwart. Vierter Band. Abschnitt E. Fahrzeuge für elektrische
Eisenbahnen. Bearbeitet von E. C. Zehme in Berlin.
Wiesbaden 1914. Kreidel.
Das Werk ist preisgekrönt vom Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen. Die ganze
Behandlung des Stoffes, die Zeichnungen und der klare Stil des vorliegenden
Abschnitts E sind allerdings auch mustergültig.
Es gelangen folgende Unterabteilungen zur Bearbeitung: Fahrzeuge für elektrische
Eisenbahnen, die Wagen der Straßenbahnen, die Fahrzeuge der elektrischen Stadt- und
Haupteisenbahnen, Beispiele ausgeführter Fahrzeuge für Stadt- und Hauptbahnen und
elektrische Lokomotiven für Hauptbahnen.
Die Zeichnungen bringen Konstruktionseinzelheiten, Gesamtansichten,
Schaltungsschemata und Schaulinien. Außer den reichlichen Textabbildungen sind noch
12 Tafeln angefügt.
Ewerding.
Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
Sammlung Göschen. Die Dampfturbinen, ihre
Wirkungsweise, Berechnung und Konstruktion. Von Professor Hermann Wilda. In
drei Teilen. I. Teil: Theorie der Dampfturbinen. II. Teil: Die Berechnung der
Dampfturbinen und die Konstruktion der Einzelteile. III. Teil: Die Regelung der
Dampfturbinen, Verwertung des Abdampfes, die Kondensationsanlagen, die Bauarten der
Dampfturbinen. Berlin und Leipzig 1914. G. J. Göschensche Verlagshandlung Q. m. b.
H. Preis des Bändchens 90 Pf.
Mathematische Vorlesungen an der Universität Göttingen.
Vorträge über die kinetische Theorie der Materie und der Elektrizität. Von M.
Planck, P. Debye, W. Nernst, M. v. Smoluchowski, A. Sommerfeld, H. A. Lorentz u.a.
Mit Beiträgen von H. Kamerlingen, Onnes und W. H. Keesom, einem Vorwort von D.
Hubert und 7 Abbildungen. Leipzig und Berlin 1914. B. G. Teubner. Preis geh. 7
M.
Theoretische und praktische Einführung in die Allgemeine
Elektrotechnik. Handbuch für das Selbststudium. Bearbeitet von Ingenieur S.
Herzog, Zürich. Mit 857 Abb. Stuttgart 1914. Ferdinand Enke. Preis geh. 12 M.
Das Stahlwerk. Herausgegeben von der Deutschen
Maschinenfabrik A.-G., Duisburg.
Die Hochwasserschutz-Talsperre bei Mauer im
Riesengebirge. Gewinnung, Förderung und Verarbeitung von Massengütern beim
Bau des Stauwerkes im Bobertal bei Mauer. Von A. Cucchiero, Oberingeniuer der B.
Liebold & Comp. A.-G., Holzminden-Berlin. Wien-Berlin-London 1914. Verlag für
Fachliteratur G.m.b.H. Preis geh. 14 M, geb. 16 M.
Handbuch der Tiefbohrkunde. Von Th. Tecklenburg,
Großherzogl. Geh. Bergrat in Darmstadt. Band V. Mit 249 Abb. Zweite vermehrte
Auflage, neu bearbeitet von B. Baak, Geschäftsführer des tiefbohrtechnischen Vereins
Halle a. S. Berlin C. 19. W. & S. Loewenthal. Preis geh. 16 M, geb. 18 M.
Geld- und Bankwesen. Ein Lehr- und Lesebuch. Von Dr.
Oskar Stillich, Dozenten an der Humboldt-Akademie in Berlin. Dritte Auflage. Berlin
1914. Karl Curtius. Preis geh. 4,80 M, geb. 5,80 M.
Bibliothek der gesamten Technik. 226. Band. Brücken aus
Eisen. Von Dipl.-Ing. Professor Gottfried Koll, Oberlehrer an der Kgl.
Baugewerkschule zu Münster i. W. Mit 120 Abb. Leipzig 1914. Dr. Max Jänecke. Preis
geb. 2 M.
Textabbildung Bd. 329
Wirtschaftliche Rundschau.
Ausstellung für Kupferschmiederei und
Apparatebau.
Die vom 17. bis 30. Mai d. J. in den Räumen des Gewerbe-Vereins zu Hannover
stattfindende Fachausstellung für Kupferschmiederei und Apparatebau wird dem
Beschauer einen Einblick in das Getriebe dieses wenig gekannten Gewerbes
gestatten. Die Rohmaterialien-Industrie, die Kupfer-, Walz- und Hammerwerke, die
Kupferröhren-Walzwerke, die Aluminium- und Nickel-Werke sind mit ihren
Erzeugnissen, vom Erz ausgehend, bis zum Halb- und Ganzfabrikat, in
hervorragender Weise vertreten.
Die Industrie der autogenen Schweißerei, ebenso der
übrige fachliche Werkzeugmaschinenbau zeigen durch
zahlreiche Vorführungen die Nutzbarmachung mechanischer Hilfsmittel in diesem
Gewerbe. Die eigentliche Kupferschmiederei ist mit
zahlreichen Werkstücken und Erzeugnissen des Apparatebaues vertreten. Einzig in
ihrer Art dürfte die Zusammenstellung kunstgewerblicher
Arbeiten aus alter und neuer Zeit sein. Die Museen von Berlin, Hamburg,
Danzig, Posen, Mainz, Hannover, München, Nürnberg usw., sowie zahlreiche private
Sammler, haben kostbare Leihgaben dargeboten. Die Fachschulen und Fortbildungsschulen zu Hannover, München und Main
-bürg bringen vollständige Lehrgänge zur Schau.
Die Ausstellung wird an ihrem Eröffnungstage, Sonntag,
den 17. Mai- 12 Uhr mittags, ein übersichtliches Bild über den zeitigen
Stand des sich in Industrie und Handwerk betätigenden deutschen Gewerbes
geben.
A.-G. Oberbilker Stahlwerk, vorm. C. Poensgen, Giesbers
& Cie., Düsseldorf.
Das Oberbilker Stahlwerk kann am 7. Mai auf ein 50 jähriges Bestehen an seiner
jetzigen Stelle in Düsseldorf zurückblicken. Die Anfänge des Unternehmens
reichen in das Jahr 1861 zurück, wo am 17. Oktober 1861 die Herren Albert,
Rudolf, Gustav und Carl Poensgen und Friedrich Giesbers die Eifeler
Gußstahlfabrik zu Gemürid zum Zwecke der Anfertigung und des Absatzes von
Gußstahlfabrikaten gründeten. Hieraus entstand dann am 7. Mai 1864 unter
Beteiligung der Herren Jean Paskai Piedboeuf zu Aachen, Heinrich Regnier zu
Pepinster und Franz Ernst zu Henri-Chapelle die offene Handelsgesellschaft unter
der Firma: C. Poensgen, Giesbers & Cie. in Düsseldorf, die ihren Betrieb
nach Düsseldorf an die heutige Stelle an der Körnerstraße verlegte, weil man die
Ueberzeugung gewonnen hatte, daß die Gesellschaft dadurch einer größeren
Entwick., hing fähig sei. Die Gesellschaft hatte sich als Aufgabe die
Herstellung von Gußstahl und dessen weitere Verarbeitung zu Erzeugnissen aller
Art gestellt. Mit der Verlegung nach Düsseldorf wurde das Kapital, welches
ursprünglich nur 25000 Taler gleich 75000 M. betrug, auf 125000 Taler gleich
Textabbildung Bd. 329
375000 Mark erhöht. Am 19. Juni 1877 wurde das Unternehmen in eine
Aktiengesellschaft unter der jetzigen Firma: Aktiengesellschaft Oberbilker
Stahlwerk, vormals C. Poensgen, Giesbers & Cie. mit einem Aktienkapital von
600000 Mark umgewandelt. Den ersten Aufsichtsrat bildeten die Herren Albert
Poensgen, Franz Ernst, Jean Paskai Piedboeuf, Gustav Poensgen und Carl Poensgen.
Als Vorstandsmitglieder fungierten die Herren Friedrich Qiesbers, Rudolf
Oelbermann und Joseph Diether. Das Aktienkapital der Gesellschaft ist im Laufe
der Jahre mehrfach erhöht worden. Heute arbeitet das Unternehmen mit einem
Aktien- und Anleihekapital von 7000000 M. und beschäftigt auf einem Gelände von
98000 qm über 1200 Arbeiter und Angestellte. Der Jahresumschlag betrug im
Letzten Geschäftsjahre über 10 Millionen Mark. Für Neuanlagen und Erweiterungen
sind in den letzten acht Jahren weit über 9000000 M. aufgewendet. Leider ist das
Werk von allen Seiten durch Straßen und den Hauptbahnhof in seiner weiteren
Ausdehnung gehemmt, so daß die Zeit wohl nicht mehr sehr ferne ist, wo dasselbe
sich nach einer neuen Betriebsstätte umsehen muß. Von den damaligen Gründern und
Vorstandsmitgliedern weilt heute nur noch Herr Geheimer Kommerzienrat Carl
Poensgen zu Düsseldorf unter den Lebenden und bringt als 1. Vorsitzender des
Aufsichtsrats nach wie vor seiner Jugendschöpfung das größte Interesse
entgegen.
Kanada. Lage des Eisen- und Stahlmarkts.
Ueber die Lage der kanadischen Eisen- und Stahlindustrie werden zurzeit wieder
lebhafte Klagen laut. Der Bedarf Kanadas an Eisen und Stahl und Waren
daraus ist zwar andauernd groß, indessen wird er zum größten Teil durch Importe
gedeckt. Im vergangenen Jahre hatte die Einfuhr solcher Waren den Wert von rund
141 Millionen Dollars.
Gegenwärtig zeigen sich vor allem die Folgen der allgemeinen wirtschaftlichen
Krise, die eine Reihe von Eisen -und Stahlwerken sehr in Mitleidenschaft gezogen
zu haben scheint. Die Hamilton Iron and Steel Company hat ihre Fabrikation
eingestellt, die Canadian Iron Corporation befindet sich in Liquidation, die
Dominion Iron and Steel Co. hat ihren Aktionären kürzlich mitgeteilt, daß eine
Dividende nicht gezahlt werden könne, die Nova Scotia Steel Co. soll ihren
Betrieb auf ein Drittel eingeschränkt haben. Der große Hochofen in Port Arthur
und ebenso die Hochöfen in Midland, Parry Sound, Deseronto und Londonderry haben
den Betrieb eingestellt.
Daß die kanadische Eisen- und Stahlproduktion und Verarbeitung sich, auch
abgesehen von der augenblicklich im Lande herrschenden schlechten Konjunktur,
ungeachtet eines Zollschutzes von im allgemeinen 35% so mangelhaft entwickelt
hat, wird verschiedenen Ursachen zugeschrieben. Von der einen Seite wird darauf
hingewiesen, daß es an gewissen Vorbedingungen des Gedeihens dieser Industrie,
namentlich an der Nähe großer Verbrauchszentren einerseits und der Nähe von
Kohlenvorkommen andererseits in Kanada fehle. Z.B. besitze die Gegend von Sault
Ste. Marie, wo sich das eine Zentrum der kanadischen Eisenindustrie (Algoma
Steel Co) befindet, zwar Erzlager, aber keine Kohle, so daß diese aus den
Vereinigten Staaten als
Textabbildung Bd. 329
der nächstgelegenen Bezugsquelle importiert werden
muß. Das nördliche Neu Schottland, wo sich das andere Zentrum dieser Industrie
(Dominion Iron & Steel Co. und Nova Scotia Steel & Coal Co.) befindet,
besitze zwar Eisen und Kohlen, aber es liege zu weit entfernt von den wichtigen
Verbrauchsplätzen.
Als Grund der beträchtlichen Einfuhr an Eisenerz wird angegeben, daß insbesondere
die am Oberen See gewonnenen Eisenerze keine hinreichenden Eisenmengen
aufweisen, daß sie auch sonst ungeeignet und schwer schmelzbar seien. Endlich
wird behauptet, daß die betreffenden Sätze des Zolltarifs lückenhaft seien und
des systematischen Aufbaues ermangeln.
Auch im Bundesparlament ist die unbefriedigende Lage dieser Industrie kürzlich
eingehend erörtert worden. Bei dieser Gelegenheit sprach der Finanzminister
speziell über die von Interessenten mehrfach als notwendig bezeichnete Erhöhung
des Zollschutzes für Roheisen, Dieser Zollsatz betrage jetzt 2,50 $ für die
Tonne. Eine Erhöhung müsse notwendigerweise auf eine Reihe anderer Roheisen
verbrauchender Industrien ungünstig zurückwirken und auch für diese die Frage
von Zollerhöhungen akut machen. Namentlich gelte dies für die Fabrikation
landwirtschaftlicher Maschinen und Gerätschaften, die jährlich einen Wert von 20
Millionen habe, für die Herstellung von Automobilen, deren Wert jährlich 7
Millionen, von Wagen, deren Wert 16 Millionen, von elektrischen Apparaten, deren
Wert jährlich 15 Millionen und von Maschinen, deren Wert jährlich 45 Millionen
betrage.
Für die geringe Entwicklung des Abbaues von Eisenerzen in Kanada konnte der
Finanzminister vorläufig keinen rechten Grund erkennen. Vielleicht fehle es an
hinreichenden geologischen Feststellungen. Die Stahlindustrie habe sich
angesichts der Erbauung der Transkontinentalbahnen bisher hauptsächlich auf die
Herstellung von Stahlschienen geworfen. Indessen werde es notwendig sein, sich
mit dem Herannahen der Fertigstellung dieser Bahnen veränderten Verhältnissen
anzupassen und auch sonstige Fabrikationen aufzunehmen. Er sei sowohl mit der
Frage, welche Veränderungen des Zolltarifs hierdurch bedingt seien, als mit der
Prüfung der Zweckmäßigkeit etwaiger Tarifmaßnahmen im Interesse der Eisen- und
Stahlindustrie überhaupt beschäftigt.
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Montreal.)
Textabbildung Bd. 329