Titel: | Bücherschau. |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 416 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Zweite Denkschrift zur Reform des
Patentgesetzes. Vom Verein deutscher Maschinenbauanstalten. Berlin 1914.
Julius Springer.
Eine gediegene Arbeit, vor allem auch geeignet, den seitens blinder Anhänger des
Regierungsentwurfs leichtfertig erhobenen Vorwurf vom krassen Unternehmerstandpunkt
in das rechte Licht zu setzen. Neben den reichen Erfahrungen der lebenswahren Praxis
kommen für die Denkschrift in erster Linie volkswirtschaftliche Gesichtspunkte in Betracht. Diese aber beruhen auf
wissenschaftlicher Erkenntnis, gegen welche die Erfinderrechtsschwärmer bisher einen
irgendwie beachtlichen Einwand noch schuldig geblieben sind. Wenn bei einer
volkswirtschaftlichen Auffassung des Patentschutzes auch ein Blühen und Gedeihen der
heimischen Industrie zu erwarten steht, so ergibt sich das ganz naturgemäß aus der
gewaltigen Bedeutung des Gewerbfleißes für die allgemeine Wohlfahrt. Weit entfernt,
lediglich einseitige Arbeitnehmerinteressen zu vertreten, bietet die Denkschrift gar
viele Gesichtspunkte, die durchaus im wohlverstandenen Interesse des angestellten
Erfinders liegen, welche aber von den Anhängern des Regierungsentwurfs mißachtet
werden, weil sonst die juristische Konstruktion des Patentrechts als Urheberrecht
gefährdet sein würde.
Die Denkschrift erörtert die volkswirtschaftliche wie auch die urheberrechtliche
Auffassung des Patentwesens durchaus sachlich und weist mit zutreffenden Gründen
nach, daß die volkswirtschaftliche Seite des Patentschutzes in allererster Linie
entscheidend sein muß. Insbesondere wird auch geltend gemacht, daß das
Persönlichkeitsrecht eines Urhebers doch niemals soweit
gehen darf, das Persönlichkeitsrecht eines andern
Urhebers zu verletzen, wie es unter anderm im Falle der Doppelerfindung garnicht zu
vermeiden sein würde.
Im einzelnen betont die Denkschrift, daß die geistige Leistung des Erfinders
überhaupt nicht ohne weiteres maßgebend sein kann, weil der wirtschaftliche Wert der
Erfindung nicht schon mit dem Erfindungsgedanken gegeben ist Nachdem dieser in der
Phantasie geboren ist, kommt erst noch die außerordentlich wichtige und ungleich
schwierigere Erfinderarbeit bei der Durchführung des
Gedankens bis zu seiner praktischen Ausgestaltung. Insbesondere kommen bei der
Angestellten Erfindung auch die Erfahrungen des Unternehmers, die Mitarbeiterschaft
anderer und die materielle Hilfe des Unternehmers in Betracht, ohne welche der
Erfindungsgedanke kaum jemals praktische Bedeutung erlangen würde. Durchaus
zutreffend werden die unendlichen Schwierigkeiten erörtert, einerseits den aus einer
Erfindung erzielten Gewinn zu ermitteln und anderseits das Verdienst der
verschiedenen, den Gewinn begründenden Personen abzuschätzen. Außer auf die
verwaltungstechnischen und kaufmännischen Maßnahmen kommt es insbesondere auch an
auf den Anteil des Erfindungsgedankens im Verhältnis zur praktischen Ausgestaltung
und Verwertung. Mit Fug und Recht weist die Denkschrift neben anderm auch noch
darauf hin, daß bei einer nutzbringenden Erfindung des Unternehmers regelmäßig auch
die Unkosten so mancher fehlgeschlagenen Erfindung wieder mit hereinzubringen
sind.
Mit guten Gründen wendet sich die Denkschrift auch gegen gewisse Unterlassungssünden
des Regierungsentwurfs, besonders in bezug auf Bedeutung und Wesen des
Patentanspruchs. Trotz der durch Einführung urheberrechtlicher Gesichtspunkte bzw.
eines nackten Erfinderrechts erleichterten extensiven Auslegung des Patents hat es
der Entwurf an bestimmteren Normen über die Tragweite des
Patents fehlen lassen. Dagegen wendet sich die Denkschrift mit Recht und betont, daß
bei unsicherem Schutzumfange eine gedeihliche Industriearbeit unmöglich sei. Wie der
Unternehmer einer gewissen Sicherheit für die eigenen Patente bedarf, um sich
einer der Gesamtheit nutzbringenden Ausführung der Erfindung zu widmen, so muß er
auch bei fremden Patenten die Tragweite mit möglichster Sicherheit erkennen können,
um z.B. unproduktive Prozeßarbeit usw. zu vermeiden.
Weitere recht erfreuliche Einzelheiten bilden die Gründe gegen eine Verlängerung oder
Verschiebung der Schutzdauer, gegen weitergehende Herabsetzung der Jahrestaxen,
gegen die Kostenpflicht des Einspruchs und dergleichen mehr. Ein gründliches Studium
der Denkschrift ist dringend jedem zu raten, der zur Revision der Patentgesetzgebung
ein zutreffendes Urteil gewinnen will. Sie bietet eine nüchterne Betrachtung der
Dinge, wie sie sind, nicht wie sie den Erfinderrechtsschwärmern zu sein
scheinen.
Dr. phil et jur. Häberlein.
Die Abwasser der Kali-Industrie.
Von Professor Dr. J. H. Vogel. 139 Seiten. Berlin 1914.
Gebrüder Borntraeger. Preis geh. 7,50 M.
Verfasser hat im vergangenen Jahr eine umfangreiche, auf langjährigen Forschungen
beruhende Arbeit über den gleichen Gegenstand veröffentlicht. Kurz danach erschien
eine von Professor Dr. Dunbar, dem Direktor des
staatlichen hygienischen Institutes in Hamburg verfaßte Schrift, die ein Gutachten
über die Versalzung der Flüsse durch die Abwässer der Kali-Industrie wiedergibt. Die
von Dunbar mitgeteilten Forschungsergebnisse unterzieht
Verfasser nun in der vorliegenden Schrift einer eingehenden Besprechung, nachdem er
zur Nachprüfung der Angaben Dunbars eine große Zahl neuer
Versuche angestellt hat. Im einzelnen bespricht er das Verhalten der Kaliendlaugen
in den Flüssen (unter besonderer Berücksichtigung der Elbe und Saale), weiter den
Chlormagnesiumgehalt des Elbwassers bei Hamburg, das Eindringen von Flußwasser in
den Boden, die schädlichen Wirkungen der Endlaugen, ihre Beseitigung durch
Eindampfen und anderes mehr. Verfasser kommt hierbei zu erheblich andern Ergebnissen
als Dunbar und bezeichnet die von Dunbar in seinem Gutachten angeführten Leitsätze als „mit wenigen
Ausnahmen ganz unhaltbar“, er stellt am Schluß seiner Schrift die Ergebnisse
seiner Versuche ebenfalls in zehn Leitsätzen zusammen. Die vorliegende Schrift ist
einmal als Ergänzung der im vorigen Jahr vom Verfasser veröffentlichten Arbeit von
Bedeutung, anderseits ist sie aber auch wegen des darin enthaltenen neuen
Zahlenmaterials für alle diejenigen, die sich mit der Abwasserfrage beschäftigen,
höchst lesenswert.
A. Sander.
Flußkunde. Von Dr. H. Gravelius, Professor an der Technischen Hochschule zu
Dresden. 178 Seiten mit 21 Abbildungen. Leipzig 1914. Göschen.
Dies Buch ist der erste Band zu einem vierbändigen Grundriß der gesamten
Gewässerkunde. Es behandelt das Flußgebiet, den Flußlauf im Flußtal, die
Talgeschichte und die Methoden und Erscheinungen der Wasserführung der Flüsse.
Das Werk ist hervorgegangen aus Vorlesungen, die Professor Gravelius seit 15 Jahren an der Technischen Hochschule zu Dresden gehalten
hat. Es zeichnet sich infolgedessen durch eine wundervolle Geklärtheit des
dargebrachten Stoffes aus. Der Verfasser bringt nicht die fertigen Resultate seiner
Wissenschaft, sondern baut sie vor den Augen des Lesers Stück für Stück auf.
Hierdurch und durch die exakte Definition der vorkommenden Begriffe gewinnt das Werk
an pädagogischer Bedeutung. Die eingestreuten philosophischen Betrachtungen sind
weiterhin nur geeignet, das verbindende Band zwischen Lehrer und Schüler zu knüpfen
und den würdigen Schüler einst zum Meister zu erziehen.
Ewerding.
Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
Vorlesungen über Technische Mechanik. Von Dr.
phil. Dr.-Ing. Aug. Föppl, Prof. a. d. Technischen Hochschule in München. Dritter
Band. Festigkeitslehre. Fünfte Auflage. Mit 100 Abb. Leipzig und Berlin 1914. B. G.
Teubner. Preis geb. 12 M.
Schiffshilfsmaschinen, deren Berechnung und
Konstruktion. Von Albert Bodenmüller, Ingenieur, Bureauchef der Vulcanwerke
Hamburg-Stettin. Mit 206 Abb. Leipzig 1914. Oskar Leiner. Preis geh. 9 M., geb. 10
M.
Taschenbuch für Werkmeister, Maschinenmeister, Gasmeister,
Maschinenbauer, Mechaniker, Monteure, Acetylentechniker, Installateure und
Gewerkschüler. Von H. F. Bonte Schaefer, Ingenieur. Zweite Auflage. Leipzig
1914. Oskar Leiner. Preis geb. 2,80 M.
Die Zeitung, ihre Entwicklung von den ersten Anfängen bis
heute, 1609 – 1914. „München-Augsburger Abendzeitung“. Ein kurzer Abriß
ihrer mehr als 300 jährigen Geschichte von Ernst Heuser und Cajetan Freund. München
1914. F. Bruckmann, A.-G.
Der Unterricht an Baugewerkschulen. Herausgeber Prof.
M. Girndt. Die gewerbliche Baukunde. Leitfaden für den Unterricht an
Baugewerk-Schulen und an verwandten technischen Lehranstalten. Von Prof. Ludwig
Comperl, Oberlehrer an der Kgl. Baugewerkschule zu Posen. Zweite vermehrte und
verbesserte Auflage. Mit. 189 Abb. Leipzig und Berlin 1914. B. G. Teubner. Preis
geh. 2,60 M.
Handbuch der industriellen Finanzierungen. Ratgeber für
die Durchführung von Kapitalbeschaffungen und Finanzierungen von industriellen
Unternehmungen. Von Ingenieur S. Herzog. Technischer Konsulent. Mit 53 Formularen.
Stuttgart 1914. Ferdinand Erike. Preis geh. 13 M.
Elektrische Starkstromtechnik. Eine leichtfaßliche
Darstellung von Dr. E. Rosenberg, Chefingenieur. Mit 311 Abbildungen. Leipzig 1914.
Oskar Leiner. Preis geh. 8 M., geb. 9 M.
Verein Deutscher Maschinenbau-Anstalten, Düsseldorf.
Zweite Denkschrift zur Reform des Patentgesetzes. Besprechung des vorläufigen
Entwurfes eines Patentgesetzes. Berlin 1914. Julius Springer.
Bedienung und Schaltung von Dynamos und Motoren sowie für
kleine Anlagen ohne und mit Akkumulatoren. Von Rudolf Krause, Ingenieur.
Mit 150 Abb. Berlin 1914. Julius Springer. Preis geb. 3,60 M.
Laboratoriumsbücher für die chemische und verwandte
Industrien. Band XVI. Keramisches Praktikum. Anleitung zu keramischen
Laboratoriumsarbeiten auf chemischer Grundlage für Studierende und Techniker der
keramischen Industrie. Von Dr. phil. August Berge, Chemiker und Direktorialassistent
der Kgl. keramischen Fachschule in Bunzlau i. Schles. Mit 10 Abb. Halle a. S. 1914.
Wilhelm Knapp. Preis geh. 4,20 M.
Handbuch der Ingenieurwissenschaften in fünf Teilen.
Fünfter Teil: Der Eisenbahnbau ausgenommen Vorarbeiten, Unterbau und Tunnelbau.
Vierter Band: Anordnung der Bahnhöfe. Zweite Abteilung: Große Personenbahnhöfe und
Bahnhofsanlagen. Abstellbahnhöfe, Eilgut- und Postanlagen. Regeln für die Anordnung
der Gleise und Welchen. Bearbeitet von M. Oder. Herausgegeben von F. Loewe, K. Geh.
Hof rat, ord. Prof. an der Technischen Hochschule in München, und Dr.-Ing. Dr. H.
Zimmermann, Wirkl. Geh. Oberbaurat und vortragender Rat im Ministerium der
öffentlichen Arbeiten in Berlin a. D. Mit 539 Abb. Leipzig und Berlin 1914. Wilhelm
Engelmann. Preis geh. 31 M, geb. 34 M.
Textabbildung Bd. 329
Wirtschaftliche Rundschau.
Vereinigte Staaten von Amerika. Eisenerzproduktion im
Staate Minnesota.
Unter den Eisenerz produzierenden Staaten der amerikanischen Union nimmt
Minnesota die erste Stelle ein. Drei Gebiete sind es, die sich in diesem Staate
durch das Vorkommen gewaltiger Eisenerzlager auszeichnen: Der Mesabi-Range, der
Vermillion-Range und der Cuyuna-Range.
Der Distrikt des Cuyuna-Range, der sich zwischen den
Städten Crow Wing und Aitkin in den gleichnamigen Counties in nordöstlicher
Richtung erstreckt, besteht aus einem nördlichen und einem südlichen Zuge, die
parallel nebeneinander herlaufen. Der südliche Zug besteht aus einem langen
schmalen Felde, worin die erzführenden Flötze parallel und zum Teil übereinander
lagernd dicht aneinander gereiht sind. Die Lager im nördlichen Zuge sind
getrennt und über ein größeres Gebiet ausgebreitet. Nach vorsichtigen
Schätzungen auf Grund der bisherigen Aufschließungen sind im Cuyunagebiet mehr
als 300 Mill. Tonnen Eisenerz schon jetzt in lohnender Weise zu fördern. Dazu
soll eine weit größere Menge ärmeren Erzes vorhanden sein, dessen Abbau nach
Erschöpfung der reicheren Lager in Angriff genommen werden kann. Auch ist das
Vorkommen manganhaltiger Erze in einem begrenzten Gebiete festgestellt. Nach der
chemischen Analyse enthält dieses Erz etwa 50 – 55 % Eisen, 10 – 15 % Mangan und
etwa 0,3 % Phosphor. Ob dieses Erz in größeren Mengen einen Markt finden wird,
ist zurzeit ungewiß. Kleinere Mengen davon haben willige Abnehmer gefunden,
jedoch war das Erz in diesen Fällen etwas reicher an Mangan und enthielt
weniger Phosphor als die vorstehend angegebene Durchschnittsanalyse.
Der Mesabi-Distrikt scheint im wesentlichen
erschlossen zu sein, und Schürfarbeiten zur Feststellung neuer Erzlager sind
dort im großen und ganzen eingestellt. Dagegen wendet man hier der Entwicklung
der nicht von der United States Steel Corporation gekauften oder von ihr
kontrollierten Gruben eine erhöhte Aufmerksamkeit zu. Zwei große unabhängige
Grubengesellschaften, die „Great Northern Ore Properties“ (Hill'sches
Konsortium) und die „Sargent Land Company“, haben bereits im Jahre 1912
Aufschließungsarbeiten begonnen. Beide verfügen über Hunderte von Millionen Tons
unabgebauter Erze verschiedenen Grades und beabsichtigen, das Geförderte auf
offenem Markte zu verkaufen. Die „Great Northern Ore Properties“ haben
die Vorarbeiten zum Betriebe dreier Obergrundgruben (open pits) guten Erzes
soweit vollendet, daß voraussichtlich schon im laufenden Jahre Erz daraus zur
Verschiffung gelangen wird. Die Erschließung anderer Gruben, deren Betrieb teils
über, teils unter Grund stattfinden wird, ist in Vorbereitung. Insbesondere
gehört dazu ein Erzlager von großem Umfang, das dem öffentlichen Schulfonds des
Staates Minnesota gehört und an das Hill'sche Konsortium verpachtet ist. Es ist
durch Schachtanlagen aufgeschlossen, und der Grund und Boden wird bevor mit den
eigentlichen Förderungsarbeiten begonnen werden soll, durch ein Drainagesystem
entwässert werden. Die Erfahrung hat gelehrt, daß eine Vorentwässerung der
Ueberlagerung im Mesabigebiete den Abbau der Geröll- und Erdschichten wesentlich
erleichtert.
Textabbildung Bd. 329
Man erwartet aus diesen Gruben jährlich drei Millionen Tonnen Erz zu
fördern. Die „Sargent Land Company“, die gleichzeitig an dem
Bergwerksbesitze der „Great Northern Ore Properties“ beteiligt ist, hat
auf ihrem ausschließlichen Eigentume das Abschürfen der über verschiedenen
Erzlagern ruhenden dünnen Geröll- und Erzschichten in Angriff genommen, und
teilweise soweit durchgeführt, daß mit der Erzförderung begonnen werden konnte.
Die Company besitzt außer erzführenden Ländereien in Minnesota unter der Firma
„Cascade Mining Company“ eine große Eisengrube im Marquette-Distrikt,
Michigan, und kontrolliert Bergwerkseigentum bei Crystall Falls (Michigan), wo
die Vorarbeiten sich ebenfalls in vorgeschrittenem Stadium befinden. Auch diese
Gesellschaft hofft, mindestens 3000000 Tonnen Erz jährlich auf den Markt bringen
zu können.
Die seit dem Jahre 1912 im Vermillion-Bezirke
vorgenommenen Schürfarbeiten haben allem Anschein nach zur Entdeckung zweier
neuer abbaufähiger Erzlager geführt, von denen sich eines auf dem Lande der
Vermillion Iron & Steel-Company nordöstlich des Vermillion Lake und das
andere auf dem Eigentume der Vermillion & Mesabi Iron-Company befindet. Alle
anderen, schon früher veranstalteten Schürfarbeiten sind als aussichtslos wieder
aufgegeben worden.
Auch im Menominee-Distrikt (Michigan) sind während des
ganzen Jahres Schürfarbeiten vorgenommen worden, und zwar mit gutem Erfolge. Es
sind verschiedene neue umfangreiche Lager erschlossen worden. Alle diese
Arbeiten stehen jedoch gegen die im Cuyuna- und Gogebic-Gebiete vorgenommenen
Arbeiten zurück.
Aus dem Gogebic-Gebiet (Michigan) ist die
interessante Tatsache zu verzeichnen, daß verschiedene Untergrundgruben,
die in früheren Jahren bereits als erschöpft aufgegeben waren, von neuem in
Bearbeitung genommen sind, da man in ihnen reiche und ausgedehnte Lager guten
Erzes entdeckt hat.
Im Cuyuna-Distrikt haben die Aufschlußarbeiten einen
großen Umfang angenommen. Nicht nur sind viele Bohrungen vorgenommen und
Schächte angelegt, sondern an vielen Stellen ist auch mit dem Abbau der
Ueberlagerungen begonnen worden. Dieser Abbau bietet hier wenig Schwierigkeiten,
da die Ueberlagerungen zum großen Teil aus Sand bestehen und nur wenige
Findlinge und Geröll zu beseitigen sind. Der Abbau kann deshalb zum großen Teile
auf hydraulischem Wege erfolgen. Das Erdreich wird losgewaschen und das Gesümpfe
mittels einer Sandpumpe entfernt. –
Bis vor kurzem befand sich der Grubenbetrieb im nördlichen Minnesota fast ganz in
den Händen der United States Steel Corporation oder
ihrer Tochtergesellschaft, der Oliver Iron Mining Company. Dies beginnt sich
allmählich zu ändern, und der Einfluß des Steel Trust auf den Eisenerzmarkt wird
wohl mehr und mehr zurückgehen. Eine ganze Reihe unabhängiger Gesellschaften hat
sich an den Erzverschiffungen aus dem Oberensee-Gebiet im Vorjahr bereits mit
727000 Tonnen beteiligt. Es ist dies reichlich doppelt soviel, wie 1912 von den
Cuyunagruben verschifft worden ist, und es steht zu erwarten, daß die Förderung
dort fortlaufend gesteigert wird. Dieses Erz, zusammen mit den Erzen, die aus
den Gruben der „Great Northern Ore Properties“ und der „Sargent Land
Company“ zur Verschiffung gelangen, werden den Erzmarkt, der schon jetzt
mit über 50 % von unabhängigen
Textabbildung Bd. 329
Gruben versorgt wird, in erhöhtem Maße dem Einfluß
des Steel Trust entziehen.
Vielfach ist die Ansicht verbreitet, daß die Nachfrage nach
Erz 1914 geringer sein wird als 1913 und daß die Erzpreise heruntergehen werden. Aber es sprechen so viele jetzt noch
Ungewisse Faktoren dabei mit, daß es schwer ist, in dieser Hinsicht eine auch
nur einigermaßen zuverlässige Voraussage zu machen.
Alles in allem sind aus dem Lake-Superior-Gebiet im vergangenen Jahre 49070478
Tonnen Eisenerz gegen 47435777 im Jahre 1912 und 32130430 im Jahre 1911 verschifft worden. Nicht eingeschlossen sind darin
die etwa 1000 000 Tonnen Erz, die jährlich aus Canada zur Verschiffung gelangen
oder die mit der Bahn abgefertigt worden sind. Der Anteil der United States
Steel Corporation daran ist wie auch schon im Jahre 1912, weiter zurückgegangen.
Dieser Rückgang ist um so auffälliger, als die Steel Corporation in den letzten
Jahren eine besonders rege Tätigkeit bei Abbau der von ihr gepachteten
Erzländereien der „Great Northern Ore Properties“ entfaltet hat, womit
sie schon seit dem ersten Jahre ihres Vertrags im Rückstand war. Die Steel
Corporation förderte aus diesen Gruben 1912 nicht nur die 4500000 Tonnen, zu
deren Abbau sie kontraktlich für dieses Jahr verpflichtet war, sondern
nachträglich auch die Mengen, die in den vorhergehenden Jahren hätten gefördert
werden sollen, aber nicht gefördert waren, alles in allem etwa weitere 3000000
Tonnen. Im Vorjahr (1913) betrug die kontraktmäßig zu fördernde Menge mindestens
5250000 Tonnen. Das tatsächlich geförderte Erz übersteigt diese Zahl. Am 1.
Januar künftigen Jahres läuft der Vertrag des Steel Trust mit dem Hill'schen
Konsortium ab. Die Oliver Iron Mining Company hat infolgedessen auf ihrem
eigenen Eigentume neue Gruben soweit vorbereitet, daß sie den Ausfall aus diesen
ersetzen kann. Anderseits ist das Hill'sche Konsortium, wie bereits oben
bemerkt, ebenfalls in seinen Vorbereitungen nicht müßig gewesen.–
Die Zeit, wo im Mesabidistrikt nur solche Erze abgebaut wurden, die nicht weniger
als 55 % Eisen führten, ist schon seit einigen Jahren vorüber. 40 – 45 %
haltiges Erz gilt schon seit längerem als abbaufähig. Außerdem sind in den
letzten Jahren eine ganze Reihe von Anlagen entstanden, die der Anreicherung magerer Erze dienen. Das vielfach im
Mesabigebiete vorkommende sandführende Erz wird jetzt durch Waschen von diesem
befreit. Auch hat man im letzten Jahre mehrere hunderttausend Tonnen Erz,
insbesondere auch von Eisenspaterz, durch ein Röstverfahren marktgängig gemacht.
Im Förderungsbetriebe macht sich das Bestreben geltend, durch Einführung von Bergwerksmaschinen beim Untertagebau den Betrieb
ökonomischer zu gestalten; und die Erfindung verschiedener neuerer Maschinen
oder die Verbesserung älterer Patente, wodurch die Ausschaltung von Handarbeit
ermöglicht wird, ist diesem Bestreben entgegengekommen.
Die Betriebsjahre 1912 und 1913 gestalteten sich infolge des Rückganges der
Produktionskosten, der Schiffsund Bahnfrachten, der Schadenersatzansprüche aus
Betriebsunfällen und der ständig wachsenden Nachfrage nach Erz für die Gruben im
allgemeinen günstig. Zwar drohte sich gegen Ende der Saison 1912 ein
Arbeitermangel fühlbar
Textabbildung Bd. 329
zu machen, da infolge der Balkanwirren viele
Grubenarbeiter freiwillig oder gezwungen nach ihrer Heimat abwanderten. Es
gelang jedoch, durch Erhöhung der Löhne dieser Kalamität zu begegnen und genug
andere Arbeiter heranzuziehen.
Man könnte die Frage aufwerfen, ob die Eröffnung des Panamakanals auf die
Erzverschiffungen aus dem Gebiete des Oberen Sees einen Einfluß ausüben wird.
Dies ist unbedenklich zu verneinen, da das Alleghany-Gebirge diesem Erze bei
seinem Wettbewerbe mit dem ausländischen, den Kanal passierenden Erze eine
natürliche Schranke setzt. Anderseits wird jedoch damit zu rechnen sein, daß der
New Yorker Inlandkanal, der ebenfalls seiner Vollendung entgegengeht, die
Grenzen des Absatzgebiets des Erzes vom Oberen See weiter nach Osten verschiebt,
besonders, wenn es sich ermöglichen läßt, das Erz von den Docks ohne Umladung
bis nach New York zu verschiffen.
(Bericht des Kaiserl. Konsuls in St. Paul, Minnesota.)
Vereinigte Staaten von Amerika. Lage der Fahrzeug-, Eisen-
und verwandten Industrie in St. Louis 1913.
Ueber den Geschäftsgang der Fahrzeug-, Eisen- und verwandten Industrie in St.
Louis während des Jahres 1913 ist Nachstehendes zu berichten:
Eisenbahn- und
Straßenbahnwagen. St. Louis nimmt hinsichtlich der Herstellung von
Eisen- und Straßenbahnwagen eine leitende Stelle ein. Die Herstellung hat sich
in dem Jahre 1913 gegen 1912 um reichlich 20 v. H. vermehrt. Das Geschäft hat
sich so ziemlich über das ganze Jahr verteilt, jedoch waren die
Bestellungen in den letzten Wochen des Jahres besonders lebhaft. Der Wert der
Erzeugnisse betrug rund 30 Millionen Dollar.
Automobile. Der Gebrauch von Automobilen nimmt im
Staate Missouri einen ruckweisen Aufschwung, Im Jahre 1913 sind 38139
polizeiliche Erlaubnisscheine für ebensoviel Kraftwagen ausgegeben worden, etwa
10000 mehr als im Vorjahr. In St. Louis selbst hat sich die Zahl auf 9789, das
sind 3000 mehr als im Vorjahr, erhöht. St. Louis zählt 76 Automobilverkäufer und
6 Automobilfabriken. Etwa 100 verschiedene Marken sind vertreten. Das
Jahreserzeugnis erreicht bei zwei Fabriken die Höhe von etwa 1000 Wagen, die
Produktion der anderen Fabriken ist geringer.
Pferdewagen und Kutschen. Trotzdem die
Automobil-Industrie mit Riesenschritten vorwärts schreitet, hat auch die
Fabrikation leichter Pferdewagen und Kutschen im Jahre 1913 zugenommen und
diejenige Cincinnatis, des Zentrums dieser Fabrikation, überflügelt. Der Umsatz
betrug 10 Millionen $.
Eisenwaren. St. Louis steht im Großhandel mit Eisenwaren an der Spitze der
Vereinigten Staaten. Das Jahr 1913 hat eine Zunahme von ungefähr 12 % v. H.
gegenüber dem Vorjahre aufzuweisen. Der Gesamtumsatz belief sich auf annähernd
48 Millionen $. Man erwartet eine weitere Zunahme im Jahre 1914.
Emaillierte und andere Blechwaren. Der Umsatz im Jahre 1913 betrug ungefähr 12
Millionen $, annähernd ebensoviel wie im Vorjahr.
Textabbildung Bd. 329
Oefen und Herde. In der Herstellung von Oefen und
Herden übertrifft St. Louis jeden anderen amerikanischen Platz sowohl nach der
Menge wie nach dem Werte der hergestellten Waren. Es befinden sich 22
Ofenfabriken im St. Louiser Bezirk, in denen ungefähr 6000 Personen beschäftigt
sind. Im Jahre 1913 wurden in diesen Fabriken mehr als eine Million Oefen und
Herde hergestellt, deren Wert sich auf annähernd 11 Millionen $ belief. Ueber 8
Millionen $ Kapital sind in diesen Industrien angelegt.
Gußeisen- und Gießereiwaren. Die Gußeisen- und
Gießereibranche erfreute sich eines lebhaften Aufschwungs, der wohl zum großen
Teile auf das Aufblühen der Automobil-Fabrikation zurückzuführen ist. Der Umsatz
betrug annähernd 21 Millionen $.
Elektrische Bedarfsartikel. Die Fabrikanten und
Zwischenhändler von elektrischen Bedarfsartikeln sehen auf ein äußerst
befriedigendes Geschäftsjahr mit einer Zunahme des Umsatzes von annähernd 20 v.
H. zurück. Die Anfertigung von elektrischen Antrieben für Automobile hat einen
bedeutenden Umfang angenommen. Wegen der großen Verschiedenheit der einzelnen
Betriebszweige und angesichts der Geheimhaltung näherer Daten seitens der
Fabrikanten ist es unmöglich, eine einigermaßen zuverlässige Schätzung des
Geschäftsumfanges anzustellen.
Photographische Platten. Die Herstellung von
photographischen Platten zeigt eine Zunahme von 10 %. Das Geschäft ist auch
weiterhin im Wachstum begriffen. Es bestehen vier große Firmen, die sich mit der
Herstellung von Trockenplatten befassen. Diese Geschäftshäuser arbeiten mit
England, Deutschland, Australien, Japan, Süd-Amerika und Kanada. Man hat
den Umsatz auf 2,5 Millionen $ berechnet.
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in St. Louis.)
Japan. Lage des Kohlenmarktes.
Seit März d. J. macht sich in Moji und Wakamatsu den bedeutendsten Kohlenhäfen Japans, eine
starke Anhäufung der Kohlenlager bemerkbar, die mit
Sicherheit darauf schließen läßt, daß die seit Ende 1912 herrschende
Hochkonjunktur des japanischen Kohlenhandels ihr Ende erreicht hat. Während die
Vorräte beider Plätze im September 1913 bis auf 136000 t zusammengeschmolzen
waren, betrugen sie Ende April d. J. nahezu das Dreifache, nämlich 394000 t,
wovon rund 230000 t auf Wakamatsu und 164000 t auf Moji entfielen. Angesichts
dieser Tatsache kann daher gegenwärtig von einer Kohlennot
nicht mehr die Rede sein. Den Anstoß zu dieser Rückwärtsbewegung sollen
umfangreiche Kohlenlieferungsverträge gegeben haben, die die japanische
Staatsbahn anfangs dieses Jahres mit den Kaiping-, Fushun- und Penshihu-Minen
abgeschlossen hat. Dabei handelt es sich um insgesamt 500000 t, wovon 250000 auf
die Kaiping-, 200000 auf die Fushun- und der Rest auf die Penshihu-Kohle
entfielen. Inzwischen hatte aber die japanische Kohlenförderung, durch die
höheren Preise angespornt, eine -ungewöhnlich starke Zunahme erfahren, so daß
infolge des Ankaufs chinesischer und mandschurischer Kohlen eine etwa gleich
große Menge verfügbar und auf den Markt geworfen wurde. Da seit Mitte Februar d.
J. die Frachten erheblich zurückgegangen sind, gelangte zwar ein großer Teil der
ursprünglich für die Bahn bestimmten Kohlen zur Verschiffung ins Ausland
(Hongkong und chinesische Häfen),
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andererseits führten aber diese Verschiffungen wieder
zu einer Verlangsamung in der Abnahme der Kontraktkohle, die sich, soweit
seinerzeit die Fracht in den Kaufpreis mit eingeschlossen war (cif), in China
vielfach teurer stellte als die zu niedrigeren Frachtraten dorthin
versandte.
Liegen hiernach die Hauptursachen für die
Kohlenanhäufung in der Ueberproduktion, so
gesellt sich hierzu noch als weiterer Grund die starke Depression, unter der gegenwärtig Handel und Industrie dieses Landes zu
leiden haben und die zu starken Verzögerungen in
der Abnahme der von den japanischen Fabriken kontrahierten Kohlen
geführt hat. Auch sollen in letzter Zeit zahlreiche japanische Fabrikbetriebe
infolge der in die Höhe getriebenen Kohlenpreise den Dampfantrieb durch elektrischen Antrieb ersetzt haben, wobei sie den
Strom hydroelektrischen Anlagen entnehmen.
Diese Anhäufung der Kohlenlager hat auch bereits zu einem Rückgang der Kohlenpreise geführt, wenn sich letzterer auch vorläufig
noch in mäßigen Grenzen gehalten hat. Immerhin ist für erstklassige Kohle seit
dem vorigen Monat eine Entwertung von 30 sen, für zweit- und drittklassige eine
solche von 50 sen pro Tonne zu verzeichnen. Um ein weiteres Sinken der Preise zu
verhüten, gedenken die Kyushiuzechen die Kohlenproduktion um 20 % einzuschränken,
doch ist es zu einer Einigung hierüber noch nicht gekommen.
Die ganze Bewegung zeigt übrigens, daß sich die chinesischen und mandschurischen
Kohlen schon heute zu beachtenswerten, die Marktpreise mehr oder minder stark
beeinflussenden Konkurrenten der japanischen Zechen entwickelt haben. Mit
Besorgnis blickt daher eine der den Kyushiukohlenproduzenten nahestehende
japanische Zeitung auf die großen Fortschritte der
Kaipingmine zurück, die bei der derzeitigen Tagesförderung von 6 – 7000
t nicht nur mit der Fushunmine in scharfen Wettbewerb getreten sei, sondern es
auch „wage“, die japanischen Kohlenproduzenten ihrer Absatzgebiete zu
berauben.
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Sphimonoseki vom 11. Mai
1914.)
Britisch-Indien. Terpentinerzeugung.
Der „Pioneer“ vom 1. Mai d. J. bringt eine Notiz über die
Terpentinerzeugung in Indien, wonach in Bhawali, in
den Vereinigten Provinzen, moderne Maschinen
französischen Ursprungs zur Herstellung von Terpentin
in Betrieb genommer, sind. Eine zweite solche Anlage ist für Lahore vorgesehen.
Das Forest Department hält die indische Terpentinfabrikation für sehr
entwicklungsfähig, da die Waldbestände des Himalaya reich an Pinus longifolia
sind.
(Bericht des Kaiserl. Generalkonsulats in Calcutta.)
☞ Die beigefügten Prospekte der Firmen: H. Maihak
Akt.-Ges. in Hamburg und G. Rüdenberg jun. in Hannover empfehlen wir der geneigten Beachtung unserer Leser.
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