Titel: | Bücherschau. |
Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 447 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Die Wasserkräfte, ihr Ausbau und
ihre wirtschaftliche Ausnutzung. Von Dr.-Ing. Adolf
Ludin. Zwei Bände. 1404 Seiten mit 1078 Abbildungen im Text und auf 11
Tafeln. Berlin 1913. Julius Springer. Preis geb. 60,– M.
Das großangelegte Buch ist aus einem Wettbewerb hervorgegangen, den die Kgl. Akademie
des Bauwesens in Berlin ausgeschrieben hatte. Es handelte sich um eine vergleichende
Darstellung neuerer Anlagen zur Ausnutzung der Wasserkräfte, deren Einrichtungen und
wirtschaftliche Bedeutung unter Würdigung der örtlichen Verhältnisse. Ursprünglich
sollten nur solche Anlagen einbezogen werden, die für zukünftige Ausführungen in
Deutschland vorbildlich sein können, späterhin wurden aber die Ergebnisse
weitreichender Studienreisen zu einem ganz allgemeinen Bilde zusammengestellt, das
sich umfassender kaum denken läßt.
Es ist ungemein schwierig, ein so bedeutendes und inhaltsreiches Werk hier mit
wenigen Worten zu besprechen; der Berichterstatter muß sich darauf beschränken, eine
kurze und sehr gedrängte Inhaltsangabe zu verfassen und den allgemeinen Eindruck der
einzelnen Teile und des Ganzen darzustellen.
Der erste Hauptteil beschreibt die neuzeitlichen Formen der Wasserkraftausnutzung,
ihre Vorbedingungen und Entwicklungsgesetze. Er zerfällt in die Darstellung der
gegebenen Bedingungen der elektrischen Großkraftzentrale überhaupt und der
Wasserkraftzentrale im besonderen. Hier werden sowohl die Kosten als auch die
Betriebserfahrungen in diesen Anlagen, die technischen Formen, die rechtlichen und
natürlichen Vorbedingungen auf das sorgfältigste besprochen.
Es folgt als zweite Abteilung eine ungemein fesselnde „Technische
Wirtschaftslehre“ der Wasserkraftausnutzung, die als Beitrag zur
wissenschaftlichen Behandlung wirtschaftlicher Fragen meiner Ansicht nach geradezu
bahnbrechend genannt werden darf. Es wird ganz ausgezeichnet die Abhängigkeit der
Erzeugungskosten von Ausbauform und Ausbaugröße, dann aber die rechnerische
Bestimmung der günstigsten Ausbaugröße für Anlagen ohne Wassermengenausgleich und
mit Tagesspeichern mit Dampfaushilfe, ferner für Anlagen mit Jahresspeichern
durchgeführt und insbesondere die Anpassung an den Bedarf gründlich besprochen. Es
folgt die wichtige Frage der günstigsten Ausbauform, die Auswahl und Einteilung des
Gefälles, der Anordnung und ihr Einfluß auf den Wirkungsgrad. Dieser Teil gehört
gewiß zu dem besten, das auf diesem Gebiete geschaffen worden ist, er kann als
vorbildlich hingestellt werden, indem er für die hier in Betracht kommenden Fälle
den Einfluß und den Zusammenhang der Technik mit der Volkswirtschaftslehre
kennzeichnet. Die mannigfachen Zusammenhänge und Einflüsse sind überall besonders
klar herausgearbeitet, insbesondere sind auch die Einzelheiten der Anordnungen
vollständig angeführt und richtig beurteilt.
Der zweite Hauptteil bringt die vergleichende Darstellung von Wasserkraftanlagen und
Unternehmungen. Hier handelte es sich in erster Linie um eine entsprechende Auswahl
der Beispiele, die sowohl Niederdruck- als Hochdruckanlagen, große und kleine Gefälle umfassen mußten, ferner Anlagen
mit und ohne Staubecken usw. Auch hier begnügt sich der Verfasser nicht mit der
Beschreibung der Anlagen, sondern er bringt überall eine Beurteilung der technischen
Anordnung und des wirtschaftlichen Erfolges, so daß dieser Teil in induktiver Weise
außerordentlich lehrreich wird und förmlich die Erfahrungen von Jahrzehnten
überblickt und vermittelt. Besonders hervorzuheben ist, daß hier auch die
geschichtliche Entwicklung in Betracht gezogen wurde. Trotz der großen Fülle von
Beispielen möchte man wünschen, daß hier auch die Anlagen in Schweden und Norwegen,
in Italien und besonders die modernen Vorbilder Nordamerikas zum Vergleich
herangezogen wären. Es darf vermutet werden, daß hierüber nicht genügende Angaben zu
erlangen waren. Dieser Teil wird aber jedenfalls für den Entwurf und die
Ausführung neuer Anlagen unentbehrlich werden, weil wohl nirgends so viel und so
ausführlich und übersichtlich zusammengestelltes Vergleichsmaterial zusammengetragen
ist, wie hier. Die Abbildungen sind innerhalb der einzelnen Anlagen vorzüglich
ausgewählt und sehr schön wiedergegeben, so daß dem Leser wirklich von jedem Werk
ein vollständiges Gesamtbild vorgelegt erscheint.
Der dritte Hauptteil befaßt sich mit den technischen Einzelheiten der
Wasserkraftanlagen. Zuerst werden Stauwerke und Wasserfassungen besprochen, und
zuletzt die verschiedenen Bauweisen fester und beweglicher Wehre. Auch hier sind
viele Beispiele zur genauen Darstellung der Ausführungen herangezogen und wiederum
die wirtschaftliche Seite gründlich berücksichtigt. Besonders dankenswert ist der
Abschnitt über die Gesamtanordnungen von Wasserfassungen, über den etwa das gleiche
Lob auszusprechen ist, wie über den zweiten Hauptteil. Wer diesen Abschnitt
sorgfältig studiert, wird so ziemlich alle maßgebenden Rücksichten kennen, die bei
dem Entwurf solcher Anlagen in Betracht zu ziehen sind. Eine weitere Abteilung
befaßt sich mit den Talsperren im allgemeinen, ihr folgt eine Anzahl von bedeutenden
Beispielen und ein sehr lesenswerter Vergleich der verschiedenen Bauweisen.
Besonderes Gewicht ist auch auf die sonst oft vernachlässigten Einzelheiten der
Betriebseinrichtungen gelegt.
Eine zweite Unterabteilung ist den Triebwasserleitungen gewidmet, wo Kanäle, Gerinne,
Stollen und Rohrleitungen nacheinander besprochen werden, stets vom wirtschaftlichen
und auch vom rein technischen Gesichtspunkt. Mehr als gebräuchlich sind auch hier
die Betriebseinrichtungen ins Auge gefaßt und durch Beschreibungen und Abbildungen
in ihren Einzelheiten dargestellt.
Die letzte Unterabteilung endlich ist den Triebwerksanlagen gewidmet, die in Hoch-,
Mittel- und Niederdruckanlagen geteilt werden. Selbstverständlich handelt es sich
hier nicht um konstruktive oder theoretische Betrachtungen über die
Wasserkraftmaschinen selbst, sondern um ihre allgemeine Anordnung und ihren Einbau-
und um konstruktive Einzelheiten der Bauausführung. Ein Anhang enthält noch kleine
Ergänzungen zum Texte.
Zusammenfassend mag wiederholt werden, daß das große Werk die ungeheure
Arbeitsleistung des Verfassers vollauf rechtfertigt. Es ist gelungen, hier dem
Studierenden und Anfänger durch Zusammentragen und kritische Beleuchtung einer
großen Anzahl von Ausführungen Gelegenheit zu geben, in den Gedankenkreis des
ausführenden Ingenieurs beim Entwürfe von Wasserkraftanlagen unmittelbar
einzutreten, aber es wird ihm auch eine sorgsame Führung in der großen Reihe von
Eindrücken, die er hier empfangen soll, zu Teil. Dem Ingenieur bietet das Werk eine
Menge wirtschaftlich-wissenschaftlicher Anregung und die Gelegenheit, seine eigenen
Ideen mühelos an bereits erprobten Ausführungen zu messen und früher begangene
Fehler zu meiden. Es werden ihm die Erfahrungen weiter Kreise und eines großen
Zeiträumes zur Verfügung gestellt, so daß hier wirklich ein Buch von großem Werte
geschaffen ist.
Die Ausstattung des Springer sehen Verlags ist die gewohnt vorzügliche.
Prof. Körner.
Hydraulik. Von Ph. Forchheimer. 566 Seiten 8°. Leipzig und Berlin 1914. B.
G. Teubner. Preis geh. 18,– M, geb. 19,– M.
Das Werk ist, wie auch in der Einleitung angedeutet wird, kein Lehrbuch im
eigentlichen Sinne; vielmehr stellt es eine sehr erschöpfende Gesamtdarstellung der
Hydraulik dar in Form eines durchaus sachlich gehaltenen, ungemein sorgfältig mit
genauen Literaturnachweisen auf die ursprünglichen Quellen zurückgehenden,
wissenschaftlichen Handbuches. Es ist eines jener Werke, die uns auf das
Wesen unserer deutschen Wissenschaft stolz sein lassen: eine klare Sachlichkeit,
eine umfassende Gründlichkeit und eine ruhige Sicherheit und sprachliche Sauberkeit
der Darstellung, die ein unbedingtes Vertrauen in die Zuverlässigkeit des Führers im
schwierigen Gebiet beim Leser entstehen läßt.
Die Ergebnisse der mathematischen und physikalischen Forschung sollen in ihrer
Anwendung auf die Technik und namentlich auf das Gebiet des Bauingenieurs
dargestellt werden, indem die Technik als ein Teil der Physik aufgefaßt wird. Diese
Auffassung, die sich in der Entwicklung der Gedanken des Buches mit zwingender
Selbstverständlichkeit ergibt, bedingt jedoch keineswegs eine Vernachlässigung der
Forderungen der Praxis, im Gegenteil sind diese stets mit entsprechender Betonung in
den Vordergrund gerückt und häufig durch besondere Beispiele erläutert. Ebensowenig
wird das Buch nur dem Bauingenieur von Nutzen sein können, sondern auch dem
Maschinenbauer wie dem Physiker wird es für seine Studien willkommen sein.
Eine große Zahl bisher unveröffentlichter Beiträge des Verfassers selbst sowie
anderer Forscher geben dem Buch besonderen Wert, namentlich u.a. durch mehrere neue
Tafeln mit Erfahrungs- und Rechnungswerten. Hier sind besonders zu erwähnen eine
sehr ausführliche, von Röbbelen berechnete Tafel der
Koeffizienten für die Kuttersche Formel der Strömung
durch „alte“ Röhren sowie eine vergleichende Zusammenstellung der Werte für
die Strömung durch Röhren nach neun verschiedenen Formeln.
Die Darstellung des Stoffes in 16 Hauptteilen folgt, wie der Verfasser sagt, „fast
von selbst der geschichtlichen Entwicklung; denn diese ist so gesetzmäßig vor
sich gegangen, daß die chronologische Aneinanderreihung von der logischen
Einteilung nirgends abzuwelchen schien“.
Die Ausstattung des Buches entspricht der bekannten Gediegenheit der Teubner sehen
Verlagswerke.
Dipl.-Ing. W. Speiser.
Eisenbahntechnik der Gegenwart.
II. Band, 3. Abschnitt, II. Teil Bahnhofshochbauten.
Zweite umgearbeitete Auflage. IX und 384 Seiten. 466 Abbildungen. Preis 18,– M. desgl. V. Band, I. Teil Metallische
Werkstatt- und Oberbauvorräte, Holz. XIV und 318 Seiten. 111 Abbildungen.
Wiesbaden 1914. C. W. Kreidel. Preis 12,– M.
Die Bahnhofshochbauten enthalten: Hochbauten für Personenverkehr: Empfangsgebäude (Oberregierungsrat Dr. Gröschel, München); Bahnsteigüberdachungen und -Hallen, Hochbauten
für Güterverkehr (Geh. Baurat Kumbier, Berlin); Aufenthalts-, Uebernachtungs-
und Nebengebäude (Gröschel);
Lokomotivschuppen (Kumbier
und R. R. Fränkel); Wagenschuppen,
Lagergebäude, Gebäude für den Betriebsdienst
(Kumbier). Die erste Auflage war fast vollständig
durch O.-R.-R. Gröschel bearbeitet. Dieser gegenüber ist
die neue stark umgearbeitet und aufgefrischt. Auf die Hochbauten für den
Personenverkehr, Ladeverkehr und Betriebsdienst folgen Wasserstationen und -Kräne (R.-R. Lehners) und Reinigung des
Speisewassers (Baurat Wehrenfennig). Die Betriebswerkstätten sind bei den Lokomotiv- und
Wagenschuppen erörtert, die Haupt- und Nebenwerkstätten jedoch mit Recht nicht an
dieser Stelle, sondern – als von den örtlichen Verhältnissen und dem Betriebe und
Verkehr der Bahnhöfe unabhängige Anlagen – in einem besonderen Abschnitt des
maschinentechnischen (I.) Bandes des Gesamtwerkes behandelt.
Die Hochbauten für den Personenverkehr (Empfangsgebäude) sind, ebenso wie die
sonstigen Bahnhofshochbauten, den Zielen des ganzen Werkes entsprechend, wesentlich
aus dem Gesichtswinkel des Betriebstechnikers und nach ihrer Bestimmung als
Nutzbauten bearbeitet: Lage und Raum Verteilung, insbesondere Grundrißanordnung.
Auch die mustergültigen Anordnungen des Auslandes sind eingehend berücksichtigt,
besonders ausführlich Nordamerika, ferner England und Frankreich; Spanien, Portugal
Belgien, Dänemark, Italien und selbst Japan und Siam haben besondere Abschnitte
erhalten. Oesterreich ist in den Hauptabschnitt aufgenommen, der sich vorwiegend mit
deutschen Bahnhöfen befaßt. Ein sieben Seiten füllender eng gedruckter
Schriftennachweis zeigt den Weg zu weitergehender Belehrung auch in künstlerischer
Hinsicht. In letzterer Beziehung geben die zahlreichen sauberen Strichzeichnungen in
Grundriß und Aufriß auch schon mancherlei Anhalt und Anregung. In der Einleitung ist
diese Seite der Frage allgemein erörtert, u.a. unter Berufung auf Gabriel v. Seidl, der in
Lagerschuppen und Magazinen noch anregende bauliche Aufgaben zu finden vermochte. Im
übrigen findet dieser Abschnitt in dem 1911 herausgegebenen Band IV 2. d.) des
Handb. d. Architektur, Stuttgart-Leipzig (Ed. Schmitt,
Empfangsgebäude der Bahnhöfe und Bahnsteigüberdachungen) seine Ergänzung für den
Hochbauer.
Die ebenfalls von bekannten Fachschriftstellern und bewährten Mitarbeitern der
„Eisenbahntechn. d. Gegenw.“ bearbeiteten Abschnitte über
Wasserversorgung und Wasserreinigung behandeln ihren Stoff gleichfalls in
ausgiebiger und höchst sachgemäßer Weise. Eine- in anderen Teilen des Werkes oft zu
weit getriebene Kürze des Ausdrucks tritt nirgend störend hervor.
In dem zweiten Buche sind die Eigenschaften, die Verfahren
zur Gewinnung, Bearbeitung und Prüfung, sowie die Liefervorschriften für Werkstatt-
und Oberbau-„Vorräte“ (Materialien) ausführlich und in guter Ordnung, bei
klarer und flüssiger Darstellung abgehandelt (Bearbeiter: Baur. Dietz, R.-R. Halfmann und von Lemmers-Danforth;
Geheimrat Kuntze und Geh. O.-B.-R. Nitschmann, Berlin). Besonders anregend ist das Prüfwesen im allgemeinen
Zusammenhang dargestellt. Im übrigen ist der an sich etwas trockene Stoff allgemein
nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten und dabei so bearbeitet, daß das ganze Buch
sich angenehm liest. Das in erster Auflage erscheinende Werk ist zunächst ein
wertvolles und auch hohen Ansprüchen mit Sicherheit genügendes Hilfsmittel zum
Nachschlagen im Amt. Die Schriftennachweise geben aber auch hier ausgiebige
Fingerzeige für tiefergehendes Studium. Vielleicht hätte ein Untertitel näheren
Aufschluß über den Inhalt des Buches geben sollen, um so mehr, als das Wort
„Vorräte“ (für Materialien) sich außerhalb der engeren amtlichen Kreise
wohl noch nicht recht eingelebt hat. Baldiges Erscheinen der Fortsetzung – betreffs
der sonstigen Bau- und Betriebsstoffe – ist dringend erwünscht, da ein dies
wichtige, so bedeutende Geld- und Sicherheilswerte umfassende Gebiet erschöpfend
behandelndes neueres Werk fehlt. Selbst das nur notdürftig Ersatz zu flüchtiger
Unterrichtung für den täglichen Handgebrauch bietende „Wörterbuch der
Eisenbahnmaterialien“ von Brosius (1887) ist
inzwischen veraltet. Für das sonst vortreffliche, aber nur einen Teil des in dem
vorliegenden neuen Bande enthaltenen Stoffes behandelnde Werk von Petzholdt über Fabrikation, Prüfung und Uebernahme von
Eisenbahnmaterial (1872) gilt dies naturgemäß erst recht. Der ganze fünfte Band der
„Eisenbahntechn. d. Gegenw.“ ist also höchst zeitgemäß. Den vorhandenen
großen und kleinen Sonderwerken über Prüfungswesen (Wawrziniok, Martens u. a) wird dadurch kein Abbruch getan.
Durchweg sind die beiden neuen Bände der „Eisenbahntechn. d. Gegenw.“ nach
Inhalt und Form, bei vortrefflicher, auch in manche Einzelheiten eingehender
Ausstattung durch Zeichnungen würdige Nachfolger der im Jahre 1900 durch den Verein
deutscher Eisenbahn-Verwaltungen preisgekrönten Teile.
C. Guillery.
Wirtschaftliche Rundschau.
Vereinigte Staaten von Amerika. Eisen- und
Stahlindustrie des Staates Pennsylvanien im Jahre 1913.
Das Jahr 1913 war für die pennsylvanische Eisen- und Stahlindustrie reich an
Enttäuschungen. Es begann bei einer Tätigkeit, welche die Fabrikationskräfte mit
nahezu ihrer vollen Leistungsfähigkeit in Anspruch nahm, und endigte mit
zahlreichen Einstellungen und Beschränkungen der Betriebe. Die Stahlwerke waren
zu Ende des Jahres höchstens zu 50 pCt. ihrer Leistungsfähigkeit beschäftigt,
und die Anzahl der im Betriebe befindlichen Hochöfen war die geringste seit
1911. Trotzdem war das Gesamtjahresergebnis sowohl hinsichtlich der Tätigkeit
als auch in finanzieller Beziehung recht gut. Die große Tätigkeit der ersten
Monate des Jahres wurde insbesondere durch die in den letzten Monaten des
Vorjahres 1912 vergebenen bedeutenden Aufträge der Eisenbahnen an Frachtwagen,
Lokomotiven, Schienen und anderem Eisenbahnbetriebsmaterial verursacht. Hierzu
kam ein großer neuer Bedarf an Konstruktionseisen, der Geräte- und
Werkzeugfabrikanten, der Automobilbauer, der Schiffsbauhöfe, der Brückenbauer
und anderer Eisen- und Stahlwarenfabrikanten. Die vorliegenden und neuen
Aufträge waren so gewaltig, daß selbst die ausgedehnten Werke der United States
Steel Corporation dem Stahlbedürfnis nicht gerecht werden konnten. Die
Produktion von Roheisen erreichte im Februar 1913 ihren Höhepunkt.
Dementsprechend stiegen die Preise, die gegen Ende 1912 niedriger als in Europa
gewesen waren. Wohl wurde seitens der großen Werke versucht, die Preise in
vernünftigen Grenzen zu halten, indem man sich auf kurze Lieferungsfristen
nicht einließ, doch wandte sich der dringende Bedarf an die kleineren Werke und
bezahlte diesen bereitwilligst die geforderten hohen Preise. Dies währte jedoch
nur bis Ende Februar. Schon im März hatten die Produzenten Absatz zu suchen, und
deshalb wurden seitdem größere Lieferungen nur bei Preisermäßigungen
abgeschlossen.
In der Mitte des Sommers setzte ein entschiedener Niedergang ein, welcher bis
Ende des Jahres nicht nachließ. Die Roheisenpreise waren schon seit bald nach
Anfang des Jahres allmählich abgefallen.
Die Abnahme der Tätigkeit erstreckte sich auf alle Gebiete der Eisen- und
Stahlindustrie, mit Ausnahme des Schiffbaues. In diesem Industriezweig herrschte
das ganze Jahr hindurch eine außerordentlich rege Tätigkeit, wenigstens in den
ostpennsylvanischen Schiffbauhöfen am Flusse Delaware; die inländischen
Schiffbauhöfe waren in geringerem Maße tätig.
Die Ermäßigungen und Zollbefreiungen für Eisenerz, Roheisen, Manganeisen und
Rohstahl, welche mit dem seit Oktober 1913 in Kraft befindlichen Underwood
Simmons Tariff eingetreten sind, haben bis Ende des Jahres eine Erhöhung der
Einfuhr von fremdländischen Eisenmaterialien nicht zur Folge gehabt.
Die Einfuhr von Eisenerzen über Philadelphia belief sich im Jahre 1913 auf etwa
1325000 t. Hiervon kamen: von Cuba 476950, Schweden 375000, Neufundland 205000,
Spanien 109307, Neu-Braunschweig 72260, Venezuela
Textabbildung Bd. 329
58646 und 20000 t von anderen Ländern. Sämtliche
ausländischen Eisenerze waren für Eisenwerke im östlichen Pennsylvanien
bestimmt, während der westliche Bezirk seinen großen Bedarf bekanntlich aus den
reichen Erzgruben des Lake Superior-Distrikts bezieht.
Der Roheisenmarkt lag für den Konsumenten das ganze Jahr hindurch günstig. Zu
Anfang des Jahres waren noch große Bestände von 1912 vorhanden, welche den
Konsumenten das Drücken der Preise gestatteten; später waren die Lieferanten
wegen des schlechten Geschäftsganges gezwungen, durch eine Ermäßigung der Preise
die Käufer herbeizuziehen. Die Durchschnittspreise stellten sich in
Philadelphia, bei freier Ablieferung an den in Ost-Pennsylvanien wohnenden
Käufer, für die Tonne Roheisen zu 1016 kg:
Januar
Juli
Dezember
Dollar
Pennsylvania Nr. 2 X
18,50
15,60
15,31
Virginia Nr. 2 X
18,80
16,10
16,65
Standard gray forge
17,65
14,95
14,56
Basic
18,10
15,20
15,00
Standard low phosphorus
24,50
23,40
21,75
Die Preise für basische Flammherd-Walzbarren waren zu Anfang des Jahres 32 $.
Aufgelder bis zu 4 $ für die Tonne wurden gezahlt. In dem zweiten Viertel des
Jahres begannen die hohen Preise zu welchen. Im Oktober betrugen sie 23,35 $ und
im Dezember nur noch 22,40 $ für die Tonne von 1016 kg loco Philadelphia.
Die Preise für Platten und Konstruktionsmaterial stellten sich zu Anfang des
Jahres auf 1,75 – 1,80 Cent, im April auf 1,70 – 1,75 Cent, im September auf
1,60 – 1,65 Cent und im Dezember auf 1,35 – 1,40 Cent das Pfund.
Zu Anfang des Jahres wurden für Eisenbleche 1,90 bis 2,05 Cent fürs Pfund
gefordert, um die Mitte 1,90 Cent und im Dezember 1,60 – 1,65 Cent fürs Pfund.
Gewöhnliche Eisenbarren kosteten im Januar 1,67 – 1,77 Cent, im März 1,67 – 1,72
Cent, im Mai 1,47 Cent, im Juli 1,37 Cent, im November 1,27 Cent und im Dezember
1,22 Cent das Pfund.
Die Preise für Stahlbarren waren im Januar 1,55 bis 1,85 Cent, im Juli 1,55 Cent
und im Dezember 1,35 Cent fürs Pfund.
Abfalleisen wurde bei freier Ablieferung (Frachtraten ab Philadelphia von 0,35 –
1,35 $ die Tonne von 1016 kg) an den in Ost-Pennsylvanien wohnenden Käufer wie
folgt quotiert:
Januar
Juli
Dezember
Preise f. 1 Tonne von 1016 kg in
Dollar
Nr. 1 Schwerstahl
14,40
11,35
10,00
Gering phosphorhaltiger Stahl
18,55
14,90
14,00
Eisenschienen
18,00
17,50
16,00
Nr. 1 Eisenbahn-Schmiedeeisen
16,10
13,90
12,75
Eisenbahnräder
16,20
12,30
12,00
Schmiedeeiserne Röhren
13,25
11,20
8,50
Drehschmiedeeisen
11,20
7,85
7,08
Bohrguß
10,85
7,85
7,17
Maschinenguß
14,50
13,00
12,17
Ofenplatten
11,00
9,00
9,50
Schmiedb. Eisenbahnmaterial
13,50
11,50
9,66
Die Gewinnung vor. Eisenerzen in Pennsylvanien ist verhältnismäßig
unbedeutend.
In der Roheisenerzeugung nimmt Pennsylvanien den ersten Rang unter den Staaten
der Union ein.
Die pennsylvanische Gesamt-Roheisenerzeugung der Jahre 1913 (und 1912) verteilte
sich auf die einzelnen Fabrikationsdistrikte usw. des Staates in Tonnen wie
folgt:
Textabbildung Bd. 329
Lehigh Valley 1053686 (952068), Schuylkill Valley 865959 (909337), Lower
Susquehanna Valley 635079 (562774), Juniata Valley 140173 (123021), Allegheny
County 5999543 (6107226), Shenango Valley 2288693 (2063300), verschiedene
1967128 (1830573), Holzkohlen-Roheisen 4679 (3832), zusammen
12954940(12552131).
In der Produktion von Bessemer und gering-phosphorhaltigem Roheisen behauptete
Pennsylvanien auch im Jahre 1913 mit einer Produktion von 4479379 t den ersten
Rang in den Vereinigten Staaten.
Von der pennsylvanischen Produktion von Bessemer- und gering-phosphorhaltigem
Roheisen entfielen 1913 auf die einzelnen Eisendistrikte des Staates in Tonnen
zu 1016 kg: Lehigh und Schuylkill Valley 269972, Lower Susquehanna Valley
112819, Allegheny County 2479787, Shenango Valley u.a. 1616801, zusammen
4479379.
Ferner betrug die pennsylvanische Produktion von basischem Roheisen
einschließlich Holzkohle-Roheisen im Jahre 1913 mit 6936032 t über die Hälfte
der Produktion der Vereinigten Staaten. Die pennsylvanische Jahresproduktion hat
seit 1909 um 1679787 t zugenommen.
An der pennsylvanischen Jahresproduktion von basischem Roheisen einschließlich
Holzkohle-Roheisen, im Jahre 1913 nahmen die verschiedenen pennsylvanischci
Eisendistrikte folgenden Anteil in Tonnen: Lehigh Valley 572521, Schuylkill
Valley 531950, Lower Susquehanna und Juniata Valley 382628, Allegheny County
3314770, Shenango Valley 1221689, verschiedene 912474: zusammen 6936032.
Die amerikanische Gesamtproduktion von Spiegeleisen und Manganeisen wurde im
Jahre 1913 ausschließlich im Staate Pennsylvanien erzeugt. Sie hat im Jahre 1913
um 8110 t gegen das Vorjahr zugenommen. Sie belief sich 1913 auf 229834 t und
1912 auf 221724 t zu 1016 kg. An Manganeisen allein wurden 119496 t im
Jahre 1913 und 125378 t im Jahre 1912 hergestellt. Die Produktion von
Spiegeleisen allein wird für 1913 mit 110338 t gegen 96346 Tonnen für 1912
angegeben.
Es dürfte nicht ohne Interesse sein, in welcher Form das pennsylvanische Roheisen
gegossen oder den Konsumenten wie Mischern, Flammherdöfen, Maschinengießereien
usw. zugeführt wird. Hierüber gibt die folgende Zusammenstellung für das Jahr
1913 Auskunft. In diesem Jahre wurde Roheisen in folgenden Formen in Tonnen
geliefert: geschmolzen 7993989, als Sandguß 1569650, als Maschinenguß 2928934,
als Hartguß 455158, in direkten Gußstücken 7209, zusammen 12954940.
Von der Gesamt-Roheisenproduktion im Jahre 1913 wurden für den Verkauf
hergestellt: 2721508, für eigenen Gebrauch der Produzenten 10233432.
Hochöfen. Im Jahre 1913 waren in den Vereinigten Staaten 355 Hochöfen während des
ganzen Jahres oder zeitweilig im Betrieb, darunter befanden sich 137
pennsylvanische Hochöfen.
Die volle Jahresleistungsfähigkeit der 137 Hochöfen Pennsylvaniens betrug
15950100 t. Danach ergibt sich für 1913 eine nicht ausgenutzte
Leistungsfähigkeit für den Staat von 2995160 t.
Das finanzielle Ergebnis der pennsylvanischen Eisen- und Stahlindustrie im Jahre
1913 läßt sich zurzeit in Ziffern nicht angeben. Ohne Zweifel aber war das
Gesamtergebnis sehr günstig und überschritt das Ergebnis des Vorjahrs. Der
vorteilhafte Abschluß erklärt sich aus der großen Tätigkeit der ersten sechs und
mehr Monate des Jahres, sowie aus den Preisen, die bis gegen Ende des Jahres
immer noch als hoch zu bezeichnen waren, wenn sie auch etwas nachgegeben
hatten.
Textabbildung Bd. 329
Die Richtigkeit des Vorstehenden wird durch folgendes bestätigt:
Der Finanzbericht der United Staates Steel Corporation, zu welcher auch andere
als pennsylvanische Gesellschaften gehören, für das Kalenderjahr 1913 gibt die
Gesamteinnahmen dieses Jahres mit 796894299 $, gegen 745505515 $ im Vorjahr an.
Die Zunahme der Einnahmen von 1913 beläuft sich also gegen 1912 auf 51388784 $
oder etwa 7 pCt. Die Nettoprofite stiegen 1913 gegen das Vorjahr um 29006672 $
oder 27 pCt., nämlich von 108174673 $ für 1912 auf 137181345 $ für 1913. Der
Mehrgewinn für 1913 an einheimischen Aufträgen betrug durchschnittlich 2,40 $
und an ausländischen (Export-) Aufträgen 4,16 $.
Die Bethlehem Steel Corporation beschloß am 31. Dezember 1913 ihr bisher
erfolgreichstes Geschäftsjahr. Ihre Nettoprofite beliefen sich 1913 auf 8752671
$ gegen 5114440 $ für 1912 und 4792713 $ für 1911. Nach dem Abschluß vom 31.
Dezember 1913 waren 5122703 $ oder 27,44 pCt. für Dividendenzahlungen vorhanden,
nach Abzug einer Dividende von 5 pCt. auf Vorzugsaktien. Die im Laufe von 1913
eingegangenen Aufträge beliefen sich auf 39935874 $ gegen 47030504 $ für 1912.
Der Wert der am 31. Dezember 1913 noch nicht erledigten Aufträge betrug 24865560
$ gegen 29282182 $ am 31. Dezember 1912.
Das Gesamteinkommen der Lackawanna Steel Company wird für 1913 auf 4418091 $
gegen 2722594 $ für 1912 angegeben. Der Jahresprofit belief sich 1913 auf
3023084 $ und 1912 auf 1008811 $. Am 31. Dezember 1913 waren Lieferungsaufträge
für 185427 t zu 1016 kg noch nicht ausgeführt, gegen solche für 626996 t am 31.
Dezember 1912.
Auch die Cambria Steel Company, welche zum Schlusse hier noch angeführt wird,
berichtet über das Jahr 1913 als das erfolgreichste Geschäftsjahr seit ihrem
Bestehen. Das Gesamteinkommen der Gesellschaft belief sich 1913 auf 7787969 $,
d.h. um 3341260 $ oder über 40 pCt. mehr als im Vorjahr. Die Nettoprofite für
1913 betrugen 3534950 $ nach Bezahlung von 2700000 $ an Dividenden. Das bedeutet
gegen das Vorjahr, in welchem um 450000 $ weniger Dividende gezahlt worden
waren, eine Zunahme an Reingewinn um 2 823867 $.
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Philadelphia.)
Bedarf des Auslandes.
Belgien. Errichtung von zwei Metallschuppen am Nordkai
(Nr. 99 und 100) der zweiten Darse. 24. Juli 1914, mittags. Stadthaus Antwerpen.
Voranschlag: 590000 Fr. Sicherheitsleistung: 30000 Fr. Lastenheft: 2 Fr.;
erhältlich auf dem Stadthause zu Antwerpen.
Bulgarien. Vergebung in geheimer Konkurrenz der Lieferung von 3000 kg Kupferdraht, davon 800 kg zu 6
mm, 1200 kg zu 10 mm und 1000 kg zu 35 mm, für den Unterhalt des elektrischen
Beleuchtungsnetzes. Bürgermeisteramt der Stadt Varna. 3./20. Juli 1914 von 3 – 4
Uhr nachmittags. Voranschlag etwa 9000 Lewa. Sicherheitsleistung 450 Lewa, die
bei einer Bank zu deponieren sind.
Bewerber werden auf das Gesetz, betreffend die öffentlichen Unternehmungen,
hingewiesen.
Türkei. Vergebung der Konzession einer bereits angebauten,
silberhaltigen Bleimine im Kreise Gümüsch Hadji Köj, Vilajet Sivas.
Ministerium für Handel und Landwirtschaft in Konstantinopel. Die Mine gehört zu
einem Terrain in Quadratform mit 4 km Seitenlänge. Die Ostseite berührt die auf
dem Berge Kilissi Daghi gelegene Kirche, die Südseite das Dorf Karali.
Mindestangebot 40000 Piaster. Sicherheitsleistung 800 türkische Pfund. Angebote
bis zum 15. Oktober 1914 an die Generaldirektion der Minen bei dem genannten
Ministerium oder an die Behörden des genannten Vilajets.
☞ Den beigefügten Prospekt der Fa. Halvor Breda A.-G. in Charlottenburg empfehlen wir
der geneigten Beachtung unserer Leser.
Textabbildung Bd. 329