Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 175 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
[Kleinere Mittheilungen.]
Bücherschau.
„Hütte“, des Ingenieurs
Taschenbuch. 19. Auflage. Berlin, 1905. Ernst & Sohn.
Einer besonderen Empfehlung bedarf das Hüttentaschenbuch längst nicht mehr. Es sei
aber im Folgenden gestattet, über die Veränderungen zu berichten, die die letzten
beiden Auflagen bringen, um so den Besitzern der älteren ein Urteil zu ermöglichen,
ob der Ersatz durch die neueste erwünscht, ja vielleicht geboten erscheint.
In die Tabellen ist seit der 18. Auflage der häufigeren
Verwendung halber der ln statt des log aufgenommen; an
Stelle der früheren Tafel der natürlichen Logarithmen musste dann eine solche über
die Mantissen der Briggsschen Logarithmen treten.
Der Abschnitt Mathematik ist ebenfalls schon in der
vorletzten Auflage etwas gekürzt. Will die „Hütte“ darauf verzichten auch
noch ein Repetitionsbuch für Kandidaten zur Vorprüfung zu sein, so dürften hier,
ganz besonders aber in den Abschnitten Dreiecksberechnung und analytische Geometrie
noch weitergreifende Kürzungen möglich sein. Der Abschnitt Parallelperspektive
dürfte vielleicht ganz entfallen können.
Eine wertvolle Umarbeitung und klarere Fassung hat die Dynamik flüssiger Körper erfahren. Die Einfügung der neueren Formeln für
die Wassermenge bei Ueberfällen sowie die Verwendung der zeichnerischen Darstellung
für die Bewegung des Wassers in Rohrleitungen werden viel Anerkennung finden.
In der neuesten Auflage ist auch die Mechanik starrer
Körper umgearbeitet, bis zum Abschnitt „Reibungswiderstände“
ausschliesslich vom Unterzeichneten. Der wohl nie von einem Ingenieur gebrauchte
Abschnitt über die Bobilliersche Konstruktion ist
gestrichen, dagegen sind bei allen Lehren der Mechanik technisch wichtige
Anwendungen gegeben oder wenigstens angedeutet. Die Grundbegriffe Kraft und Masse
sind in einem besonderen Abschnitt behandelt unter scharfer Hervorhebung des
Unterschiedes und des Zusammenhanges von statischem und dynamischem Kraftbegriff.
Schliesslich ist der Dynamik etwas mehr Raum gegönnt als früher.
Eine ganz hervorragende Bearbeitung hat der Abschnitt „Wärme“ durch Prof. Mollier
gefunden. Es seien nur erwähnt die Einführung des Begriffes der Erzeugungswärme i, des zugehörigen J-S-Diagrammes, die umfangreichen
Tabellen über Kältemaschinen und die für die Generatorentheorie wichtigen Abschnitte
über Verbrennung.
Die Festigkeitslehre ist durch Zahlenmaterial, durch
eingehende Behandlung der Knickfestigkeit, durch einen Abschnitt über die Festigkeit
der Betoneisenkonstruktionen und der gekrümmten Stäbe erweitert.
In der neuen Auflage folgt nun der Abschnitt Stoffkunde,
der früher den Abschluss des ersten Bandes bildete, jetzt aber mit Recht als
Abschluss des allgemeinen Teiles gebracht wird. Tiefergreifende Aenderungen
sind nicht vorgenommen, nur eine Notiz über die Differdinger breitflanschigen
⌶-Träger und ein Abschnitt über Guttapercha und Kautschuk zugefügt. Vielleicht würde
es sich empfehlen, alle Gewichtstafeln dem überwiegenden Gebrauch des Flusseisens
entsprechend, für dieses umzurechnen. Der Abschnitt „Brennstoffe“, der früher
unter Eisenhüttenkunde im 2. Band zu finden war, könnte noch etwas eingehender
gehalten werden.
Die Maschinenelemente weisen fast auf jeder Seite
Verbesserungen oder Zusätze auf. Besonders bemerkt seien: die Erörterung der
Gleitverhältnisse bei Zahnrädern, die Einfügung des Grisson-Getriebes, der A-E-G-Verzahnung und eines kurzen Artikels über
Schneckengetriebe auf Grund der bekannten Ernstschen
Studie; im Abschnitt „Kupplungen“ finden sich neu die Zodel-Voith-, die Hildebrandt- und die Hill-Kupplung. Das Normalstehlager ist verschwunden,
dafür neu aufgenommen: Ringschmierlager gewöhnlicher, Dessauer und Wülfeler
Konstruktion, Konsollager der Bamag, Kugel- und Rollenlager. Zahlreiche neue
Tabellen sind bei den Drahtseilen hinzugekommen, bei den Rohrleitungen schliesslich
die vollständigen neuen Normalien des Vereines deutscher Ingenieure über
Rohrleitungen für hohen Druck.
Folgerichtig sind neuerdings die Kraftmaschinen den
Arbeitsmaschinen vorangestellt. In die Erörterungen über die Pronysche Bremse ist durch den Wunsch nach möglichster Kürze Unklarheit
gekommen. Die Schrauben werden nicht angezogen bis man die gewünschte Umdrehungszahl
hat, sondern bis die Bremse schwebt; passt die dann sich selbsttätig einstellende
Umlaufzahl nicht mit der gewünschten überein, so muss man die Bremsbelastung ändern. Neu hinzugekommen sind die Brauersche Bandbremse und das Transmissionsdynamometer
von Hefner-Alteneck.
Der folgende Abschnitt über Wasserräder sollte bei deren
verschwindend geringer Bedeutung gestrichen werden, zumal die Pelton-Räder jetzt unter die Turbinen aufgenommen sind, die durch Prof. Pfarr eine höchstwillkommene, zeitgemässe Umgestaltung erfahren haben.
Einteilung und weitere Behandlung folgen nur Konstruktionsrücksichten. Bei den
Reaktionsturbinen spielt selbstverständlich die Francis-Turbine mit Fink-Regulierung die
Hauptrolle. Auf die durch besondere Betriebsanforderungen bedingten konstruktiven
Massnahmen wird überall hingewiesen. In der 19. Auflage ist auch noch ein kurzer
Abriss über mittelbar wirkende Regulatoren hinzugekommen.
Bei den Dampfkesseln, die jetzt den Dampfmaschinen
vorweggenommen sind, finden sich Zusätze unter Rauchverhütung, Schornsteinbau,
Kesselbauarten (neu: der Babcock & Wilcox-Kessel
und die Kessel der Guilleaume-Werke), Tabellen über Kesselböden; den Berechnungen wurden
die neueren Hamburger Normen (1902) zugrunde gelegt; ebenso sind die Anweisung betr.
Genehmigung usw. sowie die Normen für Leistungsversuche in den neuen Fassungen aufgenommen;
nicht unerwähnt soll bleiben, dass Einiges über neuere Rostkonstruktionen, über
Hochhubsicherheitsventile, Vorwärmer und Ueberhitzer und Ausführlicheres über die
Mittel zur Kesselsteinverhütung gebracht wird.
Die Dampfmaschinen haben sehr gewonnen durch bessere
Behandlung der Dampfdiagramme (Schieberdiagramm Fig. 150 steht falsch), Weglassung
des bizentrischen Diagrammes von Brix, vor allem aber
durch Aufnahme eines reichhaltigen Artikels über Ventilsteuerungen mit viehen
instruktiven Abbildungen; auch die Abschnitte Konstruktionsteile und Kondensation
haben wesentliche Erweiterungen erfahren.
Die Dampfturbinen sind durch kurze Beschreibung und
schematische Figuren ihrer wesentlichsten Bauarten vertreten.
Ganz neu und vorzüglich bearbeitet sind bereits in der vorletzten Auflage die Verbrennungsmotoren durch Güldner: auch hier bilden konstruktive Gesichtspunkte die Richtschnur für
die Behandlung. Jetzt sind einige Aenderungen und Zusätze bei den
Konstruktionsteilen und eine kurze Besprechung der Kraftgasanlagen hinzugekommen.
Wie man „90 v. H. Spiritus“ („90 prozentiger Spiritus“ früher) lesen
soll, ist unklar.
Den Anfang der Arbeitsmaschinen bilden, wie bisher, die
Werkzeugmaschinen. Wie ich höre, sollte dieser
Gegenstand bereits für die 18. Auflage umgestaltet werden, das ist jedoch nicht
geschehen; auch die neue Auflage weist nur wenige Verbesserungen unter
Zugrundelegung des inzwischen erschienenen Fischerschen
Werkes auf.
Ganz unverändert ist der Abschnitt Fördermaschinen
geblieben. Ein wenig ausführlicher wie früher sind die Kreiselpumpen gehalten; bei den Kolbenpumpen
ist eine kurze Notiz über unterirdische Wasserhaltungsmaschinen, bei den Gebläsen und Kompressoren eine solche über die neuen
Ventilarten für schnellaufende Gebläse aufgenommen.
In zweckmässiger Weise erweitert sind die Lasthebemaschinen durch Zusätze über elektrische Krane und Aufzüge,
Schwimmkrane, Schwerlastkrane, Hochbahnkrane und Spills.
Ganz neu ist der die Förder- und Lagermittel für körnige und
stückige Körper umfassende Aufsatz von Prof. Buhle.
Im 2. Bande sind die Abschnitte Hochbau und Heizung und Lüftung wenig geändert, der erstere weist
Zusätze über Eisen-Steindecken, der letztere über Druckverhältnisse in zu lüftenden
Räumen, über die Berechnung der Heizflächen und über Rohrnormalien auf.
In der Vermessungskunde ist neuerdings etwas mehr auf
die praktische Handhabung der Messverfahren hingewiesen.
Neu sind die dem Bauingenieur willkommenen Abschnitte über Wasserversorgung, Städteentwässerung und Strassenbau.
Mannigfache Verbesserungen sind bei der Statik der
Baukonstruktionen vorgenommen (Neue Formeln für die Eigengewichte der
Brücken, neue Belastungsvorschriften, kontinuierlicher Balken, Gerber-Balken und -Fachwerk, räumliches Fachwerk,
Gewölbeberechnung nach der Elastizitätstheorie). Das konstruktive Material ist
zusammengefasst und wesentlich erweitert in einem besonderen Abschnitt: „Brückenbau“.
Schiffs- und Schiffsmaschinenbau sind nach
konstruktiven Gesichtspunkten umgearbeitet Bei der Konstruktion der (Meeres-) Wellen
ist eine Kurve als „Trochoide“ bezeichnet, der in der Mathematik dieser Name
nicht zukommt.
Unter Eisenbahnwesen sind die neuesten behördlichen
Bestimmungen aufgenommen, mehrere Figuren verbessert, einige Zeilen über
Heissdampflokomotiven zugefügt und der Artikel Drahtseilbahnen neu bearbeitet.
Die Eisenhüttenkunde wurde kaum verändert.
Der Abschnitt Elektrotechnik ist durch eingehendere
Behandlung der Wechselstrommaschinen, Aufnahme der neuen Starkstromnormen und kurze
Besprechung der neueren Lampenarten bereichert.
Vom letzten Kapitel „Technologie“ ist nur die Gasfabrikation geblieben, die ein wenig gegen früher
gekürzt ist.
Papierfabrikation und Müllerei sind gestrichen, wohl weil die bisherige Fassung den
Herausgebern nicht mehr genügend erschien. Ungleichmässigkeiten in der Bearbeitung
der einzelnen Teile sind aber bei einem solchen Unternehmen, wie die „Hütte“
es ist, nicht zu vermeiden und sind auch in der Tat in der jetzigen Gestalt zu
bemerken; sie sollten aber nicht dazu führen, wichtige Kapitel ganz zu
streichen.
Die Ausstattung in Druck und Figuren ist nach wie vor vorzüglich, der neue
Ledereinband mit vornehm einfachem Aufdruck wirkt ausgezeichnet.
Alles in Allem stellt die neue „Hütte“ wiederum eine vortreffliche Leistung
dar.
Braunschweig, 31. Dezember 1905.
F. Preuss, Dipl.-Ing.
Rationelle Teilung einer
Distanzlatte bei Anwendung eines distanzmessenden Fernrohres, welches mit
einem Fadenmikrometer versehen ist. Von Theodor
Dokulil. Doktor-Dissertation. Wien, 1905. L. F. Seidel & Sohn.
Der Verfasser versteht unter einer rationellen Teilung einer Distanzlatte eine
solche, bei welcher das Bild des kleinsten Intervalles der Teilung, in welchem die
Schätzung an dem Faden vorgenommen wird, eine konstante Grösse besitzt und einen
solchen Wert hat, dass das Verhältnis der Bildgrösse zur scheinbaren Fadenstärke dem
Genauigkeitsgrade der Schätzung entspricht. Es wird gezeigt, dass, um dieser
Bedingung zu genügen, die Teilung so beschaffen sein muss, dass nach Einstellung des
unteren Distanzfadens auf den Nullpunkt der Teilung das an dem oberen Faden liegende
Intervall, in welchem die Stellung des Fadens durch Schätzung zu bestimmen ist, für
alle Entfernungen der Latte vom Instrumente unter demselben Winkel erscheint. Die
Grösse dieses Winkels hängt ab von der Konstanten des Distanzmessers, der
Fadenstärke, der Brennweite des Objektes und dem gewünschten Genauigkeitsgrade der
Schätzung. Der Verfasser leitet dann Formeln zur Berechnung der Lattenteilung ab und
sucht durch Betrachtungen über den theoretischen Wert des Schätzungsfehlers die
Zweckmässigkeit der Teilung darzutun.
P.
Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
Die Preisstellung beim Verkaufe elektrischer
Energie. Von Gustav Siegel, Dipl.-Ing. Mit 11
Abb. Berlin, 1906. Julius Springer.
Brauerei-Maschinenkunde. Von W.
Goslich, Ingenieur, Vorsteher der maschinen-technischen Abteilung des
Institutes für Gärungsgewerbe in Berlin. Erster Band: Dampfbetrieb. Zweite vermehrte
Auflage. Mit 243 Abb. und einer Tafel. Berlin, 1906. Paul Parey. Preis geb. M.
8,–.
Polytechnischer Katalog. Eine Auswahl von
empfehlenswerten Büchern aus allen Gebieten der technischen und Kunst-Literatur.
Herausgegeben von Ludwig Fritsch, Buchhandlung und
Antiquariat. Achte Auflage. München, 1905/6. Preis M. 0,20.
Briefe eines Betriebsleiters über Organisation
technischer Betriebe. Von Georg J. Erlacher, Direktor
der Ateliers Electro-Techniques in Bois-Colombes bei Paris. Zweite vermehrte
Auflage. Hannover 1906. Dr. Max Jänecke. Preis geh. M. 1,60.
Grundlagen der Lampentheorie. Von A. J. Stepanoff. Ausgezeichnet mit der Nobelprämie
durch Beschluss des Vorstandes der Kaiserlichen Russischen Technischen Gesellschaft.
Autorisierte deutsche Uebersetzung von Dr. S. Aisinman,
Campina. Mit 33 Abb. Stuttgart, 1906. Ferdinand Enke.
Grundzüge moderner Aufzugsanlagen, dargestellt nach den
für ihren Bau und ihren Betrieb massgebenden allgemeinen Gesichtspunkten. Von
Dipl.-Ing. C. Michenfelder. Mit 78 Abb. Leipzig, 1906.
Preis geh. M. 2,80, geb. M. 3,20.
Chemisch-technische Bibliothek. Band 51. Zweite
Auflage. Kalk und Luftmörtel. Auftreten und Natur des Kalksteines, das Brennen
desselben und seine Anwendung zu Luftmörtel. Nach gegenwärtigem Stande von Theorie
und Praxis dargestellt. Von Dr. H. Zwick. Zweite
Auflage. Mit 39 Abb. Wien und Leipzig. A. Hartleben. Preis geb. M. 3,–, geh. M
3,80.