Titel: | Bücherschau. |
Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 33 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Die Werkzeuge und
Arbeitsverfahren der Pressen. Von Dr. techn. Max
Kurrein. Berlin 1914. Julius Springer. Preis 26,– M.
Unter diesem Titel mit dem Untertitel „Völlige Neubearbeitung des Buches: Punches,
dies and tools for manufacturing in presses“ von Joseph V. Woodworth bietet Kurrein eine wertvolle Bereicherung der
Werkzeugmaschinen-Literatur. Wie der Verfasser selbst im Vorwort sagt, war es seine
Absicht, „die Werkzeuge und Arbeitsverfahren der Pressen auf neuer,
systematischer Grundlage zu behandeln, die für die Haupteinteilung die
technologischen Vorgänge im verarbeiteten Material und für die Unterteilung die
aus der Praxis entstandenen konstruktiven Merkmale der Werkzeuge verwendet.“
Unter diesem Gesichtspunkte war eine reine Uebersetzung des Buches von Woodworth nicht möglich, es war vielmehr eine sehr
gründliche Umarbeitung erforderlich, wenn der gegebene Stoff benutzt werden sollte.
Aber auch darauf hat sich der Verfasser nicht beschränkt, sondern durch Hinzufügen
einer großen Zahl von deutschen Ausführungsarten das Gebotene wertvoll bereichert.
Für die Durchführung dieser Arbeit und die gleichzeitige Vereinigung des in der
Fachliteratur viel verstreuten Stoffes können wir ihm sehr dankbar sein, denn
das bisher vorhandene kann nur geringen Anspruch auf Vollständigkeit nach dem
gegenwärtigen Stande machen. Nach Durcharbeiten des Buches gewinnt man den Eindruck,
daß die übernommene Aufgabe, die in der Praxis bekannten und geübten Verfahren und
Werkzeuge in Zusammenhang mit den grundlegenden technologischen Vorgängen zu bringen
und so eine Verbindung zwischen Theorie und Praxis zu schaffen, gut gelöst ist.
Wie bei der Erstauflage eines derartigen Werkes ohne weiteres erklärlich ist, lassen
sich noch einige Verbesserungsvorschläge machen. Hier sei folgendes genannt. Den
amerikanischen Konstruktionen sind die deutschen an vielen Stellen
gegenübergestellt, um einen Vergleich zwischen beiden zu ermöglichen. Besonders
hervorgehoben ist dieses jedoch leider nur verhältnismäßig selten. Der Leser muß
sich vielfach erst aus dem Zusammenhange heraussuchen, was deutsch, was amerikanisch
ist, und das ist nicht einmal immer möglich. Ein schärferes Hervorheben dieser
Gegenüberstellung würde die Uebersicht und einen kritischen Vergleich beider
Ausführungsarten wesentlich erleichtern. Unter den Einzelverfahren hätte ich gern
noch etwas über die Herstellung von Drahtstiften und außer der Beschreibung des Ehrhardtschen Verfahrens für die Herstellung von
Stahlrohren ein Eingehen auf das Ziehen und Pressen von Metall- und Bleirohren gesehen. Bei
Besprechung des Anwärmens des Pressenunterteils z.B. bei Kartonnagenpressen (S. 307)
vermisse ich die Angabe der durch manche Vorteile ausgezeichneten elektrischen
Heizung.
Dem Text vorangestellte 33 Tabellen von Herstellungsgängen verschiedenster Körper mit
deren Skizzen in den einzelnen Arbeitsgängen, Angabe der Einzelschritte des
Arbeitsverfahrens und Hinweis auf die Beschreibung der verwandten Werkzeuge im Text
tragen sehr zum Verständnis bei. Daran schließt sich der Text selbst in folgender
Gliederung. Zunächst werden die Werkzeuge besprochen, und zwar die, welche zu den
Arbeiten mit Stoffabtrennung erforderlich sind, nämlich bei Schnitt und Gegenschnitt
und bei einfachem Schnitt ohne Gegenschnitt, dann die Werkzeuge, die zu Arbeiten mit
Formänderung nötig sind, nämlich bei Formänderung mit Stoffverschiebung
(Gesenkschmieden, Gesenkpressen, Prägen, Ziehen, Einrollen, Falzen, Ausbauchen) und
bei Formänderung ohne Stoffverschiebung (Biegen), und schließlich die Werkzeuge, die
zu Arbeiten gehören, bei denen mehrere verschiedene Arbeitsvorgänge in einem
Werkzeuge vereinigt sind, nämlich bei Abtrennung und Formänderung mit
Stoffverschiebung, ohne Stoffverschiebung, mit und ohne
diese und bei Formänderung mit und ohne Verschiebung. An die Besprechung der
Werkzeuge schließt sich eine Auswahl besonderer Herstellungsverfahren, nämlich der
Stahlfedern, der amerikanischen Goldfedern, der Stecknadeln, der Nadeln für
Wirkereimaschinen und der Nähmaschinennadeln. Der letzte Abschnitt gibt eine
Beschreibung von Zuführungen und Maschinen, und zwar Zuführungen für Blech, für
vorgearbeiteten Stoff und für Streifen und vorgearbeitete Stücke und anschließend
von Exzenterpressen, Spindelpressen, hydraulischen Pressen, Schmiedemaschinen und
Hilfsmaschinen.
Die Auswahl der Abbildungen und die Darstellung der jeweils wichtigsten Teile ist gut
und übersichtlich; ihre Ausführung ist sorgfältig, wie man es von Springer gewohnt
ist.
Dipl.-Ing. Ritter, Gleiwitz.
Planmäßige Einführung in die
Metallbearbeitung. Von Gg. Th. Stier d. ä.
Gemeinverständliches Unterrichts-, Nachschlage- und Handbuch für alle Stände, vom
gewerblichen Lehrer, Prüfungsbeamten und Meister bis zum Lehrling in den
Metallberufen. Zweite vollständig umgearbeitete Ausgabe von „Der Lehrling“. Auf
Grund 50-jähriger praktischer Erfahrungen im Betrieb und Unterricht verfaßt. Mit 368
Abbildungen. Leipzig 1914. Dr. Max Jänecke. Preis 3,20 M.
In diesem trefflichen Werk, dessen Verfasser sich vom einfachen Schlosserlehrling zum
gewerblichen Lehrer einer höheren staatlichen technischen Lehranstalt
emporgearbeitet hat, sind die Ergebnisse eines arbeitsreichen Lebens niedergelegt.
Es enthält eine Grundlage für die Erziehung zum künftigen Können auf dem Gebiete der
Metallbearbeitung und stellt sich gleichermaßen in den Dienst des Lehrenden wie des
Lernenden. In origineller Darstellung zeigt der Verfasser, wie man mit eigenem
Willen ein praktisches Arbeitsstudium betreibt, wie sich der Lehrende für den
Anfänger dahineinfinden muß, und wie der Lernende zuverlässig den Beweis tüchtigen
Könnens darlegen kann. Zugleich hat er aber damit für weitere Kreise ein Werk
geschaffen, das allen Angehörigen der metallbearbeitenden Berufe als Hand- und
Nachschlagbuch hochwillkommen sein wird und dessen Beschaffung warm zu empfehlen
ist. Eine kurze Inhaltsangabe möge die Vielseitigkeit des Buches
veranschaulichen.
Teil I: Die Metalle und deren Bearbeitungen aus dem Feuer. 1. Die wichtigsten
Metalle. 2. Die Bearbeitungen aus dem Feuer. 3. Der Stahl und das Härten. 4. Das
Löten. Teil II: Arbeitsverfahren mit Handbetätigung. 1. Das Hauen und das Meißeln.
2. Das Feilen. 3. Die Gewinde und ihre Herstellung. 4. Herstellung lösbarer und
starrer Verbindungen (Verlegen von Rohrleitungen, das Vernieten einzelner Teile,
Verbindungen von Eisen mit Holz und mit Stein). Teil III: Mechanische
Arbeitsverfahren. 1. Das Bohren und Ausreiben. 2. Das Hobeln und das Stoßen. 3. Das
Drehen (Metalldrehen, Freihanddrehen am Metall, mechanisches Drehen). 4. Das
Fräsen.
Dr. Loebe.
Leitfaden zum Berechnen und Entwerfen
von Lüftungs- und Heizungsanlagen. Von H. Rietschel, unter Mitwirkung von K. Brabbée. 5.
Auflage. Berlin 1913. Julius Springer.
Die von dem inzwischen verstorbenen Verfasser unter Mitwirkung seines Amtsnachfolgers
Brabbée besorgte fünfte Auflage hat gegen die
früheren weitere Verbesserungen erfahren, wobei namentlich die Ergebnisse
umfangreicher Versuche über die Widerstände des Wassers in den einzelnen Teilen der
Warmwasserheizungen zur Geltung kommen, und die Grundlagen der Lüftung einer
Neubearbeitung unterzogen wurden.
Der erste Band des umfassenden Werkes, zu dem sich der „Leitfaden“
ausgewachsen hat, enthält auf rund 500 Seiten, wie für die Nichtkenner der
vorhergehenden Auflage bemerkt sein mag, Beschreibung, Berechnung, Vergebung und
Prüfung der Anlagen zur Lüftung, lokalen und zentralen Heizung jeder Art, mit
einfachen Systemskizzen, während der zweite Band eine Tabellensammlung
heiztechnischer Werte von rund 160 Seiten bringt, deren Gebrauch beim Entwerfen und
genaueren Berechnen der Anlagen durch gesonderte große Kurventafeln noch
anschaulicher gemacht und erleichtert wird. Alle im ersten Bande beschriebenen
baulichen Einzelheiten und Darstellungen ganzer Anlagen sind ferner auf 33 Tafeln
des zweiten Bandes bildlich vorgeführt.
Der Erfolg des Werkes, das in 20 Jahren eigentlich sieben Auflagen erlebte, da zwei
frühere je zweimal gedruckt wurden, darf der ungemein großen Sorgfalt zugeschrieben
werden, die der Verfasser namentlich allen Einzelheiten der Rechnung gewidmet hat,
deren Unterlagen er selbst während seiner langen Lehrtätigkeit durch planmäßige
Versuche von bis dahin unbekannter Dauer und Ausdehnung zu fördern berufen war. Wie
eingehend alle Umstände und Nebenumstände erörtert werden, die auf die Wirkung der Teile
von Einfluß sind, mag beispielsweise aus den Betrachtungen ersehen werden, die sich
mit der Wärmeabgabe von Heizflächen, Bd. 1 S. 171 ff., beschäftigen, wo auch die
rechnerisch nicht faßbaren Wirkungen der Form und des Zustandes der Oberflächen so
erläutert werden, daß dem aufmerksamen Heiztechniker mancher Fingerzeig zum Erklären
auffallender Erscheinungen an die Hand gegeben wird.
Neben der Sorgfalt in der ganzen Durcharbeitung tragen für den Wert des Werkes auch
die vielen, ebenso sorgfältig durchgeführten praktischen Beispiele bei, die den
Jünger unmittelbar in die Berufstätigkeit einführen und ihn gleich in Fühlung mit
manchen wirtschaftlichen Anforderungen bringen. Die so entstandene glückliche
Verbindung eines Handbuches und Lehrbuches werden dem bescheidentlich als
„Leitfaden“ bezeichnenden Werke immer seine hervorragende Stellung in der
Heiztechnik bewahren.
Das Lebenswerk des verblichenen verdienstvollen Verfassers wird voraussichtlich unter
kundiger Hand in weiteren Auflagen den Fortschritten der Heiztechnik zu folgen
suchen, und in dieser Voraussetzung mögen hier noch Wünsche geäußert werden, deren
Berücksichtigung den Wert des Werkes erhöhen dürften. Die Mitteilungen über
Brennstoffe und Verbrennung müßten nach der chemisch-physikalischen Seite hin
vertieft werden und eine Behandlung erfahren etwa wie in der alten kleinen,
aber heute noch lesenswerten Schrift „Feuerungsstudien“ von Meidinger (Karlsruhe 1878). Die bloße Angabe von
Zusammensetzung und Luftbedarf der Brennstoffe, der Schütthöhe, Rostflächen usw.
genügt heute nicht mehr. Der Leser muß belehrt werden, welche Umstände die großen
Unterschiede in dem Verhalten der verschiedenen Brennstoffe bedingen, warum
beispielsweise Koks in so großer Schütthöhe wirtschaftlich verbrannt werden kann,
und wie seine Eigenschaften bestimmend für den eigentlichen Brennraum nicht nur,
sondern auch für die Formgebung des wärmeaufnehmenden Körpers sein können.
Neben solchen und ähnlichen grundlegenden Erwägungen für die zweckmäßige Wahl und
Behandlung der Brennstoffe erscheinen ferner eingehendere Mitteilungen über manche
praktische Kleinigkeiten nützlich, die, wie Rohrverbindungen, Dichtungen usw., doch
recht wichtig sind, die der Arbeiter in der Werkstatt lernt, die der Techniker als
Anfänger aber meist nur oberflächlich kennt, und in denen er eine eingehende
praktisch-kritische Unterweisung mit Dank annehmen würde, da sie ihm manche
Verlegenheit beim Eintritt in die Berufstätigkeit ersparen könnte. Platz genug für
solche Erweiterungen könnte in dem Werke unschwer geschaffen werden, wenn dafür
manche bisher etwas breit behandelte Einrichtungen wie Luftbefeuchter, Saugköpfe
usw. angemessen beschnitten würden.
Rotth.
Textabbildung Bd. 331