Titel: | Bücherschau. |
Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 66 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Die Kalkulation von Tief- und
Ingenieurbauten. Ein Handbuch für die Baupraxis. Von Arch. G. Blume und Ingenieur Dr. V. Hortig. Leipzig und Berlin 1915. B. G. Teubner. Preis in Lwd. geb. 4,50
M.
Das Veranschlagen der Ingenieurbauten ist weit schwieriger als das der Hochbauten, da
das Ingenieurbauwesen bedeutend vielseitiger ist, und maßgebende Vorschriften und
Bestimmungen für das Veranschlagen dieser Bauarbeiten nicht immer vorhanden sind.
Dazu kommt, daß in der einschlägigen Literatur wenig wirklich brauchbare Werke
vorhanden sind. Das vorliegende Handbuch soll hier helfen. Im I. Teil wird die
Vergebung der Bauarbeiten und Lieferungen behandelt. Auf die für die
allgemeinen und besonderen Vertragsbedingungen wichtigem technischen Vorschriften
der einzelnen Verwaltungen wird besonders hingewiesen. Der II. Teil behandelt die
Feststellung der Preise, größtenteils wohl unter Anlehnung an das vortreffliche Werk
von Osthoff-Scheck. Auch die für die
Mörtelkostenberechnung dort angegebenen Formeln für den Materialbedarf sind
übernommen. Auf das Bedenkliche dieser Formeln für die Praxis dürfte hier wohl
einmal hingewiesen werden. Beim reinen Portlandzementmörtel 1 : 5 ist angegeben, daß
1 m3 loser Zement und 5 m3 loser Sand 3,1 m3 Mörtel geben. Nimmt man an, daß der Zement völlig zwischen den Poren des Sarides
verschwindet, so beträgt der Eingang des Sandes immer noch 38 v. H. Das dürfte wohl
unmöglich sein. Den III. Teil nehmen die Kostenanschläge ein. Als Beispiele sind
einfache aber lehrreiche Entwürfe aus allen Gebieten des Tiefbaues entnommen.
Das Handbuch kann beim Veranschlagen über manche Schwierigkeit hinweghelfen und
bietet so jedem Fachmann ein wertvolles Hilfsmittel.
Prof. Kuhlmann.
Technische Thermodynamik II. Von
W. Schüle. Zweite Auflage. Berlin 1914. Julius
Springer.
Der vorliegende 2. Band der „Technischen Thermodynamik“ von Schule erfüllt die
Hoffnungen, die das Erscheinen des ersten Teiles erweckte. Es ist dem Verfasser
gelungen, Zeuners klassische Wärmelehre durch ein den
jetzigen Ansprüchen genügendes Werk zu ersetzen. Dabei wird die Kenntnis der
Grundlagen der Infinitesimalrechnung und der Wärmemechanik vorausgesetzt. Im ersten
Teil des Bandes wird die höhere, nicht dem täglichen Bedarf der Praxis dienende
Thermodynamik behandelt. Hier tritt vor allem die Kunst der Darstellung hervor,
während die an zweiter Stelle gebrachte Auswahl interessanter Beispiele sich durch
geistvolle Auffassung der zur Untersuchung kommenden Probleme auszeichnet.
Das erste Kapitel des Werkes behandelt die allgemeine Thermodynamik homogener Körper.
Zunächst wird in einem räumlichen Koordinatensystem der Zusammenhang der
Zustandsgrößen dargestellt und die Bedeutung ihrer partiellen und vollständigen
Differentialquotienten erklärt. Mit Hilfe der sich ergebenden
Differentialbeziehungen und der beiden Wärmesätze gelingt es, Energie, Wärmeinhalt
bei gleichem Druck und Entropie durch die einfachen Zustandsgrößen auszudrücken. Die
Anwendung der Hauptsätze führt zur Untersuchung der Veränderlichkeit der
spezifischen Wärme, wobei die neuesten Forschungen von Nernst,
Eucken u.a. Berücksichtigung finden. Die Ergebnisse dieser Betrachtungen
kommen bei der Berechnung des Exponenten adiabatischer Kurven zur Geltung. Als
weiteres Beispiel für das 'über die Beziehungen der Zustandsgrößen Entwickelte dient
die in Rücksicht auf die Theorie der Luftverflüssigung in eingehender Weise
durchgeführte Untersuchung des Temperaturverlaufes beim Drosseln. Anschauliche
zeichnerische Darstellungen des Drosselkoeffizienten schließen den Abschnitt.
Im zweiten Kapitel werden die Erscheinungen bei Veränderung des Aggregatzustandes
besprochen. Unter Benutzung des früher Gebrachten können isothermische
Druck-Volumenkurven auf Grund der Gleichung von van der
Waals entworfen werden, deren Bedeutung hierbei hervortritt. Interessante
Folgerungen in bezug auf unterkühlten Dampf und überhitzte Flüssigkeit ergeben sich
daraus. Als Ueberleitung zur Thermochemie wird die Plancksche Gleichung entwickelt, durch welche die Beziehungen zwischen
Verdampfungswärme und spezifischer Wärme von Flüssigkeit und Dampf bestimmt
werden. Diese Betrachtungen führen auf die Berechnung der für die Anwendung des
Nernsttheorems wichtigen Dampfdruckkonstanten.
Im folgenden Kapitel gelangt die Thermodynamik chemischer Zustandsänderungen zur
Darstellung. Als Hauptaufgabe betrachtet der Verfasser die Ermittlung der
Höchstarbeit der Reaktionen. An die Erklärung der grundlegenden Begriffe schließt
sich die Anwendung des Energiegesetzes auf chemische Vorgänge. Im Anschlusse daran
kann der Satz von dem Zusammenhang der Wärmetönung und der Temperatur entwickelt
werden, der von größter Wichtigkeit für die Ausführungen am Schlüsse des Kapitels
ist. Die Erweiterung des zweiten Wärmesatzes auf chemische Vorgänge geschieht unter
Hinweis auf umkehrbare, isothermische Kreisprozesse und die umkehrbare Vermischung
zweier chemisch verschiedener Gase mit Hilfe halbdurchlässiger Wände. Im Verlaufe
dieser Darlegungen zeigt der Verfasser, wie der Entropiebegriff in die chemische
Thermodynamik einzuführen ist. Hierauf werden beide Hauptsätze in der Helmholtzschen Gleichung vereinigt und sodann das zum
Verständnisse Notwendige über chemisches Gleichgewicht gebracht. Nach Entwicklung
des Ausdrucks für die Gleichgewichtskonstante unter Benutzung des zweiten
Hauptsatzes wird deren Zusammenhang mit der Höchstarbeit dargelegt. Die Helmholtzsche Gleichung gibt die Möglichkeit, die
Abhängigkeit der Gleichgewichtskonstanten von der Wärmetönung in der von van't Hoff gegebenen Form darzustellen und die Beziehung
zwischen Wärmetönung und Höchstarbeit festzulegen. Die Betrachtungen führen auf eine
thermodynamisch unbestimmte Integrationskonstante, deren Ermittlung aus thermischen
Messungen durch das Theorem von Nernst ermöglicht wird.
Diese so überaus fruchtbringende Hypothese wird im Zusammenhange mit dem früher über
die Abhängigkeit der Wärmetönung von der Temperatur Gesagten erläutert. Ihre
Anwendung zur Berechnung spezieller Gasgleichgewichte zeigt ein anschauliches, von
Schüle an dieser Stelle erstmalig entwickeltes
zeichnerisches Verfahren. Das Theorem wird sodann zur Bestimmung der Höchstarbeit
heterogener Reaktionen benutzt. Dies gibt Veranlassung, die maximale Arbeit des
festen Kohlenstoffes zu bestimmen. Wiederum mit Hilfe einer selbständigen
Entwicklung gelangt der Verfasser zu dem schon von Nernst
ausgesprochenen Ergebnisse, daß die chemische Energie des Kohlenstoffes
grundsätzlich völlig in mechanische Arbeit überführt werden kann. Hiermit schließt
der Hauptabschnitt des Werkes. Einige Schönheitsfehler, die sich gelegentlich in der
mathematischen Entwicklung hinsichtlich der Integrationskonstanten finden, sind von
untergeordneter Bedeutung.
Im vierten Kapitel werden in zwangloser Reihenfolge Beispiele aus verschiedenen
Anwendungsgebieten gebracht. Bei Erörterung der Kalorimetrie der Dampfmaschine macht
Schüle auf Irrtümer in Boulvins Verfahren bei der Benutzung des Entropiediagramms aufmerksam. Für
das Verständnis der Ein- und Ausströmungsverhältnisse von Gas- und Dampfmaschinen
sind die Erörterungen über den Ausfluß aus Gefäßen ohne Zufluß von konstantem oder wechselndem
Rauminhalt durch Mündungen, deren Querschnitt sich ändert oder gleichbleibt,
wichtig. Besonders sei auf die anläßlich dieser Ausführungen vorgeschlagene
zeichnerische Integration hingewiesen. Mit Hilfe des im ersten Kapitel über
Drosselerscheinungen Gesagten versucht Schüle die Theorie
der Luftverflüssigung nach dem Verfahren von Claude und
Linde zu entwickeln. Nach einem kurzen Abschnitt über
den thermochemischen Wirkungsgrad bei der Herstellung von Kraftgas folgen
Betrachtungen über Verbrennungsvorgänge. Hierbei wird die flammenlose Verbrennung im
Bone-Schnabel-Kessel besprochen. Zum Schlusse
erläutert Schüle das Gasturbinenproblem. Er kommt zu
einem der Explosions-Gasturbine von Holzwarth günstigen
Ergebnisse. Für eine Neuauflage sei die Anregung gegeben, im letzten Kapitel etwas
über die Theorie der Injektoren zu bringen. Man sucht hiernach auch im ersten Bande
im Abschnitt „Anwendungen aus der Strömungslehre“ oder bei der Behandlung
nicht umkehrbarer Zustandsänderungen vergeblich. Jedenfalls ist dem in seiner
jetzigen Form ausgezeichneten Werk, das unbestreitbar zu den besten Erscheinungen
auf dem technischen Büchermarkte gehört, die weiteste Verbreitung zu wünschen.
Schmolke.
Versuche zum Vergleich der
Würfelfestigkeit des Betons zu der im Bauwerk erzielten Festigkeit.
Ausgeführt durch die Großherzogliche Materialprüfungsanstalt an der Technischen
Hochschule zu Darmstadt in den Jahren 1909 bis 1913. Deutscher Ausschuß für
Eisenbeton Heft 36. Bericht erstattet von Prof. O. Berndt, Geheimer Baurat, Vorstand der Materialprüfungsanstalt und Dr. Ing. E.
Preu߆, Privatdozent, Stellvertreter des Vorstandes
der Materialprüfungsanstalt. Berlin 1915. Wilhelm Ernst & Sohn. Preis geh. 2,80
M.
Der Zweck der Versuche ist im Titel ausgesprochen. Die Versuche wurden an 30
cm-Würfeln ausgeführt, die teils in der Materialprüfungsanstalt, teils auf
Baustellen hergestellt bzw. wirklichen Bauwerken entnommen wurden. Ueberdies sind
Betonprobekörper untersucht worden, welche der Düsseldorfer Ausstellungsbrücke
(1902) nach deren Abbruch entnommen wurden. Aus den Bauwerkteilen sowohl wie aus den
großen im Amte hergestellten Betonklötzen wurden die Prüfwürfel durch Sägen
ausgeschnitten. Ueber die sehr umfangreichen Versuche ist in Heft 36 auf 55 Seiten
ausführlich berichtet, die Ergebnisse lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:
1. Die Druckfestigkeit auch der aus den gleichen wagerechten Schichten der
Betonklötze herausgesägten Probewürfel ist oft nicht unwesentlich voneinander
verschieden.
2. Die Festigkeit des Betons im Bauwerk ist je nach der Sorgfalt der Ausführung bald
größer bald kleiner als die. Würfelfestigkeit, im Durchschnitt aber etwa gleich
dieser.
3. Eine größere Druckfestigkeit der unteren Schichten gegenüber den oberen, wie
diese bei den Laboratoriumsversuchen gefunden wurden, ist auch bei den
Baustellversuchen häufig, jedoch nicht allgemein beobachtet worden.
Dr. Nitzsche.
Schwellung und Schwindung von Zement
und Zementmörteln in Wasser und Luft. Deutscher Ausschuß für Eisenbeton
Heft 35. Bericht über Versuche im Königl. Materialprüfungsamt
Berlin-Lichterfelde-West. Erstattet von Prof. M. Gary,
Abteilungsvorsteher im Königl. Materialprüfungsamt. Berlin 1915. Wilhelm Ernst &
Sohn. Preis geh. 1,80 M.
Der Zweck der Versuche waren die für die Praxis wichtigen Feststellungen, a) ob
längere Anfeuchtung die Schwindung aufhalte, b) wie weit die Schwindung durch
Magerung der Zemente mit Sand beeinflußt werde, c) welchen Einfluß auf die Minderung
der Schwindung die Art des Sandes habe, und d) ob sich die verschiedene Neigung der
Zemente zum Schwinden auch nach Magerung mit verschiedenen Sanden äußert.
Die Versuchsergebnisse sind folgende:
Zu a) Bei Wasserlagerung erleiden sämtliche Zemente Dehnungen, die mit der Magerung
abnehmen. Bei Luftlagerung schwinden sämtliche Zemente um so stärker, je fetter die
Mischung ist; das Höchstmaß der Schwindung ist im allgemeinen nach drei Monaten
erreicht. Die Schwindung wird um so länger aufgehalten, je länger die Körper feucht
bleiben. Nach Jahresfrist ist das Schwindmaß der Körper um so geringer, je länger
die Körper im Wasser lagern.
Zu b) Die Empfindlichkeit der Mörtel in bezug auf Schwellung und Schwindung wird
gegen den Einfluß des Wassers und der Luft um so geringer, je größer der Sandzusatz
ist. Das Mindestmaß erreichen Schwellung und Schwindung, wenn die Menge des
Bindemittels so gering wird, daß die Hohlräume im Sande nicht mehr ausgefüllt
werden. Jedoch verschwanden nach siebentägigem Anfeuchten die Unterschiede der
untersuchten Mischungsverhältnisse 1 : 3 und 1 : 5 nahezu; im Mittel betrug sie 0,05
v. H. der ursprünglichen Länge des Prüfkörpers, das ist 0,5 mm auf 1 m Baulänge.
Dieses Maß muß als zulässig betrachtet werden, so lange es nicht gelingt, weniger
empfindliche Zemente herzustellen.
Zu c) Der Einfluß der Art des Sandes erwies sich als wesentlich. Quarzhaitiger feiner
Sand ergab größere Schwellungen und geringere Schwindungen, als gröberer
kalkhaltiger Sand, woraus folgt, daß kalkhaltige, tonige Sande für solche Bauwerke
wenig geeignet sind, die an der Luft liegen, und bei denen Schwindrisse vermieden
werden sollen.
Zu d) Schon bei Zusatz von drei Teilen Sand wird die Neigung der Zemente zum
Schwinden beträchtlich herabgemindert, derart, daß die Unterschiede der reinen
Zemente untereinander in dieser Beziehung nahezu völlig ausgeglichen werden.
Versuchen mit Beton soll das Studium des Einflusses von Kälte und Wärme auf die
Dehnungen vorbehalten bleiben.
Dr. Nitzsche.