Titel: | Bücherschau. |
Autor: | Otto Brandt |
Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 211 |
Download: | XML |
Bücherschau.
Bücherschau.
Zwei Vorträge über die Mechanik
der Riementriebe. Von Dr.-Ing. Rudolf Skutsch.
Dortmund 1916.
Das nur 28 Seiten im Quartformat umfassende Heft enthält zwei
durch einige Zusätze erweiterte Vorträge, die der Verfasser 1913 und Anfang 1915 in
Dortmund gehalten hat. Für die Beurteilung des Inhalts sowohl in formeller als auch
in sachlicher Hinsicht sind die folgenden Sätze aus dem Vorwort von Wichtigkeit:
„Für die Art der Behandlung des etwas spröden Stoffes war bestimmend, daß es galt
und zum Teil immer noch gilt, zu roden und den Weg für wahre Forschung frei zu
machen; eine scharfe Kritik und strenge Sachlichkeit sind unter solchen
Umständen unerläßlich. Unter Sachlichkeit verstehe ich nicht das Vermeiden
persönlichen Anstoßes, sondern die Entschlossenheit, jede persönliche Rücksicht
der Klarstellung des Tatbestandes unterzuordnen. – Eine vollständige Mechanik
des Riementriebes sollten meine Vorträge selbstverständlich nicht bieten.“
Das letztere ist tatsächlich nicht der Fall; der trotzdem aber sehr vielseitige
Inhalt bringt hauptsächlich die Richtigstellung der nicht wenigen Irrtümer und
Verstöße gegen die Grundlehren der Mechanik, die gerade auf diesem Gebiete in so
reichlichem Maße gemacht worden sind. Es ist heutzutage schwer erklärlich, wie
fast zwei Jahrzehnte hindurch führende Kreise der technischen Wissenschaft sich dem
suggestiven Einfluß eines einzigen, geschäftlich freilich außerordentlich tüchtigen
Fabrikanten – man kann ruhig sagen – völlig kritiklos hingaben, ohne daß jemand die
den einfachsten Grundregeln der Mechanik widersprechende Behandlung der Sache zu
bemerken schien. Das ging sogar soweit, daß die bekannten, mit großen Geldmitteln
unterstützten Charlottenburger Versuche von vornherein auf eine falsche Bahn
gebracht wurden und daß beide Berichte darüber den Gehrckensschen „Theorien“ rettungslos verfallen blieben.
Es ist das Verdienst von Skutsch, daß er einmal die
rechnerische und experimentelle Untersuchung der Riementriebe wieder auf eine streng
wissenschaftliche Basis stellte und gleichzeitig durch ein eingehendes, bis dahin
ganz vernachlässigtes Studium der älteren, hauptsächlich ausländischen Literatur
nachwies, wie in Amerika die Lösung der ganzen Frage schon vor 30 Jahren von Lewis gefunden und bekannt gegeben worden war. Hand in
Hand damit geht eine systematische Bearbeitung verschiedener Einzelfragen, z.B. über
die von Kammerer bemerkte „Ueberschußspannung“
stark belasteter Triebe, zu deren Erklärung Skutsch einen den Sachverhalt
bei ruhendem Riemen erläuternden einfachen
Demonstrationsapparat schuf.
Ob es unumgänglich notwendig war, daß eine Schrift, die sich mit den sachlichen,
leider von Geschäftsleuten und urteilslosen Nachbetern immer weiter verbreiteten
Irrtümern anderer befaßt, eine so scharfe polemische Form annimmt, ist mindestens
zweifelhaft; Referent hält sie an einigen Stellen für direkt störend und hat seine
Meinung darüber erst vor kurzem ausgesprochen (D. p. J. 1916 S. 130). Ein
Unterschied besteht allerdings zwischen dem damals besprochenen geschriebenen Buch und den zuerst mündlich veröffentlichten Vorträgen von Skutsch: Das erstere kämpft für eine vorläufig noch unbewiesene Anschauung,
dagegen richten sich die Vorträge zum Teil gegen offenbare Fehler, Irrtümer und
Irreführungen. Man kann schließlich dem unzweifelhaft recht Habenden darin etwas
nachsehen, besonders wenn man bemerkt, daß der schärfste Ausdruck (Fußnote 26) die
wörtliche Wiederholung einer früheren Aeußerung des in der Sache weniger glücklichen
Gegners ist. Jedenfalls glaubt Referent trotz dieser von seinem Standpunkt aus
gemachten Ausstellung das Buch jedem Freund der sachlichen Aufklärung der durch
mehrere zum Teil recht absonderliche Veröffentlichungen etwas in Miskredit
gekommenen Riementheorie empfehlen zu müssen.
Stephan.
Die Grubenbahnen. Unter
besonderer Berücksichtigung des Lokomotivbetriebes. Von F. Schulte, Obering. in Dortmund. Zweite verbesserte und vermehrte Auflage.
Essen. G. D. Baedeker. Preis geb. 4,– M.
Der raschen und ausgedehnten Entwicklung der Förderung mittels Lokomotiven im
deutschen Bergbau Rechnung tragend, gibt der Verfasser sein bekanntes Werk zum
zweiten Male in bedeutend vergrößertem Umfange heraus.
Nach einleitenden Bemerkungen über die mechanische Streckenförderung im allgemeinen
kommt der Verfasser zur Besprechung der Verhältnisse, die bei der Bewegung eines
Förderwagens auf Schienen eine Rolle spielen. Da die Bestrebungen, den
Fahrwiderstand herabzusetzen und damit die Leistungsfähigkeit einer Anlage zu
erhöhen, sich vor allem darauf erstrecken müssen, die Achslagerung zu verbessern, so
bespricht er eingehend eine große Anzahl der verschiedenen Radsatzkonstruktionen und
führt eine Anzahl von Versuchen vor, die auf diesem Gebiete angestellt wurden. Es
folgen Kapitel über die Gestänge, über Schienenverbindungen, Schwellen und Weichen.
In der sich anschließenden Berechnung der Zugkraft und des erforderlichen Gewichtes
der Lokomotive hat sich ein Versehen eingeschlichen. Bei Aufstellung der Gleichungen
ist nämlich der mechanische Wirkungsgrad des Triebwerkes und der Lager η zunächst vollkommen unbeachtet gelassen worden,
während er bei einer späteren Gleichung unvermittelt wieder als Zahl eingesetzt
wird. Die verschiedenen Lokomotivarten werden dann, unter Beigabe vorzüglicher
Zeichnungen und Photographieen ausführlich beschrieben (Feuerlose Dampflokomotiven,
Benzin–, Elektrische, Druckluft- und Stickstoff-Lokomotiven). Besonders ausführlich
sind Druckluft- und elektrische Lokomotiven behandelt. Bei den letzteren auch
Kraftstationen, Signaleinrichtungen und Bahnhöfe. Das folgende Kapitel bringt einen
Vergleich der verschiedenen Systeme, ferner eine Rentabilitätsberechnung für die
verschiedenen Antriebsarten. (Es ist hier auf einen Druckfehler aufmerksam zu
machen, S. 77 ff. Die Berechnung soll sich beziehen auf tkm (Tonnenkilometer) nicht
auf t/km.) Mit der Beschreibung einiger Anlagen schließt das eigentliche Werk. Als
Anhang beigegeben sind eine Reihe von Dienstvorschriften und Dienstanweisungen für
den Lokomotivbetrieb. Als weiterer Anhang folgt die Durchrechnung einer Anzahl von
Beispielen für Weichenberechnungen.
Die vollständig umgearbeitete und bedeutend vermehrte neue Auflage (die erste (1906)
hatte nur 56 Seiten und 9 Tafeln, die heute vorliegende dagegen 120 Seiten und 30
Tafeln) kann bestens empfohlen werden.
Wüster.
Fortschritte im
Transformatorenbau. Von Prof. Ing. R. Edler. 88
Seiten mit 156 Abbildungen. Leipzig. Hachmeister & Thal. Preis 2,50 M.
Das Buch gibt einen Ueberblick über die Fortschritte im Transformatorenbau der
letzten Jahre. Der erste Abschnitt behandelt Allgemeines und Theoretisches über den
Aufbau der Transformatoren, Wirkungsgrad und Material. Es folgt die Besprechung von
Ausführungsformen mittelgroßer und großer Transformatoren. Ein besonderer Abschnitt
handelt von den Kleintransformatoren, die in Wechselstrom- oder Drehstromnetzen mit
Spannungen von 100 bis 250 Volt, wo Bogenlampen oder niedervoltige Glühlampen
angeschlossen werden sollten, mit großem Vorteil verschiedentlich Anwendung fanden.
Dabei sind die Klingeltransformatoren und ihre Verwendung als Ersatz für galvanische
Elemente oder Akkumulatoren nicht vergessen.
Den Meßtransformatoren und Prüftransformatoren ist ebenfalls ein Abschnitt gewidmet.
Zum Schlusse finden noch einige Arten Transformatoren für besondere Zwecke kurze
Besprechung.
Das Buch eignet sich für solche, die sich aus einer knappen Darstellung einen
Ueberblick über den gegenwärtigen Stand des Transformatorenbaues und der
mannigfachen Verwendung der Transformatoren verschaffen wollen.
Otto Brandt.