Titel: | Bücherschau. |
Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 306 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Die Industrie der Ammoniak- und
Cyanverbindungen. Von Dr. F. Muhlert, 278 Seiten
mit 54 Abbildungen. (Chemische Technologie in Einzeldarstellungen, herausgegeben von
Prof. Dr. Ferd. Fischer.) Leipzig 1915. Otto Spamer.
Preis geh. 12,– M, geb. 13,50 M.
Die außerordentliche Bedeutung, die die Ammoniakindustrie im gegenwärtigen Kriege
erlangt hat, sichert dem vorliegenden Buche von vornherein eine über die Fachkreise
hinausgehende Beachtung. Wenngleich vieles von dem, was in den beiden Kriegsjahren
in unserem Vaterlande auf diesem Gebiete geschaffen worden ist, der Oeffentlichkeit
einstweilen noch vorenthalten werden muß, so ist die Aufgabe, die sich Verfasser mit
seiner Arbeit gestellt hat, dennoch recht lohnend und interessant, da auf dem von
ihm behandelten Gebiete in den letzten Jahren eine lebhafte und erfolgreiche
Tätigkeit herrschte, die heute zu einem gewissen Abschluß gelangt ist. Verfasser
behandelt zunächst den chemischen Bau und die Eigenschaften der wichtigsten
Ammoniak- und Cyanverbindungen; hieran schließen sich zwei kurze Abschnitte über die
technische Gewinnung von Stickstoff und Wasserstoff. Sodann bespricht Verfasser
eingehend die verschiedenen Arten der Erzeugung von Ammoniak, so aus Abfällen, aus
Torf und Steinkohlen, aus einfachen Stickstoffverbindungen und schließlich durch
Synthese aus Stickstoff und Wasserstoff. Das folgende Kapitel befaßt sich mit der
Raffination des Ammoniaks und seiner Salze, wobei auch die Herstellung von
verflüssigtem Ammoniak kurz gestreift wird. Nach denselben Gesichtspunkten schildert
Verfasser hierauf die Gewinnung und Verarbeitung der Cyanverbindungen, darunter auch
den zu großer Bedeutung gelangten Kalkstickstoff. Zum Schluß wird die chemische
Untersuchung aller dieser Verbindungen kurz besprochen, sowie ihre Verwendung unter
Anführung zahlreicher statistischer Daten näher erörtert. Verfasser hat das große
Gebiet übersichtlich und klar und mit sorgfältiger Berücksichtigung der
umfangreichen Zeitschriften- und Patentliteratur, die jeweils in Fußnoten angeführt
ist, bearbeitet. Dies gilt namentlich für die rein chemischen Teile des Buches,
wogegen man bei der Behandlung der technisch-industriellen Seite mehrfach eine
ausführlichere Darstellung wünschen möchte, so zum Beispiel bei der Beschreibung der
technischen Stickstoff- und Wasserstoffgewinnung, wo man das Verfahren der Badischen Anilin- und Sodafabrik als das derzeit
wirtschaftlichste Wasserstoffgewinnungsverfahren vergeblich sucht. Besonders vermißt
man aber eine Beschreibung der Gewinnung von Stickoxyden aus Ammoniak, die zwar erst
im Kriege ihre heutige Bedeutung erlangt hat, immerhin aber schon eine ganze Reihe
von Jahren auf einer westfälischen Kokerei und auch im Auslande in Anwendung ist.
Diese kleinen Mängel können jedoch den Wert des Buches nicht beeinträchtigen, das im
Gegenteil allen Interessenten angelegentlichst empfohlen sei.
A. Sander.
Die Bedeutung der Chemie für den
Weltkrieg. Von Richard Anschütz. 40. Seiten.
Bonn 1915. Friedrich Cohen. Preis geh. 2,– M.
Die vorliegende Rede, die der bekannte Bonner Chemiker anläßlich seines
Rektoratantritts gehalten hat, gibt in großen Zügen einen anschaulichen Ueberblick
über die mannigfachen Beziehungen der chemischen Technik zu unserer militärischen
und wirtschaftlichen Rüstung. Ausgehend von der Herstellung der Spezialstähle, des
Aluminiums und von der Thermitschweißung, beschreibt Verfasser kurz die Entwicklung
der Sprengstofftechnik, die Anwendung von Gasen als Kampfmittel, die Gewinnung von
Salpeter und Ammoniak auf synthetischem Wege, die Herstellung und Verwendung des
Wasserstoffs, sodann die Leistungen der Chemie bei der Herstellung der feldgrauen
Uniformstoffe, der optischen Gläser, der Motorenbrennstoffe und des künstlichen
Kautschuks. Der zweite Teil der Rede behandelt die Beziehungen der Chemie zur
Landwirtschaft und Volksernährung, darunter die Erzeugung der künstlichen
Düngemittel, die Massenkultur von Hefe und die Fetthärtung. Nach einem Hinweis auf
die Entwicklung des chemischen Unterrichtes in Deutschland bespricht Verfasser zum
Schluß die großen Erfolge in der Heilmittelherstellung, auf welchem Gebiete wir dank
der gründlichen wissenschaftlichen Ausbildung unserer Chemiker einen besonders
großen Vorsprung vor unseren Feinden haben. Bei dem großen Interesse, das heute in
weiten Kreisen für die vom Verfasser behandelten Fragen herrscht, ist das Büchlein
wegen seiner leicht verständlichen Schreibweise zur allgemeinen Orientierung recht
geeignet.
A. Sander.
Die Entstehung der deutschen
Kalisalzlager. Von Professor Dr. E. Jänecke. 109
Seiten mit 24 Abbildungen. (59. Band der Sammlung „Die Wissenschaft“,
Einzeldarstellungen aus der Naturwissenschaft und der Technik.) Braunschweig 1915.
Friedr. Vieweg & Sohn. Preis geh. 4,– M, geb. 4,80 M.
Trotz zahlreicher Bemühungen, die Entstehung der Kalilager zu erklären, kann man nach
den bisherigen Veröffentlichungen dieses Problem noch nicht als einwandfrei gelöst
ansehen. In der vorliegenden Abhandlung führt nun der durch zahlreiche Aufsätze über
den Stoff bekannte Autor den Nachweis, daß ein Widerspruch zwischen den
physikalsich-chemischen Untersuchungen und den geologischen Vorkommen nicht besteht.
Da die graphische Darstellung bei den Auseinandersetzungen der Löslichkeitsversuche
eine große Rolle spielt, so hat der Verfasser eine neue vereinfachte
Darstellungsform gewählt. Im allgemeinen stimmt der Verfasser mit den Ansichten von
van't Hoff und d'Ans
überein, vernachlässigt aber in seiner Darstellungsweise die beiden Faktoren, die in
diesem Falle die geringste Rolle spielen, nämlich den Gehalt an Chlornatrium in den
gesättigten Lösungen und die Wassermenge, die gerade zur Herstellung gesättigter
Lösungen hinreicht. Diese Methode bietet eine weitere Vereinfachung, da es leichter
ist, sich rechtwinklige, oben durch bestimmte Flächen begrenzte Prismen
vorzustellen, als auf der Spitze stehende drei- oder vierseitige Pyramiden mit oben
begrenzten Flächen.
Der erste Teil bringt eine Darstellung der Löslichkeitsverhältnisse der im Meerwasser
gelösten Salze. In den Ausführungen erläutert Jänecke
sehr eingehend seine Darstellungsweise. Im zweiten Teile verfolgt er die wirklichen
Vorgänge bei der Ausscheidung und Umbildung der Salzlager, wobei er zeigt, daß
„bei richtiger Auslegung der physikalisch-chemischen Untersuchung eine
vollständig befriedigende Erklärung der tatsächlichen Vorkommnisse“ gegeben
werden kann. Die Voraussetzung dabei ist nur, daß die Salze aus Meerwasser durch
Verdunsten entstanden sind und daß sie in den folgenden Zeiten durch Ueberlagerung
anderer Erdschichten eingesunken und nach Abtragung dieser Schichten wieder
aufgestiegen sind. Die sich beim Ueberlagern und Auftauchen abspielenden Vorgänge,
auf deren Wichtigkeit schon Arrhenius und besonders Lachmann hingewiesen haben, werden hier zum ersten Male
in eingehendster Weise auseinandergesetzt. Jänecke
behandelt nacheinander die Ausscheidungsfolge ohne Berücksichtigung der Kalksalze,
die sich ausscheidenden Kalksalze, die Zeitdauer dieses Vorganges und die
mutmaßliche Temperatur der primären Ausscheidungen, endlich die Umwandlung der
ausgeschiedenen Salze beim Absinken in die Erde und beim Aufsteigen.
Im dritten Hauptteil wird die Uebereinstimmung der Theorie mit dem tatsächlichen
Vorkommen der Kalisalzlager besprochen. Die Erklärung für die Tatsache, daß die in
der Natur vorkommenden Salzlager stets erheblich mehr an Steinsalz und Kalisalzen
enthalten, als es der Entstehung aus einem abgeschlossenen Meerwasserbecken
entspricht, sucht Jänecke in der allgemein
anerkannten (?) Theorie von Walther. Weitere Kapitel über
das Auspressen der Laugen, das Vorkommen von Laugen, Hartsalzen und Hauptsalzen,
sowie Besprechungen des Bernburger Sattels, des Salzgebirges im Berlepsch-Schacht
folgen. Dann bespricht der Verfasser die bisherigen Ansichten über die Entstehung
der Kalilager, Ungenauigkeiten und Unrichtigkeiten. Die Ansicht über
Durchtränkungsvorgänge, sowie die Seidlsche Theorie über
Umsetzungsvorgänge durch Druck werden als unrichtig zurückgewiesen (?). Nach einem
Abschnitt über die selteneren Salze (Jod, borsaure Salze, Eisensalze, Tachhydrit
usw.), faßt Jänecke die Ergebnisse seiner Arbeit dahin
zusammen, daß seine Theorie „keine neuen Hypothesen bringt und in keinem Punkte im Widerspruch mit dem natürlichen
Vorkommen ist“. Die Theorie ist im Grunde genommen „nur eine zum ersten
Male genau durchgeführte Betrachtung über die Veränderung der aus Meerwasser
ausgeschiedenen Salze beim Eintauchen in die Erde infolge Ueberlagerung durch
andere Schichten und beim Wiederauftauchen beim Ablagern der überlagerten
Schichten und die dadurch bedingte Erwärmung und Abkühlung“.
Das Werk verdient jedenfalls als wertvolle Bereicherung unserer Kenntnisse über die
Entstehung der wichtigen Kalilager Deutschlands dringend empfohlen zu werden.
Wüster.
Das Holz, seine Bearbeitung und seine
Verwendung. Aus Natur und Geisteswelt Bd. 473. 113 Seiten mit 39
Abbildungen. Von J. Großmann. Leipzig 1916. B. G.
Teubner. Preis geh. 1,– M, geb. 1,25 M.
Dieses Bändchen verdient weitgehendste Beachtung, nicht nur seitens solcher Kreise,
die fachmännische Kenntnisse über Holzbearbeitung besitzen, auch in Laienkreisen
sollte man dem Büchlein weite Verbreitung wünschen.
Nach einer kurzgefaßten sachlichen Darstellung über Aufbau und Wachstum des Holzes
bringt der Verfasser die physikalischen und technischen Eigenschaften des Holzes in
bezug auf seine Verarbeitung zur Sprache. In dem folgenden Kapitel über Holzfällung
ist es erfreulich zu lesen, wie hier klar zum Ausdruck gebracht wird, daß die
Fällungszeit – ob Winter oder Sommer – auf die Güte des Holzes ohne jeden
nachweisbaren Einfluß ist und alle angeblichen Unterschiede in der Güte garnicht
wahrscheinlich sind. Wenn Sommerholz gegenüber Winterholz verschieden in der
Bearbeitung ausfällt, so liegt das nur an unrichtiger und ungenügender Austrocknung,
die vielfach schon im Walde durch verkehrte Behandlung verursacht wurde.
Ein größerer Abschnitt des Büchleins ist der mechanischen Bearbeitung des Holzes
gewidmet und das Kapitel durch gute Abbildungen von Sägewerkzeugen und Maschinen für
alle Bearbeitungsmöglichkeiten trefflich ausgestattet. Das Kapitel über die
Verschönerungsarbeiten des Holzes, das Beizen, Lasieren, Polieren usw. ist leider
etwas knapp gefaßt; dieser Gegenstand hätte wohl eine eingehendere Behandlung
verdient.
Zum Schluß bringt der Verfasser eine recht umfassende Aufzählung der wichtigsten
inländischen und ausländischen Hölzer mit Angabe der mittleren Marktpreise, die
nicht nur dem Laien, sondern auch dem Fachmann Aufklärungen über die im Handel
vielfach arg verworren angewandten Holznamen enthält. Die hervorragende Bedeutung
des Holzes in wirtschaftlichem Sinne, im Welthandel und in den einzelnen
Erzeugungsländern, sowie im Einfuhrhandel des Deutschen Reiches wird eingehend
gewürdigt.
Der Druck des Buches ist klar, die Abbildungen sind sorgfältig ausgewählt und der
neue Einband nach dem Entwurf von Prof. Tiemann ist recht
geschmackvoll ausgefallen.
Bruno Simmersbach.
Max Eyth. Ein kurzgefaßtes
Lebensbild mit Auszügen aus seinen Schriften. Von Dipl.-Ing. C. Weihe. Nebst Neudruck von „Wort und Werkzeug von Max von Eyth“ (erschienen 1905). Berlin 1916.
Selbstverlag des Vereins deutscher Ingenieure. Preis 2,40 M.
Alles was von Max Eyth (1836–1906) kommt, ist der
lebhaftesten Anteilnahme des deutschen Ingenieurs sicher. Gilt er doch als die
Verkörperung des modernen Technikers, der berufen ist, an die Stelle des
ausgetrockneten humanistischen Bildungsideals aus der Welt, die war, das neue,
lebenswarme Bildungsideal aus der Welt, die sein wird, zu setzen. „Das Altertum
ist zum Fluch der Menschheit geworden, seitdem ihr sie zwingen wollt, in den
besten Jahren des Lebens – nein, das ganze Leben hindurch – den Blick nach
rückwärts zu richten, anstatt vorwärts, wie Gott seine Menschen geschaffen hat;
in Staub und Moder nach Nahrung zu suchen, anstatt auf der frischen Weide, die
uns die Natur alljährlich aufs neue grünen läßt; wiederzukäuen, was sie vor
tausend Jahren meinetwegen mit Genuß verzehrt haben. Sieh dir doch deine
Menschen an, die ausgemergelten, halbblinden, hilflosen Geschöpfe, die in einer
Welt von Phantomen leben; wohlgemerkt, nicht in der alten Welt, wie sie war –
die macht keine Gelehrsamkeit mehr lebendig –, in einer Welt von Puppen, die ihr
vor fünfzig Jahren ausgestellt habt mit allem philologischen Kehricht, von dem
die Alten selbst keine Ahnung hatten, und die ihr heute behängt mit den Fetzen
und Scherben, den Töpfchen und Waffen, die ein unglückseliger Schlammvulkan oder
ein Sandsturm für euch zugedeckt hatte. Gut, wenn es euch Spaß macht, tut es!
Aber sagt nicht, das sei die Aufgabe der Menschheit. Heißt nicht diesen Trödel,
und was aus demselben hervorgeht, Bildung. Es ist nichts dergleichen, es ist
eitles Zunftwissen. Wir sind geschaffen, in der Richtung zu sehen, in der wir
sehen können: vorwärts. In der Zukunft liegt die Aufgabe der Menschheit, nicht
in der Vergangenheit.“
Max Eyth hat der staunenden Welt gezeigt, daß ein
Ingenieur auch Augen für anderes haben kann und darf als für Gußstücke und
Kohlenhaufen; seine zahlreichen Schriften legen dar, welche Poesie in der Technik
liegt und wie diese Poesie zu finden ist. „Es steckt viel menschliches in
einem Ingenieur, was die Welt außer unseren Kreisen erst noch zu lernen
hat.
In keinem Berufe ist die Unwahrheit, die Lüge so sicher, bestraft zu werden wie
bei uns. Ein Arzt kann Tausende zu Tode kurieren und in Ehren begraben werden,
ein Gelehrter mag die größten Irrtümer durch ein Menschenalter siegreich
vertreten, ehe sie als solche erkannt werden, ein Jurist kann sich einen
glänzenden Namen erwerben in der Verteidigung des Unrechts. Einen Ingenieur, der
sich gegen die Wahrheiten der Festigkeitslehre versündigt, zermalmt sein eigener
Frevel, ehe er halb begangen ist. Selbst ein technisches Wagnis, das ein
moralisch Schuldloser auf falscher Grundlage aufbaut, bricht so sicher in sich
selbst zusammen, daß es keine poetische Gerechtigkeit schöner und glatter fertig
brächte. Wir sind unerbittlich an die großen, ewigen Gesetze der Natur gebunden
und müssen wahr sein, ob wir wollen oder nicht.“
Diese und eine große Anzahl weiterer Aussprüche hat Frau Martha
Weihe aus Max Eyths Werken zusammengestellt und
unter der Ueberschrift „Lebenserfahrungen und Lebensweisheiten“ dem Bändchen
angefügt.
Auch der Neudruck der im Buchhandel vergriffenen Schrift „Wort und Werkzeug“,
den der Verein deutscher Ingenieure zur Erinnerung an Max
Eyth aus Anlaß seines 80. Geburtstages herausgegeben hat, ist
außerordentlich dankbar zu begrüßen. Das Leitmotiv dieser geistreichen Darlegungen
geht aus den folgenden Stellen hervor:
„Der weise Aegypter begann: „Bei jeglichem Werk strecket sich die Zunge hervor.
Wer aber Hand anlegt, der bringt es zustande!“
„Die Hand, der treue, von den Gelehrten, welche sie nicht zu gebrauchen wissen,
so oft verachtete Knecht, verlernt nicht so schnell als der Kopf.“
„Die Sprache hat nämlich in den Tagen ihres wachsenden Triumphs den
ungebührlichen Anspruch erhoben, das einzige Werkzeug des Geistes zu sein, und
weil sie immer wieder dasselbe sagt, begann ihr die Menschheit zu glauben. Sie
glaubt es im allgemeinen heute noch. Sie vergißt über dem Werkzeug des Geistes
den Geist des Werkzeuges. Aber beide, Wort und Werkzeug, sind ein Erzeugnis
derselben geistigen Urkraft, die das Tier homo zum Menschen homo sapiens gemacht
hat, wie ihn die Gelehrten nennen, die natürlich auch hier wieder auf sein
Wissen anspielen und sein Können, das alles dieses Wissen ermöglichte,
vergessen.“
„Die Sprache hat es fertig gebracht, eben weil sie sprechen kann, daß sich ihr
Geistesbruder, das Werkzeug, jahrhundertelang etwas von oben herunter behandeln
lassen mußte. Das stumme Werkzeug hat dies lange geduldig getragen und muß sich
auch heute noch oft genug mit der zweiten Stelle begnügen. Aber seine
weltbewegende Kraft hat ihm in unsern Tagen einen Platz an der Sonne erobert,
mit dem es, wenn es noch eine Zeitlang so weiter geht, zufrieden sein kann.“
Eine weitere Empfehlung des schönen Bändchens dürfte sich erübrigen.
E. Jahnke.
Wiener Bauratgeber. Handbuch
der Materialpreise und Arbeitslöhne für alle Baufächer, Handwerke und Erzeugnisse.
Preise von Hilfs- und Werkzeugmaschinen, Motoren und dergleichen. Mit einer
Anleitung zur Bestimmung des Wertes von Baulichkeiten der verschiedensten Art für
Versicherungszwecke. Zusammengestellt für Oesterreich-Ungarn, auch für andere Länder
anwendbar. Gegründet von D. V. Junk, k. k. Baurat.
Siebente, gänzlich umgearbeitete und vervollständigte Auflage, herausgegeben von
Oberingenieur Rudolf Müller-Wien. Wien 1916.
Verlags-Aktiengesellschaft vorm. R. v. Waldheim, Jos. Eberle & Co., Leipzig:
Otto Klemm. Preis 12,50 M, 15 Kr.
Von diesem seit dem Jahre 1879 erscheinenden Werk ist jetzt die siebente Auflage
erschienen. Mehr als 1400 Abbildungen erläutern die zahlreichen wissenswerten
Angaben und die bei Errichtung von Bauwerken zu beachtenden Gesichtspunkte. Die
Baupreise sind aus dem Durchschnitt des Jahres 1914 ermittelt worden. Da sie im
allgemeinen von Gegend und Marktlage sehr abhängig sind, dürften die mitgeteilten
Preise von wirklich praktischem Wert für die Wiener Gegend sein. Immerhin kann man
durch Berücksichtigung der Frachtkosten, die in einer besonderen Uebersicht
ausführlich angegeben sind, für andere Orte Oesterreich-Ungarns, und sogar über
dessen Grenzen hinaus, die ortsüblichen Preise annähernd ermitteln.
Abteilung I enthält: Einheitspreise für Bauanlagen. In Abteilung II findet man:
Baugesetze, Bauvorschriften, Rechnungsnormen, Kunstbehelfe, Tabellen, Formeln und
Signaturen. Die Abteilung III besteht aus Erläuterungen über Versicherungswesen im
allgemeinen, Versicherungsvorschätzungen, Real- oder Hypothekarschätzungen,
Sicherheitsvorkehrungen.
Schließlich verzeichnet ein Nachtrag einige Neuerungen auf dem Gebiete des Bauwesens,
und zwar: Mörtelzusatz, Beheizung von Räumen, Isolierung, Holzerhaltung, Schnell-
und Trockenbauverfahren, Stahlestrich.
Nicht nur für Fachkreise, sondern auch für das bauende Publikum ist daher dieses Buch
ein nützliches und raschen Ueberblick gewährendes Hilfsmittel.
Friedrich Aug. Hartmann.
Schlomann-Oldenbourg, Illustrierte
Technische Wörterbücher. Unter Mitwirkung hervorragender Fachleute des In-
und Auslandes herausgegeben von Alfred Schlomann,
Ingenieur. Zwölfter Band: Wassertechnik-Lufttechnik-Kältetechnik. In sechs Sprachen:
Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch, Italienisch, Spanisch. Mit 2075
Abbildungen und Formeln. Kl. 8°. XXIX und 1959 Seiten. München 1915. R. Oldenbourg.
Preis geb. 25,– M.
Der bei den I. T. W. bekanntlich nicht wie sonst bei Wörterbüchern alphabetisch,
sondern systematisch angeordnete Wortschatz behandelt im vorliegenden, 11278
Wortstellen umfassenden und mit 2075 Abbildungen ausgestatteten Bande die folgenden
Hauptkapitel: Wassertechnik: Mechanik der flüssigen Körper (Hydrostatik,
Hydrodynamik, Hydraulik, Gewässerkunde, Wassermessungslehre, Wellen und
Gezeiten, Schraube und Schiffsbewegung), Wassermaschinen (Hebemaschinen für
Flüssigkeiten, Wasserkraftanlagen und Wasserkraftmaschinen, hydraulische
Arbeitsübertragung, hydraulische Bewehrungen, besondere Apparate und Zubehör für
Wasserrohrleitungen). – Lufttechnik: Mechanik der Luft, Luftmaschinen
(Gebläsemaschinen, Luftverdichter, Luftpumpen), Anwendung der Luftmaschinen und der
Druckluft (Lüftung und Bewetterung, Entstaubung, Preßluft (Druckluft),
Windkraftmaschinen (Allgemeines, Windmühlen, Windräder). – Kältetechnik: Wärmelehre;
Arten der Kälteerzeugung; Verdichter für Kältemaschinen; Verflüssiger und
Verdampfer; Verbindungsleitungen; Zusammenbau, Versuch und Betrieb; Wärmeschutz
(Isolierung); Eiserzeugung und Eisgewinnung; Anwendungsgebiete der Kälte.
Daß ein solches Riesenwerk im zweiten Jahre des Weltkrieges erscheinen kann, dürfte
eine Ruhmestat deutscher Kultur sein, und wird als solche später wohl auch von
unseren verbohrtesten Feinden anerkannt werden, Ueber den Wert der I. T. W. im
allgemeinen und die Vortrefflichkeit aller bisher erschienenen Bände braucht wohl
kaum noch ein Wort gesagt zu werden. Wenn man in der Vorrede liest, daß 176
Fachleute des In- und Auslandes die Abzüge des vorliegenden Bandes geprüft und zum
Teil höchst wertvolle Verbesserungen und Ergänzungen vorgeschlagen haben, wenn man
ferner die Namen der Mitarbeiter und des „Ausschusses zur Förderung der
Herausgabe der I. T. W.“ betrachtet, so kann man das prächtige Werk beruhigt
zur Hand nehmen und von seiner Zuverlässigkeit überzeugt sein. Anlage, Ausführung
und Ausstattung entsprechen genau den bisher erschienenen Bänden, und man kann nur
immer wieder die Genialität bewundern, mit der die schwierige Aufgabe gelöst wurde,
ein sechssprachiges technisches Wörterbuch so zu „konstruieren“, daß es
wirklich auch für jede der sechs Sprachen in gleichem Maße verwendbar ist. Der
Stoff, der in dem vorliegenden Bande behandelt wurde, ist ja ein gewaltig großer;
Umfang und Preis sind dabei freilich auch etwas stark angeschwollen, vielleicht das
einzige kleine Bedenken, welches man gegen das Werk äußern könnte. Die wunderbare
Klarheit der Abbildungen trotz ihrer manchmal fast mikroskopischen Kleinheit,
verdient immer wieder ganz besonders rühmend hervorgehoben zu werden. Möchte der
geschäftliche Erfolg einigermaßen der aufgewendeten ungeheuren Mühe entsprechen. Er
wäre wirklich wohl verdient!
R. Vater.
Automobilbau. Von P. M. Heldt. Deutsche Ausgabe von Walter
Isendahl. Band I. Der Verbrennungsmotor. 504 Seiten Groß-8° mit 323 Abb. im
Text und 20 Tafeln. Berlin 1916. Rich. Carl Schmidt & Co.
Das Buch stellt den ersten Band eines amerikanischen Werkes dar, welches „alle
Fragen, die den Automobil-Ingenieur direkt berühren“, in zwei Bänden
behandelt. Der
erste hier vorliegende Band beschäftigt sich mit den Benzinmotoren, während der
zweite dem Getriebe und der Kraftübertragung gewidmet sein soll. Zündvorrichtungen,
Vergaser und Kühler werden in keinem der beiden Bände behandelt, auch der
Karosseriebau nicht.
Man wird nicht umhin können, schon im allgemeinen die Frage zu stellen, ob eine
dringende und zwingende Notwendigkeit vorlag, ein amerikanisches Werk über
Automobilbau ins Deutsche zu übersetzen. Ich glaube die Frage dürfte nicht allseitig
mit ja beantwortet werden. Die deutsche technische Literatur besitzt gerade auf
diesem Gebiete eine Fülle vortrefflicher Werke, so daß ich die Notwendigkeit der
Uebersetzung eines amerikanischen Werkes nur dann einsehen würde, wenn dieses Werk
wirklich etwas Hervorragendes böte. Das scheint mir aber bei dem vorliegenden Werke
von Heldt nicht der Fall zu sein. Was alles in diesem
Werke über „Automobilbau“
nicht behandelt wird, wurde oben angeführt. Es sind doch
eigentlich ganz hervorragend wichtige Dinge. Als Treibmittel wird angeführt und
behandelt einzig und allein das Benzin, ein Stoff, der bei uns voraussichtlich auch
nach dem Kriege durch unsere heimischen Betriebsstoffe immer mehr verdrängt werden
wird; und gerade von diesen Brennstoffen ist nichts in dem Buche enthalten!
Interesse bietet eigentlich nur eine Anzahl baulicher Einzelheiten, sowie
insbesondere eine Reihe von Bearbeitungsmethoden, welche ja für die in Amerika
übliche Massenherstellung von großer Wichtigkeit sind und daher auch für deutsche
Ingenieure recht lehrreich sein dürften.
Was aber meiner Ansicht nach den größten Mangel des Buches darstellt, das ist die
recht wenig glückliche Art der Uebersetzung, bei der sich der Uebersetzer viel zu
eng an die amerikanische Urschrift anklammerte. Der deutsche Leser hat es z.B. doch
wirklich nicht nötig sich von den Herren Amerikanern alle möglichen fremden
Bezeichnungen aufdrängen zu lassen. Sache des Uebersetzers wäre es gewesen alle
diese Bezeichnungen in die bei uns allgemein eingeführten und üblichen Bezeichnungen
umzuändern. Die Umwandlungszahl 425 wird bei uns stets mit 1/A bezeichnet, der Amerikaner sagt J. Wir
bezeichnen cp/cv mit x, der Amerikaner sagt dafür γ. Wir nennen den Zylinderdurchmesser d, der
Amerikaner sagt b; das Kompressionsverhältnis nennen
wir ε, der Amerikaner sagt r. Wir nennen die Masse m, der Amerikaner W. Wir nennen die Kraft K,
der Amerikaner F. Wir nennen die Beschleunigung p, der Amerikaner a. N
bezeichnet bei uns eine Anzahl von PS, beim Amerikaner Umdrehzahl usw. Die Folge
ist, daß sämtliche Formeln ein für den deutschen Ingenieur ganz ungewohntes Aussehen
bekommen, was das Lesen des Buches in zweckloser Weise erschwert. Ein Gesetz von Charles kennt man bei uns nicht, wohl aber ein Gesetz von
Mariotte-Gay, Lussac usw.
Ferner wimmelt es in den ersten theoretischen Kapiteln von ganz bedenklichen
Flüchtigkeiten und Schnitzern. Die Zahl 425 soll angeblich bei uns mit A bezeichnet werden (statt 1/A). Ein Pfund (!) Benzin entwickelt 10500 WE (S. 29). Unter thermischem
Wirkungsgrad versteht man angeblich den Quotienten
\frac{\mbox{zugeführte Energie}-\mbox{verbrauchte (!)
Energie}}{\mbox{zugeführte Energie}}
„Beim Einzylindermotor bildet die ganze hin- und hergehende
Masse eine einzige Einheit und die Reaktionen ihrer Trägheitsmomente (!)
erzeugen starke Vibrationswirkungen“ (S. 49). Durch das Schaubild Fig. 13
werden die Kolbengeschwindigkeiten dargestellt und nicht, wie S. 55 steht, die Aenderungen der Kolbengeschwindigkeit, Die Erklärung der
Buchstaben des Gesetzes von „Charles“ ist teils
ungenau, teils falsch. V ist nicht das Volumen des
Gases, sondern das Volumen von 1 kg Gas. Die Erklärung, warum die Kompression der
Gase vor der Zündung den Wirkungsgrad erhöht (S. 33) ist recht dürftig und wird wohl
die wenigsten befriedigen.
Die Ausstattung des Buches ist gut. Die Abbildungen sind allerdings durchweg
amerikanischen Ursprungs und entsprechen bezüglich der Deutlichkeit nicht immer den
Ansprüchen, die wir an gute technische Zeichnungen stellen.
R. Vater.
Rohrnetzberechnungen in der Heiz- und
Lüftungstechnik auf einheitlicher Grundlage. Von Dr. techn. Karl Brabbée. 50 Seiten Groß 8° mit 14 Textabbildungen
und 12 Hilfstafeln. Berlin 1916. Julius Springer. Preis geb. 12,– M.
Die Arbeit verfolgt den Zweck, der Praxis in handlicher Form Behelfe zu geben für
eine schnelle und sichere Berechnung sämtlicher Rohrnetze der Heizungs- und
Lüftungstechnik, nicht bloß für den ersten Kostenanschlag, sondern auch für die
spätere tatsächliche Ausführung. Der Text beschränkt sich darauf, die theoretischen
Ableitungen in knappster Form zu geben, woran sich dann jedesmal die Durchrechnung
einfacher Beispiele anschließt. Der Abhandlung ist ein sehr ausführlicher
Literaturnachweis (69 Nummern) vorausgeschickt und zahlreiche Fußnoten weisen
überall auf die Veröffentlichungen hin, in denen der Leser die ungekürzten
mathematischen Entwicklungen und auch verwickeltere Beispiele finden kann. Den
Hauptinhalt und den Hauptwert des Werkes stellen 12 dem Werke beigefügte
ausführliche „Hilfsblätter“ dar, die im Gegensatz zu früheren
Veröffentlichungen des Verfassers nicht mehr in zeichnerischer Form, sondern in der
Form ausführlicher Zahlentafeln gehalten sind.
Jedem, der öfters derartige, nicht gerade kurzweilige Rechnungen durchzuführen hat,
werden die durch den klaren Text erläuterten Hilfsblätter eine wesentliche Hilfe
sein, so daß niemand die Anschaffung des Werkes zu bereuen haben wird. Die
Ausstattung ist vorzüglich, Anordnung und Druck der Hilfsblätter sind ungemein
übersichtlich.
R. Vater.