Titel: | Bücherschau. |
Fundstelle: | Band 332, Jahrgang 1917, S. 115 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Die Wahl der Stromart für größere
elektrische Bahnen. Von Dr. W. Kummer. Heft 36
der Sammlung Vieweg: „Tagesfragen.“ Braunschweig 1916. Vieweg & Sohn. Preis geh.
2,80 M.
Noch vor garnicht langer Zeit war die Systemfrage für Fernbahnen eine der wichtigsten
Tagesfragen. Wenn gegenwärtig sich eine gewisse Uebereinstimmung entwickelt hat, so
liegt dies vor allem an der Erkenntnis, daß für Fernbahnen Wechselstrom im
allgemeinen zwar überlegen, aber bei geeigneten Verhältnissen sehr wohl der
Gleichstrom noch in Frage kommen könnte. So weit es auf die prinzipielle
Gegenüberstellung ankommt, werden in dem vorliegenden Werkchen die zugunsten oder
Lasten sprechenden Umstände bei Gleichstrom bzw. Ein- oder
Dreiphasen-Wechselstromversorgung erörtert. Ausgehend von den zum Teil als
höchstmöglich angesehenen Fahrdrahtspannungen – bei Gleichstrom 5000 Volt, bei
Drehstrom 8000 Volt, bei Wechselstrom 16000 Volt – für die der Verfasser die
jeweilig auftretenden Konstruktions- und Betriebsschwierigkeiten untereinander
gleich setzt, untersucht er, wie sich die drei Stromsysteme vornehmlich vom
Standpunkt der Energieübertragung, des Fahrdienstes, der Betriebssicherheit und der
Wirtschaftlichkeit zueinander verhalten. Er kommt hiernach zu dem Ergebnis, daß
trotz anderer günstigerer Eigenschaften des Gleichstrombetriebes die
Wirtschaftlichkeit die Entscheidung zugunsten des Einphasensystems bringt. Den
Schluß macht eine Zusammenstellung der Entscheidungen europäischer und
amerikanischer Bahngesellschaften.
Ein Versehen enthält wohl die Formel 7 auf S. 20, wo es statt \lambda=\sqrt{p}\,\frac{1}{C} heißen müßte
\lambda=\frac{E\,s}{\sqrt{p}}\,.\,\frac{1}{C}.
Rich. Müller.
Die Betriebsbuchführung einer
Werkzeugmaschinenfabrik. Probleme und Lösungen. Von Dr.-Ing. Manfred Seng. 87 Seiten gr. 8° mit 3 Abbildungen und 41
Formularen. Berlin 1914. Julius Springer.
Das Buch bringt eine ausführliche Darstellung des Rechnungswesens einer bestimmten
Werkzeugmaschinenfabrik und schließt sich damit der Reihe der sehr dankenswerten
Veröffentlichungen an, die wir über die Innenorganisation neuzeitlicher
Fabrikbetriebe bisher besitzen. Es kann und will demgemäß kein eigentliches Lehrbuch
sein, sondern vielmehr dem Sachkundigen ein Beispiel entwickeln, mit dem bereits
Bekanntes und Ausgeführtes prüfend verglichen werden kann. Dabei werden die
Widersprüche mit anderen Erfahrungen, die Gründe für bewußte Abweichungen vom
Gewohnten und für die Annahme oder Ablehnung besonderer Vorschläge oder Vorbilder in
anderen Werken ausführlich und mit eingehenden Hinweisen auf die in Frage kommende
Literatur erörtert und begründet Diese Erörterung führt den Verfasser, wie der
Untertitel „Probleme und Lösungen“ bereits andeutet, zu mannigfachen
buchungstechnischen Streitfragen grundsätzlicher Art, zu deren Klärung das Buch
wertvolle Beiträge liefert. Hier ist zunächst zu nennen der im Vorwort und im
weiteren Inhalt wiederholt enthaltene Hinweis auf die Grenze der Wirtschaftlichkeit
bei der Feststellung der Erzeugungskosten sowie auf den praktischen Wert der
Betriebskostenstatistik, die nicht etwa nur rein akademischen Zwecken dienen soll.
Dann die Frage, ob die Vorkalkulation sich auf den Lohn- oder Zeitaufwand stützen
soll, Stücklohn und Prämienlohn, Arbeitsplatzkosten und ihre Kalkulation aus dem
Zeitaufwand, endlich eine sehr ausführliche, in ihrer Begründung und ihren
Ergebnissen freilich nicht rückhaltlos anzuerkennende Erörterung über die Stellung
der Kapitalanlagezinsen in der Bilanz.
Aeußerlich ist zu bedauern, daß hier und da die Werkstattsprache durchklingt („das
Teil“), ferner daß die Sprache des Buchhalters der Umgangsprache auch außer
den vielen entbehrlichen fremdsprachlichen kaufmännischen Fachausdrücken häufig die
Gewalt antut, die das Lesen derartiger Werke für den Nichtkaufmann so unbequem
erschwert („die Summe . . . wird der Kasse erkannt und dem Lohnkonto
belastet“).
Die äußere Ausstattung des Buches steht auf der bekannten Höhe der Springerschen
Verlagswerke.
Dipl.-Ing. W. Speiser.
Die totale Sonnenfinsternis vom 21.
August 1914. Von Miethe-Seegert-Weidert.
Beobachtet in Sandneßjöen auf Alsten (Norwegen). Gemeinsame Expedition der
Sternwarte der Königl. Techn. Hochschule Berlin und der optischen Anstalt C. P.
Goerz A.-G., Friedenau. 93 Seiten mit einem Geländeplan, 63 Abbildungen und 10
Tafeln. Braunschweig 1916. Friedr. Vieweg & Sohn. Preis in Leinen geb. 12,–
M.
Die Sternwarte der Königl. Technischen Hochschule Berlin faßte bereits im Sommer 1911
den Entschluß, die totale Sonnenfinsternis 1914 wissenschaftlich zu beobachten und
fand im Herbst 1912 eine tatkräftige Stütze an der optischen Anstalt C. P. Goerz, die sich bereit erklärte, nicht nur eine reiche
Ausrüstung von Instrumenten zu diesem Zwecke zur Verfügung zu stellen, sondern
auch mehrere ihrer wissenschaftlichen Mitglieder an der Forschungsreise teilnehmen
zu lassen.
Um alles vorzubereiten, wurde am 14. März 1914 von zwei Teilnehmern eine
Erkundungsreise nach Norwegen angetreten, von der sie mit befriedigendem Ergebnis am
I. April zurückkehrten.
In tiefem Frieden konnte der Bau der Instrumente vollendet werden, und die
Reichhaltigkeit und Vielseitigkeit der Ausrüstung versprachen reiche
wissenschaftliche Ergebnisse. Am 11. Juli langte der größte Teil der
Forschungsreisenden am Bestimmungsort an und ging mit Eifer an die Vorbereitungen,
die durch keine bedrohlichen Nachrichten gestört wurden. Eine noch am 31. Juli eingetroffene Drahtnachricht aus Berlin: „Alle
Instrumente heute abgesandt, Goller heute abgereist, europäische Lage ruhig“ dürfte wohl für alle Zeit denkwürdig
bleiben!
Infolge des Kriegsausbruchs waren dann aber bis zum 4. August von sechs
wissenschaftlichen Teilnehmern vier abgereist, so daß von einer restlosen
Durchführung der geplanten Beobachtungsfolge keine Rede mehr sein konnte, zumal auch
noch ein Teil der Apparate fehlte und auch nicht mehr zu erwarten war.
Dennoch ist den vier unter nicht beneidenswerten Umständen Zurückgebliebenen ein
Erfolg beschieden gewesen, denn die verfinsterte Sonne hat ihnen am 21. August in
Sandneßjöen geschienen, so daß photographische Aufnahmen mit Brennweiten von 60 cm,
100 cm und 345 cm und einem großen Spiegelteleskop erzielt wurden, die nebst
zeichnerischen Darstellungen der äußeren und inneren Korona in zehn Tafeln dem Werke
beigegeben sind. Außer Kontaktbeobachtungen und meteorologischen Beobachtungen sind
noch Strahlungsmessungen mit Hilfe einer Vakuumthermosäule in Verbindung mit einem
Galvanometer ausgeführt und in einer Tabelle sowie graphisch verzeichnet. Der
Beobachtungsort war sehr glücklich gewählt, denn alle anderen von deutschen
Sternwarten nach dem voraussichtlich günstigsten Gebiete, der Krim, gesandten
Forscher sind nicht zum Beobachten gekommen, gerieten vielmehr bei unglaublich
schändlicher Behandlung in die Gefangenschaft der „Kulturträger“, aus der sie
zum Teil erst nach Jahresfrist zurückkehren konnten. Aber auch den außerdeutschen
Forschern, die unbehindert hätten beobachten können, machte das schlechte Wetter
einen Strich durch die Rechnung.
Ganz besonders wertvoll in dem vorliegenden Werk ist der ausführliche Bericht von F.
Weidert über die für die Beobachtung der Finsternis
bestimmten Apparate, nämlich die Horizontalkamera, die Heliostaten, den 200
mm-Astrograph, die 120 mm-Doppelkamera, sowie auch die infolge der Ungunst der
Verhältnisse nicht benutzten Instrumente, den Flashspektograph, den
Spaltspektograph, die vierfache Photometerkamera und den aplanatischen
Linsenspiegel.
Die Beschreibung und bildliche Wiedergabe aller Instrumente und ganz besonders
die Angaben über die optischen Teile und ihre Korrektion sind so eingehend, daß
diese leider für den beabsichtigten Zweck zum Teil vergebens geleistete große Arbeit
für die Vorbereitung zukünftiger Forschungsreisen von großem Nutzen sein kann.
Fuhrmann.
Elektrizität und
Elektromagnetismus. Lehrbuch für Elektrotechniker und Telegraphenbeamte.
Von O. Canter, Geh. Postrat a. D. Leipzig 1916.
Hachmeister & Thal.
Das vorliegende Buch stellt die Umarbeitung eines älteren Werkes des durch seine
zahlreichen Unterrichtswerke für den technischen Telegraphendienst bekannten
Verfassers dar.
In ganz elementarer Form gehalten bezweckt es, mit den physikalischen Erscheinungen
und Gesetzen der Reibungselektrizität, der galvanisch erzeugten Elektrizität, der
indizierten Elektrizität und des Magnetismus bekannt zu machen. Die im
Telegraphenwesen gebräuchlichen Einrichtungen und Schaltungen sind naturgemäß
besonders berücksichtigt worden.
Als kurzer Abriß der Elektrotechnik dürfte das Werkchen dem werdenden
Telegraphenbeamten und verwandten Kreisen gegenüber den beabsichtigten Zweck wohl
erfüllen, für künftige Elektrotechniker wird es allerdings kaum von Wert sein.
Rich. Müller.
Leitfaden der Baustofflehre. Für
Baugewerkschulen und verwandte bautechnische Fachschulen. Von K. Jessen und M. Girndt. Fünfte
Auflage. Leipzig und Berlin 1916. B. G. Teubner.
Das jetzt in fünfter Auflage vorliegende Heft hat sich schnell als Grundlage des
Unterrichtes in der Baustoffkunde an den im Titel genannten Lehranstalten
eingeführt. Es „stellt gewissermaßen ein Programm dar, das zeigen will, wie die
Umgrenzung und Anordnung des Lehrstoffes sein soll, . . . und bringt das, was
sich im Laufe der Zeit als Mindestmenge dessen, was der Schüler wissen soll,
herausgestellt hat, ein Skelett, dein der Lehrer durch seinen Vortrag, durch
Abbildungen, Demonstrationen und Lehrausflüge zum lebendigen Körper zu gestalten
hat“.
Durch diese Beschränkung auf das Notwendigste und eine stellenweise telegrammartige
Kürze im Ausdruck ist es gelungen, den umfangreichen Stoff in einem dünnen Heft von
nur 114 Seiten Text, der noch 122 Abbildungen enthält, zusammenzudrängen. Nach
Ansicht des Berichterstatters dürfte das Buch noch an Wert gewinnen, wenn bei jedem Baustoff – vielleicht abgesehen von den
verschiedenen Profileisen, deren Maße jeder technische Kalender enthält – die
handelsüblichen Abmessungen der Materialien und ihre Eigengewichte zusammengestellt
werden. Es kann als Leitfaden für den Unterricht bestens empfohlen werden.
Stephan.