Titel: | Bücherschau. |
Autor: | W. Speiser |
Fundstelle: | Band 334, Jahrgang 1919, S. 158 |
Download: | XML |
Bücherschau.
Bücherschau.
Drehzahl- und
Fahrtgeschwindigkeit-Fernzeiger für Flugzeuge und Luftschiffe. Von Obering.
W. Wilke. Leipzig 1918. Sonderabdruck aus Der Motorwagen,
Heft 34 und 36, Jahrgang 1918.
In der Schrift werden einige neuartige Formen der Tachometerwerke Wilh. Morell in Leipzig besprochen. Die elektrische
Einrichtung besteht in der Hauptsache aus einer kleinen Gleichstromdynamo, deren von
der Antriebsgeschwindigkeit abhängige Spannung ein Drehspul-Meßinstrument zu
proportionalen Ausschlägen veranlaßt. Der Verfasser erläutert noch die Anwendung
dieser Anzeiger für einige besondere Zwecke bei Großflugzeugen und Luftschiffen.
Sowohl bei dem Drehzahlanzeiger als auch bei dem Geschwindigkeitsmesser werden einer
auf dem Prinzip des Drehpendels beruhenden, rein mechanisch wirkenden Ausführung
eine auf elektrischem Wege betätigte gegenübergestellt, letztere besonders für den
Fall, daß größere Uebertragungs-Entfernungen in Frage kommen.
Rich. Müller.
Vorteile und Nachteile des
elektrischen Lastwagenbetriebes. Von Dr. Ernst
Valentin. Berlin 1918. M. Krayn.
Das 30 Seiten umfassende Heft ist eine kritisch würdigende Betrachtung der
grundlegenden Fragen und Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Verwendung von
Elektromobilen.
Der Verfasser gibt zunächst eine Uebersicht über den gegenwärtigen Stand des
Elektromobilbaues der Welt, insbesondere des in Deutschland. Die Leistungsfähigkeit
der augenblicklich in Betracht kommenden sechs deutschen Fabrikationsgesellschaften
beziffert er auf etwa 100 Wagen im Monat. Es. folgen dann Angaben über den
derzeitigen Stand der Konstruktion, Anregungen zur Verbesserung, die Bedeutung des
Akkumulators sowie über die Eigenheiten und damit über die Vor- und Nachteile
des Elektromobils im Vergleich zum Explosionsmotorwagen. Den Schluß macht eine
vergleichende Rentabilitätsrechnung zwischen einem 4 t-Elektro- und
Benzinlastkraftwagen sowohl auf der Grundlage der Kriegs- wie der
Friedensverhältnisse.
Rich. Müller.
Untersuchungen über
Fliehkrafttachometer nach dem Drehpendelprinzip. Von Obering. W. Wilke. Sonderabdruck aus der Zeitschr. d. V. d. I.
Jahrgang 1918. Preis M 1,60.
Eine vergleichende Arbeit über die Arbeitsweise verschiedener Bauarten von
Tachometern der Firma Morell, Leipzig. In der Hauptsache
die analytische Begründung der Zustandsgieichungen des Fliehkraftpendels sowohl mit
Torsionsfeder als mit gewichtsbelastetem Pendel, des Pendels mit Zugfeder, des
Tachometers mit Umlaufgetriebe und des mit Feder und Gewicht belasteten Pendels.
Rich. Müller.
Die Sinnfälligkeit der Bewegungen beim
Bedienen von Werkzeugmaschinen. Mammutwerke Nürnberg. 1918 24 Seiten
8°.
Die Durchführung der Grundregel: „Rechtsverschiebung bzw. drehung führt nach
rechts, rückt ein, öffnet oder vergrößert, Linksverschiebung bzw. -drehung führt
nach links, rückt aus, schließt oder verkleinert“ an den
Hochleistungs-Fräsmaschinen der Mammutwerke wird als Beispiel geschildert für die im
neuzeitlichen wirtschaftlichen Fertigungsbetrieb unzweifelhaft ungemein wichtige und
wünschenswerte Gleichsinnigkeit der Bewegungen der Werkzeugmaschine mit denen des
Arbeiters.
Dipl.-Ing. W. Speiser.
Lehrbuch der Eisen- und
Stahlgießerei. Verfaßt für den Gebrauch beim Unterricht, beim Selbststudium
und in der Praxis von Bernhard Osann, ordentlichem
Professor an der Königlichen Bergakademie in Clausthal, Geheimer Bergrat. Mit 669
Abbildungen im Text und 6 Tafeln. Dritte neubearbeitete und erweiterte Auflage.
Leipzig 1918. Wilhelm Engelmann. Preis geh. M 28,–, geb. M 31,–.
Die vorliegende Neuauflage des bekannten Osannschen Lehrbuches zeigt der zweiten
gegenüber mancherlei wertvolle Verbesserungen und zeitgemäße Ergänzungen. Besondere
Beachtung haben die Fortschritte in der Anwendung der Oelfeuerung, der
Braunkohlenbriketts, der Spänebriketts und der Rüttelformmaschine gefunden. Die
Abschnitte über die Verbrennungsvorgänge im Kupolofen, über Gattierungsfragen,
Festigkeitswerte, Beispiele aus der Formtechnik und über Gießereikalkulationen haben
eine Umarbeitung erfahren, während ein kurzer Abschnitt über Wärmeerzeugung
hinzugekommen ist. Auch das Kapitel über Metallographie des Gußeisens ist
neubearbeitet worden. Leider finden sich noch manche Irrtümer darin. So kann man
wohl die geschmolzenen, flüssigen Legierungen als Lösungen definieren, nicht aber
alle Legierungen schlechthin. So findet sich ferner die eutektische Horizontale (S.
539) nur in Diagrammen einer gewissen Gruppe von Legierungsreihen, bei weitem aber
nicht in allen Fällen. Auch ist der Verlauf der Abkühlungskurve in Abb. 512
unzutreffend wiedergegeben, da in dem erwähnten Beispiel bei A ein Haltepunkt nicht
auftreten kann. Weiter entspricht die Bezeichnung der Mischkristalle im Feld ODBA
der Erstarrungsschaubilder (Abb. 516 und 517) als Austenit nicht der üblichen
Benennung als Martensit. Auf weitere Einzelheiten soll hier nicht eingegangen
werden, doch wäre zu wünschen, daß dieses Kapitel bei einer Neuauflage eine
liebevollere Durchsicht erfährt.
Im übrigen ist das Werk durch Austausch veralteter Abbildungen und Ersatz der Tafeln
durch neue dem modernen Stande der Technik angepaßt. Die Ausstattung hebt sich
vorteilhaft von den letzten Erscheinungen auf dem Büchermarkte ab und die Wiedergabe
der Abbildungen ist sehr gut, nur lassen die Mikrophotogramme im Abschnitt über
Metallographie recht zu wünschen übrig. Das Buch kann auch in seiner Neuauflage dem
Studierenden wie dem Praktiker als ein wertvoller Ratgeber und Wegweiser warm
empfohlen werden.
Loebe.
Die flüssigen Brennstoffe, ihre
Gewinnung, Eigenschaften und Untersuchung. Von Dr. L. Schmitz, Chemiker. Zweite erweiterte Auflage. 169 Seiten mit 56
Textabbildungen. Berlin 1919. Julius Springer. Preis geb. M 10,–.
Da heute zahlreiche Betriebe infolge der Kohlennot gezwungen sind, zur Feuerung von
Dampfkesseln und Oefen der verschiedensten Art flüssige Brennstoffe als Ersatz
heranzuziehen, wird das Erscheinen einer neuen Auflage dieses nützlichen Buches in
weiten Kreisen willkommen geheißen werden. Die neue Auflage weist verschiedene
Erweiterungen auf, dagegen wurde an der Einteilung und Anordnung des Stoffes nichts
geändert. Verfasser bespricht der Reihe nach das Erdöl, den Steinkohlenteer, den
Braunkohlenteer sowie deren Verarbeitungsprodukte und macht im Anschluß hieran noch
einige kurze Mitteilungen über die als Brennstoffe für industrielle Zwecke weniger
in Betracht kommenden pflanzlichen und tierischen Fette und den Spiritus. Nach
kurzen Angaben über die Gewinnung und die chemische Zusammensetzung der einzelnen
Brennstoffe behandelt Verfasser ausführlicher die physikalischen und chemischen
Konstanten dieser Stoffe unter Anführung eines umfangreichen Zahlenmaterials.
Namentlich die Gewinnung und Verarbeitung der für deutsche Verhältnisse besonders
wichtigen Braun- und Steinkohlenteere wird an Hand zahlreicher Abbildungen näher
geschildert, wobei auch wirtschaftliche und statistische Angaben nicht fehlen. Bei
dem Benzol geht Verfasser auch auf seine Verwendung zum Kraftwagenbetrieb kurz ein
und gibt hierbei einen Ueberblick über die während des Krieges erprobten
Ersatzstoffe. In einem weiteren Kapitel findet man eine tabellarische Uebersicht
über die Ausdehnungskoeffizienten, spezifischen Wärmen und Verdampfungswärmen der
verschiedenen flüssigen Brennstoffe. Hieran schließt sich eine Schilderung der
wichtigsten Untersuchungsmethoden, die alles für den Ingenieur Wissenswerte enthält.
Auch die im Anhang wiedergegebenen Lieferungsbedingungen der amerikanischen
Regierung, ferner die deutschen Zollvorschriften für flüssige Brennstoffe sowie die
preußische Polizeiverordnung über den Verkehr mit Mineralölen enthalten zahlreiche
für die Praxis wichtige Angaben. Leider sind die Oelbrenner und ihre Handhabung in
dem Büchlein nicht behandelt, was zur Vervollständigung recht wünschenswert gewesen
wäre. Ebenso wäre ein kurzer Hinweis auf die neuen Methoden zur Spiritusgewinnung
aus Sulfitablauge, Holz und Azetylen wohl angebracht gewesen. Aber auch so wird
das Buch dem in der Praxis tätigen Ingenieur recht gute Dienste leisten und kann
daher angelegentlichst empfohlen werden.
A. Sander.
Austauschbare Einzelteile im
Maschinenbau. Die technischen Grundlagen für ihre Herstellung. Von Otto Neumann, Oberingenieur, Mit 78 Textabbildungen. Geh. M
7,–, geb. M 9,– und 10 v. H. Teuerungszuschlag. Berlin 1919. Julius Springer.
In dem vorliegenden Werk, vom Verfasser als Lehrbuch bezeichnet, wird das gesamte
Gebiet der technischen Grundlagen austauschbarer Einzelteile auf 158 Druckseiten in
möglichst knapper Form behandelt. Der hier besprochene Stoff ist nicht neu, aber
noch zu wenig in den in Betracht kommenden Kreisen bekannt und gewürdigt. Die
Kriegsverhältnisse und die dadurch hervorgerufene Massenfabrikation forderten aber
immer dringender zur Erreichung wirtschaftlicherem Fabrikationsmethoden die
Herstellung austauschbarer Einzelteile im Maschinenbau.
Die Großbetriebe haben in vielen Fällen vor dem Kriege bereits bei der Herstellung
ihrer Fabrikate die Austauschbarkeit der Einzelteile angestrebt, so z.B. die
Nähmaschinen -und Fahrradindustrie und auch der – amerikanische Automobilbau. Aber
weit mehr noch als im Kriege wird der deutsche Maschinenbau gezwungen sein, mit
Berücksichtigung der hohen Löhne und hohen Rohmaterialpreise durch Normalisieren und
Herstellung austauschbarer Einzelteile auf dem Gebiete der Wirtschaftlichkeit und
Betriebsersparnis mit hohem Wirkungsgrade zu arbeiten. Können wir den Vorsprung, den
das Ausland in dieser Hinsicht auf manchen Fabrikationszweigen uns gegenüber bereits
besitzt, wieder einholen und durch Qualitätsarbeit den Ruf der deutschen
Maschinenerzeugnisse erhöhen, dann wird das rücksichtslose Bestreben unserer Feinde,
uns vom Weltmarkt auszuschließen, auf die Dauer unmöglich sein.
Die Ausführungen des Verfassers sind ohne große theoretische Vorkenntnisse leicht
verständlich. Durch Beispiele aus der Praxis, die zahlreicher und ausführlicher
hätten sein können, werden die Ausführungen des Verfassers erläutert. An solchen
Beispielen ausgeführter Maschinenteile wird am besten die Wichtigkeit der
beschriebenen Fabrikationsmethoden bewiesen.
Wimplinger.
Güldners Kalender für Betriebsleitung
und praktischen Maschinenbau 27. Jahrgang 1919. Herausgegeben von A. Freund. 2 Teile, Leipzig, Ludwig Degener.Bespr. d. 22. Jahrgangs s. D. p. J. 1914, S.
62, des 23. Jahrgangs D. p. J. 1915, S. 180. Preis M 5,–
zuzüglich 25 v. H. Teuerungszuschlag.
Der bekannte Kalender erscheint im 27. Jahrgang im wesentlichen als unveränderter
Abdruck der vorigen Auflagen. Selbst zahlreiche Druckfehler werden getreulich stets
von einem Jahrgang in den anderen übernommen. Einzelne Abbildungen sind durch
klarere ersetzt worden.
Der knappe und gemeinverständlich gehaltene Inhalt der beiden Bände – deren einer mit
728 Seiten Text und 88 Seiten Anzeigen als Handbuch gedacht ist, während der andere
die Form eines bequemen Taschenbuchs mit Kalender und Merkblättern hat – ist
erstaunlich reichhaltig. Dem Titel entsprechend ist neben den in ähnlichen
Taschenbüchern auch sonst üblichen Angaben über die mathematischen und
physikalisch-mechanischen Hilfsmittel, über Baustoffe, Maschinenteile und
Maschinenanlagen überall besonderer Wert gelegt auf die Anforderungen der Betriebs-
und Werkstattpraxis. Trotzdem findet man vieles nicht, was gerade heute den
praktischen Werkstattmann aufs dringendste interessieren muß, z.B. sucht man
vergebens nach irgend welchen Angaben über das gesamte Gebiet der
„wissenschaftlichen Betriebsführung“ einschließlich Zeitstudien,
Arbeitsgliederung, Pausenverteilung, über Passungen und Meßverfahren (Grenzlehren!),
über Normalien, Lohnsysteme, Betriebsbuchführung u.a.m. Diese Gebiete, auch wenn sie
noch nicht so bequem in Tabellenform gebracht werden können, wie das althergebrachte
Rüstzeug des Maschinenbaues, haben für den praktischen Betriebsleiter heute wohl
mehr Bedeutung als viele in dem Buch enthaltene Einzelheiten gänzlich veralteter und
bedeutungslos gewordener Dinge wie z.B. Petroleumbeleuchtung, Zuppingerräder und
vieles andere. Es wäre wohl zu wünschen, daß auch diesen Wissenszweigen ein
entsprechender Raum zugestanden würde, allenfalls auf Kosten anderer, entbehrlicher
Teile des übrigen Inhalts.
Zu beanstanden ist die vielfach sehr unordentliche Dimensionsbezeichnung.
Geschwindigkeiten in m, Leistungen „in PS à 75 mkg“ (S. 431),
„Wirkungsgrad η = Nt : Ne, also das Verhältnis der
theoretischen zur wirklich nutzbaren Wasserleistung“ (S. 431) sollten in der
27. Auflage eines Buches nicht mehr vorkommen. Das Wort „Bohrist“ ist keine
eben sehr glückliche Berufsbezeichnung.
Dipl.-Ing. W. Speiser.