Titel: | Bücherschau. |
Autor: | Stephan |
Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 26 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Handbuch der Radiologie.
Herausgegeben von E. Marx. Band V: Kathoden- und
Röntgenstrahlen. A. Bestelmeyer. Die spezifische Ladung
des Elektrons. H. Starke, Reflexion, Diffusion,
Absorption, Sekundärstrahlung von Kathodenstrahlen. E. Marx, Röntgenstrahlen. XVIII und 706 Seiten, mit 307 Abbildungen im Text
und auf Tafeln, sowie zahlreichen Tabellen. Leipzig 1919, Akademische
Verlagsgesellschaft m. b. H.
Wohl selten hat eine Wissenschaft eine so gewaltige in die Tiefe und Breite gehende
Entwicklung genommen wie die Physik des Elektrons und die sich darauf aufbauenden
Entladungen in Gasen (Kathoden-, Kanal- und Röntgenstrahlen) und radioaktiven
Erscheinungen. Wenn auch einzelne dieser Gebiete schon eine eingehende Darstellung
in Lehrbüchern und Monographien gefunden haben, so ist doch die wichtige und von
Jahr zu Jahr sich erweiternde Literatur in vielen Zeitschriften zerstreut, so daß
selbst der Fachmann zuweilen Mühe hat. sie zusammenzufinden, während der auf
Nachbargebieten arbeitende Forscher kaum zu bewältigenden Schwierigkeiten
gegenübersteht. E. Marx hat deshalb im Verein mit
kompetenten Fachleuten des In- und Auslandes vor etwa sieben Jahren, als es noch
eine internationale Wissenschaft gab, versucht, dieses umfangreiche Gebiet in einem
mehrbändigen Handbuch in der Weise zur Darstellung zu bringen, daß die einzelnen
Gebiete nahezu für sich abgeschlossene Monographien bilden sollten. Geplant war die
folgende Einteilung: Band I: Ionisation der Gase von J. S. Townsend; Radioaktivität der Erde und der Atmosphäre von H. Geitel. Band II: Radioaktive Substanzen und ihre
Strahlungen von E. Rutherford. Band III: Glimmentladung
von E. Gehrcke; Positive Säule von R. Seeliger; Lichtelektrizität von W. Hallwachs. Band IV: Kanalstrahlen von W. Wien; Lichtbogen von A.
Hagenbach; Glühelektroden von O. W. Richardson;
Flammenleitung von E. Marx. Band V: Spezifische Ladung von A. Bestelmeyer; Absorption und Reflexion der Kathodenstrahlen von H. Starke;
Röntgenstrahlen von E. Marx. Band VI: Theorie der Radiologie von P. Debije, A. Einstein, L. Föppl, H. A. Lorentz, G. Mie, E. Riecke, A. Sommerfeld, P. Zeeman.
Durch diese Pläne machte aber auch der Krieg zum Teil einen Strich. Zwar konnten die
Bände II bis IV kurz vor dem Kriege und auch während desselben allmählich
erscheinen; auch der die Grundlage aller folgenden Teile enthaltende Band I lag bei
Kriegsausbruch fertig vor, die Verbindungen aber waren abgerissen, so daß er
zunächst zurückbleiben mußte. Dann aber ging die Wissenschaft auch unter den
Waffenlärm restlos vorwärts, so daß das, was bei Fertigstellung des Manuskriptes den
derzeitigen Stand der Wissenschaft darstellte, heute längst überholt ist; jener
Einleitungsband bedarf also einer vollständigen Neubearbeitung, und diese ließ sich
bisher nicht durchführen. So ist denn auch der jetzt vorliegende V. Band vor dem I.
erschienen. Auch für ihn galten dieselben Bedenken, die aber dadurch überwunden
werden konnten, daß die drei Mitarbeiter im Inlande weilten. Auch bei diesem mußten,
als er endlich zur Drucklegung kam, einige Teile vollständig neugeschrieben, andere
hinzugefügt werden; das galt namentlich für die Abteilung Röntgen strahlen, wo die
an die Entdeckung Laues über ihre Interferenz sich
anschließenden Arbeiten ein völlig neues Gebiet erschlossen haben.
In dem ersten, etwa ein Zehntel des Umfanges einnehmenden Teil gibt der durch seine
eigenen Arbeiten zur Bestimmung der spezifischen Ladung des Elektrons bekannte
Verfasser einen guten Ueberblick über die verschiedenen sich hierauf beziehenden
Arbeiten und ihre Ergebnisse. Daran schließt sich dann sachgemäß der zweite Teil von
etwa demselben Umfange an, welcher die Vorgänge bei der Ausbreitung der
Kathodenstrahlen in der Materie (Reflexion, Diffusion, Absorption und
Sekundärstrahlung) behandelt; er gliedert sich in zwei Abschnitte, die die
Erscheinungen in den festen Körpern und in den Gasen behandeln.
Entsprechend ihrer Bedeutung nimmt der dritte Teil über die Röntgen strahlen vier
Fünftel des Buches ein; er ist von dem Herausgeber, welchem wir ja die sorgfältige
Bestimmung ihrer Geschwindigkeit verdanken, unter wohl vollständiger
Berücksichtigung der gesamten Literatur bis Ende 1917 bearbeitet. Die einzelnen
Kapitel behandeln: Erzeugung und Struktur der Bremsstrahlung, die technische
Röntgenröhre, Energie, Nutzeffekt und Zeitdauer der Röntgenstrahlung, die
Polarisation der Röntgenstrahlen, die Natur der Jonisation durch Röntgenstrahlen,
die Geschwindigkeitsmessung der Röntgenstrahlen, die Streuung der Röntgenstrahlen,
die sekundäre Elektronenstrahlung, charakteristische Strahlung, Beugung und
Interferenz der Röntgenstrahlen. Das allein 200 Seiten einnehmende letzte
Kapitel gliedert sich nach einer Darstellung der hierfür grundlegenden Laueschen Entdeckung in die Braggschen Arbeiten über die Kristallstruktur, ihre Erschließung mit Hilfe
des allgemeinen Strukturfaktors und die Spektralanalyse der Röntgenstrahlen.
In seltener Vollständigkeit findet man hier die einschlägige Literatur nicht nur
zusammengestellt, sondern auch kritisch verarbeitet, so daß der Band für jeden, der
sich mit diesem Gebiete zu beschäftigen hat, ein unentbehrliches Nachschlagewerk
sein wird. Ein sehr ausführliches Namen- und Sachregister trägt zur Erleichterung
der Benutzung wesentlich bei. Auch Ausstattung und Papier macht nicht den leider
sonst üblichen kriegsmäßigen oder gar „Ersatz“-Eindruck. Nur die im Text
wiedergegebenen Photographien erfüllen leider – im Gegensatz zu den Tafelabbildungen
– nicht das, was man von ihnen verlangen müßte. Bei dem ständigen Fluß, in welchem
sich gerade dieses Gebiet befindet, wird ja wohl hoffentlich schon in wenigen Jahren
eine Neuauflage notwendig sein; dann sollte man auch jene ganz aus dem Texte
entfernen, dessen Papier sich nun einmal zur Wiedergabe feinerer photographischer
Details nicht eignet, und auch sie auf besonderem Papier auf Tafeln beifügen.
Berndt.
Mitteilungen über Versuche. Ausgeführt vom
Eisenbeton-Ausschuß des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereins, Heft 8.
Versuche zur Beurteilung hochwertiger Zemente.
Bericht erstattet von August Hanisch und Bernhard Kirsch. Leipzig und Wien 1919. Franz Deuticke.
Preis geh. M 3,50.
Das Heft bringt auf 41 Seiten, die noch 15 Zahlentafeln verschiedenen Umfanges
enthalten, Mitteilungen über die in den Jahren 1916 und 17 ausgeführten Versuche. Es
handelte sich dabei hauptsächlich um die Feststellung, ob die von fünf
österreichischen Werken gelieferten hochwertigen Zemente die in den österreichischen
Bestimmungen für die einheitliche Lieferung von Portlandzementen vorgeschriebene
Festigkeit nach 28tägiger Erhärtung bereits nach zwei Tagen erreichen (nach einen
Tag Lagerung an der Luft und einen Tag unter Wasser) und ob sie die sonst gestellten
Anforderungen betreffend Mahlfeinheit, Raumbeständigkeit usw. erfüllen. Sämtliche
fünf Proben erreichten die in den Bestimmungen für die 28tägige Erhärtungsdauer
vorgeschriebene Festigkeit bereits nach zwei Tagen und überschritten nach 7 Tagen
die betreffenden Werte um mindestens die Hälfte. Nebenher ergab sich, daß der
Verlauf der Erhärtung während der gebräuchlichen Erhärtungszeit der Proben von 7
oder 28 Tagen noch keinen Schluß auf die weitere Erhärtung mit Sicherheit zuläßt.
Weitere Ergebnisse, besonders über den Einfluß der verschiedenen Lagerung der
Zemente vor der Verarbeitung, der Veränderung des Wasserzusatzes und auch der
Herstellung mögen in der Veröffentlichung selbst nachgelesen werden, die
Interessenten empfohlen wird.
Stephan.
Hydraulik, die für die Anwendung
wichtigsten Lehrsätze aus der Hydrostatik und Hydrodynamik. Von Karl J. Kriemler. Stuttgart
1919. Konrad Wittwer. (Wittwers technische Hilfsbücher, Bd. I). Preis geb. M
12,10.
Das Büchlein von 125 Textseiten gibt einen vorzüglichen gedrängten Ueberblick über
die Lehrsätze der Hydraulik, so daß es jedem Studierenden artgelegentlich empfohlen
werden kann. Es geht auch an einzelnen Stellen weiter als die üblichen Darlegungen,
z.B. bei der Feststellung des Flüssigkeitsdruckes auf gewölbte Flächen oder in dem
kurzen Anhang über die Hydraulik der Zapfenreibung, bei den Angaben über zähe
Flüssigkeiten und an anderen Stellen mehr. Schade ist freilich, daß die Andeutungen
über den Spannungszustand in zähen Flüssigkeiten nicht weiter ausgeführt worden
sind; mindestens wären einige Angaben von Zähigkeitszahlen sehr erwünscht gewesen.
Das gleiche gilt auch sonst, vielfach fehlen die Zahlenwerte, die erst eine
praktische Benutzung der abgeleiteten Formeln ermöglichen; z.B. wäre bei der
Unterscheidung zwischen turbulenter und laminarer Strömung eine Angabe über die
Grenzwerte der Geschwindigkeit sehr vorteilhaft. Dem Berichterstatter will ferner
scheinen, als ob bei einigen Beispielen aus der technischen Praxis die
Herausschälung des Kernes der Sache etwas zu weit getrieben ist, derart, daß die
Endergebnisse für die praktische Benutzung unbrauchbar geworden sind, was der
Verfasser an einer Stelle selbst hervorhebt. Immerhin sind das alles Ausstellungen,
die bei einer hoffentlich bald nötigen zweiten Auflage leicht behoben werden
können.
Stephan.