Titel: | Bücherschau. |
Autor: | E. Jahnke |
Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 94 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Der Ingenieur in der
Verwaltung. Berlin 1919. Verlagsabteilung des Vereins deutscher
Ingenieure.
Auf Anregung des Vereins deutscher Ingenieure haben in dieser Schrift Männer der
Technik die Stellung des Ingenieurs in den Arbeitsgebieten der allgemeinen
Verwaltung sowie der öffentlichen technischen Betriebe beleuchtet. Es wird als
unbillig empfunden, daß den juristisch vorgebildeten Beamten überall die Leitung
zufällt, während die technisch vorgebildeten nur als Berater zu den Entscheidungen
hinzugezogen werden. Als eine löbliche Ausnahme wird die Bergverwaltung gezeigt.
Hier liegt die Leitung in der Hand des technischen Fachmanns, der zugleich
juristische Vorbildung genossen hat.
Der dringende Wunsch des Technikers, in der allgemeinen und der technischen
Verwaltung selbst als Leiter tätig zu sein, um als Fachmann wirkungsvoll arbeiten zu
können, muß jedem verständlich sein. Es wird in der Schrift aber auch richtig
hervorgehoben, daß es nicht allein böser Wille ist, der es heute anders sein läßt.
Die Frage der Vorbildung wird mit Recht betont. Zum Verwaltungsbeamten gehört
juristisches Denken. Sein Kopf muß geübt sein, Eindrücke logisch zu ordnen und zu
verwerten. Er muß der Zeichnung, dem Hilfsmittel des Technikers, entraten und allein
mit Hilfe des Wortes Anderen zusammenhängende Gedanken in scharf umgrenzter, klarer
Form vortragen können. Wer sich über diese Frage des juristischen Denkens näher
unterrichten will, lese die kleine Schrift von Dr. Hermann
Isay
„Das juristische Denken und seine Bedeutung für die Erziehung des
Technikers“, Verlag von Franz Vahlen.
Diese Bedeutung der Vorbildung hebt einer der Mitarbeiter an der Schrift des Vereins
deutscher Ingenieure, Geheimrat Prof. Franz, klar hervor:
„Rechtswissenschaftliche Schulung in irgend einer Form ist für einen
zukünftigen Verwaltungsbeamten unentbehrlich“. Diese Vorbedingung ist in der
Bergverwaltung erfüllt. Deshalb ist auch in ihr die Frage der Gleichberechtigung
zwischen Ingenieur und Jurist schon gelöst. Es hat keinen Sinn, Vorwürfe zu erheben
gegen die Verwaltung, daß sie den juristisch geschulten Beamten bevorzugt. Dem
Techniker muß allgemeinere Vorbildung geschafft werden. Ist auch er erst juristisch
geschult, wird die Schranke von selbst fallen. Daß die Schrift mit der Hervorhebung
dieser Erkenntnis tätige, hoffentlich schon in der bevorstehenden Hochschulreform
fruchtbringende Arbeit leistet, ist ihr besonderes Verdienst.
W. Dietze.
Ein Jahrhundert deutscher
Maschinenbau. Von der mechanischen Werkstätte bis zur deutschen
Maschinenfabrik 1819 bis 1919. Von Conrad Matschoß.
Berlin 1919. Julius Springer.
Es ist ein Verdienst von Conrad Matschoß, das Interesse für die Geschichte der
deutschen Industrie in weiten Kreisen zu wecken. Gegenwärtig ist wohl noch der
größte Teil der für die Entwicklung des heimischen Großgewerbes wichtigen
Quellen unerforscht oder zum mindesten der Allgemeinheit nicht zugänglich. Man muß
es daher stets freudig begrüßen, wenn eine der deutschen Weltfirmen ihre Archive
öffnet und die Durchsicht der Schriftstücke gestattet. Dieses geschah, als man sich
anschickte, 1909 die hundertste Wiederkehr des Tages zu feiern, an dem in Wetter die Mechanische Werkstätte
Harkort & Co eröffnet wurde, aus der sich
später die Firma Kamp & Co., dann die Märkische Maschinenbauanstalt und schließlich durch
Zusammenschluß mit anderen industriellen Werken die Deutsche Maschinenfabrik A.-G.,
Duisburg, entwickelte. In einem stattlichen, mit Bildern von hervorragendem
künstlerischen Werte ausgestatteten Bande berichtet Matschoß nicht nur über die Entwicklung der Stammfirmen sowie über die
Organisation des gegenwärtig bestehenden Weltunternehmens. Er betrachtet auch im
Anschlusse daran die allgemeinen Zusammenhänge, aus denen sich das Werden der
Großbetriebe erklärt. Die Bedeutung der Schrift reicht somit über den Rahmen der
Geschichte einer Einzelfirma hinaus. Ihre Verbreitung sollte daher nicht auf den
Kreis derer beschränkt bleiben, die mit dem genannten Unternehmen verbunden sind.
Vielmehr wird jeder Ingenieur mit Genuß die anschauliche Schilderung des
Emporwachsens der gewaltigen Fabrik lesen, durch deren Leistungen hoffentlich in
nicht zu ferner Zeit der Ruhm des deutschen Namens wieder weithin über Land und Meer
getragen wird.
Schmolke.
Mechanische Technologie der
Maschinenbaustoffe. Von Dipl.-Ing. Schimpke. 2.
Auflage. Leipzig 1919. S. Hirzel. Preis geb. M 16,–.
Das vorliegende Buch ist augenscheinlich besonders für die Besucher höherer
Maschinenbauschulen oder privater Lehranstalten ähnlicher Art bestimmt. Die
Textiltechnologie sowie die Holz- und Steinbearbeitung wurden daher nicht in den
Kreis der Betrachtungen gezogen. Ueberdies verzichtete man auf die Besprechung der
Werkzeugmaschinen, um ein zu starkes Anwachsen des Umfanges der Schrift zu
vermeiden. Diese Maßnahme erscheint gerechtfertigt, wenn man bedenkt, in wie hohem
Maße gegenwärtig der Werkzeugmaschinenbau spezialisiert ist. Ihm einige kurze
Abschnitte zu widmen, wäre daher zwecklos gewesen. Anstatt dessen bespricht der
Verfasser in zwei recht gewandt geschriebenen Kapiteln die Rohstoffe, die Metall-
insbesondere die Eisenhüttenkunde sowie das Materialprüfungswesen. Die Lektüre des
an dieser Stelle Gesagten dürfte allerdings das Studium von Sonderschriften über die
genannten Gebiete nicht überflüssig machen. Es war wohl auch keinesfalls
beabsichtigt, dem Leser den Einblick in die Fachliteratur zu ersparen, denn in
Fußnoten ist dauernd auf die Werke hingewiesen, welche eingehendere Auskunft über
den behandelten Stoff geben Im Hauptteile der Schrift wird das Gießen, Schmieden,
Walzen,
Ziehen, Biegen, Drücken sowie das Löten, Schweißen und Nieten besprochen. Es
finden die letzten Fortschritte der Technik Berücksichtigung. Die Darstellung ist in
jeder Hinsicht einwandfrei. Mit einem recht lesenswerten Kapitel, in welchem
wirtschaftliche Fragen behandelt werden, endigt das Werk, Auch in diesem
Schlußabschnitte bemüht sich der Verfasser, die neuesten statistischen Daten über
die Metall- und Kohlenindustrie zu bringen. Die Ausführung der dem Texte
beigegebenen Abbildungen läßt nichts zu wünschen übrig. Dasselbe gilt für die äußere
Ausstattung des Werkes. Dessen Lektüre kann daher nicht nur dem oben genannten
Kreise von Lesern empfohlen werden. Auch ältere Ingenieure und Techniker, die
vielleicht in einem Sondergebiete arbeiten, aber Veranlassung haben, sich
gelegentlich über moderne Herstellungsverfahren zu unterrichten, können mit Vorteil
die Schrift benutzen. Ihre weite Verbreitung erscheint daher durchaus
wünschenswert.
Schmolke.
Technisches Archiv. Sammlung von
Ansichtskarten aus dem Gebiete der Technik. Reihe I: Eisenbahnwesen, Nr. 1 bis 10.
Reihe II: Luftverkehr. Nr. 1 bis 10. Jena. Pallas-Verlag. Dr. S. v. Jezewski. Preis
für je 5 Karten in Bromsilberphotographie M 1,50.
Es ist ein guter, wenn auch nicht ganz neuer Gedanke, mittels der Ansichtspostkarte
zur Popularisierung technischer Leistungen und Schöpfungen beizutragen. So liefert
die erste Reihe Ansichten verschiedener Typen von
Heißdampf-Verbund-Schnellzuglokomotiven und Wechselstrom-Güterzuglokomotiven. Dabei
enthalten die einzelnen Karten knappe Angaben über Gesamtlänge, Zylinderdurchmesser,
Kolbenhub, Treibraddurchmesser, Heizfläche, Dampfdruck usw. Auf Reihe II sehen wir
verschiedene Typen der Land- und Seeflugzeuge, Post- und Passagierflugzeuge; wieder
können wir jeder Karte Angaben über Länge, Spannweite, Höhe, Tragflächen, Gewicht,
Geschwindigkeit, Aktionsradius, Motoren und Steigzeit entnehmen. Der Versuch
des Verfassers verdient sicher warme Unterstützung. Er erinnert mich an ein
anderes Unternehmen, von dem ich bei dieser Gelegenheit weiteren Kreisen Kenntnis
geben möchte, es ist der technische Abreißkalender der Firma Julius Pintsch. Er verfolgt den Zweck, die Namen großer Techniker und ihre
Lebensdaten in weite Kreise unseres Volkes hineinzutragen, um so der Unbildung der
sogenannten Gebildeten im Laufe der Zeiten mehr und mehr abzuhelfen.
E. Jahnke.
Wandkalender Deutscher
Ingenieure. Chemnitz 1920. Industrie-Verlag Vogler & Seiler G. m. b. H.
Preis M 10,–.
Der Kalender bringt künstlerische Bilder hervorragender Erzeugnisse der Industrie und
bedeutender Bauwerke der Technik, begleitet von kurzen, leicht verständlich
geschriebenen Aufsätzen, sowie technisch wirtschaftliche Betrachtungen und
biographische Studien über die großen Techniker aller Zeiten. Man kann dem Kalender
nur weiteste Verbreitung wünschen, ist er doch geeignet, die Erkenntnis von der
weltbeherrschenden Macht der Technik und ihrer Bedeutung für die Kultur in den
breitesten Schichten zu wecken und zu vertiefen.
E. Jahnke.
Die Elemente der Differential- und
Integralrechnung in geometrischer Methode. Von K. Düsing. Ausgabe B: Für höhere technische Lehranstalten und zum
Selbstunterricht mit zahlreichen Beispielen aus der technischen Mechanik von
Dipl.-Ing. E. Preger. 6. verbesserte Auflage. Leipzig
1920. Max Jänecke. Preis M 4,85.
Der Verfasser gibt im Grunde nichts anderes als eine Zusammenstellung der einfachsten
Formeln der Infinitesimalrechnung und versucht sie in ein geometrisches Gewand zu
kleiden, das in manchen Fällen indessen den Zweck der Anschaulichkeit verfehlen
dürfte. Besonderen Wert erhält das Büchelchen erst durch die Sammlung von Uebungen
aus der technischen Mechanik, die Dipl.-Ing. Preger
angefügt hat.
E. Jahnke.
Textabbildung Bd. 335