Titel: | Bücherschau. |
Autor: | K. Arndt |
Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 118 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Die Fortschritte der kinetischen
Gastheorie. Von G. Jäger. (Die Wissenschaft,
Sammlung von Einzeldarstellungen aus den Gebieten der Naturwissenschaft und Technik,
herausgegeben von E. Wiedemann, Band 12.) Zweite verbesserte und vermehrte Auflage.
X und 158 Seiten mit 11 Abbildungen. Braunschweig 1919. Fr. Vieweg & Sohn. Preis
M 7,–, geb. M 9,–.
Das im Jahre 1905 in erster Auflage erschienene Werk stellt sich die Aufgabe, die
Fortschritte der kinetischen Gastheorie, soweit sie für den Physiker wesentlich und
mit einfachen mathematischen und sonstigen Denkmitteln darstellbar sind, zu
schildern. Das ist vor allem insofern zu begrüßen, als durch die sich immer mehr
ausbreitende atomistische Auffassung der Elektrizität und die Beziehungen der
Elektronen- und Quantentheorie zur kinetischen Gastheorie diese mit den modernsten
Methoden der theoretischen Physik aufs engste verknüpft ist. Die älteren Ergebnisse
der kinetischen Gastheorie sind zwar allgemein bekannt, gehören sie doch
gewissermaßen zum eisernen Bestände jedes Lehrbuches der Physik; allerdings sind sie
in diesen in der Regel etwas stiefmütterlich behandelt, jedenfalls nicht so, daß die
Darstellung zur Weiterforschung anregt und anleitet Es ist deshalb als Einleitung
eine kurze, aber alles Wesentliche enthaltende Darstellung der kinetischen
Gastheorie gegeben, wobei der Einfachheit und der Einheitlichkeit halber die
Gasmolekeln als vollkommene, elastische Anziehungskräfte aufeinander ausübende
Kugeln angenommen sind. Die neue Auflage unterscheidet sich von der ersten nur durch
die Einfügung der im Verlauf der verflossenen 14 Jahre notwendigen Ergänzungen, die
sich auf die kinetische Theorie hochverdünnter Gase, der Lösungen und der Emulsionen
beziehen. Hier sind die Arbeiten von Kundsen, des
Verfassers und die von Einstein und Smoluchowski wiedergegeben, und zwar, soweit es sich ohne zu weitgehende
Rechnungen durchführen ließ, möglichst vollständig, sonst ihrem wesentlichen
Gedankeninhalte nach. Die Beziehungen der Elektronen- und Quantentheorie zur
Gastheorie sind dagegen, als über den Rahmen des Werkes hinausfallend, nicht
berücksichtigt. Die Darstellung ist durchweg geschickt, immer auf das Wesentliche
klar hinleitend und gibt damit einen guten Ueberblick über den derzeitigen Stand der
Forschung auf diesem Gebiete.
Berndt.
Elektrische Starkstromanlagen.
Maschinen, Apparate, Schaltungen, Betrieb. Von Dipl.-Ing. Emil Kosack. Vierte Auflage. Berlin 1919. Julius Springer. Preis geb. M 13,60
(+ 10 v. H. Teuerungszuschlag).
Die vorliegende Schrift ist ein kurzgefaßtes Hilfsbuch zum Gebrauch an technischen
Lehranstalten. Die gemeinfaßliche Darstellung bietet alles für niedere
Maschinenbauschulen Erforderliche. Zur Benutzung an höheren Maschinenbauschulen ist
das Werk gleichfalls brauchbar, sofern der Lehrer sich eine eingehendere
mathematische Behandlung der auftretenden Probleme angelegen sein läßt. Daß auf die
anschauliche Darstellung der Wechselstromerscheinungen unter Benutzung des
Vektordiagramms verzichtet wurde, ist vielleicht zu bedauern. Dasselbe hätte sich
wohl auch bei Berücksichtigung einer elementaren mathematischen Vorbildung vieler
Leser mehrfach mit Erfolg verwerten lassen. Ingenieure, welche der Elektrotechnik
ferner stehen, werden sich mit Hilfe des Buches leicht über diesbezügliche Fragen,
die in ihrer Praxis auftreten, ein allgemeines Bild machen können. Auch zum
Selbstunterricht ist die Schrift für Besitzer von elektrischen Anlagen und Monteure
geeignet, die sich ein gewisses, wenn auch nur beschränktes Maß von Vorkenntnissen
verschafft haben. Vor allem kann man auch dem Teilnehmer an den Abendkursen der
Handwerkerschulen die Lektüre des Werkes empfehlen. Es behandelt nach einem
einleitenden Kapitel, in dem die Erzeugungsarten, Gesetze und Wirkungen des
elektrischen Stromes besprochen werden, die gebräuchlichen Meßverfahren, die
Dynamomaschinen und Motoren für Gleich- und Wechselstrom, die Transformatoren,
Umformer sowie Akkumulatoren. Weitere Abschnitte sind der Beleuchtungstechnik und
der Wärmeausnutzung des Stromes in der Elektrochemie und -metallurgie gewidmet.
Endlich findet man eingehende Angaben über den Betrieb und die Untersuchung
elektrischer Maschinen sowie über Leitersysteme und Zentralenschaltungen. Zahlreiche
Schnittzeichnungen und schematische Figuren unterstützen die Darstellung. Auch in
anderer Hinsicht laßt die Ausstattung des Werkes nirgends etwas zu wünschen übrig,
so daß dessen Preis nicht zu hoch erscheint. Seine Verbreitung innerhalb des
gekennzeichneten Leserkreises ist durchaus wünschenswert.
Schmolke.
Einführung in die allgemeine
Chemie. Von B. Bawink. (Aus Natur und
Geisteswelt, Bd. 582.) 8°. 108 Seiten mit 24 Abbildungen. Leipzig und Berlin 1917.
B. G. Teubner.
Meine mehrjährige Tätigkeit in der Kriegswirtschaft hat mich verhindert, das
vorliegende Büchlein bald zu besprechen. Es gibt in leicht verständlicher Sprache
eine Uebersicht über die Grundgesetze der Chemie. Im ersten Teile „Die
Umwandlungen der Stoffe“ werden die Gesetze der konstanten Proportionen, der
Atombegriff, die Avogadrosche Hypothese, die Valenz, das periodische System, die
kinetische Theorie und die Gasgesetze, die kritischen Erscheinungen, das
Massenwirkungsgesetz usw. dargelegt. Im zweiten Teile „Umwandlungen der
Energie“ streift der Verfasser den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik und
behandelt ebenfalls recht kürz Thermochemie, Elektrochemie, Photochemie und
Radioaktivität.
Nach meiner Ansicht könnte er wohl auf einige schwierigere Gegenstände etwas mehr
eingehen, statt sie nur allzu kurz anzudeuten. Er würde dadurch das Büchlein über
die übliche Höhe derartiger Lehrbüchlein emporheben. Erfreulich ist es, daß er die
Verdienste der deutschen Chemiker Richter und Wenzel um die Auffindung des Gesetzes der konstanten
Proportionen hervorhebt und auch in einer Anmerkung darauf aufmerksam macht, daß das
Gesetz von der Erhaltung des Stoffes schon vor Lavoisier bekannt war.
K. Arndt.
Textabbildung Bd. 335