Titel: | Bücherschau. |
Autor: | M. Preuß |
Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 141 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Die Maschinenelemente. Von
Prof. Dr.-Ing. K. Laudien. Zweite vollständig
neubearbeitete Auflage. I. Band. 360 Seiten mit 509 Abbildungen im Text. Leipzig
1920. Dr. Max Jänecke, Verlagsbuchhandlung. Preis M 18,– und 10 v. H. T.-Z.
Nach dem Vorwort ist das Werk bestimmt zum Gebrauche an technischen Mittel- und
Hochschulen, sowie zur Benutzung in der Praxis.
Manche Autoren behandeln die Maschinenelemente vorwiegend nach der praktischen Seite,
andere wieder mehr nach den theoretischen Gesichtspunkten. Mir scheint der vom
Verfasser eingeschlagene Mittelweg außerordentlich zweckmäßig. Der umfangreiche
Stoff hat trotz seiner verwickelten Mannigfaltigkeit eine klare und übersichtliche
Behandlung erfahren. Zahlreiche neuzeitliche Ausführungsformen gehen in ihrer
Darstellung Hand in Hand mit den eingehenden theoretischen Erörterungen. Dabei geht
der Verfasser nach Möglichkeit in die Tiefe und sucht vom Grunde aus aufzubauen. Als
Beispiel für diese Richtung des Buches sei besonders auf die Behandlung der
Lagerschmierung, Schmiernutenanordnung usw. hingewiesen. Die zusammengehörigen
Formen sind bei ihrer Beschreibung vielfach miteinander verglichen. Dadurch dürfte
auch – namentlich beim Lernenden – der für das Konstruieren notwendige Sinn der
Kritik erweckt werden. Das bloße Beschreiben einer Konstruktion bietet dem Anfänger
keinerlei Nutzen. Eine große Reihe von vollständig durchgerechneten Zahlenbeispielen
wird hauptsächlich diesem sehr wertvoll sein.
In den Einzeldarstellungen geht der Verfasser meist seine eigenen Wege. An der sonst
üblichen, bewährten Gesamteinteilung des Stoffes wurde begreiflicherweise jedoch
wenig geändert. Neu – d.h. in vorhandenen Büchern nicht vertreten – ist der wichtige
Abschnitt „Klemmverbindungen“. Die Einteilung des Buches ist die
folgende:
Einleitung, enthaltend allgemeine Gesichtspunkte für das Entwerfen. Elastizität und
Festigkeit der Materialien.
I. Maschinenelemente zur Verbindung von Maschinenteilen: Niete, Keile, Schrauben,
Schrumpfringe sowie von jedem dieser Elemente die zugehörigen Verbindungen; außerdem
Klemmverbindungen, elastische und mittelbare Verbindungen; Vergleich der
Verbindungsmittel.
II. Maschinenelemente der drehenden Bewegung: Zapfen, Achsen und Wellen, Kupplungen,
Lager.
III. Maschinenelemente zur unmittelbaren Uebertragung der Drehbewegung von einer
Welle auf die andere: Zahnräder, Reibungsräder.
Literaturnachweis für I bis III.
Unter I hätte man vielleicht das Schuchsche
Stiftnietverfahren miterwähnen können (siehe Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure 1919, S. 555). Erfreulich ist es, daß auch das wichtige Kapitel der
„Schraubensicherungen“ ausführlicher – als bisher üblich – behandelt
wurde. Hängt doch davon das Wohl und Wehe sogar einer ganzen Maschinenanlage ab.
(Eine 1200 PS – Schiffsölmaschine konnte einmal im entscheidenden Augenblick nicht
anspringen, – weil eine einzige kleine Schraube am Einblasegefäß mangelhaft
gesichert war.) Warum die Pennsche Sicherung mit Vorsicht
zu gebrauchen ist, darauf hinzuweisen scheint der Aufmerksamkeit des Verfassers
entgangen zu sein. Der Abschnitt „Klemmverbindungen“ bietet gute
Anhaltspunkte für die praktische Verwendung und Weiterentwickelung dieser Art
beachtenswerter Verbindungen. Zu II: Unter dem Abschnitt „Wellen und Achsen“
hätte ich auch gern ein Beispiel vorgefunden für deren Berechnung auf graphischem
Wege. Nicht zu entbehren ist m. E. die dreiteilige
Klauenkupplung, nach deren Prinzip man auch die elektromagnetische Kupplung S. 198
bauen sollte, weil die Verschiebung 4 der losen Hälfte – direkt auf der Welle – für
die Keile sehr nachteilig ist. Anschließend an die Beschreibung des
Schiffsdrucklagers S. 256 hätte man wohl auch das mit ihm im scharfen Wettbewerb
stehende „Michell-Drucklager“ erwähnen können. Besondere Aufmerksamkeit
erweckt u.a. der sehr ausführliche Abschnitt über Kugellager, bei deren Behandlung
vor allem auch auf die Theorie zurückgegriffen wird. Durch die zahlreichen hierunter
gebrachten Ausführungsformen wird die hohe praktische Bedeutung dieser Art Lager m.
E. sehr gut belegt. Die Kraftersparnis durch Kugellager wird immer noch vielfach
unterschätzt. Zu III: Das Pekrungetriebe S. 345 bietet gegenüber gewöhnlichen
Getrieben – mit zylinderischer Schnecke – keine Vorteile.
Daß die Arbeiten des Normenausschusses in vorliegender Auflage noch nicht
berücksichtigt wurden, kann man dem Verfasser nicht verdenken. Damit müssen erst
noch mehr Erfahrungen aus der Industrie vorliegen. Die Schraffur der Abbildungen
hätte nicht unter verschiedenen Winkeln, sondern durchgängig unter 45° gegen die
Wagrechte erfolgen sollen.
Die äußere Ausführung des Buches ist – bis auf Kleinigkeiten – sehr gut, zum größten
Teil vorzüglich.
Zusammenfassung: Im Rahmen des gesteckten Zieles hat der Verfasser das überaus
wichtige Gebiet der Maschinenelemente außerordentlich treffend bearbeitet. In der
einschlägigen Literatur stellt das Buch eine wertvolle Neuerung dar. Es kann daher
bestens empfohlen werden.
Dipl.-Ing. Hofmann.
Taschenbuch für Bauingenieure.
Von Dr.-Ing. E. h. Max Foerster. Dritte Auflage. Berlin.
Julius Springer. Preis geb. M 64,– bzw. M 70,– und Teuerungszuschlag für die ein-
bzw. zweibändige Ausgabe.
Die Tatsache der dritten Auflagt genügt zur Kennzeichnung der Güte und Brauchbarkeit
des „Taschenbuchs“, das sich in
kurzer Zeit einen ersten Platz in der Handbücherei jedes Bauingenieurs errungen
hat. 27 Abschnitte geben die äußere Gliederung des weiten Wissensgebietes, das hier
dem Ingenieur in knapper und übersichtlicher Form zum täglichen Handgebrauch bereit
gestellt wird. Der Herausgeber hat es verstanden, einen Stab tüchtiger Kenner und
Könner auf ihren Sondergebieten zur Mitarbeit zu gewinnen, und hat im Verein mit
diesen ein Werk geschaffen, für das ihm die Fachwelt stets dankbar sein wird. Ein
fast lückenloses Stichwortverzeichnis von 40 Seiten gestattet das schnelle Auffinden
jeder gewünschten Tatsache. Hervorheben möchte ich noch die zahlreichen
Literaturangaben, die Vielen sicher sehr erwünscht sind.
Die folgenden Bemerkungen sollen und können den Wert des Taschenbuches in keiner
Weise verringern; es sollen nur Hinweise sein, die für die nächste Auflage zur
Erwägung empfohlen werden. Zu dieser mittelbaren Mitarbeit fühle ich mich als
ständiger Benutzer des Taschenbuchs berechtigt und gewissermaßen auch verpflichtet.
Die Folge der Abschnitte könnte für das Gedächtnis übersichtlicher und dadurch
zweckmäßiger sein; doch ist dieser Uebelstand wohl diesmal eine Folge der
Herstellungsschwierigkeiten. Dadurch ist wahrscheinlich auch die
„Gewichtstabelle“ an eine Stelle gekommen, wo man sie zunächst nicht
sucht. In dieser wäre bei den Flüssigkeitsgewichten ein Hinweis auf die üblichen
Aräometerteilungen und deren Umrechnung erwünscht. Die Bestimmungen über die
Belastungen und zulässigen Beanspruchungen vom 24. 12. 1919 konnten wohl nicht mehr
berücksichtigt werden. Der Abschnitt „Darstellende Geometrie“ enthält nur
einen kurzen Abriß der Perspektive; mir würden Angaben über schwierigere
Steinschnittaufgaben wertvoller erscheinen. Es dürfte zu erwägen sein, den
„Grundbau“ nicht als Einleitung zum Wasserbau, sondern als selbständigen
etwas erweiterten Abschnitt zu behandeln. Ihm gegenüber beansprucht z.B. die sehr
eingehend behandelte „Hochbaukunde“ reichlich viel Platz. Für den
Bauingenieur haben auch heute noch die Einzelheiten eines hölzernen Pfahlrostes mehr
Wert als die einfachsten Steinverbände, die doch schließlich Sache des Maurerpoliers
sind. Eisenbetontreppen findet man weder in der Hochbaukunde noch im.
Eisenbeton. Ein neuer Abschnitt „Eisenbeton im Tiefbau“ könnte auch manches
bringen, z.B. Stützmauern. In den Eisenbetonabschnitten vermisse ich ein scharfes
Hervortreten von Entwurfsformeln, für die sicher Viele dankbar wären, die nicht
ständig mit Eisenbetonaufgaben zu tun haben. Auch wäre m. E. bei den einzelnen
Bauteilen eine kräftigere Betonung der Versuchsergebnisse des D. A. f. E. erwünscht;
besonders trifft das z.B. die Frage der Schubbewehrung, deren Theorie stets etwas
Mangelhaftes behalten wird. Leicht wird auch die Wirkung der lotrechten Schubkräfte
zu gering eingeschätzt; geeignete Hinweise könnten jedenfalls nichts schaden. Bei
der Siloberechnung möchte ich auf die recht gute zusammenfassende Schrift von Lufft verwiesen haben. Der statischen Berechnung von
Schornsteinen könnten wenigstens einige kurze Angaben gewidmet werden (Kecksche Tabelle und Hinweise a. a.). Auch den
„Wärmedurchgang“ (S. 742) möchte ich etwas ausführlicher behandelt sehen.
Die für den Bauingenieur wichtigen DI Normen dürften einer neuen Auflage nicht
fehlen, wenigstens nicht ein Verzeichnis dieser.
Das sind so einige Kleinigkeiten, die mir bei der Durchsicht verbesserungsbedürftig
erschienen. Andere werden vielleicht sagen: „das Werk ist gerade schon
umfangreich genug“. Für die Tasche ist das „Taschenbuch“ jetzt schon
nicht mehr geeignet; Umfang und Preis spielen m. E. keine Rolle gegenüber der Frage
der Vollständigkeit, durch die schließlich die Anschaffung anderer Nachschlagebücher
erspart wird.
Die Aufzählung des Inhalts schenke ich mir und will nur noch einmal darauf hinweisen,
daß auch diese neue Auflage ein in jeder Beziehung erstklassiges Nachschlagebuch der
gesamten Bauingenieurwissenschaften ist, an dem weder der Herausgeber noch der
Verleger Sorgfalt, Mühe und Kosten gespart haben. Der Druck der mehr als 2200 Seiten
und der mehr als 3000 Abbildungen ist sehr klar und scharf; jede Seite zeigt in
Einteilung und Satz ein mustergiltiges Bild, so daß man das Buch stets mit dem
Gefühl einer beinahe liebevollen Befriedigung zur Hand nimmt und wieder weglegt.
Prof. M. Preuß.
Textabbildung Bd. 335