Titel: | Bücherschau. |
Autor: | A. Baruch |
Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 160 |
Download: | XML |
Bücherschau.
Bücherschau.
Baukonstruktionslehre,
Leitfaden für den Unterricht an Baugewerkschulen und verwandten technischen
Lehranstalten. Von O. Frick und K. Knöll. Band I, sechste Auflage, 1920; Band II, fünfte Auflage 1919.
Leipzig-Berlin. B. G. Teubner. Preis kart. M 5,– bzw. M 4,40, dazu
Teuerungszuschläge.
Das augenblickliche Aufblühen der technischen Fachschulen jeder Richtung nach einer
4½jährigen Ruhepause macht sich auch dadurch bemerkbar, daß die dem Unterricht
zugrunde gelegte Fachliteratur fast durchweg neu aufgelegt werden muß. So erscheint
etwa gleichzeitig eine ganze Anzahl von Lehrbüchern aus der Teubnerschen Sammlung
„Der Unterricht an Baugewerkschulen“ in neuer Auflage und vielfach auch
neuer Bearbeitung.
Das in der Ueberschrift genannte Werk, das zum ersten Male 1910 herauskam, hat
demnach eine weite, gebührende Verbreitung gefunden. Man hat also den Nutzen guter
Leitfäden für einen ersprießlichen und eindringlichen Unterricht allgemein
eingesehen; sie nehmen eben Lehrern und Schülern in gleicher Weise lästige und
nebensächliche Arbeiten ab und gestatten, die dadurch gewonnene Zeit für eine
eingehendere sachliche Durcharbeitung des fraglichen Stoffes zu verwenden.
Die jetzige Neuauflage enthält neben sonstigen kleinen Verbesserungen und Ergänzungen
insbesondere vorteilhafte Angaben über die durch die heutigen Verhältnisse
erzwungene sparsame Bauweise. Eine Eigentümlichkeit dieser zweibändigen Lehrbücher
ist die, daß die Behandlung des Stoffes geteilt wird in eine einführende
Unterstufe und eine abschließende Oberstufe. Für den Lernenden ist diese
Teilung sicherlich sehr praktisch, aber für den Bautechniker der Praxis, der sich
hauptsächlich über neuere Konstruktionen und Methoden der heutigen Bauweise
unterrichten will, ist die Zweiteilung entschieden oft störend und lästig. Da gerade
diese Teubnerschen Bände manchmal mehr enthalten und wohl meistens durch bessere
Skizzen erläutern als viele größeren Sammelwerke der Bautechnik, so ist das ein
gewisser Nachteil, der leider nicht zu umgehen sein dürfte, da sie ja in erster
Linie dem Unterricht dienen sollen und das in der vorliegenden Form anerkanntermaßen
in bester Weise tun.
Stephan.
Statik, Leitfaden für den
Unterricht an Baugewerkschulen und verwandten technischen Lehranstalten. Von A. Schau. Zweite Auflage. Leipzig-Berlin 1919. B. G.
Teubner. Bd. I: Preis kart. M 4,–, Bd. II: Preis M 5,60, dazu
Teuerungszuschläge.
Beide Bände beschränken sich ausschließlich auf die Behandlung von Aufgaben, die dem
mittleren Bautechniker geläufig sein müssen; absichtlich wird jede darüber
hinausgehende Untersuchung vermieden. Der erste Teil enthält auf 95 Textseiten mit
182 Abbildungen die Darstellung der Zusammensetzung, Zerlegung und des
Gleichgewichtes von Kräften, die Lehre vom Schwerpunkt und darauf Anwendungen der
statischen Gesetze auf die Trägeranordnungen und einfachen Stabkonstruktionen,
Aufgefallen ist dem Berichterstatter, daß die Darlegung Seite 10 über den
Umfahrungssinn des Kräftedreiecks leicht mißverstanden werden kann, wenn die beiden
Seitenkräfte einen sehr spitzen Winkel einschließen. Hier wäre vielleicht eine etwas
weniger kurze, aber jedes Mißverständnis ausschließende Fassung besser gewesen. Der
kurze Abschnitt über die Reibung führt – freilich ohne näher darauf einzugehen –
wieder die anscheinend unausrottbare rollende Reibung auf. Wenn der Rollwiderstand
genannt wird, sollte wenigstens angegeben werden, daß das in mmkg gemessene Moment
des Rollwiderstandes Q • s
etwas ganz anderes ist als die in kg gemessene Reibungskraft Q • μ. Mit Reibung hat er nur insofern zu
tun, als ohne die Reibung zwischen Rad und Schiene kein Rollen möglich ist.
Der zweite Teil bringt auf 149 Seiten mit 208 Abbildungen die für den Bautechniker
wesentlichen Lehren über Zug, Druck- und Schub-, Biegungs- und Knickfestigkeit. Sie
werden durch zahlreiche, gut gewählte Beispiele erläutert, die tatsächlich alle
häufiger in der Bautechnik vorkommenden Fälle umfassen Naturgemäß wird der
Biegungslehre der breiteste Raum gewährt; die Verdrehungsfestigkeit ist ganz
überlangen, da sie für den mittleren Bautechniker keine Bedeutung hat. Zu der
Darlegung betreffend Ueberschreitung der Elastizitätsgrenze S. 6 möchte der
Berichterstatter bemerken, daß bei einfachen Bauten, wie sie in dem vorliegenden
Buch nur behandelt werden, so oft wiederholte Ueberbeanspruchungen, daß sie zum
Bruch führen, garnicht vorkommen. Der Hauptgrund, weshalb man die Elastizitätsgrenze
nicht überschreitet, ist doch der, daß damit größere bleibende Formänderungen
verbunden sind, die eben vermieden werden sollen. In der Aufgabe S. 9 ist der
eingespannte Balken auf Biegung zu berechnen und nicht auf Schub, ebenso der Bolzen
in Aufgabe 20. Vorteilhafter würden wohl beide Aufgaben so gestaltet, daß die
auftretenden Scheerspannungen nachgerechnet werden.
Doch das sind Nebensächlichkeiten, die als Hinweise für die nächste Auflage gedacht
sind; sie können jedenfalls den Wert des Buches nicht herabsetzen.
Stephan.
Das homogene Stabeck, Theorie der
Stabeckspannungen und des Eckmomentes in orthogonalen Stabecken, für die praktische
Anwendung mit gebrauchsfertigen Tabellen und ausführlichen Rechnungsbeispielen. Von
Dr. E. Posch. München-Berlin 1919. R. Oldenbourg. Preis
geh. M 4,40 zuzüglich 10 v. H. Sortiments-Teuerungszuschlag.
Die vorliegende Arbeit untersucht die in einem rechtwinkligen Stabeck auftretenden
Beanspruchungen. Bei der bisherigen Behandlung dieser Aufgabe wurde der eingespannte
Schenkel im Einspannraum als unverbiegbar angesehen, eine Annahme, die bei schlanken
und sehr elastischen Stäben viel zu günstige Ergebnisse liefert. Ausgegangen wird
von der schon 1888 von Winkler und Zimmermann gegebenen Lösung der betreffenden Differentialgleichung
\frac{s^4}{4}\,.\,\frac{d^4\,y}{d\,x^4}=-y, die recht
umständliche Funktionen enthält, die aber in zwei übersichtlichen Tafeln von je zwei
Seiten Umfang zusammengestellt werden. Leider ist ihr Verlauf nicht zeichnerisch
dargestellt worden, was für die Interpolation bei Zahlenrechnungen direkt notwendig
ist.
Es ergibt sich, daß die übliche Berechnung nach der Navierschen Theorie nur für ganz extreme Fälle zutrifft; die wirklichen
Spannungen an der inneren Kante sind wesentlich höher, als diese Rechnung angibt.
Größe und Verlauf der Spannungen ist etwa ebenso, wie sie die im Maschinenbau
gewöhnlich angewandte Berechnung derartiger Anordnungen als Stab mit stark
gekrümmter Mittellinie liefert.
Die angefügten Zahlenrechnungen werden leider dadurch gefälscht, daß gleich bei der
Ausgangsgleichung S. 6 ein Fehler in der Dimension unterlaufen ist. Infolgedessen
wird der Umrechnungsfaktor s, der in cm herauskommen soll in der Dimension cm3/4 berechnet.
Aus dem Grunde sind auch die allgemeinen Formeln nur mit Vorsicht zu benutzen.
Störend empfunden hat der Berichterstatter, daß der Auszug aus der älteren Arbeit des
Verfassers, auf der sich die Entwicklung aufbaut, nicht an den Anfang gestellt
wurde, sondern an das Ende des ersten Abschnittes. Die Uebersichtlichkeit und
Gleichmäßigkeit der Darstellung leidet darunter ganz bestimmt. Erschwert wird die
Durcharbeitung noch weiter dadurch, daß auf Bezeichnungen in den wenigen einfachen
Figuren verwiesen wird, die sich garnicht darin befinden.
Trotz dieser offenbaren Mängel möchte der Berichterstatter das nur 55 Seiten
umfassende Heftchen jedem empfehlen, der an einer Verbesserung der geläufigen
Biegungslehre Interesse hat.
Stephan.
Lehrbuch der Physik zum Gebrauche beim
Unterricht, bei akademischen Vorlesungen und zum Selbststudium. Von E. Grimsehl. In zwei Bänden. Erster Band: Mechanik,
Wärmelehre, Akustik und Optik. Vierte verbesserte und vermehrte Auflage,
herausgegeben von W. Hillers unter Mitarbeit von H.
Starke. XVI und 1011 Seiten. Mit 1049 Abbildungen im
Text, 10 Abbildungen auf zwei farbigen Tafeln und einem Titelbild. Leipzig-Berlin
1920. B. G. Teubner.
Gegenüber der dritten Auflage, die bei ihrem Erscheinen hier ausführlicher besprochen
worden ist (D. p. J. 1917, S. 84) weist de vierte vielfache Umänderungen und
Erweiterungen, namentlich theoretischer Art auf. Der Herausgeber hat versucht, die
drei wichtigsten Fortschritte auf dem Gebiete der Physik, die Relativitätstheorie,
die Molekulartheorie und den Begriff der Energiequanten, mit in die
Experimentalphysik hineinzuarbeiten oder zum mindesten vorzubereiten. Aus diesem
Grunde sind namentlich die Begriffe Masse und Trägheit, sowie Trägheitskraft mehr
herausgearbeitet. In der kinetischen Gastheorie sind neu behandelt die Brownsche
Bewegjung das Gesetz der gleichmäßigen Energieverteilung, das Maxwellsche Gesetz der
Geschwindigkeitsverteilung und der Zusammenhang zwischen Entropie und
Wahrscheinlichkeit; hier ist auch die Quantenhypothese eingeführt, die noch einmal
an anderer Stelle, bei der Ableitung der Planckschen Strahlungsgleichung, benutzt
wird. Um den Umfang auf einem erträglichen Maß zu halten, sind die Abschnitte rein
oder vorwiegend mathematischen Inhaltes sowie der über die Spannung im Fachwerk
stark gekürzt, bzw. gänzlich fortgelassen, da man die Kenntnis der Grundbegriffe der
höheren Mathematik wohl bei einem Studenten voraussetzen darf.
Die neue Auflage steuert also noch bewußter als die früheren auf ein allgemeineres
Lehrbuch der Experimentalphysik, namentlich zum Gebrauch beim Studium hin. Aus
diesem Grunde ist versucht worden, gerade auch die modernste Entwiklung der Physik
mit zur Darstellung zu bringen. Ob aber hierin nicht schon etwas zuweit gegangen
ist? Schließlich lassen sich nun einmal manche dieser Theorien nicht ohne sehr
weitgehende Verwendung der höheren Mathematik darstellen; an verschiedenen Punkten
muß dann doch auf den Beweis verzichtet werden. Es wäre wohl richtiger, sich hier
mit einer Schilderung, soweit sie sich zwanglos dem Rahmen der Experimentalphysik
einordnet, zu begnügen und die komplizierteren Abteilungen den Spezialvorlesungen
über theoretische Physik zu überlassen. Das wäre um so mehr zu fordern, als darunter
die Darstellung anderer Teile entschieden gelitten hat. So ist z.B. die Wärmelehre
viel zu knapp und stiefmütterlich behandelt worden, obwohl über das Thermometer
schon etwas mehr (wenn auch noch lange nicht genug) als in der 3. Auflage gesagt
ist. Mit großer Ausführlichkeit sind jetzt behandelt die Mechanik (deren Darstellung
fast uneingeschränkt lobend hervorzuheben ist), die kinetische Gastheorie und die
geometrische Optik. So macht das Werk, weil ungleichmäßig, einen etwas
unbefriedigenden Eindruck. An kleineren Wünschen für eine Neuauflage seien genannt;
die Erwähnung der in der Technik so außerordentlich wichtigen Endmaße, eine
ausführlichere Darstellung des Kreiselkompasses, wogegen manche rein konstruktiven
Einzelheiten bei den Turbinen in Fortfall kommen könnten, vor allem aber eine
richtige Darstellung der Festigkeitslehre, da die jetzige verschiedene Fehler
aufweist. Proportionalitäts-, Elastizitäts- und Streckgrenze sind nämlich durchaus
nicht identisch! Auch die Bruchgrenze ist falsch definiert, ferner ist aus der Figur
des Zerreisstabes überhaupt nichts zu ersehen. Auch die Oelluftpumpe müßte
eingehender behandelt werden, ebenso wie die modernen Dampfstrahlpumpen; dasselbe
gilt für die flüssigen Kristalle, und wie schon gesagt, die ganze Wärmelehre, vor
allem die Verdampfungswärme. Das Eiskalorimeter wäre besser im Zusammenhang mit der
Kalorimetrie als mit der Wärmetönung zu bringen. Zu knapp ist auch das Auge
behandelt, wo der prinzipielle Unterschied zwischen Zapfen- und Stäbchensehen zu
wenig hervortritt. Uebrigens nimmt nicht die Empfindlichkeit vom gelben Fleck nach
außen hin ab, sondern die Sehschärfe. So sehr auch das Eingehen auf gewisse
technische Anwendungen der Physik zu loben ist, so ist hier doch manchmal in den
Aeußerlichkeiten zu weit gegangen; es ist doch im Grunde ganz gleichgiltig, mit den
Motoren welcher Firmen die einzelnen Flugzeugtypen ausgerüstet sind (nebenbei, wer
versteht Wohl, was ein B. M. W. Motor ist?); diese Ausführungen lesen sich manchmal
wie ein Abdruck eines Reklameprospektes der betreffenden Firma, was doch durchaus
nicht gewünscht wurde. Schließlich doch eins: ein Hinweis darauf, daß die
Lebensvorgänge vielleicht das physikalische Geschehen wieder rückwärts laufen lassen
können, gehört auf keinen Fall in ein Lehrbuch der Physik. Darüber mag man
philosophisch spekulieren und Glaubensdogmen aufstellen; zur exakten Wissenschaft –
und von dieser ist doch die Physik ein Teil – gehören derartige dürre Spekulationen
nicht.
Diese Ausstellungen mußten im Interesse der Fortentwiklung für die künftigen Auflagen
gemacht werden; sie sollen aber nicht etwa den Eindruck des Tadels erwecken. Im
einzelnen ist die Darstellung klar und sachgemäß. Gerade derjenige, der sich über
die neusten Fortschritte der Physik auf einfache Weise zu unterrichten wünscht, wird
das Buch niemals ohne Befriedigung aus der Hand legen und auch der Student wird es
mit großem Vorteil in vielen Fällen benutzen können.
Berndt.
Kleiner Leitfaden der praktischen
Physik. Von Fr. Kohlrausch. 3. Auflage,
neubearbeitet von H. Scholl. XX und 324 Seiten mit 165
Abbildungen im Text. Leipzig und Berlin 1919. B. G. Teubner. Preis geb. M
10,–.
Wer jemals im physikalischen Laboratorium gearbeitet hat, der kennt natürlich das
Lehrbuch der praktischen Physik von Kohlrausch; vielen
ist der „Kohlrausch“, wie das Buch kurz genannt wird, ein unzertrennlicher
Begleiter für seine Lebensarbeit geworden, findet er doch in ihm jede Anweisung und
Anleitung zu physikalischen Messungen. Für die Mehrzahl der Laboranten, vor allem
die Mediziner und Chemiker und wohl auch die Ingenieure, brachte aber der große
Kohlrausch zu viel. Für diese wurde deshalb vor mehreren Jahren eine kleinere
Ausgabe veranstaltet, die im wesentliche! einen Auszug aus der großen darstellte,
denn grundlegend dafür war der Gedanke, daß jeder Praktikant, auch wenn er nicht
über den Anfangsunterricht des Laboratoriums hinauskommt, wissenschaftlich denken
lernen soll, und daß ein physikalischer Unterricht niemals aus dem Grunde verfehlt
ist, weil er zu wissenschaftlich betrieben wird.
In der Neubearbeitung sind diese Grundsätze zum Teil aufgegeben worden, sie ist nicht
mehr ausschließlich auf den Anfänger zugeschnitten worden, sondern soll auch für
spätere Zeiten ein dauernder Berater bleiben. Es ist deshalb nicht nur der
Aufgabenkreis erweitert, vielmehr sind auch die wichtigsten Eigenschaften und die
sachgemäße Behandlung der Apparate eingehender erörtert; besonders ist das bei den
den Mediziner interessierenden Fragen geschehen. Dafür sind andererseits wichtige
Aufgaben, wie die ganzen magnetischen und erdmagnetischen Messungen,
fortgelassen.
Während für den Erfahrenen die knappe Sprache des großen Kohlrausch außerordentlich
wertvoll ist, wird er doch dadurch ohne Umschweife auf das für ihn Wichtige
hingelenkt, so ist sie doch (wie der Referent bereits vor Jahren ausführte) für den
Anfänger zu schwierig. Es ist deshalb den einzelnen Kapiteln eine zwar kurze aber
doch genügend ausführliche Einleitung vorangestellt, welche die physikalischen
Gesetze und Tatsachen in die Erinnerung zurückrufen sollen (sie ist durch fettere
Schrift hervorgehoben). Diese Erweiterung wird namentlich der Nichtphysiker mit Dank
begrüßen. Leider sind diese Zusätze aber zum Teil etwas zu üppig geworden und
überreichern die eigentliche Aufgabe. Während in den ersten Teilen des Buches
namentlich für den Wägungen und Dichtebestimmungen, noch der Hauptwert auf die
Messungen und die Berücksichtigungen der notwendigen Korrektionen gelegt ist, und
dieser damit am meisten an den „Kohlrausch“ erinnert, läßt dies in dem
Kapitel Wärme schon nach; schließlich besteht der Text nur noch aus den
fettgedruckten Einleitungen und den kleingedruckten Beschreibungen und
Behandlungsvorschriften der Apparate, während der normale Druck, welcher die
eigentlichen Aufgaben und Messungen behandeln soll, spärlich wie die Oasen in der
Wüste sind; von Korrektionen ist schon gar nicht mehr die Rede. Das scheint mir doch
gerade gegen den Geist des „Wissenschaftlich-denken-lernen-sollens“ zu
verstoßen. Das Buch geht von einem Leitfaden zum physikalischen Praktikum immer mehr
in ein physikalisches Lehrbuch, oder noch besser gesagt, in ein (mit Auswahl
gegebenes) physikalisches Repetitorium über, das zweifellos auch seinen Wert hat,
aber für sich allein nicht ausreichend ist. Vor allem der Abschnitt Elektrizität
müßte mehr nach der eigentlichen Laboratoriumsseite hin erweitert werden, indem eine
größere Anzahl von Messungen, und zwar etwas im Sinne von Kohlrausch, behandelt
worden.
Auf ein paar der Kleinigkeiten, welche unbedingt geändert werden müssen, sei noch
aufmerksam gemacht: die gegebenen Definitionen der Geschwindigkeit und
Beschleunigung gelten nur für gleichförmige; die Empfindlichkeit ist auch bei den
modernen Wagen durchaus nicht unabhängig von der Belastung; die angegebene
Bestimmung des Torsionsmoduls wird nicht einmal zu technisch brauchbaren Werten
führen (vgl. die Durchführung im großen Kohlrausch); auch von „gelben
Lichtstrahlen“ sollte man in einem Lehrbuch der Physik nicht sprechen.
Berndt.
Lehr- und Aufgabenbuch der Physik für
Maschinenbau- und Gewerbeschulen, sowie für verwandte technische Lehranstalten
und zum Selbstunterricht. Von G. Wiegner und G.
Stephan. Erster Teil: Allgemeine Eigenschaften der
Körper, Mechanik. Zweite verbesserte Auflage. IV und 229 Seiten mit zahlreichen
Figuren im Text. 1920. B. G. Teubner. Preis kart. M 5,60.
Das aus dem physikalischen Unterricht an der Maschinenbauschule hervorgegangene Buch
ist besonders für die Schüler von Fachschulen bestimmt, die mindestens
Volksschulbildung besitzen, und soll sie hauptsächlich auf die praktischen
Anwendungen der Physik hinweisen. Danach ist die Gliederung und die Stoffauswahl
getroffen, die man im allgemeinen nur loben kann. Das gilt auch für die große
Mehrzahl der Beispiele, die, immer wieder auf die Praxis hinweisen und aus der
Verbindung mit dieser entstanden sind. Eine andere Frage ist die. ob es
wirklich nötig war, für jede gestellte Aufgabe vier verschiedene Zahlenwerte zu
geben. Ein Lehrbuch der Physik soll doch schließlich kein Rechenbuch sein und das
physikalische Verständnis wird durch die Durchführung derselben Aufgabe mit
verschiedenen Zahlenwerten durchaus nicht gefördert. Selbstverständlich ist es ganz
richtig, wenn nicht nur die allgemeine Lösung in den fast durchweg geschickt
ausgewählten Musterbeispielen gegeben, sondern diese auch zahlenmäßig durchgeführt
werden Einmal ist hier aber genügend, das andere soll man getrost dem
Rechenunterricht überlassen. Außerdem sei auf ein paar Kleinigkeiten aufmerksam
gemacht: bei der Definition des Meters fehlt der Hinweis auf die Temperatur von 0°,
bei der Korrektion des Barometers ist auch die Ausdehnung des Maßstabes zu
berücksichtigen; die Erklärung des Hebers ist nicht ganz einwandsfrei; Fig. 140
stellt nicht ein Bourdon-, sondern ein Vidi-Barometer dar. Daß auch die molekularen
Zwischenräume als Poren bezeichnet werden, entspricht nicht dem sonstigen
Sprachgebrauch. Aus demselben Grunde sollte neben dem Einheitsgewicht auf die in der
Physik gebräuchliche Benennung Dichte hingewiesen werden. Diese wenigen Bemerkungen
sind aber nicht dazu angetan, die sonst unbedingt auszusprechende Empfehlung irgend
wie abzuschwächen.
Berndt.
Handbuch der Feuerungstechnik und des
Dampfkesselbetriebes. Mit einem Anhang über allgemeine Wärmetechnik. Von
Dr.-Ing. Georg Herberg. Zweite, verbesserte Auflage. Mit
59 Abbildungen und 90 Zahlentafeln. Berlin 1919. Julius Springer. Preis geb. M
18,–.
Der ersten Auflage des Handbuches, das im Jahre 1913 erschien, ist nach Beendigung
des Krieges die zweite, verbesserte Auflage gefolgt. Der Stoff erfuhr dabei eine
teilweise Umstellung und Erweiterung an vielen Stellen. Die theoretischen Fragen
sind wie in der ersten Auflage klar und ausführlich behandelt, Kenntnisse der
höheren Mathematik werden beim Studium dieser Abschnitte nicht vorausgesetzt.
Der Verfasser behandelt nur die Steinkohlenfeuerungen, die Feuerungen mit flüssigen
Brennstoffen sind nicht berücksichtigt. Besonderer Wert ist in der neuen Auflage auf
eine genügende Beachtung der wirtschaftlichen Verhältnisse gelegt. Der Ingenieur
darf nicht allein Konstrukteur sein, sondern muß, besonders in der jetzigen Zeit, in
der Lage sein, die wirtschaftlichen Fragen zu beurteilen. Die Preisangaben des
Verfassers sind durch, die sprunghaften Veränderungen in unserem heutigen
Wirtschaftsleben überholt.
Es ist nur zu wünschen, daß das bereits in der ersten Auflage von Fachgenossen
günstig aufgenommene Buch auch in der zweiten Auflage noch mehr Beachtung findet, um
auch in den Zeiten bitterer Not am Aufbau des deutschen Wirtschaftslebens
beizutragen.
Wimplinger.
Die Regelung der Oelmaschinen.
Die Regelung der Brennstoffzumessung und der Gemischbildung bei Verwendung
schwerflüchtiger Treiböle. Von Dr.-Ing. Fritz Modersohn.
München 1919. Oldenbourg. Preis geh. M 6,50 zuzügl. 20 v. H.
Teuerungszuschlag.
In der Fachliteratur fehlt bis jetzt eine umfassende Darstellung der verschiedenen
Verfahren zur Regelung der Brennstoffpumpenförderung. Die vorliegende Schrift, die
Doktor-Dissertation des Verfassers, soll im ersten Teile diese Lücke ausfüllen. Es
wird hier ein Ueberblick gegeben über die Mittel, die zur Veränderung der für jedes
Arbeitsspiel besonders abzumessenden Brennstoff menge vorhanden sind. Der zweite
Teil beschäftigt sich mit den Vorgängen bei der Einführung der abgemessenen
Brennstoffmenge in den Verbrennungsraum. Es folgt hier eine eingehende Untersuchung
des zurzeit bekanntesten Verfahrens, nämlich der Brennstoffeinführung und
Gemischbildung mittels Druckluft. Im Anhange werden noch andere Einspritzverfahren
sehr kurz behandelt.
Der Verfasser nimmt im ersten Teile ausführlich Bezug auf die bekannten
Veröffentlichungen von Güldner, Magg und insbesondere von
Supina. Im zweiten Teil werden nicht die üblichen und
bekannten Einspritzvorrichtungen beschrieben, sondern es werden zusammenhängend
theoretisch die bei den verschiedenen Einspritzverfahren auftretenden Erscheinungen
möglichst rechnerisch verfolgt. Am Schlusse gibt der Verfasser an, daß man
verschiedentlich versucht hat, den Brennstoff unmittelbar durch die Brennstoffpumpen
ohne Zuhilfenahme eines besonderen Zerstäubemittels in den Verbrennungsraum
einzuspritzen, bei Hochdruck-Oelmaschinen jedoch ohne Erfolg. Es sei aber hier
darauf hingewiesen, daß man in England bereits mit dem Bau von kompressorlosen
Dieselmaschinen weit vorgeschritten ist. Auch das in letzter Zeit viel genannte und
aussichtsreiche Steinbecker-Verfahren ist hier zu nennen
Diese Neuerungen werden vom Verfasser nicht erwähnt.
Dem Fachmann gibt die 98 Seiten umfassende Schrift mit 51 Abbildungen viele
Anregungen für den Bau und für die Beurteilung von Hochdruck-Oelmaschinen. Die
Schrift kann deshalb zum eingehenden Studium sehr empfohlen werden.
Wimplinger.
Kolbendampfmaschinen und
Dampfturbinen. Ein Lehr- und Handbuch für Studierende und Konstrukteure.
Von Professor H. Dubbel. Vierte, umgearbeitete Auflage.
Mit 540 Textfiguren. Berlin 1919. Julius Springer. Preis geb. M 20,– und 10 v. H.
Teuerungszuschlag.
Im Verlag von Julius Springer in Berlin ist die vierte Auflage des oben bezeichneten
Werkes erschienen. Man muß dem Verfasser Dank wissen, daß er es unternommen hat, die
sehr reichhaltige, aber sehr verstreute Literatur auf dem gesamten Gebiete der
Dampfkraftanlagen in einem Buche zu vereinigen und in der vierten Auflage dem
jetzigen Stand der Technik entsprechend zu ergänzen.
Der Verfasser hebt im Vorwort hervor, daß er den neueren Bestrebungen entsprechend,
die konstruktive Richtung zugunsten der rechnerisch wissenschaftlichen
zurückzustellen, Rechnung getragen hat. Besonders ausführlich sind nun in der neuen
Auflage die Kapitel über Kondensation und Dampfturbinen behandelt. Aber immerhin ist
der Kolbendampfmaschine der größte Teil des Buches eingeräumt. Der Verwertung des
Zwischen- und Abdampfes ist ein besonderes Kapitel gewidmet. Die durch die
Zeitverhältnisse geschaffene traurige wirtschaftliche Lage zwingt auf allen Gebieten
der Wärme Wirtschaft zu Verbesserungen, die Brennstoffersparnisse im Gefolge haben.
Im verschärften Maße muß deshalb die erhöhte Wirtschaftlichkeit unserer
Dampfkraftanlagen angestrebt werden. Das Studium des Werkes nach dieser Richtung hin
kann deshalb jedem Techniker auf das Angelegentlichste empfohlen werden.
Die Ausstattung des Buches steht, was Abbildungen, Druck und Papier anbetrifft, auf
der Höhe der Zeit, wie man es bei der Verlagfirma gewohnt ist.
Wimplinger.
Die Schmierung leichter
Verbrennungsmotoren. Von Ing. K. Praetorius Mit
186 Abbildungen im Text. Automobiltechnische Bibliothek, Band IX. Preis geh. M 15,–,
geb. M 19,– und 10 v. H. Teuerungszuschlag.
Das Buch beschränkt sich, wie der Titel angibt, nur auf Ausführungsarten von
Schmiervorrichtungen für Automobil- und Flugmotoren. Man muß dem Verfasser Dank
wissen, daß er es unternommen hat, die verstreute reichhaltige Literatur auf diesem
Gebiete zu sammeln und zu ordnen.
Der Inhalt des Buches zerfällt in zehn Abschnitte: Allgemeines, Schmierstellen,
Schmiersysteme, Schmierpumpen, Regelung, Zubehör, Abdichtungen, Schmiergeräte, Aus
der Praxis, Schmierölprüfung. Da die Motorschmierung hauptsächlich eine Frage der
Praxis ist, so ist in der vorliegenden Arbeit besonders Wert darauf gelegt worden,
eine große Anzahl verschiedener Fälle an Hand von Abbildungen zu veranschaulichen.
Manche Abbildungen erinnern aber sehr an die schematischen Figuren der
Patentschriften und Kataloge. Bei anderen Abbildungen ist durch zu starke
Verkleinerung die Deutlichkeit verringert.
Wenn der Verfasser es im Vorwort als Zweck seiner Arbeit bezeichnet, die
grundlegenden Gesichtspunkte, von denen bei der zweckmäßigen Durchbildung der
Schmierung eines Fahrzeug- bzw. Flugzeugmotors ausgegangen werden muß,
zusammenzufassen und mit Hilfe der hauptsächlichen Ausführungsarten aus der Praxis
zu erläutern, so darf das Ziel wohl als erreicht gelten. Das Buch kann deshalb dem
Konstrukteur und dem Betriebsmanne, die sich mit dem Bau leichter Fahrzeugmotoren
befassen, empfohlen werden.
Wimplinger.
Grundzüge des Eisenbaues
[Eisenkonstruktion]. Leitfaden für den Unterricht an Baugewerkschulen und
verwandten technischen Lehranstalten. Von A. Göbel und O.
Henkel. Vierte, umgearbeitete und vermehrte Auflage.
Zwei Bände. Leipzig-Berlin 1919 bzw. 1920. B. G. Teubner. Preis kart. je M 3,–, dazu
Teuerungszuschläge.
Nach dem Tode des erstgenannten Verfassers hat das Buch durch den neuen Bearbeiter
eine wesentliche Umarbeitung erfahren, insbesondere ist eine Anzahl veralteter
Konstruktionen durch neue Abbildungen ersetzt worden. Auch über die praktische
Ausführung der Eisen bauten wurde eine Reihe wichtiger Angaben neu aufgenommen. Im
ersten Band ist der Abschnitt über die immer weniger zur Ausführung kommenden
gußeisernen Säulen gekürzt und dafür der über flußeiserne Stützen entsprechend
erweitert worden. Im zweiten Bande ist ein wichtiger Abschnitt über
Schaufensteranlagen neu hinzugekommen.
Beide Bände bringen jetzt auf den 198 Textseiten mit ihren 527 Abbildungen, darunter
vielen genauen Konstruktionszeichnungen, eine recht umfassende Konstruktionslehre
des Eisenbaues für den Hochbautechniker, so daß sie bestens empfohlen werden
können.
Dem Wunsche des Bearbeiters entsprechend möchte der Berichterstatter noch einige
Bemerkungen anschließen, die vielleicht bei der nächsten Auflage Berücksichtigung
finden können. Zu Band I: Obwohl Bauguß dem Maschinentechniker oft als
minderwertiges Material erscheint, ist es doch noch kein Roheisen. Die seltenere
Verwendung des Stahles im Hochbau ist wohl in erster Linie durch den höheren Preis bedingt. Nickelstahl ist als
Material für Baukonstruktionen bisher nur bei Größeren Brücken benutzt worden, sonst
wohl noch nicht. Schweißeisen dürfte wohl kaum noch bei Bauten Verwendung finden,
nicht einmal mehr für Niete, da es im Handel fast garnicht mehr vorkommt Das
Rundeisen wird in sehr bedeutenden Längen ausgewalzt, aber dann auf die
handelsübliche Länge zugeschnitten. Unter Kopf- und Stiftschrauben werden zwei ganz
verschiedene Formen verstanden. Zu Band II: Der Trapezträger wird ebenso wie die
anderen derart ausgebildet, daß sich in der Mitte kein Feld, sondern ein lotrechter
Stab befindet. Bei Besprechung der eisernen Pfetten empfiehlt sich wohl eine
Bemerkung darüber, daß die Pfetten keine Schwitzwasserrinne bilden dürfen. Die
Abbildung 284 muß um 90° gedreht werden.
Stephan.
Erd- und Straßenbau, Leitfaden
für den Unterricht an Baugewerkschulen und verwandten technischen Lehranstalten. Von
H. Knauer. Dritte, völlig umgearbeitete und vermehrte
Auflage. Leipzig-Berlin 1920. B. G. Teubner. Band 1: Der Erdbau. Preis kart. M 5,40;
Band II: Der Straßenbau. Preis kart. M 3,–, dazu Teuerungszuschläge.
Die Neuauflage hat eine weitgehende Erweiterung erfahren, die sich besonders durch
die Aufnahme zahlreicher neuer Figuren kennzeichnet. Der erste Band enthält so auf
146 Seiten 159 Abbildungen, der zweite auf 90 Seiten nur 46.
Das Buch unterscheidet sich in einer Beziehung wesentlich von den meisten anderen, in
demselben Verlag erschienenen Lehrbüchern für angehende Bautechniker. Es bringt
nämlich außer der technischen Anleitung auch eingehende Angaben und Tabellen über
die Baukosten, deren Kenntnis natürlich ein wichtiger Bestandteil des Wissens nicht
nur des Tiefbautechnikers, sondern auch des Hochbauers ist. Dort wird es freilich in
einem besonderen Lehrheft über Veranschlagen gebracht, dessen Besprechung erst vor
kurzem in dieser Zeitschrift stand. Die Vereinigung, wie sie im vorliegenden Werk
getroffen ist, erscheint dem Berichterstatter aber besonders zweckmäßig und
vorteilhaft. Freilich liegen die Verhältnisse zurzeit dafür äußerst ungünstig, und
der Verfasser hat sich dadurch geholfen, daß er eine Anzahl älterer Tabellen auf
einen Tagelohnsatz von 8 0,80 M umrechnete und bei anderen, unverändert übernommenen
wenigstens angab, wie die Umrechnung durchgeführt werden kann. Allerdings ist dabei
übersehen worden, daß die Arbeitsleistung nicht bloß im Verhältnis der Arbeitszeit
zurückgegangen ist, sondern bestenfalls nur etwa 50 v. H. der früheren beträgt. Doch
kann ja diese notwendige Verbesserung in der Umrechnung leicht mitausgeführt
werden.
Zu Einzelheiten sei noch bemerkt, daß die Beschreibung der besonderen Arten der
Bodenforderung doch wohl etwas zu knapp ist, um volles Verständnis zu finden. Die
Beschreibung der Drahtseilbahn ist sicher ziemlich unklar, außerdem stellt das
beigegebene Klischee gar keine Drahtseilbahn dar, sondern eine sogenannte Kabelbahn.
In der Tafel VI soll es wohl „Zugkraft bei 60% Füllung“ heißen statt
„Admissionsdruck“. Vielleicht könnte auch der zweite Band noch durch eine
größere Zahl von Figurenbeigaben anschaulicher gestaltet werden, als er in der
jetzigen Fassung ist. Aber auch so ist dem Werk entschieden eine weitgehende
Verbreitung zu wünschen.
Stephan.
Verkehrsentwicklung in Deutschland
seit 1800 bis zur Gegenwart. Von Prof. W. Lotz.
Aus Natur und Geisteswelt, Nr. 15. Vierte Auflage. Leipzig 1920. B. G.
Teubner.
Auf knappem Raum gibt der Verfasser nach einer kurzen Vorbetrachtung übet die
Verkehrsverhältnisse von 1500 bis 1800 eine anschauliche Darstellung des gewaltigen
Verkehrsaufschwunges auf dem Gebiete der Eisenbahnen und Wasserstraßen, der uns erst
so recht die Grundlagen für die rasche Entwicklung unserer Industrie in den letzten
Jahrzehnten schuf. Jedoch begnügt sich der Verfasser hierbei nicht mit bloßer
Feststellung der Tatsachen, er leuchtet vor allem in die inneren Zusammenhänge des
Verkehrs mit den wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen hinein und legt die
Wirkungen der Verkehrsentwicklung auf die Fortschritte aller anderen,
lebenswichtigen Gebiete dar. Besonders verdienen seine Ausführungen über die Vorzüge
und Nachteile der Verstaatlichung der Verkehrsmitte heute, wo die Verreichlichung
der Eisenbahnen bevorsteht, Beachtung. Ferner sind die Abschnitte über das
Tarifwesen der Eisenbahnen und die hierin enthaltenen, zahlenmäßigen Vergleiche
zwischen den früheren und jetzigen Tarifen deutscher und außerdeutscher Staaten
im Zeitalter der nicht endenwollenden Tariferhöhungen von besonderem Interesse. Sie
zeigen die gewaltige Verbilligung der Transporte durch die Erbauung der Schienenwege
und die Einführung der Dampfschiffahrt sowie den unheilvollen Einfluß des Krieges
auf die bisher so günstige Entwicklung des Verkehrs. Vielleicht wäre es noch
zweckmäßig gewesen, wenn der Verfasser auf die zu erwartenden, störenden
Einwirkungen des unseligen Friedensvertrages auf unser Verkehrswesen etwas näher
eingegangen wäre; denn nicht nur der Verlust zahlreicher Betriebsmittel, der in
einigen Jahren ausgeglichen sein wird, sondern vor allem die auf lange Zeit
wirksamen Vorrechte der Feinde auf dem Gebiete des Tarifwesens und in der Benutzung
unserer wichtigsten Verkehrsmittel werden uns schwere wirtschaftliche Nachteile
bringen und die Verkehrsentwicklung hemmen.
Abgesehen hiervon ist das Buch ein vorzügliches, mit Liebe durchgearbeitetes Werk,
wovon die ausführlichen, statistischen Angaben und die mit Sorgfalt aufgestellten
Literaturverzeichnisse Zeugnis ablegen. Nicht nur der Laie, für den das Buch in
erster Linie bestimmt ist, sondern auch der Fachmann wird in diesem Buch mancherlei
Anregungen finden.
Busse, Reg.-Bmstr.
Umbauten und
Wiederherstellungsarbeiten. Zum Unterricht an Baugewerkschulen und für die
Baupraxis. Von Professor M. Gebhardt, Architekt und
Oberlehrer an der Baugewerkschule zu Königsberg i. Pr. Zweite verbesserte Auflage
mit 38 Abbildungen im Text. Leipzig-Berlin 1920. B. G. Teubner. Preis kart. M 2,–,
hierzu Teuerungszuschlag.
Ueber Umbauten und Wiederherstellungsarbeiten wird beim Unterricht an den
Baugewerksschulen sowohl wie auch an den Hochschulen verhältnismäßig wenig gelehrt.
Da in der jetzigen Zeit sowie in den nächsten Jahren kaum Neubauten errichtet
werden, sondern sich die ganze Bautätigkeit auf Umbauten beschränken wird, kann das
vorliegende Heft den Schülern warm empfohlen werden, weil sie dadurch in kurzen
Worten dasjenige erfahren, was sie von solchen Arbeiten wissen müssen, wenn sie an
die Ausübung ihres Berufes gehen. Von besonderem Interesse sind die im Heft 4
erwähnten Kapitel über Feuchtigkeit in Umbauten, Mauerfraß, Hausschwamm,
Rauchbelästigung und Verschieben ganzer Bauwerke.
Friedrich Aug. Hartmann.
Lehrbuch der Mathematik für
Studierende der Naturwissenschaften und der Technik. Eine Einführung in die
Differential- und Integralrechnung und in die analytische Geometrie. Von Dr. Georg Scheffers, Professor der darstellenden Geometrie an
der Technischen Hochschule Berlin Charlottenburg. Vierte verbesserte Auflage. Mit
438 Abbildungen. X und 746 Seiten. Berlin und Leipzig 1919. Vereinigung
wissenschaftlicher Verleger, Walter de Gruyter &
Co. Preis geh. M 42,–, geb. M 46,–.
In dem vorliegenden Buche ist auf einen strengen Aufbau der Differential- und
Integralrechnung verzichtet worden. Der Verfasser hat vielmehr den Weg
eingeschlagen, den Leser, den er sich als nicht mehr im völligen Besiztt der
Schulkentnisse vorstellt, in aller Gemächlichkeit und Breite unter Umgehung jeder
Schwierigkeit mit den Methoden der Infinitesimalrechnung und ihren Anwendungen
bekannt zu machen. Daß diese Methode bei Vielen Anklang gefunden hat, beweist das
Erscheinen von vier Auflagen im Verlauf von 14 Jahren. Gegenüber der dritten Auflage
sind keine wesentlichen Aenderungen vorgenommen worden.
A. Baruch.
Textabbildung Bd. 335