Titel: | Bücherschau. |
Autor: | Schmolke |
Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 173 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Die Kohlenversorgung
Europas. Von A. H. Goldreich. 8°. 268 Seiten mit
44 Abbildungen. Berlin-Wien 1918. Urban & Schwarzenberg. Preis geh. M
12,–.
Das Buch ist im vierten Kriegsjahr, also vor Friedenschluß geschrieben und behandelt
das Thema besonders in den zwei ersten Teilen vom Standpunkte der ehemaligen
Zentralmächte Deutschland und Oesterreich aus. Diese Teile sind durch die Ereignisse
überholt. Der Wert des Buches liegt in den Ausführungen des Verfassers über die Wege
zur Behebung der Kohlennot. Allerdings werden gerade praktische Mittel, wie die
Aschenaufbereitung, Schlamm- und Abhitzeverwertung und die Herbst sehen Grundsätze
für die Kohlenaufbereitung nicht erwähnt. Bei dieser Gelegenheit verbreitet sich der
Verfasser über sein Lieblingsthema, die Bergschadensfrage, auf welchem Gebiete er
wohl am bekanntesten geworden ist. Die beigefügten Bilder wirken auf Laien etwas
schaurig und tragen hoffentlich nicht dazu bei, den Bergbau in übertriebenem Maße zu
knebeln. Der Verfasser verficht allerdings selbst die Meinung, den Bergbau unter
gewissen Sicherheitsvorkehrungen unbeschränkt zu betreiben. Sehr beachtenswert für
die Bauleute ist der Gedanke, die Baukonstruktionen den unvermeidlichen
Bodenbewegungen anzupassen. In den rechtlichen Beziehungen zwischen Eisenbahn und
Bergbau gibt der Verfasser leider keine Richtlinien für eine Reform an. Bei der
Untersuchung, ob der Bergbau Staats- oder privatwirtschaftlich zu betreiben ist,
fällt die Entscheidung auf allen Fronten zugunsten der Privatwirtschaft aus. Damit
kommt der Verfasser zur Beleuchtung der verschiedenen vorgeschlagenen Bahnen in der
künftigen Wirtschaft, lehnt den Staat als Unternehmer ab, verwirft Rathenaus
„neue Wirtschaft“ und kommt mit dem Hansabund, Jul.
Wolf und Calwer zur freien Entwicklung der Privatwirtschaft. Mißwirtschaft
will Verfasser überall durch einsichtige Gesetzgebung vermieden wissen, die mit
Hilfe eines Staatsrates zustande kommen soll.
Das Schlußkapitel wird endlich dem Buchtitel teilweise gerecht, indem es den
Machthunger nicht nur der europäischen Mächte nach Erwerb von Kohlenländern
illustriert. Sehr menschlich gedacht ist des Verfassers Forderung eines
„europäischen Kohlenverteilungsplanes“ vor Inkrafttreten des freien
Wettbewerbs, um der leidenden Menschheit zunächst einmal die für die Ernährung
unbedingt erforderlichen Kohlenmengen zur Verfügung zu stellen.
Dr.-Ing. Lange.
Raumlehre für Baugewerkschulen und
verwandte bautechnische Schulen. Von Prof. Martin
Girndt, Oberlehrer in Neukölln. Erster Teil: Ebene Figuren, Oberflächen von
Körpern. Mit 253 Abbildungen im Text und 209 Aufgaben. Zweiter Teil:
Dreiecksberechnung und Körperlehre. Mit 105 Abbildungen im Text und zahlreichen
Aufgaben aus der Baupraxis. Fünfte, neubearbeitete Auflage. Leipzig und Berlin 1920.
B. G. Teubner. Preis kart. M 2,80 bzw. M 2,20.
Die Ableitung der räumlichen Beziehungen wird soweit wie möglich auf einfache
räumliche Bewegungsvorgänge begründet, das alte „Beweisschema“:
Voraussetzung, Behauptung, Beweis ist völlig überflüssig geworden. Dadurch wird der
planimetrische Unterricht schon auf der untersten Stufe zielbewußt und folgerichtig
in vollste Uebereinstimmung gebracht mit einer der wichtigsten Aufgaben des
technischen Unterrichts überhaupt: der Erweckung des räumlichen
Anschauungsvermögens. Ferner wird er dem auf dieses Ziel ganz besonders gerichteten
Unterrichte der „darstellenden Geometrie“ oder dem
„Projektionszeichnen“, der mit dem planimetrischen Unterrichte zugleich
auf der untersten Stufe beginnt, wesensgleicher. Und endlich gestattet die
räumlich-anschauliche Behandlungsweise eine ziemlich erhebliche Minderung des
schulwissenschaftlichen Lehrstoffes und damit eine gründlichere Behandlung
angewandter Mathematik. Getragen von diesen Grundsätzen ermöglichen die Lehrbücher
des Verfassers eine ganz ausgezeichnete Ausbildung der Schüler auf ihren, künftigen
Beruf. Dazu verhelfen auch in hervorragendem Maße die zahlreichen Aufgaben, die
durchweg der Praxis entnommen sind und die Bedeutung der mathematischen
Entwicklungen ins rechte Licht setzen.
A. Baruch.
Antike Technik. Von H. Diels. 2. Auflage. Leipzig 1920. B. G. Teubner. Preis M
9,–, geb. M 11,–.
Bereits beim Erscheinen der ersten Auflage habe ich auf dieses Buch mit Nachdruck
hingewiesen und seinen Verfasser den Vertretern des Historismus und Philologismus
als Vorbild dafür entgegengestellt, daß man über den Formenschönheiten der antiken
Kultur nicht den Realismus unserer technischen Blütezeit vernachlässigen darf.
Die neue Auflage des Dielsschen Buches bringt eine Reihe
von Erweiterungen in den Kapiteln über Telegraphie, Automat und Taxameter und
außerdem ein neues umfangreiches Kapitel über die antike Uhr.
Auch die neue Auflage verstärkt den Eindruck, daß die Griechen einen großen Teil der
hier beschriebenen Erfindungen anderen Völkern, den Barbaren, verdanken, daß ihre
Schriftsteller es aber unterlassen haben, genaue Kunde hierüber der Nachwelt zu
überliefern.
Jahnke.
Funktionenlehre und Elemente der
Differential- und Integralrechnung. Lehrbuch und Aufgabensammlung für
technische Fachschulen (höhere Maschinenbauschulen usw.), zur Vorbereitung für die
mathematischen Vorlesungen der Technischen Hochschulen, sowie für höhere
Lehranstalten und zum Selbstunterricht. Von Dr. Heinrich
Grünbaum, weil. Reallehrer am staatlichen Technikum Nürnberg.. Vierte
erweiterte Auflage neu bearbeitet von Dipl.-Ing. Prof. Dr. Siegfried Jakobi, Oberlehrer der preuß. vereinigten Maschinenbauschulen
Elberfeld-Barmen. Mit 85 Abbildungen. Leipzig und Berlin 1920. B. G. Teubner. Preis
kart. M 6,–.
Die einzelnen Abschnitte tragen folgende Ueberschriften: Ganze Funktionen. Einige
Differentialquotienten und Integrale. Funktionswerte in Form von Reihen. Zinseszins-
und Rentenfunktionen. Gebrochene und irrationale Funktionen. Der Grenzbegriff.
Differentialquotient der allgemeinen Potenz und der zusammengesetzten Funktionen.
Exponentialfunktion und Logarithmus. Die trigonometrischen und zyklometrischen
Funktionen. Integralrechnung. Ergänzungen zu den letzten Abschnitten.
Wahrscheinlichkeitsrechnung und Versicherungswesen. – Aus dieser Aufzählung geht
schon hervor, welch reichen Inhalt das Buch enthält. Daneben bringt es noch eine
große Zahl von Uebungsaufgaben, die teils der reinen Mathematik, teils ihren
Anwendungen auf die verschiedenen Gebiete der Technik entnommen
sind. Die Darstellung ist überall klar und einwandsfrei, so daß das Buch auch
zum Selbststudium bestens empfohlen werden kann. In der vorliegenden vierten Auflage
ist die Reihenlehre auf einer viel breiteren Grundlage aufgebaut worden; auch hat
die Lehre von den impliziten Funktionen und von den partiellen
Differentialquotienten etwas weitergehende Berücksichtigung gefunden. Zu begrüßen
ist auch die Aufnahme von Abschnitten aus der Wirtschaftsmathematik, die auf dem
Funktionsbegriff aufgebaut sind.
A. Baruch.
Trigonometrie für Maschinenbauer und
Elektrotechniker. Ein Lehr- und Aufgabenbuch für den Unterricht und zum
Selbststudium. Von Dr. Adolf Heß, Professor am kantonalen
Technikum in Winterthur. Dritte Auflage. Mit 112 Textfiguren. Berlin 1919. Julius
Springer. Preis M 6,–.
In diesem Lehrbuch der Trigonometrie wird auf das Rechnen mit den natürlichen Werten
der trigonometrischen Funktionen das Hauptgewicht gelegt, da der praktische
Ingenieur fast einzig und allein mit den numerischen Werten rechnet. Sodann wird
auch die graphische Darstellung besonders betont, da aus ihr wohl am besten der
Verlauf der trigonometrischen Funktionen, die Interpolation, die Auflösung
goniometrischer Gleichungen, die Kombination mehrerer Sinusfunktionen usw.
hervorgeht. Im letzten Paragraphen wird die Sinuskurve, die für den Elektrotechniker
und Maschinenbauer von besonderer Wichtigkeit sind, etwas eingehender behandelt.
Einen wesentlichen Bestandteil des Buches bilden die Uebungsaufgaben, die fast
durchweg dem Ideenkreis des Technikers entnommen sind. Um Aufgaben, bei denen der
Rechenschieber nicht zu genügend genauen Resultaten führt, numerisch genauer
berechnen zu können, hat der Verfasser im Anhang eine kurze Anleitung über
abgekürzte Multiplikation und Division, sowie über abgekürztes Wurzelausziehen
gegeben. Gegenüber der vor drei Jahren erschienenen zweiten Auflage waren keine
nennenswerten Verbesserungen nötig.
A. Baruch.
Theorie und Praxis des logarithmischen
Rechenschiebers. Von Albert Rohrberg, Oberlehrer
am Realgymnasium in Berlin-Treptow. Mit 2 Abb. im Text. Zweite, verbesserte und
erweiterte Auflage. Leipzig und Berlin 1919. B. G. Teubner. Preis kart. M
1,40.
Das anregend geschriebene Büchlein ist als 23. Bändchen der
„Mathematisch-physikalischen Bibliothek“ erschienen. Daß schon nach zwei
Jahren eine Neuauflage notwendig geworden ist, beweist wohl zur Genüge seine
Brauchbarkeit als Wegweiser für den Gebrauch des Rechenschiebers. Es sei daher
allen, die es noch nicht kennen, warm empfohlen.
A. Baruch.
Einführung in die Nomograghie.
Zweiter Teil: Die Zeichnung als Rechenmaschine. Von Paul
Luckey, Oberlehrer am städtischen Gymnasium zu Elberfeld. Mit 34 Abb. im
Text. Leipzig und Berlin 1920. B. G. Teubner. Preis kart. M 1,40.
Dieses 37. Bändchen der „Mathematisch-physikalischen Bibliothek“ zeichnet sich
trotz seines geringen Umfangs durch einen überaus reichhaltigen Inhalt aus. Es gibt
an einfachen, durchsichtigen Beispielen einen Begriff vom Wesen und Nutzen der
funktionalen Papiere und der Rechenblätter oder Nomogramme, insbesondere der
Fluchtentafeln. Mögen recht viele Nutzen aus seinem Inhalte ziehen. Von dem früher
erschienenen ersten Teil kann es unabhängig benutzt werden.
A. Baruch.
Graphische Methoden. Von C. Runge, Professor an der Universität Göttingen. Sammlung
mathematisch-physikalischer Lehrbücher, herausgegeben von E. Jahnke, Bd. 18. Zweite Auflage. Mit 94 Abbildungen im Text. Leipzig und
Berlin 1919. B.. G. Teubner. Preis kartoniert M 4,80, geb. M 5,50.
Die Wichtigkeit der graphischen Methoden für den Ingenieur und ihre geschickte
Auseinandersetzung in dem vorliegenden Lehrbuch lassen es verstehen, daß bereits
vier Jahre nach seinem ersten Erscheinen (vgl. die Besprechung im 20. Heft des 330.
Bd.) eine Neuauflage notwendig geworden ist. Von einer Veränderung des Textes hat
der Verfasser Abstand genommen, dagegen sind eine große Zahl von Figuren neu
gezeichnet worden. Wir wünschen dem Buche weiter gute Verbreitung.
A. Baruch.
Lehrbuch der darstellenden
Geometrie. Von Dr. W. Ludwig, ord. Professor an
der Technischen Hochschule Dresden. Erster Teil: Das rechtwinklige Zweitafelsystem
(Vielflache, Kreis, Zylinder, Kugel). Mit 58 Textabbildungen. VI und 135 Seiten.
Berlin 1919. J. Springer. Preis geh. M 8,–.
Das Lehrbuch ist hervorgegangen aus Vorlesungen des Verfassers an der Technischen
Hochschule zu Dresden. Gegenüber den in den letzten Jahren erschienenen Lehrbüchern
ähnlichen Charakters hat es ein eigenes Gepräge. Wie der Zweck einer Vorlesung
der sein soll, neben einer Vermittlung gediegener Kenntnisse vor allem zu weiterem
Studium zu befähigen und anzuregen, dagegen auf Vollständigkeit i. a verzichtet
werden muß, so wirkt auch das vorliegende Lehrbuch in erster Linie anregend und
befähigt den Lesenden, weitere Aufgaben der darstellenden Geometrie zu lösen.
Ermunternd zu einem Studium des Buches ist seine Kürze und seine anschauliche, zum
Selbstarbeiten anregende Darstellung, was bei einem Lehrbuch der darstellenden
Geometrie viel heißen soll. In dem bis jetzt erschienenen ersten Teil wird die
rechtwinklige Projektion auf mehrere Rißtafeln und die Ellipse als affines Bild des
Kreises behandelt. Auf Uebungsbeispiele, die den einzelnen Studienrichtungen
angepaßt sind, wird besonderer Wert gelegt, die Anwendungen der darstellenden
Geometrie sind zum großen Teil für die Auswahl des Stoffes maßgebend gewesen.
A. Baruch.
Grundzüge der Differential- und
Integralrechnung. Von Dr. Gerhardt Kowalewski,
o. ö. Professor der Mathematik an der deutschen Universität zu Prag. Zweite
verbesserte Auflage. Mit 31 Abbildungen im Text. IV und 416 Seiten. Leipzig und
Berlin 1919. B. G. Teubner. Preis geh. M 12,–, geb. M 14.–.
In der bekannten Sammlung „Aus Natur und Geisteswelt“ hat der Verfasser eine
„Einführung in die Infinitesimalrechnung“ erscheinen lassen, mit der das
vorliegende Buch viele Berührungspunkte hat. Nur ist hier vieles gründlicher und
ausführlicher behandelt, so vor allem die Theorie der Irrationalzahlen. Der
Verfasser ist bemüht gewesen, überall möglichst streng zu sein. Bekanntlich ist ja
die Differential- und Integralrechnung lange zum Segen der Wissenschaft in Gebrauch
gewesen, bevor man an eine kritische Untersuchung ihrer zuerst recht mangelhaften
Grundlagen heranging. Jetzt ist man imstande, die Infinitesimalrechnung in völlig
einwandfreier Weise aufzubauen. In diesem Sinne beginnt das Lehrbuch mit
Betrachtungen über irrationale Zahlen und entwickelt von da aus die Gesetze der
Differential- und Integralrechnung in einwandfreier Weise. Dabei werden auch die
geometrischen Anwendungen in den Bereich der Betrachtung gezogen. Im Anhang wird
einiges aus der Theorie der Determinanten entwickelt. Das Buch hat schon bei seiner
ersten Auflage anerkennende Beachtung gefunden, so daß bei der jetzt erschienenen
zweiten Auflage keine größeren Veränderungen vorgenommen zu werden brauchten. Es
möge hier noch eine Bemerkung Platz finden, die mit dem Inhalt des Buches nichts zu
tun hat, sondern mit seiner äußeren Ausstattung. Papier und Druck sind trotz der
ungünstigen Zeitverhältnisse gut, dagegen gibt der Verlag seit einiger Zeit
Exemplare heraus, die er als geheftet bezeichnet, die es aber in Wirklichkeit nicht
sind, Die Seiten sind vielmehr lose hineingelegt und kommen sehr leicht in Unordnung
Wenn dies schon bei der Durchsicht eines zur Besprechung übersandten Buches lästig
ist, um wieviel mehr bei längerem Gebrauch. Sollte sich diesem Uebelstand nicht
abhelfen lassen?
A. Baruch.
Nacht und Morgen der
Weltwirtschaft. Von Oberingenieur a. D. O. C. Roedder. Chemnitz 1919. Industrie – Verlag Vogler & Seidler, G. m. b.
H. Preis M 2,20.
Der Verfasser der vorliegenden kleinen Schrift gibt eine Uebersicht der gegenwärtigen
Weltwirtschaftslage und weist auf die Wege hin, die zu beschreiten sind, wenn man
eine Gesundung der zurzeit fast hoffnungslosen Verhältnisse herbeiführen will. In
einem einleitenden Kapitel ist die Wirkung des jahrelangen Fehlens der deutschen
Ausfuhr auf das Ausland geschildert. Man gewinnt ein Bild von den Vorkehrungen, die
man dort während des Krieges traf, um den Fortfall der deutschen Erzeugnisse dem
eigenen Lande möglichst wenig fühlbar zu machen. Im engen Zusammenhange hiermit
stehen die im 2. Abschnitte beschriebenen Maßnahmen, durch welche die Gegner ihren
Export zu erweitern strebten, um die Märkte zu erobern, die infolge der Blockade
Deutschlands unbeliefert blieben. Zum Schlusse folgt ein Ausblick auf die nach
Eintritt der umwälzenden wirtschaftlichen Veränderungen der heimischen Industrie
verbliebenen Exportmöglichkeiten. Ein gewisser Optimismus des Verfassers bei
Betrachtung der Zukunft berührt wohltuend. Dabei bleiben die gebrachten Ausführungen
stets sachlich. Es wäre auch falsch, Gefühlsmomente an dieser Stelle zu stark zu
betonen. Auf die große Zahl der statistischen Daten sei besonders hingewiesen. Wenn
Roedder hervorhebt, daß die augenblickliche Lage
wenig geeignet ist für Experimente von Dilettanten oder für die Erfüllung maßloser
Forderungen der arbeitendenden bzw. arbeitslosen Klassen, so wird man ihm durchaus
beistimmen müssen.
Schmolke.
Die Organisationsbestrebungen in
Stabeisen-Fabrikation und Stabeisen-Handel. Von Wilhelm Adler, Doktor der Staatswissenschaften. Bonn 1920. A. Marcus und
E. Webers Verlag.
Die Frage der Stabeisensyndizierung gab bereits vor dem Kriege Anlaß zu
lebhaften Erörterungen. Sie wird, nachdem sie Jahre hindurch nicht aufgerollt wurde,
jetzt wieder die Beachtung der beteiligten Kreise in Anspruch nehmen. Zu rechter
Zeit erscheint daher eine Schrift, in welcher die geschichtliche Entwicklung der
Organisationsbestrebungen in Stabeisen-Fabriktion und -Handel dargestellt ist und
Fingerzeige für die zukünftige Regelung des Verhältnisses der Produktionsfähigkeit
der Werke zu der Aufnahmefähigkeit des Marktes gegeben werden. Es ist nämlich die
praktische Durchführbarkeit der Stabeisenkontrollierung nicht zweifelhaft trotz der
bisherigen Mißerfolge der Organisationsbestrebungen. Das auch dem Fernerstehenden
viel Beachtenswertes bietende, aus dem volkswirtschaftlichen Seminar von Prof. Dr.
Wiedenfeld hervorgegangene Buch verdient volle
Anerkennung. Besonders gelungen ist dem Verfasser der Nachweis der entscheidenden
Bedeutung der Syndizierung von Stabeisen für den planmäßigen Ausbau des gesamten
Sydikatswesens der Eisenindustrie.
Schmolke.
Vergesellschaftung Industrieller
Betriebe. Von S. Herzog. Zürich 1919. Rascher
& Co.
Weite Kreise des deutschen Volkes glauben, daß ein Aufstieg aus der gegenwärtigen
schweren Lage eintritt, wenn man zur Vergesellschaftung der industriellen
Betriebe schreitet. Es verlohnt sich daher, zu untersuchen, ob diese seit
Jahrzehnten von sozialistischer Seite geforderte Maßnahme zum Ziele führt. Auf Grund
sachlicher Betrachtungen warnt Herzog mit Recht davor,
übertriebene Hoffnungen an eine derartige Umwälzung des Wirtschaftslebens zu
knüpfen. Die jetzige Zeit höchster Not ist nicht geeignet für Experimente, deren
Ergebnis überaus zweifelhaft ist. Zahllose Fragen blieben bisher unbeantwortet,
welche brennend werden, sobald eine allgemeine Gewinnbeteiligung und Mitbestimmung
eintritt. Wer soll z.B. dann den Konkurrenzkampf regeln, wer Risiko und Ausfälle
tragen? Demgegenüber kann man auf eine zwar infolge des unglücklichen Krieges
zusammengebrochene, vordem aber glänzende Entwicklung des Wirtschaftsleben
zurückblicken, die von tatkräftigen Verlustgefahren nicht scheuenden Willensmenschen
herbeigeführt wurde. Allerdings wird man nicht leugnen können, daß die Wirkungen des
bisherigen Systemes auch Schattenseiten hatten. Soll man aber deshalb die völlige
Beseitigung des Unternehmertums fordern? Näher liegt es wohl, ohne starres
Festhalten am Ueberkommenen nach einer Gesellschaftsordnung zu streben, welche die
gesunden Grundlagen des Kapitalismus mit sozialen Fortschritten vereinigt. Die
Ausführungen Herzogs dürften dazu beitragen, diesem Ziele
näher zu kommen.
Schmolke.
Textabbildung Bd. 335