Titel: | Bücherschau. |
Autor: | Stephan |
Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 203 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Bestimmungen über die bei
Hochbauten anzunehmenden Belastungen und über die zulässigen Beanspruchungen der
Baustoffe mit Erlaß vom 24. Dezember 1919. Berlin 1920. Ernst & Sohn.
Preis geheftet M 0,80 und Postgeld.
Die bisherigen Bestimmungen vom 31. Januar 1910 hatten in der Zwischenzeit eine ganze
Reihe von Ergänzungen und Abänderungen erfahren, außerdem hat sich die Zweiteilung
in „Bestimmungen“, die für Staatsbauten maßgebend sind, und
„Berechnungsgrundlagen“, die den baupolizeilichen Prüfungen als
Unterlagen dienen sollen, nicht als zweckmäßig erwiesen, so daß eine Neubearbeitung
nötig erschien.
Im Gegensatz zu der früheren Bearbeitung werden nicht mehr für jede Dachdeckung und
Zwischendeckenkonstruktion die anzunehmenden Gewichte gegeben, sondern in einer
mehrfach erweiterten und an einzelnen Stellen auch in den Zahlenwerten geänderten
Zusammenstellung nur die Einzelgewichte für jeden Belastungsteil bzw. ihr
Einheitsgewicht. Von wesentlicher Bedeutung ist auch die Erhöhung der zulässigen
Belastung für Mauerwerk je nach der Druckfestigkeit der verwendeten Ziegel. Ferner
sind manche Belastungen von Wohngebäuden, Schulen und dergl. herabgesetzt, ebenso
können jetzt Stützen, Unterzüge, Grundmauern usw., die die Lasten mehrerer Geschosse
aufzunehmen haben, durch ein Staffelungsverfahren mit geringerer
Gesamtbelastung als bisher berechnet werden.
Eine besondere Empfehlung des nur 11 zu Zweidritteln bedruckte Textseiten im
Reichsformat umfassenden Heftes ist naturgemäß unnötig; sein eingehendes Studium
liegt ja im Interesse jedes Baufachmannes.
Freilich will es dem Berichterstatter nicht als folgerichtig erscheinen, daß z.B. die
Vorschriften über die Berechnung von Schornsteinen oder die für Eisenbeton- und
Betonbauten ungeändert blieben. Mindestens hätte für diese Bauten gleichzeitig die
Belastungsfähigkeit des guten Baugrundes auch allgemein auf 4 kg/cm2 heraufgesetzt und die des gewöhnlich für
Schornsteine verwendeten Hartbrandmauerwerkes ähnlich wie in den Hamburger
Vorschriften von der Höhe der darüber befindlichen Säule, d.h. von der Abbindezeit
des Mörtels, abhängig gemacht werden können.
Stephan.
Erläuterungen zu den preußischen
Hochbaubelastungsvorschriften 1919. Von Ellerbeck. Berlin 1920. Wilhelm Ernst & Sohn. Preis geheftet M
1,60.
Das kleine, 30 Oktavseiten umfassende Heftchen bildet eine wichtige und`wertvolle
Ergänzung der im obigen besprochenen
Bestimmungen. Es enthält zuerst einige Begründungen und Vergleiche über die
Abschnitte A und B der Bestimmungen betreffend Eigengewicht, erörtert dann
ausführlicher den Abschnitt C Belastungen und das neue Staffelungsverfahren und gibt
schließlich eine eingehende Besprechung der Eulerschen Knickformel und ihrer
bequemen Anwendung unter Berücksichtigung exzentrischer Belastungen. Dazu kommen
noch einige Bemerkungen über die einfache Annahme der Stützweite von Trägern bei
gegebener Lichtweite und ferner Angaben über die Beanspruchungszahlen für die
hauptsächlichen Baustoffe Flußeisen, Gußeisen, Holz. Die Durcharbeitung dieses
Heftchens zusammen mit den neuen Bestimmungen ist jedem Interessenten dringend
anzuraten.
Stephan.
Die Grundlage der Einsteinschen
Gravitationstheorie, mit einem Vorwort von A. Einstein. Von E. Freundlich. Dritte erweiterte
und verbesserte Auflage. VI und 96 Seiten. 1920. J. Springer. Preis M 6,50.
Das Buch ist anläßlich des Erscheinens der zweiten Auflage hier eingehend gewürdigt
worden (s. Bd. 334, 125, 1919). Das damals ausgesprochene günstige Urteil hat durch
die schnelle Notwendigkeit einer neuen Auflage seine Bestätigung gefunden. Der
Umfang derselben ist noch etwas gewachsen, da das Einleitungskapitel über die
spezielle Relativitätstheorie vollständig neu bearbeitet und durch verschiedene
Anmerkungen ergänzt ist. Auch die folgenden Kapitel über die Maßverhältnisse der
Raum-Zeit-Mannigfaltigkeiten sind einer gründlichen Durcharbeitung unterzogen. Das
erstrebte Ziel nach noch größerer Klarheit und Strenge der Ueberlegungen dürfte
damit erreicht sein. Dagegen sind die Hauptkapitel über die prinzipiellen
Schwierigkeiten der klassischen Mechanik und die Einsteinsche Theorie im wesentlichen unverändert geblieben. An Ergänzungen
sind nur eingefügt die Einsteinschen Entwicklungen über
die räumliche Struktur der Welt als Ganzes und die Fortschritte der Prüfung seiner
Theorie, wobei namentlich kurz auf die Ergebnisse der Expeditionen zur Beobachtung
der Sonnenfinsternis im Mai des Vorjahres hingewiesen ist, die eine Bestätigung der
Forderung der allgemeinen Relativitätstheorie bezüglich der Krümmung der
Lichtstrahlen im Schwerefelde erbracht haben. Die inzwischen bekannt gewordenen
genaueren Messungen konnten leider nicht mehr berücksichtigt werden. Durch die
angeführten Aenderungen hat die kleine Schrift entschieden noch gewonnen und ist
deshalb als Einführung in den Gedankengang der Relativitätstheorie vorbehaltslos zu
empfehlen.
Berndt.
Farben und Farbensehen. Von C.
Hensel. VIII und 82 Seiten, mit 16 Figuren im Text.
Selbstverlag des Verfassers, in Kommission bei der Franckhschen Verlagshandlung in
Stuttgart.
Das Ziel dieser Arbeit ist eine Zusammenfassung und Verarbeitung der Ergebnisse der
Wissenschaft; sie wendet sich vorzugsweise an die, welche beruflich auf die
Erkenntnis des Farbenwesens hingewiesen sind. Der Verfasser hält dies für nötig, da
die Wissenschaft immer nur erklärt, wie die Einzelerscheinungen aus den Ursachen
hervorgehen und auch, wie sie sich in der Gesamterscheinung geltend machen; es fehlt
aber der umgekehrte Weg, indem man von der Gesamterscheinung ausgeht, sie nach den
Einzelerscheinungen zergliedert und dann erst auf die Ursachen zurückführt, während
dies gerade die Bahn, ist, die (nach Ansicht des Verfassers) der Laie einschlagen
muß. Daß der Verfasser das gesteckte Ziel mit seiner Darstellung erreicht, kann man
nicht behaupten. Wie die meisten Arbeiten über Farben und Farbensehen, welche von
nicht fachmännischer Seite ausgehen, leidet sie an der nicht genügend scharfen
Trennung von Spektral- und Körperfarben; hieraus ergeben sich dann Unklarheiten und
schiefe Darstellungen sowie auch falsche Schlußfolgerungen. Daß demgegenüber andere
Punkte gut beobachtet sind, soll in keiner Weise geleugnet werden, kann aber das
Versagen bei der Darstellung der genannten entscheidenden Grundlage nicht
aufheben.
Berndt.
Bürgerliche Baukunde und
Baupolizei. Leitfaden für den Unterricht an Baugewerkschulen und verwandten
technischen Lehranstalten. Von Claus Busse, Architekt und
Direktor der Staatlichen Gewerbeschulen zu Thorn. Zweite verbesserte Auflage mit 217
Abbildungen im Text. Leipzig und Berlin 1919. B. G. Teubner. Preis M 3,60.
Ein Hauptlehrgegenstand in den Baugewerkschulen ist die bürgerliche Baukunde. Durch
dieselbe wird der Schüler mit den notwendigsten Erfordernissen der Bauten bekannt
gemacht. Die soeben erschienene zweite Auflage obigen Buches ist den Aufgaben gemäß
eingeteilt, die der Schüler in den einzelnen Klassen zu bearbeiten hat.
Abschnitt I behandelt die Lage der freistehenden Wohngebäude im allgemeinen und die
Anlage kleinerer freistehender Wohngebäude. Im Abschnitt II folgen Grundrißlösungen
für kleinere Wohngebäude auf dem Lande. Im Abschnitt III werden größere Landhäuser,
eingebaute Reihenhäuser und kleinere städische Mietshäuser vorgeführt. Und im
Abschnitt IV größere Wohn- und Geschäftshäuser, sowie einige kleinere
öffentliche Gebäude behandelt.
In einem Anhang sind die baupolizeilichen Bestimmungen für Landgemeinden und
Stadtgemeinden zusammengefaßt.
Der Verfasser hat mit Recht vermieden die größeren Bauaufgaben ausführlich zu
behandeln, weil die Bearbeitung solcher Projekte Aufgaben der Architekten und nicht
der Bautechniker sind. Dagegen sind das Bauernhaus und andere ländliche Gebäude
eingehend besprochen. Alle Abschnitte sind durch reichliche Beigaben von Zeichnungen
erläutert.
Friedrich Aug. Hartmann.
Naturbauweisen. Ein Ratgeber für
Siedler und Baulustige. Im Auftrage des Reichsverbandes zur Förderung sparsamer
Bauweise E. V. und in Verbindung mit dem Deutschen Verein für ländliche Wohlfahrts-
und Heimatpflege bearbeitet von Alfons Anker. Berlin
1919. Deutsche Landbuchhandlung G. m. b. H.
Obiges Büchlein will den einfachen Mann zum Siedlungsbau ermutigen. Die infolge des
Kohlenmangels hervorgerufene Kohlennot hat zahlreiche altbewährte, nur ganz
vergessene Naturbauweisen wieder aufkommen lassen, die übersichtlich und
leichtverständlich beschrieben und durch Abbildungen erläutert werden. Der
vorliegende „Ratgeber“ soll den Baulustigen in allen Fragen sparsamer
Bauweisen als Nachschlagebuch dienen. – Als Mangel des kleinen Werkes ist zu
bezeichnen, daß nicht darauf hingewiesen ist, daß auch beim einfachsten Bau der Rat
eines erfahrenen Architekten eingeholt und ein Plan von einem solchen angefertigt
werden muß. Durch die richtige Dimensionierung der Räume und richtige Anwendung von
altbewährten Konstruktionen wird in erster Linie eine Verbilligung eines Baues
erziehlt. – Ein Vorwort von Geheimrat Prof. Dr. Seeßelberg geschrieben geht dem Werk voraus.
Friedrich Aug. Hartmann.
Eisen im Hochbau. Ein Taschenbuch
mit Zeichnungen, Zusammenstellungen und Angaben über die Verwendung von Eisen im
Hochbau. Herausgegeben vom Stahlwerks-Verband, A.-G.,
Düsseldorf. Fünfte, völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Berlin 1920.
Julius Springer. Preis M 16,– ohne weitere Zuschläge.
Das in der Kriegszeit vergriffen gewesene Taschenbuch erscheint in der Neuauflage
wesentlich erweitert und verbessert, so daß es schwer fällt, den Inhalt hier auch
nur annähernd zu skizzieren, der in zehn Hauptabschnitte mit einem Anhang von
insgesamt 439 Textseiten zerfällt.
Der erste Abschnitt enthält die Lieferungsvorschriften und besonderen
Verkaufsbedingungen des Stahlwerks-Verbandes, sowie die üblichen Tafeln für die
Formeisen, Gruben-, Eisenbahn- und Laufkranschienen, Stabeisen und Bleche jeder Art.
Im zweiten folgen kurze Angaben über Hölzer, Seile, Ketten und Laufkrane, die
hauptsächlich für den Aufbau der Eisenkonstruktionen die nötigen Hilfsmittel bieten
sollen. Der dritte macht Angaben über Niete und Schrauben und gibt dann recht
bequeme Tafeln über zusammengesetzte Formeisen, Stützen, Blechträger, Fenster- und
Türträger, Fachwerkwände und Treppen. Der vierte Abschnitt bringt im wesentlichen
kurze Angaben aus der Festigkeitslehre, worin besonders die Knickfestigkeit
eingehender behandelt wird. Der fünfte enthält die amtlichen Vorschriften über die
bei Hochbauten anzunehmenden Belastungen und Beanspruchungen mit sonst nirgends zu
findenden Zusätzen über den Giltigkeitsbereich dieser Bestimmungen bzw. die in den
verschiedenen Bundesstaaten bestehenden Abweichungen. Leider ist dieser Abschnitt
bereits durch die neuen preußischen und bayerischen Bestimmungen überholt worden.
Der sechste Abschnitt macht ausführliche Angaben über die Berechnung von Trägern,
massiven Decken, Zwischenträgern und dergl., im siebenten stehen Angaben über die
Regelverbindungen und Anschlüsse von Trägern, der achte gibt eine umfassende
Darstellung der Ausbildung, Eigengewichte und Berechnung eiserner Dachbauten. Hier
ist endlich auch der Versuch gemacht worden, die Ausführung gebräuchlicher
Dachbinder zu normalisieren. Im neunten Abschnitt sind alle erforderlichen Daten für
die Berechnung von Auflagersteinen und -Platten, der Trägerlager und Säulenfüße
zusammengestellt, im zehnten eine Reihe sonstiger Zahlenwerte und Formeln. Auf
besonderen losen Blättern sind dann noch Tafeln über die Gewichte der deutschen
Normalwalzeisen beigegeben.
Das Buch bildet ein wertvolles Hilfsmittel nicht bloß für den Entwurf von
Hochbaukonstruktionen, da es kein anderes Tafelwerk gibt, das auch nur annähernd so
weitgehende Angaben macht. Freilich möchte der Berichterstatter Bedenken äußern, ob
zurzeit alle die aufgeführten Profile auch wirklich gewalzt werden, und vielleicht
bringt die nächste Auflage eine Kennzeichnung der jederzeit erhältlichen Profile.
Ueber die Zuverlässigkeit kann man selbstverständlich nur auf Grund von Stichproben
urteilen; der Berichterstatter hat keinen Fehler bemerkt. Nur die Skizze S. 56
enthält ein allerdings sofort auffallendes Versehen. Das Taschenbuch wird sicher und
mit Recht weitestgehende Verbreitung finden.
Stephan.