Titel: | Bücherschau. |
Fundstelle: | Band 336, Jahrgang 1921, S. 299 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Aufgaben aus der technischen
Mechanik, III. Band, Flüssigkeiten und Gase. Von Ferd. Wittenbauer. Dritte vermehrte und verbesserte Auflage. 634 Aufgaben
nebst Lösungen und einer Formelsammlung. Berlin 1921, J. Springer. Mk. 50,–
Die Tatsache, daß heute eine dritte Auflage des dritten Bandes erscheint, beweist
hinreichend, wie sehr der Verfasser den Erfordernissen der Zeit entgegengekommen
ist. Die Aufgaben sind der Hydrostatik, Hydraulik, der Gastheorie und der Aeronautik
entnommen, und zwar zum großen Teil einschlägigen Abhandlungen deutscher,
österreichischer und ausländischer Zeitschriften. Auf diese Weise sorgt der
Verfasser gleichzeitig dafür, daß der Benutzer seiner Sammlung auf die bedeutsamsten
Erscheinungen der Literatur, auf schwebende Probleme und Fragen der. Technik
hingewiesen wird. Das Werk ist den Studierenden an technischen Hochschulen dringend
zu empfehlen.
E. Jahnke.
Lagermetalle und ihre technologische
Bewertung, ein Hand- und Hilfsbuch für den Betriebs-, Konstruktions- und
Materialprüfungsingenieur, von J. Czochralski und G. Welter, Berlin, Springer 1920.
Nachdem die Untersuchung der Lagermetalle bisher, von wenigen Ausnahmen abgesehen,
meist empirisch vorgenommen wurde, geht das Bestreben der letzten Jahre dahin,
auch diese Legierungen einer planmäßigen Erforschung zu unterziehen. Nach Erscheinen
der ersten größeren grundlegenden Arbeit über Lagermetalle von Heyn und Bauer ist es immer mehr das Bestreben
gewesen, die so vielseitigen und verwickelten Erscheinungen auf diesem Gebiete zu
durchforschen und zu ordnen. Insbesondere während des Krieges sind zahlreiche
systematische Versuche unter Mitwirkung der Metallfreigabestelle, des Vereins zur
Förderung des Gewerbefleißes und des Vereines deutscher Maschinenbauanstalten
durchgeführt worden. Das vorliegende Buch ist eine der ersten Veröffentlichungen,
die dieser plannmäßigen Erforschung der Lagermetalle gewidmet ist. Die beiden
Verfasser sind zu Aeußerungen über dieses Gebiet berufen, da Czochralski als Leiter der Materialprüfungsanstalt der Metallgesellschaft
die Lagermetallfrage auf das Eingehendste zu prüfen hatte und noch zu prüfen hat und
Welter als Assistent von Kammerer die vom Verein zur Förderung des Gewerbefleißes angestellten
Versuche mit durchgeführt hat.
Die einzelnen Abschnitte des im übrigen kurzen Buches behandeln: die geschichtliche
Entwickelung der Lagermetalle, die allgemeinen Gesichtspunkte, Schmelztechnisches,
Gießtechnisches, Werktechnische Prüfung und Bearbeitung, Prüfungstechnisches, Konstruktionstechnisches und Betriebstechnisches, Anwendungscebiete und
Betriebserfahrungen. Es enthält somit eine Zusammenstellung der auf dem Gebiete der
Lagermetalle zu beachtenden Gesichtspunkte und praktischen Erfahrungen und kann
jedem, der sich mit der Frage der Lagermetalle zu beschäftigen hat, warm empfohlen
werden. Erwähnt sei noch, daß auch die Ersatzmetalle (das Lurgi- und
Kalzium-Weißmetall) eine eingehende Würdigung erfahren.
Prof. Dr.-Ing. Hanemann.
Physiologische Optik, dargestellt für
Naturwissenschaftler. Von W. E. Pauli und R. Pauli. Mit 2 Tafeln und 70 Abb., IV u. III S. 8. G.
Fischer, Jena.
Die Mehrzahl der Naturwissenschaftler wird zugestehen müssen, daß ihnen wohl die
physikalische und geometrische Optik bekannt ist, daß aber die physiologische Optik
recht stiefmütterlich in ihrem Ausbildungsgange behandelt worden ist. Das
Helmholtzsche Handbuch der physiologischen Optik war, abgesehen von den guten, aber
in manchen Punkten zu knappen Ausführungen in Müller-Pouillets Lehrbuch der Physik,
fast das einzige Werk, aus dem man sich Rat in physiologisch-optischen Fragen holen
konnte. Bei der Wichtigkeit dieses Gebietes in der Beobachtungs- und Meßtechnik ist
es also sehr verdienstlich, wenn der Versuch gemacht wird, diese zweifellos
vorhandene Lücke in der Literatur auszufüllen. Leider muß festgestellt werden, daß
der Versuch kein günstiges Ergebnis gezeitigt hat: wie manches Kriegserzeugnis weist
auch das vorliegende Buch eine Reihe schwerwiegender Fehler auf.
Ich gehe zunächst auf die Fehler ein, die in den Zahlenangaben auftreten. Die Dicke
der Hornhaut wird mit 3,78 mm angegeben (S. 4), während die Angaben sonst zwischen
0,4 und 1,2 mm schwanken. Doch könnte man diesen Wert noch als Druckfehler
auffassen, wie auch bei den Angaben der optischen Größen des Auges (S. 5) das
fehlende Vorzeichen bei der vorderen Brennweite noch entschuldbar wäre; daß aber die
Anzahl der Zapfen und Stäbchen auf 1 mm2 mit 200
bzw. 500 angegeben wird (S. 7), während für die Stellen größter Dichte 600 auf 1
mm2 gehen sollten, ist schon als recht
bedenklich zu bezeichnen. In richtiger Ausdrucksweise müßte es heißen, daß der
Durchmesser der Zapfen \frac{1}{200} mm, der Stäbchen
\frac{1}{500} mm ist. Mit derselben „Näherung“ ist
auch der Wert für die normale Sehschärfe wiedergegeben (S. 64): sie soll etwas
weniger als 1° betragen! Andererseits wird mit einer durch exakte Messungen nur
schwer zu erreichenden Genauigkeit der Abstand der Zapfen an anderer Stelle (S. 67)
mit 4,87 μ berechnet.
Aehnliche Ungenauigkeiten zeigen sich aber auch bei der Darstellung selbst. Das
Reciprocitätsgesetz der Lichtwege kann man nicht dafür verantwortlich machen, daß
„die von einem leuchtenden Punkt in das Auge tretenden Lichtstrahlen wohl von
der Netzhaut zum Teil reflektiert, aber nach ihrem Durchtritt aus dem Auge immer
nur wieder zum leuchtenden Objekt zurückgelangen können und nicht in das
beobachtende Auge.“ Auch scheint es dem Referenten nicht unbedingt sicher,
daß man die Fixsterne wegen der Irradiation als kleine Flächen sehen soll; hierfür
wären doch viel eher die Abbildungsfehler des normalen Auges verantwortlich zu
machen, von denen man übrigens im ganzen Buche bedauerlicherweise nichts findet. Als
Muster nicht einwandfreier Ausdrucksweise sollen noch die folgenden Sätze angegeben
werden:
1. so daß der Vereinigungspunkt der Strahlen im Auge schon
früher erfolgt (S. 12);
2. diese Kurven sind so entstanden zu denken, daß einem reinen
Spektrum ein zweites gleich gemacht wurde, das durch entsprechende Mischung der
drei genannten Farben hergestellt war (S. 33);
3. im Laufe von 40 Minuten wird ein gewisses Maximum erreicht,
das darauf nur noch sehr allmählich zunimmt.
Die Kenntnis optischer Apparate scheint bei den Verfassern recht gering zu sein.
Anders ist es kaum erklärlich, daß behauptet wird, die Saccharimetrie verfolge die
gleichen Zwecke wie die Kolorimetrie und daß, in Klammern, nur „Laurentscher
Halbschattenapparat“ beigefügt wird (S. 55). Scherenfernrohre und
Entfernungsmesser werden kritiklos durcheinander gewürfelt (S. 78/79) und die
Angaben über Meßgenauigkeit der Entfernungsmesser, die jeder Zeißschen und
Goerzschen Gebrauchsanweisung hätten entnommen oder die auf Grund einer einfachen
Formel hätten berechnet werden können, sind recht ungenau. Direkt falsch ist die
Angabe, daß „bei einiger Uebung dieser Fehler noch auf die Hälfte heruntergesetzt
werden kann.“ Die Praxis hat gezeigt, daß man selbt bei Messung nach festen
Zielen etwa den vierfachen Wert des von den Verfassern angegebenen sogenannten
Mindestmeßfehlern zulassen muß und daß bei der Abnahme noch der zweifache Wert des
Mindestmeßfehlers als hinreichend erachtet wird.
Ebenso unzuverlässig sind die Angaben bezüglich der Nageischen Tafeln (S. 39). Nach
den Erfahrungen der Marine sind, wie Nagel selbst zugegeben hat, die Stillingschen
Tafeln viel geeigneter, da sie auch, mit Ausnahme weniger Fälle, bei anomalen
Trichromaten noch die Abweichungen festzustellen gestatteten.
Die obige Aufzählung von Mängeln dürfte genügen, um das abgegebene Urteil zu
rechtfertigen; sollte eine neue Auflage noch erscheinen, so dürfte es sich
empfehlen, nach gründlicher Durcharbeitung des Vorhandenen auch einiges über
Sehschärfe beim extrafovealen Sehen, der Aenderung der Sehschärfe und des
Lichtsinnes bei Helligkeiten, die nicht mehr in den Giltigkeitsbereich des
Fechnerschen Gesetzes fallen, zu bringen, sowie einiges Allgemeine über
Ermüdungsvorgänge. In der vorliegenden Form kann das Buch nicht empfohlen
werden.
Berlin-Lichterfelde.
H. Schulz.
Einführung in die
Relativitätstheorie. (Aus Natur und Geisteswelt, Bd. 618, 100 S. mit 16
Figuren) von W. Bio eh. Leipzig und Berlin, B. G. Teubner.
In dem im Jahre 1905 erschienenen Aufsatze Einsteins „Zur Elektrodynamik bewegter
Körper“ sind die Grundgedanken der speziellen Relativitätstheorie zum ersten
Male entwickelt. Durch die Mitarbeit der bedeutendsten Physiker und Mathematiker hat
sie sich dann zu einem vollendeten Gebäude entwickelt, das durch die Einsteinsche
allgemeine Relativitätstheorie seine Krönung gefunden hat. Wenn somit die spezielle
Relativitätstheorie für die reine Wissenschaft etwas Abgeschlossenes ist, so hat mit
dieser raschen Entwicklung doch ihre allgemeine Verbreitung bei den Nicht-Fachleuten
nicht gleichen Schritt halten können. Das liegt in der Natur dieser Theorie
begründet, die sich nicht durch irgend ein anschauliches und intuitiv zu
begreifendes Analogie-Beispiel verständlich machen läßt, sondern die ein streng
logisches Denken und die Benutzung der mathematischen Formelsprache erfordert. Es
ist daher durchaus richtig, daß in der vorliegenden, möglichst populär gehaltenen
Darstellung nicht versucht ist, die mathematischen Formeln durch irgend welche –
stets unklar bleibenden – Worte zu umschreiben. Dabei wird aber an mathematischen
Kenntnissen nicht mehr vorausgesetzt, als der Primaner auf der Schule zu lernen
pflegt, d.h. neben einfachen Gleichungen die Anfangsgründe der analytischen
Geometrie. Mit diesem geringen Rüstzeug ist es dem Verf. gelungen, eine ungemein
klare und verständliche Einführung in die Relativitätstheorie zu geben. Er geht
dazu, nach einer Schilderung der Galϊlei-Transformationen
von dem Widerspruch zwischen dem Fizeauschen und dem Michelsonschen Versuch aus, der seine Lösungen eben durch
die Relativitätstheorie fand. Es werden dann die Lorentzschen Transformationsgleichungen auf Grund des Prinzips der
Konstanz der Lichtgeschwindigkeit im Vakuum abgeleitet und die verschiedenen sich
daraus ergebenden Folgerungen gezogen. Den Schluß bildet ein historischer Rückblick
und ein kurzer Hinweis auf die allgemeine Relativitätstheorie.
Berndt.
Einleitung in die Mengenlehre.
Eine gemeinverständliche Einführung in das Reich der unendlichen Größen. Von A. Fraenkel. Preis geh. 10,– Mk.
Man verdankt in diesem Buche dem scharfsinnigen Marburger Mathematiker eine recht
glückliche Einführung in die allgemeine Mengenlehre. Sie kann unseren Studierenden
als Privatlektüre nur warm empfohlen werden. Der Verfasser mochte sich sogar an die
interessierten Gebildeten aller Stände wenden. Ich wünsche ihm von Herzen, daß er
keine Enttäuschungen erlebt. Immerhin „Kleider machen Leute.“ Darum hätte der
Verfasser etwas mehr Gewicht auf eine elegante Darstellung legen sollen. Aber
überheblich und geringschätzig läßt er das Sache der Schuster und Schneider sein.
Vielleicht ist aber dem Verfasser aus seiner Kindheit ein altes Sprichwort
erinnerlich: „Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert.“
Der Drang zu populärer Darstellung hat selbst diesen hervorragenden Mathematiker hie
und da einmal zu mathematisch nicht haltbaren Aeußerungen verleitet. Da ja
hoffentlich bald eine zweite Auflage nötig wird, möchte ich den Verf. ersuchen, sich
einige Punkte, die mir aufgefallen sind, bis dahin etwas durch den Kopf gehen zu
lassen. Inwiefern z.B. ist man berechtigt von unendlichen Größen in der Mengenlehre zu reden? Was ist denn der allgemeine
Größenbegriff des Verfassers? In welchem mathematisch faßbaren Sinn nennt weiter der
Verf. auf S. 29 die Menge der algebraischen Zahlen auf der Zahlengeraden
unvergleichlich viel dichter als die Menge der rationalen? S. 43/44 sowie S. 80/81
scheint mir ein zu großes Gewicht auf die Erklärungsvorschrift gelegt zu werden. Es handelt sich doch nicht um die Art der
Erklärung, sondern um das Ergebnis der Erklärung, also
den Funktionswert. Eine populäre Darstellung sollte sich restlos klar ausdrücken,
auch wenn es mehr Worte kostet. S. 41 wird die Mächtigkeit als das allen
aequivalenten Mengen Gemeinsame eingeführt. Mir scheint, es ist eine antiquitierte
Unbeholfenheit, sich so auszudrücken. Aehnlich S. 87. S. 93 ff. werden die linearen
Punktmengen etwas gar knapp und hölzern durchgehetzt. Z.B. hätte es doch nahe
gelegen, S. 93/94 bei der Erklärung des Begriffes „überall dicht“ auf die
ausführliche Betrachtung der rationalen Punkte auf S. 23 zu verweisen. Das hätte die
Sache viel lebendiger gemacht. Auch hätte S. 23 der Begriff schon erwähnt werden
können. Gerade dieser Abchsnitt hätte doch die beste Gelegenheit gegeben, die
absrakten Gedankengänge anschaulich zu beleben. Oder sollte das auch ein
Schusterstreben sein?
Frankfurt a. M., 11. 8. 1919.
Bieberbach.
Bei der Schriftleitung eingegangene Bücher.
Dr.-Ing. Richard Rothacker, Die Lösung der
Verdingungsfrage. Ein Weg zum Aufstieg. Verlag Julius Springer, Berlin 1921. Preis
M. 4,50.
Karl Bott, Wirkungsvolle Reklame. Kurzgefaßtes Lehrbuch
mit Beispielen. 2. Teil. Werbewirksame Geschäftsdrucksachen und Schriftplakate.
Verlag Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg. Preis M. 7,– zuzüglich
Teuerungszuschlag.
J. Kahler, Vorschläge zur Verbesserung des
kaufmännischen Briefstils. Ueber 70 Seiten, 21. bis 25. Tausend. Hanseatische
Verlagsanstalt A.-G., Hamburg 36. Preis M. 7,50, zuzüglich Teuerungszuschlag.
Karl Bott, Die neuzeitliche Organisation des
Geschäftsbetriebes. 3. Auflage. Verlag Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg. Preis
M. 8,- zuzüglich Teuerungszuschlag.
S. Freiherr von Gaisberg, Taschenbuch für Monteure
elektrischer Starkstromanlagen, mit 231 Abbildungen. Verlag R. Oldenbourg, München
und Berlin 1921. Preis kart. M. 12,–.
Friedrich Barth, Die Maschinenelemente. Kurzgefaßtes
Lehrbuch für das Selbststudium und den praktischen Gebrauch, mit 114 Figuren.
Sammlung Göschen. Verlag Vereinigung wissenschaftlicher Verleger Walter de Gruyter
& Co., Berlin und Leizig 1921. Preis M. 2,10 und 100 %
Verlegerteuerungszuschlag.
Textabbildung Bd. 336