Titel: | Bücherschau. |
Autor: | Fr. Natalis |
Fundstelle: | Band 337, Jahrgang 1922, S. 29 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Berechnung von Gleich- und
Wechselstromsystemen. Von Dr.-Ing. Fr. Natalis. 31 S. 19
Abb. Berlin 1920 – Julius Springer.
Wesentliche Teile seiner gehaltvollen Schrift hatte der Verfasser schon in der E T Z
von 1919 und 1920 veröffentlicht. Er hat jetzt eine andere Folge in der Darstellung
gewählt, um einen streng logischen Aufbau zu erhalten. Der Stoff ist außerdem
nochmals gesichtet und vervollständigt.
Der Inhalt der Schrift ist von Bedeutung nach zwei Richtungen. Einmal wird die
Berechnung von Wechselstromnetzen, die sich nach den bisherigen Methoden schon bei
verhältnismäßig einfachen Aufgaben sehr verwickelt und schwerfällig gestaltet, nach
dem Verfahren des Verfassers ungemein vereinfacht. Ueber den engeren Kreis der auf
diesem Gebiete arbeitenden Fachleute hinaus bietet die Schrift aber dem Techniker
und Physiker Überhaupt eine fesselnde Anregung, da der Verfasser eine überraschende
Wesenähnlichkeit zwischen gewissen mechanisch-elastischen Netzen u. elektrischen
Netzen entdeckt hat. Der Vergleich der statisch unbestimmten Fachwerke mit den
elektrisch unbestimmten Leitungsnetzen fahrt ihn zu neuen Gesetzen über die
Leistungsaufnahme dieser Netze, und es steht zu erwarten, daß diese
Betrachtungsweise weitere Früchte zeitigen wird.
Die Berechnung von Wechselstromkreisen ist zwar durch die Arbeiten von Steinmetz und
anderen bedeutend gefördert, die Aron ihnen benutzte Darstellung der Spannung- und
Stromvektoren als komplexe Größen ist aber wenig anschaulich. Schon die übliche
Zerlegung in Wirkströme und Blindströme mit der Einführung neuer, in ihrer Häufung
leicht verwirrender Begriffe hat Weitläufigkeiten und Unsicherheiten im Gefolge, die
den Anfänger abschrecken und auch den Geübten ermüden. Der Verfasser zeigt nun, wie
diese Zerlegung entbehrlich und die Störung der Uebersichtlichkeit vermeidlich ist,
indem er, nur die Darstellung sinusartig verlaufender Vorgänge durch Zeitvektoren
als bekannt voraussetzend, durch den neuen Begriff des Vektorenverhältnisses
\frac{\frakfamily{e}}{\frakfamily{i}} einen Scheinwiderstand darstellt, der einfach mit Hülfe ähnlicher
Dreiecke auf beliebige andere Spannungen zu übertragen ist. Dabei kann aber
jederzeit wenn nötig die Trennung in Wirk- und Blindwerte vorgenommen werden. In
welchem Grade die Rechnungen durch das neue Verfahren erleichtert werden, lehrt u.a.
das Beispiel der Berechnung eines Drehstromnetzes mit ungleichförmiger induktiver
Belastung in Sternschaltung, das auf 2 Seiten der Schrift erledigt werden kann,
während früher dazu umfangreiche Entwicklungen nötig waren. Aehnliches gilt von den
anderen ausgeführten Beispielen, so besonders von der Berechnung einer
Brückenschaltung mit 5 induktiven Widerständen, die mit Hülfe der älteren Verfahren
nicht leicht unternommen werden dürfte. Die Rechnungen gelten ebenso für
induktionsfreie Leitungen und schließen als Sonderfall auch den Gleichstrom ein. In
einer neuerdings erschienenen weiteren Arbeit zeigt der Verfasser ferner die
Ausdehnung seines Verfahrens auf Kreisdiagramme in Wechselstromnetzen Die hier wie
dort gebrachten Beispiele beziehen sich zunächst nur auf Wechselstromnetze, doch
eignet sich das Verfahren nicht minder für Wechselstrom-Generatoren und -Motoren. –
Als praktisch am bequemsten und übersichtlichsten ist für die Berechnungen die
zeichnerische Auswertung gewählt, die, wenn es beliebt, natürlich auch
trigonometrisch erfolgen kann. Für weitere wissenschaftliche Kreise dürfte wie
gesagt der Teil der Schrift am meisten anziehend sein, in dem der Verfasser die
Aehnlichkeit zwischen mechanischen und elektrischen Netzen aufdeckt. Der elastischen
Formänderungsarbeit statisch unbestimmter Systeme steht die Leistungsaufnahme
elektrischer Netze gegenüber, wobei unter Leistung die komplexe Summe der
Wattleistung und der wattlosen Leistung verstanden wird. Zur Durchführung der
Rechnung wird hier eine weitere neue Vektorgröße benutzt, das Vektorprodukt ei. Mit
seiner Hilfe erscheinen in der Vektorgleichung die beiden Kirchhoff sehen Gesetze
vereinigt. Die Durchführung des Gedankenganges ergibt in überraschender Einfachheit
zwei neue Gesetze für die Leistungsaufnahme, die den Gesetzen der
Formänderungsarbeit in statisch unbestimmten Fachwerken ganz entsprechen und eine
unmittelbare anschauliche Anwendung finden.
Vielleicht hätte der Verfasser gut getan, die ursprüngliche Folge seiner Darlegungen
nicht zu ändern. Der Entwicklungsweg ist doch meist auch der beste Weg zur ersten
Einführung. Die Kürze der Schrift ist ein Spiegelbild der Einfachheit des neuen
Verfahrens. Jedenfalls haben wir es in der Schrift mit Anregungen zu tun, die ebenso
die rechnerische Behandlung bekannter Erscheinungen vereinfachen, wie auch durch die
neuen Beziehungen zwischen verschiedenen Gebieten die Erkenntnis überhaupt fördern
können. Der Schrift sei deshalb weite und schnelle Verbreitung gewünscht. Zu
begrüßen wäre, wenn in Lehrbüchern die Berechnungsweise mit komplexen Größen durch
die neue rein vektoranalytische verdrängt würde, die in ihrem ganzen Verlaufe
anschaulich bleibt.
Rotth.
Energie-Umwandlungen in
Flüssigkeiten. Von Dónát Bánki,
Maschinen-Ingenieur, ö. o. Professor an der Technischen Hochschule, Mitglied der
Akademie der Wissenschaften zu Budapest. Erster Band. Einleitung in die
Konstruktionslehre der Wasserkraftmaschinen, Kompressoren, Dampfturbinen und
Aeroplane. 511 Seiten mit 591 Abbildungen und 9 Tafeln. Julius Springer, Berlin
1921. Geb. 135 Mk.
Der vorliegende Band ist die Uebersetzung des ersten Bandes des bereits in zweiter
Auflage erschienenen ungarischen Werkes, und es muß von vornherein gesagt werden,
daß dieses Buch zu den wenigen wirklich willkommenen ausländischen
Einfuhrgegenständen der Jetztzeit gehört. Kein Buch von einem Nur Schreiber, erfreut
sich doch der Verfasser in Fachkreisen eines anerkannten Rufes als selbständiger
Denker und Forscher auf seinem Gebiet. Von der Erwägung ausgehend, daß in der
immerhin sehr reichen einschlägigen deutschen Literatur jedes vorhandene
hervorragende Werk über Maschinen mit flüssigem Arbeitsmittel nur immer ein
Sondergebiet behandelt und nur einführend stets die grundlegenden Gesetze des
betreffenden Arbeitsmittels: Wasser, Dampf, Luft, bringt, stellte er sich die
Aufgabe, „nach dem Vorbilde Grashofs und Zeuners die für alle in Frage kommenden
Flüssigkeiten, soweit möglich, gemeinschaftlichen theoretischen Grundlagen
zusammenfassend zu bringen“. In überaus fleissiger und geschickter Arbeit
hat er so im vorliegenden Bande die Fülle der Ergebnisse der Forschung –
theoretischer wie exakter Natur – zusammengetragen und kritisch verarbeitet. Als
Abschnittsüberschriften seien aufgeführt:
Energiegesetze idealer Flüssigkeiten; Bewegung wirklicher Flüssigkeiten; hydraulische
Messungen und Meßergebnisse; veränderliche Bewegung der Flüssigkeiten; Reaktion der
strömenden Flüssigkeiten auf die Gefäßwände; Flüssigkeitswiderstände;
Energieumwandlungen in Flüssigkeitsmischungen.
Das Werk birgt in seiner umfassenden Fülle ausgezeichnetes Material und ist in dieser
Gestalt nach dem Wunsche des Verfassers wohl geeignet, „aus ihm diejenige
Kenntnis des ganzen Fachgebiets ohne allzu großen Zeitaufwand zu schöpfen, die
der angehende Ingenieur in die Praxis mitzubringen und der Spezialist zu seiner
Orientierung auf den Nachbargebieten nötig hat.“
Die Darstellung muß als mustergültig kritisch, außerordentlich geschickt und
übersichtlich angesprochen werden. Zur Vermeidung unübersichtlicher Tabellen hat der
Verfasser zu sehr charakteristischen graphischen Darstellungen gegriffen. Auch die
Abbildungen, Schemazeichnungen zeichnen sich durch klare, saubere Ausführung
aus.
Alles in allem ein Werk, das als wertvolle Bereicherung unseres
technisch-wissenschaftlichen Schrifttums warm begrüßt werden kann.
Heilmann.
Energie und Entropie. Von
Dipl.-Ing. W. Lehmann. Eine leicht verständliche
Darstellung ihres Wesens und der Grundlagen der Energiewirtschaft. 40 Seiten mit 8
Textfiguren. Julius Springer, Berlin 1921. Geh. 5,40 Mk.
Die Absicht des Verfassers ist lobenswert; hat er sich doch zur Abfassung dieses
Heftchens entschlossen aus der Erwägung heraus, daß „der Energiebegriff durchaus
noch nicht bis ins Volk gedrungen ist,“ und daß „die Zahl derjenigen
aber, welche den Entropiebegriff nicht kennen, maßlos groß ist.“ Da soll nun
die Darstellung leicht verständlich sein. Zur Abfassung derartiger Büchlein gehört
ein ganz besonderes Lehrgeschick. Nur mit Ueberlieferung der Ergebnisse der
Wissenschäften unter ängstlicher Vermeidung jedes kritischen Wortes ist es wirklich
nicht getan. Wer soll das Büchlein benutzen? Physikalische Vorkenntnisse muß der
Leser unbedingt mitbringen. Da stutzt er aber gleich, wenn er das ihm Bekannte durch
unverzeihlich grobe Druckfehler entstellt sieht: S. 2, Fallbeschleunigung = 9,81 m
statt m/sek2, S. 3857000 m/kg (!) statt mkg. Da
schwindet das Zutrauen zu dem vielen andern, das er auf Treu und Glauben hinnehmen
soll, ohne es sofort nachprüfen zu können. Denn fast überall fehlt die geringste
Andeutung bezüglich der Sicherheit des übermittelten Wissens. Stören wird es auch,
daß der Verfasser außerhalb des üblichen Brauches 1 WE. – 426 statt 427 mkg setzt.
(Hütte I, 22. Aufl. S. 393 Anm.: 427 mkg gilt heute als der wahrscheinlichste Wert der 15° WE. Warburg „Referat über die
Wärmeeinheit“ Leipzig 1900). Eine solche winzige kritische Bemerkung gibt
dem Leser wertvollste Anregung. Andernfalls erziehen wir den Wissensdurstigen zu
stumpfsinnigem Buchstabenglauben.
Doch soll nun das Heft nicht als unbrauchbar bezeichnet werden. Manches ist ganz
geschickt dargestellt. Nur verliert man nicht das Gefühl, daß der Verfasser seinen
Leserkreis nicht recht einzugrenzen gewußt hat. Vieles Elementare ist breit
dargelegt, manches weniger Bekannte hingegen bedenklich, beinahe gefährlich kurz
abgetan.
Wenn auch die gute Absicht anerkannt werden muß, die Ausführung ist noch recht
verbesserungsfähig.
Heilmann.
Bei der Schriftleitung eingegangene Bücher.
Kraft, Kalender für Fabrikbetrieb (Schriftleitung:
Ingenieur Prüfer) für 1922. Verlag von A. Ruhland,
Fürstenwalde Spree. Preis M. 10.– geb.
Prof. Hermann Wilda, Die Werkzeugmaschinen für
Metallbearbeitung. III: Die Hobel-, Shaping- und Stoßmaschinen. Die Sägen und
Scheerenantrieb und Kraftbedarf. Sammlung Göschen. Vereinigung wissenschaftlicher
Verleger Walter de Gruyter & Co., Berlin und Leipzig, 1921. Preis M. 10.–
Prof. Dr.-Ing. Gümbel, Die maschinellen Anlagen an Bord
von Handelsschiffen vom Gesichtspunkt der Wärmewirtschaft. Verlag der Zeitschrift
„Schiffbau“ Reinhold Strauß K.-G., Berlin. Preis brosch. M. 6.–.
Maschinenfabrik und Ofenbau Brüder Boye, Berlin.
Oefen für Eisenbahnwerkstätten.
C. Volk, Das Maschinenzeichnen des Konstruktors. Mit
240 Abbildungen. Verlag von Julius Springer, Berlin 1921. Preis M. 15.–.
Dipl.-Ing. Stephan, Die technische Mechanik des
Maschinen-Ingenieurs. 3. Band: Bemegungslehre und Dynamik fester Körper. Verlag von
Julius Springer, Berlin 1922. Preis M. 61.–.
F. E. Kretzschmar, Die Krankheiten des
Blei-Akkumulators, ihre Entstehung, Feststellung, Beseitigung, Verhütung. Mit 83 in
den Text gedruckten Figuren. 2. verbesserte Auflage. Druck und Verlag von R.
Oldenbourg, München und Berlin 1922. Preis geh. M. 40.–, gebunden M. 55.–.
Textabbildung Bd. 337