Titel: | Bücherschau. |
Fundstelle: | Band 338, Jahrgang 1923, S. 115 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Die gegenwärtige Krisis in der
Deutschen Physik von Dr. Joh. Stark. Leipzig
1922 von Joh. Ambros. Barth.
Die Schrift des bekannten Forschers ist eine Warnung vor dem Hervordrängen der rein
theoretischen Arbeiten in der Physik unter Vernachlässigung der experimentellen
Forschung. Die neue Richtung unter den Physikern zieht theoretische Arbeiten den
experimentellen vor. Sie wird durch die Relativitätstheorie und die Quantentheorie
beherrscht. Große Experimentatoren sind nicht ohne Theorien ausgekommen, während
theoretische Rechner, um ihre Formeln verständlich zu machen, anschauliche Bilder
benützen müssen. Der experimentellen Forschung wird in der Neuzeit vielfach eine
unter -geordnete Bedeutung beigelegt und doch müssen die theoretisch ermittelten
Ergebnisse, wenn sie beweiskräftig sein sollen, experimentell bestätigt sein. Es ist
daher die Ansicht von Gelehrten, die zumteil Weltruf erlangt haben, verkehrt, wenn
sie meinen, Zukunftsfragen ohne Experimente rein Technisch lösen zu können. So ist
die Ueberschätzung der Einsteinschen Relativitätstheorie im wesentlichen auf das
neuzeitliche Ueberwuchern der Theorie gegenüber experimenteller Forschung
zurückzuführen. Wenn die Einsteinsche Relativitätstheorie auch in philiosophischer
und formalmathematischer Beziehung eine vorzügliche Leistung darstellt, so ist sie
doch physikalisch inhaltlos. So braucht Einstein für die rein rechnerische
Behandlung nicht den Aether, dessen Annahme für die physikalische Anschauung von
höchstem Wert ist. Die drei Entdeckungen durch die Einsteintheorie, die
Unregelmäßigkeit in der Perikelbewegung des Merkur, die Ablenkung der
Fixsternstrahlen in Sonnennähe, Rotverschiebung im Sonnenlicht sind z. T. bereits
früher bekannt und gedeutet oder überhaupt nicht nachgewiesen. Sicher sind sie nicht
bestätigt. In ähnlicher Weise führt die weitere Ausgestaltung der Planckschen
Quantentheorie zu Dogmen, die unbewiesen nur geglaubt werden müssen. Diese
Ausgestaltung genügt daher nicht den an eine physikalische Theorie zu stellenden
Forderungen. Wird auf Abweichungen von Theorie und Wirklichkeit aufmerksam gemacht,
so wird nach Behelf durch neue Theorien gesucht. Die Folge ist eine Anzahl neuer als
unfruchtbar anzusprechender Arbeiten. Zu bedauern ist ferner, daß in den Arbeiten
der deutschen Physiker Vorgänge am chemischen Atom einseitig bevorzugt werden,
wodurch andere wertvolle Gebiete vernachlässigt werden. Diese einseitige Richtung
hat auch zu einer unerwünschten Abkehr von den Anwendungsgebieten geführt, deren
Behandlung aus wirtschaftlichen Gründen verdienstvoller ist. Trotzdem ernste
Physiker für die Bedeutung der technischen Physik auftreten, behält der rein
theoretische Geist eine gewisse Vorherrschaft. Erfreulich ist als Gegengewicht
hierzu die Gründung der Deutschen Gesellschaft für technische Physik (1919), in der
wissenschaftliche Technik behandelt wird. Auch an einzelnen Universitäten hat der
wissenschaftlich technische Geist eine Heimstatte gefunden. Großen Gewinn für die
Technik kann die Physikalisch-Technische Reichsanstalt bringen, wenn in Verbindung
mit der Industrie de erforderlichen Anregungen gegeben werden, die unter
jugendfrischer Leitung zum Vorteil deutscher Wirtschaft durchgeführt werden.
Alles dies sind Fragen von Bedeutung, die der Verfasser glaubt offen zur Sprache
bringen zu müssen. Der Techniker wird beistimmen, wenn die wissenschaftliche
Forschung noch mehr als bisher unmittelbar oder mittelbar dem Fortschritt der
Technik dient.
Dr. Michalke.
Lehrbuch der Experimental-Physik für
technische Lehranstalten und zum Selbstunterricht. 2. Auflage. Von
Professor Dr. K. Düsing. Leipzig 1923. Dr. Max
Jänecke.
Die vorliegende Schrift berücksichtigt vor allem die Bedürfnisse des Technikers. Aus
diesem Grunde sind die Kapitel über Optik und Akustik ziemlich kurz ausgefallen,
während die Mechanik und vor allem die Wärmelehre in sehr eingehender Weise
behandelt wurden. Für die Darstellung der Elektrizitätslehre war der Grundsatz
maßgebend, daß der physikalische Unterricht eine Ergänzung des Lehrfaches
Elektrotechnik bilden, nicht aber demselben Konkurrenz machen soll. Die neueren
physikalischen Anschauungen, beispielsweise die kinetische Gastheorie, finden
eingehende Berücksichtigung. Die Darstellungsweise ist sehr klar und verständlich,
wie dies von einem Verfasser erwartet werden durfte, dessen Lehrgeschick sich schon
in verschiedenen anderen Veröffentlichungen bestens bewährte. Erstmalig finden in
der zweiten Auflage der Kreiselkompaß, der Gradlaufapparat des Torpedos sowie
derdWrasenverhüter von Sokopf Erwähnung. Dem ansprechend ausgestatteten, mit vielen
vorzüglichen Abbildungen versehenen Buche ist eine weite Verbreitung durchaus zu
wünschen.
Schmolke.
Jahrbuch der deutschen Braunkohlen-,
Steinkohlen-, Kali- und Erz-Industrie 1922. Herausgegeben unter Mitwirkung
des Deutschen Braunkohlen – Industrie-Vereins Halle (Saale). 15. Jahrgang,
bearbeitet von Dipl.-Berging. Hirz. Halle, 1922, Wilhelm
Knapp.
Die vorliegende Neuauflage des bekannten Jahrbuches, das seit der Vorkriegszeit zum
ersten Male wieder
erscheint, weist gegenüber den früheren Auflagen durch Aufnahme der Erzbergwerke
eine wertvolle Bereicherung auf. Sein Hauptvorzug bildet nach wie vor die
übersichtliche, in knapper Form gehaltene Zusammenstellung der wichtigsten Angaben
aller deutschen Braunkohlen-, Steinkohlen-, Kali- und Erzbergunternehmungen, der in
Frage kommenden Reichs-, Landes- und Bergbehörden, der Syndikate und
Verkaufsvereinigungen sowie der bergbaulichen Vereine, der Reichsarbeitsgemeinschaft
und Knappschaftsgenossenschaft. Mit Hilfe dieses Jahrbuches ist man in der Lage,
jedes deutsche Bergwerksunternehmen mit allen Angaben, wie Inhaber, technische und
kaufmännische Leitung, Gründungsjahr, Erzeugnisse, Produktionszahlen, Kraftanlagen
u.a.m. sofort zu finden, sofern der Name oder das Bergrevier bekannt ist.
Der Wert dieses für jeden Bergmann unentbehrlichen Nachschlagewerkes hat mit der
vorliegenden Neuauflage wesentlich gewonnen.
Fritz Schmidt.
Untersuchungen und Neuerungen an
Ventilkompressoren. Von Prof. J. C. Breinl,
Pribram. Mit 57 Textabbildungen. München und Berlin, 1922. R. Oldenbourg.
Das Buch befaßt sich mit wichtigen theoretischen Fragen der Luftverdichtungsmaschinen
und enthält die langjährigen Erfahrungen des Verfassers, die er als Consulting
Engineer der Ingersoll-Rand Company, New-York, U.S.A. im Bau von Kolbenkompressoren
insbesondere der Ventile gesammelt hat.
Nach einer Einleitung über die Bedeutung und die Betriebsbedingungen neuzeitiger
Kolbenkompressoren werden ihre Wirkungsweise und ihre Wirtschaftlichkeit untersucht
und wertvolle Betrachtungen über Ventilverluste, über das Oeffnen und Schließen der
Ventile angestellt sowie einige neuere Ventilbauarten mit besonderer
Berücksichtigung von eignen, sich bewährenden Konstruktionen des Verfassers
besprochen. Im weiteren wird die Anordnung der Ventile im Zylinder, die Regelung der
Luftmengen und die Frage der zweckmäßigsten Zwischenkühlung bei Stufenkompressoren
eingehend erörtert.
Das Buch stellt mit seinen Untersuchungsergebnissen eine wertvolle Bereicherung der
einschlägigen Fachliteratur dar. Es wird dem mit dem Bau von Kolbenkompressoren sich
befassenden Ingenieur von großem Nutzen sein sowie auch dem Studierenden dieses
Sonderfachgebietes viele guten Dienste leisten.
Fritz Schmidt.
Probleme der wirtschaftlichen
Lokomotiven. Von Dipl.-Ing. A. Schelest. Leipzig
und Wien 1923. Franz Deuticke.
Der Verfasser hat bereits in 2 früheren Schriften Theorien entwickelt, deren
Unrichtigkeit mühelos nachzuweisen ist. Er hält an diesen irrigen Anschauungen auch
bei der vorliegenden Veröffentlichung fest. Die Verwirrung hinsichtlich der
wärmetheoretischen Grundlagen ist, wo möglich, noch gestiegen. Irgend welche
Fortschritte dürften daher für den Lokomotivbau durch die Ausführungen Schelests
nicht gebracht werden. Die als Kraftmaschine der Zukunft bezeichnete
Thermolokomotive wird die Erwartungen keinesfalls erfüllen, zu welchen sich der
Autor berechtigt glaubt.
Schmolke.
Die Leistungssteigerung von
Großdampfkesseln. Von Dr.-Ing. Fr. Münzinger.
Berlin, 1922. Julius Springer.
Der Name des Verfassers ist jedem, der sich mit der über Dampfkesselbau vorliegenden
Literatur vertraut gemacht hat, wohlbekannt. Er verbürgt eine fachmännische
Behandlung des Stoffes. Die vorliegende Schrift gibt Mittel und Wege an zur
Steigerung der Leistung von Großdamferzeugern. In lehrreicher Weise wird die
Entwicklung der letzten Jahre beleuchtet unter besonderer Berücksichtigung der
Steilrohrkessel. Mit einem Ausblick auf die in Zukunft zu erwartende Entwicklung des
Dampfkesselbaues, welche durch die Schlagworte „Höchstdruckkessel, Wärmespeicher
und Kohlenstaubfeuerung“, gekennzeichnet ist, schließt die wertvolle
Abhandlung. Deren Leser müssen mit den Grundlagen des Dampfkesselwesens bekannt
sein, sofern sie Nutzen von dem Studium der Schrift haben wollen. Mit vollem Recht
legt Münzinger darauf Wert, daß nicht nur die wärmetechnischen, sondern auch die
wirtschaftlichen Gesichtspunkte zu ihrem Recht kommen. Auch der Uebelstand, daß der
Betriebssicherheit und Einfachheit sowie überhaupt den zahlenmäßig nicht
feststellbaren Eigenschaften zu wenig Bedeutung beigelegt wird, ist dem Verfasser
nicht entgangen. Der Hauptteil des Buches umfaßt Ausführungen über den Feuerraum,
die Einmauerung, das Kesselgerüst, den Wasserumlauf sowie die Verwertung des Abgase
von Kesseln. Der schon oben erwähnte Ausblick auf neue Ziele und Wege des
Dampfkesselbaues bildet den Abschluß des sachlichen Teiles. Ihm folgt noch eine
kurze Betrachtung über den Nutzen technischer Forschungen, die wegen ihres
sittlichen Gehaltes Erwähnung verdient. Die Ausstattung des Buches entspricht allen
berechtigten Ansprüchen und ist dessen weite Verbreitung im Interesse des deutschen
Maschinenbaues sehr Wünschenswert.
Schmolke.
Gasmaschinen und Oelmaschinen.
Von Alfred Kirschke, Ingenieur. Dritte Auflage. Erster
Teil: Explosions-Kleingasmotoren. Motoren für flüssige Brennstoffe und Kraftanlagen.
Mit 53 Abbildungen im Text und 4 Tafeln. Sammlung Göschen 316. Walter de Gruyter
& Co., Berlin W 10 und Leipzig, 1922. Preis: Grundzahl 1.
In dritter Auflage liegt nun das bekannte kleine Handbuch für Gas- und Oelmaschinen,
der sogenannten Verbrennungskraftmaschinen vor. Diese Art von Kraftmaschinen hat
heutzutage eine so umfassende Anwendung gefunden, daß nicht nur der Techniker,
sondern jeder Gebildete sich mit dem Aufbau und Wirkungsweise derselben vertraut
machen muß. Die Arbeitsweise dieser Motoren ist nicht so klar und einfach wie die
der allen wohlbekannten Dampfmaschine. Ein Buch, das leicht und schnell in die
Geheimnisse der Verbrennungskraftmaschinen einführt, ist deshalb sehr gesucht. In
der bekannten „Sammlung Göschen“ ist in 2 Bändchen vom genannten Verfasser
alles Wissenswerte hierüber vereinigt. Der vorliegende erste Band behandelt die
Explosionsmotoren von den ersten Leuchtgas- und Petroleummotoren bis zu den
neuzeitlichen Gasmaschinen. Auch die Entwicklung der Fahrzeug-, Luftschiff- und
Flugmotoren wird in Kürze geschildert.
Auf engem Raum ist das große Gebiet der Verbrennungskraftmaschinen im ersten Band,
soweit sie nach dem Explosionsverfahren arbeiten, zusammengedrängt. Manche kleine
Wünsche für die neue Auflage könnten berücksichtigt werden. Ab und zu an mancher
Stelle könnte Veraltetes ausgeschaltet werden. Den Ausdruck „Karburator“ wird
wohl kaum ein Fachmann noch gebrauchen, hierfür gilt das deutsche Wort: Vergaser.
Ein neuzeitlicher Vergaser mit Abb. und Erklärung ist nicht vorhanden. – Dem Buch in
seiner guten Ausstattung ist eine weite Verbreitung nur zu Wünschen.
Wimplinger.
Bei der Schriftleitung eingegangene Bücher.
Werner Lindner/Georg Steinmetz, Die
Ingenieurbauten in ihrer guten Gestaltung. Berlin, Ernst Wasmuth, A. G. 1923. Grprs.
20.
Guido Gambardella, Carrateristicke Costruttive delle
Turbine Idrauliche negl' Impianti Attuali. Napoli, Stab. Tipografica Franc. Lubrano.
1923.
R. Hären, Aufgabensammlung zur Festigkeitslehre
mit Lösungen. 3. vollst. neu bearb. Aufl. von Jos. Furtmayr, Dipl.-Ing. (Sammlung
Göschen Nr. 491.) Walter de Gruyter & Co., Berlin. Prs. Gz. 1, 1.
Dr. Kurt Floericke, Falterleben. Franckhsche
Verlagshandlung Stuttgart. Prs. Anf. Mai geh. 4000 Mk., geb. 5000 Mk.
Textabbildung Bd. 338