Titel: | Bücherschau. |
Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 228 |
Download: | XML |
Bücherschau.
Bücherschau.
Beton-Kalender 1925. –
Taschenbuch für Beton und Eisenbetonbau sowie die verwandten Fächer. – Verlag von
Wilhelm Ernst & Sohn. – Preis kart. 6,60 G.-Mk.
Der bekannte Kalender erscheint zum ersten Mal wieder in zweibändigem Format und
bringt den für den Fachmann in wissenschaftlicher und praktischer Beziehung
bedeutsamsten Stoff in außerordentlich geschickter und klarer Anordnung.
Bemerkenswerte Forscherarbeiten und wichtige amtliche Bestimmungen der letzten Jahre
haben in demselbem die ihnen gebührende Aufnahme gefunden, so die Versuche von Graf
über die Elastizität und Festigkeit des Betons, eine neue Tabelle von Kunze zur
Ermittelung exzentrisch gedrückter Eisenbetonquerschnitte (ohne Druckeiseneinlagen),
Näherungsformeln von Markus zur Berechnung von Pilzdecken, ferner Ergänzungen zu den
amtlichen Bestimmungen für den Entwurf und die Ausführung von Eisenbetonbauten, die
neuen preußischen Bestimmungen über Schornsteine aus Betonkaminsteinen u.a.m.
Eine völlige Neugestaltung haben die Abhandlungen über Gründungen, Balken- und
gewölbte Brücken, Behälter, Talsperren und Betonkonstruktionen im Bergbau
erfahren.
Da der Verlag Anregungen aus Fachkreisen bezüglich der nächsten Auflagen mit
Interesse entgegensieht, so sei der Wunsch zum Ausdruck gebracht, daß die beim
Eisenbetonbau vorkommenden Schäden und Risse in Zukunft eine noch eingehendere
Behandlung erfahren mögen. Wie bekannt, führen auch Unternehmer, die nicht über ein
geschultes Personal verfügen, häufig Eisenbetonbauten größeren Umfanges aus. Die
Behörde vermag aus Mangel an Personal nicht immer die Bauaufsicht so zu führen, wie
es im Interesse der Sicherheit erforderlich wäre. Eine streng sachliche Behandlung
des diesbezüglichen Materials und eine kritische Beleuchtung der Ursachen der
vorerwähnten Schäden kann die Eisenbetonbauweise, die heute einen großartigen
Zweig unserer Industrie darstellt, nur fördern und für den ernsten, gewissenhaften
Unternehmer nur von Nutzen sein.
Samter.
Lehrbuch der Algebra. Von Robert Fricke, verfaßt mit Benutzung von Heinrich Webers gleichnamigem Buche. Erster Band:
Allgemeine Theorie der algebraischen Gleichungen. Mit vier in den Text gedruckten
Figuren. VIII und 468 Seiten. Braunschweig 1924, Friedrich Vieweg & Sohn. Geh.
12 Mark, geb. 14 Mark.
Das bekannte und geschätzte Lehrbuch der Algebra von Heinrich Weber findet in der
vorliegenden Neuerscheinung seine Wiederauferstehung. An Stelle einer Bearbeitung
hat der Verfasser es vorgezogen, ein völlig neues, ebenfalls auf drei Bände
berechnetes Werk zu schreiben, um so freiere Hand für die Ausgestaltung nach seinen
Plänen zu haben. Der jetzt abgeschlossene erste Band, der noch vielfach die
Einwirkung Webers erkennen läßt, bringt die Gründlagen der Theorie der algebraischen
Gleichungen unter Einschluß der Galoisschen Theorie. Er schließt mit einer Theorie
der „algebraisch lösbaren“ Gleichungen; die wenigstens im Falle eines
Primzahlgrades mit einer gewissen Vollständigkeit behandelt werden. Es unterilegt
keinem Zweifel, daß das Werk in seiner vorliegenden Gestalt infolge seines engeren
Anschlusses an die Dedekindschen Grundauffassungen und seines strengeren Aufbaues
erheblich gewonnen hat und berufen ist, allen, die es zur Hand nehmen, gründliche
Kenntnisse zu vermitteln.
a. Barneck.
Die Differentialrechnung von Johann
Bernoulli aus dam Jahre 1691/92. Nach der in der Basler
Universitätsbibliothek befindlichen Handschrift übersetzt, mit einem Vorwort und
Anmerkungen versehen von Paul Schafheitlin. Mit 33
Figuren im Text. 56 Seiten. Nr. 211 der Sammlung „Ostwald's Klassiker der exakten
Wissenschaften“. Leipzig 1924, Akademische Verlagsgesellschaft m. b. H. Kart. 2,80
Mark.
Der vor wenigen Wochen verstorbene Professor Schafheitlin hat sich um die Geschichte
der Mathematik ein bleibendes Verdienst geschaffen, indem es ihm gelang, eine bis
dahin verschollene grundlegende Arbeit über die Differentialrechnung von Johann
Bernoulli aufzufinden. Damit ist ein alter Prioritätsstreit zwischen Bernoulli und
dem Marquis de l'Hospital zugunsten des ersteren entschieden worden. Die vorliegende
Schrift ist eine wortgetreue Uebersetzung ins Deutsche und gewährt interessante
Einblicke in die Anfänge der Differentialrechnung.
a. Barneck.
Grundriß der Physik. Von Dr. Karl Hahn. II. Teil. Für die Oberstufe höherer
Lehranstalten und für Fachschulen. 2. Auflage. Mit 336 Figuren. 300 S. Leipzig und
Berlin 1924, B. G. Teubner. Geb. 5 ℳ.
Nicht nur zum Gebrauch an der Schule, sondern auch zum Selbstunterricht erscheint mir
das Buch durchaus geeignet. Der Stoff ist der an der Oberstufe unserer höheren
Schulen übliche. Sehr zu begrüßen ist die den einzelnen Abschnitten angefügte
gedrängte Uebersicht über die geschichtliche Entwicklung. (Warum fehlt aber bei dem
Kapitel Uhren die Erwähnung der Sonnenuhr?) Den modernen physikalischen Anschauungen
ist der Verfasser gerecht geworden durch Hinzufügung eines Schlußkapitels: Grundzüge
des heutigen physikalischen Weltbildes. Es gewährt bei aller Kürze einen ersten
Begriff von der Art und der Bedeutung der gegenwärtigen Probleme der Physik.
Wiedemann-Eberts Physikalisches
Praktikum. Neubearbeitet von Eilhard Wiedemann
und Arthur Wehnelt. 6. Auflage. Mit 371 Figuren. 545
Seiten. Braunschweig 1924, Fr. Vieweg & Sohn. Geh. 18 Mark.
In der vorliegenden sechsten Auflage des allgemein bekannten und gern benutzten
Buches ist an Stelle des verstorbenen Mitverfassers Ebert der Professor Wehnelt
getreten. Die Art der Behandlung des Stoffes ist dieselbe geblieben, in einzelnen
Fällen sind Abschnitte, die eher einem Lehrbuch entsprachen, fortgelassen worden, um
Raum für zahlreiche neu eingefügte Uebungen aus dem Gebiete der Elektrizität zu
gewinnen.
A. Barneck.
Axiomatik der relativistischen
Raum-Zeit-Lehre. Von Privatdozent Dr. Hans
Reichenbach. Bd. 72 der Sammlung „Die Wissenschaft“. 162 Seiten.
Braunschweig 1924, Fr. Vieweg & Sohn. Geh. 6 ℳ.
Der Verfasser hat sich die Aufgabe gestellt, den Aufbau der relativistischen
Raum-Zeitlehre mit aller erkenntnistheoretischen Strenge darzustellen und hat dazu
die axiomatische Methode gewählt als die einzige, welche
die logiiche Gliederung der Theorie in völlig durchsichtiger Weise aufdecken kann.
Die beiden Hauptteile sind der speziellen und der allgemeinen Relativitätstheorie
gewidmet, in den Unterabschnitten werden die Axiome und der Aufbau der Metrik,
kritische Betrachtungen und Integraleigenschaften einer eingehenden Untersuchung
unterzogen. Die Ordnung schaffende und Unscharfen beseitigende tiefgründige Arbeit
sei bestens empfohlen.
a. Barneck.
Das außerpersönliche Unbewußte.
Von Privatdozent Dr. Fritz Giese. Heft 72 der „Sammlung
Vieweg“. 105 Seiten. Braunschweig 1924, Fr. Vieweg & Sohn. Geh. 3,50
Mark.
In der vorliegenden Schrift kommt der Verfasser auf Grund psychologischer
Untersuchungen zu dem Ergebnis, daß es eine besondere Energie außerhalb des
Menschen geben müsse, die er das außerpersönliche Unbewußte nennt. Diese Form der
Energie beeinflußt zunächst das vegetative Nervensystem und ist Ursache und
ursprünglicher Anreiz für das Entstehen genialer Einfälle und für jegliches
produktive geistige Arbeiten.
a. Barneck.
Sinusrelief und Tangensrelief in der
Elektrotechnik. Von Fritz Emde. Tagesfragen aus
den Gebieten der Naturwissenschaften und der Technik. Heft 69. 108 Seiten mit 18
Abbildungen. Fr. Vieweg &Sohn, Aktiengesellschaft, Braunschweig, 1924. Geh. 4,50
M.
Die beiden ersten Abschnitte des vorliegenden Heftes der Sammlung Vieweg bringen die
mathematische Grundlage für eine Erweiterung der komplexen Rechnung. Es werden die
Funktionen Sinus und Tangens einer komplexen Zahl nicht wie gewöhnlich durch ihren
reellen und ihren imaginären Teil dargestellt, sondern durch Linien des konstanten
Betrages und konstanter Richtung, d.h. durch den reellen und imaginären Teil ihres
Logarithmus. So werden Reliefs dieser Funktionen erhalten, mit deren Hilfe sich bei
Einführung komplexer Phasenverschiebungsstrecken eine große Anzahl von Aufgaben aus
der Elektrotechnik anschaulich darstellen läßt.
Der 3. Abschnitt behandelt die Anwendung dieser Methode bei der Berechnung der
Fernleitung von Wechselströmen. Zuerst wird der Leser mit den Grundgedanken der
Methode an dem Idealfall der verlustfreien Leitung bekanntgemacht. Darauf folgt die
notwendige Verallgemeinerung für die mit Verlusten behaftete Leitung, und zwar
werden als Beispiele hierfür erstens eine Drehstromfreileitung von 1000 km Länge für
100000 KW bei 200 KV und zweitens ein Drehstromkabel von 200 km Länge und 3 × 35 qmm
Querschnitt (entsprechend 125 A Normalbelastungsstrom) für 10 KV durchgerechnet. Es
werden also zwar nur Starkstromleitungen als Beispiele behandelt, aber der Leser
wird finden, daß sich die Methode auch mit Vorteil auf lange Telephonleitungen
anwenden läßt.
Der vierte Abschnitt bringt die Anwendung der Methode auf die Berechnung der
Stromverdrängung, der Wirbelströme in Ankerleitern, während im fünften Abschnitt auf
die Verteilung der magnetischen Induktion in Dynamoankern eingegangen wird. Im
sechsten Abschnitt wird das Verhältnis der komplexen Rechnung zur Vektorenrechnung
der Ebene auseinandergesetzt und die Frage erörtert, ob es sich empfiehlt, für die
Wechselstromberechnung die dafür gebräuchliche komplexe Rechnung durch die
Vektorenrechnung der Ebene zu ersetzen. Es wird gezeigt, daß die Antwort zugunsten
der komplexen Rechnung ausfallen muß. Die Ableitung der im Text gebrauchten Formeln
wird schließlich noch in einem Anhang gegeben.
Durch die im vorliegenden Heft geschilderte Methode wird die Behandlung mancher
Verteilungsprobleme wesentlich verbessert, und die Rechnung mit komplexen Zahlen
erst in ihrem ganzen Umfang der Wechselstromtechnik nutzbar gemacht. Der vollkommene
Ueberblick, den erst diese Methode über die Gesamtheit der Betriebsfälle ermöglicht,
dürfte ihr bald in der Elektrotechnik Heimatrecht verschaffen, und deshalb kann das
vorliegende Heft nicht nur den Anhängern der komplexen Rechnung, sondern auch ganz
besonders denjenigen empfohlen werden, die der Anwendung der komplexen Rechnung
bisher ablehnend gegenüberstanden.
Güldenpfennig.
Die Berechnung von Gleich- und
Wechselstromsystemen. Von Fr. Natalis. II.
Auflage. Verlag Julius Springer, Berlin 1924. Geh. 10 Mk., geb. 11 Mk.
Die neuartige Natalissche Vektorrechnung ist in völliger Umarbeitung und wesentlicher
Erweiterung in zweiter Auflagt erschienen. Sie hat bereits viele Anhänger gefunden,
die deren Vorteile erkannt haben. Wie die synthetische Geometrie sich der
Doppelschnittsverhältnisse in Punktreihen und Strahlenbüscheln bedient, um das ganze
Kurvengebiet der Kegelschnitte in einfacher Weise zu beherrschen, so baut sich die
Natalissche Rechnungsart auf der Verwendung von Vektorverhältnissen und
Vektorprodukten auf. Bisher wurden schwierige Aufgaben aus der Wechselstromtechnik
vielfach in symbolischer Art mit Hilfe von komplexen Größen durchgeführt. Auf diese
Weise lassen sich mit Vorteil von geübten Mathematikern vielerlei Aufgaben
analytisch lösen. Während der Rechnung geht aber alle Anschauung verloren, was eine
gewisse Unsicherheit geben kann. Strom, Spannung, Widerstände, Leitwerte und
Leistungen stellen sich symbolisch in gleicher Weise als komplexe Größen dar, ohne
daß die Dimensionen der Größen sogleich erkannt würden. Bei der neuen Rechnungsart
nach Dr. Natalis werden die Wechselstromvorgänge durch Vektordiagramme dargestellt.
Handwerksmäßig können nach den im Buche gegebenen Weisungen die Ergebnisse erhalten
werden. Das Verfahren ist verhältnismäßig kurz und sicher, die Uebersichtlichkeit
bleibt immer gewahrt. Nur verhältnismäßig geringe mathematische Vorkenntnisse werden
zur Beherrschung des Stoffes verlangt.
In einfacher klarer Weise wird die Vektorlehre, soweit sie für die neue Rechnungsart
gebraucht wird, und die Darstellungsweise der Vektoren in den Vektorverhältnissen,
Widerständen oder Leitwerten, und den Vektorprodukten erläutert. Weiter wird
gezeigt, wie sich Vektorverhältnisse und Vektorprodukte in die für die Rechnung und
Darstellung bequeme Form, wie auch Vektorgleichungen sich in
Vektorproduktgleichungen umwandeln lassen. Auch Gleichungen zweiten und höheren
Grades werden durchgerechnet. Auch von der in der symbolischen Rechnungart so häufig
benutzten Inversion wird zur Erleichterung der zeichnerischen Darstellung mit
Vorteil Gebrauch gemacht. Die für Erforschung veränderlicher Vorgänge wichtigen
geometrischen Orte werden eingehend behandelt und die Kreisgleichungen, allgemein
die Kegelschnittgleichungen vorgeführt und die Rechnungen auch auf Kurven dritten
und höheren Grades ausgedehnt. Selbst unter Berücksichtigung einer veränderlichen
Permeabilität bei zunehmender Eisensättigung lassen sich die Rechnungen durchführen,
wie an Beispielen erwiesen wird. In weiteren Abschnitten werden die
Leistungänderungen bei Aenderungen eines Vektors besprochen und Leistunggesetze
aufgestellt.
Den zweiten Teil bilden die wichtigen Anwendunggebiete. An Beispielen wird gezeigt,
wie vorteilhaft und vielseitig die Verwendung der neuen Rechnungsart ist und mit wie
einfachen Mitteln in anderer Weise nur schwierig und umständlich zu behandelnde
Aufgaben sich leicht lösen lassen. Als Uebungbeispiele werden Leitungberechnungen
einfacher Art gewählt, die von den Uebenden leicht beliebig erweitert werden können,
ferner Berechnung von Stromverzweigungen mit einem oder zwei Knotenpunkten, wobei
Kreisdiagramme ausführlich behandelt werden, des weiteren Spannung- und
Stromresonanz. Das Heilanddiagramm wird in einfacher und übersichtlicher Weise
entwickelt. Auch auf besondere Ausführungen lassen sich die Natalisschen
Rechnungen leicht anwenden, wie an einem Beispiel der Rechnung für einen
Drehstrom-Asynchronmotor mit doppeltem Käfiganker erwiesen wird.
Aus dem Inhalt ist schon zu ersehen, wie vielseitig die Anwendunggebiete sind, die
sich vermehren lassen. Wer sich der nicht sehr schweren Arbeit unterzogen hat, in
den Geist der Rechnung einzudringen, wird schnell den Gewinn merken und sehen,
welche Unterstützung ihm die neue Rechnungsart bei selbst verwickelten Aufgaben
gibt. Besonders auffallend wird deren Wert, wenn eine schwierige Aufgabe das eine
Mal nach der symbolischen Methode mit komplexen Größen, das andere Mal nach
Natalisscher Art gelöst wird. Es wäre zu begrüßen, wenn in Kürze diese Rechnungart
Gemeingut der rechnenden Ingenieure würde.
Dr. Michalke.
Die elektrometrische Maßanalyse.
Von Erich Müller. 2. und 3. verbesserte und vermehrte
Auflage mit 28 Abbildungen und 7 Schaltungsskizzen. 159 Seiten. Theodor Steinkopf,
Dresden und Leipzig, 1923. Geh. 4,50 Mark.
Da die Analyse in vieler Hinsicht die Grundlage sowohl der theoretischen, wie der
angewandten Chemie bildet, so ist es naturgemäß das Bestreben der Forscher, neue
analytische Methoden zu finden, die einen Fortschritt gegenüber den bekannten
bedeuten, sei es, daß sie eine Erhöhung der Genauigkeit ergeben, oder daß sie eine
einfachere und schnellere Erreichung der Resultate ermöglichen. Physikalische
Methoden scheinen hierzu in erster Linie berufen zu sein, doch ist ihre Anwendung in
den verschiedensten Formen im Vergleich mit den chemischen noch eine verschwindend
geringe. Dies gilt auch von der sogenannten elektrometrischen Maßanalyse.
Will man z.B. bei der gewöhnlichen Maßanalyse den Säuregehalt einer Flüssigkeit
bestimmen, so läßt man aus einer Bürette solange Kalilauge von bestimmtem Gehalt
tropfenweise zufließen, bis die leuchtend rote Farbe, welche die Flüssigkeit durch
Zusatz von Methylorange erhalten hat, in ein schwaches Gelb umschlägt. Wenn nämlich
alle Säure durch das eingetröpfelte Alkali in das neutrale Salz umgewandelt ist, so
bewirkt der erste Tropfen des nun freibleibenden Alkali die Gelbfärbung des
Indikators. In anderen Fällen dient das Entstehen oder Nichtmehrentstehen eines
Niederschlages als Kennzeichen der völligen Umsetzung. Auf Grund der Gleichung des
betreffenden chemischen Vorganges kann man dann aus der Anzahl der ccm, welche von
der Titerlösung bekannten Gehaltes verbraucht sind, sehr rasch den gesuchten
Säuregehalt ausrechnen.
Es gibt aber Fälle, in denen jene bequeme Maßanalyse versagt, weil die üblichen
Kennzeichen sich als zu unsicher erweisen. Da bietet sich in der elektrometrischen
Maßanalyse ein Mittel, das sich z.B. besonders bei der Zinkbestimmung bestens
bewährt hat. Hier wird während des Zutröpfelns die Aenderung des Potentials
beobachtet, die ein in die Flüssigkeit tauchender Platindraht gegen die
Normal-Kalomeelektrode aufweist. Sobald der betreffende chemische Vorgang beendet
ist, macht das bis dahin sich langsam ändernde Potential einen Sprung.
Im vorliegenden Buche beschreibt der Verfasser ausführlich in drei Abschnitten,
die
A) theoretischer Teil,
B) Methoden der praktischen Ausführung,
C) Zusammenstellung der Reaktionen, die auf ihre Verwendung zur
elektrometrischen Titration untersucht wurden,
überschrieben sind, das neue Verfahren, um dessen
Ausbildung er sich selbst wesentlich verdient gemacht hat. Er zeigt, daß die
elektrometrische Maßanalyse schon gegenwärtig als ein sehr willkommenes analytisches
Hilfsmittel betrachtet werden muß, und daß es deshalb nur allen Chemikern empfohlen
werden kann, sich mit ihr vertraut zu machen. Besonders in technischen Betrieben, wo
es sich um die dauernde Ausführung gleichartiger Bestimmungen handelt, wird man sie,
wenn einmal eingeführt, nicht wieder missen wollen.
Güldenpfennig.
Theorien der organischen Chemie.
Von Ferdinand Henrich. Fünfte weitgehend umgearbeitete
Auflage. 515 Seiten mit 29 Abb. Braunschweig 1924, Vieweg & Sohn. Geh. 17,50 ℳ,
geb. 19,50 ℳ.
Als ich vor 30 Jahren bei Emil Fischer hörte und arbeitete, da lernte ich voll
Begeisterung, mich in der unendlichen Fülle von Stoffen zurechtfinden, welche Natur
und Wissenschaft aus wenigen Arten von Bausteinen – Kohlenstoff-, Wasserstoff-,
Sauerstoff-, auch Stickstoffatomen – in schöner Ordnung aufgebaut haben. Später
entfernten mich meine eigenen Forschungen von der rastlos fortschreitenden
organischen Chemie. Ich bin dem Verfasser dankbar, daß er alte Erinnerungen weckt
und neue noch hart umstrittene Theorien von hohem Standpunkte aus überblicken läßt.
Henrich teilt das Buch in 19 Abschnitte. Einige sind der immer noch nicht
vollständig gelösten Frage der Valenz gewidmet, andere der Konstitution des Benzols,
der Tautomerie, den optischen Eigenschaften usw. Bei seinen geschichtlichen
Einleitungen bringt er manche bisher wenig bekannte Einzelheiten. In der heute so
stolzen Elektronentheorie zieht er die Anschauung von Stark dem
Rutherford-Bohrschen-Atommodell vor. Besonders fesselte mich der Schlußabschnitt
über Biochemie. Aus den vielen wertvollen Ergebnissen der letzten Jahre will ich nur
erwähnen, daß aus Ammoniak und Kohlensäure unter dem Einfluß kurzwelliger Strahlen
der Quecksilberlampe sogar Pyridin und Coniin, das Gift des Schierlings,
entstanden.
Die klare möglichst unparteiische Darstellung erleichtert das Verständnis der
behandelten, zum großen Teil ebenso wichtigen wie schwierigen Fragen, so daß das
Buch auch jedem, der nur über mäßige chemische Kenntnisse verfügt, bestens zu
empfehlen ist.
K. Arndt
Bei der Schriftleitung eingegangene Bücher.
A. B. Helbig, Brennstaub.
Aufbereitung und Verfeuerung. Verlag v. Wilhelm Knapp, Halle-S. Preis geh. 6,50,
GM., geb. 7,50 GM.
W. Kurt Schaldach, Formularbuch
für den geschäftlichen Verkehr. Industrieverlag Spaeth & Linde, Berlin.
Dr. Franciska Baumgarten,
Arbeitswissenschaft und Psychotechnik in Rußland. Verlag von R. Oldenbourg, München.
Preis geh. 3,60 GM.
Taylor, Gilbreth, Ford,
Gegenwartsfragen der amerikanischen und europäischen Arbeitswissenschaft, von J. M.
Witte, Berlin, Verlag von R. Oldenbourg, München. Preis brosch. 1,80 GM.
Dr.-Ing. Laudien, Die
Elektrotechnik. 9. neubearb. und erweiterte Aufl. Preis geb. 6,75 GM. Dr. Max
Jaenecke, Verlagsbuchhandlung, Leipzig.
Dipl.-Ing. G. Haberland,
Mechanik, (Betriebstaschenbuch.) Preis 3,60 GM. Dr. Max Jaenecke
Verlagsbuchhandlung, Leipzig.
GG. Th. Stier der Aeltere, Die
heutige Metalltechnik. V. Band: A. Die Stahle, Preis 2,70 GM.
GG. Th. Stier der Aeltere, Die
heutige Metalltechnik. V. Band: B. Die Härtungen. Preis 1,90 GM.
Zoellner-Werke A.-G.,
Berlin-Neukölln. Tokiol-Lacke in der Fahrzeugindustrie.
Hermann Zimmermann, Zur
Relativitätslehre. Gedanken eines Technikers. Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn,
Berlin. Preis geh. 2,70 GM.
Hubert Hermanns, Gasgeneratoren
und Gasfeuerungen. Ein Hilfsbuch für den Bau und Betrieb von Gaserzeugern und
gasgeheizten industriellen Oefen. 2. verb. erg. u. erweit. Auflage. Verlag v.
Wilhelm Knapp, Halle-S. Preis geh. 13,50 GM., geb. 15 GM.
Rühl, Zerkleinerung von
Brennstoffen. Verlag v. Wilhelm Knapp, Halle-S. Preis 1,70 GM.
Dipl.-Ing. G. Haberland,
Wärmemechanik und Mechanik der Gase und Dämpfe. (Horstmann-Laudien,
Betriebstaschenbuch.) Dr. Max Jaenecke, Verlagsbuchhandlung, Leipzig. Preis 1,60
GM.
Dr. Düsing, Lehr- und
Aufgabenbuch der Algebra. Dr. Max Jaenecke, Verlagsbuchhandlung, Leipzig. Preis 3,85
GM.
Dr. Albert Neuburger, Die Wunder
der Fernmeldetechnik. Verlag Hachmeister & Thal, Leipzig. Preis geb. 12
GM.
Dr.-Ing. Karl Eduard Schmidt, Die
Entwicklung der Gleisrückmaschinen und das maschinelle Gleisrücken. Verlag v. Konrad
Wittwer, Stuttgart. Preis geh. 5 GM., geb. 6,50 GM.
Hermann Recknagels Kalender für
Gesundheits- und Wärmetechnik. Taschenbuch für die Anlage von Lüftungs-,
Zentralheizungs- und Badeeinrichtungen. Herausgegeben von Dipl.-Ing. Otto Ginsberg.
29 K Jahrg. 1925. In Leinen geb. Preis 4 GM. R. Oldenbourg Verlag, München.
Max Valier, Der Vorstoß in den
Weltenraum. Eine technische Möglichkeit? Verlag v. R. Oldenbourg, München. Preis
brosch. 2 GM.
Textabbildung Bd. 339