Titel: | Bücherschau. |
Autor: | Dzmobek |
Fundstelle: | Band 342, Jahrgang 1927, S. 192 |
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Bücherschau.
Bücherschau.
Das Telephon und sein Werden. Von August Rotth. Berlin, Julius Springer 1927. Geb. 4,50 RM.
Bei dem Weltstreben, die gefährliche deutsche Konkurrenz allenthalben zu unterbinden,
spielte schon während des Krieges der Versuch des Auslandes eine große Rolle, die
geistig-moralische Ueberlegenheit auf allen Gebieten an sich zu reißen, selbst auf
Kosten geschichtlicher, feststellbarer Wahrheiten.
Amerika hat im vorigen Jahr mit einer – vom amerikanischen Standpunkt (und nur von
ihm!) aus verständlichen – Begeisterung den 50. Jahrestag der Einführung des
Fernsprechers in das öffentliche Leben gefeiert. Bei diesem Feste wurde der Mann,
dem man die „Erfindung“ des Telephons zuschrieb, soweit in den Vordergrund
geschoben, daß es sich von unserm deutschen Standpunkt aus wohl verlohnte, eine
Untersuchung über die Berechtigung solchen Jubels anzustellen.
Niemand wird nach dem Ausfall dieser – sehr gründlich und sehr ehrlich geführten –
Nachprüfung, die in der vorliegenden Schrift einem weiten Kreis zugänglich gemacht
werden soll, dem Amerikaner Alexander Graham Bell das hohe Verdienst absprechen,
durch Erfindung der „klassisch einfachen Form“ der Apparatur den
Fernsprecher zu einem der Menschheit dienenden Geräte umgeformt und dadurch
grundlegend seine Popularität ermöglicht zu haben.
Zugleich aber kann nach Ueberprüfung der Tatsachen kein Zweifel mehr darüber
bestehen, daß der Keim des Gedankens, Sprachschwingungen auf elektromagnetischem
Wege in die Ferne zu übertragen, und auch die arbeitsfähige Urform zur
Verwirklichung dieser Idee auf dem Boden unserer deutschen Heimat, in dem
Forschergehirn unseres Landsmannes Philipp Reis Gestaltung gewann. Und dies
anderthalb Jahrzehnte vor Bell. Der deutsche Gedanke erst schuf in der Welt jene
Atmosphäre, in der man dann „nur in die Luft zu greifen braucht,“ um aus ihr
Neues, Menschheitförderndes herunterzuholen.
Es ist sicher ein ungemein schwieriges Unterfangen gewesen, aus halbvergilbten
Schriften und aus einem historischen Bildmaterial, das an Durchsichtigkeit fast
alles zu wünschen übrig ließ, ein Gebiet zu beleuchten und zu klären, über dem schon
vor 40 Jahren ein so dichter Schleier lag, daß selbst die wildesten Patentkämpfe ihn
kaum zu lichten vermochten. Und es bedurfte eines ganzen Arsenals geistiger Waffen,
oft des scharfsinnigsten
Indizienbeweises, oft des – mit viel Geduld und Ausdauer unternommenen –
Versuches an den Originalgeräten oder an ähnlichen Nachbildungen, um den Beweis der
Priorität deutschen Erfindergeistes so überzeugend zu bringen, wie dies im Interesse
unseres arm und verkannt geschiedenen Landsmannes Reis notwendig erschien.
Der Verfasser hat die Aufgabe mit klugem Takt und feinem technischen Verständnis
gelöst. So konnte er heute als der Mühe Preis dem deutschen Volk auf den
Geburtstagstisch 50jähriger deutscher Fernsprecherei ein Geschenk legen, das dem
wahren Erfinder des Telephons wenigstens im Tode noch das zuerkennt, was das Leben
versäumte, ihm zu schenken.
Franz.
Die Hamburger Hochbahn A.-G. in verkehrspolitischer und
sozialpolitischer Hinsicht. Von Ernst Kipnase,
Betriebsingenieur der Hamburger Hochbahn A.-G. 238 Seiten mit 22 Abbildungen, 58 Tabellen und einem mehrfarbigen
Stadtplan. 1925. Georg Stilke, Berlin. Brosch. 13 RM.
Der Verfasser schildert in der Einleitung die Entwicklungsgeschichte aller Hamburger
Verkehrsbetriebe einschließlich der Reichsbahnstrecken seit dem Jahre 1839, und
rollt sodann den gegenwärtigen juristischen Aufbau der Hamburger Hochbahn A.-G. auf,
die als monopolisiertes und halbstaatliches Unternehmen den gesamten Straßenbahn-,
Auto-, Hochbahn- und Alsterschiffahrts-betrieb Groß-Hamburgs einschl. der
preußischen Nachbarstädte Altona, Wandsbek, Wilhelmsburg in ihrer Hand hat. Nach
kurzer Stellungnahme zu den verkehrstechnischen und wirtschaftlichen Fragen, die
hier auftauchen, werden die Fahrpreistarifpolitik und die Verkehrs- und
Betriebsleistungen behandelt. Ein weiter Raum ist der Arbeitnehmerschaft gewidmet,
und zwar werden in dem betreffenden Abschnitt behandelt: Die Eigenheiten der
Arbeitnehmerschaft der Hamburger Hochbahn A.-G. und die bevorzugten Gewerkschaften;
die Entstehung der Arbeitnehmervertretung bis zur Inkrafttretung des
Betriebsrätegesetzes; die Tarifverträge zwischen Arbeitgeber- und
Arbeitnehmerorganisationen; die Arbeitnehmervertretung unter dem Betriebsrätegesetz;
Wohlfahrtskassen; Arbeitszeit, Arbeitsleistung und Arbeitseinkommen. Ein Schlußwort
ist der Arbeitnehmerschaft und den Betriebsräten sowie der Hamburger Hochbahn A.-G.
als gemischt-wirtschaftliches Unternehmen gewidmet.
Das Buch interessiert über die Hamburger Kreise hinaus angesichts des reichen
Materials jeden Verkehrsfachmann und Volkswirt überhaupt, ferner auch den
Sozialpolitiker, dem ein gründlicher Einblick in das 7000 Arbeiter und Angestellte
umfassende Unternehmen gewährt wird, zumal Arbeitstarif- und Lohnkämpfe innerhalb
der Gewerkschaften und des Arbeiter- und Angestelltenrates seitens des Verfassers
eingehende Behandlung erfahren haben.
Sa.
Gesundheitstechnik im Hausbau. Von Richard Schachner, o. Professor der Technischen Hochschule München. Mit
206 Abbildungen und einer Tafel. 445 Seiten. R. Oldenbourg, München und Berlin 1926.
Brosch. 22,50 RM; in Leinen geb. 24,50 RM.
Das genannte Werk ist für Architekten und Studierende des Hochbaufachs
geschrieben und behandelt in gemeinverständlicher Weise, ohne daß besondere
Kenntnisse in Wärmemechanik und Physik vorausgesetzt werden, das Gesamtgebiet der
Heizungs- und Lüftungstechnik. Eine gründliche Behandlung erfahren außerdem die
Hauseinrichtungen, bei denen Gas und Elektrizität zur Anwendung gelangen, wie
Raumheizung, Gasherde und andere mit Gas beheizte Hausgeräte, elektrisch geheizte
Herde usw. Ueberall werden auch die wirtschaftlichen Gesichtspunkte hervorgehoben.
In weiteren Kapiteln werden besprochen: Die Warmwasserbereitung, die
Wasserversorgung des Hauses, die Entwässerung und Müllbeseitigung. Zur
Gesundheitstechnik im Hausbau gehört auch die Fern- oder Städteheizung, worüber
nichts geschrieben wurde. Sehr wertvoll sind die Abschnitte über Schutz der Gebäude
gegen Feuchtigkeit, Wärmeschutz der Gebäude, vornehmlich auch durch lehrreiche
Beispiele, die hier eingefügt wurden, und schließlich über Schutz gegen Schall, ein
Gebiet, das vom Baumeister, wie die tägliche Praxis lehrt, meist nicht mit
genügender Aufmerksamkeit behandelt wird. Die in den Text eingeflochtenen Bilder und
Zeichnungen sind sehr zweckmäßig ausgewählt worden, namentlich ist die Wiedergabe
von Zeichnungen, die der Verfasser bei seinem unterrichtlichen Wirken braucht, eine
ganz vorzügliche. Es sei daher der Wunsch zum Ausdruck gebracht, daß das Buch von
den Architekten und solchen, die es werden wollen, wirklich gründlich gelesen
wird.
Sa.
Fünfte technische Tagung des Deutschen
Braunkohlen-Industrie-Vereins, e. V., Halle (Saale). 167 Seiten mit
zahlreichen Abb. und Zahlentafeln. Halle a. S. 1926, Wilhelm Knapp. Geh. 6.80
RM.
Das vorliegende Heft enthält sämtliche auf der technischen Tagung des Jahres 1926
gehaltenen Vorträge sowie die nachfolgende Aussprache zu den einzelnen Gegenständen.
Da die 7 Vorträge die verschiedensten Arbeitgebiete, wie Staubfeuerung,
Hochdruckdampf, Wärmewirtschaft, Verschwelung, elektrostatische Staubabscheidung
sowie Zeitstudien im Bergbau behandeln, so sind sie nicht nur für den
Brennstoffachmann, sondern für weitere Ingenieurkreise von hohem Interesse, zumal
darin zahlreiche wichtige Ergebnisse der Praxis niedergelegt sind.
Dr.-Ing. A. Sander.
TwoLectures on the Development and Present Position of Chemical
Analysis by Emission Spectra. Von F. Twyman,
Verlag von Adam Hilger, London, 24 Rochester Place.
Das 43 Seiten starke Büchelchen ist geschrieben für jemanden, der im Besitze
technisch-wissenschaftlichen Allgemeinwissens sich der chemischen Analyse mit Hilfe
der Spektroskopie zuwenden will. Die Darstellung des bekannten Verfassers ist knapp,
dabei aber präzise und anregend. Alles Wichtigere ist in dieser kurzen, aber als
erste Einführung vollständig ausreichenden Darstellung enthalten, z.B. auch ein
Hinweis auf die neueren Methoden der quantitativen Spektralanalyse (Gramontsche
Methode).
Trotzdem der apparative Teil nur Apparate der Optischen Firma A. Hilger, London,
bringt, geht der Wert des Büchelchens über den einer Reklameschrift hinaus.
Dzmobek.