Titel: Erklärung des dem Wilh. Davis, Maschinisten, ehevor zu Prinscomb, gegenwärtig zu Minchinhampton, in der Grafschaft Gloucester, auf gewisse Verbesserungen in den Tuchscheer-Maschinen zum scheeren (shearing or cropping) der Tücher und anderer Zeuge, die dieser Operation bedürfen. Dd. 11. Jul. 1820.
Fundstelle: Band 6, Jahrgang 1821, Nr. IX., S. 64
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IX. Erklärung des dem Wilh. Davis, Maschinisten, ehevor zu Prinscomb, gegenwärtig zu Minchinhampton, in der Grafschaft Gloucester, auf gewisse Verbesserungen in den Tuchscheer-Maschinen zum scheeren (shearing or cropping) der Tücher und anderer Zeuge, die dieser Operation bedürfen. Dd. 11. Jul. 1820. Aus dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. II. Series. N. CCXXXI. August 1821. S. 129. Mit Abbildungen auf Tab. I. Davis Verbesserungen an Tuchscher-Maschinen. Ich erklaͤre, daß meine Erfindung in Folgendem beschrieben, und in den anliegenden Zeichnungen erklaͤrt ist: Fig. 33. Tab. I. stellt eines der Scheerenblaͤtter vor, ehe dasselbe in die Maschine eingesezt ist. Fig. 34. stellt Fig. 1. vom Ende her gesehen. Fig. 35. ebendieselbe im Durchschnitte dar. Dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Theile in jeder dieser Figuren. A ist eine Metallstange, an welcher das Scherenblatt R mittelst Schrauben befestigt wird. Das Blatt R ist von Blatt-Stahl (sheet-stell), und gehaͤrtet. X sind Stuͤzen fuͤr den Baum h, und fuͤr die sich drehenden Scherenblaͤtter B. x ist an A befestigt, und laͤßt sich durch die Schrauben fg stellen: g wird in X eingeschraubt, und ruht auf A; f ist in A eingeschraubt. Auf diese Weise wird es moͤglich, die Blaͤtter B und R mehr oder minder gegen einander druͤken zu lassen. Die Blaͤtter B sind ihrer ganzen Laͤnge nach aus einem dichten Stuͤke Stahles von der im Durchschnitte Fig. 3. gezeichneten Form bei B, und geflochten, wie in Fig. 1. gehaͤrtet, und haarfein geschliffen und polirt. Fig. 36. ist ein auf die Achse rechtwinkeliger Durchschnitt eines Blattes, welches man statt B gebrauchen kann. Fig. 37. ist ein Bett, um das Tuch waͤhrend des Scherens zu tragen, oder an die Scheren anzudruͤken. Fig. 39. stellt Fig. 5. vom Ende gesehen dar; eben so Fig. 38. mit kleinen Abaͤnderungen im Baue, aber immer nach demselben Grundsaze. I ist ein duͤnnes Stuͤk Metall, das elastisch, wie eine Stahlfeder, gehaͤrtet ist: wenn es von Kupfer ist, so muß es hart gerollt oder gehaͤmmert seyn. Es ist an den Stuͤken I befestigt, wird von den Draht-Federn K getragen, und laͤßt sich durch die Schrauben L und durch die Schraubenmutter M stellen. I sind duͤnne Stuͤke von Metall, welche an das Tragstuͤk N angeschraubt und bei i etwas verduͤnnt sind, damit sie leicht mit der Bewegung von I um die Federn k nachgeben. N ist ein Stuͤk Metall um die Tragfedern K und die Standstuͤke I zu tragen. Q sind Bolzen, um die Stuͤke N in den Stuͤken O, Fig. 40 und 41. zu befestigen. Fig. 40. zeigt die Weise, wie die Scheren befestigt sind, und die Theile, welche das zu scherende Tuch durch die Maschine ziehen. Fig. 41 und 42 stellen Fig. 40. vom Ende gesehen dar. A und B sind die Scheren, wie sie oben erklaͤrt wurden. E ist eine Walze, an welcher das zu scherende Tuch aufgerollt ist, und von welcher es ablaͤuft. F ist eine zwischen BA und IJ und bis G mit Karden besezte Walze, welches auch G ist. H ist ein Brett von der Laͤnge der Walze G: es dient das Tuch von der Karden-Walze zu loͤsen. D sind zwei Stangen, um die Scheren und das Gestell Y, B, R, A zu tragen, welche an den Stangen D mit Schrauben-Bolzen und Schrauben-Muͤttern befestigt sind. O ist ein Balken, welcher die Betten N, I, J, Fig. 37, 38, 39 traͤgt, und bei O mittelst Bolzen und Schrauben-Muͤttern Q befestigt ist. T ist ein Reibungs-Rad, welches an der Achse des Karden-Cylinders F befestigt ist. U ein Hebel, welcher auf T ruht, und V ein Gewicht, um das Tuch waͤhrend des Scherens zuruͤkzuhalten, oder hinlaͤnglich zu spannen. Y ist ein Cylinder, an welchem die bewegende Kraft angebracht werden muß, und durch Y erhalten die uͤbrigen beweglichen Theile ihre Bewegung, naͤmlich die Scheren B durch Schnuͤre oder Gurten ohne Ende, die uͤber den Cylinder Y und die Rollen C laufen, welche an den Baͤumen h befestigt sind. Die Bewegung wird dem Karden-Cylinder G durch den Wurm, oder die Schraube ohne Ende Z, mitgetheilt, welcher an der Achse von Y befestigt ist, und in das Rad a eingreift, welches an der Spindel b befestigt ist. An dieser Spindel b ist auch das Rad c befestigt, welches in ein anderes Rad d eingreift, das an der Achse von G befestigt ist. Das Loͤsebrett H wird durch eine Schnur oder endlose Gurte bewegt, welche uͤber den Cylinder Y und die Rolle e laͤuft, welche an der Achse von H befestigt ist. i ist eine Gurte ohne Ende, welche uͤber die Karden Cylinder FG laͤuft. Sie kann aus duͤnnem Kupfer verfertigt seyn, und in derselben kann eine beliebige Anzahl von Spizen angebracht werden, die eingenietet sind und nach auswaͤrts hervorstehen; auch koͤnnen Stifte oder kleine Zaͤhne eingenietet werden und nach innen hervorstehen, um in die Furchen oder Zaͤhne einzugreifen, welche sich an den Enden der Cylinder F und G befinden. Diese Gurte dient die Sahlleisten der zu scherenden Tuͤcher am Rande derselben zu ergreifen, und zu hindern, daß die Scherenblaͤtter BR keine Winkelrichtung nehmen, und die Betten I das Tuch nicht aus der gehoͤrigen Richtung bringen. Der Cylinder Y ist mit einem ausgekrochenen Stuͤke dargestellt, damit man die Art, wie die Scherenblaͤtter an ihren Unterstuͤzungs-Ballen D angebracht sind, desto deutlicher einsehen kann. Das Gestell ist in den Zeichnungen nicht aufgerissen, weil ich es nicht fuͤr noͤthig hielt, indem es nicht zu meiner Erfindung gehoͤrt, und weil man demselben verschiedene Formen geben kann, ohne daß dadurch die Enden der Balken und Achsen der Walzen und Raͤder minder gut gestuͤzt wuͤrden. Die Enden des Tragbalkens O muͤssen in einem Ausschnitte des Gestelles fortgleiten und muͤssen unter einem rechten Winkel auf die Flaͤche der Scherenblaͤtter, aller zusammen, stellbar seyn, was mittelst einer Schraube an jedem Ende des Balkens O, welche durch Loͤcher in dem Gestelle laͤuft, und durch Schraubenmuͤtter S, Fig. 9., gestellt werden kann, moͤglich ist. Die Lage, welche ich fuͤr die Senkrechte und fuͤr die Basis den uͤbrigen vorziehe, ist in Fig. 9. dargestellt, wo die punktirte Linie k die Senkrechte, und l die Basis ist. Die in Fig. 40. gegebene Ansicht ist parallel mit dem Horizonte. Fig. 43. ist eine Frontansicht eines Bettes. P ist ein Stuͤk Metall, außen an den Betten, welches von einem Ende zu dem anderen gleitet, um an den aͤußeren Betten soviel von I niederzudruͤken, als noͤthig ist um P die Sahlleisten des Tuches waͤhrend des Scherens in die Oeffnung m an dem oberen Theile aufnehmen zu lassen, und dadurch diese Sahlleisten vor dem Scheren zu schuͤzen. Fig. 44. ist ein Durchschnitt von P. Die Cylinder FG sind um ihre Achsen in der Richtung der Laͤnge beweglich, und koͤnnen durch Stellschrauben oder Zwingen befestigt werden; dadurch wird, noͤthigen Falles, die Bahn der Scherenblaͤtter geaͤndert. Einer der Waͤchter von P sollte in der Oeffnung m weit genug seyn, um zugleich die Sahlleiste und die Gurte i aufzunehmen. Ein Stuͤk duͤnnen Tuches muß an dem Ende des Tuches, welches geschoren werden soll, angenaͤhet werden, und soviel von der Laͤnge desselben bedeken, als nicht geschoren werden soll: es muß lang genug seyn um den Karden-Cylinder G zu bedeken, wenn das zu scherende Tuch zwischen die Scherenblaͤtter und die Betten gelangt. In der oben beschriebenen Maschine nehme ich als meine Erfindung in Anspruch: 1) die Anwendung sich drehender Scherenblaͤtter, welche aus einem einzelnen dichten Stuͤke Metalles verfertiget, und nicht an einen Cylinder oder an eine Stange angeschraubt oder eingekeilt sind, wie es bisher bei Verfertigung von drehbaren Scheren zum Tuchscheren Sitte war. 2) Die Anwendung von drehbaren Scheren unter einer Winkelrichtung, wie Fig. 40. zeigt. Der Unterschied zwischen dieser Anwendung drehbarer Scherenblaͤtter, und der bisher gewoͤhnlichen eben solcher Scherenblaͤtter wird leicht einzusehen seyn, wenn man sich erinnert, daß nach der lezteren oder aͤlteren Methode das untere Scherenblatt, oder der Lieger, beinahe parallel mit der Laͤnge des zu scherenden Tuches zu liegen kam, oder beinahe unter einem rechten Winkel mit der Laͤnge des Tuches. 3) Die Anwendung der Betten mit Spiralfedern, welche beinahe unter rechten Winkeln auf die Flaͤche der Lieger angebracht sind. Mit der oben beschriebenen Maschine koͤnnen einer oder zwei KerseymeresWir schreiben hier so, wie es im Originale steht, obschon Kerseymere mere Kersey zu seyn scheint, und der Hr. Patenttraͤger in den Bemerkungen es durch cassimeres (Cachemires) gibt. Man muß treu uͤbersezen. A. d. Ueb. zugleich geschoren werden, wenn man ein duͤnnes Stuͤk Metall zwischen die Scherenblaͤtter und die mittleren Sahlleisten bringt um zu verhuͤten, daß die lezteren nicht mitgeschoren werden. Wenn man ein sehr schmales Tuch scheren will, so darf man nur die Haͤlfte der Scherenblaͤtter, oder so viel als noͤthig, durch Abnahme der Schnuͤre in Ruhe stellen. Urkunde dessen etc. Bemerkungen des Patenttraͤgers. Einige durch diese Maschine uͤber alle bisher gebraͤuchlichen aͤhnlichen Maschinen erhaltenen Vortheile lassen sich aus Folgendem ermessen: Diese Maschine fordert nicht mehr Raum als 7 Fuß 6 Zoll Laͤnge, und drei Fuß Breite, und schert ein Stuͤk Tuch von 21 Yards oder 63 Fuß binnen fuͤnfzehn Minuten eben so fein, wie jede andere Schermaschine, ohne alle Streifen von einer Sahlleiste zur anderen, und vollkommen gleich von einem Ende zum anderenEin Tuchscherer bei uns wuͤrde wenigstens 8 Tage dazu brauchen. A. d. Ueb.. Sie laßt nicht jene langen Haare zuruͤk, die sich an der Oberflaͤche der Tuͤcher, bei der fruͤheren Patent-Maschine, die von Sahlleiste zu Sahlleiste schert, oͤfters zeigen; auch nicht jenes Harte und Grobe beim Anfuͤhlen des Tuches, welches den der Laͤnge nach geschornen Tuͤchern eigen ist. Sie schert cassimeres ( Cachemires, vulgo kasimir!!) „zu zwei Stuͤken auf Einmal eben so leicht, wie Ein Stuͤk.“ Die Kraft eines Mannes reicht zu, um sie in volle Thaͤtigkeit mit aller Schnelligkeit der Bewegung zu sezen. Die Scheren-Blaͤtter sind dicht, aus dem besten doppelt verfeinerten gegossenen Stahle, und so hart wie jede gemeine Tuchschere: ein Vortheil, welchen man bei den vorigen Patent-Maschinen dieser Art nicht erwarten konnte: es laͤßt sich also erwarten, daß die Scheren ein Jahr lang schneiden werden, ohne des Schleifens zu beduͤrfen. Die Herrichtung des Bettes ist so einfach, daß sie nicht einmal eines Mechanikers bedarf, und dieses Bett bewegt sich durch eine Streke von dreiviertel Zoll, ohne daß die Elasticitaͤt desselben dabei litte. Eine hinreichende Menge der besten bisher gebraͤuchlichen Maschinen um eben soviel Tuch zu scheren, wuͤrde mehr als noch Ein mal so viel kosten. Wenn ein Hirsch langen Tuchs (a cerf of a long piece of cloth) mit Harmer's Maschine in 10 Stunden geschoren werden kann, so kann diese Maschine zwanzig mal soviel. Die Laͤnge, welche die fruͤhere Maschine in einer Minute scheren kann, ist 450 Fuß; diese Maschine schert aber 40,000 Fuß in eben dieser Zeit. Man hat gesagt, daß diese Betten eine Beeintraͤchtigung des fruͤheren Patentes waͤren, weil sie durch Metall elastisch gemacht wuͤrden. Allein es erhellt (man vergleiche die Erklaͤrung im Repertory of Arts, XXXVII. B. S. 357), daß man in jenem Patente auf Elasticitaͤt uͤberhaupt nicht als Theil der Erfindung Anspruch machte, sondern nur auf Anwendung einer flachen Feder in der, in der Zeichnung dargestellten Form, und dieß sogar zu einem Zweke, der bei gegenwaͤrtiger Maschine nicht erreicht werden will, naͤmlich dem, den Strich des Tuches in der Richtung der Laͤnge der Federn zu erhalten. Hr. Collier, zu Frocester, erhielt an demselben Tage, (den 15. Jaͤnner 1818) ein Patent auf Verbesserungen an Tuchscher-Maschinen, welche gleichfalls ein durch Metall elastisch gemachtes Bett besizen; ehe aber Hr. Collier dieses Patent erhielt, stellte Hr. Collier die Erfinder vor dem Attorney-General, welcher beide Maschinen untersuchte, beide ganz verschieden gab, und demnach fuͤr jede das Patent ertheilte.

Tafeln

Tafel Tab. I
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