| Titel: | Beschreibung eines Glashydrometers für geistige Flüssigkeiten. Von Herrn Heinrich Stokes, zu Hatton-Garden. | 
| Fundstelle: | Band 6, Jahrgang 1821, Nr. X., S. 72 | 
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                        X.
                        Beschreibung eines Glashydrometers für geistige Flüssigkeiten. Von Herrn Heinrich Stokes, zu Hatton-Garden.
                        Aus den Transactions of the Society for the Encouragement of Arts, Manufactures et Commerce. Im Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. August 1821. N. CCXXXI. S. 151.
                        Mit Abbildungen auf Tab. I.
                        Hr. Stokes erhielt fuͤr diese Mittheilung die silberne Isis-Medaille.
                        Stokes Beschreibung eines Glashydrometers.
                        
                     
                        
                           Dieses Glashydrometer zur Bestimmung des specifischen
                              Gewichtes geistiger Fluͤssigkeiten wird man zu jedem praktischen Zweke
                              vollkommen hinreichend finden: es ist wohlfeil und sehr leicht anzuwenden, da man
                              weder Tabellen, noch einen beweglichen Maßstab, noch Gewichte dazu noͤthig
                              hat. Man kann mittelst desselben den Gehalt einer gegebenen geistigen
                              Fluͤssigkeit bei einem Viertelgrade uͤber oder unter der sogenannten
                              Probe bestimmen, und ich glaube daher, daß es jenen Kaͤufern und
                              Verkaͤufern solcher Fluͤssigkeiten, welche entweder die von den
                              Distillatoren und dem Steueramte gebrauchten Instrumente zu kostbar, oder die zur
                              gehoͤrigen Anwendung derselben noͤthigen Rechnungen zu schwierig
                              finden, von großem Nuzen seyn kann. Die Gebrechlichkeit selbst des Materiales, aus
                              welchem dieses Instrument verfertigt ist, und welche beim ersten Anblike Vielen als
                              ein Einwurf gegen die Brauchbarkeit desselben erscheinen mag, ist, die Sache im
                              wahren Lichte betrachtet, in der That ein Vortheil. Allerdings koͤnnen das
                              Hydrometer so gut wie jedes andere Instrument waͤhrend des Gebrauches
                              desselben allerlei Zufaͤlle treffen; es kann auf die Erde fallen, oder mit
                              anderen harten Koͤrpern in zu grobe Beruͤhrung gerathen. Wenn dieß an
                              einem aus Metall verfertigten Hydrometer geschieht, so wird die Kugel desselben,
                              welche duͤnn ist, mehr oder minder tiefe Einbuͤge erhalten, und eben
                              dadurch im Verhaͤltnisse der lezteren fuͤr immer mehr oder minder
                              unzuverlaͤssig werden. Es gibt viele Leute, welche das Hydrometer
                              taͤglich gebrauchen, und doch mit den Grundsaͤzen, auf welchen es
                              beruht, gaͤnzlich unbekannt sind, also auch nicht wissen, daß der mindeste
                              Einbug der Genauigkeit und folglich auch der Brauchbarkeit desselben schadet; und
                              selbst diejenigen, welche die Folgen solcher Beschaͤdigungen kennen, werden
                              sich selten geneigt fuͤhlen ein kostbares Instrument ehe bei Seite zu legen,
                              bis es gaͤnzlich verdorben und unbrauchbar geworden ist. Durch Anwendung
                              dieses Glashydrometers hingegen wird alle Moͤglichkeit eines Irrthumes,
                              welcher durch zufaͤllige Beschaͤdigung entstehen koͤnnte,
                              vollkommen beseitigt: ein leichter Stoß, wodurch ein Metall-Hydrometer einen
                              leichten Einbug erhalten wuͤrde, wird auf ein Glashydrometer, wegen der
                              Elasticitaͤt der Materie, aus welcher dasselbe verfertigt ist, gar keinen
                              Einfluß haben, und ein staͤrkerer wird allerdings dadurch, daß er das
                              Instrument bricht, den Besizer in die Nothwendigkeit der Auslage fuͤr ein
                              neues versezen: allein
                              dieser wird dadurch auch gegen jede Moͤglichkeit eines Fehlers, der aus einem
                              mangelhaften Instrumente entstehen koͤnnte, vollkommen sicher gestellt. Der
                              einzige wirklich gegruͤndete Einwurf, den man gegen den Gebrauch der
                              Glashydrometer machen kann, ist der, daß sie, so wie man sie bisher verfertigte,
                              nicht hinlaͤnglich unter einander vergleichbar sind: dieser Nachtheil ist
                              jedoch bei meiner Vorrichtung an denselben vollkommen vermieden. Ich lege diesem
                              Aufsaze drei meiner Glashydrometer von verschiedener Laͤnge bei, und bitte
                              den Ausschuß ehrfurchtsvoll dieselben auf die Probe zu stellen.
                           Die Gradeintheilung dieser Instrumente correspondirt genau mit jener des Hrn. Sikes, dessen sich gegenwaͤrtig auch das Steueramt
                              bedient. Die Einrichtung derselben laͤßt sich mit wenigen Worten, und ihr
                              Gebrauch durch ein Beispiel erklaͤren.
                           
                        
                           Erklaͤrung der Abbildung.
                           A Fig. 45. ist
                              eine Glaskugel mit einer kurzen Roͤhre am Grunde derselben, durch welche sie
                              mit einer anderen kleineren Kugel B in Verbindung steht,
                              worin das noͤthige Queksilber enthalten ist, um das Instrument zu dem mit
                              seinem Maßstabe correspondirenden Gewichte zu bringen. Der Schaft CC ist ungefaͤhr sieben Zoll lang, und
                              enthaͤlt zwei Maßstaͤbe, wovon der eine, D, gefaͤrbt, der andere E weiß ist.
                              Diese beiden Maßstaͤbe sind auf Papier aufgetragen, welches in die
                              Hoͤhlung des Schaftes eingeschoben, und mittelst eines Kittes an dem unteren
                              Ende befestigt ist. Durch hermetische Verschließung der oberen Oeffnung werden sie
                              hierauf vor allem Verderben oder vor aller Beschaͤdigung gesichert.
                           Fig. 47.
                              zeigt den Maßstab aus dem Schafte herausgenommen, und auf einer ebenen
                              Flaͤche ausgebreitet: der schattirte Theil zeigt den gefaͤrbten Maßstab an.
                              Dieser leztere ist derjenige, durch welchen die gehoͤrige Correction nach der
                              jedesmaligen Temperatur, welche das kleine Thermometer Fig. 46. anzeigt,
                              erhalten wird.
                           Der nicht gefaͤrbte Maßstab des Hydrometers zeigt die 100 Theile der geistigen
                              Fluͤssigkeit uͤber oder unter der Probe, und kann wo es noͤthig
                              ist, nach aufwaͤrts zu 70 p. C. uͤber der Probe, nach abwaͤrts bis zum
                              Wasser verlaͤngert werden. Das Thermometer ist in 15 Grade (mehr oder
                              weniger) und jeder Grad in halbe und viertel Grade eingetheilt, von Zero oder o aufwaͤrts, und von eben diesem Punkte
                              abwaͤrts bis an das Ende der Roͤhre. Die Worte: „addire“ unter dem Zero, und
                              „subtrahire“ uͤber
                              demselben zeigen die Zahl der Grade, welche man auf dem gefaͤrbten Maßstabe
                              des Hydrometers von der angezeigten Linie an addiren oder subtrahiren muß, indem
                              diese Zahl den Unterschied bei verschiedener Temperatur uͤber oder unter o anzeigt, und dadurch die wirkliche Schwere von der
                              scheinbaren unterscheidet.
                           
                        
                           Anleitung zum Gebrauche des Instrumentes.
                           Man fuͤlle ein Cylinderglas mit der zu untersuchenden geistigen
                              Fluͤssigkeit beinahe voll, senke das Hydrometer bis zur Kugel ein, und lasse
                              sodann dasselbe sinken, bis es seinen Ruhepunkt gefunden hat. Nachdem das Instrument
                              endlich vollkommen ruhig geworden ist, bemerke man an dem gefaͤrbten Maßstabe im Schafte den Grad, welcher mit der
                              Oberflaͤche der geistigen Fluͤssigkeit correspondirt. Man seze, es
                              stehe 27 3/4. Man schreibe nun diese Zahl auf, nehme das Hydrometer heraus, und
                              senke dafuͤr das Thermometer in die Fluͤssigkeit ein, um die
                              Temperatur dieser lezteren kennen zu lernen. Nun bemerke man den Grad, auf welchem
                              das Queksilber im Thermometer stehen bleibt. Man seze, es bleibe auf 2 1/2 unter o oder Zero. Diese Zahl schreibe man unter die vorigen 27 3/4, und addire
                              nun:
                           27 3/4
                             2 1/2
                           –––––
                           30 1/4
                           Nun suche man in dem gefaͤrbten Maßstabe 30 1/4 auf, und man wird es mit 18,2
                              auf dem weißen Maßstabe correspondiren finden. Diese lezte Zahl zeigt nun das p. C. uͤber der Probe an, und correspondirt genau
                              mit der Anzeige des Sikes'schen Hydrometers.
                           Nun seze man zweitens, der Ruhepunkt des Hydrometers an der Oberflaͤche der zu
                              untersuchenden geistigen Fluͤssigkeit sei 22,0 auf dem gefaͤrbten
                              Maßstabe, und das Queksilber in dem eingesenkten Thermometer zeige, nachdem das
                              Hydrometer herausgenommen wurde, 2 1/4 uͤber
                              o. Man wird nun die beiden Zahlen, wie vorher,
                              untereinander schreiben, und die untere von der oberen subtrahiren
                              muͤssen:
                           
                              
                                 also
                                 22 0
                                 
                              
                                 
                                   2 1/4
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 19 3/4
                                 
                              
                           wo 19 3/4 die Staͤrke der geistigen Fluͤssigkeit
                              anzeigt, welche in diesem Falle genau jene der Probe ist,
                              wie Sikes's Hydrometer gleichfalls angibt.
                           Man seze ferner drittens, das Hydrometer zeige auf seinem Ruhepunkte an dem
                              gefaͤrbten Maßstabe 14 1/4, und das Queksilber an dem hierauf eingesenkten
                              Thermometer zeige o; so ist es offenbar, daß man hier
                              weder etwas zu addiren noch zu subtrahiren, sondern bloß auf den weißen Maßstab zu
                              sehen hat. Das per Cent, oder die Staͤrke der
                              geistigen Fluͤssigkeit wird in diesem Falle durch jenen Grad an dem weißen
                              Maßstabe bezeichnet, welcher mit der Oberflaͤche derselben gleich hoch sieht,
                              und dieß wird, fuͤr diesen Fall, 10 p. C. unter
                              der Probe seyn.
                           
                           
                              
                                 
                                 
                                 Shill.
                                 D.
                                 
                              
                                 Der Preis dieser Instrumente ist Stuͤk fuͤr Stuͤk fuͤr das Glashydrometer
                                 
                                 14
                                 –
                                 
                              
                                 Elfenbein Thermometer
                                 
                                 14
                                 –
                                 
                              
                                 Cylinder Glas
                                 
                                 10
                                 6
                                 
                              
                                 Futteral
                                 
                                   3
                                 6
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 ––––––
                                 ––
                                 
                              
                                 
                                  1 Pfd.
                                 10 Shill.
                                 ––
                                 
                              
                           Jeder Theil des Apparates ist um diesen Preis auch einzeln zu habenBei uns in Deutschland wird dieses Instrument um die Haͤlfte zu haben,
                                    und bei uns wird es auch noͤthig seyn, am Thermometer neben der hier
                                    beliebten Fahrenheit'schen Scale auch noch die Réaumuͤr'sche
                                    anzubringen. A. d. Ueb..
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
