Titel: | Ueber die verschiedenen Eigenschaften des Splintes der im Frühjahr und im Winter gefällten Eichen. Von Thom. Ant. Knight, Esq. F. R. S. |
Fundstelle: | Band 6, Jahrgang 1821, Nr. XV., S. 116 |
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XV.
Ueber die verschiedenen Eigenschaften des Splintes der im Frühjahr und im Winter gefällten Eichen. Von Thom. Ant. Knight, Esq. F. R. S.
Aus den Transactions of the Royal Society for 1820. P. II. in Tilloch's Philosophical Magazine. April 1820. S. 259.
Knight über verschiedene Eigenschaften des Splintes.
Man hielt ehemals das Holz der Eichen, welche im Winter
gefaͤllt wurden, allgemein besser, als jenes der im Fruͤhlinge
geschlagenen, und diese Meinung scheint noch jezt immer mehr sich zu verbreiten,
obschon man, wegen des hoͤheren Preises der Rinde, beinahe gar keine Eichen
mehr im Winter faͤllt. Man hat indessen versucht, und wie es scheint, mit
Erfolge versucht, die Vortheile des Fallens in jeder dieser beiden Jahrszeiten
dadurch zu vereinen, daß man die Rinde im Fruͤhjahre abborkt, und so den Baum
bis zum Winter stehen
laͤßt, wo man ihn faͤllt. Eine Menge Faͤlle, die mir unter die
Augen kamen, und Nachrichten, die ich auch von anderen Seiten her erhielt, belehrten
mich, daß durch dieses Verfahren an Eichenbaͤumen wenigstens, die
Dauerhaftigkeit des Splintes bedeutend vermehrt wird. Dieß brachte mich auf den
Gedanken einige Versuche anzustellen, um, wo moͤglich, die Ursache der
angeblichen Vorzuͤge in der Guͤte des Eichenholzes, welches im Winter
gefaͤllt wurde, aufzufinden: das Resultat dieser Versuche nehme ich mir nun
die Freiheit der k. Gesellschaft vorzulegen.
Im Fruͤhlinge 1817 waͤhlte ich mir zwei Eichbaͤume von beinahe
gleichem Alter (beide etwas weniger als ein Jahrhundert alt), die dicht neben
einander in demselben Boden standen. Einem dieser Baͤume ließ ich die Rinde
in so weit abborken, als es die Unerfahrenheit meiner Arbeiter, ohne den Baum selbst
dadurch in Gefahr zu bringen, erlauben wollte. Der andere Baum wurde
gefaͤllt, und auf die gewoͤhnliche Weise abgeborkt. Der Stamm wurde
unter ein Obdach gebracht, wo er gegen Regen und Sonne hinlaͤnglich
geschuͤzt war. Im folgenden Winter wurde, im Dezember, auch der andere Baum
gefallt, der noch immer am Leben blieb, und der Stamm unmittelbar darauf an
denselben Ort gebracht, wo der vorige lag. Stuͤke Holzes, von analogen
Stellen an beiden Baͤumen hergenommen, wurden verschiedene Mahle zu folgenden
Versuchen verwendet.
Kleine Bloͤke von aͤhnlicher Form und Groͤße wurden aus dem
Splinte eines jeden dieser beiden Staͤmme zugeschnitten, und nachdem sie
aufhoͤrten Gewichts-Abnahme zu erleiden, an einen sehr warmen und
trokenen Ort gebracht, und die specifische Schwere eines jeden derselben bestimmt:
der Splint des im Fruͤhlinge gefaͤllten Stuͤkes gab 0,666, des
im Winter gefaͤllten 0,565 im Durchschnitte nach mehreren Stuͤken. Ich
hatte einen solchen Gewichtsverlust an dem Splinte des Winterholzes bereits geahndet, da ich aus
fruͤheren Versuchen wußte, welche bedeutende Menge von Stoffen dieser Splint
im Fruͤhlinge und in den ersten Sommer Monaten zur Bildung der
Blaͤtter und jungen Triebe hergeben mußte, ohne dieselbe in dem
uͤbrigen Theile des Sommers wieder zuruͤkerhalten zu koͤnnen,
indem der Ruͤkfluß der Saͤfte durch die Rinde herab hier
gaͤnzlich unterbrochen wurde.
Kleine Bloͤke vom Splinte beider Baͤume und von gleichem Gewichte
wurden in duͤnne Stuͤkchen gespalten, und, nachdem sie
vorlaͤufig vollkommen getroknet wurden, durch zehn Tage lang in einer etwas
feuchten Stube aufgehangen: da zeigten dann 1000 Grane Splintes von dem im
Fruͤhlinge gefaͤllten Baume eine Gewichts-Zunahme von 162
Granen und 1000 Grane Splintes von dem im Winter gefaͤllten Holze 145 Grane:
beide hielten die eingesogene Feuchtigkeit beinahe in eben dem Verhaͤltnisse
fest, als sie dieselbe eingesogen hatten. Der Splint der Eichen erleidet also im
Fruͤhlinge eben so gut, als der der uͤbrigen Baͤume, einige
Veraͤnderung in seinen Eigenschaften, und ich zweifle durchaus nicht, daß
uͤberall, wo es sich darum handelt demselben eine gewisse Dauerhaftigkeit zu
geben, es sehr vortheilhaft ist, die Rinde im Fruͤhjahre abzuborken, und die
Baͤume bis zum Winter abgeborkt stehen zu lassen. Die Dauerhaftigkeit des
Splintes großer Eichenbaͤume, die in England wuchsen, ist zwar im allgemeinen
kein Gegenstand voll großer Bedeutung, weil er an denselben beinahe jedes mal außen
um das Herz des Holzes herumliegt; allein an jenem Eichenholze, welches bei uns aus
dem Norden von Europa eingefuͤhrt wird, liegen Splint und Herz des Holzes
sehr oft gemengt durch einander, und der Wuchs von zehn bis zwoͤlf oder
mehreren Jahren bildet in abwechselnden Lagen von Splint und Herz von ungleicher
Maͤchtigkeit den ganzen Holzkoͤrper des Baumes: bei solchem Holze muß dann
der Einfluß der Jahreszeit, in welcher es gefaͤllt wurde, nothwendig auf die
Guͤte des Holzes sehr maͤchtig einwirken. Mehrere aͤhnliche
Versuche, wie die vorhergehenden, stellte ich auch mit dem Herze des Holzes selbst
an, und fand an, demjenigen, welches im Fruͤhlinge gefaͤllt wurde,
eine etwas. groͤßere Neigung Feuchtigkeit anzuziehen als bei dem im Winter
gefaͤllten, und ich zweifle kaum, daß das im Winter gefaͤllte Kernholz
nicht das beste und dauerhafteste seyn sollte; indessen glaube ich doch, daß man
keinen vollkommen sicheren Ausspruch hieruͤber wagen duͤrfe, bis man
nicht das Holz von mehreren Baͤumen in dieser Hinsicht den Versuchen
unterzogen hat, und deßwegen will ich auch, da ich keine in jedem Grade
entscheidenden Resultate darbiethen kann, fuͤr dieß mal die Aufmerksamkeit
der koͤnigl. Gesellschaft nicht laͤnger mehr in Anspruch nehmen.
Downton den 29. Maͤrz 1820.