| Titel: | Ueber das Weben der Schläuche, Säke und anderer auch desinirter Gewebe ohne Naht. Vom Herausgeber. | 
| Autor: | Dr. phil. Johann Gottfried Dingler [GND] | 
| Fundstelle: | Band 6, Jahrgang 1821, Nr. XLI., S. 248 | 
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                        XLI.
                        Ueber das Weben der Schläuche, Säke und anderer auch desinirter Gewebe ohne Naht. Vom Herausgeber.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. IV, Fig. 30.
                        [Dingler über das Weben der Schläuche, Säke und anderer auch desinirter Gewebe ohne Naht.]
                        
                     
                        
                           Die Kunst Schlaͤuche, Saͤke und andere
                              Gegenstaͤnde ohne Naht zu weben, wozu im Auslande die complicirteste
                              Maschinen und zum Weben mehrere Personen erforderlich sind, wich von unsern
                              schwaͤbischen Webern auf die einfachste Art ausgeuͤbt, und es spricht
                              sich auch hierin wie in so manchen andern Erzeugnissen der hohe Kunstsinn und die
                              große Kunstfertigkeit der Bewohner des Oberdonau-Kreises auf eine ehrenvolle
                              Weise aus. Erzeugnisse dieser Art hatten die Industrie-Ausstellungen
                              fuͤr den Oberdonau-Kreis in Augsburg schon seit einigen Jahren mehrere
                              aufzuweisen. Auf den hoͤchsten Grad von Kunstfertigkeit brachte es hierin der
                              Weberssohn Joseph Schmid von Jettingen im Landgericht Burgau, dessen Kunstarbeiten
                              wir bereits im leztern Hefte dieses Journals Seite 236. ehrenvoll gedachten.
                           Das Weben dieser Gegenstaͤnde geschieht auf dem ganz einfachen Webestuhl wie
                              solcher zum Wehen glatter Leinen- und Baumwollengewebe gebraucht wird; es
                              bedarf hierzu bloß einer Vermehrung der Geschirre und Schemel, die an einem jeden
                              solchen Webestuhl angebracht werden koͤnnen. Die Eintheilung ist folgende:
                              die Linien 1. 2. 3. 4. Fig. 30. stellen 9
                              Faͤden von dem Zettel des zu wirkenden Sakes dar, die auf folgende Art durch
                              die Geschirre gehoben werden. Bei dem ersten Schuß sind 3/4 der Faͤden unten
                              und 1/4 oben wie a und b
                              zeigen; bei dem zweiten
                              Schuß sind 1/4 der Faͤden unten und 3/4 Theile oben wie c und d zeigen; bei dem
                              dritten Schuß wie bei a und b, jedoch mit andern Faden wie e und f zeigen, bei dem vierten wie bei dem zweiten Schuß,
                              aber wieder mit andern Faͤden wie g und h zeigen, wo nun der Weber wieder bei den ersten
                              anfaͤngt. Aus den punktirten Linien sieht man wie der Faden das Gewebe zu
                              einem Ganzen vereint. Der Anfang des Sakes wird mit zwei besondern Schemeln, um den
                              Bund zu bilden, gemacht, bei welchen, wie bei dem gewoͤhnlichen Weben die
                              Haͤlfte Faͤden oben und die andere Haͤlfte unten sind. Zum
                              Weben eines einfachen Sakes sind zu diesen zwei Schemeln noch vier, und zu doppelt
                              gewirkten Saͤken noch acht Schemel erforderlich, welche nach obiger Angabe
                              die Faͤden abwechselnd heben. Zu desinirten Gegenstaͤnden werden 16,
                              20 bis 24 Schemel erfordert.