Titel: Einige Versuche die Verfälschung der verkäuflichen abgerahmten Milch zu entdeken und zu verhindern, nebst einem einfachen hierzu dienlichen Milchmesser (Lactometer). Von Edmund Davy, Esqu., Professor der Chemie und Sekretär bei dem k. Cork-Institute.
Fundstelle: Band 6, Jahrgang 1821, Nr. LXIII., S. 391
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LXIII. Einige Versuche die Verfälschung der verkäuflichen abgerahmten Milch zu entdeken und zu verhindernMan vergleiche hiemit „uͤber Verfaͤlschung des Rahmes“ im 1. Bd. S. 449 d. Journals., nebst einem einfachen hierzu dienlichen Milchmesser (Lactometer). Von Edmund Davy, Esqu., Professor der Chemie und Sekretär bei dem k. Cork-Institute. Aus Tilloch's philosophical Magazine et Journal. N. 282. Oktober. 1821. S. 241. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Davy's Versuche die Verfälschung der verkäuflichen abgerahmten Milch zu entdeken etc. Abgerahmte Milch wird bekanntlich in Irland, vorzuͤglich im suͤdlichen Theile desselbenDer Verkauf der abgerahmten Milch betraͤgt auf dem Markte zu Cork allein, wie man mir sagt, woͤchentlich uͤber 1000 Pfund Sterling. A. d. O., wo sie einen unentbehrlichen Theil der Nahrung der unteren Klasse bildet, haͤufig verbraucht. Erdaͤpfel und abgerahmte Milch sind dort beinahe die einzige, oder wenigstens die Haupt-Nahrung des Volkes. Es ist daher von hoher Wichtigkeit, einen Artikel, welcher wesentlich zu dem Unterhalte einer so großen Anzahl von Einwohnern beitraͤgt, in reinem und unverfaͤlschten Zustande zu erhalten, was aber ungluͤklicher Weise bisher nicht der Fall war. Ein großer Theil der auf unserenUnd auch auf den unsrigen. Die Verfaͤlschungen der Milch in großen Staͤdten gehen in das Ungeheuere, und sind nicht selten die Ursache des Todes vieler kleinen Kinder, die mit solcher, nicht bloß mit Wasser, sondern mit eingeruͤhrtem Mehle, ja sogar mit allerlei milchicht gemachten Fluͤßigkeiten verfaͤlschter Milch aufgefuͤttert werden muͤssen. Von dem Schaden, welchen Fabrikanten, die der Milch beduͤrfen, hierdurch erleiden, wollen wir hier gar nicht Erwaͤhnung thun. A. d. Ueb. Milchmaͤrkten verkauften Milch wird reichlich mit Wasser verfaͤlscht; und weil man diesen Betrug nicht so leicht entdeken kann, wird er nicht bloß hier zu Cork, sondern auch in anderen Gegenden unseres Landes, ungestraft fortgetrieben. Man hat zwar einen mißlungenen Versuch gemacht, diesem Unheile abzuhelfen; man hat Leute aufgestellt, die als Milchkoster (tasters) Aufsicht uͤber die Milchmaͤrkte halten und Milch, welche sie verfaͤlscht finden, wegnehmen sollen: allein, das Unzwekmaͤßige eines solchen Verfahrens den Betrug zu hindern, ist auffallend genug; denn nichts ist unzuverlaͤßiger und unsicherer, als uͤber Milch nach dem Geschmake und Ansehen derselben absprechen zu wollen. Um die gaͤnzliche Unzulaͤnglichkeit dieser Milchkoster, insofern sie Verfaͤlschung der verkaͤuflichen Milch verhindern sollen, darzuthun, wurde ein Ausschuß von achtbaren Paͤchtern etc. in der Hinsicht ernannt, dieser schaͤndlichen Praktik, die sowohl dem Armen als dem ehrlichen Verkaͤufer gleich nachtheilig werden mußte, ein Ende zu machen. Der Ausschuß wartete bei unserem thaͤtigen Magistrats-Vorstande, Ritter Ant. Perriere, auf, um denselben von seiner Absicht zu unterrichten, und sich den Beistand desselben zu erbitten. Voll Eifers in Foͤrderung einer so anerkannten gemeinnuͤzigen Sache mit dem Ausschuße mitzuwirken, leistete R. Perriere jeden Beistand, den sein Amt ihm erlaubte, und versprach, jedes Mittel, welches man von praktischem Nuzen finden wuͤrde, zu sanctioniren. Auf diese Aeußerung berathete der Ausschuß sich mit mir uͤber die sichersten Mittel diesen Zwek zur Ausfuͤhrung zu bringen, und ich unterzog mich, auf Verlangen desselben, der Untersuchung dieses Gegenstandes mit aller moͤglichen Aufmerksamkeit. Ein Instrument, nach dem Grundsaze eines Hydrometers eingerichtet, schien mir das einfachste Mittel, die Verfaͤlschung an verkaͤuflicher abgerahmter Milch zu entdeken und zu verhindern: ob aber ein solches Instrument auch wirklich ausfuͤhrbar waͤre, dieß mußte von Umstaͤnden abhaͤngen, welche sich nur durch Versuche bestimmen ließen. Um mir hieruͤber die noͤthige Aufklaͤrung zu verschassen, fing ich im vorigen Hornung eine Reihe von Versuchen mit abgerahmter Milch an, welche ich bis jezt, einige gelegentliche Unterbrechungen abgerechnet, fortgesezt habe. Ich hatte anfangs nichts weniger als irgend eine sanguinische Hoffnung auf guͤnstigen Erfolg meiner Untersuchung; nachdem ich aber mehr als hundert Versuche an echter abgerahmter Milch von mehreren der vorzuͤglichsten Milch-Paͤchtern mit aller Aufmerksamkeit angestellt, und auf alle Verschiedenheiten, die von der Raçe der Kuͤhe, von ihrem Futter und von dem Boden in unserer Gegend abhaͤngen koͤnnen, ausgedehnt hatte; nachdem ich ferner viele auf unseren Maͤrkten verkaͤufliche verfaͤlschte Milch untersucht hatte, wagte ich es endlich, nach den bekannten hydrometrischen Grundsaͤzen einen einfachen Milchmesser, ein Lactometer, zu konstruiren, durch welches sich, wie ich nicht zweifle, die auf unseren Milchmaͤrkten getriebene Verfaͤlschung der abgerahmten Milch kraͤftig verhindern laͤßt. Ehe ich dieses Instrument selbst beschreibe, wird es vielleicht nicht ungeeignet seyn, der Umstaͤnde zu erwaͤhnen, welche mich auf die Erfindung desselben fuͤhrten. In meinen ersten Versuchen suchte ich zu bestimmen, ob in der echten abgerahmten Milch uͤberhaupt ein gleichfoͤrmiger Grad von Dichtigkeit Statt hat. Ich verschaffte mir in dieser Hinsicht Milch von mehreren der vorzuͤglichsten Milch-Paͤchter sowohl als von Privaten in meiner Nachbarschaft. Ich ließ auch frischgemolkene Milch von denselben Oertern kommen und rahmte sie selbst ab, nachdem ich den Rahm die gewoͤhnliche Zeit uͤber auf derselben stehen ließ. Der groͤßte Theil dieser verschiedenen Exemplare von Milch zeigte eine specifische Schwere von 1,037 und 1,0375. Einige standen hoͤher: das hoͤchste war 1,040, das niedrigste 1,036, bei einer Temperatur von 50° Fahrenheit. (= + 8° R.) Diese Versuche, welche durch mehrere andere spaͤter angestellte bestaͤtigt wurden, erlaubten mir den Schluß, daß allerdings eine gewisse Gleichfoͤrmigkeit in der Dichtigkeit echter, abgerahmter Milch Statt hat, und diese Gleichfoͤrmigkeit wuͤrde, wie ich glaube, noch groͤßer ausgefallen seyn, wenn gewisse mit dem Versuche zufaͤllig verbundene Umstaͤnde in Anschlag gebracht worden waͤren, welche, obschon sie nicht so leicht zu bemessen waren, doch, bis auf einen gewissen Grad, auf die specifische Schwere der Milch Einfluß haben mußten; z.B. leichter Wechsel in der Temperatur, Veraͤnderungen an der Wage selbst, und endlich die ungleiche Aussezung der Milch an die Atmosphaͤre. Als Beispiel dieses lezten Umstandes muß ich bemerken, daß ich nur ein Mal die specifische Schwere der Milch so hoch fand, daß sie 1,040 betrug: auf dieser Milch stand aber der Rahm drei Tage lang, und die specifische Schwere derselben wurde erst einige Stunden, nachdem der Rahm abgenommen worden war, bestimmt. Ich glaube aus diesem Umstaͤnde annehmen zu duͤrfen, daß hier die groͤßere Dichtigkeit der Milch von der Ausduͤnstung abhaͤngt, welche der laͤngeren Aussezung derselben an die Atmosphaͤre zuzuschreiben ist. Nachdem ich mich von dem Daseyn eines gleichfoͤrmigen Grades von Dichtigkeit in echter abgerahmter Milch uͤberzeugt hatte, untersuchte ich zunaͤchst die auf den Markt zu Cork hereingebrachte Milch, um die Art der Verfaͤlschung derselben mit Genauigkeit zu bestimmen. Ich verschaffte mir daher zu verschiedenen Mahlen eine große Menge von Exemplaren unserer Markt-Milch: bei sorgfaͤltiger Pruͤfung derselben zeigte es sich, daß einige davon echte Milch waren, und daher in jeder Hinsicht mit guter abgerahmter Milch uͤberein kamen; andere waren hingegen in verschiedenem Grade verfaͤlscht, jedoch, soweit meine angestellten Untersuchungen reichen, einzig und allein nur mit Wasser. Wenn ich einiges keine Wasser zu echter abgerahmter Milch goß, so erhielt sie dieselbe Dichtigkeit, wie die verfaͤlschte Marktmilch. Durch einfache Distillation erhielt ich aus der verfaͤlschten Marktmilch reines Wasser, und diese Milch erhielt dann die Dichtigkeit der echten. In einigen Faͤllen fand ich, daß die abgerahmte Milch auf dem Markte mit mehr als einem Fuͤnftel Wasser verfaͤlscht war; in anderen enthielt sie ungefaͤhr ein Sechstel, ein Siebentel, ein Achtel. Die schlechteste verfaͤlschte Marktmilch hatte eine specifische Schwere von 1,026, und die beste echte Marktmilch hatte 1,039 bei einer Temperatur von 50 ° F. Man glaubt, soviel ich weiß, allgemein, daß abgerahmte Milch, außer dem Wasser, auch noch mit anderen Substanzen, z.B. mit Kalk, Weizenmehle, Staͤrke, Zuker etc. verfaͤlscht wird, und daß man diese Zusaͤze mache, um das Wasser dadurch zu verbergen, und, so wie es die Umstaͤnde erfordern, der verfaͤlschten Milch die noͤthige Weiße, Dike und Suͤße zu verschaffen. Ich habe eine große Menge von Versuchen angestellt, um zu sehen, ob diese Meinung auch gegruͤndet ist, und ich habe mich uͤberzeugt, daß sie dieß nicht istDaß bei uns Milch mit Mehl und mit Staͤrke verfaͤlscht wird, auch mit zerkochten Oblaten, weiß Uebersezer aus Erfahrung. A. d. Ueb.. Kalk ist in abgerahmter Milch vollkommen unaufloͤslich und sezt sich in derselben bald zu Boden, wenn er damit gemischt wird, weil er dichter ist. Mehl und Starke vermehren allerdings die Dichtigkeit der Milch; aber diese Wirkung ist nur vorhergehend; denn, da diese Koͤrper nicht aufloͤsbar sind, so sezen sie sich nach und nach zu Boden. Zuker kann, abgesehen von allem Uebrigen, schon wegen feines hohen Preises nicht zur Verfaͤlschung angewendet werden: denn, wenn das Pfund auch nur vier (engl.) Pfennige gelten wuͤrde, so kaͤme es, nach meinen angestellten Versuchen, noch viel zu theuer. Die bereits angefuͤhrten Versuche, welche ich uͤber die Dichtigkeit der echten und unverfaͤlschten Milch bei einer Temperatur von 50° F. angestellt habe, habe ich zeither bei einer Temperatur von 60 ° F. (+ 12,5° R.) mit aͤhnlichem Resultate wiederholt, nachdem ich den Unterschied der Temperatur in Anschlag brachte. Ich habe die Dichtigkeit einer großen Menge verschiedener Exemplare von echter abgerahmter Milch bei 60° F. untersucht, keines aber niedriger als 1,035 gefunden. Alle meine angestellten Versuche beweisen einstimmig, daß in der Gegend von Cork alle unter aͤhnlichen Umstaͤnden erhaltene Milch in Hinsicht auf Dichtigkeit nur wenig verschieden ist, und daß die einzige Substanz, mit welcher die Milch auf dem Markte zu Cork verfaͤlscht wird, Wasser ist. Abgerahmte Milch und Wasser verbinden sich mit einander ohne merkliche Veraͤnderung des Volumens, oder ohne merkliche Verdichtung. Abgerahmte Milch hat eine groͤßere specifische Schwere, als Wasser, und ihre Dichtigkeit wird in geradem Verhaͤltnisse der Menge des zugegossenen Wassers vermindert. Auf diesen Thatsachen beruht das verfertigte Lactometer: es ist ausschließlich fuͤr abgerahmte Milch berechnet, und weicht in dieser Hinsicht sowohl als in seiner Einfachheit von dem sinnreichen Instrumente des Hrn. Dikas ab. Beschreibung des Milchmessers oder Lactometers. Dieses Instrument weicht, wie die beigefuͤgte Zeichnung ausweiset, nur wenig von dem gemeinen Hydrometer ab. Der Unterschied liegt vorzuͤglich in dem Maßstabe, welcher auf abgerahmte Milch eingeteilt ist. Es ist aus Messing verfertigt, und besteht aus einem birnfoͤrmigen Gefaͤße, an dessen oberem Ende eine in Grade eingetheilte Roͤhre sich befindet und an dem unteren ein Messingdraht, woran unten ein Gewicht angeschraubt ist. Der Maßstab faͤngt ungefaͤhr 3/4 Zoll uͤber dem unteren Ende der Roͤhre an, und ist mit o bezeichnet, welches die specifische Schwere der leichtesten echten abgerahmten Milch, oder 1,035 ist: die specifische Schwere des Wassers = 1000 gesezt. Die Punkte und Zahlen von O bis 35 zeigen die „Theile Wassers in 100 Theilen abgerahmter Milch bei 60° F.“ wie es an der Ruͤkseite der Roͤhre eingegraͤben ist, und durch Versuche bestimmt wurde. Das Instrument ist fuͤr 60° F. eingerichtet, einen Punkt, der der bequemste ist, weil er ziemlich nahe mit jenem der Temperatur uͤbereintrifft, unter welcher die Milch waͤhrend des Sommers auf unseren Markt gebracht wird. Da alle Fluͤssigkeiten sich in der Hize ausdehnen, und in der Kaͤlte zusammenziehen, so muß man fuͤr jede 3 Grade der Temperatur unter oder uͤber 60° F.3° F. betragen ungefaͤhr 1° R. A. d. Ueb., unter welcher man die Milch untersucht. Einen Grad am Instrumente in Rechnung bringen. So wird dieser Milchmesser, welcher bei einer Temperatur von 60° F. in einer gewissen Milch auf o steht, in eben dieser Milch Einen Grad unter o sinken, wenn die Temperatur bis auf 63°, und zwei Grade unter o, wenn diese auf 66° (+ 15,11° R.) steigt. Wenn, im Gegentheile, die Temperatur derselben Milch auf 57° sinkt; so wird dann der Milchmesser von o auf 1° steigen u.s.f. Dieser Milchmesser wird zu Cork von Herrn Bennett, mathematischen Instrumentenmacher, verfertigt, und in einem Gefaͤße von Zinn verkauft, entweder mit oder ohne eines kleinen Thermometer. Es ist kaum noͤthig, eine besondere Anweisung zum Gebrauche eines so einfachen Instrumentes mitzutheilen. Man braucht nur das zinnerne Gefaͤß mit der zu untersuchenden Milch zu fuͤllen, das Laktometer in diese Milch einzusenken, und den Punkt zu beobachten, auf welchem es stehen bleibt, nachdem es aufgestiegen ist. Dann muß man noch die Temperatur der Milch bemerken, und wo noͤthig, die dadurch veraͤnderte Ausdehnung oder Zusammenziehung des Volumens in Berechnung bringen. Ehe dieser Milchmesser auf dem Milchmarkte gebraucht wurde, hat man mit demselben in Gegenwart des Mayors von Cork, Ritters Ant. Perriere, des Ausschusses, von welchem oben die Rede war, und mehrerer Herren Versuche angestellt, alle waren mit der Empfindlichkeit und Genauigkeit dieses Instrumentes zufrieden. Am ersten Morgen, an welchem dieses Instrument auf dem Milchmarkte angewendet wurde, nahm der Mayor, begleitet von mir und einigen Mitgliedern des Ausschusses, 38 Kuͤbel (churns) abgerahmte Milch weg, die ungefaͤhr 2000 Pottles hieltenEin Pottle = 4 Pinten; Eine Pinte = 0,3341 Wiener Maß. A. d. Ueb.. Der Milchmesser stand in dieser Milch meistens auf 20°, bei einer Temperatur von 58°, was ungefaͤhr Ein Sechstel Wasser in derselben anzeigte. Am Abende desselben Tages besuchten wir wieder denselben Markt, fanden aber die Milch bereits so gut geworden, daß kein Kuͤbel weggenommen werden durfte. Bald darauf wurde eine besondere oͤffentliche Versammlung der Paͤchter und Milchmaͤnner, welche den Markt mit Milch versehen, veranstaltet, bei welcher der Mayor von Cork praͤsidirte. Er machte vor der Versammlung mehrere Versuche mit dem Milchmesser, welche man als genugthuend erkannte, und trug hierauf den Marktgeschwornen auf, kuͤnftig den Milchmesser auf dem Milchmarkte zu gebrauchen, und alle abgerahmte Milch anzuhalten, in welcher dieses Instrument bis auf 5° unter 0, oder unter jenen Punkt sinkt, welcher die geringste Dichtigkeit echter abgerahmter Milch anzeigt. Man bewilligte diese 5°, um bei der ersten Anwendung dieses Instrumentes nicht zu streng zu scheinen. Seit der ersten Anwendung dieses Milchmessers auf dem Milchmarkte ist die verkaͤufliche abgerahmte Milch zu Cork in Hinsicht auf innere Guͤte wesentlich besser geworden, und seit zwei Monaten, als dieses Instrument im Gebrauche steht, hat man verhaͤltnißmaͤßig nur wenig Milch mehr einziehen duͤrfen. Die Milchleute, welche ehevor ihre Milch verfaͤlschten, sehen jezt ein, daß sie dieselbe nicht ungestraft mehr waͤssern duͤrfen, und fangen an ihre Praktik aufzugeben. Dieselben Milchpaͤchter, welche vorher eine Milch zu Markte schikten, in welcher der Milchmesser auf 20° stand, versehen den Markt jezt mit einer Milch, in welcher dasselbe auf 0 steht. Außer den offenbaren, bereits angefuͤhrten Beweisen, daß Wasser die einzige Substanz ist, mit welcher in unseren Gegenden die Milch verfaͤlscht wird, wurde diese Thatsache auch wiederholt von denjenigen bestaͤtigt, welche sich mit dem Milchverkaufe abgeben. Glaubwuͤrdige Personen haben mich versichert, daß man zum Waͤssern der Milch sich eigene Leute gedungen hat, und daß fuͤr diesen Liebesdienst Hunderte und selbst Tausende von Pfunden jaͤhrlich ausgegeben wurdenUnd Hunderte und Tausende werden jezt an die Marktbeschauer gegeben werden, damit sie, wo das Lactometer auf 20 steht, nur die o von dieser 20 sehen. Wenn der Mayor von Cork selbst fleißig auf den Milchmarkt geht und die Milch abwiegt, wird Ordnung seyn; wo dieß den unteren Magistratspersonen uͤberlassen ist, wird es zu Cork tout comme chez nous gehen. A. d. Ueb.. Dieser Betrug ward bisher geduldet und blieb ungestraft, bloß weil man kein Mittel hatte ihn zu entdeken. Er war ja auch uͤberall so leicht und so bequem ausfuͤhrbar, und konnte im Großen getrieben werden, ohne daß man fuͤrchten durfte durch Geschmak oder Ansehen der verfaͤlschten Milch entdekt zu werden: nun kann er aber durch den Milchmesser dargethan und erwiesen werden, der nicht bloß auf Maͤrkten, wo man abgerahmte Milch verkauft, sondern bei allen oͤffentlichen Anstalten, wo man eine große Menge von Milch braucht, angewendet werden kann. Ich finde es noͤthig die Ursache anzugeben, warum der Maßstab am Milchmesser bisher nicht uͤber 0 ausgedehnt und ein leerer Raum an der Roͤhre dafuͤr gelassen wurde, wie man an Fig. 30. (Taf. VI.) sehen kann, wo Fig. 30. der Milchmesser oder das Lactometer. Fig. 31. die Ruͤkseite der Roͤhre. Fig. 32. das zinnerne Gefaͤß mit einem kleinen Etui an demselben fuͤr das Thermometer. Fig. 33. die Roͤhre von Fig. 30. mit dem Maßstabe, der hier, wie es seyn sollte, bis auf 10° uͤber 0 ausgefuͤhrt ist. Meine Absicht war anfangs, das Instrument so einfach zu machen, daß es zu jeder Jahreszeit ohne alle Beihuͤlfe eines Thermometers das Wasser in der abgerahmten Milch entdeken sollte, und diesen Zwek hoffe ich, wenn ich mich daruͤber etwas erklaͤre, mit so vieler Genauigkeit zu erreichen, daß mein Instrument fuͤr die meisten Falle in der Praxis Genuͤge leisten wird. Da dieser Milchmesser fuͤr die Temperatur von 60° F. berechnet und jeder Grad auf dem Maßstabe desselben drei Graden am Fahrenh. Thermometer gleich ist, so werden 2 oder 3 Grade unter 0 auch fuͤr unsere waͤrmsten Sommer reichlich hinlangen. Denn obschon die Temperatur der Luft zu dieser Jahreszeit oͤfters viel hoͤher als 60° ist, so ist doch hie Temperatur der abgerahmten Milch, so wie sie auf den Markt kommt, stets um 3 bis 8° niedriger als die der Atmosphaͤre, was von der Kuͤhle der Milchkeller und der Wirkung der Verduͤnstung der Milch, welche in weiter Oberflaͤche der Luft ausgesezt ist, herruͤhrt. Der Milchmesser sollte also im Sommer in aͤchter abgerahmter Milch nicht unter 0 sinken, außer wenn die Luft sehr warm ist, wo er dann 2 bis 3 Grade unter 0 fallen kann. Im Herbste und im Fruͤhjahre, wo die Temperatur viel niedriger ist, als im Sommer, wird die Dichtigkeit der Milch aber vermehrt, und das Instrument wird um 3 bis 6° uͤber 0 steigen. Im Winter muß aus eben diesem Grunde, weil durch noch groͤßere Verminderung der Temperatur die Dichtigkeit der Milch noch mehr vermehrt wird, das Instrument von 7 bis zu 10° uͤber 0 steigen. Wenn man daher den Milchmesser, so wie er in Fig. 30. dargestellt ist, anwendet, und das, was so eben erklaͤrt wurde, nur etwas beachtet, so kann, wie es mir scheint, keine bedeutende Verfaͤlschung an der verkaͤuflichen abgerahmten Milch statt haben: da aber die Temperatur zu verschiedener Jahreszeit hoͤchst wandelbar ist, so ist der Gebrauch des Thermometers, vorzuͤglich bei Anwendung desselben auf dem Markte, hoͤchst wuͤnschenswerth. Die Nebenausgabe fuͤr denselben ist ohnedieß nur 4 Shillings, und die Muͤhe, die man bei Beobachtung desselben hat, hoͤchst unbedeutend; denn, wenn man die Temperatur der Milch auch nur in einem einzigen Kuͤbel untersucht hat, so weiß man so ziemlich auch die in den uͤbrigen. In jedem Falle, in welchem verfaͤlschte Milch von der Obrigkeit eingezogen wird, sollte die Temperatur eines jeden Kuͤbels Milch genau aufgezeichnet werden; denn man kann dort nicht genau genug seyn, wo Eigenthum in Gefahr ist verwirkt zu werden. Der leere Raum an dem Milchmesser uͤber 0, Fig. 30. muß durch Ausdehnung des Maßstabes auf 10 Grade, so wie Fig. 33. zeigt, ausgefuͤllt werden, wodurch das Instrument in allen Temperaturen von 30 bis 60° F. und daruͤber brauchbar wird: denn jeder Grad auf dem Maßstabe ist der Ausdehnung gleich, welche 3 Grade Fahrenh. zu erzeugen vermoͤgen. Es ist nicht noͤthig, daß der Maßstab des Milchmessers bis auf 35° unter 0 ausgedehnt wird, wie in Fig. 30. An mehreren auf dem Markte gebrachten Instrumenten reichte der Maßstab nur bis auf 25°, was hinreichend ist. Auch an mehreren Exemplaren frisch gemolkener Milch findet die Dichtigkeit sich in einem ziemlich gleichfoͤrmigen Grade. Ich habe verschiedene Versuche angestellt um ein aͤhnliches Instrument zur Entdekung der Verfaͤlschung frisch gemolkener verkaͤuflicher Milch zu erhalten; allein ich fuͤrchte, daß man nie zu einem solchen gelangen kann, weil man sich hier sowohl des Wassers als der abgerahmten Milch zur Verfaͤlschung bedient, und da das eine dieser Verfaͤlschungsmittel schwerer, das andere leichter ist, so wird es dem Betruͤger leicht, ein solches Verhaͤltniß zwischen beiden auszumitteln, daß die verfaͤlschte frisch gemolkene Milch der aͤchten in Bezug auf Dichtigkeit vollkommen gleich kommt. K. Cork Institut den 17. Sept. 1821.

Tafeln

Tafel Tab. VI
Tab. VI