Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 42, Jahrgang 1831, Nr. XXVI., S. 64 |
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XXVI.
Miszellen.
Miszellen
Verzeichniß der vom 20. Julius bis 13. August 1831 in England
ertheilten Patente.
Dem William Allen,
Piano-Forte-Verfertiger in Catherine Street, Strand: auf gewisse
Verbesserungen an Piano-Fortes. Dd. 20. Julius 1831.
Dem Henry Lister Maw,
Lieutenant auf der koͤnigl. Marine, wohnhaft in South Molton Street, in
der Grafschaft Middlesex: auf ein verbessertes Verfahren Brennmaterial zur
Verbrennung des Rauches anzuwenden. – Dd.
20. Julius 1831.
Dem John Bauce,
Gentleman, Moscow Cottages, Bayswater, in der Pfarrei Paddington und Grafschaft
Middlesex: auf eine verbesserte Einrichtung des Daches der Cabriolets oder anderer offener Wagen,
bei welchen man das Dach hinter den Siz zuruͤkschlagen kann, wenn man es
nicht gebrauchen will. Dd. 27. Julius 1831.
Dem John Young,
Schlosser in Wolverhampton, in der Grafschaft Stafford: auf gewisse
Verbesserungen an gewoͤhnlichen und Drukschloͤssern. Dd. 27. Julius
1831.
Dem Marmaduke
Robinson, Schiffsagent, Great George Street, in der City von
Westminster, zu Gunsten von William Augustus Archball, Lieutenant auf der
koͤnigl. Marine, gegenwaͤrtig zu Louisiana in den Vereinigten
Staaten; auf gewisse Verbesserungen in der Fabrikation und im Reinigen des
Zukers. – Dd. 27. Julius 1831.
Dem William Church,
Gentleman, Heywood House, Bordsley Green, Birmingham, in der Grafschaft Warwick:
auf gewisse Verbesserungen an den Maschinen zur Verfertigung von Nageln. Dd. 27. Julius
1831.
Dem Augier March
Perkins, mechanischem Ingenieur in Market Street, in der
Grafschaft Middlesex: auf gewisse Verbesserungen an dem Apparate oder in dem
Verfahren, Luft in Gebaͤuden zu erhizen, Fluͤssigkeiten zu erhizen
und abzudampfen, und Metalle zu erhizen. Dd. 30. Julius 1831.
Dem Sir James Caleb
Anderson, Baronet Bultevant Castle, in der Grafschaft Cork in
Irland: auf eine verbesserte Maschine um Fahrzeuge auf dem Wasser
vorwaͤrts zu treiben, welche auch zu anderen Zweken anwendbar ist. Dd. 2. August
1831.
Dem John Hall d.
juͤng., Mechaniker in Dartford, in der Grafschaft Kent: auf eine
Verbesserung an der Maschinerie zur Verfertigung von Papier. Von einem Fremden
mitgetheilt. Dd. 3. August 1831.
Dem Jean Marie Etienne
Urdit, Druker, Newman Street, in der Grafschaft Middlesex: auf
einen Apparat zum Zeichnen, Copiren und Verkleinern von Zeichnungen und anderen
Objecten oder Subjecten. Von einem Fremden mitgetheilt. Dd. 10. August 1831.
Dem Alexander
Cochrane, Esquire, Norton Street, Great Portland Street, in der
Grafschaft Middlesex: auf gewisse Verbesserungen an der Maschinerie zum
Forttreiben oder Bewegen von Dampfwagen und zum Bewegen von Muͤhlen und
anderen Maschinerien. Dd. 10. August 1831.
Dem William Mason,
Verfertiger von Achsen fuͤr Fuhrwerke, Margaret Street, Cavendish Square,
in der Grafschaft Middlesex: auf gewisse Verbesserungen an
Raͤderfuhrwerken. Dd. 10. August 1831.
Dem David Selben,
Kaufmann zu Liverpool in der Pfalzgrafschaft Lancaster: auf gewisse
Verbesserungen an metallenen Muͤhlen zum Mahlen von Kaffee, Korn,
Materialwaaren, Farben und verschiedenen anderen Substanzen. Von einem Fremden
mitgetheilt. Dd. 11. August 1831.
Dem Augustus Whiting
Gillet, Kaufmann zu Birmingham in der Grafschaft Warwick: auf
einen verbesserten Taktmesser zum Unterricht in der Musik. Von einem Fremden
mitgetheilt. Dd. 13. August 1831. –
(Aus dem Repertory of Patent-Inventions
September 1831. S. 190.)
Verzeichniß der vom 5. bis 26. August 1817 in England
ertheilten und jezt verfallenen Patente.
Des Louis Felix
Vallet, Gentleman, zu Wallbrook, London: auf einen neuen Ueberzug
zur Verzierung der Metalle. Dd. 5. August 1817. (Beschrieben im Repertory Bd. XXXIII. S. 74.)
Des George Stratton,
Eisenhaͤndlers, Piccadilly, Middlesex: auf ein Verfahren Brennmaterial zu
ersparen, durch eine bessere Einrichtung der Feuerstellen, wobei zugleich die
Gebaͤude besser erwaͤrmt und ventilirt werden. Dd. 5. August
1817.
Des Charles Attwood,
Fensterglas-Fabrikanten, Bridge Street, Blackfriars, London: auf gewisse
Verbesserungen in der Fabrikation von Fenster- und Crownglas. Dd. 5. August
1817.
Des John Hawks,
Eisengießers zu Gateshead, Durham: auf ein Verfahren eiserne Schienen
fuͤr Eisenbahnen zu verfertigen. Dd. 5. August 1817. (Beschrieben im Repertory Bd. XXXII. S. 17.)
Des Ludwig Granholm,
Capitaͤns der koͤnigl. Marine von Schweden, Forsterlane, London:
auf ein Verfahren die Nahrungsmittel zum Gebrauch auf Schiffen aufzubewahren.
Dd. 5. August
1817. (Beschrieben im Repertory, zweite
Reihe Bd. XXXII. S. 196.)
Des Anthony Hill,
Eisenmeisters, Plymouth Iron Works, Glamorganshire: auf Verbesserungen im
Bearbeiten des Eisens. Dd. 5. August 1817. (Beschrieben im Repertory zweite Reihe Bd. XXXIII. S. 133.)
Des John Dickinson,
Esq., zu Nash Mill, Abbotts Langley, Hertfordshire: auf ein Verfahren Papier zum
Kupferdruk, Schreiben, Zeichnen, so wie auch dikeres fuͤr Karten u.s.w.
mit Maschinen zu verfertigen. Dd. 5. August 1817. (Beschrieben im Repertory II. R. Bd. XXXI. S. 1.)
Des Dennis M'Carthy,
Gentleman, Little Compton Street, St. Ann's Soho, Middlesex: auf Verbesserungen
an Pfluͤgen verschiedener Art. Dd. 5. August 1817. (Beschrieben im Repertory II. R. Bd. XXXV. S. 69.)
Des John Perks,
Mechanikers, Carrey Street, St. John's, Westminster: auf Verbesserungen an dem
Apparate zur Erzeugung, Reinigung und Aufbewahrung des Beleuchtungsgases. Dd. 5. August
1817.
Des Thomas Taft,
Sattlers zu Birmingham, Warwickshire: auf eine Verbesserung an Trensen. Dd. 5. August
1817.
Des Samuel Marsey,
der juͤng., Spizenfabrikanten, Long Acre, St. Martin in the Fields,
Middlesex: auf ein Verfahren Livréetressen und Kutschentressen zu
verfertigen. Dd. 7. August 1817.
Des Edmund Richard
Ball, Papierfabrikanten zu Albury, Surrey: auf ein Verfahren sehr
starkes und dauerhaftes Papier fuͤr Banknoten zu verfertigen. Dd. 9. August
1817. (Beschrieben im Repertory II. Reihe
Bd. XXXII. S. 129.)
Des Edward Biggs,
Gelbgießers zu Birmingham, Warwickshire: auf Verbesserungen in dem Verfahren
Pfannen von verschiedener Art zu verfertigen. Dd.
12. August 1817.
Des James Bounsall,
Schneiders, Crown Street, Old Street Road, Shoreditch: auf Verbesserungen an
Apparaten zur Verfertigung von Seilen. Dd. 12. August 1817.
Des William Gildart
und John Servant,
beide Tischler zu Leeds, Yorkshire: auf Verbesserungen an Mangen. Dd. 12. August
1817.
Des Jeptha Avery
Wilkinson Esq.; ehemals zu New York in den Vereinigten Staaten
von Amerika, jezt in Covent Garden: auf Verbesserungen in der Verfertigung von
Rietblaͤttern fuͤr Weber. Dd. 23. August 1817.
Des George Medhurst,
Mechanikers, Denmark Street, St. Giles in the Geles in the Fields: auf einen
Apparat, welchen er die hydraulische Wage nennt und der zu mechanischen und
hydraulischen Zweken anwendbar ist. Dd. 26. August 1817.
Des James Alexander
M'Carthy, Mill Bank Street, Westminster: auf Verbesserungen an
Bruͤken und Canaͤlen. Dd. 26. August 1817. (Beschrieben im Repertory II. R. Bd. XXXIII. S. 199.) –
(Aus dem Repertory of Patent-Inventions September 1831, S. 187.)
Ueber den Dampfdestillir-Apparat des Hrn. Adam Kasperowski,
gewesenen Majors der polnischen Truppen und Ritters mehrerer
Orden, wurde der Redaction des polytechn. Journales durch die HHrn. Kuhn und Millikowski in Lemberg die folgende Nachricht mitgetheilt, an welche
leztere sich diejenigen, welche der Gegenstand naͤher interessirt, in
Ermangelung der Angabe des Orts, wo Hr. Kasperowski
wohnt, bei weiter zu verlangender Auskunft zu wenden haben. Hr. Kasperowski sagt woͤrtlich:
Um nicht eine Kritik der verschiedenen bisher aufgestellten und vorgeschlagenen
Dampfdestillir-Apparate zu liefern, – glaube ich am deutlichsten, die
Vollkommenheit derer durch Vergleich darzustellen, in wie weit diese den
oͤkonomischen Forderungen entsprechen, und mit Thatsachen bewiesen werden
koͤnnen.
Die allgemeine Forderung waͤre: Mit dem kleinsten Kapital, und dem wenigsten
Brennmateriale, die allmoͤglichste Quantitaͤt der Maische mit der
groͤßten Schnelligkeit und Einfachheit des Apparates hinsichtlich der zu erzwekenden
Destillirung, in Branntwein zu verwandeln.
Den Aufwand des geringsten Kapitales auf die Anschaffung eines
Dampfdestillir-Apparates glaube ich am kuͤrzesten zu beweisen, wenn
ich sage, daß mein Dampfkessel aus geschlagenem Eisenblech, – die Schlangen
von Kupfer, und alle uͤbrigen zur Destillation gehoͤrigen
Gefaͤße, so wie die Verbindungs-Dampfroͤhren von Holz
verfertiget sind. Die Fermentationsbottiche, von welchen jeder 6000 Pfund Schrot
oder 75 Scheffel Berl. Maß fassen, sind ihrer sechs, ebenfalls von Holz, und
beduͤrfen gar keines Eisens. Diese vortheilhafte Benuzung ist durch drei
Jahre erprobt worden und unterlag nicht dem geringsten Schaden.
Mein Dampfkessel hat durch seine eigentuͤmliche Construction nur 60 Quadratfuß
der Flamme ausgesezte Flaͤche, und verwandelt in einer Stunde 320 bis 576
Quart Wasser in Daͤmpfe, mittelst welchen in 3 1/2 bis 3 3/4 Stunden die
Maische von 3000 Pfunde Schrot oder 37 1/2 Scheffel abgebrannt werden, und deren
Abtreibung zwei des Tages geschehen, weil in einem Tage 6000 Pfund Schrot oder 137
Scheffel Kartoffeln eingemaischt werden.
Der ganze Betrieb, was Feuer anbelangt, dauert naͤmlich:
das Daͤmpfen der 137
Scheffel Kartoffeln
1 1/4 bis
1 1/2 Stunden
das Abtreiben der zwei Kessel
7 –
7 1/2
–
––––––––––––––––––––
zusammen
8 1/4 –
9
Stunden.
In der Zwischenzeit, wenn der Spuͤhlich ersterer Haͤlfte der ganz
taͤglichen Einmaischung abgelassen, und auf die andere Haͤlfte der
Maischbottich gefuͤllt wird, brennt das Feuer eine halbe Stunde schwach, also
ist der ganze Feuergebrauch nur 9 bis 9 1/2 Stunden, – obwohl alle beiden
Fuͤllungen mit der kalten Maische geschehen, weil ich mit dem
Maischwaͤrmer mehr Angelegenheit und mehr complicirtes Apparat gefunden habe,
und nur eine halbe Stunde mehr die Operation dadurch mit einem kleinen Zusaze des
Brennholzes verzogen habe.
Uebrigens braucht mein ganztaͤgiger Betrieb nur 3 1/2 volle Fuͤllungen
des Feuerraumes, damit das Daͤmpfen der 137 Scheffel Kartoffeln und die
Abtreibung derselben als Maische zwei Mal des Tages, sammt allen uͤbrigen
Feuerbeduͤrfnissen in 8 bis 9 Stunden bewirkt wird. Mein Feuerraum auf
Brennholz enthaͤlt 58 Kubikfuß, woraus sich jeder nach Abschlag des Raumes,
welchen das Holz zuruͤklaͤßt, weil der Ofen nicht vollgestopft seyn
kann, und der Spielraum der Flamme gelassen werden muß, den wahren Bedarf des
Brennmaterials berechnen kann, und bei uns zum taͤglichen Abtreiben der 6000
Pfund Schrot woͤchentlich 7 Kubikklafter verbraucht werden.
Um die Einfachheit des Apparates noch zu beweisen, bilde ich die Zusammensezung
desselben in Buchstaben, naͤmlich:
Textabbildung Bd. 42, S. 67
A Der Dampfkessel, aus geschlagenem Eisenblech, wiegt 20
bis 24 Centner. Enthaͤlt sammt Dampfraum und Wasser 187 1/2 Kubikfuß oder
6000 Quart, wird gefuͤllt mit 3860 Quart. Hat 60 □ Fuß der Flamme
ausgesezte Siedeflaͤche. Liefert vermoͤge seiner besonderen
Bau- und Feuerungsanlage statt 800 Pfund laut dem Grundsaze des Hrn. Gall in Trier beim Druke von einer Atmosphaͤre
stets 970 Pfund Dampf in einer Stunde. Hat keinen Sicherungsventil, sondern einen
Trichter, wodurch ununterbrochen das kalte Wasser zugelassen wird, und im Falle der
Ueberspannung der Daͤmpfe, das Wasser aus dem Kessel durch ein bei demselben
Trichter zugerichtetes Rohr in's Feuer laͤuft und loͤscht. Zwei
Dampfkrahne vertheilen den Dampf in fuͤnf Gefaͤße zum verschiedenen
Gebrauch des Getriebes. Ein Glasrohr zeigt den Wasserstand im Kessel, und keine
weitere complicirte Einrichtung, wie bei mehreren Dampfkesseln zu ersehen ist.
B der hoͤlzerne Maischbottich, welcher auf einmal
mit der kalten Maische von 3000 Pfund Schrot und der zwei Mal des Tages
gefuͤllt wird, also jedes Mal in 3 1/2 bis 3 3/4 Stunden die Maische in
Branntwein von 50/100 Tralles verwandelt wird.
C Der Rectificator, wodurch der Branntwein von 50/100
Tralles rein schmakhaft, weil vom Holze kein Fusel entzogen werden kann, erhalten
wird.
Der ganze Destillations-Apparat besteht also von einem Dampfkessel, einem Maischbottich, einem
Rectificator und einem Kuͤhlfaß, welches leztere hinter der Wand des
Gebaͤudes aufgestellt, mittelst eines Rohres durch die Wand in einer Minute 3
bis 9 Quart Branntwein und 7 bis 3 Quart Nachlauf liefert. Des Tages also das
bestmoͤglichste Product 1080 Quart von 50/100 Tralles eingetrieben wird.
d Die Vorlagen. e Bottich,
worin Wasser mittelst Dampf zum Gebrauche der Reinigung der Gefaͤße
gewaͤrmt und sogar gekocht seyn kann. f
Reservator, welcher dem Dampfkessel stets kaltes Wasser liefert, und die
Dampferzeugung dadurch nicht vermindert wird. g
Kartoffeldaͤmpfer, worin 137 Scheffel Kartoffeln mittelst Dampf in 1 1/4 bis
1 1/2 Stunden gekocht werden. h Einmaischbottich, worin
die Kartoffeln nach deren Zerreibung durchgeschlagen und eingestellt werden.
– Dieser Bottich dient zur Einmaischung des Schrotes mittelst Dampf.
Die Zusammenstellung der Gefaͤße ist so angebracht, daß, nachdem die
Kartoffeln in den Kartoffeldaͤmpfer eingelegt sind, sodann mit der
mechanischen Einrichtung verrieben, durchgeschlagen, in die
Fermentationsgefaͤße und in den Maischbottich, so wie auch dem
Spuͤhlich mittelst Rinnen durchgelassen wird. Die
Verbindungsdampfroͤhren sind von Holz. Mit diesem Apparate wird auch der
Branntwein von 85/100 Tralles erhalten, wenn man den Maischbottich mit 2800 Quart
50/100 und dem Rectificator mit 300 Quart 75/100 fuͤllt, welche Operation in
4 bis 4 1/2 Stunden geschieht. In wie weit Holz der Dampfdestillation entspricht,
wenn nicht meine, durch 4 Jahre aufgestellten Apparate hinlaͤngliche Beweise
geliefert haben sollten, so moͤgen uns die Ifflaͤnder
uͤberzeugen, wo jeder Bauer die Destillation schon von lange her betreibt.
Nicht minder bewaͤhren dieses alle russischen Branntweinbrennereien, die
schon durch mehrere Jahre dauern und sich vermehren. Die amerikanischen
Branntweinbrennereien von Holz und die Behauptungen des Hrn. Gall in Trier begruͤnden ebenfalls die guͤnstigen Resultate
dieses Unternehmens.
Um nicht viele Apparate gegen den meinigen in Vergleich zu stellen, werde ich nur die
russischen genau vorlegen, indem die lezten deutschen Apparate dem lesenden Publikum
in allen Verrichtungen bekannt sind. Die gewoͤhnlichsten Dampfkessel wiegen
40 bis 50 Centner, enthalten 260 Kubikfuß 80 □ Fuß Siedeflaͤche, in 18
bis 20 Stunden treibbar 6000 Pfund Schrot. Das Brennmaterial wird dadurch
ersichtlich. Eine Menge und große Dampfkrahne und wiegen saͤmmtlich bis 550
Pfund Messing, wogegen jene in meinem Apparate zu demselben Gebrauche an Gewicht nur
242 Pfund betragen. Die Schlangen wiegen gewoͤhnlich in Rußland 4500 Pfund,
indem die meinigen wegen ihres besonderen Baues nur 600 Pfund wiegen, und dennoch in
kuͤrzerer Zeit dieselbe Menge kalten Branntwein liefern. Die naͤheren
Bestandtheile meines Apparates sind in meinem Werke von 1828 und in dem neuen Werke
von 1830 zu ersehen.
Uebrigens ist meine Einrichtung ganz besonders von der in Deutschland
gebraͤuchlichen unterschieden, da bei mir nur vier bis fuͤnf Mal so
viel Wasser zum Einmaischen nach dem Gewichte gebraucht wird. Der Stellungsgrad der
Waͤrme von 40 bis 20 willkuͤrlich seyn kann. Die
Gaͤhrungsbottiche nicht bedekt, und dennoch 400 Pfund Schrot liefern 16 bis
18 Quart Branntwein 50/100 Tralles, oder 400 Pfund Kartoffeln liefern 6 bis 7 Quart
Branntwein 50/100 Tralles.
Unterschied zwischen der Menge Dampfes, welche roth und weiß
gluͤhendes Eisen erzeugt.
Es ist bekannt, daß an den Kesseln von Hochdruk-Dampfmaschinen manchmal einige
Theile, welche kein Wasser enthalten, bis zur dunklen Rothgluͤhhize erhizt
werden, und daß diese Theile, wenn sie ploͤzlich mit Wasser in
Beruͤhrung gebracht werden, mit solcher Schnelligkeit Dampf erzeugen, daß die
Kessel bersten, Hr. Johnson zu Philadelphia machte in
dieser Hinsicht vor Kurzem interessante Versuche, deren Hauptzwek darin bestand
auszumitteln, welche Wirkung verschiedene Metalle bei verschiedenen Hizgraden in
Ruͤksicht auf Dampferzeugung hervorbringen, wenn man sie in siedendes Wasser
taucht. Er fand durch Eintauchen von Eisen, welches auf verschiedene Grade erhizt
worden war, in siedendes Wasser, daß Eisen, welches so weit rothgluͤhend
gemacht wurde, daß man seine Roͤthe am Tage eben bemerken konnte, in gleicher
Zeit mehr Dampf erzeugte, als dasselbe Stuͤk Eisen bei der Weißgluͤhhize erzeugte.
Dieß mag, nach Hrn. Johnson, wahrscheinlich von der
groͤßeren, Anfangs entwikelten, Menge Dampf herruͤhren, welche eine
Atmosphaͤre um das weißgluͤhende Eisen erzeugt, und auf diese Weise
die weitere Beruͤhrung zwischen dem Eisen und dem Wasser aufhebt. Der
erzeugte Dampf steht in genauem Verhaͤltnisse zu dem Gewichte des Metalles,
indem beilaͤufig ein Pfund Dampf auf neun Pfunde von dem Metall kommen. Er
fand ferner, daß Gußeisen bei gleicher Temperatur mehr Dampf erzeugt, als
gehaͤmmertes Eisen, indem ersteres ein Pfund Dampf auf 8 1/4 Pfund Eisen
entwikelt. (Aus Silliman's Americ.
Journal im Register of Arts. 1831. August S. 139.)
Feuerloͤschanstalten in Edinburgh.
Die großen Feuersbruͤnste, welche Edinburgh verheerten, und besonders jene,
welche im Jahre 1824 diese Stadt heimsuchte, hatten wenigstens den guten Erfolg, daß
sich die Polizei mit saͤmmtlichen Assecuranzanstalten von Edinburgh zur
Ergreifung gemeinschaftlicher Maßregeln, wodurch allein ein geregeltes
Zusammenwirken moͤglich wird, verband. Die Einrichtungen, welche getroffen
wurden, sind von Hrn. Baddeley im Mechan. Magaz. N. 419 S. 396 und N. 420 S. 403
kurz beschrieben, und scheinen uns so gut, daß wir alle Behoͤrden, denen
daran liegt die Unordnung zu vermeiden, die gewoͤhnlich bei einer
Feuersbrunst bei uns eintritt, und oft alle zwekmaͤßige Huͤlfe
unmoͤglich macht, darauf aufmerksam machen zu muͤssen glauben. Nur
durch strenge, militaͤrische Ordnung, wie sie auch bei dem Corps der Pompiers
in Frankreich besteht, kann mit wenigen Leuten mehr geschehen, als durch so
verworrenen Zusammenlauf. – In den lezten 5 Jahren kam im Durchschnitte in
Edinburgh auf 376 Haͤuser im Jahre eine Feuersbrunst, waͤhrend in
Paris nach einem 20 jaͤhrigen Durchschnitte jaͤhrlich auf 100
Haͤuser zwei kommen. Doch sind in Paris die Loͤschanstalten so gut,
daß von 500 Haͤusern, in welchen Feuer auskommt, im Durchschnitte nur Eines
ausbrennt.
Ueber die Brandschaͤden in Edinburgh waͤhrend der lezten 5 Jahre gibt
Hr. Baddeley folgende Tabelle.
Jahre.
Ganzverloren
Bedeutender Verlust.
Unbedeutender
Verlust.
UnreineSchornsteine.
Falscher Laͤrm
Summe.
Bemerkungen.
1. Octbr.
1824–1825
11
12
14
9
2
48
1825–1826
7
18
31
17
7
80
1826–1827
1
12
55
39
6
113
(Ganz verloren war bloß
eineSchiffbauershuͤtte am Kanale.)
1827–1828
1
18
43
28
4
94
(Ganz verloren war bloß einehoͤlzerne
Tagloͤhnershuͤtte, die,mit ihrem Inhalt, nicht 50
Pfd.werth war.)
1829–1828
1
9
56
118
10
194
(Ganz verloren war einehoͤlzerne
Schmidhuͤtte unter 30Pfd. an Werth.)
Als eines der besten Werke uͤber Loͤschanstalten wird empfohlen: On the construction of fire-enginees and apparatus,
the training of fireman, and the method of proceeding in cases of fire. By
James
Baridwood, Master of Fire-engines in
Edinburgh.
Sprachroͤhre.
Auf den Vorschlag, des Hrn. Parsons wurde der Mittelmast
des Schiffes Briton mit einer blechernen Roͤhre von einem Zoll im Durchmesser
versehen, um dadurch bei stuͤrmischem Wetter von dem Hinterdeke an die große
Stenge hinauf sprechen zu koͤnnen. Diese Art von Sprachrohr hat sich nicht
bloß dem Hampshire-Telegraph zu Folge als gut und
brauchbar erwiesen, sondern sie wird auch bereits auf dem Continent, und zwar in der
v. Cotta'schen Buchdrukerei, sehr vortheilhaft
angewendet, um von einem Stoke des Gebaͤudes in den hoͤheren hinauf
sprechen zu koͤnnen, und umgekehrt.
Parker's große convexe Linse, und Verfall der
Flintglasbereitung in England.
Im Mechan. Magaz. wurde Bedauern daruͤber
geaͤußert, daß hie herrliche convexe Linse, welche Hr. Parker verfertigte, und welche als ein unvergleichliches
Meisterstuͤk der englischen Kunst gepriesen wurde, nach China wanderte.
Hierauf antwortet nun ein Hr. J. Smith im Mechan. Magaz. N. 417 S. 354, daß er nicht einsehe wie,
die Ausfuhr dieser Linse einen Nachtheil fuͤr die Kuͤnste haben
koͤnne, indem die Wirkungen derselben wohl als Curiositaͤten sehr
interessant sind, allein keinen praktischen Werth haben; er sagt ferner, daß, wenn
es noͤthig und nuͤzlich seyn sollte, solche Linsen zu verfertigen, man
sich leicht andere, eben so gute verschaffen koͤnnte, und behauptet endlich,
daß diese herrliche Linse in China eben so großen Nuzen bringen wird, als wenn sie
in den Sammlungen der Royal-Institution
aufbewahrt, wuͤrde. Es scheint uns wahrhastig gegen alle Foͤrderung
der Kuͤnste und Wissenschaften zu verstoßen, wenn man so etwas im Ernste
behaupten kann. Nie ist es moͤglich, daß ein nur etwas verstaͤndiger
Mensch behaupten kann, der Verlust von etwas, das man in seinen Wirkungen noch nicht
genau kennt, und dessen praktischer Werth noch gar nicht zu bemessen ist,
koͤnne keinen Nachtheil fuͤr Kuͤnste und Wissenschaften haben?
Daß die Aufbewahrung der Linse in den Sammlungen der Royal-Institution keinen Nuzen gestiftet haben wuͤrde,
wollen wir gern zugeben; denn in dieser Anstalt scheinen, so wie in vielen unserer
deutschen, gelehrten und ungelehrten, Anstalten verschiedenen Namens, die Sammlungen
nicht zum Unterrichte, zur Verbreitung von Kenntnissen, zur Foͤrderung der
Kuͤnste und Wissenschaften durch fortgesezte Beobachtungen und Versuche zu
bestehen; sondern sie scheinen oft bloß zur Schau, zur Erprobung der Wirkung der
Einfluͤsse der Zeit, der Insecten etc., oder hoͤchstens zur
Befriedigung der Beduͤrfnisse einzelner Vorstaͤnde vorhanden zu seyn.
Es wird sich zeigen, ob die Chineser nicht mehr Nuzen von ihrer Acquisition zu
ziehen wissen werden, als die Englaͤnder. – Wir wollen nicht
laͤnger bei diesen Betrachtungen stehen bleiben, und lieber die Resultate der
Versuche, angeben, die mit dieser Linse gemacht wurden, die vielleicht vielen
unserer Leser unbekannt blieben, und die Hr. Smith auf
folgende Weise zusammenstellte. 1) Jede Art von Holz, es mochte ausgetroknet, oder
gruͤn, oder in Wasser eingeweicht seyn, entzuͤndete sich
augenbliklich. 2) Duͤnne Eisenplatten wurden in einem Augenblike heiß, und
schmolzen dann. 3) Ziegel, Schiefer, und alle Arten von Erden wurden sogleich
verglast. 4) Schwefel, Pech und alle harzigen Koͤrper schmolzen unter Wasser.
5) Brennholz, welches unter Wasser in den Brennpunkt gebracht wurde, schien ganz
unveraͤndert; allein beim Zerbrechen zeigte es sich innen ganz verkohlt. 6)
Brachte man die Gegenstaͤnde auf Kohle in den Brennpunkt, so wurde dadurch
die Wirkung der Linse bedeutend erhoͤht. 7) Jedes Metall schmolz auf Kohle
augenbliklich, wobei das Feuer wie eine Schmiede Funken spruͤhte. Obschon nun
die Hize im Brennpunkte so groß war, daß Gold in wenigen Minuten in Fluß kam, so war
doch in geringer Entfernung davon die Hize so schwach, daß man den Finger ohne allen
Nachtheil bis auf einen Zoll dem Brennpunkte naͤhern konnte. Der
Eigenthuͤmer der Linse hatte die sonderbare Neugierde zu versuchen, welche
Empfindung diese Hize am menschlichen Koͤrper hervorbrachte; er stekte daher
den Finger in den Brennpunkt, und versicherte darnach, daß das dadurch verursachte
Gefuͤhl keineswegs jenem gleiche, das ein Verbrennen am Feuer oder
Kerzenlicht hervorbringt, sondern jenem, welches durch einen heftigen Schnitt mit
einer Lanzette erzeugt wird.
Obgleich Hr. Smith oben sagte, daß man, wenn es von Nuzen
waͤre, leicht eine eben so vortreffliche Linse verfertigen koͤnne, wie
jene Parker's war, so gibt er doch weiter unten, einen
Beweis des Verfalles der Optik in England, aus welchem hervorgeht, daß diese Linse
doch nicht so gar leicht ersezt werden koͤnne. Er sagt naͤmlich, daß
weit mehr als der Verlust von Parker's Linse, das
gaͤnzliche Aufhoͤren der Glasfabrik zu East-Smithfield zu
bedauern sey, welche nicht bloß wegen ihrer Spiegelglaͤser, sondern auch
wegen der Erzeugung von Glas fuͤr Optiker beruͤhmt war. Das Glas,
welches diese Fabrik den Optikern lieferte, soll jenes
aller uͤbrigen Fabriken Englands und des Continentes an Guͤte und
Reinheit uͤbertroͤffen haben. Er sagt ferner, daß es gleichfalls mehr
zu bedauern sey, daß das Flintglas, welches in England gegenwaͤrtig zu
Objectivglaͤsern erzeugt wird, taͤglich schlechter wird, und daß man,
wenn man ein gutes Stuͤk Flintglas brauche, sich an Frankreich wenden
muͤsse, welches, nach seiner Meinung, diesen Zweig der Kuͤnste auf den
hoͤchsten Grad gebracht habe. Wir hoffen, daß unser bayersches Flintglas dem
franzoͤsischen nicht nachstehen werde, und daß der Englaͤnder bloß
deßwegen des bayerschen nicht erwaͤhnte, weil er, wie dieß leider in England
so haͤufig der Fall ist, nicht weiß, was auf dem Continente, und besonders in
Suͤddeutschland in Kuͤnsten und Wissenschaften geschieht.
Franzoͤsische Fayence.
Die Fayencefabrik der HHrn. Leboeuf und Thibaut, von welcher wir schon im polytechn. Journale
Bd. XXXIX. S. 76 Nachricht gaben, macht,
obschon sie durch den Tod des Hrn. Thibaut einen grellen
Verlust erlitt, noch immer Fortschritte: ihre Producte kommen dem besten englischen
Fayence gleich, oder uͤbertreffen dasselbe sogar. Die vorzuͤglichsten
Eigenschaften dieser Fayence sind, daß es einen schoͤnen starken Klang gibt,
was die Gleichmaͤßigkeit der Masse beweist; daß es den Einwirkungen jener
Substanzen, welche die Glasur des gewoͤhnlichen Fayence so schnell
veraͤndern oder zerstoͤren, dauerhaft widersteht; daß es die zartesten
Farbenschattirungen annimmt, und sich im Feuer wie Porzellan vergolden laͤßt.
Hr. Lassaigne, der diese Resultate vorzuͤglich
dadurch veranlaßte, daß er die Materialien, die zum englischen Fayence verwendet
werden, und das beste englische Fayence analysirte, und so Mittel zur Nachahmung und
Verbesserung desselben an die Hand gab, erhielt von der Société d'encouragement, auf den Vortrag des Hrn. Payen (im Bulletin de la
Société d'encouragement Juin 1831, S. 321) die silberne
Medaille fuͤr seine Leistungen.
Tafeln zu Fußboden aus gebranntem Thone, Terra cotta.
Hr. James Bagshaw, Duchy Wharf, Savoy, Strand, stellte in
dem National-Repository zu Charing Croß Platten
zu Fußboden aus gebranntem Thone aus, von welchen das Register of Arts August S. 157 sagt, daß sie den Steinplatten weit
vorzuziehen sind, indem sie die Waͤrme schlechter leiten, und daher die
Zimmer waͤrmer erhalten. Uebrigens sollen sie auch weniger Feuchtigkeit aus
der Luft anziehen, und dadurch die Gemaͤcher weniger der Gefahr des
Feuchtwerdens aussezen. Hr. Bagshaw schlaͤgt vor,
dieselben an einer oder an beiden Seiten zu glasiren, um dadurch das Aufsteigen von
Feuchtigkeit von den Boden zu verhindern. Er macht dieselben von verschiedener Form;
gewoͤhnlich jedoch verfertigt er Viereke, oder er schneidet diese Viereke in
zwei gleiche Dreieke, die am besten in den Zimmern anwendbar sind. Zur Verzierung
gibt er der Glasur jede beliebige Farbe. Der Yard dieser Bodenbekleidung kommt in
England auf 13 Shill. 6 Penc. (8 fl. 6 kr.). – Wir haben in Deutschland schon
laͤngst aͤhnliche Platten, nur viel wohlfeiler, zu Fußboden verwenden
sehen. Einer unserer wakersten Freunde schlug dieselben nicht bloß zur Bekleidung
feuchter Fußboden, sondern auch dazu vor, um feuchte Waͤnde, wenigstens an
der inneren Oberflaͤche troken zu legen. Unsere Leser finden diesen
Vorschlag, und den Bericht des Hrn. Feilner uͤber
denselben in den Verhandlungen des Vereins zur Befoͤrderung des Gewerbfleißes
in Preußen 1831. 3. Heft S. 150. Wir erlauben uns gegen diesen Bericht zu bemerken,
daß die Glasur wohl von dem Salpeterfraße, nicht aber von jeder anderen feuchten
Wand zerstoͤrt werde. Ein Beweis dafuͤr ist, daß man in vielen alten
Burgen einzelne Zimmer findet, die eben nicht zu den trokenen gehoͤren, und
in denen sich Fußboden, die mit glasirten Thonplatten belegt sind, mehr als hundert
Jahre vollkommen gut erhalten haben. Wir glauben mithin daß diese Wandbekleidung zwar
die Ursache des Feuchtwerdens der Zimmer nicht heben, allein die Bewohner solcher
feuchter Zimmer in hohem Grade gegen die Wirkungen der
feuchten Mauern schuͤzen wuͤrden.
Pantechnicon zu London.
Der beruͤhmte Baumeister Seth Smith (der auch durch
seine patentisirte Rauchfangfuͤtterung bekannt ist) erbaute zu London in der
Naͤhe des Belgrave-Square ein ungeheures Gebaͤude, welches sich
von einer Seite der Motcomb-Street bis zur entgegengesezten Seite erstrekt,
und welches er Pantechnicon nannte. Es ist
vorzuͤglich bestimmt dem Mangel an Wagenremisen, der in den meisten
Haͤusern Londons Statt findet, abzuhelfen; so daß daher nicht bloß Wagen zum
Verkaufe in demselben aufgestellt, sondern auch Wagen einzelner Eigenthuͤmer
zur Aufbewahrung aufgenommen werden. Uebrigens werden auch Moͤbeln und
verschiedene andere große und schwere Gegenstaͤnde zu demselben Behufe
aufgenommen. Außer den hierzu bestimmten Gallerten enthaͤlt das
Gebaͤude auch noch Reihen von Kaufladen, in welchen kleinere
Gegenstaͤnde jeder Art verkauft werden, Gemaͤhlde-,
Vorlese- und Versteigerungs-Saͤle; Weinkeller etc. Die
noͤrdliche Façade, welche im Mechanics'
Magazine N. 49 S. 393 abgebildet, und sehr elegant und großartig im
dorischen Style erbaut ist, ist 500 Fuß lang; ihre Breite ist, wegen der
Ungleichheit des Bodens, nicht uͤberall gleich; im Durchschnitte
betraͤgt sie 60 Fuß. Das suͤdliche Gebaͤude hat zwei
Façaden, wovon die eine 117, die andere 112 Fuß lang ist. Am ganzen
Gebaͤude ist Alles so viel als moͤglich aus Steinen und Eisen gebaut,
damit es feuerfest ist. Die Boden sind mit Eisenplatten belegt, die, damit sie.
nicht rosten, auf Filz liegen. Auch die Deken sind mit Eisenstangen beschlagen und
mit einer Composition uͤberzogen, die nicht angegeben ist, von der aber
versichert wird, daß sie dem staͤrksten Feuer widersteht und nicht zerspringt
oder herabfaͤllt, wenn in der Hize Wasser darauf gegossen wird. Alle
Schornsteine sind mit Hrn. Smith's
Metallfuͤtterung versehen. Man erwartet in London allgemein sehr große
Vortheile von diesem herrlichen Gebaͤude, und befuͤrchtet nur, daß
sein Zwek wegen des griechischen Namens nicht schnell genug allgemein bekannt werden
moͤchte. Moͤchte doch ein Mal die abgeschmakte Fabrikation
griechischer Namen, die auch bei uns so in Schwung ist, aufhoͤren!
Neues Pergament.
Hr. C. Terry zu London, 5 Shoe Lane, Fleet Street legte in
der vierten Ausstellung des National-Repository
zu Sharing Cross ein Stuͤk Pergament vor, dessen neue, Bereitungsart von
einer, von der Schazkammer ernannten, Commission gepruͤft und sehr gut
befunden wurde, und welches viele Vorzuͤge vor dem gewoͤhnlichen
Pergamente haben soll. Seine Oberflaͤche ist vollkommen gleichfoͤrmig
glatt, und die Tinte fließt leicht auf demselben. Auch wird bei der Bereitung nichts
angewendet, woraus die Commission auf eine geringere Dauerhaftigkeit des Materiales
und der Tinte zu schließen berechtigt gewesen waͤre. (Repertory of Arts. August 1831, S. 158.)
Ungeheures Kohlenlager in Amerika.
Aus einem Berichte der Lehighkohlen- und Schifffahrtsgesellschaft in
Nordamerika geht hervor, daß man das Kohlenlager, welches der Gesellschaft
angehoͤrt, an Ausdehnung einem gleichseitigen vierseitigen Prisma
gleichschaͤzt, dessen Seiten 500 Fuß breit waͤren, und dessen
Laͤnge 7 Meilen betruͤge! Dieß ist doch wohl das groͤßte bisher
bekannte Steinkohlenlager! Vielleicht duͤrfte man mit der Zeit in einigen
Gegenden Suͤddeutschlands Seitenstuͤke dazu finden, wenn ein Mal die
Roth zum Nachsuchen zwingt, oder geognostische Untersuchungen bei uns so viel
Interesse finden, wie in Nordamerika und England. – Das hier
erwaͤhnte, colossale, amerikanische Kohlenlager soll aus Anthracit von
besonderer Reinheit bestehen, welches ohne Geruch oder Rauch brennt. (Aus dem Mechanics' Magazine N. 417 S. 367.)
Copal-Aufloͤsung statt des Oehles zur Mahlerei
benuzt.
Hr. Corn. Varley, Charles Street, Somer's Town, nimmt, um
den oxydirenden Einfluß der Atmosphaͤre auf das Oehl an Oehlgemaͤhlden
zu vermeiden, statt des Oehles eine Aufloͤsung von Copalharz in
Terpenthinoͤhl zum Anmachen der trokenen Farben. Das Terpenthinoͤhl
verduͤnstet, und laͤßt die Farbe, nur mit etwas wenigem Copalharze
verbunden, zuruͤk, welches an der Luft nur sehr wenig Veraͤnderung
erleidet, so daß man auf diese Weise Gemaͤhlde verfertigen kann, die weit
dauerhafter seyn duͤrften, als die gewoͤhnlichen Oehlgemaͤhlde.
(Register of Arts August 1831 S. 158.)
Analyse des Nottington Mineralwassers.
Die neuerlich in Aufnahme gekommene Mineralquelle zu Nottington bei Weymouth
enthaͤlt nach Hrn. Professor Alexander Barry Esq.
F. L. S. in einem Gallon:
Feste
Bestandtheile.
Gase.
Kubikzoll.
Kohlensaͤure Kalkerde
8,25
Grane.
Schwefelwasserstoffgas
10
Kohlensaͤure Bittererde
5,00 –
Kohlensaures Gas
7
Schwefelsaure Kalkerde
2,45 –
Stikstoff
1
Schwefelsaure Soda
2/75 –
––––––––
Salzsaure Soda
3,69 –
18
Salzsaure Kalkerde
3,44 –
Specif. Gew. bei 54° F.
Salzsaure Bittererde
3,75 –
(+ 9,78 R.) um 1,0013.
Thonerde
5,00 –
Kieselerde
0,05 –
Eisenoxyd
0,07 –
Organische Substanz.
0,05 –
Summa
––––––––––
34,50 Grane.
Das Mechan. Mag. N. 419 gibt S. 385 nebst dieser Analyse
eine Aufzaͤhlung der medicinischen Eigenschaften dieser Quelle, und der in
dem neuen Badhause getroffenen Einrichtungen; es enthaͤlt ferner eine
Abbildung des achtekigen Badhauses, Nottington Spa-House genannt, die bloß
einen Beleg fuͤr die Verderbtheit des englischen Geschmakes gibt. In dem
Vergleiche, welcher zwischen dieser Mineralquelle und jener zu Spa angestellt wurde,
indem man das Badhaus zu Nottington ein Spa-House nennt, sehen wir einen
neuen Beweis der englischen Unwissenheit und Frechheit.
Analyse des Tennantits.
Der Tennantit von der neu eroͤffneten Trevisane Grube in der Pfarre Gwennap in
Cornwallis enthaͤlt nach einer Analyse von J. Hemming Esq.
Kieselerde
5
Kupfer
48,4
Arsenik
11,5
Eisen.
14,2
Schwefel
21,8
–––––
100,9
(Philos. Magazine und Ann. of
Philos. 1831 August S. 157.)
Malz verwandelt weder Gummi noch Milchzuker in Zuker.
Wenn man Malz bei einer, zur Zukerbildung geeigneten Temperatur mit
Gummi-Aufloͤsungen und mit Milchzuker zusammenbringt, so werden diese
beiden lezteren doch nicht in Zuker umgewandelt, wie man aus der Wirkung des Malzes
auf das Starkmehl haͤtte schließen koͤnnen. Die durch das Kochen des
Staͤrkmehles in Freiheit gesezte gummiartige Substanz unterscheidet sich also
auch in dieser Hinsicht von dem eigentlichen Gummi. Man zog diesen Schluß daraus,
daß gemalzte Fluͤssigkeiten, welche man mit Hafen versezte, auch unter
guͤnstigen Umstaͤnden nicht in geistige Gaͤhrung
uͤbergingen. (Agriculteur manufacturier September
1830 S. 319.)
Gehalt der Erdaͤpfel an Starkmehl zu verschiedenen
Zeiten.
Nach einem Aufsaze in dem zu Bruͤssel erscheinenden Journale l'Hygie enthaͤlt ein Sester Erdaͤpfel von
240 Pfd. im
August
23 bis 25 Pfund Staͤrkmehl
September.
32 – 38
October.
32 – 40
Nov. bis
Maͤrz
38 – 45
April
33 – 28
Mai
28 – 20
Es ist hierbei vorausgesezt, daß die Erdapfel gegen Frost, gegen Erhizung und Keimen
geschuͤzt waren, denn alles dieß bewirkt eine bedeutende Verminderung des
Starkmehlgehaltes. Das Maximum des Staͤrkmehlgehaltes betraͤgt nach
obiger Angabe 18 Procent, und auf dieses Product rechnet man auch in den
Erdaͤpfelstaͤrkmehl-Fabriken in der Umgegend von Paris, wo man
den gelben Erdapfel vorzuͤglich dazu benuzt. (Agriculteur manufacturier Sept. 1830 S. 318.)
Eingemachte Runkelruͤben.
Hr. Verdun hatte die Idee aus Runkelruͤben und
suͤßem Weine eine wohlfeile Confiture zu bereiten, die mit dem Traubenmuße
Concurrenz halten konnte, und sowohl fuͤr die Weinbauer, als fuͤr die
Cultur der Runkelruͤben vortheilhaft werden sollte. Viele Versuche
scheiterten, da er in der Naͤhe von Paris nur schlechte Runkelruͤben
bekam, die wenig Zuker, dafuͤr aber viel Schleim und viele salzsaure und
salpetersaure Salze enthielten, welche dem Syrup einen unangenehmen Geschmak
mittheilten. Endlich gelang es ihm jedoch ein
Runkelruͤben-Eingemachtes zu Stande zu bringen, welches dem Agriculteur Manufacturier Sept. 1830 S. 315 zu Folge
sehr gut seyn soll. Sein Verfahren dabei ist folgendes: Er nimmt weiße, gute, zur
Zukerfabrikation bestimmte Runkelruͤben, waͤscht sie, reinigt sie, und
laͤßt sie in einen sehr feinen Brei verwandeln. Diesen Brei preßt er aus, wie
es bei der Zukerfabrikation geschieht, und waͤscht ihn dann 1 oder 2 Mal mit
Wasser aus; das erste Wasser gießt er zu dem ausgepreßten Safte, den er dann in
einem Kessel nach Achard's Methode laͤutert,
eindikt und bei 30° klaͤrt. Hierauf verkocht er den Brei in. diesem
Syrupe, indem er so viel Brei zusezt, daß die Masse die gehoͤrige Consistenz
erhaͤlt. Nebenher bereitet er einen sehr gesaͤttigten Traubensyrup,
den man auch mit suͤßem Weine vermischen kann, und von dem man den
eingemachten Runkelruͤben so viel zusezt, als man noͤthig und angenehm
findet.
Mittel um dem Weine den Faßgeschmak, und dem Branntweine den
Geschmak nach den Traͤbern zu nehmen.
Hr. Toulouzan sagt in den Annales
provençales Janvier 1831 (aus welchen diese Notiz in den Agriculteur manufacturier Fevr. 1831 S. 271
uͤberging), daß die Meine der Provence oft einen Faßgeschmak annehmen,
wodurch sie dann außerordentlich an Werth verlieren. Um ihnen diesen Geschmak zu
nehmen, wurden verschiedene Mittel vorgeschlagen, unter welchen jedoch das Verfahren
Pommier's (welches darin besteht, daß man eine
duͤnne Schichte Olivenoͤhl auf den Wein gießt, diesen damit
schuͤttelt, und dann das Oehl, welches den uͤblen Geschmak an sich
gezogen hat, wieder abgießt), den Vorzug erhielt. Dieses Verfahren ist jedoch bei
großen Quantitaͤten schwer anwendbar, indem es nur in kleinen Gefaͤßen
ausgefuͤhrt werden kann, und bei großen Mengen Wein auch eine
betraͤchtliche Quantitaͤt Oehl erfordert. Ueberdieß behaͤlt der
Wein dabei immer noch einen mehr oder weniger kenntlichen Faßgeschmak. Ein
Gutsbesizer in der Naͤhe von Air wendet daher das Oehl auf eine andere,
vortheilhaftere Weise an; er nimmt einen Aermel, wie ihn die
Liqueur-Fabrikanten zum Filtriren nehmen, taucht diesen in
Jungfern-Oehl, laͤßt ihn dann abtropfen, und filtrirt durch denselben
ein Faß Wein, indem er ihn an dem Hahne befestigte. Der filtrirte Wein wird in einen
Kolben gegossen, wo sich eine Schichte Oehles auf demselben bildet, die zu
wiederholten Malen mit einer Messerklinge abgenommen wird. Der auf diese Weise
behandelte Wein hat allen Faßgeschmak verloren, allein er besizt auch gar kein
Bouquet, diesem Fehler ist. jedoch leicht durch Zusaz von etwas
Himbeeren-Essenz abzuhelfen. – Hr. Serullas
empfahl das Oehl auch, um dem Branntwein den Geschmak nach den Traͤbern zu
nehmen; dieser Zusaz muß jedoch bei der Destillation geschehen. Man kennt indessen
schon seit langer Zeit ein wohlfeileres und sichereres Mittel, und dieses besteht
darin, daß man einige Tropfen fluͤchtiges Alkali in den Branntwein gießt,
welches dann alles Empyreumatische einsaugt. Dieses Mittel erfordert
uͤbrigens große Behutsamkeit, denn ein Tropfen davon zu viel zugesezt, gibt
der ganzen Fluͤssigkeit einen ammoniakalischen Geruch, der schwer zu
entfernen ist. Sezt man dem, auf diese Weise rectificirten Weingeiste eine
gehoͤrige Dosis Gerstenzuker zu, so erhaͤlt man einen Liqueur, der
fuͤr alten Cognac. gelten kann. Beim Erdaͤpfelbranntweine zeigt sich
dieses Verfahren vorzuͤglich besser, als die Reinigung durch die
Chloruͤre.
Mittel zur Erkennung der Verfaͤlschung des Kaffee's mit
Cichorienkaffee.
Das Journal des Connaissances usuelles gibt folgendes
Mittel an, um leicht und schnell zu erkennen, ob ein Kaffee mit Cichorienkaffee
verfaͤlscht ist oder nicht. Man fuͤlle ein kleines, glaͤsernes
Gefaͤß mit kaltem Wasser, und werfe eine Prise Kaffee hinein. Ist der Kaffee
rein, so bleibt das Wasser vollkommen durchsichtig, und wird nicht im geringsten
gefaͤrbt; wird aber das Wasser roͤthlich, und fallen kleine rothe
Theilchen, wie bei der Aufloͤsung des Zukers in Wasser zu Boden, so ist dieß
ein sicherer Beweis, daß der Kaffee mit Cichorienkaffee verfaͤlscht ist.
– Das Mechanics' Magazine bemerkt hiezu in N. 417 S. 368, daß nun auch in England die
Verfaͤlschung des Kaffee's mit Cichorienkaffee immer mehr um sich greife, und
daß ein Zusaz von einem kleinen Theeloͤffel voll Cichorienkaffee auf Eine
Unze Kaffee den Wohlgeschmak desselben verbessere und der Fluͤssigkeit eine
hellere und mehr glaͤnzende Farbe mittheile, obwohl es andererseits gewiß
ist, daß der Cichorienkaffee keine naͤhrenden Stoffe enthalte, und mithin den
Kaffee nicht ganz ersehen koͤnne. Die schoͤnere Faͤrbung des
Kaffees durch Zusaz von Cichorienkaffee wollen wir zugehen; allein die dadurch
entstehende Verbesserung und Verfeinerung des wahren Kaffee-Aromes
duͤrfte vielen Widerspruch erfahren.
Metallene Oehlfaͤsser.
Die Kostbarkeit des Holzes in den suͤdlichen Gegenden Frankreichs, das
schnelle Unbrauchbarwerden der Oehlfaͤsser, und der Verlust an Oehl bei
denselben, veranlaßte Hrn. Mertian einen Versuch mit
metallenen Faͤssern zu machen. Er ließ zu diesem Zweke ein cylindrisches. Faß
aus Eisenblech verfertigen, und an demselben die beiden Boden einloͤthen,
denen man zu groͤßerer Festigkeit eine leichte Convexitaͤt geben
koͤnnte. Als Spund ließ er an einem der Boden eine Schraubenmutter
aufloͤthen, in welche sich ein, mit Schraubengangen versehener, messingener
Stoͤpsel einschrauben laͤßt. Ein solches Faß von dem Inhalte eines
Hectoliter kommt auf 30 Franken. Das Oehl soll sich nach Hrn. Mertian sehr gut darin aufbewahren lassen; doch erfordert dieß noch
laͤnger fortgesezte Erfahrung; auch duͤrfte der messingene
Schraubenstoͤpsel, an welchem sich Gruͤnspan erzeugen wird, besser
durch einen anderen, aus einem fuͤr die Gesundheit weniger nachtheiligen,
Metalle ersezt werden. (Aus dem Agriculteur
manufacturier 1830. Septbr. S. 316.)
Tyrers's Becher zum Einnehmen aufbrausender
Arzeneien.
Es hat uns Chemikern schon oft ein Laͤcheln abgezwungen, wenn wir Aerzte in
Faͤllen, in welchen sie Kohlensaͤure als das vorzuͤglich
Wirksame in den Magen bringen wollten, eine Mixtur verschreiben sahen, in welcher
sie ein kohlensaures Alkali mit Citronensaft oder einer anderen
Pflanzensaͤure saͤttigen ließen. Die Kranken erhalten auf diese Weise
statt der Kohlensaͤure bloß ein weinsteinsaures oder anderes Salz, was der
Arzt fuͤr sich vielleicht nicht verschrieben haben wuͤrde. Die
Brausepulver sind daher weit vorzuziehen; allein oft kann diese der Kranke nicht
nehmen. Hr. George Tyrers zu Liverpool scheint diesen
Uebelstand gefuͤhlt zu haben, und erfand daher seinen Becher zum Einnehmen solcher aufbrausender
Arzeneien, den er Union's-Becher nennt. Dieser
Becher ist uͤbrigens weiter gar nichts als ein Becher, der durch eine
Scheidewand von Unten bis nahe an die Muͤndung in zwei gleiche
Behaͤlter getheilt ist. In einen dieser Behaͤlter wird die alkalische,
in den anderen die saure Fluͤssigkeit gefuͤllt; will man davon
einnehmen, so bringt man den Becher an der Seite, wo sich die Scheidewand befindet,
an den Mund, und trinkt, wo dann die Mischung und das Aufbrausen erst im Munde und
waͤhrend des Trinkens vorgeht. Das Register of
Arts gab im Augusthefte S. 158 Taf. IX eine Abbildung dieses Bechers; die
Sache ist aber so einfach, daß wir dieselbe fuͤglich weglassen zu
koͤnnen glauben. Das Register glaubt, daß der auf
einer Seite saure, auf der anderen aber alkalische Geschmak sehr angenehm seyn
muͤsse, und daß die Entwikelung von Kohlensaͤure Husten erregen wird.
Lezteres duͤrfte wohl hier nicht mehr der Fall seyn, als es beim Trinken
eines Glases Champagners oder abgezogenen Bieres geschieht, das wir
uͤberhaupt mehr empfehlen moͤchten, als den aufbrausenden
medicinischen Trank.
Levison's Tropfglas fuͤr Augen- und
Zahnaͤrzte.
Hr. Levison, Zahnarzt zu London, Gower-Street,
erfand folgendes Tropfglas, um in Augen, hohle Zaͤhne u. dergl.
Fluͤssigkeiten einzutropfen. Es wird aus Glas geblasen, und besteht aus einer
kleinen Kugel, welche in eine Glasroͤhre von verschiedener Laͤnge, die
an der Spize leicht gebogen ist, sehr fein auslaͤuft. Die Kugel wird zum
Theile mit der Fluͤssigkeit, welche eingetropft werden soll, gefuͤllt.
Haͤlt man dieselbe nun in der Hand, so wird die Waͤrme die
Fluͤssigkeit ausdehnen, so daß sie tropfenweise an der haarfoͤrmigen
Oeffnung der Roͤhre herausquillt. Dieß wird aber nur fuͤr wenige
Tropfen der Fall seyn, so daß uns dieses Instrument wegen des oft noͤthigen
Fuͤllens laͤstig und wenig brauchbar scheint. Es ist im Register of Arts Aug. 1831 S. 157 T. X abgebildet.
Krankheiten der Thiere in Folge von Futter, das mit
Kryptogamen verunreinigt ist.
Mehrere hollaͤndische Veterinaͤre, wie die HHrn. Numan und Marchand, die uͤber die
schaͤdlichen Eigenschaften, welche das Futter der Hausthiere bekommen kann,
schrieben, sind geneigt die vorzuͤgliche Ursache einer Entzuͤndung des
Darmkanales, woran das Vieh in Holland in sehr feuchten Jahren haͤufig
leidet, und in großer Zahl an Brand zu Grunde geht, kleinen Kryptogamen
zuzuschreiben, die sich am Futter entwikeln, und welche zu den Gattungen Uredo, Puccinia, Pucciniola, Aecidium, Mucor, Erysiphe,
Xyloma und Sphaeria gehoͤren. Das Journal de Pharmacie 1831 Juillet S. 393 verweist hierbei auf Gohier's
Arbeiten uͤber die uͤblen Wirkungen des rostigen Strohes und des
schimmeligen Brodes, auf jene des Hrn. de Gasparin
uͤber den Albigo der Esparsette, so wie auf die bekannten Werke Chabert's, Paulet's, Vicq d'Azyr's etc. Es stellt am Schlusse die sonderbare
Frage, ob die Feuchtigkeit und der Nebel allein nicht schon hinreiche, um diese
Krankheit hervorzubringen? Wahrscheinlich duͤrften Feuchtigkeit und
verdorbenes Futter hier zusammenwirken.
Gesellschaft zur Bewirkung groͤßerer Menschlichkeit
gegen Thiere.
England, das Land, in welchem naͤchst Frankreich die groͤßten
Grausamkeiten gegen Thiere veruͤbt werden, ist nun doch auch mit dem guten
Beispiele der Gruͤndung einer Gesellschaft zur Abstellung dieser, das Herz
verpestender Unmenschlichkeiten vorangegangen. Im ersten Jahre waren die
Subscriptionen zu dieser Gesellschaft aber leider so unbedeutend, daß dieselbe ein
Deficit von 36 Pfd. Sterl. hatte; die Folge wird lehren, ob dieser
anfaͤnglich unguͤnstige Erfolg wirklich einer eingewurzelten
Hartherzigkeit, oder wenigstens einer Gleichguͤltigkeit gegen den
taͤglichen Anblik veruͤbter Schindereien, oder einem anderen Grunde
zuzuschreiben ist. Die Gesellschaft gibt eine Zeitschrift heraus, die unter dem
Titel: The voice of Humanity (die Stimme der
Menschlichkeit) vierteljaͤhrig erscheint, und deren bis jezt erschienene 5
Nummern viele sehr gut geschriebene und interessante Artikel enthalten sollen, wie
das Mechanics' Magazine vom 27. August
N. 420 S. 406 zeigt. Es waͤre Zeit, daß auch bei
uns etwas gegen die Barbarei gegen Thiere, die demnaͤchst zur Barbarei gegen
Menschen fuͤhrt, gethan wuͤrde. Das Wirksamste und Sicherste
waͤre wohl, die Jugend durch zwekmaͤßige Bildung gegen solche
schaͤndliche Auswuͤchse zu verwahren.
Buffon's Tabelle fuͤr die wahrscheinliche Dauer
des Lebens eines Menschen.
Es duͤrfte bei der gegenwaͤrtig allgemein verbreiteten, und wirklich
bis in's Laͤcherliche gehenden, Furcht vor der viel besprochenen und
beschriebenen Cholera wohl schon einigen unserer Leser in den Sinn gekommen seyn,
sich zu Gunsten ihrer Familie in eine der Lebensversicherungsanstalten einschreiben
zu lassen. Damit nun diese sehen, worauf sie beilaͤufig noch zu rechnen
haben, wenn sie nicht aus Furcht vor der Cholera zu Grunde gehen, wollen wir hier
die Tabelle abdruken lassen, die der unsterbliche, und um das Menschengeschlecht so
hoch verdiente, Buffon schon vor vielen Jahren nach den
Sterbregistern von drei Pfarreien zu Paris, und von zwoͤlf Pfarren in der
Umgegend von Paris verfertigte, und aus welcher hervorgeht, auf wie viel Jahre man
mit einiger Wahrscheinlichkeit in einem bestimmten Alter noch rechnen kann. Wir
haben uns uͤberzeugt, daß diese Tabelle in den meisten Gegenden Deutschlands
entweder gar nicht gekannt, oder schon lang vergessen ist, daß die wenigen, die sie
kennen, uns gewiß entschuldigen werden, daß wir dieselbe hier wieder in Anregung
bringen.
Die erste Columne der Tabelle enthaͤlt das Alter der Person, die zweite die
Zahl der Jahre und Monate, auf welche Jemand, der sich in dem voranstehenden Alter
befindet, mit einiger Wahrscheinlichkeit noch zaͤhlen kann.
Alter.
Dauerdes
Lebens
Alter
Dauerdes
Lebens
Alter.
Dauerdes
Lebens
Jahre.
Jahre.
Mon.
Jahre.
Jahre.
Mon.
Jahre.
Jahre.
Mon.
0
8
0
29
28
6
58
12
3
1
33
0
30
28
0
59
11
8
2
38
0
31
27
6
60
11
1
3
40
0
32
26
11
61
10
6
4
41
0
33
26
3
62
10
0
5
41
6
34
25
7
63
9
6
6
42
0
35
25
0
64
9
0
7
42
3
36
24
5
65
8
6
8
41
6
37
23
10
66
8
0
9
40
10
38
23
3
67
7
6
10
40
2
39
22
8
68
7
0
11
39
6
40
22
1
69
6
7
12
38
9
41
21
6
70
6
2
13
38
1
42
20
11
71
5
8
14
37
5
43
20
4
72
5
4
15
36
9
44
19
9
73
5
0
16
36
0
45
19
3
74
4
9
17
35
4
46
18
9
75
4
6
18
24
8
47
18
2
76
4
3
19
34
0
48
17
8
77
4
1
20
33
5
49
17
2
78
3
11
21
32
11
50
16
7
79
3
9
22
32
4
51
16
0
80
3
7
23
31
10
52
15
6
81
3
5
24
31
3
53
15
0
82
3
3
25
30
9
54
14
6
83
3
2
26
30
2
55
14
0
84
3
1
27
29
7
56
13
5
85
3
0
28
29
0
57
12
10
Hieraus ergibt sich, daß man mit Wahrscheinlichkeit annehmen kann, daß ein
neugebornes Kind 8 Jahre, ein Kind von 1 Jahre noch 33, ein Kind von 2 Jahren noch
38, ein Mann von 20 Jahren noch 33 Jahre und 5 Monate u.s.f. leben werde. Buffon zieht hieraus folgende Schluͤsse: 1) daß
man mit sieben Jahren noch auf die laͤngste Lebensdauer rechnen
koͤnne, indem man 1 gegen 1 wetten kann, daß ein Kind mit 7 Jahren noch
weitere 42 Jahre und 3 Monate leben wird. 2) daß man mit 12–13 Jahren den
vierten Theil, mit 28–29 Jahren die Haͤlfte, und mit 50 Jahren drei
Viertheile seines Lebens verlebt habe. Dieß gilt aber bloß fuͤr das physische
Leben; denn in Hinsicht auf das moralische Leben muß man die ersten 15 Jahre
abziehen, so daß man in Bezug auf dieses mit 25 Jahren den vierten Theil, mit 38 die
Haͤlfte und mit 56 drei Viertheile davon zuruͤkgelegt hat.
Man darf uͤbrigens nicht glauben, daß die Resultate Buffons ganz genau und uͤberall richtig sind; es gibt Schwankungen
nach den klimatischen Verhaͤltnissen und Sitten der Voͤlker. Die
Nachforschungen Necker's, Suͤßmilch's, Moheau's, de Pommelles's, Villermé's, Short's, Price's, Malthus's, und vorzuͤglich die
neueren genauen Angaben von Benoiston de Chateauneuf und
mehreren Gesellschaften in England, wie der Highland-Society, haben
wesentliche Veraͤnderungen hervorgebracht, die in allen
Lebensversicherungs-Anstalten bekannt seyn muͤssen, wenn dieselben
gehoͤrig eingerichtet sind. Wir wuͤnschten sehr, daß unsere deutschen
Lebensassecuranzen jaͤhrlich, oder wenigstens alle 5 Jahre, Berichte
Herausgaben, die in alle Details eingingen, deren Kenntniß von allgemeinem Nuzen
seyn koͤnnte.
Ueber die Unterhaltung und Erneuerung der Obstgaͤrten
auf Pachtguͤtern.
In dem Register of Arts 1831 Julius S. 122 befindet sich
ein, aus den Transactions of the Society of Arts
gezogener, Brief des Hrn. Georg Aikin Esq. uͤber
die Art und Weise, auf welche die Obstgarten auf den Pachtguͤtern leicht
erhalten und erneuert werden koͤnnen. Er lautet so: „Es ist leider
eine allgemein richtige Bemerkung, daß die Obstgarten auf den
Pachtguͤtern, jene Faͤlle ausgenommen, in welchen sie im Großen
bewirthschaftet werden, und einen wichtigen und eintraͤglichen Zweig der
Landwirtschaft bilden, sich groͤßten Theils in einem sehr
vernachlaͤssigten Zustande befinden, und daß wenig oder gar keine
Sorgfalt auf das Puzen der Baͤume, und auf den Ersaz derjenigen verwendet
wird, die aus Alter zu Grunde gingen, oder durch Stuͤrme umgerissen
wurden. Einige der Paͤchter, besonders jene, deren Pacht nach
Willkuͤr aufgekuͤndigt werden kann, scheuen die Ausgaben
fuͤr neue Baͤume; und ein großer Theil anderer besizt so wenig
Liberalitaͤt und Unverdorbenheit des Herzens, daß er auch da pflanzen
moͤchte, wo er fuͤr seine Person der Ernte nicht ganz gewiß ist.
Da bei dem gegenwaͤrtigen, darniederliegenden Zustande der
Landwirthschaft jede Art von Vermehrung des Einkommens der Landwirthe von hoher
Wichtigkeit ist, so will ich eine Methode zur Erneuerung der Obstgarten
vorschlagen, die sich durch die Erfahrung bewaͤhrt hat, und die so wenig
Ausgaben verursacht, daß sie gewiß von jedem Paͤchter ausgefuͤhrt
werden kann. Meine Methode besteht nun kurz in folgendem Verfahren: Bei dem
jaͤhrlichen Faͤllen des Unterholzes befehle ich, daß alle
Wildlinge sorgfaͤltig geschont werden sollen; diese werden hierauf im
naͤchstfolgenden Jahre gepfropft, und an die leergewordenen Stellen des
Obstgartens versezt. Außer dem, daß ich mir auf diese Weise ohne Kosten neue
Baͤume verschaffe, habe ich noch den Vortheil, daß ich der Sorten, die
ich bekomme, und von denen ich die besten auswaͤhlen kann, ganz gewiß
bin; und daß die Baͤume, da sie an Ort und Stelle aufwuchsen, durch das
Versezen, welches sonst durch Veraͤnderung des Klima's des Bodens oft so
nachtheilig einwirkt, durchaus nicht leiden. Ich verschaffte mir auf diese Weise
jaͤhrlich an 30 der schoͤnsten Apfelbaͤume, eine Zahl die
hinreicht, um meine Obstgaͤrten in wenigen Jahren wieder in
bluͤhenden Zustand zu versezen.“ – Wem faͤllt
bei obiger Schilderung des Zustandes der Obstgarten auf den englischen
Pachtguͤtern, nicht derselbe Verfall der Obstcultur in unserem eigenen
Vaterlande ein? Taͤglich hoͤrt man bei uns dieselben Aeußerungen;
nicht Paͤchter, sondern Leute, die fuͤr ihre eigenen Nachkommen auf
ihrem eigenen Grund und Boden sorgen sollten, scheuen sich etwas zu pflanzen, weil
sie die Fruͤchte ihrer Pflanzung nicht mehr selbst erleben wuͤrden!
Man hat in einigen
Orten angefangen, den Jungen woͤchentlich ein Mal durch den
Dorf-Schullehrer auch in der Obstbaumzucht Unterricht geben zu lassen; allein
diese hoͤchst wohlthaͤtige und nicht genug zu lobende Einrichtung ist
noch nicht allgemein genug verbreitet, und erhaͤlt wenig oder keine
Aufmunterung, auch sezt sie voraus, daß die Schullehrer richtige Kenntnisse in der
Baumzucht besizen, nicht immer der Fall ist, und auch nicht verlangt werden kann, so
lange man nicht fuͤr deren zwekmaͤßige Bildung sorgt, so lange sie so
gering geachtete Personen sind; so lange man ihnen nicht in finanzieller und anderer
Hinsicht eine Stellung gibt, die mit dem großen Einflusse, den sie auf den
groͤßten und vorzuͤglich den producirenden Theil der
Bevoͤlkerung, und mithin auf das Wohl des Staates ausuͤben, einiger
Maßen im Einklange steht; und so lange der Schullehrer mehr Meßner seyn muß, als
Lehrer. Diesem Uebelstande wird aber nicht abgeholfen werden, so lang man eine
Partei, in deren Interesse es ist, Dummheit und Finsterniß zu unterhalten, einen so
maͤchtigen Einfluß auf Unterricht gestattet, wie er sich ihn bei uns wieder
zu verschaffen wußte. Um nun wieder zu unserer Obstbaumzucht zuruͤkzukehren,
wollen wir schluͤßlich nur noch bemerken, daß es nicht genug ist, das
Pflanzen von Obstbaͤumen allein zu beguͤnstigen; denn wenn man
Obstbaͤume ohne Verstand uͤberall hinpflanzt, wenn man die Pflanzer
nicht belehrt, was fuͤr diesen, was fuͤr jenen Boden und andere
Localverhaͤltnisse taugt, und wie sie ihre Zoͤglinge zu behandeln
haben, so wird, wie man es an so vielen Orten sieht, der groͤßte Theil der
gepflanzten Baͤume zu Grunde gehen, und dieser schlechte Erfolg, der als
richtige Erfahrung ausgelegt werden wird, wird 10 Mal mehr schaden, als man durch
alle Aufmunterung wieder gut zu machen vermag.
Aker- und Gartenbau-Gesellschaft zu
Calcutta.
Die Akerbau- und Gartenbau-Gesellschaft (Agricultural and Horticultural Society), welche sich zu Calcutta gebildet
hatte, bestand am 1. Jul. 1828 aus 97 Mitgliedern, worunter sich auch bereits einige
Eingeborne befanden, wie dieß aus dem ersten Bande der Abhandlungen dieser
Gesellschaft, der vor Kurzem nach Europa kam, erhellt. Der Hauptzwek der
Gesellschaft besteht darin den auf blindes Herkommen, Unwissenheit und Castengeist
gegruͤndeten Schlendrian, nach welchem der Akerbau in Indien getrieben wird,
zu stuͤrzen, und dem Volke zu zeigen, daß es heute zu Tage nach besseren
Grundsaͤzen und mit besseren Instrumenten arbeiten koͤnne, als mit
jenen, an denen es seit 2 und 3000 Jahren haͤngt. Die Aufgabe ist groß, und
die Loͤsung derselben hat bei den so eingewurzelten Vorurtheilen der Indier
noch geringe Fortschritte gemacht. Doch erkennt man bereits deutlich die guten und
nuͤzlichen Wirkungen und Leistungen des botanischen Gartens zu Calcutta, auf
welchen die Ostindische Compagnie jaͤhrlich 5000 Pfd. Sterl. verwendete, und
in welchem dieselbe durch den ausgezeichneten Naturforscher, Director Wallich Alles sammeln und durch Versuche erproben ließ,
was in irgend einer Hinsicht von Nuzen fuͤr die Colonie werden
koͤnnte. In neuerer Zeit, wo den Angelegenheiten der Compagnie eine
Veraͤnderung bevorstand, wurden zwar die Summen, die dieselbe auf Botanik,
Zoologie, Mineralogie, Agricultur etc. verwendete, vermindert, allein man hofft, daß
sie bald wieder ihre großartige Foͤrderung aller dieser Zweige fortsezen
werde. Wir sind keine Freunde der Monopole; allein wir sind uͤberzeugt, daß
Indien durch Aufhebung der Ostindischen Compagnie gegenwaͤrtig verlieren
wuͤrde. Nur eine Gesellschaft wie diese, konnte den Handel großartig
betreiben; sie erkannte, daß es sich weniger darum handelt, den Handel zu beleben,
als darum, zu bewirken, daß ein Land etwas erzeuge, womit es Handel treiben kann.
Gibt man Ostindien mit allen seinen Schaͤzen jezt schon den englischen
Kraͤmerseelen Preis, so werden dieselben immer herausziehen wollen, ohne je
etwas hinein zu thun; sie werden es aussaugen, und waͤre es auch noch 10 Mal
so reich, als es ist. Fuͤr die englischen Kraͤmer wird Ostindien immer
ein fremdes, und daher zu uͤbervortheilendes Land bleiben, waͤhrend
die Ostindische Compagnie in Ostindien gleichsam ihr Vaterland sah und hatte.
Neues Spinnmaterial aus dem Weidenroͤslein (Epilobium).
Hr. Victor Wagon, im Schlosse zu Amillis bei Coulommiers,
zeigte der Société d'encouragement in
ihrer Sizung vom 18. Mai an, daß er in dem Weidenroͤslein (Epilobium), welches haͤufig an den Baͤcheu und
Suͤmpfen waͤchst, ein Spinnmaterial gefunden habe, dessen Fasern mit
dem schoͤnsten Flachse von Anjou einen Vergleich aushalten. Wir hoffen bald
Mehreres hieruͤber zu hoͤren, und bedauern nur, daß Hr. Wagon nicht angegeben hat, mit welcher Art von Epilobium er seine Versuche machte, indem es deren sehr
viele gibt, von welchen auch bei uns mehrere an allen Plaͤzen und Straßen
wachsen, so daß sich sehr leicht Versuche damit anstellen ließen. Die Samen aller
dieser Arten tragen eine ziemlich lange, feine, spinnbare Wolle, welche im Kleinen
schon verschieden angewendet wurde, und aus der in den Polargegenden hier und da
Lampendochte gemacht wurden. Wenn es richtig waͤre, daß die Sumpfepilobien
ein Flachssurrogat geben, so waͤre dieß fuͤr Bayern aͤußerst
wichtig; wir koͤnnten dann unsere vielen Moser benuzen, die ungeachtet aller
Vorstellungen wohl noch sehr lange nicht werden troken gelegt werden.
Amerikanische Colonie in Afrika.
Waͤhrend die neueren Colonien aller Staaten in Afrika, mit Ausnahme einiger
weniger, wenig Gluͤk machten, und einige sogar zum Nachtheile der Regierungen
unterhalten werden, schreitet die amerikanische Negercolonie Liberia, auf welche nur
die geringe Summe von 27,000 Pfd. Sterling verwendet wurde, aͤußerst rasch
vorwaͤrts. Vor acht Jahren noch war Cap Messurado nichts als ein
Sklavenmarkt, auf welchem jaͤhrlich 10,000 solche, durch christliche Liebe
und Eigennuz zum Vieh entwuͤrdigte, Menschen verkauft wurden. Seit dieser
kurzen Zeit wurde daselbst dieser schaͤndliche Handel ganz aufgehoben, und es
entstand dafuͤr eine Colonie, die aus 2000 in Amerika emancipirten Sklaven
besteht. Es wurden Schulen und Kirchen gegruͤndet, der Handel wird lebhaft
betrieben, und selbst eine Zeitung erscheint bereits, und zwar ohne schwarze Cousur!
Zehntausend Eingeborne wurden schon vom wilden Nomadenvolke zum akerbautreibenden
gemacht. In der Stadt Monrovia allein wurden im Jahre 1830 an 25 steinerne
Wohnhaͤuser erbaut. Es bildete sich eine Schifffahrtscompagnie, die St.
Paul's River Navigationscompany, die jedoch noch nichts leistete. Das Uebel einer
jeden groͤßeren Gesellschaft, das Zahlen von Steuern, ist auch schon im
Gange, aber auf eine Art. die eben so zwekmaͤßig und wenig
belaͤstigend in der Abforderung, als wohlthaͤtig in ihrer Verwendung
ist. Wer 100 Dollars Realvermoͤgen hat, bezahlt davon 50 Cents, und der
Ertrag dieser Steuer ist lediglich fuͤr die oͤffentlichen Schulen
bestimmt. Auf geistige Getraͤnke ist eine starke Auflage gelegt, und deren
Ertrag auch bloß fuͤr die Schulen angewiesen. Es wurde ein eigener Plaz
fuͤr den Gottesdienst errichtet, mit welchem eine Sonntagsschule verbunden
ist; die Sittenlehren, die dort den Eingebornen, den amerikanischen Negern und
wieder frei gemachten Sklaven ertheilt werden, sollen besser seyn, als jene, welche
man in den Predigten in Nordamerika hoͤrt. Streitigkeiten sollen
aͤußerst selten vorkommen. Das amerikanische, auf Freiheit, weniges
Regierenwollen, und Verbreitung von Unterricht begruͤndete
Colonisationssystem scheint sich mithin auch in Afrika als das Beste erwiesen zu
haben. (Aus dem Mechan. Magaz. N. 418 S. 383).
Wer Mehreres hieruͤber lesen will, wird es im Mechan.
Magaz. N. 418 S. 383 und N. 420 S. 410 in einem
schoͤnen Aufsaze des Agenten der amerikanischen Colonisationsgesellschaft,
des Hrn. Elliott Cresson, welcher sich
gegenwaͤrtig in London aufhaͤlt, finden. Menschenfreunde werden daraus
sehen, daß sie. um die geringe Summe von 7 Pfd. 10 Sh. (90 fl.) die Freiheit eines
freigelassenen nordamerikanischen Sklaven sichern, seine Ueberfahrt nach Liberia
bestreiten, und ihn daselbst zum freien Eigenthuͤmer von 30 Morgen
fruchtbaren Landes machen koͤnnen!