Titel: | Beschreibung der mechanischen Webestühle der HHrn. André Koechlin und Comp. und des Hrn. Josué Heilmann, nebst Bemerkungen über die verschiedenen im Dpt. des Oberrheins gebräuchlichen Systeme bei diesen Maschinen. |
Fundstelle: | Band 42, Jahrgang 1831, Nr. LV., S. 185 |
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LV.
Beschreibung der mechanischen Webestuͤhle
der HHrn. André Koechlin und Comp. und des Hrn.
Josué Heilmann, nebst Bemerkungen uͤber die
verschiedenen im Dpt. des Oberrheins gebraͤuchlichen Systeme bei diesen
Maschinen.
Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
Mulhausen N. 14. S. 323.
Mit Abbildungen auf Tab.
III und IV.
Koechlin und Heilmann, Beschreibung mechanischer
Webestuͤhle
Die Société industrielle hat einen Ausschuß
beauftragt, die verschiedenen Systeme mechanischer Webestuͤhle, welche im
Dpt. des Oberrheins angewandt werden, zu untersuchen und unter sich zu vergleichen.
Bei der bald
gewonnenen Ueberzeugung, daß jedes System in allen Etablissements vollkommen gut
arbeitet, fand der Ausschuß es sehr schwierig sich zu Gunsten des einen oder des
anderen auszusprechen, um so mehr, weil das Garn, dessen man sich zur mechanischen
Weberei bedient, bedeutenden Einfluß auf den guten Fortgang der Arbeit hat. Es ist
hiezu, nach der Bemerkung des Berichterstatters, Hrn. Emile Dollfus, mehr als bei jeder anderen Verwendung, eine vorzuͤglichere
Qualitaͤt desselben, sowohl fuͤr Kette als fuͤr Einschuß
erforderlich. Ein anderer wichtiger Gegenstand ist die Maschine zum Schlichten der
Kette. Dieses Schlichten ist der wichtigste Punkt in der mechanischen Weberei und
verdient daher vor Allem die Beachtung derjenigen, die sich diesem Geschaͤft
widmen wollen: um davon jeden zu uͤberzeugen, brauchen wir nur zu bemerken,
daß es unmoͤglich ist, das geringste Resultat mit schlecht geschlichteter
Kette, deren Faden von schlechter Qualitaͤt ist, zu erhalten, waͤhrend
man, wenn diese gut zubereitet ist und nichts zu wuͤnschen uͤbrig
laͤßt, auf jedem mechanischen Webestuhl gutes Gewebe und viel davon erzeugen
kann. Wenn es also auf die Wahl des einen oder des anderen Systems ankommt, so sind
hauptsaͤchlich die Localitaͤt, die Groͤße und Hoͤhe der
Webestuͤhle, deren Preis und die erforderliche Triebkraft zu
beruͤksichtigen; bei lezterer ist man jedoch auf die unverlaͤßlichen
Versuche mit der Hand beschraͤnkt.
Die HHrn. A. Koechlin und Comp. haben den englischen
Webestuhl des Hrn. Roberts im Dpt. des Oberrheins
eingefuͤhrt; die Construction ist bei denselben solider als bei allen bis
jezt bekannt gewordenen. Sein Gang ist sehr regelmaͤßig; die Lade arbeitet
ohne den geringsten Stoß, was bei Maschinen dieser Art wegen des Schiffchens eine
sehr wichtige Sache ist. Der fuͤr lezteres gelassene Raum ist aber so eng,
daß es ihn kaum passiren kann, ohne den oberen Theil der Kette zu streichen; diese
muß daher in großer Spannung erhalten werden, wodurch die Geschirre mehr
abgenuͤzt werden, als bei den Webestuͤhlen von Heilmann und Jourdain. Mehrere Theile desselben
sind schwer zu reguliren; wenn er jedoch einmal gehoͤrig zugerichtet ist,
erfordert er wenig Aufmerksamkeit von Seite des Aufsehers. Wegen seiner
betraͤchtlichen Hoͤhe sind aber groͤßere und staͤrkere
Arbeiter als bei den Stuͤhlen nach den Systemen von Heilmann und Jourdain noͤthig. Die HHrn.
A. Koechlin und Comp. haben an diesem Webestuhl
unlaͤngst eine Verbesserung angebracht; sie verlaͤngerten
naͤmlich die Lade, damit das Schiffchen beim Anlangen am Ende seines Laufes
mehr freien Raum hat und so besser im geregelten Laufe erhalten wird; einen solchen
Webestuhl liefern sie fuͤr 350 Franken.
Der Webestuhl des Hrn. Jourdain in Altkirch unterscheidet
sich von allen bisher gebauten dadurch, daß er keine Kurbelwelle hat. Die Bewegung
wird der Lade von der Hauptwelle durch zwei Aerme mitgetheilt, welche durch zwei
Krummzapfen bewegt werden, wovon der eine an der Triebrolle, der andere an dem Rade
festsizt, welches die Achse der excentrischen Rollen regiert. Hr. Jourdain hat hierdurch die Kosten des Webestuhles
verringert, allein seinem Stuhle fehlt dagegen das fuͤr gleichfoͤrmige
Bewegung so wesentliche Flugrad; er ist niedrig, leicht, nimmt wenig Raum ein und
kann durch Kinder behandelt werden, wie derjenige von Heilmann, von welchem spaͤter die Rede seyn wird. Er erfordert
wenig Triebkraft und nuͤzt die Geschirre nicht sehr ab. Dieser Stuhl macht
sehr wenig Geraͤusch und ist nicht schwer zu handhaben; wegen seines leichten
Baues geraͤth er aber auch leicht in Unordnung und ein Aufseher kann nicht
viele solcher Webestuͤhle besorgen. Hr. Jourdain
liefert seinen Webestuhl fuͤr 290 Franken.
Ein drittes System von mechanischen Webestuͤhlen ist dasjenige des Hrn. Dixon in Cernay; es ist eine große Anzahl solcher
Stuͤhle in unserem Departement in Thaͤtigkeit. Der Ausschuß bedauert,
denselben nicht in Gang gesehen zu haben und nur nach einem bei seinem Erbauer
aufgestellten Stuhle urtheilen zu koͤnnen. Man hat versucht auf diesem
feinere und breitere Tuͤcher als gewoͤhnlich zu weben und wie
verlautet, war das Resultat befriedigend; uͤbrigens scheint der Stuhl viel
Triebkraft zu erfordern.
Ein viertes System von mechanischen Webestuͤhlen wurde von Hrn. Josué
Heilmann erfunden. Dieser mechanische Webestuhl ist
wohl der einfachste von allen bis jezt bekannten und hat in dieser Hinsicht einen
großen Vorzug vor allen anderen. Einige wollen ihm jedoch, und vielleicht nicht mit
Unrecht, vorwerfen, daß das Flugrad dabei weggelassen wurde, welches bei
mechanischen Webestuͤhlen ein so wesentlicher Theil ist. Der Stuhl des Hrn.
Heilmann gewaͤhrt den großen Vortheil, daß er
die Geschirre wenig abnuͤzt; dann hat der Weber nicht erst noͤthig die
Stellung der Batterie zu beobachten, wenn er das Schiffchen wechselt, wodurch viel
Zeit erspart wird; uͤberdieß arbeitet er gut und erfordert wenig Triebkraft.
Die HHrn. A. Koechlin und Comp. verfertigen
gegenwaͤrtig diese Stuͤhle um 300 Franken. Sie haben das Flugrad damit
verbunden.
Die HHrn. Nicolas Koechlin und Gebruͤder, welche
die Stuͤhle des Hrn. Heilmann zu Massevaux
anwenden, haben eine neue Verbesserung eigener Erfindung daran gemacht, die die
besten Resultate zu liefern scheint. Sie wenden nur Eine Hauptwelle an, welche alle
Verrichtungen zugleich macht; diese fuͤhrt zwei excentrische Scheiben, welche die Lizen so wie
das Schiffchen mittelst eines an die Scheiben gegossenen Daumens in Bewegung
sezen.
Der Ausschuß schlug vor, Hrn. Heilmann mit der goldenen
Medaille zu beehren, weil er der Erste in Frankreich war, welcher ein von den bis
dahin aus England gekommenen Webestuͤhlen verschiedenes System schuf; dieser
Vorschlag wurde einstimmig angenommen.
Folgende Tabelle zeigt die Menge der Arbeit, welche die verschiedenen
Webestuͤhle liefern, die Abnuͤzung einzelner Theile u.s.w.
Vergleichende Tabelle.
Textabbildung Bd. 42, S. 188
Etablissements in welchen die
Angaben gesammelt wurden; System der Webestuͤhle; Anzahl der gehend.
Stuͤhle; Taͤgliches Erzeugniß; Laͤnge der Schnitte;
Gaͤnge; Faͤden im Einschuß auf den 1/4 Zoll; Eintrag; Dauer des
Blattes; der Geschirre; der Schiffchen; der Schuͤzenleder; Triebkraft;
Bemerkungen; Isaac Koechlin in Willer; Jourdain und Comp. in Altkirch; Bourcard,
Vater und Sohn in Muͤlhausen; Nicolas Koechlin u. Gebruͤder in
Massevaux; Das Etablissement ist seit 18 Monaten in gang. Hr. Koechlin verwebt
eigenes Gespinst; Die Arbeiter verdienen 35, 40 bis 45 Cent. fuͤr den
Schnitt; das Etablissement ist 15 Minute in Gang; Dieses Etablissement wird erst
seit 18 Monaten und blos mit Lehrlingen betrieben; kein einziger der Arbeiter
konnte weben; Die Stuͤhle gehen mit einer Geschwindigkeit von 105
Schlaͤgen in der Minute
Erklaͤrung der Abbildung eines von André
Koechlin und Comp. in Muͤlhausen nach dem System von Roberts gebauten
Webestuhls (mit der Bewegung des Schuͤzen von Oben.)
Abbildungen auf Tab. IV.
Dieselben Zahlen bezeichnen dieselben Gegenstaͤnde in allen Figuren.
Auf Tab. V.Diese Kupfertafel wird mit dem naͤchsten Hefte ausgegeben. A. d.
R. ist N. 1. ein Querstuͤk aus Gußeisen in
Bogenform.
2. Ein gegossener Querriegel, auf der Hinterseite des Stuhles angebracht; er
haͤlt das aus Eisen gegossene Gestell zusammen.
3. Gegossene Welle, auf welcher die Schenkel 19 der Lade 49 befestigt sind und die
sich frei in den Zapfenlagern 4 bewegen kann.
5. Doppelt excentrische Rolle aus Gußeisen; sie ist auf der Achse 31 mit
Vorstekstiften befestigt, und dazu bestimmt, die Geschirre in Bewegung zu sezen,
indem sie abwechselnd auf die in den Einschnitten der Schemmel 35 angebrachten
Raͤdchen (kleinen Rollen) druͤkt. Die Eisendraͤhte 48, welche
mittelst Querstiften in den besagten Schemmeln befestigt sind und nach Oben die
hoͤlzernen Querstuͤke 54 tragen, welche wieder durch Schnuͤre
mit den Geschirren verbunden sind, theilen diesen lezteren die erforderliche
senkrechte abwechselnde Bewegung mit.
6. Zuͤge von starkem Eisendraht, oben mit messingenen Ringschrauben versehen,
an welchen der Laufriemen 58 befestigt ist; dieser vereinigt sich, indem er
uͤber die Halbzirkel 7 hinlaͤuft, mit dem Stuͤke 10, wo er
mittelst eines Bolzens stark zuruͤkgehalten wird. Zwei auf der Welle 31
befestigte Daumen 32, welche an ihrem aͤußersten Ende mit
zirkelfoͤrmigen Einschnitten versehen sind, in denen sich die Rollen 33
befinden, druͤken vermittelst dieser abwechselnd auf die Schemmel 38, an
welchen die Zuͤge 6 haften. Man begreift nun, daß wenn die durch die Rollen
33 gedruͤkten Schemmel 38 abwaͤrts steigen, sie den Riemen 58 mittelst
der Zuͤge 6 mit sich fortfuͤhren und hiedurch der Welle 9, auf welcher
das Stuͤk 10 befestigt ist, eine hin und her gehende Bewegung mittheilen.
Diese Welle kann sich nicht drehen, ohne den Stab 8, der mit seinem einen Ende auf
ihr befestigt ist, mit sich zu bewegen und dieser wirst dann hiedurch vermittelst
der mit dem Schuͤzenleder 56 verbundenen Schnuͤre 52 das
Schiffchen.
11. Lager der Welle 9, welches auf dem Querstuͤk 1 ruht.
12. Gekruͤmmter Stab aus geschmiedetem Eisen; er nimmt eine Schlinge auf,
welche die Schnur 52 verhindern soll auf das Gewebe herunterzufallen, wenn sie durch
die Bewegung des Stabes 8 abwechselnd auf der einen oder der anderen Seite
aufhoͤrt gespannt zu seyn.
13. Sind die auf dem Querstuͤk 1 befestigten Stuͤzen der Welle 14; sie
sind mit hoͤlzernen Rollen versehen, uͤber welche die Riemen, die die
Geschirre nach Oben festhalten, hinlaufen.
15. Gestell aus Gußeisen, welches die beiden Seiten des Webestuhls bildet.
16. Zwei Scheiben, wovon die aͤußere sich um ihre Achse 1; dreht, die innere
aber auf dieser festsizt und den Stuhl durch einen Riemen mit dem Hauptgetriebe in
Verbindung sezt; leztere hat ein aus Einem Stuͤk mit ihr gegossenes
Flugrad.
17. Kurbelwelle; sie bewegt die Lade 49 mittelst der gegossenen Ziehstangen 18,
welche an beiden Enden mit Tazen von Messing versehen sind.
19. Schenkel oder Aerme der Lade; ihre Bewegung ist schwingend.
20. Ein Bolzen von geschmiedetem Eisen, welcher auf einem Schenkel der Lade festsizt
und mit jedem Schlag derselben auf den Winkelhebel 43 stoͤßt, welcher die
Sperrkegel traͤgt.
21. Platte aus Gußeisen, welche gut am Ende der Lade befestigt ist. Sie nimmt eine
Feder 22 auf, die in einem Oehr das eine Ende der Spindel 26, auf welcher das
Schuͤzenleder hingleitet, stuͤzt.
23. Anwelle fuͤr den unter der Lade angebrachten geschmiedeten Stab 24.
Lezterer ist beinahe eben so lang als die Lade und nahe an jedem seiner beiden Enden
mit einem Daumen 24' versehen, welcher die Bestimmung hat, die Lade aufzuhalten,
wenn das Schiffchen nicht gehoͤrig in das Ziel seines Laufes gelangt. Das
Spiel dieses Theiles besteht in Folgendem: Das Schiffchen ist, wenn es am Ende der
Lade anlangt, genau zwischen zwei Baken gestellt, wovon der eine 25) aus Gußeisen
verfertigt ist und mittelst Schieber naher oder entfernter gestellt werden kann; der
andere, welchen man in der Zeichnung nicht sieht, ist aus Holz und kann sich frei um
einen Drehstift bewegen. Dieser in einem Einschnitt des Holzstuͤkes 60
angebrachte Baken (in welchem er mittelst einer Feder, die gegen den ebenfalls auf
dem Stab 24 festsizenden Daumen 24'' andruͤkt, unterstuͤzt ist)
– bildet gegen die Mitte eine Bauchung, auf welche das Schiffchen bei jedem
Schuß preßt. Wenn nun das Schiffchen an den durch die Einbiegung des
hoͤlzernen Bakens verengten Raum anlangt, so entfernt es den Baken durch
seinen Stoß; der hiedurch zuruͤkgedruͤkte Daumen 24'' theilt seine
Bewegung dem Stab 24 mit und hebt dadurch wieder einen Daumen 24', welcher nun
vermoͤge seiner hoͤheren Stellung frei uͤber den Aufhalter 29
hingleiten kann. Das Gegentheil ereignet sich, wenn das Schiffchen, durch irgend
eine Ursache in seinem Laufe aufgehalten, nicht so weit gelangt, um, indem es den
hoͤlzernen Baken zuruͤkdruͤkt, den Daumen 24' in die
Hoͤhe zu heben;
dieser bleibt alsdann so weit geneigt, daß er in seinem Laufe dem Stuͤke 29
begegnet und so die Lade zuruͤkhaͤlt, noch ehe das Blatt das Gewebe
erreichen konnte. Das eine dieser Stuͤke 29 (jenes auf der Seite des
Aushebers) fuͤhrt eine Taze 29', die mit ihm aus Einem Stuͤke gegossen
ist. Diese Taze stoͤßt, indem sie uͤber das Stuͤk 59
hingleitet, welches zwei Einschnitte hat, in denen die Feder 28 abwechselnd ruht,
gegen diese Feder, sobald das Stuͤk 29 durch den Daumen getroffen wird. Die
Feder verlaͤßt alsdann den einen Einschnitt, legt sich in den anderen und
fuͤhrt den Ausheber 50 mit sich fort, welcher hierauf den Riemen auf die
leere, sich um ihre Achse drehende Scheibe fuͤhrt.
27. Schlußstuͤk des Blattes; es ist durch zwei Bolzen auf den Ladenschenkeln
befestigt.
30. Rahmen aus Gußeisen; er traͤgt die Anwelle 57, welche die Welle 31, auf
der die excentrische Rolle 5 angebracht ist, in der Mitte unterstuͤzt.
33. Daumen, welche die Rollen 33 tragen, die die Schemmel 38 in Bewegung sezen.
34. Stuͤze mit Falzen fuͤr die Schemmel 35, um sie in senkrechter
Bewegung zu erhalten.
36. Anwelle aus Gußeisen; sie ist auf dem Querriegel 2 befestigt und nimmt das eine
Ende der Schemmel 35 auf.
37. Tazen aus Gußeisen; sie nehmen einen den Schemmeln 38 zur Achse dienenden Stift
auf.
39. Zahnrad, auf der Welle 31 befestigt.
40. Zahnrad, welches zwei Mal weniger Zaͤhne hat als das Rad 39 und in
lezteres eingreift.
41. Sperrrad; es hat auf seiner Achse ein kleines Getriebe, welches in das auf dem
Tuchbaum 42 befindliche Stirnrad 53 eingreift. Das Rad 41 wird durch den Sperriegel
43'', welcher auf dem Kniestuͤk 43 befestigt ist, in Bewegung das Rad 41
zuruͤkhalten, damit es sich nicht in entgegengesezter Richtung drehen kann.
Der gebrochene Hebel 43 wird durch den Zug 20 bewegt und ist mit einem Gewicht 43'''
belastet, welches ihn bei jedem Schlag in. seine fruͤhere Stelle
zuruͤkfuͤhrt.
44. Doppelte und offene Anwellen; sie sind durch keulenfoͤrmige Schließer 44'
auf den Gestellpfosten 15 befestigt, welche an dieser Stelle auf einer der schmalen
Seiten gekerbt sind, genau so, wie es auch die innere damit correspondirende
Flaͤche der Huͤlse 44 ist. Bei dieser Anordnung kann man die Anwellen
nach Belieben erhoͤhen oder niedriger stellen und mit der Schließe fest auf
der gewuͤnschten Hoͤhe halten.
45. Hoͤlzerne Welle, uͤber welche die Kette hingeht und die in einer
der Anwelken 44 sich dreht.
46. Kettenbaum, welcher mit Scheiben aus Gußeisen versehen ist.
47. Schlußhaken um den Tuchbaum in seiner Anwelle am Gestelle 15 festzuhalten.
48. Zug aus Eisendraht, der die Schemmel mit dem Geschirre verbindet.
49. Lade aus Tannenholz, jedoch dort, wo sie die Kette streift, mithartem Holz
belegt. Sie ist auf den beiden Schenkeln mit Schraube und Mutter 64 befestigt.
50. Auslenker aus geschmiedetem Eisen; er dreht sich frei auf dem Bolzen 50'',
welcher auf dem Stift 50' befestigt ist und leitet den Treibriemen. Ein kleiner
Winkelhaken 50''' verbindet den Auslenker mit der Feder 28.
51. Scheibenfoͤrmige Gewichte aus Gußeisen, die in ihrer Mitte durchbohrt und
dann so eingeschnitten sind, daß sie auf die Spindel 51', da wo sie ein wenig
verjuͤngt ist, hingeschoben und von dieser dann aufgenommen werden
koͤnnen. Vermittelst dieser Einrichtung kann man nach Belieben die Spindel
mit mehr oder weniger Scheiden beschweren, je nachdem man einen staͤrkeren
oder schwaͤcheren Druk auf den Kettenbaum 46 ausuͤben will.
52. Seil, welches die Schuͤzenleder in Bewegung sezt. Gewoͤhnlich nimmt
man statt desselben einen starken Riemen.
53. Tuchbaum; er traͤgt auf der einen Seite das Rad 42 und bewegt sich in
Einschnitten, welche in dem Gestelle 15 angebracht sind.
54. Staͤbe von Holz; sie sind durch Schnuͤre unten an dem Geschirre
verbunden und empfangen die Bewegung durch die Zugstaͤngelchen 48.
55. Brustbaum, uͤber welchen das Gewebe hingeht, ehe es sich auf den Tuchbaum
53 aufwindet.
56. Schuͤzenleder aus Haͤuten von Buͤffeln oder wilden
Ochsen.
57. Anwelle, welche an das Querstuͤk 30 gegossen ist und in der Mitte die
Welle 31 stuͤzt.
58. Ein Zoll breiter Riemen, welcher dem Stab 8 seine Bewegung mittheilt.
59. Ein am Gestelle 15 befestigtes Stuͤk aus Gußeisen, mit doppelten
Einschnitten; es nimmt die Feder 28 des Auslenkers 50 auf.
60. Ein an der Lade befestigtes Holzstuͤk, mit einem offenen Einschnitt, in
welchen sich der hoͤlzerne Verengerungsbaken legt.
61. Stellschraube, um den Stift 62 festzuhalten; leztere muß die Ziehstangen 18
zusammenhalten.
63. Bolzen, welcher den Schemmeln 35 zur Achse dient.
64. Bolzen, welcher mit einer Oeffnung versehen ist, deren eines Ende die Spindel 26
aufnimmt, die am anderen Ende in einer Vertiefung der Feder 22 befestigt ist.
Beschreibung des mechanischen Webestuhls des Hrn. Josué
Heilmann.
(Abbildungen auf
Tab. III.)
Auf Tab. III. zeigt Fig. 1 den Aufriß des Webestuhls im Profil von der Seite der Triebrollen
und Fig. 2 den
Aufriß von der entgegengesezten Seite. Fig. 3 ist eine Ansicht
desselben von Vorne.
Die Haupttheile, wodurch sich dieser Webestuhl von dem vorhergehenden unterscheidet,
sind folgende:
1. Das Gestell.
2. Kurbelwelle, welche zugleich das Geschirr, die Lade und das Schiffchen in Bewegung
sezt.
3. Zwei Rollen, wovon die eine auf ihrer Achse festsizt, waͤhrend die andere
sich um diese dreht; erstere ist auf ihrer Seitenflaͤche mit einem Falz von
der Gestalt zweier sich umschreibender Kreise versehen, so daß er dem Stuͤk,
welches er fuͤhrt, eine abwechselnde Bewegung ertheilt, die sich immer erst
nach zwei Umdrehungen der Scheibe wiederholt.
4. Aerme, die zur Verbindung der Kniestuͤke der Welle 2 mit der Lade
dienen.
5. Eiserner Arm; er sizt auf der Welle fest und dient dazu, das Schiffchen zu werfen,
wie weiter unten erklaͤrt werden wird.
6. Hoͤlzerner Hebel, welchem der Arm 5 bei jeder Umdrehung der Welle begegnet
und der durch seine aufsteigende Bewegung und vermittelst eines Riemens, das
excentrische Stuͤk 7 nachzieht.
7. Excentrisches Stuͤk, uͤber welches derselbe Riemen
laͤuft.
8. Kleine bewegliche Welle, auf welcher das Stuͤk 7 befestigt ist und die von
diesem lezteren eine drehende Bewegung empfaͤngt.
9. Zweiarmiger Hebel, in Gestalt eines 8; er ist in seiner Mitte auf der Welle 8
befestigt und dient als doppelte Geisel, um das Schiffchen von derjenigen Seite des
Stuhles, wo es sich befindet, fortzuschnellen. Es ist zu bemerken, daß nach jedem
Schlag das Gewicht des Stuͤkes 7 die Welle 8 in ihre urspruͤngliche
Lage zuruͤkfuͤhrt.
10. Schluͤssel oder Bolzen; er ist mit einem Kopf in Form eines Halbmondes
versehen, der mit seinem einen Ende in dem oben beschriebenen Falz gleitet, mit dem
anderen aber sich in einem am Ende eines Hebels angebrachten Loch dreht; der Hebel
vertritt hier die Stelle der Schemmel eines gewoͤhnlichen Webestuhls. (Diese
Theile sind auf der Tafel besonders in groͤßerem Maßstabe gezeichnet.)
11. Derselbe Hebel oder Schemmel.
12. Riemen, welcher uͤber die geschweiften Enden dieses Hebels
laͤuft.
13. Kleine Rolle, auf welcher dieser Riemen zuruͤkgehalten wird.
14. Bewegliche Welle, auf deren Ende die Rolle 13 befestigt ist und die vermittelst
des Hebels 11 und des Riemens 12 eine abwechselnde Kreisbewegung erhaͤlt,
welche sie vermittelst zweier anderen Rollen den Geschirren mittheilt.
15. Diese beiden Rollen.
16. Zwei eiserne Aerme, welche die Lizen tragen und zwischen sich hinlaͤnglich
Raum lassen, damit der Arbeiter den Kettenbaum erreichen kann, ohne sich von seiner
Stelle zu begeben, was bei anderen mechanischen Webestuͤhlen nicht der Fall
ist.
17. Eiserne bewegliche Stange, welche bei diesem wie bei allen anderen mechanischen
Webestuͤhlen hinter der Lade angebracht ist und eine leichte drehende
Bewegung in dem Augenblik empfaͤngt, wo das Schiffchen das Ende seines Laufes
erreicht hat, aber unbeweglich bleibt, wenn dieses zuruͤk ist.
18. Bewegliches Kniestuͤk, welches den Stoß des Daumens 18 empfangt, sobald
das Schiffchen zuruͤkbleibt, und diesen dem Auslenker und dem Treibriemen
mittheilt, wie man es leicht aus der Zeichnung ersieht. Da das Kniestuͤk auf
einem hoͤlzernen Querstuͤk aufliegt, welches den Stoß in der Mitte
seiner Laͤnge faͤngt, so wird das hiebei entstehende Geraͤusch
bedeutend gegen dasjenige gemildert, welches bei anderen Webestuͤhlen
entsteht, wo der Stoß auf das gußeiserne Gestell ausgeuͤbt wird.