Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 42, Jahrgang 1831, Nr. LXI., S. 215 |
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LXI.
Miszellen.
Miszellen
Papin's
Perpetuum-Mobile.
Der beruͤhmte Papin hatte auf dem Gesimse seines
Kamines einen immer springenden Springbrunnen, und forderte die Leute, die ihn
besuchten, auf, zu erklaͤren, wie derselbe eingerichtet sey. Er machte zulezt
sogar etwas uͤber diese geheimnißvolle Verzierung seines Zimmers bekannt, und
viele waren einfaͤltig genug zu glauben, das Perpetuum-Mobile sey gefunden, bis er endlich offenbarte, was
Vernuͤnftige schon fruͤher vermutheten, daß in dem Gesimse eine
Roͤhre verbargen sey, durch welche aus dem benachbarten Zimmer Luft in den
Apparat gedruͤkt wurde. (Aus dem Mechanics' Magazine
N. 400 S. 96.)
Neue Kraftmaschine, die alle bekannten uͤbertreffen
soll.
Dem Bath-Herald zu Folge hat ein Mechaniker zu
Bristol, Namens Richards, nach 45jahrigem Studium und
langer Arbeit eine Maschine erfunden und erbaut, die sich jezt in Thaͤtigkeit
befinden soll, und die er eine Maschine mit unendlicher
Kraft(Endless-Power Machine) nennt.
Diese Maschine soll in jeder Hinsicht und zu allen Zweken angewendet, die
Dampfmaschinen uͤbertreffen. Der Erfinder erklaͤrt, daß er mit seiner
selbst arbeitenden Maschine von 250 Pferdekraͤften ein Schiff bloß mit 2
Gallonen Oehl, die zur Unterhaltung der leichten Bewegung noͤthig sind, um
die Welt fuͤhren will. Wir geben diese ziemlich unwahrscheinliche Notiz aus
dem Mechanics' Magazine N. 416 S. 352; die Erfahrung
wird zeigen, ob diese Maschine zu den vielen erdichteten oder verungluͤkten
Erfindungen gehoͤrt, die jaͤhrlich in England zu Tag gefoͤrdert
werden.
Dehnbarkeit des Silbers.
Die Dehnbarkeit des Silbers ist so groß, daß man aus einem Grane Silber ein
halbkugelfoͤrmiges Gefaͤß verfertigen kann, welches S. Grane Wasser zu
fassen im Stande ist. (Mechanics' Magazine N. 400 S.
96.)
Wilkinson's Pistole.
Der Feuergewehr-Fabrikant Wilkinson zu
Pall-Mall hat eine Pistole erfunden, die nach seiner Angabe folgende, schwer
glaubliche Eigenschaften besizen soll: 1) „Die Pistole kann in Einer
Minute 40 Mal geladen und abgefeuert werden, und schleudert bei jedem
Schuͤsse 12 Geschoße in einer horizontalen Linie, die in einer Entfernung
von 30–40 Yards nach der Seite um 12–18 Fuß und nach der
Hoͤhe um 6 Fuß divergiren. Da mithin ein Mann in Einer Minute 120
Geschoße abfeuert, so werden 400 Mann in 40 Minuten 4 20,000 Geschoße aussenden,
von denen jedes an Wirkung einer gewoͤhnlichen Pistolenkugel gleichkommt.
Sezt man, daß eine Escadron von 400 Mann eine andere feindliche von gleicher
Zahl angreift, und daß darunter 75 Mann so schlecht zielen, daß auch nicht Eines
ihrer Geschoße trifft, so bleiben doch fuͤr die erste abgefeuerte Ladung
300 wohl gerichtete Schuͤsse; oder sezt man, daß unter 400 Mann nur Einer
trifft, so koͤnnen diese 400 Mann in 10 Minuten doch 4200 Leute
kampfunfaͤhig machen. 2) Ein kurzer Karabiner, der mit derselben
Schnelligkeit geladen und abgefeuert werden kann, allein statt 12 Geschoßen,
jedes Mal deren 46 ausschleudert. Dieses Feuergewehr eignet sich
vorzuͤglich fuͤr Seekriege; denn wenn 50 Mann ihre Geschoße gegen
das Verdek des Feindes, und 50 andere Mann ihr Feuer auf die Leute auf den
Masten und Segeln richten, so werden dieselben in Einer Minute einen Regen von
46,000 Kugeln hervorbringen, und dadurch das Schiff des Gegners gewiß außer
Vertheidigung sezen, so daß es leicht und sogleich geentert werden kann.“ Wir
zweifeln sehr an der Wahrheit dieser Erfindung; sollte sie sich aber bewahren, so
hat Hr. Wilkinson der Menschheit gewiß einen unendlichen
Dienst geleistet. Wer im Stande ist, die groͤßte Zahl von Menschen auf Ein
Mal nieder zu schmettern, wird der groͤßte Wohlthaͤter seyn, denn dann
werden die Kriege sehr selten, und noch kuͤrzer seyn, als es der lezte
belgische war. (Aus dem Mechanics' Magazine N. 422. S.
448.)
Ungeheurer Elektro-Magnet.
Die HHrn. Professor Henry und Dr. Jen Eyck verfertigten fuͤr das Yale
College einen Elektro-Magnet, der ein Gewicht von 2063 Pfunden oder beinahe
eine Tonne getragen haben soll. Der Magnet ist mit 26, mit Baumwollfaden
uͤberzogenen, gedrehten Tauen aus kupfernem Glokendrahte von 31 Fuß
Laͤnge umwunden. An jedem Ende desselben sind ungefaͤhr 18 Zolle frei
gelassen, so daß eigentlich nur 28 Fuß des Eisens umwunden sind. Die ganze
Laͤnge der Windungen zusammengenommen betraͤgt mithin 728 Fuß. Jedes
Tau ist um etwas weniger als um einen Zoll gedreht; an der Mitte des Hufeisens
bildet dasselbe drei Drahtdiken; gegen die Enden oder die beiden Pole hingegen ist
es so gewunden, daß es 6 Diken bildet. Mit einer Batterie von 4 7/9 Quadratfuß trug
dieser Magnet 2063 Pfunde, mit einer groͤßeren Batterie wurden keine Versuche
angestellt. Er machte ein Stuͤk weiches Eisen so stark magnetisch, daß es 155
Pfunde aufhob. Wenn man zwei Batterien anwendete, wodurch die beiden Pole schnell
umgekehrt werden konnten, hatte eine sonderbare Erscheinung Statt. Nachdem
naͤmlich eine der beiden Batterien entfernt worden, blieb die Armatur, an der
sich noch ein Gewicht von 89 Pfunden befand, aufgehaͤngt, und fiel daher bei
der Umkehrung der beiden Pole nicht herab. Diese Wirkung muß mithin in einem
Augenblike Statt gefunden haben, denn sonst haͤtte das Gewicht herabfallen
muͤssen, indem gewiß ein Moment vorhanden war, waͤhrend welchem der
Magnet keine Kraft besaß. Es wurden Versuche angestellt, mit diesem Magnete das
Wasser zu zersezen; allein ohne allen Erfolg. (Aus Silliman's
American Journal im Repertory of
Patent-Inventions. September 1831. S. 151.)
Elektricitaͤt hervorgebracht durch die rothen und
violetten Lichtstrahlen der Sonne.
Professor Salverio Barlocci zu Rom fand, daß wenn man zwei
schwarz gefaͤrbte Stuͤke Kupfer nimmt, und das eine derselben mit dem
oberen Theile, und das andere mit dem hinteren Fuße eines Frosches verbindet,
Contractionen in den Muskeln desselben entstehen, wenn das eine Stuͤk den
rothen und das andere den violetten Strahlen ausgesezt, und beide Stuͤke dann
mit einander in Beruͤhrung gebracht werden. (Aus dem Journal des Progrés des sciences.)
Hare's sehr empfindlicher Galvanometer, der zugleich ein
Pruͤfungsmittel fuͤr die Reinheit des Queksilbers ist.
Dr. Hare zu Philadelphia
machte aus einem 34 Fuß langen Streifen Zinn-Folio, der mit einem Streifen
Papier abwechselt, einen Galvanometer, der viel empfindlicher seyn soll, als ein
Galvanometer, der aus einem 80 Fuß langen, mit Seide uͤberzogenen
Kupferdrahte verfertigt ist. Er fand, daß reines, durch Praͤcipitation des
Protonitrates mit Kupfer erhaltenes, Queksilber zum Kupfer und anderen Metallen
negativ ist, waͤhrend unreines Queksilber positiv ist, ausgenommen das
Amalgam ist mit edlen Metallen gebildet. Diese Eigenschaft gibt mithin ein sehr
gutes Mittel an die Hand, um die Reinheit des Queksilbers zu pruͤfen. Dr. Hare bemerkte, daß, wenn
die Pole des erregten galvanischen Magnetes mit dem Queksilber in Beruͤhrung
gebracht werden, waͤhrend dieses mit dem einen Pole des Calorimeters, und der
Scheitel des Magnetes mit dem anderen Pole in Verbindung steht, eine
kreisfoͤrmige oder drehende Bewegung in dem Queksilber Statt findet. Diese
Erscheinung hat mit den Wirbeln Davy's oder der Drehung
Faraday's Aehnlichkeit. (Aus Silliman's American Journal im Repertory of
Patent-Inventions. Septbr. 1831. S. 148.)
Mittel um Kleider etc. unverbrennlich zu machen.
Hr. Gregori theilte am 4. April dieses Jahres der Academic des Sciences zu Paris folgende Details
uͤber die Versuche mit, welche der Marquis Origo
zu Rom neuerlich anstellte, um die Feuerknechte bei Feuersbruͤnsten gegen die
Einwirkung des Feuers zu schuͤzen. Da man sagte, daß die Roͤmer eine
Mischung von Essig und Thon zum Loͤschen des Feuers anwendeten, so versuchte
der Marquis zuerst eine solche in allen verschiedenen Verhaͤltnissen, jedoch
ohne hinreichenden Erfolg. Er tauchte hierauf zwei ganze Anzuͤge der
Feuerknechte, sammt den Stiefeln, den Handschuhen und zwei Capuzen, die aus
demselben Zeuge, wie die Kleider, verfertigt waren, in eine Aufloͤsung von
schwefelsaurer Thonerde und schwefelsaurem Kalke, und traͤnkte dieselben,
nachdem sie getroknet waren, auch noch mit Seifenwasser. Mit diesem Anzuͤge
wurden zwei Feuerknechte angethan; ihr Gesicht wurde mit unverbrennlichen Masken,
die mit einem, in eine Salzaufloͤsung getauchten Tuche bedekt waren,
versehen; vor die Augen bekamen sie ein Amianthgeweb, und in den Mund und die Ohren
kleine Stuͤke befeuchteten Schwammes. Auf diese Weise angethan und
geschuͤzt, begaben sich diese Leute in ein Haus von 23 Fuß Laͤnge und
3 Fuß Breite, welches mit brennendem Holze gefuͤllt war. Sie gingen 10 Mal in
diesem Hause auf und ab, ohne im Geringsten beschaͤdigt zu werden; auch ihre
Kleider waren nicht beschaͤdigt, obschon dieselben 45 Minuten lang der
Einwirkung der Flammen ausgesezt waren. Die einzige Wirkung, welche die Hize auf die
beiden Individuen hervorbrachte, war eine Beschleunigung des Pulses, der von 70
Schlagen bis auf 125 zunahm. Von diesen Anzuͤgen kommt einer nur auf 12
Gulden, und mithin weit wohlfeiler als die. von Cavalieri Aldini empfohlenen Amianth-Gewebe. – Marchese Origo hat auch sehr heftig emporlodernde Flammen dadurch
geloͤscht, daß er mit einer Aufloͤsung von schwefelsaurer Thonerde und
Thon aus einer gewoͤhnlichen Feuersprize auf dieselben sprizen ließ. Wir
werden mittheilen, was die Société
d'encouragement, die fuͤr dieses Jahr wieder einen Preis auf ein
solches Mittel, wie es Marchese Origo vorschlagt, ausgeschrieben hat, uͤber
diese Erfindung berichten wird. (Aus dem Repertory of
Patent-Inventions. September 1831 S. 183.)
Ueber den Lignit von Utznach
ist im Bulletin de la
Société industrielle de Mulhausen N. 19 S. 443 ein
interessanter Brief des Hrn. Koechlin zu Zuͤrich
enthalten, der der Gesellschaft eine ganze Kiste voll von diesem fossilen Holze zur
Untersuchung sandte. Der Lignit wird bei Utznach am Ende des Zuͤricher Sees,
eine halbe Stunde von der Linth, welche in den See einmuͤndet, ausgebeutet,
so daß derselbe um den niedrigen Preis von 50 Gulden oder 118 Franken die 250
Centner in die Werkstaͤtten und Fabriken Zuͤrichs geliefert werden
kann, und daher auch allgemein mit großer Ersparniß und großem Vortheile benuzt
wird. Dieses Lager von Lignit wurde im Jahre 1822 von Hrn. Koenlein aus Wuͤrtemberg entdekt, und hat eine Ausdehnung von 4 bis
5 Meilen Laͤnge auf 2 bis 3 Meilen Breite. Es findet sich in zwei
uͤbereinander befindlichen Schichten von 2 bis 6 Fuß Maͤchtigkeit,
zwischen denen sich eine Mergelschichte von beilaͤufig 2 Fuß Dike befindet.
Die obere Schichte ist gleich unter der Oberflaͤche des Bodens, und das
Brennmaterial derselben ist weit weniger veraͤndert, als jenes der tiefer
liegenden Schichte. Man unterscheidet in dem ganzen Lager ungefaͤhr 20
verschiedene Arten von Pflanzen und Moosen, und 11 Arten von Holz, unter denen sich
lauter weiße Hoͤlzer, wie Tannen, Fichten, Birken, Haselnuͤsse etc.,
aber keine Eichen und Buchen vorfinden. Oefter finden sich Stuͤke Holz,
welche fest mit Kiesgeroͤll zusammenhangen, Stuͤke, die an dem einen
Ende verkohlt sind, und auch Tannenzapfen. Einige Stuͤke enthalten zuweilen
in den Spalten auch eine Art von sublimirtem Harze, das von Strohmeyer qualitativ analysirt wurde, und in welchem Wasserstoff und
Kohlenstoff in einem Verhaͤltnisse enthalten seyn soll, das jenem
aͤhnlich ist, in welchem diese Elemente in der Naphthalins mit einander
verbunden sind. Hr. Eßlinger hat Hrn. Beudant oder Hrn. Gay-Lussac ersucht, eine foͤrmliche Analyse dieses Harzes zu
veranstalten. – Wie dieses große Lager von Lignit sich gebildet habe,
daruͤber sind die Meinungen sehr verschieden 5 einige halten dasselbe
fuͤr die Wirkung eine bloß oͤrtlichen Begebnisses; Hr. Koechlin hingegen meint, daß es durch eine der neuesten Umwaͤlzungen
unserer Erde entstanden seyn muͤsse, und daß auf jeden Fall das Wasser eine
bedeutende Rolle dabei gespielt haben muͤsse, indem fast alle Staͤmme
platt gedruͤkt sind (mithin erweicht gewesen seyn muͤssen), und indem
die Asche derselben nur eine Spur von Potasche enthaͤlt. Auch findet man gar
keine Spuren von thierischen Wesen in dem Lignite, was gewiß der Fall waͤre,
wenn er sich in Folge einer oͤrtlichen Begebenheit gebildet haͤtte.
Die irisirenden Blattchen, welche einige fuͤr Fluͤgeldeken von
Insecten hielten, sind nach Hrn. Koechlin bloß Schuppen
von Schwefeleisen. Auch Hr. Roettelé, der der
Gesellschaft einen Bericht uͤber die Sendung des Hrn. Koechlin erstattete, haͤlt den Lignit von Utznach fuͤr einen
Niederschlag, dergleichen mehrere in den oberen Theilen der tertiaͤren
Gebirge vorkommen. Er zaͤhlt ihn unter die unterirdischen Waͤlder, und
findet, daß er jenem von Bouxwiller sehr aͤhnlich ist. Auch er will in einem
von Utznach kommenden Lignite deutlich Fluͤgeldeken von Kaͤfern
gefunden haben. – Es ist Schade, daß der Lignit von Utznach, da er einzelnen,
frei schaltenden Eigenthuͤmern angehoͤrt, so unregelmaͤßig und
so wenig nach Grundsaͤzen ausgebeutet wird, daß viele dieser Werke bald
werden verlassen werden muͤssen. Man wuͤhlt bloß, und treibt keinen
Bergbau, den uͤberhaupt nur Gesellschaften oder große Capitalisten nach
Grundsaͤzen treiben koͤnnen.
Ueber Gouëzou's Anwurf
fuͤr Haͤuser.
Im Bulletin de la Société industrielle de
Mulhausen N. S. 453 befindet sich folgender interessanter Brief des Hrn.
Morin uͤber den Anwurf, welchen Hr. Gouëzou, Mahler zu Saint-Brieux, erfand.
„Der Anwurf, mit welchem Hr. Gouëzou
sein Haus anwerfen ließ, erhielt sich vollkommen gut ohne Spruͤnge zu
bekommen, obwohl er den strengen Winter von 1829 zu uͤberstehen hatte. Zu
bemerken ist jedoch, daß die Terrasse, welche er damit uͤberziehen ließ,
nur 5 bis 6 Meter breit ist, und daß bei einer solchen Breite die Ausdehnung und
Zusammenziehung wenig merklich ist. Die Laͤnge derselben betrug jedoch 15
bis 16 Meter. Es ist bekannt, daß jeder Anwurf, der nicht schlecht werden soll,
weder an der Sonne schmelzen, noch in der Kaͤlte springen darf; aus
diesen Gruͤnden mischt man auch, wenn man Harz- oder
Theertuͤnchen anwendet, wenigstens das Doppelte an Kalksand unter
dieselbe. – Der Anwurf des Hrn. Gouëzou
wird nun auf folgende Weise bereitet. Man laͤßt einen Boden (planches) aus Bohlen machen, welche von einem gut
abgespreizten hoͤlzernen Fußgestelle getragen werden. Die Bohlen lassen
leere Zwischenraͤume von 2 bis 3 Zoll zwischen einander, die man mit
Steinen ausfuͤllt, welche mit Hammerschlagen eingetrieben, und mit gut
eingeruͤhrtem Gypse mit einander verbunden werden. Die Bohlen werden so
rauh als moͤglich gelassen. Auf diese Flaͤche wird nun die erste
Schichte des Ueberzuges gebracht, der aus doppelt gebrannten, gepulverten und
gesiebten Ziegelsteinen besteht, denen man etwas, in dem Pulver derselben
abgeloͤschten, Aezkalk zusezt, und unter welche man so viel Kalbshaare
mischt, als noͤthig ist, um eine zur gebundene Masse zu geben. Sobald
dieser Ueberzug, welcher 1/2 bis 1 Zoll dik seyn muß, zu troknen
anfaͤngt, glaͤttet man denselben bis zur vollkommenen Trokenheit
bestaͤndig mit einer Kelle. Dieß muß bei einem Wetter geschehen, welches
weder zu heiß, noch zu feucht ist. Ist dieser Ueberzug getroknet, so trankt man
ihn, wenn er von der Sonne, oder auf eine andere Weise erwaͤrmt ist, mit
siedendem Leinoͤhle, und faͤhrt damit so lang fort, bis der
Ueberzug glaͤnzt. Ist Alles dieß geschehen, so gießt man auf diesen
ersten glaͤnzenden Ueberzug eine Fluͤssigkeit, welche aus 14
Pfunden Leinoͤhl, 1 Pfunde Bleiglaͤtte, 1/2 Pfunde Harz und 4
Pfunden fluͤssigem Theer besteht, und welche drei Stunden lang gekocht
haben muß. Von dieser Fluͤssigkeit bringt man in heißem Zustande zwei
Schichten auf die erwaͤrmten Stellen. – Ein Quadratmeter dieses
Anwurfes kann auf 2 1/2 bis 3 Franken kommen.“
Analyse der Mangosamen und Bereitung einer Tinte aus
denselben.
Hr. Avequin machte im Journal de
Pharmacie 1831 August S. 421 eine lange Reihe von analytischen Versuchen
bekannt, die er mit den Samen des indischen Mango (Mangifera indica L.) anstellte. Das Resultat derselben
ist, daß in 5 1/2 Pfd. frischen Mangosamens folgende Bestandtheile enthalten
sind:
Unzen.
Quent.
Gran.
Vegetabilisches Eiweiß
–
–
22
Gallaͤpfelsaͤure
8
6
36
Gerbestoff
–
2
48
Staͤrkmehl
32
4
–
Gummi
2
4
12
Fette Substanz (Stearinsaͤure),
welche in heißem
Weingeist, Schwefelsaͤure und
Essigsaͤure aufloͤslich ist und
beim Erkalten daraus
krystallisirt
2
–
36
Gruͤnes Harz
–
2
–
Braune harzartige Substanz
–
2
48
Butter
1
4
18
Extractivstoff, welcher in Wasser und
Weingeist von
36° aufloͤslich ist, und
unkrystallisirbaren Zuker enthaͤltExtractivstoffGelber
Faͤrbestoff
4
–
–
Faserstoff
5
1
36
Wasser
25
2
–
Verlust
5
1
31
––––––––––––––––
Summe
5 Pfd.
8 Unz.
Um nun aus dem Mangosamen eine Tinte zu bereiten, welche einer guten
Gallaͤpfeltinte vollkommen an Guͤte gleichkommt, gibt Hr. Avequin folgende Vorschrift. Man nehme 4 Unzen
Mangosamen-Pulver und eben so viel geraspeltes Kampeschenholz; gieße darauf 3
Pfunde Wasser, welches auf 40° R. erwaͤrmt worden, und lasse es 24
Stunden in Infusion stehen; dann seihe man die Fluͤssigkeit durch ein Tuch
und presse den Ruͤkstand aus, worauf man die Fluͤssigkeit sich sezen
laͤßt, und sie dann abgießt. In dieser Infusion loͤse man 1 1/2 Unzen
gestoßenen arabischen Gummi und eben so viel schwefelsaures Eisen auf, und
schuͤttle dieselbe von Zeit zu Zeit, bis die Aufloͤsung vollkommen
erfolgt ist. Um die Tinte vor dem Schimmeln zu verwahren, sezt man ihr am Ende noch
24 Tropfen Gewuͤrznelken- oder Lavendel-Oehl zu.
Neue Art von Indigo.
Das Registro Mercantil von Manilla enthaͤlt eine
Beschreibung einer neuen Art von Indigo, mit welcher die Einwohner, die denselben
Paxanguit oder Aranguit
nennen, schon seit undenklichen Zeiten sehr schoͤn blau faͤrbten.
Dieser Indigo blieb, wie so manches, was die civilisirten Voͤlker von den
uncivilisirten sich zu lernen schaͤmten, unbekannt, bis er die Aufmerksamkeit
des Pater Matta, des Correspondenten der Gesellschaft
fuͤr die Provinz Samar, auf sich zog. Der Pater machte mehrere Versuche mit
demselben, und war erstaunt uͤber die Schoͤnheit und Haltbarkeit der
Farbe, die er sowohl der Baumwolle, als der Leinwand und dem Tuche gab. Er sandte
Muster des Indigo's und der gefaͤrbten Zeuge an die Gesellschaft, die
dieselben Versuche mit dem besten Erfolge wiederholte. Es wurde eine Commission von
Kaufleuten ernannt, die entscheiden sollte, ob dieser neue Faͤrbestoff unter
dem Namen eines Indigo und um gleichen Preis in den Handel gebracht werden kann. Die
Entscheidung fiel bejahend aus. (Aus dem Journal du
Commerce und Bulletin d. Scienc. Agric.)
Ale-Bier aus Runkelruͤben.
Ein Correspondent des Mechan. Magaz., Homo von Laceby bei
Grimsby unterschrieben, machte in diesem Blatte ein Verfahren bekannt, um aus
Runkelruͤben Ale-Bier zu bereiten. Seither erschien aber auch im Coventry-Herald ein Aufsaz des Hrn. William Lester von Woodhouse bei Loughborough, aus welchem das
Mechan. Magaz. N. 407 S. 204 folgenden interessanten
Auszug mittheilt. Hr. Lester sagt naͤmlich, daß
er, seit er im Jahre 1829 in einer Zeitschrift einen Aufsaz las, der sich
daruͤber verbreitete, wie man aus Runkelruͤben ein gutes
Getraͤnk bereiten koͤnne, viele Versuche hieruͤber angestellt
habe, und daß er am Ende zu sehr gluͤklichen Resultaten gelangt sey. In dem,
von Hrn. Lester angefuͤhrten, Artikel stand, daß 10 Pfd.
Ruͤben auf ein Gallon Fluͤssigkeit ein gutes Getraͤnk geben;
allein Hrn. Lester zu Folge geben 15 Pfunde auf ein
Gallon ein vortreffliches Ale. Ein Zusaz von 2 Pfunden Syrup auf ein Viertelfaß
sollen dasselbe noch bedeutend verbessern, und ein Drittheil Malz mit zwei
Drittheilen Runkelruͤben soll ein Capital-Ale geben, so daß auch auf
diese Weise sich eine große Ersparniß erzielen ließe. Das Verfahren des Hrn. Lester besteht darin, daß er die Runkelruͤben gut
reinigt, den oberen Theil wegnimmt, die aͤußere Rinde abschabt oder
abschaͤlt, und daß er dieselben dann zerkleinert und zerkocht, bis sie einen
weichen Brei bilden; daß er ferner die Fluͤssigkeit aus dem Breie gut
auspreßt, dieselbe mit beilaͤufig 6 Unzen Hopfen auf 9 Gallons siedet, und
dann auf die gewoͤhnliche Weise mit Hefen in Gaͤhrung sezt. Hr. Lester glaubt, daß sich auf diese Weise jeder
Landbewohner in seinem Ofen im Winter ein vortreffliches Getraͤnk bereiten
koͤnne, welches er uͤbrigens, da die Wurzeln sich an einem
kuͤhlen Orte recht gut aufbewahren lassen, auch zu allen uͤbrigen
Jahreszeiten fuͤr seinen Hausbedarf erzeugen koͤnnte. Zugleich erhielt
der Landwirth durch den Bau dieser Pflanze, deren Blaͤtter sich im August und
September ohne allen Nachtheil fuͤr das Wachsthum der Wurzel
abpfluͤken lassen, ein sehr gutes Futter fuͤr Kuͤhe und
Schweine. Wir sind mit Hrn. Lester in lezterer Hinsicht,
und auch darin einverstanden, daß man aus Runkelruͤben ein sehr gutes
Getraͤnk verfertigen kann, nur soll man demselben einen anderen Namen, als
den eines Bieres geben, da es nie ein solches seyn wird.
Ueber die Errichtung von Baumwoll-, Kaffee- und
Zukerpflanzungen in Frankreich.
Gegen das Ende des Jahres 1830 erschien zu Paris eine Broschuͤre unter dem
Titel: De la facilité et des avantages de
l'introduction en France de la culture en grand du Coton, du Café et
notamment de la canne à sucre. 8. Chez M. Huzard. Der Agriculteur
Manufacturier Fevrier 1831 gibt S. 266 einen Auszug aus diesem Werkchen,
dessen Verfasser ein franzoͤsischer Pflanzer ist, der 52 Jahre auf den
Antillen lebte, und daher mit einiger Sachkenntniß uͤber diesen Gegenstand
schreiben kann. Wir wollen das, was uͤber den Kaffeebaum und die
Baumwollstaude gesagt wird, uͤbergehen, indem diese beiden Gewaͤchse
sich nur fuͤr das suͤdliche Frankreich und vorzuͤglich
fuͤr Corsika eignen; noch besser aber, wie es uns scheint, fuͤr das
ungluͤkliche Spanien und fuͤr Algier. Mehr Interesse fuͤr uns
hat die Einfuͤhrung der Cultur des Zukerrohres, von welcher der Verfasser
obiger Schrift meint, daß sie gerade im Elsaß, in Flandern, und im
noͤrdlichen Frankreich am besten gedeihen muͤsse, da sich dort die
Cultur des Bodens bereits auf einer hoͤheren Stufe befinde. Er wuͤrde
daselbst den Zukerrohrbau auf folgende Weise fuͤhren. Anfangs Maͤrz
wuͤrden die Zukerrohrknospen oder Schoͤßlinge in ein gut aufgelokertes
und geduͤngtes Erdreich gepflanzt; bis zum April bliebe die Vegetation mehr
eine innere, im April, Mai, Junius wuͤrde die aͤußere Vegetation
beginnen und fortschreiten, und das Rohr wuͤrde waͤhrend dieser Zeit
um so starker wachsen, je sorgfaͤltiger es waͤhrend derselben zwei Mal
ausgegaͤtet und ein Mal angehaͤufelt wird. In den Monaten Julius,
August und September muͤßte noch Mal gegaͤtet werden, und das
Abschneiden der Blaͤtter und das Abkoͤpfen geschehen, so daß die Ernte
im Oktober beginnen koͤnnte. – Um zu beweisen, daß innerhalb dieser
sieben Monate das Zukerrohr sehr gut gedeihen koͤnne, und daß die Hize der
Antillen zum Reifen nicht noͤthig sey, vergleicht der Verf. den Bau des
Zukerrohres mit dem Baue des Mais, welcher gleichfalls eine, in heißeren Klimaten
einheimische Pflanze ist, welcher in Frankreich so gut gedeiht wie auf den Antillen,
und welcher auf den Antillen beinahe dieselbe Zeit zum Reifen braucht wie das
Zukerrohr, waͤhrend er im Elsaß nur vier Monate dazu noͤthig hat. Der
Verf. haͤtte diese Ansicht noch durch hundert Beispiele von
einjaͤhrigen, aus heißen Klimaten stammenden, Gewaͤchsen
unterstuͤzen koͤnnen, die den Sommer uͤber in unseren Garten
eben so uͤppig wachsen, wie zwischen den Wendekreisen. Allein ob das
Zukerrohr so reich an Zukerstoff seyn wird, wie zwischen den Wendekreisen, ist eine
andere Frage, die der Verfasser mit Stillschweigen uͤbergeht, und die dadurch
verneinend beantwortet zu werden scheint, daß die meisten, in unseren Garten im
Sommer gezogenen Gewaͤchse, in Hinsicht auf Geruch, Geschmak und andere
Eigenschaften schwaͤcher sind, als dieselben Gewaͤchse in den
Tropenlaͤndern sind. Wir wuͤrden der Beantwortung dieser Frage durch den Hrn. Verfasser
uͤbrigens auch um so weniger Glauben und Vertrauen schenken koͤnnen,
als er (um die irrige Meinung zu unterstuͤzen, daß der Einfluß von
abwechselnder Kaͤlte und Waͤrme eine viel kraͤftigere
Vegetation hervorbringe, als man sie in einem waͤrmeren Klima findet)
behauptet, daß der Tabak im noͤrdlichen Frankreich besser gedeihe, als im
suͤdlichen. Er schreibt hier offenbar den Einfluß einer
verstaͤndigeren Cultur, und eines, fuͤr die Tabakpflanze mehr
geeigneten, Erdreiches, faͤlschlich dem Einflusse des Klima's zu. Wer kennt
nicht den Unterschied zwischen den amerikanischen und norddeutschen, den ungarischen
und deutschen Blaͤttern, und wem wird es darnach einfallen zu sagen, daß bei
gleich gutem Boden, und gleich verstaͤndiger Cultur im Norden besserer Tabak
erzeugt werde, als im Suͤden? – Am Schlusse beweist der Hr. Verfasser
sehr richtig, daß der Zukerrohrbau, die Zukergewinnung und die Rumfabrikation in
Frankreich weit wohlfeiler betrieben werden koͤnnten, als auf den Antillen,
wo Handarbeit, Duͤnger, Maschinen etc. so unendlich kostspielig sind, und wo
man die Abfaͤlle nicht so gut zur Viehmastung benuzen kann, wie in
Frankreich. Er fordert daher die franzoͤsische Regierung, alle
Guͤterbesizer und Foͤrderer der inlaͤndischen Landwirthschaft,
und vorzuͤglich die Runkelruͤbenzukerfabrikanten auf, Versuche mit
Zukerrohrpflanzungen anzustellen, um ein Mal dahin zu gelangen, den großen Tribut
abschuͤtteln zu koͤnnen, den wir jaͤhrlich dem Auslande
fuͤr Zuker bezahlen. Wir koͤnnen hierin nur mit ihm
uͤbereinstimmen, obwohl wir besorgen, daß in unserem Vaterlande nur wenige
Gegenden zu dem Baue des Zukerrohres geeignet seyn duͤrften, ausgenommen im
Untermain- und Rheinkreise. Die groͤßeren Guͤterbesizer des
gesegneten Ungarns koͤnnten aber leicht solche Versuche, und dadurch
vielleicht ihrem Lande auch noch in einem neuen Zweige des Ertrages seines Bodens
ein großes Uebergewicht uͤber seine Nachbarstaaten verschaffen. Wir sind
uͤberzeugt, daß keine Gegend des Binnenlandes von Europa sich besser zur
Cultur des Zukerrohres eignen duͤrfte, als das Land an der unteren Donau und
das Banat.
Kitt fuͤr Floͤtenklappen.
Im Mechanics' Magazine N. 414 S. 320 theilte ein
Ungenannter folgendes Verfahren mit, nach welchem man die Lederfuͤtterung
sehr fest und dauerhaft an die Klappen von Floͤten kitten koͤnnen
soll. Man loͤst etwas Siegellak in Weingeist auf, und laͤßt, wenn die
Stoͤpsel oder Poͤlster hergerichtet sind, einen Tropfen dieser
Aufloͤsung in die Aushoͤhlung der Klappe fallen, auf welche man dann
den Polster bringt. Um den Weingeist zu verdampfen, und den Kitt fest zu machen,
haͤlt man die Klappe einige Secunden lang uͤber ein Kerzenlicht. Die
auf diese Weise gekitteten Klappenfuͤtterungen sollen uͤber 42 Monate
sehr fest gehalten haben.
Civilisation oder Luxus auf den Sandwich-Inseln.
Capt. Beecheys macht in der Beschreibung seiner
Entdekungsreise in die Suͤdsee und nach der Behringsstraße (welche so eben in
zwei Elephanten-erdruͤkenden Quart-Baͤnden in London
erschien, und doch gar keine neue Entdekung enthalten soll) folgende, in
technischer, merkantilischer und statistischer Hinsicht) interessante, Schilderung
seines Besuches der Sandwich-Inseln. Im Januar 1827 befanden sich zu Woahoo
mehrere angesehene amerikanische Kaufleute, in deren Magazinen man alle
noͤthigen Artikel von amerikanischer Fabrikation, alle Producte der
Chinesischen Maͤrkte, verschiedene Weine und fast alle Seebeduͤrfnisse
finden konnte. Es waren auch zwei Hotels vorhanden, in denen man fuͤr einen
Dollar des Tages sehr anstaͤndig speisen konnte; ferner waren zwei
Billardzimmer, von welchem eines einem gewissen Boki gehoͤrte, und 10 bis 12
oͤffentliche Branntweinschenken errichtet. Die Haͤuser der Großen sind
mit zierlichen Tischen und Stuͤhlen eingerichtet, und in dem Pallaste
Kahumana's befinden sich seidene und sammetne Sofa's und Poͤlster. Kahumana
fuͤllte ganze Kisten mit den kostbarsten Seidenwaaren China's, und verwendete
eben erst 4000 Dollars auf die Ladung eines Schiffes. Boki zahlte erst 3000 Dollars
fuͤr einen silbernen Service, den er dem Koͤnige zum Geschenke machte;
er hat uͤbrigens noch andere schoͤne Service, worunter ein sehr
kostbarer aus geschliffenem Glase von der Fabrik der HHrn, Pellat und Green zu London! Ebenso hatten sich
die Civil-Einrichtungen und die politischen Verhaͤltnisse
veraͤndert: der Koͤnig wurde bestaͤndig von einer, unter dem
Gewehr stehenden Garde bewacht, und die Schildwachen praͤsentirten vor den
Officieren wie in Europa; auf dem Fort befanden sich 40 Kanonen, und die ganze Nacht
uͤber hoͤrte man, wie auf einer europaͤischen Festung die Rufe
der Schildwachen. Im Fruͤhjahre und Herbste ist der Hafen voll von Schiffen,
so daß man deren zuweilen an 50 zaͤhlt. Es sollen 5000 Gewehre auf der Insel
vertheilt worden, und 300 Mann bereits foͤrmlich militaͤrisch
eingereiht worden seyn. Die Sandwich-Flagge flatterte taͤglich von
fuͤnf Briggs und 8 Schonern. Mit England und den Vereinigten Staaten von
Nordamerika waren Vertraͤge abgeschlossen, und beide Staaten hatten Consuln
fuͤr diese Inseln ernannt. Sogar der Eroberungsgeist wurde schon rege, denn
es sollte eine Expedition ausgeruͤstet werden, um einige der neuen Hebriden
in Besiz zu nehmen!! Wer erkennt hierin noch die wilden Bewohner der
Sandwich-Inseln, die vor 50 Jahren kaum gekannt waren? Welche
Veraͤnderungen lassen sich aus diesem Beispiele einst noch fuͤr Europa
erwarten!
Oekonomischer und botanischer Garten zu
Muͤlhausen.
Wir haben schon oft Gelegenheit gehabt unseren Lesern Beweise vorzulegen, wie
wohlthaͤtig die Société
industrielle zu Muͤlhausen auf die Hebung der Industrie, des
Akerbaues, der Civilisation und des Unterrichtes im Elsaß einwirkt, und wie sehr
ihre Bestrebungen von eben so großer Liebe zur Verbreitung des Nuͤzlichen,
des Guten und Schoͤnen, als von großer Umsicht und Sachkenntniß zeigen, mit
denen sie zu Erreichung ihres schoͤnen Zieles zu Werke geht. Derselbe Geist,
der die ganze Gesellschaft beseelt, zeigte sich neuerlich auch in den einzelnen
Mitgliedern derselben. Hr. Koechlin-Schouch bot
naͤmlich der Gesellschaft ein Stuͤk Landes auf seinem Landgute in der
Naͤhe von Muͤlhausen an, um auf demselben auf seine Kosten, und unter
den Auspicien der Gesellschaft Versuche mit der Cultur verschiedener
Faͤrbe- und anderer Pflanzen, die im freien Lande gedeihen, und deren
Einfuͤhrung fuͤr den Akerbau und die Oekonomie des Departements einst
von Nuzen seyn moͤchte, Versuche anzustellen. Die Lage und der Boden des
großmuͤthig dargebotenen Landes lassen nichts zu wuͤnschen
uͤbrig, und bei der Zwekmaͤßigkeit, mit welcher man bei der Anstellung
der Versuche zu Werke gehen wird, laͤßt sich erwarten, daß das Departement
auch in dieser Hinsicht in Hrn. Koechlin-Schouch einen thaͤtigen Foͤrderer seiner
Interessen zu verehren haben wird. – Es konnte nicht fehlen, daß der Edelsinn
des Hrn. Koechlin-Schouch den Wetteifer seiner
Collegen erregen mußte; unmittelbar nach ihm erklaͤrte Hr. Meyer-Dollfus, daß er auf seine Kosten, auf seinem
Grund und Boden, unter der Leitung der Gesellschaft, einen botanischen Garten
unterhalten wolle, in welchem sich junge Zeichner, und Leute, die sich dem Studium
der Botanik und des nuͤzlichen Einflusses derselben auf so viele Zweige der
Industrie widmen wollen, Kenntnisse sammeln koͤnnten, und in welchen sich
ebenso interessante, als Vortheil bringende Beobachtungen anstellen ließen. Der
schoͤne Garten des Hrn. Meyer-Dollfus
enthaͤlt bereits eine zahlreiche Gewaͤchssammlung, ein Treibhaus,
Orangerien, hollaͤndische und andere Treibkasten etc. – Beide
Anstalten sind zwar nach dem Berichte, welchen Hr. Risler
im Bulletin de la Société industrielle N.
17 S. 222 daruͤber erstattete, noch im Entstehen, allein bei der
Unterstuͤzung, welche dieselben gewiß von den zahlreichen Foͤrderern
der Naturgeschichte und der Oekonomie zu erwarten haben, und bei dem Zuflusse, der
ihnen auch aus den großen Sammlungen zu Paris zugesagt ist, werden sich dieselben
bald auf einen Grad von Bluͤthe erhoben haben, der ihren Gruͤndern
eben so viel Genuß und Ehre, als den Bewohnern ihres Departements wahren Nuzen
gewaͤhren wird.
Nekrolog.
Joseph August Schultes war geboren zu Wien am 13. April
1773. Sein Vater, der aus Woͤrth bei Regensburg stammte, und den
7jaͤhrigen Krieg als Schmid mitgemacht hatte, war damals Kammerdiener im
Hause des Grafen Oettingen.
Schultes war bis in sein siebentes Jahr sehr
schwaͤchlich, seine Gesundheit gewann jedoch durch den Aufenthalt in einem
Garten, welchen sein Vater gekauft hatte. Den ersten Unterricht gab ihm sein Vater,
oder vielmehr er lehrte sich selbst, da er im fuͤnften Jahre, nachdem er
lesen und schreiben konnte, schon Alles las, was er bekommen konnte, und auch eben
so eifrig schrieb, zeichnete und illuminirte. Sein Gedaͤchtniß wurde durch
fleißiges Auswendiglernen der Evangelien geuͤbt, so wie uͤberhaupt
seine beiden Eltern, die aͤußerst andaͤchtig und bigott waren, und die
immer von Geistlichen besucht wurden, Alles thaten, um ihn so religioͤs als
moͤglich zu machen. Daher war er auch der eifrigste Ministrant in seiner
Pfarrkirche; er wußte den Katechismus so gut, daß er in der Christenlehre das Muster
Aller war. Sein Vater wollte eine Flachsverfeinerung und Weberei gruͤnden,
der Sohn hatte an den Manipulationen außerordentliche Freude, machte Alles mit und
gewann auf diese Weise schon in der zarten Jugend die Liebe zur Polytechnik, in der
er spaͤter so Herrliches leistete. Diese wurde noch mehr dadurch
erhoͤht, daß er taͤglich in das Haus eines Schulkameraden, des Sohnes
eines Seifensieders kam, wo er gleichfalls alle in dieses Gewerbe einschlagenden
Manipulationen mitmachte.
Von seinem zehnten bis zwoͤlften Jahre schikte ihn sein Vater zu einem
Schulmeister, der ihm privatim Latein lehren sollte; allein es ging mit dem Latein
so schlecht, als wie mit dem Lehrer. Er las fortwaͤhrend sehr eifrig; allein
die Buͤcher die er bekam, waren großen Theils bloß Legenden der Heiligen und
dergleichen, und diese Lektuͤre, so wie die Religionslehrer hatten ihn bald
zum Narren gemacht. Ein aufgeklarter Mann, der in seines Vaters Haus wohnte, gab ihm
nun Unterricht im Latein. Er naͤhrte seine Lesbegierde mit Geliert, Michaelis
und dergl., ein Niederlaͤnder lehrte ihm Franzoͤsisch, er besuchte
auch eine schlechte Zeichenschule. Sehr großen Einfluß hatte um diese Zeit auf seine
Bildung und auf seine kuͤnftige Neigung zur Naturgeschichte, ein Apotheker,
der in seines Vaters Haus ein Laboratorium hatte, und der ein intimer Freund seines
Vaters war. Dieser brachte ihm Buffon zum Lesen und
beschaͤftigte ihn Tage lang in der Apotheke und im Laboratorium. So wurde Schultes 14 Jahre alt, und es handelte sich nun darum ihn
zu einem Fache zu bestimmen. Sein Vater wollte durchaus, daß er die Handlung
erlerne, er wollte aber studiren und diese Neigung unterstuͤzte die Mutter,
die aus ihrem Sohne ein Pfaͤfflein werden sehen wollte. Er selbst wollte
Missionar werden, denn das Lesen von Reisebeschreibungen, die er gierig verschlang,
brachte einen großen Hang zum Reisen in ihm hervor, und die Karmeliten, bei denen er
noch um diese Zeit taͤglich drei bis vier Messen ministrirte, machten ihm
Hoffnung er koͤnne ein Pater Feuillée oder
so etwas werden. Er machte daher die oͤffentliche Pruͤfung zum
Gymnasium aus der Syntax, um in die Rhetorik zu treten, in welcher er einen
erbaͤrmlichen Lehrer, einen fanatischen Kasuisten bekam, der ihm das Studiren
bald verleidet hatte. Sein Vater, gegen dessen Willen er studirte, entzog ihm nun
seine Unterstuͤzung, und er mußte das damals in Oesterreich
eingefuͤhrte Schulgeld und seine uͤbrigen Beduͤrfnisse selbst
zu erwerben suchen. Dieß gelang ihm dadurch, daß er am Tage, so lang es eben hell
war, fuͤr einen Kunsthaͤndler illuminirte, waͤhrend er bei der
Nacht lernte und las. Seine Schulaufgabe lernte er gewoͤhnlich auf dem Weg in
das Gymnasium, das eine halbe Stunde von seines Vaters Haus entfernt war; hiebei
fiel er ein Mal in eine Grube, in welcher er beinahe umgekommen waͤre Aus der
Rhetorik trat er in die Poesie, wo der Grund zu dem gelegt wurde, was er
spaͤter ward. Er erhielt hier den vortrefflichen Ant. Stein zum Lehrer, der ihn außerordentlich lieb gewann, und dem er auch bis
an sein Ende mit den Gefuͤhlen des innigsten Dankes und kindlicher Verehrung
zugethan blieb. Latein und Griechisch war ihm nun gelaͤufig; die
Lektuͤre der lateinischen Klassiker, besonders des Titus Lucretius Carus und der vorzuͤglicheren deutschen
Schriftsteller, verscheuchten von ihm den Bigottismus, und einige Erfahrungen die er
an Geistlichen machte, welche er bisher verehrte, oͤffneten ihm vollends die
Augen, so daß er, der am Ende der Rhetorik noch ministrirte, am Ende der Poesie
einem großen Theil der Geistlichkeit eben so mißtraute als er ihn verachtete. Er
arbeitete unter Stein unendlich viel in Poesie und
errang, obwohl er noch immer die Tage uͤber mahlen mußte, um das Schulgeld
und dergl. zu verdienen, den ersten Preis. Von Stein
lernte er auch in den Ferien die englische Sprache, die ihm so gelaͤufig war,
wie die franzoͤsische. So ausgeruͤstet trat er in die Philosophie, in welcher er fast
durchaus pedantische oder unwissende Lehrer hatte. In der Mathematik, die ihn immer
sehr anzog, wuͤrde er unter seinem Lehrer, einem Jesuiten, der beweisen
wollte, daß Sonnen- und Mondsfinsterniß zu gleicher Zeit Statt haben
koͤnne, gar keine Fortschritte gemacht haben, wenn ihm nicht einer seiner
wenigen Jugendfreunde Kaͤstner's Werke gegeben
haͤtte, die er eifrig studiere. In Naturgeschichte lernte er gleichfalls
nichts aus dem Vortrage, vieles aber aus dem Lehrbuche, und aus anderen
Buͤchern, die er sich uͤberall her verschaffte. Er hatte damals schon
eine Bekanntschaft mit der Litteratur, wie sie wenige in seinem Alter haben. In der
Philosophie wurde er von seinem Professor, der keinen Zweifel und keinen Widerspruch
leiden konnte, chikanirt, kam bei der Pruͤfung mit demselben in Streit,
wodurch der damalige Studienpraͤsident Baron von Swieten, der bei allen Pruͤfungen gegenwaͤrtig war, und den
Schultes immer hoch verehrte, auf ihn aufmerksam
wurde; derselbe nahm ihn gegen seinen Professor, der offenbar Unrecht hatte, in
Schuz, und verschaffte ihm wegen seiner Fortschritte ein Stipendium, wodurch der nun
achtzehnjaͤhrige Juͤngling vieler Sorgen uͤberhoben, und
vollkommen Herr seiner Zeit wurde. Nach vollendeter Philosophie widmete er sich der
Medizin, die ihm nun naͤchst Naturgeschichte, Technologie und
Litterargeschichte am meisten ansprach. Er studirte unter Jaquin, Quarin, Collin, Plenk; den vortrefflichen Stoll, der ihm in seiner medizinischen Praxis bis in die lezten Tage ein
Muster blieb, konnte er nur kurze Zeit verehren. Als es zur Anwendung der erlernten
Grundsaͤze, zum Spitalbesuche kam, sah Schultes
bald, daß bei der damaligen Besezung der Klinik nichts zu lernen war; er engagirte
daher eine Zahl seiner Mitschuͤler dazu, Wien zu verlassen und nach Pavia zu
gehen, um da den beruͤhmten Frank zu
hoͤren. Hierzu war eine Erlaubniß noͤthig, und Schultes ging daher im Namen seiner Mitschuͤler zum Kaiser, um
diese auszuwirken. Der Kaiser fragte, warum sie von Wien fortgehen wollten, worauf
Schultes geradezu antwortete, weil in Wien nichts zu
lernen sey. Der Kaiser entließ ihn mit der Weisung zu bleiben, indem die Sache
untersucht werden solle. Das Resultat war, daß Frank bald
darauf von Pavia nach Wien versezt wurde. Schultes
studirte nun unter ihm, und gewann so sehr seine Liebe und sein Zutrauen, daß
nachdem dessen Sohn in Schultes Armen am Nervenfieber
gestorben war, er ihm laͤngere Zeit die Assistentenstelle in der Klinik
uͤbertrug. Das freundschaftliche Verhaͤltniß Schultes zu Frank bestand bis an das Ende des
Lezteren. Schultes war außerordentlich fleißig im
Spirale, und beobachtete die Kranken mit groͤßter Genauigkeit, er brachte
auch oft halbe Tage in der Sectionskammer zu. Unter seinen Lehrern verehrte Schultes bis an sein Ende ganz besonders den noch
lebenden hochverdienten Greis Boer; sein
Verhaͤltniß zu diesem war ein wahrhaft kindliches. Er lieferte demselben
viele Materialien zu seinem unsterblichen Werke, in welchem er auch ruͤhmlich
von seinem vaͤterlichen Freunde und Lehrer genannt ist. Großen Einfluß auf
ihn uͤbte auch der ausgezeichnete Arzt, sein Freund Herr von Mederer. Im April 1796 wurde Schultes an der Universitaͤt zu Wien zum Doctor promovirt.
Waͤhrend seiner Universitaͤtsstudien brachte er die Stunden, welche
ihm seine Collegien und sein Studium frei ließen, in einem Kreise von wenigen, aber
auserlesenen Jugendfreunden zu, der seinen Sammelplaz am Leopoldsberge bei Wien
hatte. Welche Gesinnungen dort herrschten, und welch innige Freundschaft diese Leute
fuͤr die Zukunft verband, wissen bloß jene, welche die einzelnen Glieder
kennen. Die damals ausgebrochene franzoͤsische Revolution halte nothwendig
großen Einfluß auf den Geist und das Gemuͤth des Freiheit athmenden, und die
ganze Welt mit seinen Ideen umfassenden Juͤnglings. Viele Plane machte er
sich, die damit zusammenhingen. In den Ferien machte er Reisen, besonders nach
Oberoͤsterreich, Steyermark, Regensburg, Frankfurt etc. Diese Reisen, so wie
einen großen Theil der spaͤteren, machte er meistens zu Fuß, er war ein so
guter Fußgaͤnger, daß er noch mit achtundvierzig Jahren 18 Stunden weit des
Tags gehen konnte. Naturgeschichte, und vorzuͤglich Botanik
beschaͤftigten ihn unaufhoͤrlich. Diese Liebe zur Botanik, und der
damalige Mangel einer oͤsterreichischen Flora veranlaßten ihn in seinem
einundzwanzigsten Jahre sein erstes Werk zu schreiben unter folgendem Titel: Oesterreichs Flora, ein Taschenbuch auf botanischen
Excursionen. 2 Baͤndchen. 12°. Wien 1794. Bei Alb. Ant.
Patzowsky. Dieses Werk brachte ihm viel Verdruß, er wurde von vielen Seiten deßhalb
angefeindet, und sein Buchhaͤndler prellte ihn um sein erstes Honorar. Spaͤter, im Jahre
1800, erschien eine neue Auflage desselben bei Schaumburg
und Comp. unter dem Titel: Flora
austriaca. Enchiridion ad excursiones botanices. – In seine lezten
Universitaͤtsjahre und die ersten Jahre seines Standes als Med. Dr. fiel auch die Bekanntschaft, die er mit Gall, Sallabo, Scopoli, Haͤberl und anderen
ausgezeichneten Maͤnnern machte, mit denen er immer in freundschaftlichen
Verhaͤltnissen blieb. Sein Freund, der jezige 80jaͤhrige Greis Schmidt, der damals Gaͤrtner am Theresianum war,
machte ihn mit von der Luͤhe bekannt. Bedeutende
Unterstuͤzung fand er auch bei dem edlen Grafen Saurau, der fruͤhe Schultes's Geist
erkannte und wuͤrdigte. Als junger Doctor machte er Reisen in die Schweiz, wo
er mit Roͤmer in Zuͤrich bekannt wurde,
nach Frankfurt, Wetzlar, wo sein Jugendfreund, der damalige Reichskammerrichter Graf
Oettingen wohnte, dessen Hausarzt er spaͤter
in Wien wurde, nach' Gießen, wo er mit Crome, Nebel etc.
Verbindungen anknuͤpfte; nach Marburg, wo er seinen Freund Baldinger, an dessen Journal er mitarbeitete,
persoͤnlich kennen lernte, nach Goͤttingen, wo er mit allen vorliegen
Koryphaͤen, besonders Blumenbach, Lichtenberg etc.
umging. In Regensburg lernte er durch seinen Freund Hofrath Kayser eine Tochter des Legationsrathes von Kleber kennen, die ihn sogleich fesselte und die er bald nach seiner
Anstellung in oͤsterreichischen Diensten zur Frau nahm. Nach Wien
zuruͤkgekehrt, widmete er sich hauptsaͤchlich der Praxis, die er mit
sehr gutem Erfolg trieb, dem Studium der Naturgeschichte und der Litteratur, die er
beinahe in allen ihren Zweigen umfaßte.
Nach Wiedererrichtung der Theresianischen Ritterakademie zu Wien wurde er im Jahre
1797 an derselben zum Professor der Naturgeschichte ernannt. Er widmete sich seinem
Amte mit seltenem Eifer; unter seinen Schuͤlern waren die ausgezeichnetsten
Namen Oesterreichs, Baron von Metzburg, Baron Georg von
Muͤnch, Baron von Medwyansky, die Grafen Appony etc. sind seine
Schuͤler gewesen, und alle lieben ihn noch. In dieser Stellung blieb er bis
zum Jahre 1806, rastlos arbeitend, einen kleinen Kreis von ausgesuchten Freunden
Abends um sich sammelnd, eine ausgedehnte gluͤkliche Praxis besorgend, mit
allen vorzuͤglicheren Maͤnnern Oesterreichs und des Auslandes in
Verbindung stehend. Ganz vorzuͤglich beschaͤftigte ihn die Herausgabe
der oͤsterreichischen Annalen der Litteratur, die
er redigirte, und durch die er so viel Gutes uͤber Oesterreich verbreitete,
was noch jezt allgemein gewuͤrdigt wird. In den Jahren 1797 bis 1800 gab er
den Ehestands-Almanach heraus, welcher in
Regensburg bei Montag und Weiß
unter folgendem Titel erschien: Ehestands-Almanach. Ein
Taschenbuch fuͤr Eheleute und Ehelustige. Im Jahre 1799 erschien zu
Wien in 12°. eine Brochuͤre von ihm, betitelt: Ueber Reisen im Vaterlande zur Aufnahme der vaterlaͤndischen
Naturgeschichte. An die adelige Jugend in der K. K.
Theresian-Ritterakademie, bei Gelegenheit des Endes des zweiten
Jahrcursus nach ihrer Wiedererrichtung. In demselben Jahre erschien zu
Regensburg bei Montag und Weiß
in 8°. sein Versuch eines Handbuches der
Naturgeschichte des Menschen, nebst einer allgemeinen Einleitung in die
Naturgeschichte des Thierreiches. Zu den Vorlesungen uͤber
Naturgeschichte in der K. K. Theresianischen Ritterakademie entworfen. Er
hatte im Sinne die ganze Zoologie in diesem Sinne zu bearbeiten und hinterließ
zahlreiche Manuskripte und Materialien, die er fruͤher hiezu sammelte,
spaͤter aber liegen ließ. Von den Reisen, welche er in den Ferien zu seiner
Erholung in Gesellschaft seiner Frau und einiger Freunde machte, beschrieb er um
diese Zeit vorzuͤglich seine Wanderungen nach dem Schneeberge unter dem
Titel: Ausfluͤge nach dem Schneeberge in
Unteroͤsterreich, mit beigefuͤgter Fauna und Flora der
suͤdwestlichen Gegend um Wien. 8°. 2 Theile bei Degen. Von diesen Ausfluͤgen, denen der Schneeberg
bei Wien seine Celebritaͤt verdankt, erschien im Jahre 1807 die zweite
Auflage Kupfer dazu mit erlaͤuterndem Texte gab Schultes in Degen's historisch-waͤhlerischem Taschenbuche
von und fuͤr Oesterreich vom Jahre 1804. In Degen's Wiener Taschenbuche vom
Jahre 1804 gab er auch seinen Wegweiser zu Ausfluͤgen in der Gegend um Wien,
den Weidmann spaͤter vermehrte und als sein Werk
druken ließ. Von seiner Reise nach dem Glockner und seiner Besteigung desselben, die
er im Jahre 1803 in Gesellschaft einiger Freunde und Schuͤler unternahm,
lieferte er gleichfalls eine Beschreibung in vier Octavbaͤnden, die einen Schaz von statistischen
und naturhistorischen Bemerkungen enthalten und allgemein mit Begeisterung
ausgenommen wurden, ausgenommen von jenen, uͤber die er seine schonungslose
Geißel schwingen mußte. Dieses Werk erschien im Jahre 1804 bei Degen unter dem Titel: Reise auf den Glockner.
Im Jahre 1806 wurde Schultes auf sein Ansuchen als
Professor der Chemie und Botanik an die Universitaͤt Krakau versezt. Er
suchte diese Stelle, weil er an derselben sein Lieblingsfach, die Naturgeschichte
und besonders die Botanik mit mehr Muße treiben zu koͤnnen hoffte und weil
seine Gesundheit in Wien bei seinen vielen Arbeiten und seiner großen Praxis zu sehr
gelitten hatte. In Krakau angekommen, widmete er sich seinem Amte mit allem Eifer
und aller Liebe; seine Schuͤler liebten und verehrten ihn und mehrere
derselben, vornehmlich der jezige russische Hofrath Bosser, sind ausgezeichnete Maͤnner geworden, mit denen er
fortwaͤhrend in freundschaftlichen Verhaͤltnissen lebte. Wie schnell
er den botanischen Garten zu Krakau, der sehr vernachlaͤssigt war, obschon er
einer der groͤßten und schoͤnsten Europa's ist, gehoben hat, erhellt
aus dem Kataloge desselben, den er im Jahre 1807 bekannt machte. Er mußte einige
Reisen als K. K. Commissaͤr in Galicien machen, mehrere Quellen,
Baͤder und Bergwerke untersuchen und hatte dadurch Gelegenheit ganz Galicien
statistisch und naturhistorisch genau kennen zu lernen. Er schrieb seine
Beobachtungen in franzoͤsischer Sprache und in Form von Briefen an seine
Freunde nieder. Diese Briefe wollte er vor dem Einruͤken der Franzosen in
Rußland in Frankreich druken lassen. Die damalige Censur ließ sie nicht passiren;
spaͤter uͤbersezte er diese Briefe ins Deutsche, um in Deutschland
einen Verleger zu finden; auch dieß mißlang und der ganze Schaz von Dokumenten
statistischen und naturhistorischen Inhalts liegt drukfertig, aber ungedrukt, außer
einem Briefe, den er im J. 1812 im allgemeinen Cameral-Correspondenten
abdruken ließ. Ueber die Baͤder in Kryniça schrieb er im Jahre 1807
eine kleine Brochuͤre unter dem Titel: Sur les eaux minérales de Kryniça, au cercle
de Sandece dans la Galicie orientale; sur leur analyse, sur l'usage
qu'on en faint, et sur leurs vertus médicales, die in Wien bei Ant.
Doll erschien. Seinen Lieblingswissenschaften lebend,
in einem der schoͤnsten Garten wohnend, in einem Hause, in welchem sich
zugleich die Sternwarte befand, auf welcher er bei seinem Freunde und College, dem
beruͤhmten Littrow, viele Nachte in Beobachtung
der Gestirne zubrachte, von Freunden umgeben, die ihn leicht fuͤr den Verdruß
entschaͤdigten, den ihm seine Stellung neben College von dem Charakter eines
Ruft und dergl. nothwendig zuziehen mußten,
wuͤrde er in Krakau geblieben seyn, haͤtte er bei seinem
gluͤhenden Freiheitssinne im damaligen Despotismus der
oͤsterreichischen Regierung und die Knechtschaft der Galicier laͤnger
sehen koͤnnen. Er suchte daher eine Stellung in seinem urspruͤnglichen
Vaterlande und erhielt dieselbe an der damaligen Universitaͤt Innsbruck. Er
selbst druͤkte sich in seinen Papieren folgendermaßen hieruͤber
aus:
„Ich stand mich in Krakau bei einer Lage, die viele fuͤr die
angenehmste gehalten haben wuͤrden, jaͤhrlich auf 2300 fl. C. M.
Diese ließ ich und nahm dafuͤr 1000 fl. in meinem Vaterlande. Ich habe in
Oesterreich so gedient, daß ich das Vergnuͤgen hatte, in meinem
Entlassungsschreiben zu lesen, „daß man meinen Verlust
bedauert.“ Ich weiß, daß ich keine Note bei der
oͤsterreichischen Polizei hatte. Man denke sich aber, was das fuͤr
einen so freisinnigen Menschen, wie ich stets war, fuͤr eine Qual seyn
mußte, in einem Staate zu leben, wo ich auch nicht ein Wort uͤber die
Thorheiten, die man beging, sprechen durfte, wo die Waͤnde Ohren hatten.
Ich habe 11 Jahre lang, so viel in mir war, mich zusammengenommen; je
hoͤher ich stieg, je mehr ich in die sogenannte Welt kam, desto mehr
mußte ich mich zuruͤkhalten. Dieses Zuruͤkhalten, dieses
Unterdruͤken meiner Gefuͤhle, dieses anders Scheinen und anders
Seyn, konnte ich nicht mehr aushalten. Ich war geborgen gegen Darben in meinem
Vaterlande, und dieses war mir genug. Ich waͤre nicht um Millionen in
Oesterreich geblieben, wenn ich ohne zu hungern unter Napoleons Einfluß und
Schuz leben konnte. Da ich sieben Mal in Oesterreich einkommen mußte, um meine
Entlassung zu erhalten, machte man mir den Antrag zur
Vice-Proto-Medicus-Stelle in Galicien. Fast alle
hoͤheren Beamten in Galicien waren meine Freunde oder meine
Schuͤler vom Theresianum her; sie liebten mich kindlich. Ich waͤre
in Galicien so reich an Einfluß als an Vermoͤgen geworden, allein ich
konnte den Geistesdruk nicht laͤnger ertragen, und wollte nicht unter Stift dienen. Reizender war ein zweiter Antrag, den
man wir an die Universitaͤt zu Pesth machte, wo ich zugleich die Aufsicht
uͤber das National-Museum erhalten haͤtte und wo ich mir
nebenbei durch Praxis, da ich mit dem ganzen Adel von Wien aus bekannt war,
leicht ein jaͤhrliches Einkommen von 6000 fl. C. M. verschafft
haͤtte. Ich erhielt Briefe uͤber Briefe, die Ungarn liebten mich,
wie ich diese edle treffliche Nation liebe; allein ich ging nicht zu den Ungarn,
eben weil ich sie liebte, weil ich den Despotismus, mit dem man diese edle
Nation zermalmte, nicht sehen konnte und wollte, weil ich weiß, daß ich in
Verhaͤltnisse gerathen waͤre, die wohl einem freien Manne, aber
nicht einem Staatsdiener erlaubt seyn koͤnnen. Ich waͤre physisch
oder moralisch ein Opfer meiner Grundsaͤze geworden. Ich ließ also, um in
meinem Vaterlande leben zu koͤnnen, das mit Napoleon alliirt war, und wo
ich Geistesfreiheit erwartete, mehr als die Haͤlfte meines Einkommens
fahren, und die ganze glaͤnzende Perspektive meiner Zukunft.“
Tyrol, wohin der Selige gerufen wurde, hatte auch noch einen anderen Reiz fuͤr
ihn, dem ein Alpenthal mehr war, als alle Pallaͤste auf Erden; es war noch
eine wahre terra incognita in allen Zweigen der
Naturgeschichte, die er hier also mit vielen europaͤischen Entdekungen zu
bereichern hoffte. Mit diesen Gefuͤhlen und Erwartungen kam er im September
1808 als oͤffentlicher ordentlicher Professor der Naturgeschichte nach
Innsbruck, wo er von seinen Behoͤrden gut empfangen wurde. Mit seinem
allgemein bekannten Feuereifer warf er sich in seine neuen Amtsgeschaͤfte; er
saͤuberte den Augiasstall eines seyn sollenden zoologischen und
mineralogischen Cabinettes, welchen er von seinem Vorgaͤnger
uͤbernahm; er hielt seine Vorlesungen, die die besuchtesten waren und in die
selbst Beamte kamen, mit Fleiß, Strenge und machte sie nicht bloß fuͤr
einzelne, sondern allgemein nuͤzlich, indem er uͤberall das Praktische
beruͤksichtigte. Auf diese Weise gewann er bald die Freundschaft und das
Zutrauen des damaligen Kreisdirectors von Mieg, den er
sehr verehrte und der lange Jahre einen guten Einfluß auf ihn uͤbte. Bald
nach seiner Ankunft in Innsbruck reiste er zu seinem Freunde Giovanelli nach Botzen, mit dem er fruͤher in sehr
freundschaftlichen Verhaͤltnissen stand, von dem er sich aber spaͤter
wegen des Tyroler Aufstandes, an welchem dieser Theil nahm, trennte. Auf dieser
Reise, uͤber die er einen Aufsaz in den Boten von Tyrol einruͤken
ließ, stellte er die ganze Straße entlang barometrische Hoͤhenmessungen an,
die er mit seinem eigenen, in Gehlen's Journal
beschriebenen Reise-Barometer machte, und die fast durchgehends mit dem
Nivellirmaße der Ingenieurs uͤbereinstimmten. Im Jahre 1809 uͤbertrug
man ihm ohne sein Ansuchen auch das Lehrfach der Chemie,
das er lieber in den Haͤnden seines innigen Freundes, Professor Schoͤpfer des juͤngeren gesehen
haͤtte; er mußte im Fruͤhjahre 1809 auch die naturhistorischen, im
Schlosse Ambras vorfindlichen. Gegenstaͤnde in das Cabinet von Innsbruck
verpflanzen. Waͤhrend dieser Zeit ordnete er seine botanischen Notizen und
Beobachtungen, die im Jahre 1809 in 8. in der Wagner'schen Buchhandlung unter folgendem Titel erschienen: Observationes botanicae in Linnei species plantarum ex
editione C. L. Willdenow. Außer mehreren Aufsaͤzen, die er
fuͤr verschiedene Zeitschriften schrieb, erschienen im Jahre 1809 in der Cotta'schen Buchhandlung in Tuͤbingen in zwei
Octavbaͤnden auch seine Reisen durch das
Salzkammergut, in denen er so Vieles von dem Unwesen der meisten
oͤsterreichischen Salinen-Beamten und der damaligen
oͤsterreichischen Administration uͤberhaupt aufdekte. Dieses Werk
wurde von mehreren spaͤteren Schreibern uͤber das Salzkammergut benuzt
und abgeschrieben, ohne daß man des eigentlichen Verfassers auch nur
Erwaͤhnung gemacht haͤtte.
Das Angenehme was sich Schultes von seinem Aufenthalte in
Innsbruck fuͤr die Zukunft traͤumte, zerrann. Alles was er
auszufuͤhren, zu errichten und zu nuzen hoffte, wurde vernichtet durch die
Machinationen, welche die Tugendbuͤndler, Pfaffen etc. anfingen, und welche
Oesterreich so ungluͤklich war zu benuzen. Bei seinem Scharfsinne und bei
seinen vielen Connexionen durchblikte er bald das ganze Gewebe, und machte die
Behoͤrden stets darauf aufmerksam. Man hoffte ihn fuͤr Oesterreich zu
gewinnen, man machte ihm muͤndlich und schriftlich Antraͤge, man
drohte ihm zulezt; Alles scheiterte an seinem Sinne fuͤr Freiheit und Recht,
und an seiner Anhaͤnglichkeit an sein Vaterland und an Napoleon. Die Liebe
und Anhaͤnglichkeit seiner Schuͤler, seine Thaͤtigkeit und sein
Napoleonismus machten ihm alle seine College, bis auf die Geistlichen, Spechtenhaͤuser,
Bertoldi und Feilmoser, zu
Feinden; seine Ausfaͤlle auf Oesterreich, die Pfaffen und die Mystiker aller
Art machten ihn zur Zielscheibe des Haffes der Aufwiegler und Aufgewiegelten. Kaum
gelang es ihm den Schuͤssen zu entgehen, die auf seiner Ruͤkkehr von
Neustift, wohin er als Kommissaͤr gesendet wurde, um das Muͤnzcabinet
zu uͤbernehmen, bereits fielen. In Innsbruck angelangt, wurde er mit den
meisten der treu gebliebenen Beamten von den Aufwieglern gefangen genommen, und auf
verschiedenen Umwegen nach Fuͤnfkirchen in Ungarn deportirt. Die Geschichte
dieses schaͤndlichen Verfahrens, die Niedertraͤchtigkeiten eines Hormayer, die Grausamkeit, mit welcher man ihm versagte
vor seiner Deportation seine Frau mit seinen 4 Kindern und einem noch ungebornen
Kinde in Sicherheit zu bringen, kurz alle die Verlezungen des Menschen- und
Voͤlker-Rechtes, welche sich Hormayer und
Consorten zu Schulden kommen ließen, sind bekannt aus der: Geschichte der Deportirung der k. bayerischen Civilbeamten nach Ungarn und
Boͤhmen, nebst Bemerkungen uͤber die gleichzeitigen
Kriegs-Ereignisse und uͤber die durch wanderten
Laͤnder, die im Jahre 1810 in zwei Octavbaͤnden erschien, und
die Schultes bei seiner Ruͤkkehr nach
Muͤnchen nach den ihm gelieferten Acten, und nach den Beitraͤgen
seiner Leidensgefaͤhrten bearbeitete. Kaum in Muͤnchen angekommen,
mußte er mit Graf Lodron und einigen anderen
Gefaͤhrten im Reisekleide zu Koͤnig Max. Sein Empfang war, wie Alles
an ihm, herzlich, er druͤkte jedem die Hand, und aͤußerte ihnen sein
Bedauern, daß sie so viel fuͤr ihn gelitten haͤtten, Er wurde auch
bald nach seiner Ankunft in Muͤnchen dem Grafen Montgelas Vorgestellt, uͤber der sich Schultes in seinen Notaten so ausdruͤkte: „ich fand an
diesem Manne ein hoͤheres Wesen unter den Sterblichen; so klar sprechen,
so tief alles durchschauen, habe ich noch Niemand gehoͤrt und gesehen
etc.“ Bei Hrn. v. Zentner und vielen
Andern fand Schultes eine weniger gute Aufnahme; er
bemerkte eine gewisse Kaͤlte gegen die Deportirten und entdekte den Grund
derselben bald; es zeigte sich, daß der groͤßte Theil der Aristokratie, fast
die ganze Geistlichkeit, an deren Spize Sailer stand, die
ganze Akademie mit Jakobi an der Spize, zu dem gegen
Napoleon gerichteten Bunde gehoͤrten. Run erst ward ihm klar, was ihm auf
seiner Ruͤkreise in Wien ein alter Freund und schlauer Diplomat sagte:
„wir muͤssen sehen ob Napoleon oder seine geheimen Feinde in
Deutschland siegen. Es ist ein Bund gegen ihn, der ihm gefaͤhrlicher
werden kann, als die Heere seiner Feinde.“
Schultes wurde am Ende des Jahres 1809 zum Professor der
allgemeinen Naturgeschichte und Botanik zu Landshuth ernannt. Er holte seine Familie
aus Innsbruck, wo dieselbe ohne Vater, von dem sie mehrere Monate nichts
gehoͤrt hatte, da alle Briefe aufgefangen wurden, die Drangsale des
ungluͤklichen Aufstandes, waͤhrend welcher die Gemahlin des Seligen
entbunden wurde, uͤberlebte. Aus einigen wenigen Erfahrungen, die Schultes in Muͤnchen machte, konnte er die
Annehmlichkeiten voraussehen, die ihn in Landshuth erwarteten, dessen Lehrstellen
groͤßten Theils mit Mystikern und Tugendbuͤndlern besezt waren; mit
einer gewissen Scheu ging er hin und die Folge bestaͤtigte den Grund
derselben nur zu gut. Oft machten ihm seine Bekannte und Freunde den Vorwurf, daß er
sich nicht mit den Finsterlingen haͤtte einlassen sollen. Allein wie konnte
ein Mann, der so regen Sinn fuͤr Recht, Ehre, Freiheit und Aufklaͤrung
hatte, der immer behauptete, der Einzelne muͤsse das Gute foͤrdern,
auch wenn er daruͤber zu Grunde geben sollte, ein Mann der Napoleon so sehr
anhing, und der wußte, daß sein Vaterland diesem Manne so viel zu danken hatte, wie
konnte so ein Mann, den uͤberdieß sein Scharfsinn Alles durchbliken machte
und dessen Feder ebenso eingreifend war, als sein Geist schaffend, bei dem Treiben
des Obskurantismus und des Tugendbundes ruhig zusehen? Seine Feinde waren
uͤberdieß die Ausforderer, nicht er; besonders reizte man ihn durch
persoͤnliche Angriffe auf ihn. Ein Mann, der die christliche Liebe
bestaͤndig im Munde fuͤhrte, und das Haupt des schoͤnen Bundes
der Obskuranten mit den damaligen faͤlschlich sogenannten Liberalen in
Landshuth war, der im Tyroleraufstande so thaͤtig war, und spaͤter zu
großen Ehren und zu noch groͤßerem Einflusse gelangte, vergaß sich so weit,
daß er den Eltern der Studenten, die bei Schultes
wohnten, und die nahe Verwandte von ihm waren, schrieb, sie moͤchten ihre
Soͤhne aus dem Hause des Verderbens entfernen; der endlich, um seinem
geistlichen Stande die Krone aufzusezen, in den Gesellschaften seiner Anhaͤnger
aͤußerte: „da man Schultes nichts
anhaben koͤnne, so muͤsse man es seinen Kindern entgelten
lassen.“
Niemand wird sich daher wundern, wenn Schultes sich in
mehreren Schriften und Aufsaͤzen Luft zu machen suchte. Seine
Anhaͤnglichkeit an Napoleon machte ihn zum unversoͤhnlichsten Feinde
des Tugendvereins, dieser Art von Theodemokratie. Er schrieb daher mehrere
Aufsaͤze gegen denselben, zu denen er von einzelnen damaligen Machthaber, die
ihn spaͤter verlaͤugneten, ermuntert wurde. Er brauchte gegen
dieselben vorzuͤglich die Waffen der Satyre, deren er im hoͤchsten
Grade maͤchtig war.
Bei seiner Ankunft in Landshuth fand er den botanischen Garten, den sein
Vorgaͤnger in einen Winkel verlegt hatte, in welchen weder Licht noch Luft
kommt, der kaum die Groͤße eines gewoͤhnlichen Kuͤchengartens
hat und in welchen bei Ueberschwemmungen der Isar das Wasser in den Oefen des
Glashauses umherlief, waͤhrend ihm ein Plaz zu Gebot stand, wie ihn kein
botanischer Garten auf Erden besizt, – diesen Garten nun fand er bei seiner
Ankunft in der groͤßten Unordnung, kaum 2000 meistens falsch bestimmte Arten
enthaltend, ohne Seminarium und ohne Herbarium. So wenig der Plaz zu einem Garten
geeignet war, so wenig Mittel ihm zu Gebote standen, so brachte Schultes durch seine Verbindungen mit den Botanikern ganz
Europa's, die Zahl der Pflanzen in demselben schon nach 3 Jahren auf 6000, und zwar
ohne daß der Staat mehr als die Kosten des Transportes auf Anschaffung derselben zu
verwenden gehabt haͤtte. Er brachte den ganzen Tag im Garten zu, mit Ordnen
desselben, mit Bestimmen und Beschreiben der Pflanzen beschaͤftigt, wobei er
immer seinen Sohn bei sich hatte, den er von seinem 5ten Jahre an mit der Botanik
vertraut zu machen suchte. Obwohl ein eifriger Anhaͤnger und Verfechter des
Linné'schen Systems, ordnete er doch den
Garten nach jenem Jussieu's, um seinen Schuͤlern
auf diese Weise auch das Studium von diesem zu erleichtern. Im Jahre 1817 hatte er
den Garten auf 8000 Arten und zu einer großen Celebritaͤt gebracht; er
versendete in Einem Jahre 6000 Samenkapseln an seine Correspondenten. Diese
Celebritaͤt erregte Neid und Unwillen, und man wußte es dahin zu bringen, daß
man den Garten auf die Haͤlfte seiner Einkuͤnfte reducirte, indem
behauptet wurde, daß der Garten der Universitaͤt nur so viel zu enthalten
brauche, als fuͤr den Unterricht der Mediziner, Pharmaceuten und Cameralisten
nothwendig sey! Man ging so weit, daß man das Zimmer, in welchem das Herbarium
aufgestellt war, und in welchem Schultes arbeitete, nicht
mehr von Seite der Universitaͤt heizen ließ! Der Ruin seiner
Schoͤpfung empoͤrte Schultes so, daß er nun
weiter sich nimmer um den Garten kuͤmmerte, als es seine Vorlesungen nach
obigen Grundsaͤzen forderten. Der Garten verfiel daher eben so schnell, als
er gestiegen war, und Schultes that nur Mehr fuͤr
das Herbarium etwas, das er mit den kaͤuflichen Sammlungen von Sieber etc. bereicherte. In seinen Vorlesungen an der
Universitaͤt war Schultes der Gewissenhafteste
aller seiner Collegen; nie schwaͤnzte er, wie man sagt, eine Vorlesung, nie
kuͤrzte er dieselben ab, wie es so viele seiner Collegen thaten. Sein Vortrag
war angenehm, ungezwungen und frei; nie las er etwas ab. nie gab er reine Theorie,
ohne zugleich die Anwendung derselben und den Einfluß auf das praktische Leben zu
zeigen. Unter seinen Collegen hatte er hier nur mit Wenigen nahen Umgang, mit Fingerlos, Muͤhl, Mall, Andres, Hellersberg, Siebenkees, Stahl, Fuchs, Leveling kam er oͤfter zusammen, die meisten der
Uebrigen waren ihm gleichguͤltig- oder er verachtete sie so, wie sie
ihn haßten. Er war bloß fuͤr Naturgeschichte und Botanik berufen, allein bei
seinem umfassenden Wissen lud man ihm fast alle medizinischen Faͤcher auf;
gleich im ersten Jahre trug man ihm specielle Therapie auf, die er bereits in Krakau
lehrte und die er in Landshuth durch achtzehn Jahre publice und taͤglich las, nach Tiedemanns Abgang uͤbertrug man ihm Zoologie, welche er gleichfalls
bis an die Versezung der Universitaͤt nach Muͤnchen taͤglich
publice las; nach Bertele's Tod gab er zwei Jahre Pathologie, ohne alle
Entschaͤdigung dafuͤr; spaͤter befahl man ihm durch Rescript
materia medica zu lesen, ein Fach um das er, wie um
die Pathologie und Klinik nie anhielt, da ihm bei seinen vielen Arbeiten keine Zeit
dazu blieb; er las sie durch 5 Jahre und erhielt dafuͤr vom Ministerium, risum tencatis amici, 100 fl. Remuneration! Im Jahre
1824 trug man ihm außerdem noch die medizinische Klinik auf, wegen der er
taͤglich 2 Mal
das Spital besuchen mußte, und fuͤr die er taͤglich 24 Kreuzer
Gehaltszulage erhielt. Außerdem las er im zweiten Jahre seiner Anstellung in
Landshuth ein Publicum uͤber englische Sprache
und Literatur; ein Privatissimum uͤber
Physiologie der Pflanzen, welches aber spaͤter wegen Mangel an
Zuhoͤrern nie mehr zu Stande kam, und eines uͤber medizinische
Botanik, welches er durch 48 Jahre jeden Sommer hielt. Bei der Versezung der
Universitaͤt nach Muͤnchen hatte er taͤglich 5 Stunden den
Vorlesungen zu widmen. Auf welcher Universitaͤt findet man einen Mann von
seinem literarischen Rufe, der so viele Zeit fuͤr so weniges Einkommen dem
Unterrichte widmen mußte?
Im Jahre 1811 schrieb Schultes Bayerns Flora oder vollstaͤndige Beschreibung der im Koͤnigreiche
Bayern wildwachsenden Pflanzen, wovon leider nur die erste Centurie in
Octavband bei Phil. Kruͤll in Landshuth erscheinen
konnte; sie waͤre ein Muster fuͤr Floren geworden. In demselben Jahre
bearbeitete er eine Uebersezung der zweiten Ausgabe von seines Freundes Jullien
Essai sur l'emploi du Têms, die gleichfalls im
Druke erschien, und zu welcher er durch seine Vorliebe fuͤr Paͤdagogik
und durch seine bis an sein Ende aufs Hoͤchste getriebene Sparsamkeit mit dem
Kostbarsten des Menschen, mit der Zeit, veranlaßt wurde. Im Herbste desselben Jahres
machte er mit einigen seiner Schuͤler eine Fußreise in das suͤdliche
Frankreich und nach Paris, das er in der Zeit seines hoͤchsten Ruhmes und
Glanzes sah. Seine Reise beschrieb er in zwei Baͤndchen, die in Leipzig
erschienen.
Im Jahre 1814 gab er sein Werk: Oesterreichs Flora, ein
Handbuch auf botanischen Excursionen, enthaltend eine kurze Beschreibung der in
den Erbstaaten des oͤsterreichischen Kaiserthumes wildwach senden
Pflanzen, in Wien bei Schaumburg in zwei
Duodezbaͤndchen heraus. Im Jahre 1816 bearbeitete er seinen Grundriß einer Geschichte und Literatur der Botanik von Theophrastos Eresios bis auf die neuesten Zeiten, nebst
einer Geschichte der botanischen Gaͤrten, der 1817 in 8°. bei
Schaumburg in Wien herauskam.
Im Jahre 1817 besorgte er fuͤr die Ant. Doll'sche
Buchhandlung in Wien eine neue verbesserte Auflage von Willdenow's Anleitung zum Selbststudium der Botanik in zwei
Duodezbaͤndchen, und fuͤr die Al. Doll'sche
Buchhandlung eine neue Auflage von Willdenow's Grundriß
der Kraͤuterkunde zu Vorlesungen entworfen. Ebenso bearbeitete er eine
Uebersezung von des unsterblichen Jam. Edw. Smith: Introduction to physiological and systematical Botany.
In diesem Jahre begann auch die Publikation eines Werkes, welches er mit seinem
Freunde Roͤmer in Zuͤrich begann, und das
ihn unter die ersten Botaniker Europa's versezte; ich meine das Systema Vegetabilium
secundum classes, ordines, genera, species etc.
Fuͤr dieses Werk hat er seit seiner Anstellung in Krakau ununterbrochen
gesammelt; fuͤr dieses arbeitete er rastlos bis in seine lezten
ungluͤklichen Tage mit einem Fleiße, einer Umsicht und Kritik, die selbst
seine Gegner anerkennen; er hinterließ eine ungeheure Menge Materialien zur
Fortsezung desselben. Dieses Werk bildet das vorzuͤglichste Denkmal, welches
er sich in der Botanik sezte; die Botaniker aller Welttheile ehren es bereits, und
werden es noch mehr schaͤzen, so wie sie dem edlen Freiherrn von Cotta, den Schultes bis an
sein Grab mit seltener Freundschaft verehrte, nie genug fuͤr das werden
danken koͤnnen, was er fuͤr dieses Werk that. Die ersten 4 Bande
desselben lieferte Schultes in Gemeinschaft mit Roͤmer, den 5ten und 6ten und die drei folgenden
Mantissen-Baͤnde bearbeitete er allein; bei dem 4ten
Mantissen-Bande und bei den zwei Theilen des 7ten Bandes hatte er seinen Sohn
zum Mitarbeiter; der wie wir hoͤren das Begonnene im Geiste seines Vaters
fortfuͤhren wird.
Am Ende des Jahres 1817 reiste Schultes nach Wien, um
seinen Sohn in die Welt zu fuͤhren. Er ward dort von seinen alten Freunden
mit seltener Herzlichkeit empfangen; er haͤtte sich vervielfachen
muͤssen, um allen denselben Genuͤge zu leisten. Die
oͤsterreichische Polizei, die ihn sorgfaͤltig uͤberall
beobachten ließ, muß sich damals uͤberzeugt haben, daß sie von Schultes nichts zu befuͤrchten habe, so lange sein
Vaterland Oesterreichs Alliirter war. Im Jahre 1818 reiste er wieder nach Wien, um
noch einige Daten zu den Donaufahrten zu sammeln, die er herauszugeben gesonnen war, und die er bis
in die Tuͤrkei fortgesezt haͤtte, wenn es ihm gelungen waͤre,
bei dem Ministerium einen Urlaub zu dieser Reise zu erwirken. Der erste Theil dieser
Reisen, die bayerische Donau enthaltend, erschien im Jahre 1819 bei Ant. Doll in Wien, unter dem Titel: Donaufahrten, ein Handbuch fuͤr Reisende auf der Donau, der zweite
Band, welcher lange auf der Censur zu Wien lag, die er nicht passiren konnte, wurde
mehrere Jahre spaͤter im J. 1827 in der von Cotta'schen Buchhandlung gedrukt, deren hochverehrten Chef sie gewidmet
ist.
Im Jahre 1821 besuchte er in Gesellschaft seines innigen Freundes Dingler, mit seinem Sohne die naturhistorischen und
aͤrztlichen Anstalten in Weimar, Erfurt, Jena, Halle,
Leipzig, Berlin und Dresden, wo er uͤberall mit den sprechendsten
Beweisen von Freundschaft und Hochachtung aufgenommen wurde.
Im Jahre 1823 besorgte er die Ausgabe von Thunberg's
Flora capensis, die Freiherr v. Cotta durch Vermittlung Schultes's, der mit Thunberg in freundschaftlichem Verkehre stand, im
Manuscripte an sich gebracht hatte.
Im Jahre 1824 reiste er mit seinem Sohne, den er vor seinem Ende mit den
vorzuͤglicheren Maͤnnern im Felde der Medizin und der
Naturwissenschaft bekannt machen wollte, uͤber Wuͤrzburg, Frankfurt,
Marburg, Gießen, Kassel, nach Goͤttingen, Utrecht, Amsterdam, Leyden,
Rotterdam, London, Cambridge, Oxford, Paris, Straßburg, Carlsruhe und Stuttgart.
Ueberall empfingen ihn seine Freunde und Correspondenten mit Liebe und Verehrung,
und selbst jene Gelehrten, mit welchen er bisher nicht in Verbindung stand, kamen
ihm bei seinem Namen uͤberall mit Hochachtung und Zuvorkommenheit entgegen.
Er schrieb einen botanischen Aufsaz uͤber diese Reise, die er auf seine
Kosten machte, fuͤr die botanische Zeitung, welcher spaͤter ins
Englische uͤbersezt und in mehrere englische Journale mit Beifall aufgenommen
wurde. Einen medizinischen Aufsaz uͤber die Spitaͤler Hollands,
Englands und Frankreichs schrieb sein Sohn bei Gelegenheit seiner Promotion im Jahre
1825.
Im Jahre 1825 erschien in Augsburg in der Jenisch und Stage'schen Buchhandlung seine Brochuͤre
uͤber Apotheker-Taxen uͤberhaupt und
besonders uͤber die
Taxa pharmaceutica bavarica, worin er dieses Machwerk
mit seiner ihm eigenen Gediegenheit durchgeißelte.
Am Ende des Jahres 1826 wurde die Universitaͤt Landshuth nach Muͤnchen
versezt. Schultes wurde zum Direktor der chirurgischen
Schule gemacht, eine Anstalt, die auch nicht ein Blatt der Bibliothek besaß, an der
kein botanischer Garten war, kurz der es an Allem fehlte, so daß Schultes in seinem ersten Jahresberichte an die Regierung
dieselbe als eine flehende Pest im Lande, als eine Moͤrdergrube bezeichnete.
An einer solchen Anstalt, an welcher nur Landbader einen schlechten Unterricht
bekommen sollten, versezte man mit bedeutendem Schaden in scientifischer und
pecuniaͤrer Hinsicht einen Mann, der 29 Jahre an Universitaͤten
gelehrt hatte, der seinem Vaterlande mit seltner Treue und Anhaͤnglichkeit
diente, der ihm so große Opfer gebracht hatte und dessen Name nicht nur in Europa,
sondern auch in Asien und Amerika gefeiert war, als Naturhistoriker, als Arzt und
als Foͤrderer alles Guten, Schoͤnen und Nuͤzlichen. Ewige
Schande wird die Partei des Obskurantismus und Jesuitismus, die dieses zu bewirken
wußte, brandmarken in den Augen aller Gebildeten und aller Derer, die nicht
lichtscheu oder Unterdruͤker des menschlichen Geistes sind. An dieser Schule
war das Spital nunmehr das Einzige, was ihn interessirte; er verwaltete dasselbe mit
einem so gluͤklichen Erfolge, daß das Verhaͤltniß der Sterblichkeit in
seiner Anstalt, in welche jede Art von Kranken aufgenommen wurde, nur wie 1 zu 57
war 5 seine Behandlung war aͤußerst einfach, jeder Kranke kostete im
Durchschnitte an Arznei nur 4 1/2 kr. und an Kost 14 1/2 kr. des Tages, obwohl wo es
Noth that, das Kostbarste gereicht wurde. Seine Kranken liebten ihn wie ihren Vater.
Im Jahre 1823 erschien in der Leopold Boß'schen
Buchhandlung sein Bericht uͤber die ersten drei Jahre seiner Spitalverwaltung
unter dem Titel: Ratio medendi in schola clinica medica universitatis regiae L.
M. et demum scholae chirurgicae Landishutanae.
Diese Mißhandlungen, dieser Undank, welchen Schultes
fuͤr so lange geleistete und so wesentliche Dienste erhielt, brachten in ihm,
obwohl er das Gute nie des Dankes, sondern des Guten selbst willen that, eine große
Bitterkeit hervor. Das Ungluͤk, welches er in seiner Familie erlitt, von
welcher er in einem Zeitraum von wenigen Jahren seine geliebte Frau, zwei erwachsene
Toͤchter und seine kleinste Tochter, die sein Liebling war, starben; zwei
traurige Erfahrungen, die er unter seinen Freunden machte, alles dieß
erschuͤtterte ihn so, daß er in tiefe Melancholie verfiel; er der
fruͤher von Munterkeit, Jovialitaͤt und Theilnahme an allem Edlen und
Guten spruͤhte, ward nun ganz in sich gekehrt und Menschenfeind. Diese
Melancholie, aus der ihn weder die Bitten seiner Familie noch das Zureden seiner
Freunde zu reißen vermochte, untergrub seine Gesundheit, die sonst bei seiner
strengen Diaͤtetik, seiner Maͤßigkeit und seinem abgehaͤrteten
Koͤrper noch lang Allem widerstanden haͤtte. Er kraͤnkelte den
ganzen Sommer von 1830, legte sich im December dieses Jahres, und verschied, nachdem
er durch 5 Monate physisch und psychisch die groͤßten Qualen erduldete, die
uͤber einen Menschen kommen koͤnnen, am 21. April 1831 in den Armen
seiner Kinder.
––––––––––
Zahlreiche Aufsaͤze lieferte er in eine Menge Zeitschriften, von welchen wir
hier bloß Baldinger's Magazin und Journal, die
oͤsterreichischen Annalen der Literatur, die er lange redigirte, die
Erlanger, Jenaer Literatur-Zeitung, den Sammler fuͤr Tyrol, den
allgemeinen Cameral-Correspondenten, die Allemannia, die Muͤnchner
Literatur-Zeitung, Sartori's
vaterlaͤndische Blaͤtter, die Morgenzeitung, die Allgemeine Zeitung,
den Hesperus, die Salzburger med. chir. Zeitung, Gehlen's
Journal, die botanische Zeitung etc. nennen. In spaͤterer Zeit zog er sich
jedoch von allen zuruͤk und arbeitete bloß mehr am polytechnischen Journale,
das ihm außer den zahlreichen Uebersezungen aus den englischen,
franzoͤsischen und italiaͤnischen technischen Werken und Zeitschriften
so viele der gediegensten Aufsaͤze und der belehrendsten Notizen verdankt,
ohne daß er seinen Namen jemals darin geltend machte.
Sein Titel:
Med. Dr., k. b. Hofrath und Professor, Director der k.
chirurgischen Schule in Landshuth.
Er war Mitglied der kaiserl. Akademie zu Turin, der koͤnigl. Akademie in
Schweden, der k. Gesellschaft der Wissenschaften in Goͤttingen, der
Wetterau'schen Gesellschaft fuͤr die gesammte Naturgeschichte, der
Gesellschaft zur Befoͤrderung der gesammten Naturwissenschaften zu Marburg,
der botanischen Gesellschaften zu Regensburg und Altenburg, der mineralogischen
Gesellschaft zu Jena, der Zuͤricher und Genfer naturforschenden Gesellschaft,
der Erlanger kameralistisch-oͤkonomischen Societaͤt, der Société pour l'enseignement zu Paris, des
aͤrztlichen Kunstvereins, des pharmaceutischen Vereins in Bayern, des
landwirtschaftlichen Vereins in Eßlingen, und mehrerer andern Gesellschaften.
–r.