Titel: | Bericht des Hrn. Payen über die von Hrn. Séguier erfundenen Dampfkessel. |
Fundstelle: | Band 42, Jahrgang 1831, Nr. LXXXVII., S. 315 |
Download: | XML |
LXXXVII.
Bericht des Hrn. Payen uͤber die von Hrn. Séguier erfundenen
Dampfkessel.
Aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement. 1831 Aout S. 410.
Payen, Bericht uͤber Séguier's
Dampfkessel
Der von Hrn. Séguier, dem Sohn, erfundene
Dampfkessel besteht aus einer Verbindung von drei Roͤhren von 18 Linien im
Durchmesser, die parallel neben einander, und zwar in derselben Ebene gelegt sind.
Die erste Zusammenfuͤgung von Roͤhren verbindet sich mittelst
doppelter Kniee aus Gußeisen unter einem spizen Winkel mit der zweiten, und die
zweite verbindet sich unter demselben Winkel mit der dritten, so daß dadurch die
Form eines liegenden, doppelten V oder eines Z entsteht. An den beiden unteren und oberen Enden
communiciren die Verbindungen der Roͤhren mit einem Cylinder oder
gemeinschaftlichen Behaͤlter von 7–8 Zoll im Durchmesser; ein
aͤhnlicher Behaͤlter, welcher sich uͤber dem ganzen Apparate
befindet, dient als Dampfmagazin. Der Herd ist unter der oberen Reihe der Reihen
angebracht, so daß die Producte der Verbrennung nach und nach von der einen Reihe
unter die andere gelangen, bis sie bis zu dem doppelten Seitenkamine, der sich unter
der dritten befindet, herabsteigen.
Das zur Speisung dienende Wasser befolgt einen entgegengesezten Weg; es gelangt
zuerst in den großen unteren Cylinder, geht dann bis zu dem großen oberen Cylinder,
in welchem es ohne Unterlaß in Dampf verwandelt wird. Bedient man sich gesalzenen
Wassers, wie dieß zur See der Fall ist, so bewirkt die Dichtheit des Wassers, welche
mit dem Verluste an Dampf zunimmt, daß das am meisten mit Salz uͤberladene
Wasser gegen den Boden hin abfließt. Indem auf diese Weise dieses dichter gewordene,
und am Boden abgezogene Wasser immer wieder erneuert wird, wird auch jede
Incrustation des Kessels vermieden.
Die uͤbrigen Vortheile dieses Kessels sind: 1) Ersparung an Brennmaterial in Folge der
beschriebenen, methodischen Art zu heizen, welche an die Einrichtung der
Schlangenroͤhren oder gut construirter Kuͤhlapparate erinnert. In
dieser Beziehung wird sich der neue Dampfkessel in verschiedenen Werkstaͤtten
und selbst bei der Bereitung der Extracte mit Nuzen anwenden lassen; denn Ein
Kilogramme Steinkohlen erzeugt in diesem Apparate wenigstens 7 Kilogrammen Dampf. 2)
Die kleinen Siedroͤhren wuͤrden bei einer zufaͤlligen Explosion
allein veraͤndert werden, so daß, indem die vorzuͤglichste Wirkung im
Inneren des Ofens vorgeht, keine Gefahr entstehen kann. 3) Alle die kleinen
Roͤhren und die Verbindungskniee sind gleich; die Ausbesserung
beschraͤnkt sich daher, im Falle ein Unfall Statt fand, lediglich auf die
sehr leicht ausfuͤhrbare Auswechselung einer oder mehrerer dieser
Roͤhren. 4) Zur See wird das Schlingern und Stampfen nun jene großen
Nachtheile nicht mehr hervorbringen koͤnnen, die durch das Herumwerfen des
Wassers in den großen Kesseln nicht selten entstanden.
Der Versuch, welchen Hr. Payen anstellte, wurde mit einem
Dampfkessel von 6 Pferdekraͤften vorgenommen.