Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 45, Jahrgang 1832, Nr. XVIII., S. 71 |
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XVIII.
Miszellen.
Miszellen.
Die groͤßte hoͤlzerne Bruͤke.
Bei Nochester in New-York befinden sich die Ueberreste der groͤßten
hoͤlzernen Bruͤke, die je in Amerika und Europa erbaut wurde. Es ist
dieß die ehemalige Clyde-Bruͤke, welche uͤber den Tenessee
ging. Sie bestand aus einem einzigen Bogen von 352 Fuß Spannung, welcher in einer
Hoͤhe von 196 Fuß uͤber der Wasserflaͤche des Flusses, der sich
hier durch Felsen windet, gespannt war. Die ganze Bruͤke war 718 Fuß lang, 30
Fuß breit, und wurde, obschon sie 130,000 Fuß Bauholz enthielt, von 20 Arbeitern in
9 Monaten vollendet! Die eine Haͤlfte dieses kolossalen Bogens, dessen
Spannung mehr als noch ein Mal so weit war, als jene des mittleren Bogens der neuen
London-Bruͤke, ist leider seit mehreren Jahren eingestuͤrzt; die
andere Haͤlfte existirt jedoch noch, und soll in jener wilden und felsigen
Gegend durch ihr beinahe magisches Hereinragen bis uͤber die Mitte des
Stromes einen aͤußerst interessanten Anblik gewahren, der durch einen
geuͤbten Pinsel verewigt zu werden verdiente. (Aus dem Mechanics' Magazine Nr. 460 S. 143.)
Mallory's Dampfmaschine ist unbrauchbar.
Die Dampfmaschine, auf welche sich Ogden Mallory von
Oswego, New York, am 28. December 1830 ein Patent geben ließ, ist dem Repository of Patent-Inventions Mai 1832 S. 275
zu Folge eine Maschine, welche alle Nachtheile und keinen der Vortheile der
Dampfmaschinen mit drehender oder kreisfoͤrmiger Bewegung in sich vereinigt.
Den Nachtheilen dieser Maschine duͤrfte uͤberdieß eben so schwer
abgeholfen werden koͤnnen, als sich ein halbkreisfoͤrmiger Cylinder
(semicircular cylinder!), den der
Patent-Traͤger bei seiner Maschine anwenden will, verfertigen oder
fuͤglich denken laͤßt. – Die Speisungsmethode, die der
Patent-Traͤger als seine Erfindung in Anspruch nimmt, erklaͤrt
das Repertory fuͤr eine moderne
Antiquitaͤt, die bereits schon mit und ohne Patent oͤfter an den
Dampfmaschinen in Anwendung kam. Die Menge Wassers, welche die Speisepumpe liefert,
will Hr. M. durch einen Schwimmer reguliren, an welchem sich eine durch die
Ausfuͤtterungsbuͤchse gehende Stange befindet. Das obere Ende dieser
Stange wuͤrde naͤmlich auf einen, an der Pumpe angebrachten Hahn oder
auf eine Klappe wirken, und dadurch die Menge des Wassers reguliren.
Emma Steinhour's Kochofen.
Der verbesserte Kochofen, auf welchen sich Emma Steinhour
zu Philadelphia am 3 Februar 1831 ein Patent geben ließ, besteht aus einem
ostindischen Ofen aus Eisenblech, so wie er zum Brennen von Thon gebraucht wird, und
an welchem die Luft, nachdem sie durch das Feuer gegangen, zum Roͤsten,
Baken, Sieden u. d. gl. verwendet wird. Die Basis des ganzen Apparates bildet der
gewoͤhnliche, runde, mit feinem Thone beschlagene Ofen aus Eisenblech. Kessel
mit Roͤhren, welche aus deren Seiten hervorragen, werden dadurch zum Sieden
gebracht, daß diese Roͤhren durch die Seiten des Ofens gehen. Die erhizte
Luft geht hierauf, statt daß man sie entweichen laͤßt, in eine Kammer aus
Eisenblech, in welcher Fleisch u. d. gl. gebraten wird, und aus dieser in ein hohles
Gefaͤß, auf welches man Teller, Gerichte etc. stellen kann. Statt des
Scheitels des Ofens kann man endlich einen Bakofen, oder einen Kessel zum Kochen der
Gemuͤse anbringen. – Das Repertory of
Patent-Inventions, Juni 1832, S. 344 sagt, daß Leute, die sich
dieses Ofens zum Kochen bedienen, versichern, daß sich derselbe zu allen Arten von
Kochereien eigne, daß er sehr oͤkonomisch ist, und daß selbst die feinsten
Speisen keinen, unangenehmen Geruch oder Geschmak dadurch erhalten, daß sie dem
Gase, welches die Verbrennung bewirkte, ausgesezt werden. Wir hegen alle Achtung vor
dem Zeugnisse des Repertory, zweifeln aber doch, daß der deutsche Geschmak eben so
guͤnstig uͤber diesen Ofen urtheilen wird, wie der englische, der sich
aus etwas Steinkohlen-Dampf eben nicht viel macht.
Verstaͤrkung des Lichtes durch Vereinigung mehrerer
Flammen.
Hr. Baden Powell wiederholte die Versuche des
unsterblichen Grafen Rumford uͤber die Starke des Lichtes, welches durch
Vereinigung mehrerer Flammen entsteht, und fand die Resultate, zu welchen der selige
Graf kam, vollkommen bestaͤtigt. Zwei Flammen geben, wenn man dieselben mit
einander vereinigt, beinahe doppelt so viel Licht, als sie einzeln geben, ohne daß
uͤbrigens die strahlende Waͤrme hiebei in demselben
Verhaͤltnisse vermehrt wuͤrde. (Aus dem Mechanics' Magazine N. 460 S. 142.)
Wie in Brauereien Feuer auskommen kann.
Die große und beruͤhmte Brauerei des Hrn. Barclay
und Comp. wurde kuͤrzlich auf eine sehr sonderbare Weise ein Raub der
Flammen. Ein Arbeiter wollte, mit einer offenen Lampe in der Hand, einen Theil der Maschinerie, der
unter dem Namen Jacobs-Leiter bekannt ist, schmieren, als ploͤzlich
der in der Luft enthaltene, trokene Malzstaub Feuer sing, und dasselbe so schnell
verbreitete, daß innerhalb einer Stunde die ganze Brauerei in Flammen stand. Der
Schaden, den dieser Brand verursachte, belaͤuft sich auf 50,000 Pfd. Sterl.
Die Feuersprizen zeigten sich aͤußerst thaͤtig; besonders zeichnete
sich aber die Dampf-Feuersprize Braithwaite's aus,
welche erst 3 Stunden nach dem Beginne des Brandes geholt wurde, und die wegen ihrer
großen Entfernung von der Brandstaͤtte erst in der 6ten Stunde nach dem
Beginne des Brandes in Thaͤtigkeit kommen konnte. Sie arbeitete 6 Stunden
ununterbrochen, ergoß in jeder Stunde zwischen 30 und 40 Tonnen Wasser, und
schleuderte dasselbe nach Bedarf auf eine Hoͤhe von 400 Fuß. Die Arbeit einer
Maschine, welche nie ermuͤdet, zeigte sich bei dieser Gelegenheit in ihrem
gangen Werthe. (Aus dem Mechanics' Magazine Nr.
459.)
Mittel um Strohdaͤcher gegen Feuersgefahr und gegen das
Durchdringen von Wasser zu schuͤzen.
Die groͤßten Nachtheile der Strohdaͤcher sind bekanntlich deren große
Feuergefaͤhrlichkeit, und das Durchsikern des Wassers durch dieselben. Um nun
diesen beiden Nachtheilen abzuhelfen, empfiehlt Hr. Pajot-Descharmes im Recueil industriel
April 1831, S. 28 die Strohdaͤcher mit mehreren Schichten einer
Tuͤnche zu uͤberziehen, die man aus gekochtem Leinoͤhle und
gepulverter Kreide oder weißem Thone, welche in gehoͤrigem
Verhaͤltnisse mit einander vermengt werden, verfertigen soll. Um den First
oder Giebel gehoͤrig zu schuͤzen, soll man diesen mit zwei, unter
rechten Winkeln zusammengefuͤgten, und an beiden Seiten mehrere Mahle mit der
erwaͤhnten Tuͤnche bestrichenen Fuͤgehoͤlzern bedeken,
und diese Hoͤlzer auf eine sichere Weise an dem Firste befestigen. Durch eine
ganz aͤhnliche Vorrichtung laͤßt sich, wie Hr. Pajot-Descharmes meint, auch der untere Rand der
Strohdaͤcher schuͤzen, der sowohl den zufaͤllig entstehenden
Entzuͤndungen, als den boͤswilligen Feuers-Anlegungen am
meisten ausgesezt ist. Die Seitenraͤnder sollen auf dieselbe Weise
geschuͤzt werden, wenn die Haͤuser, die mit Stroh gedekt sind,
freistehen; stehen die Haͤuser aneinander, so soll nur ein Brett von
gehoͤriger Breite, welches gleichfalls an beiden Seiten mit der
Tuͤnche uͤberstrichen ist, an dem ersten Sparren und an den
Fuͤgehoͤlzern des Firstes und des unteren Randes befestigt werden.
– Da es auch bei uns zu Lande noch sehr viele Strohdaͤcher gibt, so
waͤre es allerdings zu wuͤnschen, daß diese einfache, und doch in
vielen Fallen wenigstens einige Sicherheit gewaͤhrende Methode die
Strohdaͤcher zu schuͤzen versucht wuͤrde, um so mehr, da bei
oͤfterer Erneuerung des Anstriches diese Daͤcher wahrscheinlich auch
etwas laͤnger dauern wuͤrden, als sie gewoͤhnlich dauern.
Vergleich zweier
Branntwein-Dampfdestillirapparate.
Hr. Gall aus Trier hat uns das Werk des neuen
Dampfdestillir-Apparates mit hoͤlzernen Gefaͤßen als eine
Seltenheit angekuͤndigt, und es versiegelt um 10 fl. C. M. verkaufen
lassen. Dieses Werk, welches nur aus einigen Boͤgen besteht, begreift den
praktischen Theil von der Zusammensezung der Gefaͤße.
Hr. Kasperowski hat uͤber denselben Gegenstand gleichzeitig ein Werk
herausgegeben,Ist in allen Buchhandlungen Lembergs zu haben. Anm. d. Eins. welches aus zwei Theilen zusammengesezt, sowohl die theoretischen, als
praktischen Behandlungen enthaͤlt, und ließ es dennoch um 4 fl. C. M.
verkaufen.
Um nicht nach der Meinung der meisten gruͤbelnden Beurtheiler, welche nach
dem hohen Preise des Werkes und nach der eigenen Darstellung der Sache den
inneren Werth schaͤzen, und nicht nach der Art der sich zu anmaßenden
Wizeleien berufen glaubenden Kritiker, selben zu preisen, wollen wir nur durch
einen Vergleich, nebst arithmetischen Beweisen, den kunstverstaͤndigen
Lesern die beiden Apparate vorstellen, und die Beschaffenheit derselben
auseinandersezen.
Die Hauptabsicht beider Verfasser war: einen Apparat zum Branntweinbrennen aus
Getreide oder Erdaͤpfeln unter folgenden Bedingungen zu entwerfen:
1. Die groͤßtmoͤglichste Einfachheit, worunter verstanden wird:
a) Wenige Geraͤthe.
b) Eine fuͤr die auf dem Lande befindlichen,
weniger rutinirten Handwerker, wie moͤglich, leichte
Ausfuͤhrung.
c) Die unentbehrliche Zahl der Kraͤhne, dann
großer und kleiner Roͤhren, welche gewoͤhnlich in complicirter
Construction im Gange des Geschaͤftes beschwerlich werden.
2. Die groͤßte Wohlfeilheit.
3. Die Kuͤrze der Zeit: daß man in einer geringen Frist die Ausbeute an
Branntwein der erwuͤnschten Probe rein erhalte.
4. Die moͤglichste Ersparniß an Holz.
Was die einfachste Zusammensezung betrifft, hat Hr. Gall einen Apparat errichtet, welcher aus folgenden Theilen
besteht:
1) Der kupferne Dampfkessel in einen hoͤlzernen eingefaßt.
2) Zwei hoͤlzerne Arbeitskessel, ein Deflegmator, ein
Maischwaͤrmer, ein Reservator, zwei Kuͤhlfaͤsser mit
Schlangenroͤhren. Ein besonders eingemauerter kupferner Dampfkessel, zum
Kochen der Erdaͤpfel, oder des zur Maische noͤthigen Wassers.
Daher neun Gefaͤße zur Destillation, nebst einem Dampfkessel. Zusammen
also 10 Stuͤk.
Hr. Kasperowski hat in seinem Werke Folgendes
angezeigt:
Einen eisernen eingemauerten Dampfkessel, einen hoͤlzernen Arbeitskessel,
einen Rectificator zum Branntwein, und einen zum Weingeist, 75/100 nach Trales,
zwei Kuͤhlfaͤsser mit Schlangenroͤhren; zusammen also
fuͤnf hoͤlzerne Gefaͤße zur Destillation und einen
Dampfkessel. Das Kochen der Erdaͤpfel und der Getreidemaische geht in
zwei Stunden durch Einwirkung desselben Dampfkessels vor sich. In beiden
Apparaten erhaͤlt man den Branntwein von 50/100 und den Geist von 75/100
nach Tralles.
Hr. Gall hat in jedem Kessel eine
Sicherheitsroͤhre, und in vier Kesseln Maischruͤhrer. Außer den
Dampfroͤhren kommen noch kupferne Communicationsroͤhren in Menge
zum Vorschein. Dreißig Kraͤhne von verschiedenen Formen und
Groͤße. Mehrere große und kleine Trichter.
Hr. Kasperowski hat nur Einen Trichter zur
Nachfuͤllung des Dampfkessels, der zugleich auch als eine
Sicherheitsroͤhre zu demselben dient; außer diesem befindet sich weder
ein anderer Trichter, noch ein Maischruͤhrer darin. Auch sind nur jene
hoͤlzernen Roͤhren im Gebrauche, welche den Dampf den
Gefaͤßen zufuͤhren. Daher zaͤhlt man hier nur zehn
Kraͤhne von verschiedenen Formen.
In der Zusammensezung des Gall'schen Apparates muß man nach dessen Vorschrift, um
Branntwein von 50/100, oder den Geist von 75/100 zu erhalten, immer nach Verlauf
von 10 bis 10 Minuten, oder auf bestimmte Zeichen kalte Maische zum
Maischwaͤrmer einlassen, und mit weitwendigen Drehungen vieler
Kraͤhne sich beschaͤftigen; denn sonst koͤnnte leicht der
nicht erwuͤnschte Luter herbeigefuͤhrt werden. In wie viele
Besorgnisse wird man hier nicht durch Leute versezt, welche in diesen
Kunstgriffen nicht die noͤthige Gewandtheit besizen, und wie viele Zeit
wird nicht mit Verbesserungen versplittert!
Beim Apparate des Hrn. Kasperowski faͤllt dieß
Alles weg. Man braucht nur den Hauptdampfkrahn am Dampfkessel in die
gehoͤrige Stellung zu sezen, und keine anderen Kraͤhne zu
beruͤhren, sondern im Falle des Ueberlaufens das Feuer im Ofen zu
daͤmpfen.
Der kupferne Dampfkessel des Hrn. Gall hat vier runde
duͤnne Roͤhren, ungefaͤhr nach der Muͤndung eines
Gewehrlaufes, und sechs dreiekige aͤhnliche Roͤhren, dann
Rauch- und Waͤrmekanaͤle, schlangenfoͤrmig nach der
Flaͤche gestellt, außer einem kupfernen Rauchfang, welcher ebenfalls
schlangenfoͤrmig gefuͤhrt wird.
Wie selten trifft sich so ein Meister, der dieses ausfuͤhren und in
hoͤlzerne Gefaͤß e so einfassen
koͤnnte, daß sie vom Feuer gesichert waͤren?
Der eiserne eingemauerte Dampfkessel des Hrn. Kasperowski hat die Form eines laͤnglich vierekigen Kastens mit
drei durch die Mitte des Wassers das Feuer fuͤhrenden Roͤhren, von
42 Zoll Durchmesser. Jeder Schlosser wird im Stande seyn, so einen Kessel
auszufuͤhren, welches die Bestehung so vieler aͤhnlicher Kessel
bereits begruͤndet. Es kann doch der Zweifel eintreten, ob dieses kuͤnstliche
Gall'sche Kessel in einem groͤßeren Maßstabe dem leichten Verderben und
Ausweichen in so vielen Kruͤmmungen nicht unterliegen werde?
Die uͤbrigen Gefaͤße, welche beide Verfasser darstellen, sind von
Faßbindern verfertigt, und unterscheiden sich nur in ihrer Groͤße,
beziehen sich aber auf keine hoͤhere Kunst.
Was ferner die Zusammensezung der Gefaͤße betrifft, hat Hr. Kasperowski einem Grundsaze gemaͤß auch eine
leichtere Methode angewendet.
Welcher Apparat braucht weniger Aufwand?
Hr. Gall behauptet in seinem Werke, daß der laut
Kupfertafeln angezeigte Apparat 3000 Quart Maische, welche nach der in Preußen
uͤblichen Einmaischmethode eine Maische von 10 Korez Erdaͤpfeln
enthaͤlt, in 14 Stunden zum Branntwein verwandelt, wenn dazu noch ein
besonderer Kessel zum Daͤmpfen der Kartoffeln vorhanden ist. Wenn aber
derselbe Dampfkessel, welcher zur Destillation dient, auch die Kartoffeln
daͤmpfen soll, so koͤnnen in derselben Zeit nur 2500 Quart Maische
in Branntwein verwandelt werden.
Dieser Apparat kostet bei Hrn. Gall 650 Thaler, oder
die Bruͤche ausgelassen, 216 Dukaten. Er spricht in seinem Werke von
Apparaten zu 4000 Quart, laͤßt wenig groͤßere zu, und ich zweifle,
daß selber jemals begriffen habe, was die Aufstellung eines Apparates von 60
Korez Kartoffeln taͤglicher Einmaischung erfordert.
Nach den vom Hrn. Gall angezeigten Grundsaͤzen
ist zu ersehen, daß der nach seiner Art oben dargestellte Apparat fuͤr
2500 Quart Maische an
Kosten fuͤr
20 Korez Erdaͤpfel
333 Dukaten,
–
40
– –
533 –
–
60
– –
716 –
betraͤgt.
Die Apparate des Hrn. Kasperowski hingegen kosten nach
der Angabe in seinem Werke (wegen der runden Rechnung) 10 fl. W. W. auf drei
Thaler gerechnet, so entfallen
fuͤr 20 Korez Kartoffeln
190 Dukaten,
– 40
– –
260 –
– 60
– –
442 –
Dieser Unterschied der Auslagen ist sehr bedeutend, die unmoͤglich die
Ausbeuten an Branntwein vermehren koͤnnen.
Obgleich die Einmaische des Hrn. Kasperowski diker
ist, so sind doch die Bottige auch fuͤr duͤnnere berechnet. Die
Dauerzeit beider Apparate ist dieselbe, denn die Gefaͤße der Brennerei
sind in Hinsicht des Materiales fast gleich.
Was die Zeit betrifft.
Herr Gall treibt den Branntwein von 50/100 nach
Tralles aus jeder Quantitaͤt der Maische binnen 14 Stunden aus, und Hrn.
Kasperowski treibt selben binnen 7–8
Stunden, indem er zwei Mal den Kessel mit der Maische von 30 Korez anlegt. Will
man aber den Branntwein von einem hoͤhern Grade gewinnen, so wird beim
Gall'schen Apparate mehr Zeit erfordert, ja
– das Treiben des Spiritus wird von ihm gar
nicht angerathen. In dem Apparate des Hrn. Kasperowski wird hingegen der Spiritus in
acht Stunden gewonnen.
Man kann fernerhin behaupten, daß, wenn Jemand mit dem Apparate des Hrn. Kasperowski die Maische binnen 14 Stunden
taͤglich abtreiben wollte, so waͤre man im Stande drei Kessel
Maische abzutreiben, und es eruͤbrigten dennoch nach Hrn. Gall's Zeitrechnung zwei volle Stunden. Auf diese Art
koͤnnte man daher um den dritten Theil mehr Kartoffeln durch die ganze
Betriebzeit in Branntwein verwandeln: oder, mit einem Apparate von 40 Korez
Kartoffeln, wenn er drei Kessel zu 20 Korez in 12 Stunden abtreibt,
wuͤrden 60 Korez Kartoffel bald in der naͤmlichen Zeit, als jener
des Hrn. Gall abtreiben, wodurch) sich der
Unterschied hinsichtlich des, zu gedachtem Aufwande erforderlichen Kapitals noch
deutlicher erweiset, indem man mit einem Kapital von 216 Dukaten dasselbe
erwirkt, wozu Hr. Gall 716 Dukaten braucht.
Was die Reinheit des Branntweines anbelangt, bedarf keiner besonderen
Erwaͤhnung, da beide Apparate aus hoͤlzernen Gefaͤßen
bestehen, jedoch kann bei Hrn. Gall's Apparat, wegen
der vielen Roͤhren und kupfernen Rectificatoren, sich leicht eine
Saͤure bilden, und hiedurch ein Fuselgeruch unmittelbar entgehen.
In Betreff des Heizens.
Hr. Gall gibt nirgends eine numerische Anzahl des
ersparten Holzes an, und gesteht doch, daß er zum Kochen der Kartoffeln durch
Dampf, und zur Getreide-Einmaische außer dem zur Destillation bestimmten
Kessel, noch einen besonderen braucht.
Es ist daher nicht einleuchtend, wie zwei Feueranlegungen, von denen eine durch
14 Stunden erhalten werden muß, eine Ersparniß an Holz befoͤrdern
koͤnnten. Wir erwarten es in einem vielleicht nachfolgenden Werke. Herr
Kasperowski hingegen sagt in seinem Werke, daß
der taͤgliche Aufwand an Holz zum Kochen von 60 Korez Kartoffeln, zum
Abtreiben derselben und weiterem Gebrauche der Brennerei sich auf 3/4
Kubikklafter nach dem polnischen Maße belaufe.
Alle in Galizien bestehenden Apparate dieser Art, deren Groͤße wohl
schwerlich wo aufzuweisen ist, deren innerer Gehalt und zwekdienlichste
Wirkungen sich fortwaͤhrend guͤnstig erhalten, machen Hrn. Kasperowski alle Anpreisungen und Verbindungen
eminenter Producirungen in dem in Rede stehenden Fache entbehrlich, die Hr. Gall jedoch sorgsam in seinem Werke anzubringen
wußte, welche jedoch den wissenschaftlichen Kenner hierin niemals tauschen
koͤnnen, solcher vielmehr hiedurch nur aufgefordert wird, als
uneigennuͤziger Verehrer des Fortschreitend im Wissen und der Industrie
die mit ihm gleichfuͤhlenden Freunde derselben auf derlei
Kunst-Raketen und Schwaͤrmer aufmerksam zu machen.
Uebrigens wird sich mancher uͤber das Vorurtheil erheben, daß man nur im
Auslande etwas Nuͤzliches vollfuͤhren koͤnne, wenn er sich
von der Vortrefflichkeit, so wie von den zu erzielenden Vortheilen, die sowohl
der Auslaͤnder, als der Inlaͤnder dem Publicum
uͤberliefert, gehoͤrig uͤberzeugt hat.
Auch muß man die feste Ueberzeugung haben, daß die Ausbeute an Branntwein nicht
von der Gestalt des Apparates abhaͤnge, indem selbe nur von der Maische
und aus den durch Fermentation entwikelten geistigen Theilen gewonnen wird,
woraus sich denn fuͤglich der Schluß ergibt, daß die Ersparniß bei
Anschaffung des Apparates den Gewinn vermehrt.
Ueber die Chronometer, welche im J. 1831 zu Greenwich Preise
erhielten.
Den besten Beweis fuͤr den guten Einfluß, welchen die Belohnungen und Preise,
die die englische Regierung fuͤr Verbesserungen und Fortschritte in den
Kuͤnsten und Wissenschaften ertheilt, auf die wirkliche Hebung derselben
aͤußert, erhellt, wie das Philosophical Magazine
April 1832 S. 349 sagt, neuerdings auffallend aus den Chronometerproben, die im J.
1831 auf dem koͤniglichen Observatorium angestellt wurden. Es ist wohl
Jedermann bekannt, daß die Admiralitaͤt jaͤhrlich den Verfertigern
jener 3 Chronometer, die in einer bestimmten Zeit die geringste Abweichung von der
mittleren Zeit geben, Preise fuͤr ihre Verdienste und sorgfaͤltigen
Arbeiten ertheilt. Das Jahr 1831 ist nun das neunte Jahr, in welchem diese
Preisbewerbung und Ertheilung Statt findet. Vergleicht man die Resultate, die sich
im Laufe dieser 9 Jahre ergaben, so wird man den sichersten Ueberblik uͤber
die allmaͤhlichen Fortschritte, die in der Kunst Chronometer zu verfertigen,
gemacht wurden, erhalten.
Im Jahr 1831 erhielten folgende 3 Kuͤnstler die Preise fuͤr
Instrumente, deren Abweichungen von dem koͤniglichen Astronomen durch die
beigefuͤgte, sogenannte Probenummer bestimmt wurden.
1. Hr. Cotterell, Oxford Street2. Hr. Frodsham
jun., Change Alley3. Hr. Webster, Cornhill
2'',933,653,73
Probenummer
Die wirkliche Abweichung in dem Gange dieser Chronometer waͤhrend eines Jahres
betraͤgt jedoch nicht eine Secunde Zeit,- eine Genauigkeit, die bisher
noch von keinem der 500 Chronometer, die um die Preise concurrirten, erreicht wurde!
Diese Genauigkeit ist wirklich so groß, daß ein Seefahrer mit einem jeden dieser
Chronometer eine Reise um die Welt haͤtte machen koͤnnen, an deren
Ende die Abweichung in der Laͤnge weniger als eine Meile benagen haben
wuͤrde. Die Abweichung in dem Gange betraͤgt naͤmlich
an Hrn.
Cotterell's Chronometer
0'',70
Frodsham's –
0,86
Webster's
0,89,
was fuͤr das ganze Jahr eine Abweichung von 19/100
einer Secunde gibt.
Zum Vergleiche fuͤgen wir hier noch die Resultate bei, welche sich bei den in
den lezten acht Jahren angestellten Proben ergaben.
1823
Erster Preis
11''29
Zweiter –
12,87
1824
Erster –
4,44
Zweiter –
6,84
1825
Erster –
5,44
Zweiter –
6,12
1826
Erster –
2,62
Zweiter –
3,46
1827
Erster –
4,68
Zweiter –
5,65
1828
Erster –
4,41
Zweiter –
4,52
1829
Erster –
2,27
Zweiter –
3,80
Dritter –
4,00
1830
Erster –
3,59
Zweiter –
4,04
Dritter –
4,34
Neue, von Hrn. Petit erfundene
Gold-Farbe.
Schon seit langer Zeit suchte man eine Art von Vergoldung ohne Anwendung von
Goldblaͤttchen hervorzubringen. Das vergoldete Leder, welches man ehemals in
der Tapezierkunst anwendete, hatte meistens nur eine falsche Vergoldung, die aus
Silber- oder gar aus Zinn-Blaͤttchen bestand, auf die ein
gelber Firniß aufgetragen wurde. In einigen Gegenden Italiens bedient man sich noch
fortwaͤhrend dieser Methode zur Verzierung der Moͤbel; man muß
gestehen, daß sie, wenn sie sorgfaͤltig angewendet wird, auch keine schlechte
Wirkung macht. Alle bekannten Arten von falscher Vergoldung werden aber nach dem
Berichte des Hrn. Mérimée im Bulletin de la Société d'encouragement von
jener uͤbertroffen, die Hr. Petit,
Perlen-Fabrikant zu Paris, rue Saint Martin Nro.
193 erfand, und die selbst das geuͤbteste Kennerauge im ersten Augenblike
nicht von einer wahren Vergoldung zu unterscheiden vermag. Die Gold-Farbe des
Herrn Petit gibt nur ein mattes Gold, welches auch durch
den Polir-Stahl keinen Glanz erhaͤlt; man muß daher an jenen Stellen,
die brunirt werden sollen, Gold-Blaͤttchen auslegen. Die Substanz, mit
welcher Hr. Petit die Vergoldung nachahmt, wird nicht
angegeben, sie ist auch nicht neu, sondern wurde bereits hierzu benuzt, nur nicht in
solcher Menge und in solcher Art. Alles was aus dem Berichte des Hrn. Mérimée hervorgeht, ist, daß eine Farbe mit
dem Pinsel auf den weißen Leimgrund, der vorher mit einer Schichte einer gelben
Farbe uͤberzogen worden, aufgetragen wird.
Ueber Hrn. Hoyau's
Haͤftel-Fabrik zu Paris.
Hr. Hoyau, Mechaniker zu Paris, rue
Jean-Robert, Nro. 17, ließ sich vor mehreren Jahren ein Patent auf
eine Maschine zur Haͤftel-Fabrication geben, uͤber welche Hr.
Francoeur der Société d'encouragement schon vor laͤngerer Zeit
einen guͤnstigen Bericht erstattete. Da nun aber die Fabrik des Herrn Hoyau seither mehrere Verbesserungen erhalten, und
bedeutend an Ausdehnung gewonnen hat, so erstattete Hr. Francoeur im Bulletin de la Société
d'encouragement, Maͤrz 1832, S. 90 einen Bericht, aus welchem wir
Folgendes ausheben.
Die Maschine des Hrn. Hoyau befindet sich in einem kleinen
Zimmer; ein einziger Arbeiter treibt dieselbe vom Morgen bis zum Abende, ohne dabei
mehr als den vierten Theil seiner Kraft anzuwenden. Die Hauptwelle sezt 18 Maschinen
in Bewegung. Ein
zweiter Arbeiter unterhalt die Maschinen und bessert dieselben aus; ein dritter
endlich windet den Draht auf die Speise-Trommeln auf, und haͤlt die
Aufsicht uͤber die Arbeit der einzelnen Theile. – Fruͤher
wurden nur 7 verschiedene Nummern von Hafteln in Hrn. Hoyau's Fabrik verfertigt, gegenwaͤrtig verfertigt man deren 14,
worunter abgeplattete und nicht abgeplattete. Gewoͤhnlich wird Draht aus
Rosettenkupfer oder Messing, der durch Zusezung hydrochlorsauren Silbers versilbert
worden, angewendet; doch verfertigt man auch welche aus versilbertem, und durch das
Zieheisen gelaufenem Kupferdrahte, der aus Lyon bezogen wird. Eden so werden Hafteln
aus geschwaͤrztem Eisen, so wie verzinnte, und im Feuer bronzirte Hafteln
erzeugt.
Die Fabrik des Hrn. Hoyau besteht seit dem J. 1827; ihre
Fabrikate beliefen sich damals des Jahres auf einen Werth von 12,000 Franken;
gegenwaͤrtig erzeugt sie jaͤhrlich fuͤr 70,000 Franken, so daß
diese Fabrik allein innerhalb 4 Jahren fuͤr 400,000 Franken Hafteln
fabricirte. Die Folge hiervon ist, daß Frankreich, welches fruͤher kaum
seinen eigenen Bedarf an Hafteln erzeugte, gegenwaͤrtig nicht nur seinen weit
erhoͤhten Bedarf dekt, sondern auch auf allen fremden Markten die Concurrenz
mit den englischen und deutschen Fabriken auszuhalten vermag. Vormals wurden in
Frankreich hoͤchstens fuͤr 300,000 Franken Hafteln erzeugt;
gegenwaͤrtig werden jaͤhrlich fuͤr eine Million verfertigt: ein
sicherer Beweis, daß der Staat keinen, scheinbar auch noch so unbedeutenden
Fabrikationszweig mit Geringschaͤzung behandeln darf. Die Errichtung,
Unterhaltung und Verbesserung der Maschine des Hrn. Hoyau
erheischten ein Capital von 35,000 Fr., und mit dieser geringen Summe war er im
Stande, innerhalb 4 Jahren Fabrikate von einem Werthe von 400,000 Fr. zu schaffen,
und seine Fabrik dahin zu bringen, daß sie gegenwaͤrtig jedes Jahr
fuͤr 300,000 Franken Waare zu liefern im Stande ist. Die ganze Fabrik
beschaͤftigt gegenwaͤrtig zwischen 50 und 70 Arbeiter und Kinder. Die
Hafteln werden nach der Mark oder nach dem Viertel-Kilogramme verkauft. Die
Preise der Haͤfteln aus versilbertem Messingdrahte wechseln nach den Nummern
zwischen 1 Fr. und 1 Fr. 40 Centim.; sie sind mithin in Folge der Verbesserungen,
die Hr. Hoyau in seiner Fabrik anbrachte, um 33 per Cent
wohlfeiler geworden. Der Berichterstatter schlug vor, Hrn. Hoyau, der sich schon durch verschiedene Arbeiten und Unternehmungen um
die Industrie Frankreichs hoch verdient gemacht hat, und der eines der
thaͤtigsten Mitglieder der Société
d'encouragement ist, in Anerkennung seiner Verdienste eine Medaille zu
verleihen.
Maschine zur Verfertigung von Schiebfenstern.
Carl Thompson von Poughkeepsie, Dutchess County,
New-York ließ sich am 6. December 1830 ein Patent auf eine Maschine zur
Verfertigung von Schiebfenstern geben, an welcher eine Maschine zum Sagen und
Spalten der Bretter, eine Maschine zum Hobeln, Streichen und Ausriefen, eine
Maschine zum Saͤgen der Zapfen, eine Maschine zur Verfertigung der
Zapfenloͤcher, eine Maschine zum Saͤgen der Fensterpfosten und
Schwalbenschwaͤnze, und eine Maschine zum Ausfalzen mit einander verbunden
sind. Das Repertory of Patent-Inventions Mai 1818
S. 274 gibt jedoch keine weitere Nachricht uͤber diese complicirte Maschine,
sondern bemerkt bloß, daß die Sage eine kreisfoͤrmige ist, daß die
Hin- und Her-Bewegung der Flaͤchen durch eine Hebelbewegung
hervorgebracht wird, waͤhrend die Maschinerie selbst durch Trommeln und
Laufriemen getrieben wird.
Neue Methode Stahlwasser zu bereiten.
Wenn man mehrere Silberstuͤke und Eisenplatten abwechselnd uͤber
einander legt, und diese Saͤule dann in Wasser untertaucht, so erhaͤlt
das Wasser hierdurch schnell einen eisenartigen Geschmak und eine gelbliche Farbe,
und innerhalb 24 Stunden zeigen sich in Folge der galvanischen Wirkung sogar Floken
von Eisenoxyd. Das Mechanics' Magazine N. 460 S. 143
empfiehlt diese Methode zur Verfertigung von Stahlwassern. Es bemerkt, daß Kupfer
dieselben Dienste leisten wuͤrde, wie Silber ist aber doch noch so klug und
so menschlich zugleich auch zu sagen, daß das Kupfer wohl auch hie und da oxydirt
und aufgeloͤst werden duͤrfte, und dann das Wasser vergiften
koͤnnte.
Weißer Schellak.
Die Fabrik J. A. Karuth und Comp. in Breslau fabrizirte einen weißen Schellak, der alle guten Eigenschaften des besten orangefarbenen
hat, und durch seine Farblosigkeit sich noch vor diesem auszeichnet. Eben so
loͤst et sich vollkommener als jeder andere Schellak und ohne Bodensaz in
gewoͤhnlichen Brennspiritus auf. Er dient daher vorzugsweise zur Politur
weißer oder leichter Moͤbel. Ferner zum Lakiren von Zinn-,
Messing- und Stahlarbeiten, indem der Firniß, auf das erwaͤrmte Metall
aufgetragen, einen sehr fest haftenden Ueberzug bildet, der die Farbe und den Glanz
des Metalls unveraͤndert durchschimmern laͤßt. Mit Mastix und anderen
weißen Firnißarten laͤßt sich dieser Schellakfirniß mischen und kann daher
als ein wichtiges Verbesserungsmittel dieser dienen.
Mit 1 Theil venetianischem Terpenthin lassen sich 2 Theile des weißen Schellaks sehr
gut zusammenschmelzen und liefern dann ein Siegellak, das wie Bernstein aussieht,
und uͤber der Lichtflamme vorsichtig geschmolzen
(nicht angezuͤndet) ein eben solches durchsichtiges Siegel gibt. Sezt man zu
diesem Gemisch Zinnober, nicht viel weniger, als bei Anwendung des
gewoͤhnlichen Schellaks, so erhaͤlt man ein sehr schoͤnes und
reines Roth. Eben so ist es mit allen anderen Farben, so daß es mittelst dieses
Schellaks moͤglich ist, Siegellak von allen Farben und auch in sehr zarten
Nuancen darzustellen.
Wer sich direkt an die Fabrik in Breslau wendet, erhaͤlt einen bedeutenden
Rabatt, und Bestellungen auf groͤßere Quantitaͤten werden mit
groͤßter Schnelligkeit effectuirt.
Shermann's Patent-Sattel.
Die Verbesserungen, auf welche sich Levi Shermann zu
Bridgeport, Connecticut, am 18. Januar 1831 ein Patent ertheilen ließ, bestehen
lediglich darin, daß verschiedene Theile an dem Sattel angenagelt, statt
angenaͤht werden. Das Anspannen des Zeuges geschieht auf die
gewoͤhnliche Weise. Die Stege wird uͤberzogen und angenagelt. Die
Einfassung wird an die Seitenstuͤke angenagelt. Darin besteht die ganze
amerikanische Erfindung. Unsere deutschen Sattler haben, so viel wir wissen, dieses
Annageln verschiedener Theile der Saͤttel statt des Annaͤhens schon
seit alten Zeiten geuͤbt, und es abwechselnd aufgegeben und wieder
angenommen.
Ueber den Bau der Aracacha-Wurzel.
Die Versuche, welche in Montpellier, Genf und Fromont mit dem Baue der
Aracacha-Wurzel (die in Columbien bekanntlich sowohl wegen ihres Geschmakes,
als wegen ihrer hoͤchst leichten Verdaulichkeit den Erdaͤpfeln
vorgezogen wird), angestellt wurden, sollen dem Recueil
industriel zu Folge gut ausgefallen seyn, so daß man hofft, daß diese
nuͤzliche Pflanze in dem suͤdlichen Departements bald acclimatisirt
seyn wird. Die Aracacha waͤchst naͤmlich in America zwar zwischen den
Wendekreisen, allein in Gegenden, die so hoch gelegen sind, daß deren mittlere
Temperatur nicht uͤber 18° R. betraͤgt. Um Bogota, dessen
mittlere Temperatur auch nur, 18° R. betraͤgt, baut man sie in einem
leichten Boden, in welchen die Wurzeln in einer Entfernung von 15 bis 18 Zoll von
einander zu liegen kommen. Wenn die Wurzeltruͤbe uͤber der Erde
erscheinen, werden die Stoͤke eben so behandelt, wie die
Erdaͤpfelpflanzen. So wie die Pflanze in die Bluͤthe treibt, werden
die Blumen abgeknikt, indem die Wurzeln groͤßer und besser werden sollen,
wenn man die Stoͤke nicht bluͤhen laͤßt. – Die
Englaͤnder wollen nun auch Versuche mit dem Aracacha-Baue machen,
werden aber wohl kaum so gluͤklich seyn, als die. Franzosen, da Nebel und
Feuchtigkeit der Luft und des Bodens diesem Gewaͤchse nicht
zutraͤglich zu seyn scheinen. Das Klima von Italien duͤrfte besser
fuͤr dieselbe geeignet seyn.
Ueber das Pflanzen der Palmensamen in Treibhaͤusern von
Dr. Lhatsky.
Es ist eine altgegruͤndete Klage der europaͤischen Gaͤrtner, daß
Palmensamen durchaus nicht aufgehen wollen, und man hat dieß bis jezt allgemein dem
zugeschrieben, daß
waͤhrend der Ueberfahrt, die naͤmlichen Bestandtheile des Kerns ranzig
werden. Mir scheint diese Ursache nur sehr einseitig und zeitweilig zu gelten, wogegen die ohne alle Vorrichtung verladenen, und
jezt so haͤufig gegessenen, guten Kerne der
gemeinen Kokospalme einen bedeutenden Einwurf abgeben. Anderseitig habe ich hier zu
Lande auch deutlich gesehen, daß Palmen, welche sich alljaͤhrig des reichsten
Fruchtstandes erfreuen, doch nur immer vereinzelt wachsen, und daher eigentliche
Palmenwaͤlder immer zu den seltensten
gehoͤren. Dieß fuͤhrt nothwendig auf die Idee, daß das Aufgehen der
Palmensamen auch in ihrem Himmelsboden irgend ein natuͤrliches Hinderniß
finden muͤsse. Unstreitig ist dieß die bedeutende Menge von Feuchtigkeit, die
diese hartschaligen Fruͤchte erfordern, wenn ihr Pericarpium sich
oͤffnen und der Embryo aus demselben entwikelt werden soll. Fallen daher die
Kerne auf irgend eine von Natur trokene Stelle, oder ist das Jahr nicht
gehoͤrig naß, so koͤnnen sich derlei Kerne nicht entwikeln. Dieß
moͤchte schon langeher dasjenige Verfahren herbeigefuͤhrt haben,
welches Rheede in seiner hort. malab, erzaͤhlt,
daß naͤmlich die Indier die Palmensamen in einen Brei von zerstoßenen Schneken legen, um ihre Keimkraft
thaͤtig zu machen. Welche Gruͤnde gerade fuͤr diese Substanz sprechen, laͤßt sich jezt noch
schwer entscheiden; aber ich glaube, daß nach diesen Analogien der Natur und
fruͤherer Erfahrung die europaͤischen Gaͤrtner sich nicht mehr
mit der bis jezt gangbaren Behandlungsweise der Palmsamen
begnuͤgen sollten. Ob etwa die genannten Schneken, Mistjauche, Mist selbst,
laues Wasser oder was sonst anzuwenden sey, mußte versucht werden, aber ich bin
uͤberzeugt, daß durch ein aͤhnliches Verfahren Palmensamen und viele
aͤhnliche aufgehen werden, die man wegen gaͤnzlichen Mißlingens bis
jezt als unangenehme Objecte der Samensendungen angesehen hat. – Rio de
Janeiro, 3 Maͤrz 1832.
Einige Vorsichtsmaßregeln beim Ruͤbenbaue.
Hr. Berry in England gehoͤrt zu denjenigen
Oekonomen, die den Ruͤbenbau mit dem gluͤklichsten Erfolge treiben,
und die daher im Stande sind, die gediegensten Aufschluͤsse uͤber
denselben zu geben. Das Repertory of
Patent-Inventions Junius 1832 S. 347 enthaͤlt einige wenige
Notizen in dieser Hinsicht, die wir hier gleichfalls mittheilen wollen. Die
Samenhaͤndler mischen gewoͤhnlich den Ruͤbensamen mehrerer
Jahre unter einander, und die Folge hievon ist, daß die Pflanzen, wegen der durch
die Laͤnge der Zeit verschieden modificirten Keimkraft, sehr ungleich
aufgehen, ungleich wachsen, und leichter von den Ruͤben-,
Schmetterlings-Raupen zerstoͤrt werden. Man soll daher nach Hrn. Berry's Meinung immer nur Samen von einem Jahrgange
bauen; denn dann wird der Wachsthum gleichfoͤrmig seyn, und die Pflanzen
werden wegen ihrer groͤßeren Menge den Raupen eher entgehen. Ferner
raͤth er die Ruͤben dik zu saͤen, und sie lieber spaͤter
auszuschneiden. Endlich soll unmittelbar nach dem Einpfluͤgen des
Duͤngers der Same gesaͤet werden, indem dadurch der Boden
laͤnger feucht erhalten wird. Was das Einweichen der Samen in Wasser vor dem
Anbauen derselben betrifft, so haͤlt er es bei regnerischem Wetter
fuͤr besser, die Samen einzuweichen; bei troknem, heißem Wetter hingegen
glaubt er, daß man dieselben troken bauen soll, indem der Abstand zwischen der
Feuchtigkeit' des Wassers und der troknen Luft zu groß ist, so daß die Pflanzen
schon beim Aufgehen gelb und krank werden.
Wie gefrorne Erdaͤpfel vor dem Verderben zu retten
sind.
Man hat in Cumberland die alte Erfahrung bestaͤtigt gefunden, und als eine
neue Entdekung bekannt gemacht, daß Erdaͤpfel, welche in den Gruben, in denen
man sie gewoͤhnlich aufbewahrt, froren, gar keinen Nachtheil erleiden, wenn
man sie in diesen Gruben laͤßt, bis sie bei Eintritt von milderem Wetter nach
und nach selbst wieder aufthauen. So wie man hingegen solche gefrorne
Erdaͤpfel fruͤher an die Luft bringt, sind sie unwiederbringlich
verloren. (Aus dem Repertory of
Patent-Inventions. Junius 1832, S. 352.)
Fairnbairn's Vorschlag zur Vereinigung von Irland und
Schottland durch einen Damm.
Hr. Fairbairn hat in dem Februarhefte des United Service Journal einen Plan zu einer
Land-Communication zwischen England und Irland vorgelegt, welcher von
mehreren Seiten mit Beifall, von der Mehrzahl mit Achselzuken aufgenommen, und von
Vielen geradezu fuͤr eine Tollhaͤusler-Idee erklaͤrt
wurde. Die Sache ist auf jeden Fall so sonderbar, daß eine kurze Darstellung
derselben unseren Lesern nicht unwillkommen seyn wird. Hr. F. will eine
beabsichtigte Land-Communication zwischen Donaghadee und Portpatrick im
Westen von Schottland errichtet wissen, da hier die Breite des Canales nur 15 engl.
Meilen (3,26 deutsche Meilen) betraͤgt, wovon 1 1/2 Meilen bereits durch die
Copeland-Inseln ausgefuͤllt sind. Die Tiefe der See zwischen Irland
und den Copeland-Inseln betraͤgt nirgends uͤber 8 Faden oder
Klafter, zwischen den Inseln und Schottland hingegen 30–40, und in der Mitte
selbst 93 Faden! Die Verbindung der beide Inseln, Irland und Schottland, will Hr. F.
durch einen Damm herstellen, zu welchem ihm die felsigen Ufer Schottlands
hinreichende und leicht herbeizuschaffende Steinmassen darzubieten scheinen, und der
nach seiner Meinung kein Hinderniß fuͤr die Schifffahrt darbieten
wuͤrde. Ueber diesen Damm soll eine Eisenbahn gelegt werden, die mit der
projectirten Eisenbahn von Carlisle nach Newcastle und von Carlisle nach Manchester
zusammentreffen koͤnnte. Auf diesem Wege koͤnnten nach Hrn. F's
Berechnungen Menschen, Thiere, Getreide und andere Producte in Einem Tage in die
bevoͤlkertsten Fabrikdistricte Englands und selbst bis London gelangen. Die
Entfernung zwischen Dublin und London wuͤrde naͤmlich auf diesem Wege
480 engl. Meilen (104,3 deutsche Meilen) betragen, so daß man, die Schnelligkeit der
Dampfwagen auf den Eisenbahnen zu 40 Meilen in einer Stunde gerechnet, in 12 Stunden
von Dublin nach London gelangen koͤnnte! Die Kosten einer solchen Fahrt
wuͤrden, da nach Hrn. Stephenson's Berechnungen
die Auslagen fuͤr einen Dampfwagen durch eine Taxe von 3 Pence (9 kr.)
fuͤr 30 Meilen gebebt sind, nicht mehr als 4 Schillings (2 fl. 24 kr.)
betragen! Zur Ausfuͤhrung dieses riesenhaften Unternehmens will Hr. F. die
Straͤflinge benuzt wissen, da bei diesen die Arbeit am wohlfeilsten zu stehen
kommt, und da ihnen uͤberdieß diese Arbeit gesuͤnder seyn
wuͤrde, als irgend eine andere. 20,000 Straͤflinge haͤlt er
fuͤr hinreichend zur Verrichtung saͤmmtlicher Arbeiten. Die Auslagen
wuͤrden großen Theils gedekt werden, wenn man die 110,000 Pfd. Sterl., die
jaͤhrlich auf den Transport der Straͤflinge nach Neu-Holland
verwendet werden, und die Kosten, die die Strafanstalten in England, Schottland und
Irland verursachen, auf diesen Zwek verwendete, der mit der Zeit auch bedeutende
Renten an Zoll abwerfen koͤnnte. – Wir wiederholen, daß wir diesen
Vorschlag nur als ein Curiosum mittheilen, und erlauben uns nur, bei dieser
Gelegenheit wiederholt auf die Benuzung der Straͤflinge zur Errichtung
großartiger Unternehmungen, die dem ganzen Lande zum Nuzen gereichen koͤnnten
und muͤßten, aufmerksam zu machen. Um wie viel besser waͤre es z.B.
wenn man unsere Straͤflinge zum Graben von Canaͤlen verwendete, statt
daß man sie zu Arbeiten zwingt, zu denen sie kein Geschik haben, bei denen ihre
Gesundheit leidet, durch die folglich ihre Straft viel groͤßer wird, als sie
den Gesezen nach werden sollte, fuͤr deren Ausuͤbung andere ehrliche
Staatsbuͤrger Auflagen zahlen muͤssen, und durch deren Betrieb, wenn
sie die Regierungen gehoͤrig verstuͤnden, notwendig die meisten
kleineren aͤhnlichen Fabriken niedergelegt werden muͤßten!
Mittel gegen Baumwanzen.
Als eines der besten Mittel gegen die Baumwanzen an Apfelbaͤumen wird im Gardener's Magazine empfohlen, die Rinde der
Baͤume mit einem innigen Gemenge von Oel und Nuß einzureiben.