Titel: | Ueber einen Sicherheitsapparat für Dampfbothe, welcher in einer Verbindung der schmelzbaren Metallscheiben mit der gewöhnlichen Sicherheitsklappe besteht. Von A. D. Bache, Professor der Naturgeschichte und Chemie an der Universität zu Pennsylvanien. |
Fundstelle: | Band 45, Jahrgang 1832, Nr. XIX., S. 82 |
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XIX.
Ueber einen Sicherheitsapparat fuͤr
Dampfbothe, welcher in einer Verbindung der schmelzbaren Metallscheiben mit der
gewoͤhnlichen Sicherheitsklappe besteht. Von A. D. Bache, Professor der Naturgeschichte und
Chemie an der Universitaͤt zu Pennsylvanien.
Aus dem Franklin Journal im Repertory of
Patent-Inventions. Junius 1832, S. 357.
(Im
Auszuge.)
Bache, uͤber einen Sicherheitsapparat fuͤr
Dampfbothe.
Die Erfahrung hat erwiesen, daß wir an den schmelzbaren Metallplatten fuͤr
jene Dampfmaschinen, die sich an einem unbeweglich bleibenden Orte befinden, ein
ziemlich zuverlaͤssiges Mittel gegen die Explosionen der Kessel aus den
gewoͤhnlichen Ursachen, so wie gegen das Bersten derselben, welches durch
eine zufaͤllige Stoͤrung der Taͤtigkeit der
gewoͤhnlichen Sicherheitsklappen erfolgt, besizen. Der unendliche Werth
dieser Erfindung waͤre jedoch noch weit groͤßer, wenn sie sich auch an
den Dampfkesseln der Dampfbothe anbringen ließe; da naͤmlich diese Platten
ganz außer der Willkuͤr des Maschinisten liegen, so wuͤrde jeder
Versuch von seiner Seite den Druk des Dampfes zu erhoͤhen, oder jede
Stoͤrung in der Speisung des Kessels dem Capitaͤne des Schiffes
sowohl, als den Reisenden, sogleich durch das geraͤuschvolle
Ausstroͤmen des Dampfes durch die geschmolzenen Stellen der Platte bekannt
werden. Wiese man den schmelzbaren Metallplatten vollends erst eine solche Stelle an
dem Kessel an, daß die Reisenden dieselben beobachten koͤnnen, so
wuͤrde auch der einzige moͤgliche Unterschleif, das Abkuͤhlen
derselben mit kaltem Wasser, welches in Frankreich einige Male geschah, zu Nichte
gemacht werden.
Der Grund, aus welchem sich diese schmelzbaren Metallplatten jedoch nicht fuͤr
die Kessel der Dampfbothe eignen, ist Jedermann einleuchtend. Wenn naͤmlich
die Platte schmilzt, so muß aller Dampf aus dem Kessel entweichen, und der Kessel
selbst beinahe abkuͤhlen, ehe die Platte wieder durch eine neue ersezt werden
kann. Dadurch wird natuͤrlich das Schiff fuͤr laͤngere oder
kuͤrzere Zeit seiner Triebkraft beraubt, und diese Beraubung muß dasselbe
offenbar in sehr vielen Faͤllen in groͤßere Gefahr bringen, als ihm
ein etwas groͤßerer Druk des Dampfes bringen wuͤrde.
Ich will nun versuchen ein Mittel gegen diesen Mangel anzugeben, ein Mittel, welches sich sowohl
durch seine Einfachheit, als durch seine leichte Anwendbarkeit auszuzeichnen
scheint. Die von mir vorgeschlagene Methode besteht in einer Verbindung der
schmelzbaren Metallscheibe mit der gewoͤhnlichen Sicherheitsklappe. Nach
meiner Meinung soll naͤmlich auf die schmelzbare Metallscheibe, die an jener
Stelle des Kessels, welche am weitesten von der directen Einwirkung der Flamme
entfernt ist, auf eine in dem Kessel angebrachte Oeffnung von gehoͤriger
Groͤße gelegt wird, ein hohler Cylinder gesezt werden, dessen Durchmesser
groͤßer ist, als jener der Oeffnung, und dessen Basis sich auf die
Raͤnder der Platte stemmt, waͤhrend das obere Ende desselben zur
Aufnahme einer kegelfoͤrmigen oder flachen Klappe von gewoͤhnlicher
Art eingerichtet ist. Diese Klappe soll gewoͤhnlich offen seyn, und nur wenn
der Austritt des Dampfes gehindert werden soll, mittelst eines Hebels
herabgedruͤkt werden.
Der ganze Apparat soll eine solche Lage bekommen, daß ihn alle auf dem Schiffe
befindlichen Individuen beobachten koͤnnen; Jedermann wird dann wissen, daß
Alles in Ordnung ist, so lang der Hebel, an welchem sich die Klappe befindet,
gehoben ist. Der Hebel wird durch eine von Pfosten getragene Querstange, an welcher
eine mit einem Vorhangschlosse versehene, starke Kette befestigt ist, gehoben
erhalten. Der Capitaͤn allein hat den Schluͤssel zu diesem Schlosse,
so daß daher nur er den Hebel herablassen, und die Klappe schließen kann.
Wenn bei dieser Einrichtung der Dampf oder der Kessel bis zum Schmelzpunkte der
schmelzbaren Metallscheibe erhizt wird, so stroͤmt der Dampf mit solchem
Geraͤusche aus dem Cylinder, daß selbst bei Nacht der Capitaͤn und die
Reisenden dadurch gewekt werden muͤssen. Wenn nun in einem solchen Falle
durch das Entweichen des Dampfes und das dadurch erfolgende Stillstehen der Maschine
kein Nachtheil entsteht, so kann man dasselbe zur Vorsicht dulden, obschon es nicht
durchaus noͤthig ist, da die Temperatur, bei welcher die Schmelzung erfolgt,
noch weit unter jener steht, die zu einer Explosion noͤthig ist. Ist die
Platte geschmolzen, und hat das Entweichen des Dampfes die Aufmerksamkeit des
Maschinisten und der anderen Individuen auf sich gezogen, so wird sich zeigen, ob
die Schmelzung in Folge einer Anhaͤufung von Dampf oder durch Mangel an
Speisung des Kessels mit Wasser erfolgte. Faͤnde man, daß das Wasser unter
dem gewoͤhnlichen Niveau stuͤnde, so kann man ohne alle Gefahr Wasser
in den Kessel bringen.
Zu groͤßerer Sicherheit kann man an dem Kessel auch noch eine zweite
schmelzbare Metallscheibe anbringen, welche bei einer um 20° F.
hoͤheren Temperatur als die erstere schmelzen wuͤrde, und welche daher
in Dienst treten
koͤnnte, wenn die erste Platte einen Unfall erlitten hat.
Ich bin uͤberzeugt, daß durch diese schmelzbaren Platten oder Scheiben die
Wachsamkeit der Maschinisten sehr erhoͤht werden wird, indem die
Unachtsamkelten derselben und deren Folgen auf diese Weise weit leichter und sichrer
entdekt und bekannt werden koͤnnenUnsere Leser werden gefunden haben, daß die Methode des Hrn. Bache mit jener des Hrn. Séguier zusammenfaͤllt, der die schmelzbaren
Scheiben an Roͤhren anbringt, die von dem Kessel ausgehen, und deren
Communication mit dem Kessel durch einen Sperrhahn oder durch eine Klappe
unterbrochen werden kann. A. d. Ueb..