Titel: | Ueber tragbare, und schnell anwendbare Bäder von heißer Luft oder Dampf. Von G. Desormeaux, Arzt und Chirurg zu Islington. |
Fundstelle: | Band 45, Jahrgang 1832, Nr. XXVII., S. 95 |
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XXVII.
Ueber tragbare, und schnell anwendbare
Baͤder von heißer Luft oder Dampf. Von G. Desormeaux, Arzt und Chirurg zu
Islington.
Aus dem Register of Arts. Maͤrz 1832, S.
38.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Desormeaux, uͤber Baͤder von heißer Luft oder
Dampf.
Ich habe folgenden Apparat zusammengesezt, mit welchem man Kranke sehr leicht in
warme Luft- oder Dampfbaͤder bringen kann, und der mir, wenn er auch
in seinen einzelnen Theilen nicht neu ist, doch die besten Theile der verschiedenen
bisher bekannt gewordenen Apparate dieser Art in sich zu vereinen scheint.
Fig. 23 gibt
eine perspectivische Ansicht eines Bettes, an welchem die meisten Theile des
Luft- oder Dampfbad-Apparates sichtbar, und nur einige wenige zur
Vermeidung von Verwirrung weggelassen sind. a, a zeigt
die Enden, b, b die Seiten und cc den Boden des Bettes oder Lagers, welcher, wie
durch die Linie dd angedeutet wird, in zwei
gleiche Theile getheilt ist, die sich wie eine Buͤchse oder eine Kiste
zusammenlegen lassen. Diese Kiste oder dieser Behaͤlter dient dann zur
Aufnahme der verschiedenen Theile des Apparates, wenn dieselben aus einander
genommen werden, und nicht in Gebrauch sind. Die Kopf- und Fußbretter werden
durch Loͤcher und Bolzen in ihren Stellungen erhalten; solcher Loͤcher sind mehrere
angebracht, damit das Lager nach der Groͤße des Kranken laͤnger oder
kuͤrzer gemacht werden kann. Wird das Lager zusammengeschlagen oder
geschlossen, so werden diese Bretter weggenommen, und in das offene Ende der
Buͤchse oder Kiste eingepaßt. Die Fuͤße eee werden in den Boden eingeschraubt, so daß sie leicht entfernt, und der
Apparat auf ein Bett, ein Sofa oder irgend eine zwekmaͤßige Unterlage
gebracht werden kann. Bei dieser Einrichtung kann man denselben zum Behufe des
leichteren und schnelleren Transportes auch auf Raͤder und Federn bringen. Er
ist uͤberdieß mit Griffen fff versehen, die
sich gleichfalls abnehmen lassen, und mit denen man ihn wie eine Saͤnfte,
deren Gewicht er nicht uͤbersteigt, von einer Stelle zur anderen tragen
kann.
Die ganze Laͤnge des Lagers betraͤgt 6 Fuß 5 Zoll; seine Breite ist 22
Zoll; seine Hoͤhe mißt am Kopfe 12, und an den Fuͤßen 9 Zoll, so daß
es eine sanft geneigte Flaͤche bildet, die durch starke nach der Quere
gespannte Gurten g, g, g getragen wird. Diese Quergurten
werden durch zwei, an dieselben angehefteten, allein in der Zeichnung nicht
dargestellten Laͤngengurten verstaͤrkt. Auf diese Weise kann die warme
Luft oder der Dampf an den ganzen Ruͤken des Kranken gelangen,
waͤhrend die uͤbrigen Theile des Koͤrpers dadurch in Dampf
gebadet werden, daß man uͤber das Gestell hhh dike wollene Deken legt. Dieses Gestell erhebt sich von den Seiten des
Lagers, und ist wie ein Parallellinien-Lineal damit verbunden, so daß man es,
wenn man es nicht braucht, parallel mit dem Rande der Kiste niederlassen kann. Damit
das Gestell jedoch nicht bei jedem Druke zusammenfaͤllt, wird dasselbe durch
Kreuze, welche man in der Zeichnung nicht sieht, festgehalten.
Die Anwendung der warmen Luft geschieht mittelst einer Weingeistlampe. Ich bediente
mich hiezu der in Fig. 24 dargestellten, welche Hr. King zu
Hofier Lane, Snow Hill, verfertigte. Diese Lampe hat vier mit unverbrennlichen oder
Drahtdochten versehene Brenner; die mittlere Oeffnung i
wird offen gelassen, damit die Luft auf die Oberflaͤche der
Fluͤssigkeit druͤken kann. An der Seite derselben befindet sich eine
mit einem Dekel versehene roͤhrenfoͤrmige Oeffnung k, bei welcher die Lampe mit Weingeist gefuͤllt
wird. In Folge dieser Einrichtung kann die Lampe nicht zu hoch mit Weingeist
gefuͤllt werden; sie wird daher nicht uͤberfließen, und der Weingeist
wird nicht im Ofen Feuer fangen. Diese Lampe wird in einen kleinen cylindrischen
Ofen gebracht, den man in Fig. 25 sieht, und ruht
in diesem auf einem durchloͤcherten Boden oder Roste. Aus diesem Ofen wird
der Dampf auf folgende Weise durch die kurze Roͤhre l in das Bett oder Lager geleitet. Laͤngs des Bodens des Lagers
laͤuft naͤmlich eine zinnerne Roͤhre p, welche in der Mitte ein Glied besizt. Diese Roͤhre hat ihrer
ganzen Laͤnge nach an jeder Seite drei Reihen kleine, beilaͤufig einen
halben Zoll von einander entfernte Loͤcher, und wird, wenn der Apparat in
einem Zimmer angewendet wird, in einer geraden Linie mit der oben erwaͤhnten
Roͤhre l verbunden. Braucht man aber den Apparat
bei einem Patienten, welcher getragen wird, wie z.B. bei einem Cholerakranken, so
muß der Ofen, damit er die Traͤger nicht im Gehen hindert, unter das Lager
geschoben werden, wie man in Fig. 23 zum Theil sieht;
in diesem Falle nimmt man dann eine doppelt gekniete Roͤhre als
Verbindungsstuͤk.
Bei der Anwendung von Dampf und warmer Luft zugleich wird der Dekel des Ofens
abgenommen, und in den Scheitel des Ofens der in Fig. 26 sichtbare
Dampfkessel eingesezt. Dieser Dampfkessel wird bis zu dem Hahne m mit Wasser gefuͤllt, indem man das Wasser bei
der eingesenkten Klappe n eingießt, o ist eine Roͤhre, durch welche der Dampf
mittelst einer biegsamen Roͤhre in das Dampfbad geleitet wird. Will man ein
Dampfbad allein anwenden, so hebt man die Verbindung der Roͤhre, welche die
warme Luft leitet, auf, und laͤßt die warme Luft in das Zimmer oder in den
Rauchfang entweichen. In diesem Falle befestigt man dann an dem Ende der
durchloͤcherten Roͤhre b einen Dekel, in
dessen Mitte sich zur Aufnahme des Endes der biegsamen Roͤhre ein Loch
befindet. Die biegsame Roͤhre leitet den Dampf unter dem Kranken in das Lager
oder Bett.
Bei dem Apparate muß sich auch ein Thermometer befinden, wodurch man sich von der
Hoͤhe der Temperatur, die durch einen in der Leitungsroͤhre oder in
dem Ofenthuͤrchen angebrachten Abkuͤhler regulirt wird,
uͤberzeugen kann.
Dieser Apparat besizt nun außer den bereits angefuͤhrten noch folgende
Vortheile: 1) bildet er ein tragbares Lager, auf welchem man den Kranken schon
waͤhrend er an seinen Bestimmungsort getragen wird, einem warmen Luftbade
aussezen kann; 2) wirkt hier die Waͤrme ganz vorzuͤglich auf das
Ruͤkgrat, ein Umstand, der bei keiner anderen Vorrichtung in demselben Grade
vorbanden ist; 3) laͤßt sich die Einwirkung des Dampfes sehr leicht anhaltend
machen, indem man bloß durch die Klappe Wasser nachgießen darf; 4) laͤßt sich
die Temperatur nach Belieben reguliren; und 5) kann man das Dampfbad auch ohne das
Lager anwenden, wenn man die Dampfroͤhre unter einen Stuhl leitet, welcher
mit einem Betttuche oder irgend einer anderen zwekmaͤßigen Bedekung versehen
ist.Wir koͤnnen an dem Apparate des Desormeaux
nicht viel Besonderes finden, und wuͤrden denselben unseren Lesern
gar nicht mitgetheilt haben, wenn er nicht bei Gelegenheit der Cholera in England
so viel Aufsehen und Laͤrmen gemacht haͤtte. Besser als unsere
gewoͤhnlichen Tragesaͤnften duͤrfte er jedoch in
mancher Hinsicht seyn, vorausgesezt, daß die warmen Luft- und
Dampfbaͤder bei der Cholera als wirksam und wohlthaͤtig
anerkannt sind, was noch nicht uͤberall gefunden wurde. A. d.
Ueb.