Titel: | Ueber die elastische Kraft des Queksilberdampfes bei verschiedenen Temperaturen; von Hrn. Avogadro. |
Fundstelle: | Band 45, Jahrgang 1832, Nr. XLIV., S. 180 |
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XLIV.
Ueber die elastische Kraft des Queksilberdampfes
bei verschiedenen Temperaturen; von Hrn. Avogadro.
Im Auszuge aus dem XXXVI. Bd.
der Abhandlungen der Turiner
Akademie in den Annales de Chimie et de Physique April
1832Durch directe Post den 18. Julius erst empfangen. A. d. R. S. 369.
Avogadro, uͤber die elastische Kraft des Queksilberdampfes
bei verschiedenen Temperaturen.
Man weiß durch die Versuche der HH. Dulong und Petit, daß das Queksilber unter dem
atmosphaͤrischen Druk bei 360° der hunderttheiligen Scale, am
Queksilberthermometer gemessen, oder bei 350° derselben Scale nach dem
Luftthermometer, der nach der Ausdehnung des Glases corrigirt ist, kocht; d.h. daß
bei dieser Temperatur die elastische Kraft oder das Maximum der Tension des Queksilberdampfes gleich
dem atmosphaͤrischen Druk ist oder, dem Druk, welcher eine
Queksilbersaͤule von ungefaͤhr 0,76 Meter ausuͤbt. Man hat aber
meines Wissens noch keine Untersuchungen uͤber den Gang angestellt, welchen
die elastische Kraft oder die Tension des Dampfes dieses fluͤssigen Metalles
bei anderen Temperaturen uͤber oder unter seinem Siedepunkte befolgt, wie man
sie fuͤr die elastische Kraft oder Tension des Dampfes des Wassers und
einiger anderen Fluͤssigkeiten unternommen hat. Eine solche Untersuchung muß
jedoch die Physiker theils an und fuͤr sich, theils deßwegen interessiren,
weil sie unsere Kenntnisse uͤber dieses so haͤufig bei unseren
Versuchen angewandte Metall ergaͤnzt, hauptsaͤchlich aber weil die
Resultate, welche man erhaͤlt, vielleicht im Vergleich mit denjenigen, die
man fuͤr die Tensionen der Daͤmpfe anderer Fluͤssigkeiten
gefunden hat, dazu dienen koͤnnen, unsere Theorie uͤber die
Verdampfung der Fluͤssigkeiten zu bestaͤttigen oder zu
berichtigen.
Die Abhandlung, woraus ich hier einen Auszug mittheile, hat zum Gegenstande, die
Resultate einiger Versuche, die ich in dieser Absicht anstellte, auseinanderzusezen,
so wie auch meine Bemuͤhungen, diese Resultate unter einander in
Uͤbereinstimmung zu bringen, indem ich darauf die verschiedenen entweder rein
empyrischen, oder zum Theil auf theoretische Ansichten gegruͤndeten Formeln
anwandte, wodurch man den Gang der Tensionen des Wasserdampfes und anderer
Daͤmpfe bei verschiedenen Temperaturen auszudruͤken versuchte.
Meine Versuche wurden bei Temperaturen angestellt, die unter dem Siedepunkte des
Queksilbers waren, aber demselben doch hinreichend nahe kamen, um mit einiger
Genauigkeit den Gang der Tensionen des Dampfes bestimmen zu koͤnnen. Ich
konnte bei dem Queksilber keineswegs das Verfahren anwenden, wornach Dalton die Tensionen des Wasserdampfes zwischen 0°
und 100° C. bestimmt hat, indem er naͤmlich untersuchte, um wie viel
der im oberen leeren Raume einer Barometerroͤhre gebildete Dampf, bei
verschiedenen Temperaturen die Queksilbersaͤule niederdruͤkt, welche
Anfangs durch den atmosphaͤrischen Druk auf 0,76 M. erhalten wurde; ich
haͤtte naͤmlich dem oberen Theil eines Barometers wenigstens eine
Temperatur zwischen 200° und 300° und noch dazu eine sehr
gleichfoͤrmige und bestimmte ertheilen und zu diesem Ende diesen Theil mit
einer Fluͤssigkeit umgeben muͤssen, welcher die Waͤrme
mitgetheilt worden waͤre, was beinahe unausfuͤhrbar ist. Ich erwog
aber, daß das barometrische Vacuum und die anfaͤngliche Hoͤhe der
Queksilbersaͤule zu 0,76 M. hier nur deßwegen noͤthig sind, damit der
Dampf sich bilden kann, sobald er anfaͤngt eine merkliche Tension zu besizen,
wozu fuͤr den
reinen und isolirten Dampf in der That die Abwesenheit jeder Pression, außer
derjenigen des Dampfes selbst, noͤthig ist. Anders verhaͤlt es sich
aber bekanntlich, wenn der Dampf irgend einer Fluͤssigkeit sich mit einer
permanenten Gasart und insbesondere mit der Luft vermischen kann; er bildet sich
dann, welchen Druk auch immer diese Luft oder Gasart ausuͤben mag, gerade so,
als wenn die Fluͤssigkeit nur dem Druk des Dampfes selbst ausgesezt
waͤre und uͤbt fuͤr sich allein einen Druk aus, gleich
demjenigen, dem er bei jeder Temperatur das Gleichgewicht halten wuͤrde, wenn
er sich im leeren Raume gebildet haͤtte. Nach diesem Princip ist es klar, daß
wenn man der Fluͤssigkeit, welche verdampfen muß, einen mit Luft
erfuͤllten Raum verschafft, der uͤber Queksilber eingeschlossen ist,
dessen Oberflaͤche mit einer Saͤule der naͤmlichen dem
atmosphaͤrischen Druk unterworfenen Fluͤssigkeit im Niveau ist, sich
Dampf bilden wird, der sich in dieser Luft verbreiten und mit derselben vermischen
muß, sobald die Temperatur hoch genug ist, um ihm eine merkliche Tension zu
ertheilen; diese Tension des Dampfes vergroͤßert aber alsdann die
Elasticitaͤt der Luft, welche anfaͤnglich dem atmosphaͤrischen
Druk das Gleichgewicht hielt, und wenn man dieser Luft gestattet sich auszudehnen,
indem man die Oberflaͤche des Queksilbers in dem Behaͤlter
niederdruͤkt und die Queksilbersaͤule in der Roͤhre, womit
lezterer communicirt, erhoͤht, so wird das Fallen einerseits und das
entsprechende Steigen andererseits nicht nur durch die Vergroͤßerung des
Luftvolumens in Folge der Temperaturerhoͤhung, sondern auch durch den Druk,
den der gebildete Dampf ausuͤbt, Statt finden; das Volumen, welches die Luft
allein bei gegebener Temperatur und Druk annehmen muß, ist aber bekannt, folglich
kann man daraus die Zunahme des Volumens und Drukes durch die Tension des Dampfes
ableiten, oder mit anderen Worten, diese Tension durch die Queksilbersaͤule,
der sie das Gleichgewicht haͤlt, messen.
Um nach diesem Princip die elastische Kraft des Queksilberdampfes bei verschiedenen
Temperaturen zu bestimmen, bediente ich mich eines Apparates, der aus einem
umgekehrten Glasheber bestand, dessen kuͤrzerer Schenkel sich in eine Kugel
endigte, der laͤngere aber an seinem oberen Ende offen war. Die
Kruͤmmung des Hebers unter der Kugel nebst ungefaͤhr zwei Drittel des
Hohlraumes der Kugel selbst, wird mit Queksilber angefuͤllt, das ziemlich auf
dieselbe Hoͤhe in dem offenen Schenkel steigt, so daß in dem oberen Theile
der Kugel Luft, beilaͤufig unter dem atmosphaͤrischen Druk,
eingeschlossen ist. Diese Luft kann sich durch die Temperaturerhoͤhung und
die Bildung des Dampfes hoͤchstens so weit ausdehnen, daß sie die Kugel fast
gaͤnzlich ausfuͤllt, indem sie die Oberflaͤche des Queksilbers niederdruͤkt,
ohne sich in der Roͤhre zu verbreiten. Sie ist folglich immer in
Beruͤhrung mit einer Queksilberflaͤche, gleich derjenigen des
horizontalen Durchschnittes der Kugel an der Stelle wo das Queksilber stehen bleibt,
und dieser Durchschnitt steht uͤberall in einem solchen Verhaͤltnisse
zu den Dimensionen des von der Luft eingenommenen Raumes, daß der Queksilberdampf
waͤhrend eines langsamen und allmaͤhlichen Erhizens leicht in diesen
ganzen Raum gelangen und sich mit der Luft bei der hoͤchsten jeder Temperatur
entsprechenden Tension vermischen kann, oder um mich eines allgemein
uͤblichen Ausdruks zu bedienen, daß sich diese Luft bei den verschiedenen
Temperaturen vollstaͤndig mit Dampf saͤttigen kann. Der Heber wird mit
einer messingenen Scale versehen, welche in Millimeter eingetheilt ist, die an dem
laͤngeren und offenen Schenkel verzeichnet sind, so daß man das Steigen des
Queksilbers in diesem Schenkel und folglich die Ausdehnung der in der Kugel
eingeschlossenen Luft, welche durch die Waͤrme und Dampfbildung verursacht
wurde, messen kann, vorausgesezt daß man weiß, welches Volumen die Luft
anfaͤnglich in der Roͤhre eingenommen haͤtte.
Um lezteres zu erfahren, stellte ich einen vorlaͤufigen Versuch an; ich
brachte naͤmlich meinen Apparat in siedendes Wasser; bei dieser Temperatur
ist bekanntlich die Tension des Queksilberdampfes noch nicht schaͤzbar. Aus
dem Steigen des Queksilbers in der Roͤhre konnte ich nun nach dem Geseze der
Ausdehnung der Luft und nachdem jede Correction fuͤr die Veraͤnderung
des Luftdrukes und fuͤr die Verlaͤngerung der Queksilbersaͤule
durch die Waͤrme, gemacht war, die Laͤnge berechnen, welche auf der
Roͤhre dem Volumen der Luft in der Kugel bei 0° und dem
anfaͤnglichen Zustande des Apparates entspricht. Dieses Volumen fand sich
uͤbrigens gerade so groß, als es eine annaͤhernde Berechnung nach den
relativen Dimensionen der Kugel und der Roͤhre ergab.
Die in der Kugel des Apparates uͤber dem Queksilber enthaltene Luft so wie die
Seitenwaͤnde der Kugel und der Roͤhre, wurden vollkommen ausgetroknet,
indem man die Roͤhre unter einer Gloke mit gebranntem Kalk lange genug offen
ließ, wie man zu verfahren pflegt, um den Punkt der hoͤchsten Trokenheit bei
den Hygrometern zu erhalten; das Queksilber wurde sodann sehr heiß hineingebracht,
ohne daß die Luft in der Roͤhre mit der aͤußeren Luft in
Beruͤhrung kam. Wendet man diese Vorsichtsmaßregel nicht an, so verdampft die
den Seitenwaͤnden der Kugel anhaͤngende Feuchtigkeit durch die Hize
des siedenden Wassers, man erhaͤlt daher nach dem Aufsteigen des Queksilbers
eine scheinbare Ausdehnung der Luft, die viel groͤßer ist als sie nach ihrem
anfaͤnglichen Volumen seyn muͤßte und in der Folge, wenn der Apparat
hoͤheren Temperaturen ausgesezt wird, findet man hinsichtlich des
Queksilberdampfes ganz falsche Resultate.
Um die hoͤheren Temperaturen zu erhalten und die entsprechenden Tensionen des
Queksilberdampfes zu bestimmen, tauchte ich den Apparat in ein Gefaͤß,
welches Olivenoͤhl enthielt, das bis uͤber die Kugel reichte; an der
Seite desselben befand sich ein bis uͤber 300°C. graduirtes
Thermometer; das Ganze wurde auch allmaͤhlich bis uͤber diese leztere
Temperatur erhizt und die Hoͤhe beobachtet, auf welcher das Queksilber des
Apparates an seiner messingenen Scale bei jeder Temperatur stand, die das
Thermometer nach und nach anzeigte. Als die Temperatur auf 300° gekommen war,
ließ man das Gefaͤß, welches das Olivenoͤhl enthielt und den ganzen
Apparat langsam abkuͤhlen und bemerkte neuerdings auf der Scale das
abnehmende Steigen des Queksilbers, welches den verschiedenen Temperaturen
entsprach, die das Thermometer bei diesem absteigenden Gange anzeigte. Die Fehler,
welche durch die Differenzen begangen werden konnten, die zwischen den Angaben des
Thermometers und der wahren Temperatur der Luft und des in dem Apparate jeden
Augenblik enthaltenen Dampfes Statt finden mochten, lagen bei dem Steigen und Fallen
offenbar in entgegengesezter Richtung und konnten daher großen Theils ausgeglichen
werden, indem ich von jedem Paar correspondirender Resultate das Mittel nahm.
Bei diesen Versuchen mußten die in der Kugel enthaltene und durch die Waͤrme
ausgedehnte Luft, und der Queksilberdampf, welcher sich allmaͤhlich damit
vermischte, das Queksilber in dem offenen Schenkel um so viel in die Hoͤhe
treiben, als das anfaͤngliche Luftvolumen sich ausgedehnt hatte. Um diese
Beobachtungen zu unserem Zwek zu benuzen, hatte man von dem beobachteten Steigen
oder Zunehmen des Volumens, die Zunahme abzuziehen, welche von der Ausdehnung
herruͤhrte, die die Luft allein bei der Temperatur und dem Druk, die in dem
Apparat bei jeder Beobachtung Statt fanden, erlitt. Uebrigens war noch eine
Correction zu machen fuͤr die Verlaͤngerung der
Queksilbersaͤule selbst durch die Waͤrme, welche allein schon,
abgesehen von dem Druk des Queksilbers in der Kugel, in dem offenen Schenkel ein
kleines Steigen desselben hervorbringen mußte, und eine andere Correction
fuͤr den allmaͤhlich zunehmenden Druk, welchem das in der Kugel
enthaltene Gemenge von Luft und Dampf in dem Maße, als das Queksilber in dem
laͤngeren Schenkel stieg, ausgesezt war. Dieser Druk ergab sich aus der
beobachteten Hoͤhe des Queksilbers uͤber dem anfaͤnglichen
Niveau, wobei ebenfalls das geringe Sinken des Queksilbers in der Kugel
beruͤksichtigt wurde, das sich annaͤhernd schaͤzen ließ; man
mußte nur die Queksilbersaͤule, welche diesem Druck entsprach und selbst ziemlich
nahe die wirkliche Temperatur des Apparates besaß, auf ihre Hoͤhe bei
0° Temperatur zuruͤkfuͤhren.
In meiner Abhandlung sind diese Berechnungen und Correctionen, wie sie nach den
Dimensionen meines Apparates und den Umstaͤnden, unter welchen ich operirte,
angestellt werden mußten, im Detail angegeben. Ich will hier nur die definitive
Formel mittheilen, wonach alle Versuche berechnet worden sind.
Es sey L das Volumen der mit Dampf gemischten Luft bei
jeder Temperatur, nach der Beobachtung, in Millimetern der Laͤngs der
Roͤhre ausgedruͤckt, naͤmlich die Summe von dem
anfaͤnglichen Volumen der Luft, in denselben Theilen ausgedruͤkt, und
der beobachteten Hoͤhe des Queksilbers in der Roͤhre, corrigirt nach
der Ausdehnung der Queksilbersaͤule durch die Waͤrme; l die Laͤnge, welche die Luft allein bei der
Temperatur der Beobachtung und unter dem Druk, der durch das Steigen des Queksilbers
in dem Apparate verursacht wird, nach den Gesezen von Gay-Lussac und Mariotte haͤtte
einnehmen muͤssen; die Differenz L – l zwischen diesen beiden Groͤßen, wird die Menge
des gebildeten Dampfes seyn, durch die Laͤnge ausgedruͤkt, welche sein
Volumen in der Roͤhre unter dem gemeinschaftlichen Totaldruk einnehmen
wuͤrde, wenn er isolirt unter diesem Druk bestehen koͤnnte. Nun hat
man folgende Proportion: die ganze Laͤnge L,
welche das Gemenge von Luft und Dampf einnimmt, verhaͤlt sich zur
Laͤnge L – I, die der Dampf fuͤr
sich allein unter demselben Totaldruk einnimmt, wie der Gesammtdruk, den wir mit P bezeichnen, zu demjenigen Theile des Druks, welchem
dieselbe Dampfmenge wirklich unterworfen ist, wenn sie in dem ganzen Volumen des
Gemenges verbreitet ist, das heißt zur wirklichen Tension des Queksilberdampfes,
indem wir annehmen, daß das Queksilber auf dem Maximum der Tension fuͤr die
Temperatur, bei der die Beobachtung gemacht wird, ist. Nennt man naͤmlich T diese gesuchte Tension, so hat man L : L – l : : P : T, woraus sich ergibt
T = P(L – l)/L = P (1 – l/L) welcher Formel alle Groͤßen des
zweiten Gliedes nach dem Vorhergehenden bekannt sind. Man waͤre
uͤbrigens auf dasselbe Resultat gekommen, wenn man unmittelbar den gesammten
und theilweisen Druk berechnet haͤtte, dem die Luft und der in dem
Gesammtvolumen des Gemenges zerstreute Dampf unterworfen ist. Diese Formel
gruͤndet sich auf die Annahme, daß fuͤr den Queksilberdampf das
Mariottische Gesez gilt; es ist moͤglich, daß dieses Gesez nicht fuͤr
die Temperaturen und den Druk des Dampfes gilt, welche denjenigen, wobei er sich zu
einer Fluͤssigkeit verdichtet, sehr nahe kommen; wir haben aber bis jezt noch
keine Daten, um die kleinen Fehler zu corrigiren, die dieser Umstand veranlassen
koͤnnte.
Als ich diese Berechnungen auf die unmittelbaren Resultate meiner Versuche anwandte,
die in meiner Abhandlung angegeben sind, fand ich folgende Zahlen fuͤr die
Tensionen des Queksilberdampfes, welche den verschiedenen Temperaturen zwischen
230° und 290° von 10 zu 10 Grad entsprechen; die Tensionen sind in
Queksilbermillimetern, auf 0° Temperatur reducirt, ausgedruͤkt:
Temperaturen
230° C. 240°
250° 260° 270°
280° 290°
Tensionen des Queksilberdampfes,
58,01 Millimet. 80,02 105,88 133,62 165,22 207,59 252,51. Fuͤr die Temperatur
von 300° ergab sich bei meinen Versuchen die Tension des Dampfes zu 309,40
Millim.; dieses Resultat ist aber mit den anderen nicht ganz vergleichbar, weil es
nicht wie diese das Mittel aus zwei Beobachtungen, einer beim Steigen, und einer
beim Fallen ist.
Ich stellte auch Beobachtungen bei Temperaturen unter 230° an,
uͤberzeugte mich aber, daß die Tension dabei zu gering wurde, als daß man bei
dem wachsenden Einfluß der Beobachtungsfehler auf eine gewisse Genauigkeit der
Resultate hatte zaͤhlen koͤnnen.
Nachdem ich nun durch Versuche die Kraft des Queksilberdampfes bei ziemlich hohen und
von einander entfernten Temperaturen bestimmt hatte, suchte ich vorerst ihren Gang
durch eine empyrische Formel auszudruͤken, wodurch man wenigstens
naͤherungsweise die Tension dieses Dampfes fuͤr andere Temperaturen,
als diejenigen wobei die Beobachtungen angestellt wurden, und fuͤr den ganzen
Zwischenraum von der Temperatur wobei diese Tension merklich zu werden
anfaͤngt, bis zu dem Siedepunkte des Queksilbers, wo sie gleich dem
gewoͤhnlichen atmosphaͤrischen Druk wird, bestimmen kann.
Zuerst versuchte ich eine Formel, die man sehr geeignet fand, um den Gang der
Tensionen des Wasserdampfes bei großen Temperaturunterschieden auszudruͤken,
naͤmlich e = (1 + at)m. In dieser Formel bezeichnet
e die Tension oder elastische Kraft des Dampfes auf
dem Maximum, den Druk einer Atmosphaͤre oder von 0,76 M. Queksilber zur
Einheit genommen; t die Temperatur, welcher diese Kraft
entspricht, vom Siedepunkte der Fluͤssigkeit an gerechnet; und a ist ein Coefficient, welcher wie der Exponent m durch Beobachtungen bestimmt seyn muß. Diese Formel
genuͤgt uͤbrigens schon wegen ihrer Form der notwendigen Bedingung,
daß e = 1, d.h. gleich dem atmosphaͤrischen Druk
fuͤr den Siedepunkt der Fluͤssigkeit ist, denn man hat e = 1, wenn t = 0, was auch
immer der Werth von a und m
seyn mag.
Fuͤr den Queksilberdampf findet man, wenn a und
m in dieser Formel nach den beiden hoͤchsten
Tensionen fuͤr die Temperaturen 230° und 290° bestimmt werden
und als Einheit der Temperaturen eine ganze Scale von 100 Graden angenommen wird,
m = 2,875, a = 0,4548,
so daß die Formel wird e = (1 + 0,4548. t)²,⁸⁷⁵. Berechnet man nach dieser Formel die Tensionen des
Dampfes fuͤr Temperaturen, worauf sich meine Beobachtungen beziehen, so
findet man in der That fuͤr die Temperaturen 230° und 290° die
beobachteten Tensionen und fuͤr die dazwischenliegenden Temperaturen
Resultate, welche sehr wenig von den beobachteten abweichen, so daß die angegebene
Formel als ein meinen saͤmmtlichen Beobachtungen sehr nahe kommender Ausdruk
betrachtet werden kann.
Wegen eines Umstandes kann jedoch diese Formel nicht als der wahre Ausdruk des
Gesezes der Tensionen des Queksilberdampfes betrachtet und besonders nicht auf
Beobachtungen angewandt werden, welche Temperaturen entsprechen, die weit unter
derjenigen liegen, wobei obige Versuche anfangen. Bekanntlich verbreitet das
Queksilber selbst bei der gewoͤhnlichen Temperatur der Luft Daͤmpfe,
welche sich durch ihre Wirkungen auf die thierische Oekonomie, durch ihre chemische
Einwirkung auf die Metalle etc. zu erkennen geben; und nach den Versuchen des Hrn.
Faraday hat diese Verdampfung erst gegen die
Temperatur des schmelzenden Eises hin ihre Graͤnze. Obgleich nun die Tension
des Queksilberdampfes bei diesen Temperaturen und selbst bei der Temperatur des
siedenden Wassers zu gering ist, als daß man sie in Queksilbersaͤulen, die
sich beobachten ließen, schaͤzen koͤnnte, so muͤßte doch eine
genaue und wenigstens innerhalb ziemlich entfernter Temperaturen dem Naturgeseze
selbst entsprechende Formel, erst bei der angegebenen Graͤnze eine absolut
abwesende Tension anzeigen. Diesem genuͤgt aber unsere Formel e = (1 + 0,4548. t)²,⁸⁷⁵
nicht; denn nach dieser Formel wuͤrde die Tension des Dampfes Null, wenn t = – 1/0,4548 = – 2,2, d.h. 220°
unter dem Siedepunkte des Queksilbers oder 140 Grad uͤber der Temperatur des
schmelzenden Eises ist. Folglich ergeben unsere Beobachtungen fuͤr die
Thermometerscale, welche sie umfassen, in Bezug auf die Temperaturen einen viel
schnelleren Gang der Tensionen als ihn obige Formel zulaͤßt, wenn man sie mit
Faraday's Beobachtung in Uebereinstimmung bringen
wollte; dieser Fehler der Formel wuͤrde noch groͤßer werden, wenn man
die Tensionen auf die Temperaturen beziehen wollte, welche von dem Luftthermometer,
der nach der Ausdehnung des Glases corrigirt ist, angezeigt werden, anstatt daß meine Beobachtungen sich
auf das gewoͤhnliche Queksilberthermometer beziehen, weil bei hohen
Temperaturen das Queksilberthermometer dem Luftthermometer vorschreitet oder
schneller geht als lezteres.
Uebrigens darf man sich nicht wundern, daß diese Formel nicht hinreicht, um den Gang
der Tensionen des Queksilberdampfes nach der ganzen Scale vom Schmelzpunkte des
Eises bis zum Siedepunkte des Queksilbers auszubruͤten; denn da sie nur zwei
willkuͤrliche constante Groͤßen enthaͤlt, die durch
Beobachtungen zu bestimmen sind, so muß ihre Anwendung als empyrische Formel
nothwendiger Weise auf ein gewisses Temperatur-Intervall beschraͤnkt
seyn, und man kann den Vortheil, welchen sie hinsichtlich des Gesezes der Tensionen
des Wasserdampfes besizt, als zufaͤllig betrachten.
Ich suchte daher meine Resultate uͤber die Tensionen des Queksilberdampfes
durch eine andere Formel auszubruͤten, in welche man so viele constante
Groͤßen bringen kann, als man fuͤr noͤthig erachtet, um mit
hinreichender Genauigkeit alle bekannten Beobachtungen zu repraͤsentiren. Es
ist dieselbe, welche La Place in seiner Mécanique celeste Anfangs anwendete, um Dalton's Beobachtungen uͤber die Tensionen des
Wasserdampfes auszudruͤken, und welche Hr. Biot
sodann in seinem Traité de Physique mit drei
Gliedern angewendet hat, die er fuͤr noͤthig hielt, um genauer den
Gang dieser Tensionen zwischen 0° Und 100° auszudruͤken. Wenn
man mit A die Tension bezeichnet, die bei dem
Siedepunkte der Fluͤssigkeit Statt findet, also dem atmosphaͤrischen
Druk entspricht, so ist diese Formel
Textabbildung Bd. 45, S. 188
oder log. e = log. A + (t + βt²
+γt³ + etc) log. α, oder
einfach log. e = log. A + at +bt² + ct³ +
etc. worin e die Tensionen bezeichnet, welche
den Temperaturen t, die vom Siedepunkte der
Fluͤssigkeit an gezaͤhlt sind, entsprechen, und a, b, c, etc., constante Coëfficienten, die durch Beobachtungen zu
bestimmen sind. Ich habe mich, wie Hr. Biot bei der
Anwendung dieser Formel auf die drei ersten Potenzen von t beschraͤnkt, und indem ich die drei constanten Groͤßen
bloß durch meine Beobachtungen bestimmte, fand ich daß die Formel, welche sich
daraus fuͤr die Tensionen des Queksilberdampfes ergab, ebenfalls nicht mit
Faraday's Beobachtung uͤbereinstimmte. Ich
will hier einige Details uͤber diese Berechnung mittheilen.
Ich nehme auch hier eine ganze Atmosphaͤre von 0,76 M. oder die Tension beim
Siedepunkte des Queksilbers, zur Einheit der Tensionen und eine ganze
Thermometerscale von 100° zur Einheit der vom Siedepunkte an
gezaͤhlten Temperaturen; um aber die Veraͤnderung des Zeichens nach den verschiedenen
Potenzen von t zu vermeiden, nehme ich die t positiv beim Fallen. So wird die allgemeine Formel,
weil log. 1 = 0, ganz einfach log. e = at + bt² + ct³. Meine sieben Beobachtungen zwischen
230° und 290° wuͤrden sieben Gleichungen von dieser Gestalt
liefern, welche man streng genommen nach der Methode der kleinsten Quadrate
verbinden muͤßte, um die wahrscheinlichsten Werthe der Coëfficienten
der Formel nach allen Beobachtungen zusammengenommen zu erhalten; ich
begnuͤge mich aber zur Bestimmung der drei constanten Groͤßen, die
zwei aͤußersten Beobachtungen, welche 230° und 290°
entsprechen, und diejenige fuͤr die Zwischentemperatur 260°,
anzuwenden. Durch die Verbindung der drei Gleichungen, welche diese Beobachtungen
mir liefern, finde ich mittelst der Logarithmentafeln a
= – 0,64637; b = + 0,075956; c = – 0,18452. Daraus ergibt sich die Formel:
Log. e = – 0,64637. t
+ 0,075956. t² – 0,18452. t³.
Berechnet man zuerst nach dieser Formel die Werthe von e,
oder die Tensionen des Queksilberdampfes fuͤr alle Temperaturen, worauf sich
meine Beobachtungen beziehen und reducirt sie auf Queksilber-Millimeter, so
findet man Resultate, welche von den beobachteten nur um einen oder zwei Millimeter
abweichen; diese Abweichung kann man den zufaͤlligen
Unregelmaͤßigkeiten zuschreiben, die von den unvermeidlichen
Beobachtungsfehlern herruͤhren.
Man wird sodann bemerken, daß meine Formel ihrer Natur nach fuͤr keine
Temperatur eine absolute Abwesenheit von Dampf ergeben kann. Sie zeigt eben so
wenig, nach den Zeichen und Werthen ihrer Coëfficienten, ein Minimum
fuͤr die Tension an; denn zur Bestimmung dieses Minimums, wenn ein solches
Statt finden sollte, haͤtte man die Gleichung – 0,64637 + 0,07596.
2t – 0,18452. 3t² = 0, welche fuͤr t einen
imaginaͤren Werth gibt. Die Tensionen des Queksilberdampfes muͤssen
also nach dieser Formel mit der Temperaturerniedrigung immer mehr abnehmen und ganz
unmerklich werden, ohne jemals mathematisch Null zu seyn. Sucht man z.B. nach dieser
Formel die Tension des Queksilberdampfes bei der Temperatur des schmelzenden Eises,
so findet man e = 0,00000000011208 Atmosph. =
0,00000008518 Millim., eine Tension, die man als physisch null betrachten kann, weil
sie noch nicht den Zehn-Millionsten Theil eines Queksilber-Millimeters
erreicht.
Faraday's Beobachtung, daß das Queksilber gegen die
Temperatur des schmelzenden Eises hin aufhoͤrt, Daͤmpfe zu verbreiten,
steht mit diesem Resultate keineswegs in Widerspruch; denn es ist nicht
wahrscheinlich, daß man durch die Wirkung des Queksilberdampfes auf die Metalle seine Gegenwart
bis auf diese Temperatur herab, wo er so außerordentlich verduͤnnt ist,
darzuthun im Stande ist. Uebrigens kann man auch annehmen, daß die von Hrn. Faraday gefundene Graͤnze, wenn man sie als
absolut betrachten will, irgend einer physischen Ursache zugeschrieben werden muß,
die von dem Geseze der Tensionen des Dampfes unabhaͤngig ist und bei
niedriger Temperatur geradezu den Dampf verhindert sich zu bilden, und ihm so selbst
die geringe Tension benimmt, welche nach dem stetigen Geseze der Tensionen bei dem
einmal gebildeten Dampfe noch haͤtte Statt finden koͤnnen.
Sucht man nach unserer Formel auch noch die Tension des Queksilberdampfes bei
100° oder der Siedhize des Wassers, so findet man e = 0,00003889 Atmosph. = 0,02944 Millim., d.h. unter drei
Hundertel-Millimeter; diese Tension kann man als unmerklich bei allen
Versuchen, die man uͤber die Kraft des Dampfes anstellen duͤrfte,
betrachten, was auch allgemein fuͤr den Queksilberdampf bei dieser Temperatur
angenommen wird.
Obgleich meine Formel rein empyrisch ist, so ist sie doch geeignet, um nicht nur alle
beobachteten Tensionen des Queksilberdampfes von 230° bis 360°, dem
Siedepunkte dieses Metalles, auszudruͤken, sondern auch alle bekannten
Beobachtungen uͤber die Existenz und schaͤdlichen Wirkungen dieses
Dampfes bei niedrigeren Temperaturen bis auf die Temperatur des schmelzenden Eises
zu erklaͤren. Ich glaubte mich daher derselben auch bedienen zu
koͤnnen, um nach der Gewohnheit der Physiker eine Tabelle der Tensionen des
Queksilberdampfes von 10 zu 10 Temperaturgraden zu berechnen, naͤmlich von
100°, uͤber welche hinaus die Tension anfaͤngt etwas merkliche
Bruchtheile von Queksilber-Millimetern darzubieten, bis auf 360°, dem
Siedepunkte dieses Metalles. Diese Tabelle, welche am Schluß dieses Auszuges folgt,
kann als das Endresultat aller meiner Beobachtungen angesehen werden. Wahrscheinlich
wird man nach der Tension des Queksilberdampfes bei Temperaturen, wo sie
anfaͤngt merklich zu werden, gewisse in anderer Absicht angestellte Versuche
berichtigen koͤnnen, wobei man diese Tension vernachlaͤssigt hat, weil
man sie nicht kannte. Uebrigens wird man sich ohne Zweifel auf die Angaben dieser
Tabelle bis auf einige Millimeter verlassen koͤnnen; ich habe noch die
Hunderttheile der Millimeter beigefuͤgt, so wie sie die nach meinen
Beobachtungen berechnete Formel ergab.
In der Tabelle sind die Temperaturen in Centesimalgraden ausgedruͤkt,
waͤhrend ich in obiger Formel als Temperatur-Einheit eine ganze Scale
von 100° annahm; wenn man wollte, daß sich die Formel ebenfalls auf die Grade
bezieht, so muͤßte man ihr die Form
log. e = – 0,0064637. t + 0,0000075956. t² –
0,00000018452 t⁵ geben; diese Grade waͤren
uͤbrigens immer vom Siedepunkte des Queksilbers 360°, abwaͤrts
gezaͤhlt, das heißt so, wie man sie erhaͤlt, wenn man von 360°
die Grade abzieht, welche von 0° an gezaͤhlt sind, wie in der Tabelle.
Außerdem enthaͤlt eine Spalte der Tabelle die Tensionen, wobei eine ganze
Atmosphaͤre von 760 Millim. oder 0,76 Met. zur Einheit genommen ist, wie bei
obiger Formel; und eine andere diese Tensionen auf Queksilber-Millimeter
reducirt. Wenn die Formel unmittelbar die Zahlen dieser lezteren Spalte
ausdruͤken sollte, muͤßte man nur ihrem zweiten Glied log. 760 beifuͤgen; und wollte man zur Einheit
der Tensionen anstatt des Millimeters den Meter selbst nehmen, so muͤßte man
statt jenes Logarithmus den log. 0,76 sezen.
Ich will hier bemerken, daß wenn man das Maximum der Tension des Queksilberdampfes
fuͤr die verschiedenen Temperaturen kennt, sich daraus leicht die Dichtigkeit
berechnen laͤßt, welche dieser Dampf haben wird, indem man zur Einheit die
Dichtigkeit der Luft bei 0° und 0,76 Met. Druk annimmt, vorausgesezt daß man
die Dichtigkeit kennt, welche dem Queksilberdampf zukommt, wenn diejenige der Luft
bei gleicher Temperatur und Druk zur Einheit genommen
wird. Nimmt man z.B. an, daß die Dichtigkeit des Queksilberdampfes ungefaͤhr
7 ist, was aus den Versuchen des Hrn. Dumas hervorgeht,
so findet man, daß die Dichtigkeit bei dem Maximum der Tension bei 100° C.,
wo, nach unserer Tabelle, diese Tension 0,03 Millimet. betraͤgt,
beilaͤufig 0,0002 seyn wuͤrde; das heißt, daß die Dichtigkeit des
Queksilberdampfes in einer Luft, die mit diesem Dampf bei 100° Temperatur
gesaͤttigt ist, 0,0002 der Dichtigkeit der Luft bei 0° und 0,76 M.
Druk seyn wuͤrde; und da ein Liter oder Kubikdecimeter Luft unter diesen
Umstaͤnden 1,3 Gramm wiegt, so waͤren alsdann in dem Raume eines
Kubikdecimeters 0,00026 Gr. oder ungefaͤhr ein Viertel Milligramm
Queksilberdampf. Stellt man aͤhnliche Berechnungen fuͤr Temperaturen
unter 100° an, zum Beispiel fuͤr 20° oder 15°, so
erhaͤlt man gewisser Maßen einen Maßstab fuͤr die Gefahr, womit das
Einathmen einer Luft verbunden ist, welche dem Queksilberdampfe unter
Umstaͤnden ausgesezt ist, wo dieser Dampf darin auf eine seinem Maximum mehr
oder weniger nahe kommende Tension steigen kann.
Die verschiedenen Gestalten, die wir oben unserer Formel fuͤr die Tensionen
des Queksilberdampfes gegeben haben, beziehen sich alle auf die Temperaturen, die
das gewoͤhnliche Queksilber-Thermometer anzeigt; man kann sie aber
auch so abaͤndern, daß sie sich auf die Temperaturen bezieht, welche das nach der Ausdehnung des
Glases corrigirte Luft-Thermometer anzeigt. Es handelt sich in diesem Falle
nur darum, zuerst aus eine annaͤhernde Weise die Angaben des
Queksilber-Thermometers in einer Function der ihnen entsprechenden des
Luft-Thermometers auszudruͤken. Dieser Ausdruk laͤßt sich aus
den Versuchen von Dulong und Petit uͤber den gegenseitigen Gang der beiden Thermometer ableiten.
Ich finde, daß wenn man mit t die Grade des
Queksilber-Thermometers bezeichnet, und mit τ die ihnen entsprechenden des Luft-Thermometers, beide vom
Schmelzpunkte des Eises an gezaͤhlt, sich ergibt t = 0,9885714.τ + 0,000114286 τ²; und wenn man die
Grade t und τ vom
Siedepunkte des Queksilbers angefangen zaͤhlt, t
= 1,0685714. τ –
0,0001142856.τ², oder wenn man zur Einheit sowohl von t als von τ eine
ganze Scale von 100 Graden nimmt, t = 1,0685714.τ
– 0,01142856 τ². Substituirt man diesen Werth von t in der Formel log. e =
– 0,64637. t + 0,075956. t² – 0,18452. t³, so wird
sie, wenn man die Potenzen von τ, welche uͤber die dritte hinausgehen,
weglaͤßt, log. e = – 0,69069. τ + 0,094117. τ² – 0,22700.
τ³. Nach dieser Formel koͤnnte man eine Tabelle uͤber
die Tensionen des Queksilberdampfes in Bezug auf die Temperaturen des
Luft-Thermometers berechnen.
Die Resultate, welche wir fuͤr den Gang der Tensionen des Queksilberdampfes
gefunden haben, lassen sich nun zur Pruͤfung einiger theoretischen Ansichten
und Formeln benuzen, die man uͤber den Gang der Tensionen der Daͤmpfe
im Allgemeinen aufgestellt und auf den Dampf des Wassers und einiger anderen
Fluͤssigkeiten angewendet hat; denn wenn die Principien, worauf diese Formeln
beruhen, auch fuͤr das Queksilber, welches vom Wasser und den anderen
Fluͤssigkeiten so sehr verschieden ist, gelten, so erhalten sie dadurch eine
hinreichende Bestaͤtigung; im entgegengesezten Falle aber muͤßte man
es als rein zufaͤllig betrachten, daß der Gang der Tensionen bei den
Daͤmpfen der uͤbrigen Fluͤssigkeiten mit diesen Principien
uͤbereinstimmte.
Offenbar stimmen die Tensionen des Queksilberdampfes ganz und gar nicht mit dem
Princip uͤberein, welches Dalton fruͤher
aufgestellt hat, daß naͤmlich die Tension der Daͤmpfe verschiedener
Fluͤssigkeiten auf dem Maximum, eine und dieselbe ist bei Temperaturen, die
gleichweit von ihrem respectiven Siedepunkte unter dem atmosphaͤrischen Druk
entfernt sind; denn wenn man den Gang der Tensionen des Queksilberdampfes mit dem
des Wasserdampfes vergleicht, so muͤßte die Tension des Queksilberdampfes
nach diesem Gesez, zum Beispiel, bei einer Temperatur von 260° C. oder bei
100° unter dem Siedepunkte des Queksilbers nur 4 oder 5 Millimeter betragen,
waͤhrend sie nach meinen Versuchen ungefaͤhr 130 Millimeter
betraͤgt. Uebrigens ist die Unrichtigkeit dieses von Dalton aufgestellten Princips auch schon bei anderen
Fluͤssigkeiten, die noch fluͤchtiger als das Wasser sind, beobachtet
und dasselbe, wie es scheint, bereits von Dalton selbst
verworfen worden.
Hr. August in Berlin hat in Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie, 1828 Nr. 5, und eben so Hr. Roche, Professor zu
Toulon, in einer Abhandlung, welche der Pariser Akademie in demselben Jahre
uͤbergeben wurde, fuͤr den Gang der Tensionen des Wasserdampfes
Formeln angegeben, die sich wenigstens zum Theil auf theoretische Ansichten
gruͤndeten, und die, obgleich scheinbar verschieden, doch wirklich identisch
sind, was ich in meiner Abhandlung gezeigt habe. Diese Formeln kommen in der
Hauptsache auf die Function log. e = At/(B + t) zuruͤk, worin e
die Tension des Dampfes bezeichnet, t die
Temperaturgrade, vom Siedepunkte der Fluͤssigkeit an gezaͤhlt, und A, B zwei constante, durch Versuche zu bestimmende
Groͤßen sind. Die HH. August und Roche haben aber die Constante B durch die theoretische Annahme bestimmt, daß die Kraft des Dampfes e Null werden muß, bei – 266 2/3°, welche
Temperatur bekanntlich als der absolute Nullpunkt betrachtet wird; das heißt, wenn
man mit Ω die Anzahl der Grade bezeichnet, um
welche dieser absolute Nullpunkt unter dem Siedepunkte der Fluͤssigkeit
liegt, so muß man haben e = 0 fuͤr t = – Ω, was, um B zu bestimmen, die Gleichung gibt: log. e =
– ∀ Ω/(B – Ω) =
– &z0014;, woraus folgt B – Ω = 0, oder B =
Ω. Dadurch wird die Formel log. e = A. t/(Ω + t), worin
man den Coëfficient A nur noch durch eine einzige
Beobachtung zu bestimmen hat. Die Function, welche dieser Formel zur Basis dient,
koͤnnte, wenn man von der Bestimmung von B
abstrahirt, noch als willkuͤrlich betrachtet werden; sie zeigte sich jedoch
sehr geeignet, um den Gang der Tensionen des Wasserdampfes auszubruͤten. Wir
wollen nun diese Formel durch Anwendung derselben auf den Queksilberdampf
pruͤfen. Fuͤr diesen Dampf hat man, wenn man t in Centesimalgraden ausdruͤkt, die vom Siedepunkte an
gezaͤhlt werden, positiv uͤber und negativ unter demselben, Ω = 360 + 266,67 = 626,67. Bestimmen wir die
Constante A durch unsere Beobachtung fuͤr die
Temperatur von 260°, naͤmlich 100° unter dem Siedepunkte des
Queksilbers, oder fuͤr t = 100, indem wir eine
ganze Atmosphaͤre zur Einheit der Tensionen nehmen, so finden wir A = 3,976, und die Formel wird so log.
e = 3,976.t/(626,67 + t); unter den Logarithmen sind immer die in den Tabellen verstanden. Wenn
diese Formel, so wie wir sie nun nach unserer Beobachtung fuͤr eine
Temperatur, die zwischen unseren aͤußersten Beobachtungen in der Mitte liegt,
bestimmt haben, genau ist, so muß sie diesen aͤußersten Beobachtungen,
naͤmlich fuͤr 230° und 290° ziemlich Genuͤge
leisten. Nun finde ich, daß sie fuͤr die erste dieser Temperaturen e = 0,091056 Atmosph. = 69,20 Millim. gibt,
waͤhrend die Beobachtung 58,01 Millim. gab, und daß sie bei 290°, e = 0,31625 Atmosph. = 240,35 Millim. gibt,
waͤhrend die Beobachtung 252,51 Millim. ergab. Man sieht also, daß die Formel
mit dem nach der Beobachtung fuͤr 260° bestimmten Coëfficient,
fuͤr niedrigere Temperaturen als jene, groͤßere Tensionen als die
beobachteten und fuͤr hoͤhere Temperaturen kleinere als die
beobachteten gibt; naͤmlich: sie ergibt fuͤr die Tensionen des
Queksilberdampfes in dem Zwischenraum, auf welchen sich meine Beobachtungen
ausdehnen, einen schnelleren Gang in Bezug auf die Temperaturzunahme als die
Beobachtungen anzeigen; und man sieht leicht, daß diese Abweichungen noch viel
betraͤchtlicher ausfielen, wenn man die Tensionen auf die von dem
Luft-Thermometer angegebenen Temperaturen beziehen wuͤrde. Diese Probe
ist also den Principien, auf welche Hr. Roche seine
Formel gruͤnden zu koͤnnen glaubte, keineswegs guͤnstig, und
wahrscheinlich hat sie in der That vor jeder anderen Formel, die die fraglichen
Tensionen auf eine empyrische Weise bezeichnet und wie sie nur eine einzige
constante, durch Beobachtungen zu bestimmende Groͤße enthalten wuͤrde,
keinen Vorzug.
Die Formel, wodurch ich fruͤher selbst nach einigen theoretischen Ansichten
den Gang der Tensionen des Wasserdampfes ausdruͤken zu koͤnnen glaubte
(Giornale di Fisica di Pavia, 3e bimestre 1819), naͤmlich log. e = {√(7 + b²)
– b}, worin e
und t dasselbe bezeichnen wie oben, und a und b zwei constante,
durch Beobachtungen zu bestimmende Groͤßen sind, ist eben so wenig auf den
Queksilberdampf anwendbar.
Tabelleuͤber die elastische Kraft oder das Maximum der Tension
des Queksilberdampfes, von 10 zu 10 Centesimalgraden, anfangend von 100°
und fortlaufend bis auf 360°, nach den in der Abhandlung angegebenen
Versuchen und der empyrischen Formel, die sie repraͤsentirt.
Temperaturen.
Tensionendes Queksilberdampfes, wobeider
atmosphaͤrische Druk von0,76 Meter zur Einheitangenommen
ist.
In Queksilber-
Millimetern.
100° C.
0,00004
0,03
110
0,00009
0,07
120
0,00022
0,16
130
0,00047
0,35
140
0,00096
0,73
150
0,00188
1,43
160
0,00343
2,61
170
0,00603
4,58
180
0,01015
7,71
190
0,01638
12,45
200
0,02539
19,30
210
0,03790
28,80
220
0,05466
41,54
230
0,07633
58,01
240
0,10349
78,65
250
0,13655
103,78
260
0,17582
133,62
270
0,22145
168,30
280
0,27335
207,90
290
0,33225
252,51
300
0,39780
302,33
310
0,47073
357,75
320
0,55181
419,38
330
0,64261
488,38
340
0,74523
566,37
350
0,86286
655,77
360
1,00000
760,00