Titel: | Nachricht von Versuchen, welche über die Leistungen einiger Dampfmaschinen in Cornwall angestellt worden sind. Von W. J. Henwood. |
Fundstelle: | Band 45, Jahrgang 1832, Nr. LXXXIII., S. 331 |
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LXXXIII.
Nachricht von Versuchen, welche uͤber die
Leistungen einiger Dampfmaschinen in Cornwall angestellt worden sind. Von W. J. Henwood.
Aus Brewster's Edinburgh Journal of Science. April
1832, S. 102.
Henwood, uͤber die Dampfmaschinen in Cornwallis.
Ich fing an Wilson's
Dampfmaschine an der Wheal Towan Grube einen Versuch am 22. November des vergangenen
Jahres um 2 Uhr und 32 Minuten Nachmittags an, und endigte denselben am darauf
folgenden Tage um 3 Uhr 5 Minuten Nachmittags. Die Maschine hat einen Cylinder von
80 Zoll im Durchmesser, in welchem der Kolben einen Hub von 10 Fuß Laͤnge
macht. Die am anderen Ende des Wagbalkens angehaͤngten Schachtstangen mit den Kolben der
Kunstsaͤze machen einen Hub von 8 Fuß. Die Dimensionen dieser Saͤze
und das Gewicht der in denselben gehobenen Wassersaͤulen waren folgende:
Textabbildung Bd. 45, S. 332
Laͤnge oder Hoͤhe der
Pumpensaͤze; Durchmesser der Kolbenrohre in Zollen; Gewicht der
Wassersaͤulen in Pfunden; House lift (der oberste Saz, welcher zu Tage
ausgießet); Tye (der zweite); Rose (der dritte Saz); Crown (vierter Saz); Puppy
(fuͤnfter Saz, welcher aus dem Sumpfe hebt); Ganze Hoͤhe
Die waͤhrend dieser Zeit verbrauchte Menge von Steinkohlen betrug 50 Bushels,
an Gewicht 5003 Pfund.Diese Steinkohlen
waren von einer Beschaffenheit, die man Slaty
nennt (schieferartig), welche stark ins Gewicht geht und wenig leistet. A.
d. O. Ein Theil dieser Kohlen verlor beim Troknen 1/16 seines
Gewichtes.
Die Maschine machte waͤhrend dieses Versuches 7881 Hube.
Oehl wurde verbraucht 1 Pinte; Schmiere 20 Pfund.
Die mittlere Temperatur in dem Hotwell (d.i. dem Behaͤlter, welcher das aus
der Maschine und dem Condensator gepumpte Injectionswasser aufnimmt, und aus welchem
der Dampfkessel gespeiset wird) war 95 Grad, F.
Die Temperatur des Injectionswassers
war
63 Grad
– – im
Maschinengebaͤude
76 –
– – in
der Kesselhuͤtte
76 –
– – der
aͤußern Luft
53 –
Der Druk des Dampfes im Kessel wechselte zwischen 25 und 40 Pfund auf den
Quadratzoll, und betrug im mittleren Durchschnitte 35 Pfund.
Aus allen diesen Ergebnissen, woruͤber ich von Stunde zu Stunde Beobachtungen
anstellte, geht das Resultat hervor, daß die Leistung dieser Maschine im
Durchschnitte sich ausbruͤten laͤßt durch eine Last von 86,585,079
Pfund auf die Hoͤhe von 1 Fuß gehoben mit dem Aufwande von einem gemessenen
Bushel (88 Pfd.) Steinkohlen.
Meine Versuche an Hudson's Maschine zu East Crennis
begannen am 30. November um 9 Uhr 28 Minuten Vormittags und endigten am 1. December
Morgens um 7 Uhr 55 Minuten.
Der Cylinder dieser Maschine hat 76 Zoll im Durchmesser; der Kolbenhub im Cylinder
ist 10 Fuß 3 Zoll, und in den Pumpen 7 Fuß 2 Zoll lang.
Das Verhaͤltniß der Saͤze im Schachte ist folgendes:
Textabbildung Bd. 45, S. 333
Hoͤhe der Saͤze;
Durchmesser der Pumpen in Zollen; Gewicht der Wassersaͤulen in Pfunden;
House; Tye; Rose; Crown; Puppy
Der Aufwand von Steinkohlen war 34 Bushels, deren Gewicht zusammen 3005 Pfund betrug.
Ein Theil dieser Kohlen verlor im Troknen 1/21 seines Gewichtes.
Die Maschine machte waͤhrend dieses Versuches 4717 Kolbenhuͤbe.
Die mittlere Temperatur war des
Wassers im Hotwell
87 Grad
– – des
Injectionswassers
67 –
der Luft im Maschinengebaͤude
60 –
– – in
der Kesselhuͤtte
66 –
der aͤußern Luft
45 –
Oehl wurde
verbraucht
1
Pinte,
Schmiere
17 Pfund.
Die Staͤrke des Dampfes im Kessel wechselte zwischen 14 und 25 Pfund auf den
Quadratzoll, und war im Durchschnitt ungefaͤhr 18 Pfund.
Nach diesen Details ergibt sich die Leistung dieser Maschine im Durchschnitte so, daß
mit einem Bushel-Maße von Steinkohlen eine Last von 73,954,606 Pfund auf die
Hoͤhe von 7 Fuß gehoben wurde.
An einer dritten Maschine zu Binner Downs, Swans Engine, fing ich die Beobachtungen
am 8. December um 10 Uhr 59 Minuten Vormittags an, und endigte dieselben am 9. 2
Minuten nach Mittag.
Diese Maschine hat einen Cylinder von 70 Zoll Durchmesser; die Laͤnge des
Kolbenhubes im Dampfcylinder ist 10 Fuß, in den Pumpsaͤzen 7 1/2 Fuß. Die
Verhaͤltnisse der Saͤze sind folgende:
Textabbildung Bd. 45, S. 334
Hoͤhe der Saͤze;
Durchmesser der Kolbenrohre in Zollen; Gewicht der Wassersaͤulen in
Pfunden; House; Tye; Rose
Der Verbrauch an Steinkohlen war 60 Bushels, an Gewicht 5561 Pfund; ein Theil dieser
Kohlen verlor beim Troknen 1/10 seines Gewichtes.
Die Maschine machte waͤhrend des Versuches 11,258 Kolbenhuͤbe.
Oehl ward verbraucht
1 Pinte.
Schmiere
15 1/2 Pfund.
Die mittlere Temperatur des Wassers war im
Hotwell
88
Grad,
des
Injectionswassers
52
–
der Luft im
Maschinenhause
66
–
– – in
der Kesselhuͤtte
57
–
der aͤußern
Luft
53
–
Der Druk des Dampfes im Kessel wechselte zwischen 35 und 50 Pfund auf den
Quadratzoll.
Aus diesen Ergebnissen geht hervor, daß die Maschine mit 1 Bushel-Maß
Steinkohlen eine Last von 73,877,810 Pfund im Durchschnitt 1 Fuß hoch gehoben
hat.
Da nach meinen Versuchen die Steinkohlen nicht gleiches Gewicht hatten, so kann das
Maß eines Bushels nicht als unveraͤnderlicher Maßstab fuͤr die
Leistungen dieser Maschinen dienen. Nachdem wir aber von jeder Gattung dieser Kohlen
einen Theil getroknet haben, fanden wir das wahre Gewicht von trokenen Kohlen, welches bei jedem der angefuͤhrten Versuche
verbraucht worden ist; wovon die Resultate in folgenden Tabellen zu ersehen
sind.
Maschine.
Leistung mit 1 BushelKohlen nach dem Maße.
Gewicht eines Bushelfeuchter Kohlen.
Gewicht eines Bushelgetrokneter Kohlen.
Leistung mit 84 Pfundfeuchter Kohlen.
Pfd.
Pfd.
Pfd.
Pfd.
Wheal Towan
86,585,079.
100,06.
93,80625.
72,687,853.
East Crennis
73,954,606.
88,3823.
84,1736.
70,003,555.
Binner Downs
73,877,810.
82,683.
83,415.
66,956,572.
Leistungen der Maschinen.
Mit 84 Pfundtrokener Kohlen.
Mit 1 Pfundfeuchter Kohlen.
Mit 1 Pfundgetrokneter Kohlen.
Pfd.
Pfd.
Pfd.
Wheal Towan
77,533,710.
865,331.
923,020.
East Crennis
73,502,699.
833,363.
875,032.
Binner Downs
74,395,923.
797,102.
885,665.
Wenn man den Werth aller verbrauchten Materialien nach den hiesigen Preisen, wo 72
Bushels Steinkohlen 41 Schilling, der Centner (112 Pfd.) Schmiere 45 1/2 Schilling,
und der Gallon Oehl 4 Schilling und 2 Pence kosten, berechnet, so hat die
Dampfmaschine von Wheal Towan ungefaͤhr 1085 Tonnen
– – von
East Crennis
870 –
– – von
Binner Downs
1006 –
mit dem Aufwande von 1 Farthing auf die Hoͤhe von 1 Fuß
gehoben.Ein Farthing oder halber Penny= 1/24 Schilling, betraͤgt in unserem
Gelde 1 1/2 Kreuzer. Die Leistungen dieser drei Maschinen waren also
folgende:Die Maschinevon Wheal Towan hob144,666 CentnerVon East Crennis116,000 –Von Binner Downs134,130 –auf die Hoͤhe von 1 Fuß mit dem Aufwande von 1 1/2 Kreuzer. A. d.
Ue.
Perran-Wharf, bei Truro, am 2. Januar 1832.
W. G. Henwood.
Bemerkungen des Uebersezers.
Es ist zu bedauern, daß Hr. Henwood in diesem
interessanten Berichte uͤber die Wirkungen von dreien Dampfmaschinen der
ersten Groͤße, durch welche die Grubenwasser aus den tiefsten
Schaͤchten der Cornwall'schen Bergwerke gewaͤltigt werden, nicht
angefuͤhrt hat,
nach welchem Systeme diese Maschinen construirt sind. Indessen darf man, nach ihrer
außerordentlichen Wirkung, und nach der angegebenen hohen Spannung des Dampfes in
den Kesseln, mit Gewißheit annehmen, daß dieselben nicht nach Watt's Princip mit einfachen Cylindern und niedrigem Druke, sondern nach
dem vortheilhaftern Expansions-Systeme von Woolfe
mit zweien Cylindern gebaut sind, wovon der erste kleinere den hohen Dampf
unmittelbar aus dem Kessel, und der zweite groͤßere den im kleineren Cylinder
schon gebrauchten Dampf in einem ausgedehnteren Zustande aus jenem erhaͤlt;
und es scheint also, daß die hier angegebenen Dimensionen der
Cylinder-Durchmesser von 80, 76 und 70 Zoll sich nur auf die zweiten oder
groͤßeren Cylinder beziehen. Der bedeutende Vortheil, welcher durch diese
doppelte Benuzung des im Kessel erzeugten Dampfes, und durch Verbindung des
Hochdruk-Systemes mit dem Watt'schen, erhalten
wird, und die große Superioritaͤt der nach diesem Princip construirten
Maschinen uͤber die Watt'schen, in Bezug auf die
Ersparung an Brennmaterial, welche in Cornwall, wo es keine Steinkohlen gibt, und
diese aus dem entfernten suͤdlichen Wales beigefuͤhrt werden
muͤssen, ein Gegenstand von der ersten Wichtigkeit ist, ward Anfangs von den
meisten englischen Ingenieuren bestritten, und es wurden darum von den dortigen
Bergwerksgesellschaften eigene Commissaͤre aufgestellt, welche die Leistungen
der im Jahre 1815 zuerst erbauten zwei Woolf'schen
Maschinen mit der groͤßten Genauigkeit von Tag zu Tag beobachten und mit
jenen der Watt'schen Maschinen vergleichen mußten. Die
hieruͤber damals von den HH. T. und G. Leans
monatlich erstatteten Berichte machten indessen dem Streite bald ein Ende, da nach
einem Mitteldurchschnitte von 24 Watt'schen Maschinen in
Cornwall die Wirkung dieser lezteren in einer Last von 23 Millionen Pfund auf 1 Fuß
gehoben bestand, und die groͤßte Leistung nicht 30 Millionen
uͤberstieg, waͤhrend mit demselben Aufwande von Brennmaterial,
naͤmlich mit 1 Bushel Steinkohlen, die Leistung der Woolf'schen Maschinen (deren groͤßere Cylinder 53 und 45 Zoll im
Durchmesser hatten) schon auf 44 bis 56 Millionen Pfd. stieg, und im mittleren
Durchschnitte jene der Watt'schen in dem
Verhaͤltnisse von 3 zu 2 uͤbertraf. Nun geht aber aus dem vorliegenden
Berichte des Hrn. Henwood hervor, daß die seither in
Cornwall nach demselben Princip erbauten Maschinen im Verhaͤltnisse zum
Aufwande von Brennmaterial noch um ein Bedeutendes mehr als jene ersten Woolf'schen Dampfmaschinen leisten, indem ihre mittlere
Wirkung mit einem Bushel Steinkohlen einer Last von 78,139,165 Pfd. auf die
Hoͤhe von 1 Fuß gehoben gleicht, folglich das Dreifache von der Leistung der Watt'schen Maschinen uͤberstieg! – Nach
einem Monatsberichte fuͤr December 1826 bestand die groͤßte Wirkung
einer dort zu Wheal Hope erbauten Maschine mit einem Cylinder von 60 Zoll
Durchmesser in 46,838,246 Pfunden, und die Maschine zu Binner Downs hob damals nur
37,680,271 Pfund;S. Polytechn. Journal Bd. XXIV. S.
389–391. was nur ungefaͤhr die Haͤlfte ihrer gegenwaͤrtigen
Leistung war. Eine so auffallende Verstaͤrkung des Effectes kann nur durch
sehr wichtige, seither vorgenommene, Verbesserungen an diesen Maschinen, oder an
ihren Dampfkesseln, oder an beiden zugleich bewirkt worden seyn; und es ist daher
sehr zu wuͤnschen, daß wir von einer der vorzuͤglichsten dieser neuen
Maschinen bald eine genaue Abbildung und vollstaͤndige Beschreibung erhalten
moͤchten.
Da uͤbrigens die hier angegebenen Leistungen nur nach dem Gewichte der in den
Pumpensaͤzen gehobenen Wassersaͤulen berechnet sind, so wird durch
dieselben eigentlich nur die erhaltene nuzbare Wirkung
ausgedruͤkt, ohne alle Ruͤcksichtnahme auf die verschiedenen
Nebenhindernisse, welche die bewegende Kraft dabei zu uͤberwinden hat, als:
der Reibungen, des Widerstandes der Kolben bei ihrem Ruͤkzuge, welcher durch
ein bedeutendes Uebergewicht an den Schachtstangen bewirkt, und welches Uebergewicht
beim Aufzuge der Kolben von der Maschine wieder gehoben werden muß; endlich des sehr
bedeutenden Widerstandes, welchen die Traͤgheit so vieler schweren Massen bei
jedem Wechsel einer wiederkehrenden Bewegung verursacht. Alle diese Nebenhindernisse
zusammen duͤrfen auf wenigstens den dritten Theil der reinen hydrostatischen
Last angeschlagen werden, und koͤnnen unter gewissen Umstaͤnden, bei
einer etwas schnellen Bewegung, wohl die Haͤlfte des ganzen Widerstandes, und
noch mehr betragen;Praktische Mechaniker stehen gewoͤhnlich in dem Wahne, daß es zur
Schaͤzung der zum Betriebe von Pumpen erforderlichen Kraft schon
genuͤge, wenn sie das Gewicht der auf die Kolben bruͤtenden
Wassersaͤulen berechnen, und dann fuͤr die Nebenhindernisse
noch beilaͤufig etwas zugeben, wozu denn freilich keine
hoͤheren mathematischen Kenntnisse noͤthig sind. Wie sehr man
sich indessen mit solchen empyrischen Schaͤzungen irren
koͤnne, und welche bedenklichen Mißgriffe hieraus bei der
Ausfuͤhrung von großen und kostbaren Maschinen entstehen
koͤnnen, habe ich in meinem 1797 bei Luͤbecks Erben in
Baireuth erschienenen Werke: Vollstaͤndige
Theorie der Saug- und Hedepumpen, und Grundsaͤze zu ihrer
vortheilhaftesten Anordnung, gezeigt, wo ich zur genauesten
Berechnung aller Nebenhindernisse, vorzuͤglich des hydraulischen und
des mechanischen Widerstandes allgemeine Formeln
entwikelt, und S. 117 bis 119 durch Beispiele dargethan habe, wie unter
gewissen Verhaͤltnissen der hydraulische und mechanische Widerstand
bei solchen Pumpwerken den hydrostatischen
Widerstand oder die todte Wasserlast selbst um Vieles uͤbertreffen
koͤnnen. Von diesem Werke ist im Jahre 1820 bei Gottlieb Adolph Grau, Baireuth und Hof, die zweite Auflage
erschienen. woraus denn folgt, daß der wahre Total-Effect dieser Maschinen noch um Vieles
groͤßer als der hier angegebene seyn muͤsse, und daß also auch ihre
nuzbare Wirkung unter anderen Umstaͤnden, wo jene Nebenhindernisse vermindert
werden koͤnnen, noch weit vortheilhafter sich zeigen wuͤrde.
Jos. Ritter v. Baader.