Titel: | Ueber die Wichtigkeit der hygrometrischen Beobachtungen für die Meteorologie, und über die Mittel diese Beobachtungen mit Genauigkeit anzustellen. Von I. P. Espy zu Philadelphia. |
Fundstelle: | Band 45, Jahrgang 1832, Nr. LXXXIX., S. 355 |
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LXXXIX.
Ueber die Wichtigkeit der hygrometrischen
Beobachtungen fuͤr die Meteorologie, und uͤber die Mittel diese
Beobachtungen mit Genauigkeit anzustellen. Von I. P. Espy zu Philadelphia.
Aus dem Journal of the Franklin Institute im
Repertory of
Patent-Inventions Junius 1832, S. 365, und Julius, Supplement S.
391.
Espy, uͤber hygrometrischen Beobachtungen fuͤr die
Meteorologie.
Die Wichtigkeit der hygrometrischen Beobachtungen fuͤr die Meteorologie, die
besonders durch die Erfindung eines Instrumentes oder Hygrometers gesteigert wurde,
welches uns nicht bloß mit der relativen, sondern auch mit der absoluten Menge des
in der Luft enthaltenen Wasserdampfes bekannt macht, veranlaßt mich, den Mitgliedern
des Franklin Institutes einige Beobachtungen uͤber diesen Gegenstand zur Pruͤfung
vorzulegen. Meine Absicht ist hiebei besonders das Institut zu veranlassen, daß es
seinen großen Einfluß verwenden moͤchte, um in den verschiedene Gegenden
unseres ausgedehnten Vaterlandes meteorologischen Journale anfertigen zu lassen,
welche nach demselben Plane verfaßt waͤren, nach welchem im Journale des
Institutes bereits monatlich die gemachten Beobachtungen niedergelegt werden. Viele
Individuen, die gegenwaͤrtig bloß zu ihrem Vergnuͤgen
unvollstaͤndige meteorologische Journale aufzeichnen, wuͤrden gewiß
ein 10 Mal groͤßeres Interesse fuͤr die Sache zeigen, wenn das
Institut dieselben darauf aufmerksam machen wuͤrde, wie sie, ohne irgend eine
groͤßere Muͤhe dabei zu haben, weit vollstaͤndigere
Beobachtungen zu liefern, und dadurch wesentlich zum allgemeinen Besten beizutragen
im Stande sind.
Da vielleicht viele Personen auf dem Lande, welche den Wuͤnschen des
Institutes gern nachkommen moͤchten, weder mit einem Daniell'schen, noch mit
einem Jones'schen Hygrometer versehen sind, so moͤchte es vielleicht nicht
ohne Nuzen seyn zu zeigen, durch welche Mittel man dieses Instrument ersezen kann.
Jede Vorrichtung, mit der man Wasser in eitlem gewoͤhnlichen Sturzbecher oder
Tummler so kalt zu erhalten vermag, daß sich an der aͤußeren Seite desselben
Feuchtigkeit absezt, wird diesem Zweke entsprechen. Waͤhrend der Sommermonate
fand ich das Brunnenwasser meistens kalt genug, in anderen Monaten bediente ich mich
des Eises oder Schnee's, und bei sehr kaltem Wetter nahm ich meine Zuflucht zum
Salze und zum Schnee. Jede dieser Methoden scheint mir sowohl wegen ihrer
Einfachheit, als wegen ihrer Genauigkeit vor der Daniell'schen und Jones'schen
Methode den Vorzug zu verdienen; denn durch das Vermischen des Wassers von
verschiedenen Temperatur-Graden, von denen sich das eine uͤber und das
andere unter dem Thaupunkte befindet, kann man den wirklichen Punkt in kurzer Zeit
mit großer Genauigkeit erhalten; waͤhrend durch das Verdampfen von Aether die
Temperatur ploͤzlich, und zuweilen selbst in einem bedeutenden Grade, unter
den Thaupunkt vermindert wird, so daß hier weit mehr Zeit und Gewandtheit
noͤthig ist, um es nur zu einer ertraͤglichen Genauigkeit zu
bringen.
Wenn ich mir uͤbrigens weder Eis noch Schnee verschaffen konnte, so befestigte
ich ein kleines Stuͤk Musselin oder ein duͤnnes Stuͤk Schwamm
an einer Seite der Kugel eines gewoͤhnlichen Thermometers, und goß eine
geringe Menge Aether darauf, wobei ich die nakte Seite der Kugel sorgfaͤltig
beobachtete, um zu sehen, wann sich der Thau auf ihr niederzuschlagen begann. Wenn
sich der Thau sehr schnell niederschlug, so war das Thermometer unter den Thaupunkt
gesunken; wenn ich den
ersten Thau jedoch abwischte, und ihn wiederholt sich neu niederschlagen ließ, so
konnte ich ein ziemlich genaues Resultat erhalten. Ich verglich naͤmlich
diese Resultate oͤfter mit jenen, die sich ergaben, wenn ich kaltes Wasser in
dem Sturzbecher oder Tummler anwendete, und fand, daß sie immer ziemlich genau mit
einander uͤbereinstimmten.
Beim Beobachten der Temperatur der Luft ist, wenn man nicht große Fehler begehen
will, gleichfalls große Vorsicht noͤthig. Wenn sich naͤmlich um das
Thermometer herum Koͤrper befinden, die heißer oder kaͤlter als die
Luft sind, so wird die Ausstrahlung dieser Koͤrper auf das Thermometer
einwirken, so daß die Temperatur, die er anzeigt, im ersten Falle zu hoch, im
lezteren zu niedrig steht. Ich weiß, daß an einem heiteren, windstillen Abende ein
Thermometer ganz in der Naͤhe des Bodens der freien Luft ausgesezt wurde, und
daß dieses Thermometer beinahe um 8 bis 12 Grade weniger zeigte, als die Temperatur
der Luft hatte: ein aͤhnliches Resultat kann man erhalten, wenn man das
Thermometer schnell in der Luft herum schwingt. Ebenso wird das Thermometer, wenn
man es unter Tags Koͤrpern aussezt, die von der Sonne erhizt wurden, manchmal
eine um mehrere Grade hoͤhere Temperatur andeuten, als die es umgebende Luft,
die nicht durch Ausstrahlung, sondern bloß durch die Beruͤhrung mit festen
Koͤrpers erhizt worden, besizt.
Bei truͤbem Wetter haben keine solchen Erscheinungen Statt; denn hier wird die
von der Oberflaͤche der Erde und allen uͤbrigen festen Koͤrpern
ausgestrahlte Waͤrme wieder von den Nebeln und Wolken zuruͤkgeworfen,
so daß sie folglich die Temperatur der Luft beibehalten. Bei truͤbem Wetter
kuͤhlt die Oberflaͤche der Erde nicht unter den Thaupunkt ab, und aus
diesem Grunde entsteht kein Thau. Selbst in heiteren Naͤchten sinkt die
Temperatur der Oberflaͤche des Bodens, wenn der Thaupunkt weit unter jener
Temperatur steht, die die Luft am Tage hatte, in Folge der Ausstrahlung nicht bis
zum Thaupunkte, und in solchen Faͤllen entsteht folglich gleichfalls kein
Thau. Ich beobachtete im August zu Philadelphia, daß, wenn der Thaupunkt 76°
F. betrug, und die Temperatur der Luft unter Tags uͤber 90° F. war,
waͤhrend der Nacht in der Stadt selbst nur wenig Thau fiel. Auf dem Lande, wo
der Boden nicht der Ausstrahlung der Waͤrme aus den erwaͤrmten
Ziegelmauern ausgesezt war, war die Menge des Thaues jedoch gewiß groͤßer.
Dem sey nun, wie ihm wolle, so sah ich auf dem Grase meines Hofes nie Thau
entstehen, bevor die Temperatur auf den Thaupunkt gesunken war. Es laͤßt sich
auch kein Grund denken, warum sich der Thau auf dem Grase absezen soll, ehe dasselbe
noch auf den Thaupunkt abgekuͤhlt ist, da dieß bei dem Sturzbecher oder Tummler auch nicht
fruͤher geschieht, und da die Phaͤnomene doch in beiden Faͤllen
dieselben sind. Der Thau faͤllt weder in dem einen, noch in dem anderen
Falle, aus der Luft, sondern der in der Luft enthaltene, und durch seine eigene
Elasticitaͤt gleichmaͤßig vertheilte Wasserdampf verliert, wenn er mit
festen Koͤrpern, die durch Ausstrahlung oder auf eine andere Weise unter den
Thaupunkt abgekuͤhlt wurden, in Beruͤhrung kommt, so viel von seinem
Waͤrmestoffe, daß er sich nicht laͤnger als elastischer Dampf in der
Luft zu erhalten vermag, sondern als Thau niederfallen muß.
So wahr und gruͤndlich diese Theorie auch beim ersten Blike scheinen mag, so
laͤßt sich doch eine Einwendung gegen dieselbe machen. Es ist naͤmlich
bekannt, daß unter einem Dache, und selbst unter einem duͤnnen, in der
Hoͤhe einiger Fuß uͤber den Boden gespannten Stuͤke Musselin
kein Thau entsteht; und daß man hieraus schloß, der Thau falle aus den oberen
Regionen der Luft herab. Die wahre Ursache hievon ist jedoch, daß die Temperatur des
Grases oder der uͤbrigen, unter der Deke befindlichen Koͤrper nicht
auf den Thaupunkt sinkt, indem die aus ihnen ausstrahlende Waͤrme von der
Deke zuruͤkgeworfen wird. Man kann sich von der Richtigkeit dieser Behauptung
und von dem Unterschiede der Temperatur in diesem Falle leicht uͤberzeugen,
wenn man ein Thermometer an den gedekten Ort, ein anderes hingegen an eine freie
Stelle, an der sich Thau auf dem Grase bildet, bringt. Ich beobachtete ein Mal einen
Unterschied von 8 bis 10 Graden zwischen der Temperatur der freien Luft, und jener
unter einem ausgespannten seidenen Schnupftuche, obwohl die Luft frei zwischen dem
Tuche und dem Boden durchstreichen konnte.
Hieraus erklaͤrt sich wie schon duͤnne Bedekungen im Fruͤhlinge
den zarteren Gewaͤchsen Schuz gegen die Froͤste gewaͤhren, die
in heiteren Naͤchten, in welchen die Temperatur des Bodens durch das
Ausstrahlen der Waͤrme bis zum Gefrierpunkte abgekuͤhlt wird, so
haͤufig entstehen.
Eine andere Einwendung gegen die hier aufgestellte Theorie des Thaues lautet: daß die
unteren Theile der Luft nicht so viel Wasserdampf enthalten, als noͤthig ist,
um so starken Thau zu bilden, wie man ihn oͤfter sieht. Dieser Thau
betraͤgt naͤmlich oft mehr Wasserdampf, als in einer 100 Fuß hohen
Luftschichte enthalten ist, und eine solche Menge Luft, sagt man, koͤnne
waͤhrend einer windstillen Nacht, bei welcher der Thau gerade am
staͤrksten ist, nicht mit der Oberflaͤche der Erde in
Beruͤhrung kommen.
Dieser Einwurf verliert jedoch alles Gewicht, wenn man bedenkt, daß der Wasserdampf,
wie Dalton, wenn ich nicht irre, zuerst bewies, nicht von der
Luft, sondern durch sich selbst schwebend erhalten werde. Mit anderen Worten
laͤßt sich dieß auch so sagen: Wenn die Luft auch ploͤzlich ganz
entfernt werden koͤnnte, so wuͤrde der Wasserdampf, der in Folge
seiner Elasticitaͤt in derselben vertheilt ist, doch weder niedersinken, noch
auch sich hoͤher ausdehnen; seine eigene Elasticitaͤt wuͤrde
eben hinreichen, um sein Gewicht ohne weitere Verdichtung zu tragen. Sezen wir nun,
daß die unterste Schichte der dampfhaltigen Luft in Thau verwandelt wird, so muß
nothwendig die ganze dampfhaltige Luft herabsinken; und dieß muß geschehen, man mag
eine Atmosphaͤre von gewoͤhnlicher Luft annehmen oder nicht; denn wenn
der Thau sich durch diese Luft niederschlagen muß, so wird dieß zwar langsamer
geschehen, aber geschehen muß es doch immer.
Das Hygrometer selbst gibt einen sehr genuͤgenden Beweis dafuͤr, daß
der Wasserdampf nicht von der atmosphaͤrischen Luft schwebend erhalten wird.
Es ist naͤmlich keine ungewoͤhnliche Erscheinung, daß der Thaupunkt
die Nacht hindurch sich gleich bleibt; dieß beweist, daß die Dichtheit des Dampfes
unveraͤndert anhaͤlt, was nicht der Fall seyn koͤnnte, wenn der
Dampf von der Luft schwebend erhalten wuͤrde. Da der Dampf naͤmlich
selbst bei seiner groͤßten Dichtheit (ausgenommen bei kuͤnstlicher
Compression) immer nur halb so dicht oder halb so schwer ist, als die
atmosphaͤrische Luft, so muͤßte er sich wegen seiner groͤßeren
Leichtigkeit schnell durch die Luft empor erheben, und waͤhrend der Nacht die
unteren Theile vollkommen troken zuruͤklassen, indem sich von dem Boden aus
kein Dampf entwikeln wuͤrde, der jenen ersezte, der der Voraussezung nach in
die oberen Regionen der Luft emporstieg. Gewiß wird aber Niemand behaupten, daß die
Erde gerade in dem Augenblike, in welchem sich Thau auf dieselbe absezt, Dampf
abgibt.
Man darf jedoch nicht glauben, daß der Dampf, nachdem er sich zu Nebel verdichtet
hat, fortfaͤhrt, nur auf den unter ihm befindlichen Dampf zu druͤken.
Ein Theil seines Gewichtes wird naͤmlich dann von der Luft getragen; der
unterhalb befindliche Dampf, der unmittelbar bei der Entstehung des Nebels von einem
Theile seines Drukes befreit wird, dehnt sich aus, und der Thaupunkt faͤllt,
wie spaͤter gezeigt werden wird.
Es ist bekannt, daß die Vermehrung des Wasserdampfes in einer bestimmten Region der
Luft den Barometerstand herabdruͤkt, weil die specifische Schwere dieses
Dampfes nur halb so groß ist, als jene der Luft; allein es gibt außer dem Steigen
des Thaupunktes oder der Zunahme der Feuchtigkeit in der Luft, noch so viele
Ursachen, welche ein Fallen des Barometerstandes bewirken koͤnnen, daß dieses
Fallen nichts
weniger, als ein unfehlbares Zeichen eines nahe bevorstehenden Regens ist. Ich
glaube aber dessen ungeachtet, daß diese beiden Instrumente mit einander verbunden
den Meteorologen in Stand sezen werden, mit Gewißheit einen kuͤnftigen Regen
vorherzusagen, wenn es ein Mal gelungen seyn wird, aus einer hinreichenden Zahl
genauer Beobachtungen ein allgemeines Gesez zu ziehen.
Waͤhrend dieser Beobachtungen wird der Beobachter gewiß viele sonderbare
Thatsachen entdeken, welche der Naturforscher bei dem gegenwaͤrtigen Stande
der Wissenschaft nicht voraussehen konnte. Ich will hier nur eines solchen Falles
erwaͤhnen, der Anfangs so sehr gegen meine Erwartungen war, daß ich einige
Zeit uͤber zweifelte, daß ich je zu einer genauen Kenntniß desselben gelangen
koͤnnte.
Im Sommer 1829 war es eine lange Zeit hindurch sehr troken; ich nahm daher mehrere
Tage hindurch oͤfters den Thaupunkt, weil ich aͤngstlich
bemuͤht war, die ersten Anzeichen eines bevorstehenden Regens zu entdeken.
Ploͤzlich sank nun alle meine Hoffnung auf einen Regen, da der Thaupunkt
innerhalb einer halben Stunde um mehrere Grade fiel. Dessen ungeachtet kam aber zu
meinem großen Erstaunen um 2 1/2 Stunde spaͤter einer der heftigsten
Regenguͤsse, die ich je erlebte. Einige Tage fruͤher war das Barometer
gefallen und der Thaupunkt gestiegen (was auf eine Vermehrung des Wasserdampfes in
der Luft deutete), waͤhrend die Temperatur der Luft beinahe gleich blieb. Ich
gab mir beim Bestimmen des Thaupunktes ganz besondere Muͤhe, so daß ich
unmoͤglich einen Irrthum in der Beobachtung annehmen konnte.
Obschon nun dergleichen Erscheinungen oͤfter vorkommen moͤgen, so
beobachtete ich doch nichts Aehnliches, bis zum 16. Julius 1830, wo sich folgendes,
merkwuͤrdige Phaͤnomen ereignete. Das Wetter war mehrere Tage hindurch
sehr warm und troken; das Hygrometer zeigte beinahe unveraͤnderlich
74°, denn ich hatte den Thaupunkt sehr oft untersucht. An dem
angefuͤhrten Tage nun saß ich in meinem Hofe und beobachtete den Thaupunkt,
als ich bemerkte, daß derselbe ploͤzlich innerhalb einiger weniger Minuten um
3° sank. Zu gleicher Zeit bildete sich unmittelbar uͤber meinem Kopfe
ein Nebel, und in weniger als einer halben Stunde fiel ein sehr sanfter Regen, der
das Pflaster kaum naß machte. Kaum war dieser Regen voruͤber, so stieg der
Thaupunkt wieder auf seine fruͤhere Hohe, auf 74°.
Eine kurze Zeit spaͤter hatte ich Gelegenheit ein gleiches Phaͤnomen zu
beobachten, aus welchem ganz gewiß hervorgeht, daß der Thaupunkt manchmal sehr
schnell, und bedeutend sinkt, wenn es in der Nachbarschaft regnet. Vom 16. bis zum
19. Julius stieg der Thaupunkt allmaͤhlich von 74° bis auf 76°, auf welchem Stande
er bei Tag und bei Nacht unveraͤndert blieb, wobei die mittlere Temperatur
der Luft 90° betrug. Am 22. um 5 Uhr Nachmittags war der Thaupunkt noch
76°, wie er es vor 4 Tagen war; um 20 Minuten nach 5 Uhr war er nur mehr
70°; um 30 Minuten nach 5 stand er auf 6° und um 6 Uhr war er bis auf
62°, d.h. in Einer Stunde um 14 Grade gefallen! Waͤhrend dieser ganzen
Zeit sah man gegen Norden regnen und blizen, auch hoͤrte man Donner und der
Wind wehte stark gegen das Gewoͤlk hin; das Thermometer war um 12 Grade
gesunken. Um 45 Minuten nach 6 Uhr hatte der Wind beinahe aufgehoͤrt; erst um
9 Uhr fing es zu regnen an, und zwar nur unbedeutend; dafuͤr hoͤrte
ich aber den naͤchsten Tag, daß es in einer Entfernung von einigen Meilen
zwischen 5 und 6 Uhr sehr stark geregnet hatte. Das Barometer sank, waͤhrend
der Wind blies, um 5/100 Zoll, stieg aber wieder, als sich der Wind legte. Den
naͤchsten Morgen um 6 Uhr war der Thaupunkt wieder um 9 Grade gestiegen, und
bis um 2 Uhr Nachmittags stieg er noch um einen Grad, so daß der Unterschied gegen
den vorausgegangenen Tag nur mehr 4 Grade betrug.
Nicht leicht wuͤrde ein Physiker wohl a priori
geschlossen haben, daß der Thaupunkt eben vor dem Beginnen des Regnens, oder
waͤhrend es in der Naͤhe irgendwo regnet, faͤllt. Da nun aber
das Factum ein Mal durch Beobachtung gegeben ist, so laͤßt sich dasselbe auch
leicht nach dem zuerst von Dalton aufgestellten und
spaͤter von Daniell ausfuͤhrlich
auseinandergesezten Grundsaze erklaͤren. Nach diesem Grundsaze bildet
naͤmlich der Wasserdampf eine von der atmosphaͤrischen Luft
unabhaͤngige Atmosphaͤre, und nach demselben Grundsaze druͤken
diese beiden Fluͤssigkeiten nur auf Theilchen ihrer Art, nicht aber auf
einander. So wie es folglich, wie dieß bei Sommer-Regen oft der Fall ist, auf
einer kleinen Streke Landes zu regnen anfaͤngt, so wird das Gleichgewicht der
Dampfatmosphaͤre gestoͤrt; es entsteht uͤber der Gegend, in der
es regnet, ein theilweises Dampfvacuum, in Folge dessen der Dampf aus der
Nachbarschaft gegen die Wolken, wo der Druk geringer ist, herbeistroͤmt,
wodurch die Spannung des Dampfes in den benachbarten Gegenden vermindert wird, so
daß folglich der Thaupunkt fallen muß. Wie ein so schnelles Sinken des Thermometers
Statt finden konnte, weiß ich nicht gleich zu erklaͤren; der Wind gegen die
Gewitterwolken hin wurde aber unstreitig durch das Anstroͤmen des
Wasserdampfes gegen die Theilchen der atmosphaͤrischen Luft
hervorgebracht.
Der einzige Einwurf, welcher sich, wie ich glaube, gegen diese Erklaͤrung
machen laͤßt, ist, daß der Wind bekanntlich an den Raͤndern des Regens nach allen
Richtungen blaͤst. Diese Erscheinung entkraͤftet jedoch die eben
gegebene Erklaͤrung nicht, indem dieselbe durch den Druk der Regentropfen
hervorgebracht wird, die, sobald ihre Geschwindigkeit im Herabfallen gegen die
Oberflaͤche der Erde zuzunehmen aufhoͤrt, ihre ganze Schwerkraft auf
die unter ihnen befindliche Luft wirken lassen. Der auf diese Weise erzeugte Wind
erstrekt sich deßhalb bekanntlich auch nicht weit uͤber die Raͤnder
des Regens hinaus, so daß man in einer Entfernung von 2 bis 3 Meilen gewiß immer
mehr den großen Einfluß der oben erwaͤhnten Ursache wahrnehmen wird.
Da ich mir's jedoch hier nicht zur Aufgabe gemacht habe, Phaͤnomene zu
erklaͤren, sondern bloß zur Beobachtung derselben Veranlassung zu geben, so
will ich zu einem anderen Gegenstande uͤbergehen, der, wie ich hoffe, die
Aufmerksamkeit aller jener, die sich spaͤter ein meteorologisches Journal
halten moͤchten, auf sich ziehen wird. Ich meine naͤmlich den
Verdampfungspunkt, unter welchen ich jenen Punkt verstehe, bis auf welchen das
Thermometer sinkt, wenn man denselben mit nassem Papiere umgibt.
Ich stellte vor einiger Zeit eine Reihe von Versuchen uͤber diesen Gegenstand
an, wobei ich den Verdampfungspunkt, bestaͤndig mit dem Thaupunkte verglich,
um zu erforschen, ob sich nicht ein Gesez ausfindig machen lassen duͤrfte,
durch welches man den Thaupunkt aus der Entfernung des Verdampfungspunktes von der
Temperatur der Luft ermessen koͤnnte. Bei dem ersten Theile dieser Versuche
nahm ich es als ausgemacht an, daß, wie Leslie angab, der
Verdampfungspunkt gleich bleibt, man mag das Thermometer ruhig in der Luft
haͤngen lassen, oder es schnell herumbewegen; ich habe mich jedoch durch mehr
als 50 Versuche, die ich eigens zur Erforschung dieses Gegenstandes anstellte,
uͤberzeugt, daß dieß keineswegs der Fall ist. Das mit nassem Papiere bedekte
Thermometer steht naͤmlich, wenn es schnell bewegt wird, immer niedriger, als
es steht, wenn man dasselbe ruhig in der Luft haͤngen laͤßt; zuweilen
betraͤgt dieser Unterschied selbst 4 Grade, und zwar, wenn die das
Thermometer umgebenden festen Substanzen die Temperatur der Luft haben, so daß die
Ausstrahlung nicht auf das Thermometer wirken kann. Der Grund, welchen Hr. Leslie fuͤr seine Behauptung aufstellte, ist so
triftig, daß mich nur die angefuͤhrten Versuche auf das Irrige derselben
bringen konnten. Er sagt naͤmlich, daß die Bewegung eine schnellere
Verduͤnstung und folglich eine groͤßere Kaͤlte erzeuge, daß
aber diese leztere Wirkung durch die warme Luft, welche mit dem Thermometer in
Beruͤhrung kommt, aufgehoben oder neutralisirt wird. Ich war noch nicht so
gluͤklich das fragliche Gesez auszumitteln zweifle aber nicht an dem
Bestehen desselben. Koͤnnte ein solches Gesez aufgefunden werden, so ließe
sich alle Muͤhe, welche die Auffindung des Thaupunktes kostet, ersparen,
indem man den Verdampfungspunkt jeder Zeit eben so leicht erfahren kann, als die
Temperatur der Luft. Die einfachste Methode zur Bestimmung des Verdampfungspunktes,
welche ich ausfindig machen konnte, scheint mir folgende: ich nehme einen irdenen,
unglasirten Topf und halte denselben entweder an einem Orte, an welchem die Luft
ruhig ist, wie z.B. in einem Zimmer, oder an einem Orte, an welchem dieselbe in
Bewegung ist, bestaͤndig mit Wasser gefuͤllt. Da die
Oberflaͤche dieses Topfes immer feucht ist, so wird dieselbe in jedem
Augenblike, in welchem man eine Beobachtung anstellen will, den Verdampfungspunkt
geben.
Aus meinen Beobachtungen getraue ich mich bis jezt nur mit Bestimmtheit zu
versichern, daß im Sommer bei hohen Temperaturgraden der Verdampfungspunkt dem
Thaupunkte naͤher steht, als der Temperatur der Luft; waͤhrend er im
Winter oder bei niedrigen Temperaturgraden der Temperatur der Luft naͤher
steht, als dem Thaupunkte, und daß es folglich einen Punkt geben muͤsse, an
welchem der Verdampfungspunkt zwischen diesen beiden Temperaturen in der Mitte
steht. Vielleicht mag das Verhaͤltniß auch von der Entfernung des Thaupunktes
von der Temperatur der Luft abhaͤngen. Es scheint auch, daß wenn der
Thaupunkt sehr weit unter der Temperatur der Luft steht, der Verdampfungspunkt sich
von der Temperatur der Luft entfernt, und sich dafuͤr dem Thaupunkte
naͤhert.
Bei der Benuzung des irdenen Topfes zur Ausmittelung des Verdampfungspunktes
laͤßt sich auch noch eine andere Untersuchung anstellen, ohne daß man mehr zu
thun haͤtte, als das Wasser zu messen, welches zum Auffuͤllen des
Topfes verbraucht wird. Es laͤßt sich naͤmlich zugleich erforschen,
wie viel Wasser eine feuchte Oberflaͤche in einer bestimmten Zeit
verdampft.
Ein anderer Gegenstand, der gegenwaͤrtig die Aufmerksamkeit der Physiker
Europa's beschaͤftigt, ist die Ausmittelung des Unterschiedes zwischen der
Temperatur im Schatten und jener in der Sonne, und zwar in beiden Faͤllen
sowohl mit einem nakten Thermometer, als mit einem solchen, dessen Kugel mit
schwarzer Seide uͤberzogen ist.
Hr. Daniell glaubt, daß dieser Unterschied unter
groͤßeren Breitegraden viel groͤßer sey, als unter geringeren. In
Philadelphia fand ich oft, daß das nakte Thermometer 40, und ein Mal sogar
56° F. uͤber die Temperatur der Luft stieg, waͤhrend das
angeschwaͤrzte Thermometer gewoͤhnlich nur um 12 Grade hoͤher
stand. Hr. Daniell glaubt auch, daß die
Erd-Oberflaͤche unter groͤßeren Breitegraden durch die Ausstrahlung nach
Sonnenuntergang weit mehr abkuͤhle, als dieß unter niedrigeren Breitegraden
der Fall ist. Unter der Breite von Philadelphia fand ich die Temperatur des Grases
selten um mehr als 8 Grade unter der Temperatur der Luft. Hr. Wells, welcher die bekannte schoͤne Abhandlung uͤber den
Thau schrieb, sagt hingegen, er habe die Temperatur des Grases um 16 Grade niedriger
gesehen, als jene der Luft. Ist dieß der Fall, so kann folglich in niedrigen
Gegenden Frost und Eis entstehen, wenn die Temperatur der Luft in der Nacht auch
nicht unter 47° F. (+ 6,67° R.) sinkt; in Philadelphia kann jedoch
schwerlich auf diese Weise ein Frost entstehen, ausgenommen die Temperatur der Luft
sinkt des Nachts unter 40° F. (+ 3,46°R.)
Capit. Scoresby erzaͤhlt als ein sonderbares und
unerklaͤrliches Phaͤnomen, daß er, wenn er unter hohen Breitengraden
segelte, haͤufig beobachtete, daß die See unmittelbar nach Sonnenuntergang
ein duͤnnes Eishaͤutchen bildete, waͤhrend die Temperatur der
Luft doch noch einige Grade uͤber dem Gefrierpunkte stand. Hr. Scoresby muß wohl nicht an die Wirkung der Ausstrahlung
gedacht haben, wenn er diese Erscheinung unerklaͤrlich nennen konnte. In
Peru, wo der Thau jede Nacht so stark ist, muß die Ausstrahlungskraft sehr groß
seyn, oder, wenn dieß nicht der Fall waͤre, muͤßte der Thaupunkt
waͤhrend des Tages nur sehr wenig unter der Temperatur der Luft stehen.
Reisende versichern, daß sie unter der brennenden Zone Afrika's Reif und Eis sahen,
und dieß scheint mir auch nicht ganz unglaublich, da die Temperatur in diesen
Gegenden des Nachts so weit unter die mittlere Temperatur fallen muß, als sie des
Tages uͤber dieselbe stieg. Die mittlere Temperatur der heißen Zone ist
beilaͤufig 84° (+ 23,11° R.); da nun aber der lose, trokene
Sand ein sehr schlechter Waͤrmeleiter, aber dafuͤr ein Mittel ist,
welches die Waͤrme sehr gut absorbirt und ausstrahlt, so kann die Temperatur
der Oberflaͤche der großen weiten Sandwuͤsten Afrika's bei windstillem
Wetter des Tages leicht um 50 bis 60° F. uͤber die mittlere Temperatur
steigen, und folglich des Nachts um eben so viele Grade unter dieselbe fallen, so
daß deren Temperatur dadurch auf den Gefrierpunkt herabsinken koͤnnte.
Die Zeit, zu welcher man die hygrometrischen Beobachtungen anstellt, ist nicht von
besonderer Wichtigkeit, wenigstens ist sie hier nicht so wichtig, als sie es bei dem
Barometer ist. Dieses leztere Instrument macht naͤmlich taͤglich 4
Schwankungen. Eben vor Sonnenaufgang, wenn die Luft am kaͤltesten ist, und
beilaͤufig um 2 Uhr, wenn sie am heißesten ist, und wenn also durch den
Temperaturwechsel weder eine Ausdehnung noch eine Zusammenziehung entsteht, steht
das Barometer auf seiner mittleren Hoͤhe; zwischen Sonnenaufgang und dem heißesten
Theile des Tages, wenn sich die Luft durch die zunehmende Hize am schnellsten
ausdehnt, erreicht das Barometer seinen hoͤchsten taͤglichen Stand;
seinen niedrigsten taͤglichen Stand erhaͤlt man hingegen, wenn man es
einige Zeit nach dem heißesten Theile des Tages, wo die Luft durch das
Abkuͤhlen die schnellste Zusammenziehung erleidet, beobachtet. In der heißen
Zone hat das Barometer nach vielfachen Beobachtungen zwischen 9 und 10 Uhr Vormittag
seinen hoͤchsten, und zwischen 5 und 6 Uhr Nachmittag taͤglich seinen
niedrigsten Stand erreicht. Da es sehr zu wuͤnschen waͤre, daß jeden
Tag zwei Mal Beobachtungen angestellt wuͤrden, so wuͤrde ich
empfehlen, daß die eine zwischen 9 und 10 Uhr Vormittag, die andere hingegen
zwischen 5 und 6 Uhr Nachmittag gemacht wuͤrde. Sollte ein Beobachter jeden
Tag noch eine dritte Beobachtung, oder nur eine einzige anstellen wollen, so
duͤrfte 2 Uhr Nachmittag die geeignetste Stunde dazu seyn.
Hr. Turner gibt in seiner Chemie folgende Tabelle, aus
welcher man ersieht, wie groß die Menge des in der Luft enthaltenen Dampfes dem
Gewichte nach ist, wenn der Thaupunkt von 32 bis 80 wechselt. Wenn der Thaupunkt
z.B. auf 32 steht, so betraͤgt der Druk des Dampfes allein 2/10 Zoll
Queksilber, d.h. 1/150 des ganzen Drukes, wenn das Barometer auf 30 Zoll steht. Ist
der Thaupunkt auf 80 gestiegen, was mir nie zu geschehen scheint, da ich ihn
wenigstens nie uͤber 76 sah, so wird der Druk des Dampfes allein einem Zolle
Queksilber, d.h. 1/30 des ganzen atmosphaͤrischen Drukes gleichkommen.
Temperatur desThaupunktes.
Gewicht derZolle Dampf.
Temperatur desThaupunktes.
Gewicht der Zolle Dampf.
32
0,200
49
363
33
207
50
373
34
214
51
388
35
221
52
401
36
229
53
415
37
237
54
429
38
245
55
443
39
254
56
458
40
263
57
0,474
41
273
58
490
42
283
59
507
43
294
60
524
44
305
61
542
45
316
62
560
46
328
63
578
47
339
64
597
48
351
65
616
66
636
73
796
67
655
74
823
68
676
75
854
69
698
76
880
70
721
77
910
71
745
78
940
72
770
79
971
80
1,000.
Nachtrag.
Am 1. April 1831 hing ich in freier Luft zwei unglasirte, poroͤse, irdene
Toͤpfe, die ich mit Wasser gefuͤllt hatte, auf, und zwar den einen in
der Sonne, den anderen hingegen im Schatten.
Das Wasser, womit ich jeden Tag diese beiden Toͤpfe in dem Maße
auffuͤllte, in welchem dasselbe verdampft war, nahm ich ans einer Flasche von
bekanntem Inhalte. Am Ende des Monates, welches ungewoͤhnlich naß war, ergab
sich, daß ich zum Auffuͤllen des Gefaͤßes, welches im Schatten
aufgehaͤngt war, 37 Unzen Avoir dup., zum
Auffuͤllen des anderen Gefaͤßes hingegen 49 Unzen verbraucht
hatte.
Aus der Berechnung der Quadratzolle der Oberflaͤche, welche diese irdenen
Gefaͤße (die Kugeln von 9 3/4 Zoll im Durchmesser vorstellten) der Luft
darboten, ergibt sich, daß von dem im Schatten befindlichen Gefaͤße 1 83/100,
von dem in der Sonne haͤngenden hingegen 2 1/4 Zoll verdampften.
Rechnet man hiernach weiter, so findet man, daß ein Acre einer feuchten, der Sonne
ausgesezten Oberflaͤche im Monate April des Tages 273 Kubikfuß Wasser
verdampfte; dieß gibt mithin, den Gallon zu 8 Pfunden gerechnet, taͤglich
2129 Gallons. Dieselbe Quantitaͤt verdunstet auch beilaͤufig ein Canal
von 160 Quadratruthen.
Ich werde nun eine Reihe von Versuchen anstellen, durch welche die
Verduͤnstung, welche bei Canaͤlen Statt findet, mit mehr Sicherheit
ausgemittelt werden soll. Die Quantitaͤt, welche waͤhrend der
Sommer-Monate verdampft oder verdunstet, muß jedoch viel groͤßer
seyn.
Ich habe seither bestaͤndig den poroͤsen, mit Wasser gefuͤllten,
und im Schatten aufgehaͤngten Topf zur Bestimmung des oben erwaͤhnten
Verdampfungspunktes benuzt, und gebe die Hoffnung noch nicht auf, eine Methode
auszumitteln, nach welcher sich der Thaupunkt aus der Temperatur der Luft und dem Verdampfungspunkte
fuͤr sich allein bestimmen laͤßt.
Nach meinen seit meiner fruͤheren Mittheilung gemachten Beobachtungen, kann
ich versichern, daß sich der Verdampfungspunkt genau in der Mitte zwischen der
Temperatur der Luft und dem Thaupunkte befindet, wenn die Temperatur 60 bis
62° F. betraͤgt; daß, wenn die Temperatur hoͤher steigt, der
Verdampfungspunkt dem Thaupunkte naͤher kommt; und daß, wenn die Temperatur
unter 60° sinkt, der Verdampfungspunkt sich weiter von dem Thaupunkte
entfernt. Das genaue Verhaͤltniß, in welchem dieß erfolgt, habe ich noch
nicht ausgemittelt. Ich hatte auch das Vergnuͤgen zu bemerken, daß der
Thaupunkt im Monate April vor jedem Regen, welcher eintrat, fiel, so daß ich
gegenwaͤrtig ein ploͤzliches Fallen des Thaupunktes, wenn dasselbe
nicht mit einer Aenderung des Windes zusammenhaͤngt, fuͤr ein sehr
wahrscheinliches Zeichen eines bevorstehenden Regens halte, besonders aber, wenn der
Thaupunkt vor dem Fallen uͤber dem mittleren Stande des Monates stand. Der
mittlere Stand des Thaupunktes fuͤr den Monat April ist 40,9, und jener der
Temperatur der Luft beilaͤufig um 13 Grade mehr, naͤmlich 54°.
Fuͤr die ersten 7 Tage des Monates Mai betrug die mittlere Temperatur des
Thermometers 56,6°, waͤhrend der mittlere Stand des Thaupunktes
44,3° war, so daß mithin ein Unterschied von 12,3 Graden Statt fand.
Vom 9. bis zum 19. August 1828 war der mittlere Thermometerstand 75 Grade, der
mittlere Thaupunkt hingegen betrug 63; der Unterschied machte also 12 Grade aus.
Dabei schwankte der Thaupunkt zwischen 75 und 51°. Waͤhrend des
uͤbrigen Theiles des Monates wechselte der Thaupunkt zwischen 72 und
42° und das Thermometer zwischen 94° und 46° F., so daß der
mittlere Thaupunkt folglich 13 Grade unter der mittleren Temperatur der Luft stand.
Dieser Unterschied ist genau doppelt so groß, als er in der Edinburgh Cyclopaedia unter dem Artikel
Hygrometry fuͤr England angegeben wird, wo er naͤmlich als
zwischen 6 und 7 Graden schwankend aufgefuͤhrt ist. Hieraus folgt, daß die
Verdampfung oder Ausduͤnstung in Amerika viel groͤßer ist als in
England, besonders in den Sommer-Monaten; und zwar nicht bloß groͤßer
in Hinsicht auf die hoͤhere Temperatur, sondern auch in Hinsicht auf das
groͤßere Sinken des Thaupunktes unter die Temperatur der Luft. Der
groͤßte Unterschied, welchen ich je beobachtete (obwohl ich glaube, daß
derselbe manchmal noch groͤßer gewesen seyn mag), ereignete sich am 30. Aug.
1828, zwei Tage nach einem sehr starken Regen; der Thaupunkt betrug naͤmlich
um 12 Uhr 54°, waͤhrend das Thermometer auf 84° F. stand. Der
groͤßte Unterschied im Monate April 1831 hatte am 20sten Statt, und zwar unmittelbar vor einem
starken Regen; dieser Unterschied betrug 33 Grade, indem der Thaupunkt 41°
war, waͤhrend das Thermometer 74° zeigte.
Das Mittel von 23 Beobachtungen, die ich im Monate April vor Sonnenaufgang anstellte,
gab mir als mittleres Minimum der Temperatur 47,3° F., folglich um
7,3° mehr als der Thaupunkt hatte.
Der Verfasser des oben angefuͤhrten Artikels Hygrometry sagt: „daß der mittlere Thaupunkt beinahe dem Minimum
der Temperatur irgend eines Ortes an einem bestimmten Tage gleich
sey,“ und ferner, „daß es nach einem meteorologischen
Journale, welches der hochwuͤrdige Hr. Gordon
haͤlt, scheine, daß das Minimum der Temperatur von Perth, und folglich der mittlere Thaupunkt beilaͤufig 6
Grade unter der mittleren Temperatur stehe, was ziemlich genau mit dem Resultate
uͤbereinstimme, welches aus der Theorie als der mittlere Thaupunkt
fuͤr Großbritannien und fuͤr unsere Erde im Allgemeinen abgenommen
wurde.“ Meine Beobachtungen beweisen dafuͤr augenscheinlich
das Irrige und Falsche dieser theoretischen Ansichten, und aller auf dieselben
gegruͤndeten Berechnungen. Wahr ist, daß in allen Naͤchten, in welchen
Thau faͤllt, die Koͤrper, auf denen sich Thau absezt, durch die
Ausstrahlung bis unter den Thaupunkt abgekuͤhlt worden seyn mußten; allein
selbst dann kann die Temperatur der Luft, wie dieß oͤfter wirklich Statt
findet, in einer Hohe von 10 Fuß uͤber der Oberflaͤche des Bodens um 6
bis 3 Grade hoͤher seyn. In allen Naͤchten, in welchen kein Thau
faͤllt, muß das Minimum der Temperatur nothwendig uͤber dem Thaupunkte
stehen. In der Meteorologie gibt es gewiß nichts mehr Unsicheres und
Truͤgerisches, als die Theorie; man muß bei ihr die Natur selbst befragen,
nur sie wird richtige Antworten geben. Wuͤrde je ein Theoretiker vorausgesagt
haben, daß der Thaupunkt vor einem Regen jedes Mal faͤllt?
Ich halte es fuͤr sehr wahrscheinlich, daß man finden duͤrfte, daß der
mittlere Thaupunkt fuͤr einen Monat eben so weit unter dem Minimum der
Temperatur stehe, als das mittlere Minimum unter der mittleren Temperatur steht, und
daß, wenn dieß der Fall ist, der mittlere Thaupunkt, das mittlere Minimum, die
mittlere Temperatur und das mittlere Maximum eine arithmetische Progression bilden.
Dieß war wenigstens der Fall waͤhrend des Monates April, indem der
gewoͤhnliche Unterschied beinahe 6 1/3 Grade betrug.
Die Entdekung der Thatsache, daß der Thaupunkt vor dem Eintritte eines Regens jedes
Mal faͤllt, scheint mir fuͤr die Meteorologie von außerordentlicher
Wichtigkeit; sie wird, wie ich hoffe, nicht bloß dazu fuͤhren, daß man mit
Bestimmtheit Regen voraussagen kann, sondern auch zur Erklaͤrung vieler anderer
Erscheinungen, die bisher noch unerklaͤrt blieben. Am 19. April um 9 Uhr
zeigte sich z.B. fuͤr kurze Zeit ein sehr glaͤnzendes Nordlicht; an
demselben Abende um 6 Uhr stand der Thaupunkt noch wie die Tage vorher, auf
55°; um 8 1/2 Uhr beobachtete ich denselben wieder, und fand ihn zu
45°; er war folglich in sehr kurzer Zeit um 10 Grade gefallen. Ich halte es
daher fuͤr sehr wahrscheinlich, daß diese beiden Dinge, wie Ursache und
Wirkung, im Zusammenhange standen; weitere Beobachtungen werden auch hier zum wahren
Resultate fuͤhren. Bemerken muß ich noch, daß, in dem eben
angefuͤhrten Falle, der Thaupunkt nicht auf 45° stehen blieb, sondern
daß er bis zum 22sten zu fallen fortfuhr, bis er um 6 Uhr Abends auf 35 gesunken
war, worauf es bald zu regnen anfing.
Es ist noch zu beruͤksichtigen, daß der poroͤse Topf nicht den wahren
Verdampfungspunkt angibt, wenn ein ploͤzlicher Wechsel im Thaupunkte
eintritt, weil der Topf nicht augenbliklich die entsprechende Temperatur anzunehmen
im Stande ist. So beobachtete ich ein Mal im Laufe des Monates April,
waͤhrend der Thaupunkt ploͤzlich stieg, mit dem Topfe den
Verdampfungspunkt, und fand ihn unter dem Thaupunkte. Jeder verstaͤndige
Beobachter wird sich jedoch vor solchen Abweichungen zu huͤten wissen.
Erwaͤhnen will ich hier noch, daß ich die Temperatur des Wassers in dem
irdenen Topfe ein Mal 2'/, Grad unter dem Gefrierpunkte fand, und daß das Wasser
doch nicht fror, obwohl ich es durch das Eintauchen der Kugel des Thermometers in
Bewegung sezte.
Wenn diese Beobachtungen allenfalls dem Verfasser des erwaͤhnten Artikels
uͤber Hygrometrie zu Gesicht kommen sollten, so hoffe ich, daß derselbe
dadurch veranlaßt werden moͤchte noch sorgfaͤltiger zu untersuchen, ob
der mittlere Thaupunkt in Europa wirklich um 6° F. unter der mittleren
Temperatur der Luft stehe. Da der Unterschied in Amerika wenigstens doppelt so groß
ist, und da die Theorie des Verfassers, nach welcher der mittlere Thaupunkt dem
mittleren Minimum der Temperatur der Luft gleich seyn soll, offenbar irrig ist, so
vermuthe ich, daß sich's bei weiteren Beobachtungen zeigen werde, daß der Thaupunkt
von diesem Schriftsteller zu hoch angegeben wurde. In Gegenden, in welchen jede
Nacht ein starker Thau faͤllt, mag der mittlere Thaupunkt allenfalls dem
mittleren Minimum der Temperatur der Luft sehr nahe kommen; allein selbst in diesem
Falle muß Lezteres immer etwas uͤber Ersterem stehen.
Aus den meteorologischen Beobachtungen, welche C. M. Pherson an der Eke der Chesnut und Broad Street, 45 Fuß uͤber der
Meeresflaͤche anstellte, scheint es, daß das Mittel von 22, um 9 Uhr Morgens angestellten
Barometer-Beobachtungen 30,026 Zoll, und um 5 Uhr Nachmittags 29,968
betraͤgt, wornach also um 9 Uhr Morgens der Barometerstand beinahe um 6/100
hoͤher waͤre, als um 5 Uhr Nachmittags. Dieß stimmt genau mit der von
mir fruͤher vorgeschlagenen Theorie
uͤberein.