Titel: Ueber das Verfahren beim Auspressen des Runkelrübenbreies oder Fleisches. Von Hrn. Demesmay.
Fundstelle: Band 45, Jahrgang 1832, Nr. CVII., S. 417
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CVII. Ueber das Verfahren beim Auspressen des Runkelruͤbenbreies oder Fleisches. Von Hrn. Demesmay. Aus dem Agriculteur-Manufacturier. October 1831 (Junius 1832), S. 1. Mit Abbildungen auf Tab. VII. Demesmay, uͤber das Verfahren beim Auspressen des Runkelruͤbenbreies oder Fleisches. Man weiß schon seit langer Zeit, daß die Runkelruͤbe nicht mehr als 0,025 bis 0,030 ihres Gewichtes an unaufloͤslichem holzigen Parenchyme enthaͤlt, und daß alles Uebrige aus Saft besteht. Und doch erhaͤlt man ungeachtet aller der Verbesserungen, die nach und nach an den Maschinen zum Zerreiben und Auspressen der Runkelruͤben eingefuͤhrt wurden, selten mehr als 0,70 Saft, waͤhrend die noch uͤbrige Menge Saft in dem Marke zuruͤkbleibt, und fuͤr die Zukerfabrikation verloren geht. Da die hydraulische Presse nicht hinreichte, um den Saft gehoͤrig auszupressen, so hat man den Ruͤkstand mit siedendem Wasser uͤbergoͤssen, und neuerdings ausgepreßt, und auf diese Weise eine nachtraͤgliche Menge zukerhaltigen Saft erhalten. Dieses Verfahren hat jedoch nicht nur den Nachtheil, daß es die Menge des zu verdampfenden Wassers und folglich auch den Bedarf an Brennmaterial vermehrt, sondern es zeigte sich auch, daß bei demselben eine groͤßere Menge Zuker in Melasse verwandelt wird. Man erhielt daher bei diesem Verfahren nur solche Resultate, die kaum die durch die vermeintliche Verbesserung verursachten Kosten dekten. Ein Brei oder Mark, welches Saft von 6° enthaͤlt, gibt bei seiner Behandlung mit siedendem Wasser nur Saft von 3°, so daß zwei Liter dieses Saftes kaum einem Liter Saft von 6° gleichkommen. Man versuchte den Brei auch mit Dampf zu behandeln; allein man kochte denselben, waͤhrend man ihn bloß haͤtte erwaͤrmen sollen, und konnte dann fast gar nichts aus demselben auspressen. Er wurde naͤmlich teigig, und ging beinahe unveraͤndert durch den Zeug, durch welchen man ihn preßte, und der wenige Saft, welcher abfloß, war durch das Sieden in Beruͤhrung mit dem Parenchyme so veraͤndert, daß man beim Laͤutern eine so große Menge Kalk zusezen mußte, daß der entstehende Bodensaz beinahe den ganzen Kessel fuͤllte, und daß Alles sich in einen Schaum verwandelte, der fast gar nicht zu bearbeiten war. Die Methode, welche ich befolgte, hat keinen dieser Nachtheile; der Saft, den ich durch sie erhalte, enthaͤlt nicht weniger Zuker, als jener, den der Brei ohne vorausgehende Behandlung gibt; dieser Saft ist ferner leicht zu laͤutern, und ohne große Kosten zu erhalten. Ich verfahre naͤmlich auf folgende Weise. Wenn der Saft auf die gewoͤhnliche Weise ausgezogen worden, so bringe ich die Weidengeflechte und die Sake, in denen der Brei enthalten ist, in eine Kiste von solcher Groͤße, daß eine Presseladung darin Plaz hat. Jeder Sak ruht auf seinem Geflechte; zwischen jede Reihe Geflechte kommen zwei Stangen von 2 bis 3 Centimeter Dike, damit das obere Geflechte nicht unmittelbar auf dem unteren Sake aufliege. Wenn die ganze Ladung in die Kiste gebracht worden, so bedeke ich diese mit einem Dekel, und lasse dann an den Boden derselben einen Dampfstrom treten, der die ganze Masse in hoͤchstens 15 Almuten auf die Siedehize zu dringen im Stande ist. Dieser Dampf wird gleich Anfangs in dem Maße, in welchem er in die Kiste gelangt, verdichtet; wenn er sich bei den Zwischenraͤumen, die zwischen der Kiste und deren Dekel bestehen, in groͤßerer Menge zu entwikeln anfingt, so ist dieß ein Zeichen, daß der Brei die Siedehize erreicht hat, und daß folglich der Dampfhahn geschlossen werden muß. Waͤhrend dieß geschieht, lasse ich eine zweite Kiste, so wie die erste, mit den Weidengeflechten und Saͤken fuͤllen, um dann den Dampf gleich unter diese leiten zu koͤnnen. Die in den beiden Kisten erhizten, und von zwei kalten Presseladungen gelieferten Saͤke werden dann zu einer einzigen heißen Presseladung vereinigt. Bei diesem Verfahren erhielt ich folgende Resultate. 400 Kilogrammen gewaschene Runkelruͤben gaben zwei kalte und eine heiße Presseladung, bei denen ich folgende Menge Saft erhielt: 249 Liter kalten Saft von 5° oder 1035 Dichtheit 258 Kilogr. 108    –    heißen Saft von 5° 112   –        Ruͤkstand oder Mark   47   – –––––––––– 417 Kilogr. Man wuͤrde sich jedoch sehr irren, wenn man diesem Resultate zu Folge glauben wuͤrde, daß sich nur 17 Kilogrammen Dampf in dem Breie verdichtet haben. Beim Zerreiben verdunsten naͤmlich 2–3 Hunderttheile von dem Gewichte der Runkelruͤben. Nimmt man hiernach das Maximum, so ging beim Zerreiben ein Gewicht von 12 Kilogrammen verloren, und folglich mußten 29 Kilogrammen Dampf verdichtet werden, um das Total-Gewicht auf 417 Kilogr, zu bringen. Der Ruͤkstand, den man auf diese Weise erhaͤlt, ist ganz geschmaklos, und erregt auf der Zunge beinahe dasselbe Gefuͤhl, wie Saͤgespaͤne. Obschon dieser Ruͤkstand kaum 12 Procent von dem Gewichte der Runkelruͤben betraͤgt, so ließe sich derselbe noch mehr verringern, wenn die Reibe nicht doch immer einige ganze Stuͤke mit sich fortrisse. Diese Stuͤke bilden wenigstens die Haͤlfte des Ruͤkstandes, und behalten ungeachtet des Auspressens der Waͤrme beinahe allen ihren Saft in sich zuruͤk. 100 Theile des von den nicht zerriebenen Theilen getrennten Ruͤkstandes gaben beim Troknen 50 Theile einer trokenen Substanz von der Consistenz des Holzes, welche bei sorgfaͤltigem Einaͤschern 25 Theile Asche lieferten. Diese große Menge Asche ruͤhrt von der Erde her, welche ungeachtet des Abwaschens doch noch an den Ruͤben haͤngen bleibt. Aus diesen Versuchen und Angaben erhellt nun, daß, wenn die Runkelruͤben vollkommen rein gewaschen waͤren, und wenn die Reibe keine ganzen unzerriebenen Stuͤke mit sich fortreißen wuͤrde, der Ruͤkstand nicht mehr als das Doppelte des in der Ruͤbe enthaltenen Parenchymes oder 5–6 Hunderttheile betragen duͤrfte. Die Reibe, die ich anwendete, ist uͤbrigens nichts weniger als die beste, die man haben kann; der Traͤger der Stoͤßer (poussoirs) ist zu weit von den Messern entfernt, und wird durch eine Zahnstange statt durch einen Laufriemen getrieben, wodurch der Brei bei Weitem nicht so schoͤn wird. Auch meine Presse laͤßt etwas zu wuͤnschen uͤbrig; ihr großer Kolben hat nicht so viel Spielraum, als zur Entfernung der Platten noͤthig ist; dieß vermindert das Product an kaltem Safte, und erhoͤht den Vortheil der Behandlung des Breies mit Dampf. Das Auspressen dauert jedes Mal 15 Minuten, und daher sind fuͤr je drei Presseladungen, wovon zwei kalt und eine heiß ist, 45 Minuten zum Auspressen noͤthig. Man kann in zwoͤlf Stunden wirklicher Arbeit mit einer einzigen Presseladung 64 Hectoliter Saft auspressen. Hiezu sind 7000 Kilogrammen Runkelruͤben noͤthig, waͤhrend man fruͤher, ehe der Brei bearbeitet wurde, deren 10,000 brauchte. Die Arbeit der eingespannten Ochsen ist leichter geworden, denn sie koͤnnen einige Zeit uͤber feiern. Auch fuͤr die Kinder, die bei der Reibe und beim Fuͤllen der Saͤke beschaͤftigt sind, wuͤrde sich einige Ruhezeit ergeben haben, wenn man sie nicht dafuͤr bei den Dampfkisten, die auf diese Weise keine Vermehrung des Personales noͤthig machen, verwendete. Auch der Bedarf an Brennmaterial wurde durch diese Einrichtung nicht vermehrt, da bloß jener Dampf angewendet wurde, der sich aus dem Ruͤklaufwasser entwikelt, und der bisher ganz verloren ging. Freilich ist dieß nur bei jenen Fabriken moͤglich, in denen die Eindikung des Saftes durch Dampf geschieht; bei jenen, die mit offenem Feuer arbeiten, waͤre eine besondere Ausgabe hiefuͤr noͤthig, die aber keineswegs bedeutend seyn wuͤrde. Die 400 Kilogrammen Runkelruͤben bewirkten, wie gesagt worden, die Verdichtung von 29 Kilogrammen Dampf; nimmt man nun, um auch jenen Dampf, der durch die Zwischenraͤume der Kisten entweicht, in Anschlag zu bringen, diese Zahl zu 32 an, so ergibt sich fuͤr 100 Kilogr. Runkelruͤben ein Bedarf von 8 Kilogr. Dampf, oder von 2 Kilogr. Steinkohlen, wenn man annimmt, daß 1 Kilogr. Steinkohlen 4 Kilogr. Wasser in Dampf verwandelt. Diese Ausgabe ist im Vergleiche mit den vorteilhaften Resultaten, die sie gewaͤhrt, wie Jedermann einsehen wird, doch gewiß sehr gering. Die Weidengeflechte, deren ich mich bediene, haben 60 Centimeter Breite auf 75 Centim. Laͤnge. Die Sake haben 55 Centim. Breite auf 75 Cent. Laͤnge; da sie jedoch immer umgebogen sind, so haben sie in der Presse, und wenn sie mir dem Breie gefuͤllt sind, nur 50 Centim. Breite und 60 Centim. Laͤnge. Die Entfernung zwischen den Platten und der Presse betraͤgt waͤhrend der Ladung 120 Centim. 32 Sake reichen zum Ausfuͤllen dieses Raumes hin, und enthalten, wie gesagt worden, 200 Kilogr. Brei. Diese Ladung gab die vorteilhaftesten Resultate. Durch die Wirkung der Presse wird die Hoͤhe von 120 Cent. bis auf 53 Centim. vermindert. Wenn der Staͤmpel mehr Spielraum haͤtte, so wuͤrde kalt mehr Saft ausgepreßt werden, als warm, und folglich der Ruͤkstand geringer seyn. Da die Daͤmpfkiste die 32 Saͤke aufnehmen muß, so habe ich ihr 80 Fuß Breite, 135 Fuß Laͤnge und 85 Fuß Hoͤhe gegeben. Die Kiste besteht aus eichenen laden von 5 Centim. Dike; am Grunde derselben sind zwei Stangen von 5 Centim. Dike angenagelt, auf welche die beiden ersten Gesiechte zu liegen kommen. Auf diesen Aufsaz kommen zwei Stangen von 2 1/2 Centim. zu ruhen, und zwar auf jenen Theil der Geflechte, die nicht mit den Saͤken bedekt sind. Diese Staͤbe dienen wieder fuͤr zwei andere Geflechte als Unterlage, u.s.f. Wenn die ganze Presseladung in die Kiste gebracht worden, so wird der Dekel, der aus fichtenen Laden besteht, die innen zusammengefuͤgt, und außen durch Querleisten mit einander verbunden sind, auf dieselbe gebracht. Dieser Dekel muß bald nach der einen, bald nach der anderen Richtung auf die Kiste gelegt werden, damit er sich in Folge der Einwirkung des Dampfes nicht werfen kann. Bei der Hoͤhe, die ich angegeben habe, ist die Arbeit mit dieser Kiste sehr leicht; ein Arbeiter von mittlerer Große kann die Geflechte sehr leicht in dieselbe bringen und wieder herausnehmen: er hebt deren zwei auf ein Mal heraus, und uͤbergibt sie einem Handlanger. Die Zeit, waͤhrend welcher dieß geschieht, benuzt ein Arbeiter, der sich in g, Fig. 3 und 4 Taf. VII. befindet, um die beiden Staͤbe dd, die den naͤchstfolgenden Aufsaz bedeken, wegzunehmen und sie in den Trog i zu bringen. Der Handlanger legt die beiden Geflechte in der Nahe der Presse nieder; ein Kind kehrt das Obere derselben um, und bringt die beiden Sake auf einander; dann entfernt es das obere Geflecht und uͤbergibt das untere mit den beiden Saͤken dem Arbeiter, der mit der Beladung der Presse beauftragt ist. An dieser ganzen Arbeit ist die Hize der Geflechte das einzige Laͤstige, und doch gebrauchen die Arbeiter die Handschuhe, die ihnen gegeben werden, niemals. Diesem ganzen Uebelstande ließe sich jedoch auch dadurch abhelfen, daß man die Geflechte in ein eisernes Gestell brachte, welches sich, wie man aus der Zeichnung sieht, mittelst einer Rolle herausheben ließe. Der heiß ausgepreßte Saft hat, wenn er erkaltet ist, eine groͤßere Dichtheit, als der kalt gepreßte, obschon das durch die Verdichtung des Dampfes erhaltene Wasser mit ihm verbunden ist. Versuche, die ich mehrere Male mit Sorgfalt, und mit Huͤlfe eines Araͤometers anstellte, welches Zehntelgrade andeutete, gaben bestaͤndig folgende Resultate. Der kalt ausgepreßte und auf 10° abgekuͤhlte Saft hatte: Am Anfange des Auspressens 5°,1 am Ende desselben 4°,7 Der heiß ausgepreßte und auf 10° abgekuͤhlte Saft hingegen hatte: Am Anfange des Auspressens 5°,2 am Ende desselben 4°,8. Der heiß ausgepreßte Saft gibt mit essigsaurem Bleie einen weit haͤufigeren Niederschlag, als der kalt ausgepreßte Saft, und doch erfordert er weniger Kalk zur Laͤuterung. Nach dem Laͤutern ist der durch das essigsaure Blei erzeugte Niederschlag bei beiden Saͤften gleich. Ein Liter beider Saͤfte wurde unter gleichen Umstaͤnden in Gaͤhrung gesezt. Die durch eine Temperatur von 20° beguͤnstigte Gaͤhrung war sehr thaͤtig; nach zwei Tagen wurden von jeder der beiden gegohrenen Fluͤssigkeiten 3 Deciliter der Destillation unterworfen, und ein Deciliter aufgefangen. Das von dem kalt gepreßten Safte gelieferte Product zeigte am Alkoholimeter 11°, jenes hingegen, welches von dem kalt gepreßten und gegohrnen Safte abdestillirt worden, zeigt 10°. Dieß deutet, den Arbeiten des Hrn. Pelouze zu Folge, dahin, daß in einem Liter des Ersteren 57, in einem Liter des Lezteren hingegen 52 Grammen Zuker enthalten sind. Man koͤnnte besorgen, daß die Vermengung des heißen Saftes mit dem kalten in dem Saftbottiche eine Gaͤhrungsbewegung erzeugen moͤchte, in Folge deren der Zuker in seiner Krystallisation gestoͤrt wuͤrde; allein eine solche findet nicht Statt. Es ist aber richtig, daß man den Saft nicht laͤnger als eine Stunde in dem Bottiche laͤßt. In dem Augenblike, in welchem der Saft in die Laͤuterungskessel gelangt, hat derselbe noch 30° Centigr. Diese Kessel fassen 8 Hectoliter. 3 Kilogrammen Kalk reichen zu einer Laͤuterung mit dem Hautchen hin, waͤhrend fruͤher, wo man den Brei nicht so bearbeitete, 5 Kilogr. noͤthig waren. Es wurde seither auch eine Verbesserung in den Produkten beobachtet, die man wohl vorzuͤglich der groͤßeren Reinheit zuschreiben muß, in welcher die Sake und die Geflechte dadurch erhalten werden, daß sie so haͤufig der Wirkung des Dampfes ausgesezt werden. Da der Saft weniger alkalisch ist, so erfolgte auch die Eindikung und das Versieden viel schneller; uͤberdieß war zum Bleichen auch eine geringere Menge thierischer Kohle noͤthig. Diese geringere Alkalinitaͤt ließ befuͤrchten, daß der Zuker schwerer zu reinigen seyn wuͤrde; die Erfahrung bestaͤttigte dieß aber durchaus nicht. Das Mark, welches an dem Sake haͤngen bleibt, wenn man es kocht, statt daß man es bloß erhize, loͤst sich in lezterem Falle sehr leicht ab, und bildet eine ganz feste, kuchenartige Substanz. In diesem Zustande gibt es dem Viehe nur wenig Nahrung; es liebt es daher auch nicht so sehr, als es nach dem kalt ausgepreßten Marke gierig ist. Wenn man es in Silos aufbewahrt, so erhaͤlt es jedoch allmaͤhlich einen angenehmen Geschmak, so daß das Vieh dasselbe gern frißt. Es kommt viel darauf an, daß die Erhizung des Breies schnell von Statten gehe; bei einer lebhaften Gasentwikelung reicht eine Viertelstunde dazu hin. Wuͤrde die Erhizung laͤnger dauern, so kaͤme die Masse zum Kochen, und man wuͤrde wenige und schlechte Products erhalten. Da sich gegen das Ende der Operation und in dem Augenblike des Oeffnens der Kisten eine große Menge Dampf entwikelt, so ist es gut dieselben unter einen Rauchfang zu stellen, damit sich der Dampf nicht zu sehr in der Werkstaͤtte verbreite, die Arbeiter belaͤstige und die Aufsicht uͤber die ganze Arbeit verhindere. Ich habe nun die Sache nur noch in oͤkonomischer Hinsicht zu untersuchen, und will dabei trachten, der Wahrheit so nahe als moͤglich zu kommen. Nach dem Berichte, welchen Hr. Blanquet der Untersuchungscommission erstattete, kann man, wenn man eine gute Reibe und kraͤftige Pressen hat, durch bloßes kaltes Auspressen aus 100 Kilogrammen Runkelruͤben 75 Kilogr. Saft erhalten, so daß 25 Kilogr. Mark bleiben. Dieses Mark wird, wenn man es mit Dampf behandelt und heiß auspreßt, hoͤchstens mehr 10 Kilogr. geben, und wird folglich 15 Kilogr. Saft, die noch in ihm enthalten waren, mehr liefern, so daß das Rohproduct oder Ebnet um 15/75 oder 1/5 mehr betragen wird. 5 Kilogr. Runkelruͤben geben hiernach eben so viel Saft, als fruͤher 6 Kilogr. gaben. Wenn die Runkelruͤbe bei einem einmaligen Auspressen, wie dieß in der Rechnung des Hrn. Blanquet der Fall ist, in der Kostenberechnung des Zukers zu 40 Centimen angenommen ist, so wird sie, wenn das Mark mit Dampf behandelt worden, nur mehr zu 5/6 von 0,40 oder zu 33 angefuͤhrt werden duͤrfen. Hiernach wuͤrde sich also der Preis des Zukers um 7 Procent gebessert haben. Von dieser Zahl muß jedoch noch der Werth abgezogen werden, den das Mark verloren hat; da nun dieser Verlust 2/3 von dem fruͤheren, zu 3 Centimen angenommenen Werthe des Markes betraͤgt, so kann man nur mehr, eine Verminderung von 5 Procent an dem Preise des Zukers rechnen, vorausgesezt, daß das heiße Auspressen und das Eindiken des heißen Saftes keine groͤßeren Kosten verursacht, als das kalte. In dem Falle, in welchem man große und waͤsserige Runkelruͤben zu behandeln hat, aus denen man kalt 80 Hunderttheile Saft auszupressen im Stande ist, gibt das heiße Behandeln des Markes eine noch geringere Verminderung der Kosten des Zukers; in diesem Falle moͤchte der Vortheil sogar so gering seyn, daß man sich mit einmaligem Auspressen begnuͤgen duͤrfte. Anders verhalt es sich aber, wenn man mit kleinen und solchen Runkelruͤben arbeitet, die einen sehr diken Saft geben; oder auch wenn man große, waͤsserige, aber gefrorne Ruͤben zu bearbeiten hat, die kaum 70 Hunderttheile, und, wenn sie gefroren waren, kaum 50 geben; hier wuͤrde man naͤmlich durch das heiße Auspressen das erhalten, was man durch das kalte nicht zu erlangen im Stande war. In den Versuchen, die ich oben anfuͤhrte, war dieß der Fall. Der Vortheil moͤchte in diesen Faͤllen noch groͤßer seyn, als ich ihn angab; ich wollte meine Berechnungen jedoch lieber auf die genannten, zu Famars angestellten, und mithin Jedermann glaubwuͤrdigen Beobachtungen gruͤnden. Einen merklichen Portheil wird der Fabrikant vorzuͤglich in der leichteren Laͤuterung und Eindampfung, im besseren Versieden und in der groͤßeren Wirksamkeit der thierischen Kohle finden. Wenn sich daher auch in finanzieller Hinsicht kein Vortheil ergeben wuͤrde, so waͤre doch damit sehr viel gewonnen, daß man die ganze Operation bei der Runkelruͤbenzuker-Fabrikation leichter leiten kann, und daß man in keinem Falle weder zur Schwefelsaͤure, noch zu wiederholten Klaͤrungen seine Zuflucht nehmen muß, wie dieß geschehen muß, wenn zur Laͤuterung eine große Menge Kalk erforderlich ist. Auch moͤchte wohl darin ein wesentlicher Vortheil liegen, daß man nur 5 Hectaren mit Runkelruͤben zu bestellen braucht, um so viel Zuker zu erhalten, als man fruͤher von 6 Hectaren erhielt. Beschreibung des Apparates des Hrn. Demesmay. Fig. 1 und 4 zeigen diesen Apparat. Dieselben Buchstaben beziehen sich in beiden Figuren auf dieselben Gegenstaͤnde. aa stellt die Kiste oder den Kasten vor; bb die Weidengeflechte; cc die Saͤke; dd die Staͤbe, durch welche die Geflechtaufsaͤze von einander getrennt sind; e ist der Dampfhahn; ff sind die Zwischenraͤume, in welche man die Presseladungen bringt, ehe sie in die Presse gebracht werden; g ist der Raum, den der Arbeiter einnimmt, der die Staͤbe dd einzulegen und auszuheben hat. Diese Staͤbe werden, wenn sie sich nicht in der Kiste befinden, in eine Art von Trog i gelegt, der von der Mauer hh und einer Wand der Kiste gebildet wird. Dieser Raum g gewaͤhrt auch freien Durchgang, um die Haͤhne bewegen zu koͤnnen. Nachdem ich Obenstehendes bereits niedergeschrieben hatte, wurde mein Verfahren den HH. Harpiguies, Blanquet und Comp. mitgetheilt. Diese Herren haben sich beeilt dasselbe in Anwendung zu bringen; in ihren Haͤnden hat die Kiste eine Veraͤnderung der Form erlitten, in deren Folge sie leichter anzuwenden ist. Die von ihnen angebrachten Verbesserungen sind folgende: Ihr Apparat besteht aus einer Kiste oder einem Behaͤlter mit einer zweifluͤgeligen Thuͤre, in welchem die Saͤke mit dem Breie, die vorher in offene Rahmen gebracht wurden, aufgeschichtet werden. Die Weidengeflechte werden nicht mehr der Wirkung des Dampfes ausgesezt, da sie dadurch zu schnell verdorben wurden, und da sie uͤberdieß die Operation langsamer von Statten gehen machten. Man begnuͤgt sich damit, sie am Ende des Tages in dem Behaͤlter aufzuschichten, um sie zu reinigen. Jeder Behaͤlter oder jede Kiste faßt eine ganze kalte, und eine halbe heiße Presseladung. In einer Fabrik, welche zum Kaltpressen zwei Presseladungen, und zum Heißpressen deren eine noͤthig hat, braucht man wenigstens drei Kisten; besser ist es, wenn man deren vier hat. Versuche, die bei Hrn. Hamoir de Sautain gemacht wurden, gaben folgende Resultate: 800 Pfunde mit dem Messer gereinigte Runkelruͤben wurden auf die Reibe gebracht und gaben: 803   Pfunde Brei vor dem Auspressen. 583       – Saft, der beim kalten Pressen gewonnen wurde. 209       – Mark nach dem kalten Pressen. 230       – Mark nach der Einwirkung des Dampfes. 130       – Saft, der beim heißen Pressen gewonnen wurde. 102       – Mark nach dem heißen Pressen.   16 1/3 – in dem Behaͤlter oder in der Kiste verdichtetes Wasser,welches von dem Breie nicht absorbirt worden.   21         – von dem Marke absorbirtes Wasser. Bei diesen Daten ergibt sich eine Abweichung, die sich nicht anders, als durch die Einsaugung der Feuchtigkeit der Luft erklaͤren laͤßt. 808 Pfunde Runkelruͤben gaben naͤmlich 803 Pfunde Brei, waͤhrend sonst doch das Gewicht des Breies immer etwas geringer ist, als jenes der Runkelruͤben. Der Versuch wurde zwei Mal wiederholt, und immer ergab sich dasselbe Resultat. Das Gewicht des heiß ausgepreßten Saftes zu dem Gewichte des ruͤkstaͤndigen Markes hinzugezahlt, ist gleichfalls groͤßer, als es seyn sollte. Hier mag der Fehler wohl wahrscheinlich in der Schaͤzung des Gewichtes der Sake liegen. Dem sey nun wie ihm wolle, so ist es merkwuͤrdig, daß sowohl zu Valenciennes als zu Lille der Markruͤkstand bestaͤndig gleich war, und 0,13 von dem Gewichte der angewendeten Runkelruͤben betrug. Die Menge des von dem Breie eingesaugten Wassers ist geringer, als sie sich in den von mir angestellten Versuchen zeigte. Dieser Unterschied ruͤhrt davon her, daß die Weidengeflechte weggelassen wurden. Diese Weglassung gewaͤhrt aber noch einen anderen Vortheil, naͤmlich den, daß sich der Brei in kuͤrzerer Zeit erhizen laͤßt: 10 Minuten reichen fast immer hin. Die Menge des Wassers, welches von dem Breie verdichtet wird, wird dadurch vermindert und auf ihr Minimum gebracht, daß man die Sake so lang in den Behaͤltern oder Kisten laͤßt, bis sich deren Temperatur mit jener der Behaͤlter ausgeglichen hat, und daß man den Gasstrom nicht eher eintreten laͤßt, als bis sich dieses Gleichgewicht in der Temperatur hergestellt hat. Aus diesem Grunde ist es gut, wenn man vier solche Behaͤlter anwendet, obwohl streng genommen deren nur drei noͤthig waͤren. Man koͤnnte, wenn man die Saͤke ein zweites Mal der Wirkung des Dampfes aussezen wuͤrde, noch eine zweite Quantitaͤt Saft erhalten. Das erste Erhizen zerreißt naͤmlich die Blaͤschen, die sich im Inneren der der Reibe entwichenen Stuͤke befinden, nicht; ein zweites Erhizen bewirkt dieß, und gestattet, daß man nachtraͤglich noch 5–6 Procent auspressen kann. Dieses Product ist keineswegs zu vernachlaͤssigen, wenn die uͤbrigen Operationen daruͤber nicht aufgehalten werden. Die HH. Harpiguies, Blanquet und Comp. konnten die zum Laͤutern noͤthige Menge Kalk nicht in dem Maße verringern, als ich es konnte, da sie diese Verminderung hoͤchstens auf 1/10, bringen konnten. Ich weiß nicht, wo dieß herruͤhrt. Ich kann nicht umhin am Schluͤsse dieser Abhandlung noch Hrn. Lenglart von Fives, der mich bei meinen Untersuchungen so thaͤtig unterstuͤzte, meinen Dank oͤffentlich zu bezeugen. Er ließ es sich außerordentlich angelegen seyn, meine Idee dem Probesteine der Erfahrung zu unterwerfen; ich disponirte uͤber seine kleine Fabrik, unterbrach deren Arbeiten, und benuzte seine Nachschlage in vielen Dingen, die ich bei meiner Unerfahrenheit nicht so zu leiten gewußt haben wuͤrde. Beschreibung des Apparates zu Famars. Fig. 5 zeigt den Apparat im Grundrisse. Fig. 6 stellt ihn von Vorne dar. Fig. 7 zeigt ihn gleichfalls von Vorne, aber mit weggenommener Thuͤre. Fig. 8 ist ein Durchschnitt. Fig. 9 ist ein Grundriß des Rahmens. Fig. 10 gibt eine Ansicht des Rahmens im Profile. Fig. 11 endlich zeigt denselben im Durchschnitte. Gleiche Buchstaben bezeichnen in allen Figuren auch gleiche Gegenstaͤnde. a, der Behaͤlter oder die Kiste zum Daͤmpfen. b, eine zweifluͤgelige, mittelst der Bohle c verschlossene Thuͤre. Die Enden dieser Bohle sind in den eisernen Stuͤken d und d' befestigt. Wenn die Fluͤgel dieser Thuͤre geoͤffnet werden, so legen sie sich an die Seitenwaͤnde der Kiste zuruͤk. Durch diese Bedingung ist auch die Entfernung der Kisten von einander gesezt. e, die Dampfroͤhre; eine Roͤhre dient fuͤr zwei Behaͤlter, sie theilt sich naͤmlich gabelfoͤrmig, so daß der Dampf an beide Haͤhne gelangen kann. f, ein Loch, bei welchem das Wasser, welches sich verdichtet hat, abfließen kann. Vor dieses Loch wird waͤhrend des Ganges der Arbeit ein Zapfen vorgestekt. g, ein mit einigen Loͤchern versehener Boden, durch welchen der Dampf dringen kann. Auf diesen Boden kommt der erste Rahmen zu liegen. Man wird bemerken, daß dieser Boden nicht den ganzen Grund der Kiste bedekt, sondern daß sich derselbe nicht uͤber die Anfangspunkte der Dreieke h hinaus erstrekt. h, hoͤlzerne Dreieke, die auf jeder der Seiten des Behaͤlters befestigt sind. Die Rahmen stuͤzen sich auf diese beiden Dreieke, die am Ruͤken des Behaͤlters einen großen Gang fuͤr den Dampf lassen. Diese Einrichtung ist deßhalb getroffen, damit der Dampf auf alle Sake gleichmaͤßig vertheilt wird. i, der Rahmen. k, Staͤbe, welche an den Rahmen, dessen Grund sie bilden, angenagelt oder angeschraubt sind. Die Staͤbe und der Rahmen muͤssen aus Eichenholz bestehen, indem sie sonst dem Dampfe nicht lange widerstehen wuͤrden. l, ein auf die Saͤke gelegter Sak. Um den Dampf zu vertreiben, der sich beim Oeffnen des Behaͤlters in großer Menge aus demselben entwikelt, ist es am Besten, an dessen Scheitel eine Oeffnung von 0,2 Meter im Durchmesser oder von 0,15 Meter im Gevierte anzubringen. Diese Oeffnung wird waͤhrend des Ganges des Daͤmpfens mit einem Brette zugedekt, und geoͤffnet, so wie der Dampfhahn geschlossen wird. In demselben Augenblike oͤffnet man auch die Thuͤren, wodurch ein Zug durch den Behaͤlter entsteht, so daß man beim Herausnehmen der mit den Saken beladenen Rahmen nicht vom Dampfe belaͤstigt wird. Statt dieser Oeffnung am Scheitel kann man auch an der Seite eine anbringen, und sie mit einem Schieber versehen. Erstere Einrichtung scheint mir aber einfacher und daher vorzuziehen.

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