Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 52, Jahrgang 1834, Nr. LXXIII., S. 394 |
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LXXIII.
Miszellen.
Miszellen.
Neueste Dampfwagenfahrten auf
gewoͤhnlichen Landstraßen.
An einem der lezten Tage des Monates April l. J. vollbrachte, dem
Glasgow Argus zu Folge, einer
der Wagen der Dampfwagen-Compagnie von Schottland die
ausgezeichnetste und genuͤgendste Leistung, die je von
einem Dampfwagen auf einer gewoͤhnlichen Landstraße
erreicht wurde. Der Wagen fuhr naͤmlich an einem Tage 6
Mal zwischen Glasgow und Paisley, eine Streke von 46 englische
Meilen, in 4 1/2 Stunden hin und her. Zu jeder Fahrt waren im
Durchschnitte 41 Minuten noͤthig, die Geschwindigkeit
betrug also 10 Meilen in der Stunde. Den Tag vorher machte
derselbe Wagen dieselbe Fahrt 4 Mal, und zwar mit gleicher
Geschwindigkeit. Auch die uͤbrigen Wagen der Gesellschaft
legen taͤglich einige Male dieselbe Streke mit nicht viel
schlechteren Resultaten zuruͤk, so daß also die
Dampfwagenfahrt zwischen Glasgow und Paisley als vollkommen
etablirt betrachtet werden kann. – Auch der
beruͤhmte, und durch die vielen Ankuͤndigungen und
Abbildungen bereits allgemein bekannt gewordene Dampfwagen des
Dr. Church zu Birmingham ließ sich, der Birmingham Gazette zu Folge in den
lezten Wochen zum ersten Male auf den Straßen sehen. Er lief mit
40 Passagieren beladen eine nicht unbedeutende Streke weit mit
einer Geschwindigkeit von 15 bis 20 engl. Meilen in der Stunde,
als der hintere Theil des Wagens beim Umkehren an den Fußsteig
stieß, und eine Kleinigkeit an einer der Klappen brach. Man
hielt es am gerathensten unter diesen Umstaͤnden die
Maschine nicht weiter zu treiben, um ja keinen groͤßeren
Unfall zu veranlassen; der Wagen wurde daher an Striken
heimgezogen, um, wer weiß wann, eine neue Spazierfahrt zu
bestehen. – Nicht guͤnstiger war das Resultat, zu
welchem die Bruͤder Heaton zu
Birmingham bei ihren lezten Probefahrten gelangten. Hr. Baddeley schreibt naͤmlich in
einem Briefe an den Redacteur des Mechanics' Magazine, den man in Nr. 560 dieser
Zeitschrift bekannt gemacht findet, daß sich aus den lezten
Versuchen mit der neuen und kraͤftigeren Maschine der
Patenttraͤger ergab, daß das Gewicht, die
Abnuͤzung der Maschine und der Verbrauch an Dampf weit
groͤßer waren, als man es voraussah, oder erwartete. Die
HH. Heaton kamen daher hienach zu dem
Schlusse: daß es unmoͤglich sey auf den.
gewoͤhnlichen Landstraßen mit einer Geschwindigkeit von
10 Meilen in der Stunde mit Dampfwagen zu fahren, indem die
Abnuͤzung der Maschinerie und mehrere andere Ausgaben
dabei so groß seyen, daß der Ertrag von dergleichen Fahrten nie
von Vortheil seyn koͤnne, und daß eine langsamere Fahrt
weder den Reisenden, noch den Unternehmern conveniren kann. Die
Compagnie, die sich zur Ausfuͤhrung der Heaton'schen
Dampfwagen gebildet hatte, wird hienach demnaͤchst
beschließen, was in dieser Sache weiter zu thun ist. – In
wiefern sich diese Resultate mit den oben angegebenen und zu
Glasgow erzielten vereinen lassen, muß die Zeit lehren.
Ueber ein neues Percussionsschloß
fuͤr Kanonen von der Erfindung des Hrn. Obristen Jure.
Schon seit langer Zeit, sagt Hr. Préaux in einem Berichte uͤber obige
Erfindung des Hrn. Jure,
fuͤhlte man das Beduͤrfniß bei den Kanonen auf den
Schiffen den Luntenstok, der so vielen Zufaͤlligkeiten
ausgesezt ist, durch eine Art von Schloß zu ersezen. Man
versuchte waͤhrend der Kriege der Republik und des
Kaiserreiches verschiedene Vorrichtungen, brachte es aber bis
zum J. 1820 nicht weiter, als zu Schloͤssern mit
Steinfeuer und endlich mit Percussion, Vom J. 1821 bis zum J.
1825 erschienen die Percussionsschloͤsser von Gerodias, die Percussions- und
Communicationsschloͤsser von Romme, jene mit einem
Percussionshahn und endlich jene des Schiffscapitaͤns de Montgery. Im J. 1826 wurde das
Schloß des Schiffscapitaͤns de
Venancourt bekannt, und im J. 1828 trat der
Buͤchsenmacher Pottet mit
seinem Hebel- und Schnellfederschloß hervor. Da die mit
lezterem angestellten Versuche gelangen, so wollte man dasselbe
allgemein einfuͤhren; allein es zeigte sich
spaͤter, daß man bei dessen Armatur nicht vollkommen
sicher sey, und daß es uͤberdieß fuͤr die
praktischen Kanoniere auch zu complicirt sey. Im Junius 1829
legte Schiffslieutenant Dagues de la
Hellerie ein neues System Kanonen abzufeuern vor,
welches jedoch nach den zu Rochefort damit angestellten
Versuchen verworfen wurde. Im September desselben Jahres schlug
Hr. Sonolet zu Rochefort einen neuen
Hammer vor, bei dessen Anwendung man, wie er glaubte, das
Zuͤndpulver haͤtte entzuͤnden
koͤnnen, ohne daß man irgend eine der
Veraͤnderungen, die Dagues an
dem. Zuͤndloche angebracht wissen wollte, noͤthig
gehabt haͤtte, allein auch die hiemit angestellten
Versuche mißlangen. Im J. 1831 erschienen endlich die von Hrn.
Pottet verbesserten
Schloͤsser mit Hemmung oder Abfall, die Versuche, die man
anfangs mit diesen anstellte, waren so guͤnstig, daß man
sie allgemein einzufuͤhren gedachte; allein schon
gegenwaͤrtig ist auch dieses System so gefallen, daß
jeder Marineofficier ein altes Schloß mit Steinfeuer oder sogar
die Luntenstoͤke den Schlossern des Hrn. Pottet vorzieht. So stand es mit der
Geschichte dieser Apparate in Frankreich, als Hr. Jure im J. 1832 mit seiner Erfindung
auftrat, uͤber welche Hr. Schiffscapitaͤn Letourneur im Namen einer Commission,
welche dieselbe zu Brest praktisch pruͤfte, einen so
vortheilhaften Bericht erstattete, daß man in Kuͤrze
deren allgemeiner Anwendung entgegensehen darf. Die Vorrichtung
des Hrn. Jure besteht in der
Hauptsache aus einem Hammer, der durch eine Leine, an der der
Feuerwerker zieht, in Bewegung gesezt wird, und der, indem er
sich um einen Zapfen dreht, auf eine Kapsel schlaͤgt,
welche dadurch entzuͤndet wird, das Pergament der Patrone
durchdringt und den Schuß losfeuert. Die Versuche der Commission
haben gezeigt, daß die Percussion hinreicht, um 8
Blaͤtter Pergament, und selbst ein Eisenblech zu
durchdringen, und daß man nicht befuͤrchten darf, daß die
Kapseln verderben, indem die Commission solche Kapseln 25
Minuten lang unter Wasser brachte, ohne daß sie dadurch den
geringsten Schaden gelitten haͤtten. Die einzige
Veraͤnderung, die man fuͤr noͤthig fand,
bestand darin, daß man die Windungen der Leine, die der
Wirksamkeit des Hammers nachtheilig waren, und welche eine
schnellere Abnuͤzung der Leine veranlaßten, beseitigte.
Hr. Préaux meint, daß sich die
Percussionsvorrichtung des Hrn. Jure
sehr leicht an allem Land- und Marinegeschuͤze
anbringen lasse, und daß man dann die Luntenstoͤke,
Zuͤndlichter etc. entbehren koͤnne. Der ganze
Apparat kommt nur auf 21 Fr. 80 Cent. zu stehen. (Aus dem Recueil industriel. Maͤrz
1834, S. 148.)
Ueber die Benutzung der Quellen von Vichy
auf zweifach kohlensaures Natron.
Die beruͤhmten Quellen von Vichy in Frankreich fangen nun
an, auf jene Weise benuzt zu werden, welche der wuͤrdige
d'Arcet schon vor mehreren Jahren
(vergl. Polyt. Journ. Bd.
XXXVII. S. 440) dringend empfahl. Man hat daselbst in
den lezten Jahren nicht nur eine Brutanstalt errichtet, sondern
die HH. Bruͤder Brosson
bereiten nun im Großen die sogenannten Pastilles digestives, Pastilles de Vichy (welche durch
d'Arcet in Frankreich wenigstens
einen so großen Ruf erhielten), und haben bereits auch die
Fabrikation von Natron-Bicarbonat begonnen, wovon sie die
schoͤnsten, reinsten und vollkommen gesaͤttigten
Krystalle liefern. Der große Ruf der Quellen von Vichy wird also
bald nicht mehr auf ihre wohlthaͤtigen Heilkraͤfte
beschraͤnkt seyn, sondern dieselben werden nun auch bald
in industrieller Hinsicht jene große Wichtigkeit erlangen, die
ihnen d'Arcet bei einer
zwekmaͤßigen Benuzung der Schaͤze, die die Natur
hier bietet, prophezeihte. (Aus dem Recueil industriel. Maͤrz 1834, S. 178.)
Tabelle der Schmelzpunkte verschiedener
Koͤrper.
In der dreizehnten, von Brayley d.
juͤng. veranstalteten Ausgabe von Parkes's Chemical
Catechism findet sich folgende Tabelle der
Schmelzpunkte und Hizgrade verschiedener mehr oder weniger
wichtiger Substanzen, in der die hoͤheren Temperaturen
nach Daniell's pyrometrischen
Versuchen corrigirt sind.
Textabbildung Bd. 52, S. 396
Scala nach
Fahrenh.; Scala nach Reaum.; 100 Gr. Scala; Wedgwood; Wasser
siedet und leichtfluͤssiges Metall (8/16 Wismuth,
5/16 Blei, 3/16 Zinn) schmilzt; Schwefel schmilzt;
Salpeteringe Saͤure siedet; Kampher schmilzt;
Schwefel brennt langsam; Pewter (4/5 Blei, 1/5 Zinn)
schmilzt; Zinn schmilzt; Schriftmetall (16 Theile Blei, 1
Theil Spießglanz?) schmilzt; Schwefelsaͤure (spec.
Gew. 1,848) siedet; Blei schmilzt; Queksilber siedet; Zink
schmilzt; Eisen gluͤht im Dunkeln hellroth;
Wasserstoffgas brennt; Eisen gluͤht im Zwielichte;
Eisen gluͤht am Tageslichte; Emailfarben brennen in
Porzellan ein; Bronze (3/4 Kupfer, 1/4 Zinn) schmilzt;
Bronze (7/8 Kupfer, 1/8 Zinn) schmilzt; Diamant brennt?
Prinzmetall; Messing (1/2; Kupfer, 1/2 Zink) schmilzt;
Messing (3/4 Kupfer, 1/4 Zink) schmilzt; Bronze (5/16
Kupfer, 1/16 Zink) schmilzt; Silber schmilzt; Kupfer
schmilzt; Gold schmilzt; Delfur Waare wird gebrannt;
Gußeisen schmilzt; Rahmfarbiges Wedgwood wird gebrannt;
Temperatur, bei welcher Platin den hoͤchsten Grad von
Ausdehnung erleidet, und welche beinahe auch der
hoͤchste im Windofen eines Laboratoriums erreichbare
Hizegrad ist; Flintglas-Ofen, groͤßte Hize?
Schmiedeisen schmilzt nach Clement und Desormes, doch ist
die Temperatur wahrscheinlich zu hoch geschaͤzt
Man vergleiche hieruͤber Daniell's Abhandlungen im Polyt.
Journale, Bd. XLIII. S.
189, und Bd. XLVI.
S. 174. Die Irrthuͤmer, die sich in den lezten
Angaben der Temperaturen nach dem 100gradigen Thermometer
eingeschlichen zu haben scheinen, sind nicht durch unsere Schuld
entstanden, wie man aus einer Vergleichung mit dem Repertory of
Patent-Inventions, Maͤrz 1834, S. 177
ersehen wird.
Ueber die Zusammensezung der sogenannten
englischen Kugeln fuͤr Pferde.
Man bedient sich in England allgemein einer eigenen Composition,
aus der man Kugeln formt, von denen man den Pferden, und
besonders den Jagdpferden des Morgens 2 bis 3 Stuͤke
verschlingen macht, um sie dadurch in Stand zu sezen den
ganzen Tag ohne Nahrung und Getraͤnk aushalten zu
koͤnnen. Man bereitet diese Kugeln, welche leider auch
als ein Universalheilmittel fuͤr alle Pferdekrankheiten
gelten, und welche, so viel wir wissen, bereits auch von vielen
deutschen Pferdehaͤndlern angewendet werden, auf folgende
Weise. Man nimmt ein Pfund Feigen, Fenchel, Anis und Tormentill,
von jedem 5 Unzen; Schwefelblumen, Suͤßholz, Hirschhorn,
Alantwurzel, von jedem 4 Unzen. Die Feigen werden in
Stuͤke geschnitten, die uͤbrigen Ingredienzien
aber gepulvert und dann vermengt. Hierauf bereitet man sich
einen Absud von Isop und Hufattig in weißem Weine, dem man
uͤber dem Feuer Suͤßholzextract, Zuker, Syrup und
Honig, zu je 4 Unzen zusezt. Dieser Absud wird auf das
angegebene Pulver gegossen, mit 2 Unzen Anisoͤhl und
etwas Mehl versezt, um aus dem Ganzen einen diken Teig bilden zu
koͤnnen, den man endlich in ein irdenes Gefaͤß
gibt, und um ihn gegen den Schimmel zu schuͤzen mit 1/4
Pfund Olivenoͤhl uͤbergießt. Von diesem Teige
laͤßt man das Pferd Morgens eine Kugel von der
Groͤße eines Huͤhnereies verschlingen, und gibt
man ihm noch eine zweite solche Kugel nach, so kann man sicher
seyn, daß es den ganzen Tag aushaͤlt, ohne Nahrung oder
Trank zu beduͤrfen. Wie oft dieses Experiment aber ohne
Nachtheil fuͤr die Gesundheit des Pferdes wiederholt
werden kann, wird nicht gesagt. (Aus dem Journal des connaissances usuelles. April 1834.)
Ueber den Safranbau zur Benuzung der
Zwiebeln als Nahrungsmittel oder als Mehl.
Der Recueil industriel, Maͤrz,
S. 201 enthaͤlt eine ausfuͤhrliche Abhandlung des
Hrn. Vergnaud-Romagnesi
uͤber die Vortheile, die man aus der Anwendung der
Safranzwiebeln als Nahrungsmittel ziehen koͤnnte; VortheileVotheile, die nach seiner Ueberzeugung noch groͤßer
sind, als sie sich bei dem Baue dieser Pflanze auf den
eigentlichen Safran ergeben. Indem wir die Bewohner jener
Gegenden, die sich zum Baue dieser Zwiebel, welche bekanntlich
einen leichten, gegen Wasseransammlungen geschuͤrten
Boden fordert, eignen, auf diesen Aufsaz aufmerksam machen,
erlauben wir uns bloß, mit Umgehung der Culturmethode einige
Auszuͤge aus den Resultaten, die der Verfasser erhielt,
mitzutheilen. Man soll die Zwiebeln, nachdem sie drei oder
hoͤchstens vier Jahre lang Safranernten gegeben, gegen
die Mitte Junius aus der Erde nehmen; es koͤnnte dieß bei
gut geduͤngtem Boden auch alle 2 Jahre geschehen; doch
wuͤrde man hiebei an dem Ertrage an Safran, der im 3ten
und 4ten Jahre am groͤßten ist, ein Opfer bringen. Die
ausgegrabenen Zwiebeln sollen auf einem luftigen Speicher unter
oͤfterem Umwenden getroknet werden, wo sie dann bis Mitte
August ausgeschalt und zum Gebrauche verwendet werden
koͤnnen. Wenn man sie in diesem Zustande zermalmt, und
mit etwas Wasser zu einem Teige anmacht, so gibt die Masse bald
einen geistigen Geruch von sich, Waͤhrend ihr Geschmak
etwas melonenartig wird; bei etwas erhoͤhter Temperatur,
und besonders unter Zusaz von etwas Gaͤhrungsstoff oder
Hefen tritt sie bald in geistige Gaͤhrung, so daß man
einen Weingeist daraus destilliren kann, der angenehm schmekt,
und der Quantitaͤt nach doppelt so groß ist, als man ihn
bei der Destillation des Kirschenwassers aus den gegohrnen
Kirschen erhaͤlt. Wenn man die abgeschaͤlten
Zwiebeln in Schnitten schneidet, oder zerquetscht, gleich wie
man die zu Aepfelwein bestimmten Aepfel zu zerquetschen pflegt,
so troknen dieselben an einem luftigen Orte ausgebreitet sehr
schnell. Die Schnitten erhalten ein mehliges Aussehen, und
geben, nachdem man sie, um sie von dem wenigen in ihnen
enthaltenen bitteren Stoffe zu befreien, einige Augenblike in
Wasser gelegt, durch Kochen in Wasser mit Zusaz von etwas
Gewuͤrz, oder noch besser durch Kochen mit Milch ein sehr
angenehmes Gericht. Laͤßt man die getrokneten und
zerquetschten Safranzwiebeln aus einer Muͤhle mahlen, so
erhaͤlt man ein sehr schoͤn weißes, leicht
durchzubeutelndes Mehl, welches sich sehr gut aufbewahren
laͤßt. Dabei ergibt sich beinahe gar kein Abfall an
Kleie, indem die Zwiebeln nach Entfernung der Schale nur mit
einem sehr duͤnnen Hautchen uͤberzogen sind.
Dieses Mehl gibt ein Brod, welches sich kaum merklich von dem
aus Getreidemehl bereiteten unterscheidet; es laͤßt sich
auch mit Erdaͤpfelmehl vermengen, und hat dann ganz
denselben Einfluß auf dieses, wie ihn das Getreidemehl
ausuͤbt. Das rohe Safranmehl hat einen etwas
fremdartigen, sehr schwach bitterlichen Geschmak,
der sich jedoch beim Verkochen vollkommen verliert, und der sich
auch durch Waschen mit Wasser entfernen laͤßt. Behandelt
man es mit Wasser, welches mit etwas Schwefelsaͤure
gesaͤuert ist, so erhaͤlt man bei Befolgung des in
den Staͤrkmehlfabriken uͤblichen Verfahrens ein
blendend weißes Staͤrkmehl, und zwar
verhaͤltnißmaͤßig in einer groͤßeren Menge,
als man es aus den Kartoffeln gewinnt. Endlich ist noch zu
bemerken, daß die Safranblatter gegen Ende Mai gemaͤhet
und als Viehfutter benuzt werden koͤnnen, waͤhrend
die Huͤlle der Zwiebel einen seidenartigen, leicht zu
faͤrbenden, aber kurzen Faserstoff gibt, den Hrn. Vergnaud-Romagnesi zu
verschiedenen Zeugen zu verweben versuchen will. Ein Mezen
Safranzwiebeln gibt nach drei Jahren 3–5 Mezen Zwiebeln,
und auf einem Mezen gehen 900 bis 4000 Stuͤke. Zum
Bestellen eines Morgen Landes mit Safran braucht man 116 Minen
(halbe Sester) Zwiebeln; baut man ihn aber bloß des eigentlichen
Safrans halber, so kann man auf einen gleichen
Flaͤchenraum auch gegen 200 Minen pflanzen. Der Mezen
Zwiebeln kostet in Frankreich im Durchschnitt 5 Sous, manchmal
sinkt dieser Preis auf 3 Sous, in schlechten Jahren, in denen
die Zwiebeln stark vom Frost litten, steigt er auch auf 3
Franken.
Ueber das Roͤsten des
Flachses.
In dem Berichte, welcher der Société d'encouragement zu Paris
uͤber die Resultate der Preisaufgabe, die hinsichtlich
des Roͤstens des Flachses fuͤr das Jahr 1833
ausgeschrieben worden, und welche von keinem der Concurrenten
genuͤgend geloͤst wurde, erstattet worden, macht
der Berichterstatter auf folgenden wichtigen Punkt aufmerksam.
Mehrere authentische Versuche, die man in einem Berichte, der
der Kammer der Vereinigten Staaten uͤber denselben
Gegenstand vorgelegt worden, angegeben findet, so wie
verschiedene andere Thatsachen scheinen zu beweisen, daß die
Flachsfasern, welche mechanisch ohne alle Roͤstung
ausgezogen worden, oder welche gewonnen wurden, nachdem der Lein
eine gewisse Zeit uͤber auf Erde, Gras oder Schnee gelegt
der Luft ausgesezt gewesen, nicht so viel Staͤrke
besizen, und keinen so großen Widerstand leisten, als wie jener
Flachs, der zum Behufe des Roͤstens vollkommen unter
Wasser getaucht worden. Erstens bleiben naͤmlich die
aufloͤslichen Substanzen an den Fasern haͤngen,
und verursachen, nachdem sie troken geworden, durch ihr
Zerbrechen ein Zerreißen einzelner kleiner Fasern. Der auf diese
Weise behandelte Flachs behaͤlt zwar eine Art von Leim
oder von Schlichte, die ihn staͤrker aussehen macht;
allein dieser Schein truͤgt, denn die Substanz, welche
diese Schlichte bildet, veraͤndert sich leicht, verdirbt,
und bewirkt dadurch auch eine nachtheilige Veraͤnderung
in den faserigen Theilen, die mit ihr in Beruͤhrung
stehen, so daß die Zeuge, die Faden und die Strike dadurch an
Zusammenhang verlieren, und weit weniger Widerstand leisten, als
sie leisten wuͤrden, wenn der Flachs oder Hanf in Wasser
geroͤstet worden waͤre. Zweitens endlich bringen
die haͤufigen und schnellen Veraͤnderungen in der
Temperatur oder Feuchtigkeit der Luft eine ungleiche
Veraͤnderung der Staͤrke der Fasern hervor,
wodurch die Guͤte der aus denselben gesponnenen und
gewebten Zeuge nothwendig bedeutend beeintraͤchtigt
werden muß. (Bulletin de la
Société d'encouragement. December 1833,
S. 408.)
Ueber den schaͤdlichen Einfluß
alter Eichenwurzeln auf die Vegetation.
In der Januarsizung der Société royale d'agriculture zu Paris
entspann sich eine Discussion uͤber eine Notiz, die Hr.
Silvestre der Sohn in Betreff der
nachtheiligen Wirkung, welche alte todte, in der Erde belassene
und in nasser Zersezung begriffene Eichenwurzeln auf junge
Baumchen aͤußern, die an dieselben Stellen gepflanzt
wurden, an welchen sich fruͤher Eichenstaͤmme
befanden, vorgelesen hatte. Das Wesentliche, was
hieruͤber geaͤußert wurde, ist dem Recueil industriel, Maͤrz
1834, S. 222 gemaͤß Folgendes: Hr. Vilmorin erklaͤrte im Namen der Commission, die
mit der Pruͤfung dieser Notiz beauftragt war, daß sich
diese schaͤdliche Wirkung nicht laͤugnen lasse,
und daß sie wahrscheinlich der großen Menge Tannin oder
Gerbestoff, die in dem Eichenholze enthalten ist, zuzuschreiben
seyn duͤrfte. Dagegen bemerkte aber Hr. Chevreul, daß auch andere
Baͤume, wie z.B. der achte Kastanienbaum, eine große
Menge Tannin enthalten, und doch nicht die den
Eichen zugeschriebene Wirkung hervorbraͤchten. Hr. Payen erklaͤrte, daß er sich
eben gegenwaͤrtig mit Versucher, uͤber die
Wirkungen, welche Tannin, Saͤuren und Alkalien, wenn man
sie mit der Erde vermengt, auf das Keimen und die Vegetation
hervorbringen, beschaͤftige, und daß er deren Resultate
seiner Zeit vorlegen werde. Hr. Dubois bemerkte, daß er sowohl in seinen eigenen
Garten, als in den Baumschulen von Vitry haͤufig die
fragliche nachtheilige Wirkung beobachtet habe; daß sie aber
nichts anderem, als der Entwikelung von kleinen
Schmarozerpilzen, die sich auf den Wurzeln der Baͤume
zeigten, zuzuschreiben seyen; und daß man diese Wirkung nie auf
Stellen, die vorher mit Ulmen bepflanzt gewesen, bemerke.
– Die HH. Séguier und
de la Doucette gaben hingegen
Thatsachen an, die da beweisen, daß wenigstens hier und da
Pflanzungen von Baͤumen an Orten, die fruͤher mit
Eichen besezt waren, sehr gut gediehen. Die Gesellschaft kam zu
keinem Beschlusse und will noch weitere Angaben uͤber
diesen Gegenstand abwarten.
Haben die kuͤnstlichen Wiesen der
Guͤte des Getreides geschadet oder nicht?
Ueber die in neuerer Zeit schon einige Male aufgestellte
Behauptung, daß die Einfuͤhrung der kuͤnstlichen
Wiesen bei der Cultur im Großen der Guͤte des Getreides
nachtheilig geworden sey, hat Hr. Huzard Sohn der Société royale d'agriculture zu Paris
eine Abhandlung vorgelegt, in der er diesen angeblichen
schaͤdlichen Einfluß der kuͤnstlichen Wiesen sehr
in Zweifel zieht. Er glaubt vielmehr den Grund der Abnahme der
Guͤte des Getreides darin suchen zu muͤssen, daß
die kuͤnstlichen Wiesen sehr viel zur Vermehrung der
Duͤngermasse beitrugen, und daß man den Getreidebau
folglich in Folge der groͤßeren Duͤngermasse auf
Laͤndereien ausdehnen konnte, die eigentlich nicht dazu
geeignet waren, die folglich nur Getreide von geringerer
Guͤte erzeugen konnten, und deren Cultur mithin einen
verhaͤltnißmaͤßig groͤßeren Zufluß von
schlechterem Getreide auf unseren Markten bewirken mußte. Gesezt
aber auch, das Getreide habe selbst auf gutem Boden von seiner
urspruͤnglichen Guͤte verloren, so glaubt Hr. Huzard, daß der Grund hievon durchaus
nicht in den kuͤnstlichen Wiesen, sondern eher darin
gelegen sey, daß man heut zu Tage nicht mehr so tief
pfluͤge, als fruͤher. – Dagegen bemerkte
Hr. Darbley, daß es nur zu wahr und
durch Thatsachen erwiesen sey, daß das Getreide in allen jenen
Gegenden, in welchen die kuͤnstlichen Wiesen mehr in
Schwung gekommen, wirklich merklich an Guͤte verloren
habe. Er suchte diese Behauptung durch einige Beispiele zu
belegen und erklaͤrte die Abnahme der Guͤte
dadurch, daß das Getreide in den Gegenden, in welchen man
kuͤnstliche Wiesen haͤlt, uͤppiger wachsen,
und daß durch die Verlaͤngerung des Wachsthumes der
Pflanze eine Verminderung der Ausbildung der Samen und eine
Verspaͤtung der Reife entstehe. Denn nicht der
fruchtbarste und fetteste Boden ist es nach seiner Ueberzeugung,
der das beste Getreide gibt, sondern die beste Sorte
waͤchst vielmehr auf einem, Boden von mittlerer
Guͤte. Hr. Vilmorin stimmte
Hrn. Darblay bei, und sagte unter
Anderem, daß mehrere Gemeinden und Landeigenthuͤmer, die
fruͤher vortreffliches Saatkorn zogen, seit der
Einfuͤhrung der kuͤnstlichen Wiesen nur mehr
Getreide von mittlerer Guͤte erzeugen, und sich ihr
Saatkorn nun selbst anderwaͤrts verschaffen
muͤssen. Auch er glaubt, daß die kuͤnstlichen
Wiesen einen Ueberschuß von Humus im Boden erzeugen, und daß
durch diesen Ueberschuß die Entwikelung des Krautes auf Kosten
der Ausbildung des Samens beguͤnstigt werde. Er zieht
aber hieraus endlich auch den Schluß, daß die
kuͤnstlichen Wiesen zwar auf Boden, der schon an und
fuͤr sich gut und reich ist, dem Getreidebaue Schaden
werden, daß sie hingegen ganz geeignet seyn duͤrften, um
mittelmaͤßigen oder schlechten Boden in Ermangelung der
gehoͤrigen Quantitaͤt Duͤnger wesentlich
und schnell zu verbessern. (Recueil
industriel. Maͤrz 1834, S. 224)
Mittel gegen den Schimmel der
Tinte.
Hr. Vallot von Dijon empfiehlt
neuerlich den Kampher als eines der besten Mittel zur Vertilgung
des Schimmels, der sich so haͤufig in den
Tintenfaͤssern erzeugt. Wir haben dieses Mittel, wie
sich unsere Leser erinnern werden, schon vor vielen Jahren
bekannt gemacht, sind aber seither davon zuruͤkgekommen,
weil wir fanden, daß sich die Wirkung des Kamphers, die zwar
augenbliklich und vollkommen ist, nur auf eine kurze Zeit
beschraͤnkt, und daß der Schimmel nach 4–6 Wochen
wenn der Kampher allmaͤhlich verfluͤchtigt ist,
neuerdings wieder zum Vorscheine kommt. Wir haben daher
spaͤter das von Robiquet
angegebene Queksilber-Deutoxyd oder den sogenannten
rothen Queksilber-Praͤcipitat angewendet, und
fahren dabei weit besser, indem diese Substanz nicht nur den
bereits bestehenden Schimmel vertreibt, sondern auch die
Wiederentstehung desselben bleibend verhindert. (Aus dem Journal des conn. usuelles.
Maͤrz 1834, S. 4 64.)
Literatur.
Procès verbaux des
expériences, qui ont été faites
à Lyon, par M. d'Arcet, sur les nouveaux
procédés pour la Condition des soies par
MM. Falissent, P. Andrieu et Talobot frères. In
8. de 4 feuilles plus 6 tableaux. Imp. de Barret
à Lyon.
Traité sur l'économie
des machines et des manufactures. Par Ch. Babbage, professeur à
l'université de Cambridge etc., traduit de l'anglais sur la
troisiéme édition, par Ed. Biot. In 8. de
33 feuilles. A Paris, chez Bachelier, quais des
Augustins. Prix 7 Fr. 50 C.
Journal d'agriculture pratique,
publié sous la direction de M. l'AbbéTheodorePerrin. (Prospectus.) Grand in 8. A Paris, rue Cassette No.
33. Prix annuel. 5 Fr. Jeden Monat ein Heft
von 2 Bogen, worden das 1ste bereits erschienen.
Art de faire de beurre et les
meilleurs fromages. Par MM. Anderson, Twamley,
Desmarest, Chaptal, Villeneuve, Huzard fils, Grognier,
Bonafous, d'Angeville etc. Deuxième
édition. In 8. de 21 feuilles plus 7 planches.
Imp. de Mme. Huzard à Paris.
Archives des découvertes et
des inventions nouvelles, faites dans les sciences, les
arts et les manufactures, tant en France que dans les
pays étrangères pendant les années
1831 et 1832, avec l'indication succincte des produits
de l'industrie française, la liste des
brévèts d'invention, de perfectionnement
et d'importation, accordés par le gouvernement
pendant la même année, et des Notices sur
les prix proposés ou decernes par
différentes sociétés savantes
françaises et étrangères pour
l'encouragement des sciences et des arts. In 8. de 28
feuilles. A Paris, chez Treuttel et Wuͤrtz, rue
de Lille No. 7. Prix 7 Fr.
Réglement de la
société des teinturiers de la ville de
Lyon et de ses faubourgs fondée en Mars 1833. In
12. d'une feuille. Imp. de Rossary à
Lyon.
Nouveau Dictionnaire des origines,
inventions et découvertes dans les arts, les
sciences, la géographie, l'agriculture, le
commerce etc. Par M. F. Noël et M. Charpentier. Seconde
édition revue, corrigée et
augmentée de plus de 800 articles par les auteurs
et par M. Puissant fils. (Pages 1–64.) In 8.
de 4 feuilles. A Paris, chez Janet et Cotelle, rue St.
Honoré. Die Ausgabe wird in 30
Lieferungen zu 4 Bogen bestehen, wovon am 15ten immer eine
erschienen wird, und welcher 4 Baͤnde bilden werden.
Jede Lieferung zu 50 C.