Titel: Bericht des Hrn. Péclet über einen neuen Kochapparat von der Erfindung des Hrn. Sorel in Paris, Passage Choiseul No. 47.
Fundstelle: Band 54, Jahrgang 1834, Nr. XLVII., S. 244
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XLVII. Bericht des Hrn. Péclet uͤber einen neuen Kochapparat von der Erfindung des Hrn. Sorel in Paris, Passage Choiseul No. 47. Aus dem Bulletin de la Société d'encouragement. Junius 1824, S. 240. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Bericht uͤber neuen Kochapparat. Schon vor einigen Monaten legte Hr. Sorel der Gesellschaf eine neue und sehr sinnreiche Vorrichtung zur Fixirung der Temperatur eines Koͤrpers vor, welcher der Einwirkung der Waͤrme eines Herdes ausgesezt wird.Unsere Leser kennen den fruͤheren Apparat des Hrn. Sorel aus dem Berichte, den wir im LI. Bande des Polytechnischen Journales S. 240 bekannt machten. A. d. R. Dieser Apparat war, wie sich die Gesellschaft aus dem daruͤber erstatteten Berichte erinnern wird, darauf gegruͤndet, daß eine Fluͤssigkeit, welche nicht mit der Luft in Beruͤhrung steht, nur dann Daͤmpfe erzeugt, wann sie den Siedepunkt erreicht hat; und daß der Siedepunkt der Fluͤssigkeiten von dem Druke, den sie erleiden, abhaͤngt: zwei wohlbekannte physikalische Grundsaͤze. Der neue Apparat des Hrn. Sorel beruht zwar auf denselben Principien, allein er weicht in seinen inneren Einrichtungen wesentlich von ersterem ab. Der Feuerherd befindet sich innerhalb dem Gefaͤße, in welchem die Fleischbruͤhe enthalten ist. Der Regulator besteht aus einer kleinen, oben geschlossenen und unten offenen Gloke, welche in die Fleischbruͤhe untergetaucht ist. Die beim Beginne der Operation in dieser Gloke enthaltene atmosphaͤrische Luft kann bei einem kleinen, an dem oberen Theile derselben befindlichen Pfropfe ausgetrieben werden. Der Dampf, der sich im Augenblike des Beginnens des Siedens unter der Gloke entwikelt, macht dieselbe emporsteigen, und diese Bewegung hemmt, indem sie die Oeffnung, durch welche die Luft in den Herd einstroͤmen kann, zum Theil verschließt, die Verbrennung, und folglich das Sieden. Ueber dem Gefaͤße, in welchem die Fleischbruͤhe oder sonstige Fluͤssigkeit enthalten ist, befinden sich uͤber einander zwei andere kleinere Gefaͤße, welche zum Sieden von Gemuͤse mit Dampf bestimmt sind; und oben uͤber dem Apparate befindet sich endlich ein Behaͤlter, in welchen man jenes Fleisch bringt, welches durch die ausstrahlende Waͤrme des Feuerherdes, und durch die Waͤrme jener Luft, die zur Unterhaltung der Verbrennung dient, gebraten werden soll. Bei einem im Locale der Gesellschaft angestellten Versuche wurden 2 Kilogr. Ochsenfleisch mit 6 Liter Wasser, 1,312 Kilogr. Kalbfleisch, welche gebraten werden sollten, 0,5 Kilogr. trokene Bohnen und eben so viel Pflaumen in den Apparat gebracht. Die auf den Feuerherd gebrachte Kohle wog 0,622 Kilogr.; der Versuch dauerte 5 Stunden 40 Minuten. Waͤhrend dieser ganzen Zeit arbeitete der Regulator auf solche Weise, daß die Fleischbruͤhe bestaͤndig und ununterbrochen in leichtem Sude blieb, und am Ende war die Suppe sehr gut, das Fleisch vollkommen gebraten, und auch das Gemuͤse gehoͤrig gar. Die auf dem Feuerherde zuruͤkgebliebene unverbrauchte Kohle wog 250 Gramme, so daß also im Ganzen nicht mehr als 372 Gramme Kohlen verbrannt wurden. Da 60 Kilogr. Kohle 9 Fr. losten, und da 1 Kilogr. folglich auf 15 Cent. zu stehen kommt, so betrug der Werth der waͤhrend dieses Versuches verbrannten Kohle nur 5 1/2 Cent. Die Commission der oͤkonomischen Kuͤnste hielt jedoch diesen Versuch nicht fuͤr hinreichend; denn da der Apparat hauptsaͤchlich fuͤr Kuͤchen bestimmt ist, so mußte man Koͤchinnen, in deren Haͤnde er vorzuͤglich kommen soll, damit arbeiten lassen, bevor man ein sicheres Urtheil daruͤber faͤllen konnte. Der Apparat wurde daher zu diesem Behufe in die Kuͤchen von 4 Mitgliedern der Commission gebracht, und daselbst von den Koͤchinnen bedient. Die Resultate dieser Versuche waren beinahe dieselben, wie die oben angedeuteten, und es zeigte sich bei denselben offenbar, daß dessen Anwendung selbst in den Haͤnden ganz ungebildeter Leute gar keine Schwierig' leiten macht. Die Versuche, die wir hier erwaͤhnten, wurden nur mit Apparaten von kleiner Dimension angestellt; es gibt deren viel groͤßere, welche gleichfalls mit der groͤßten Regelmaͤßigkeit arbeiten. Ein Zeugniß des Fuͤhrers der hollaͤndischen Compagnie bestaͤtigt, daß sich in dem Locale der Compagnie schon seit mehreren Monaten Sorel'sche Apparate in Thaͤtigkeit befinden, mit denen man des Nachts uͤber 60 Liter Fleischbruͤhe bereitet. Aus allem diesem geht hervor, daß der neue Apparat des Hrn. Sorel sowohl in Hinsicht auf Einfachheit, als in Hinsicht auf Guͤte der Producte, und in Hinsicht auf Ersparniß an Brennmaterial vor dem aͤlteren den Vorzug verdient, und zwar um so mehr, als sich der Preis des neuen Apparates zu jenem des alten wie 25 zu 40 verhaͤlt. Die Commission schlaͤgt daher vor, diesen Apparat durch den Bulletin bekannt zu machen, und dem Erfinder desselben eine Medaille zu ertheilen.Die Gesellschaft beschloß in ihrer Generalversammlung vom 9. Jul. 1834 der Erfindung des Hrn. Sorel oͤffentliche ehrenvolle Erwaͤhnung zu machen. A. d. R. Beschreibung des Sorel'schen Kochapparates. Fig. 1 ist ein senkrechter Laͤngendurchschnitt des ganzen Apparates nach der Linie AB des Grundrisses. Fig. 2 ist ein Grundriß des Apparates. Fig. 3 ist ein Querdurchschnitt nach der Linie CD des Grundrisses. Fig. 4 ist ein Aufriß des Ofens, an welchem der Feuerregulator angebracht ist. A ist der Ofen, der sich im Inneren des Gefaͤßes oder Topfes B befindet. Eine durchloͤcherte Scheidewand a, welche in einem Falze in den Topf geschoben wird, hindert, daß das Fleisch und das Gemuͤse mit den Waͤnden des Ofens in Beruͤhrung kommen kann. C der erste Tiegel, welcher uͤber dem Topfe angebracht ist. Ja diesem Tiegel werden die Gemuͤse, die man in denselben bringt, durch den Dampf, welcher durch die Roͤhre K aus der Fleischbruͤhe emporsteigt, gekocht. D der zweite, uͤber dem ersten befindliche Tiegel, in welchen der Dampf aus dem Tiegel C durch die Roͤhre e gelangt. E eine uͤber dem Ofen angebrachte Bratpfanne, welche direct dem Feuer ausgesezt ist. Die heiße Luft, welche aus dem auf dem Roste d befindlichen Brennmaterial entweicht, geht in die Kammer e uͤber, um dann von hier aus durch den Canal f in das Innere der Bratpfanne zu treten, und endlich durch eine in dem Dekel angebrachte Spalte g zu entweichen. Diese Circulation ist in Fig. 1 durch Pfeile angedeutet. Der Regulator des Feuers, welcher an dem Ofen angebracht ist, besteht aus einer Gloke F, welche in die Fleischbruͤhe untertaucht; sie ist oben zu, und unten offen, und mit einer Roͤhre G versehen, welche die Roͤhre H, die die aͤußere Luft in den Ofen faͤhrt, umgibt. Diese leztere oben geschlossene Roͤhre muͤndet uͤber dem Roste, auf den das Brennmaterial gebracht wird, aus; ihr oberer Theil ist mit kleinen Loͤchern h versehen, durch welche die Luft dringt, deren Richtung in Fig. 3 durch Pfeile angedeutet ist. Der Dampf, der sich unter der Gloke in Folge des Siedens bildet, treibt zuerst die Luft aus, welche durch die Roͤhre i, die hierauf mittelst des Pfropfes k verschlossen wird, entweicht. Derselbe Dampf bewirkt aber spaͤter, daß sich die Gloke so, wie die Roͤhre G emporhebt, wo dann diese Roͤhre die Oeffnungen h zum Theil verschließt, und mithin den Luftzug vermindert. Diese Stellung der Theile ist in Fig. 4 durch punktirte Linien angedeutet. So wie dieß geschehen ist, wird das Feuer schwaͤcher, das Sieden laͤßt nach, und mit ihm auch der Druk des Wassers unter der Gloke. Die Gloke sinkt dann wieder allmaͤhlich herab, und mit ihr auch die Roͤhre G, wodurch wieder eine groͤßere Menge der Loͤcher h frei wird, so daß wieder mehr Luft in den Herd eindringen kann. Durch dieses ununterbrochene Spiel des Regulators wird das Sieden bestaͤndig auf ganz gleichem Grade erhalten, ohne daß man auf den Apparat Acht zu haben brauchte.

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