Titel: | Bericht des Hrn. Ch. Derosne über den neuen Kamin der HH. Brüder Carl Pouillet und August Pouillet in Paris, rue St. Dominique No. 211. |
Fundstelle: | Band 54, Jahrgang 1834, Nr. LVI., S. 323 |
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LVI.
Bericht des Hrn. Ch. Derosne uͤber den neuen Kamin der HH.
Bruͤder Carl
Pouillet und August Pouillet in
Paris, rue St. Dominique No.
211.
Aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement. Junius 1834, S. 247.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Derosne's Bericht uͤber einen neuen Kamin.
Man bedient sich schon lange Zeit der Kamine zum Heizen von Zimmern, und seit eben so
langer Zeit werden dergleichen angekuͤndigt, die allen Anforderungen
Genuͤge leisten sollen. Dessen ungeachtet hoͤrt man aber noch
taͤglich und nicht ohne Grund daruͤber Nagen, daß man in den Zimmern
schlecht erwaͤrmt oder gar durch den Rauch belaͤstiget wird. Man ist
daher noch fortwaͤhrend allen jenen, welche ihre Forschungen auf Erzielung
einer besseren und wohlfeileren Heizmethode richten, großen Dank schuldig; denn es
handelt sich hiebei um einen der wichtigsten Theile der Hauswirthschaft: um den
Verbrauch an Brennmaterial, der einen bedeutenden Ansaz in jedem Budget bildet, und
der in Paris allein z.B. jaͤhrlich die ungeheure Summe von 30 Millionen
Franken betraͤgt.
So große Fortschritte die Kunst zu heizen seit einigen Jahren auch gemacht hat, so
bleibt doch noch immer viel zu thun uͤbrig. Die HH. Bruͤder Carl und
August Pouillet haben sich mit bestem Erfolge mit der
Loͤsung dieser Aufgabe beschaͤftiget; man findet in ihrem sogenannten
waͤrmeerzeugenden Kamine (cheminée
thermogéne), den sie der Gesellschaft zur Beurtheilung vorlegten,
und auf welchen sie auch ein Patent nahmen, nicht nur die Vorzuͤge der besten
bisher bekannt gewordenen Rauchfaͤnge mit einander vereinigt; sondern
dieselben gewaͤhren auch noch einige andere Vortheile, die sich erst durch
die Praxis bewaͤhren werden. Ihr Apparat, welcher gut ausgedacht, einfach und
fest gebaut ist, verdient daher alle Aufmerksamkeit. Das Hauptstuͤk
desselben, welches sie den Waͤrmeerzeuger (générateur) nennen, ist innenwendig hohl, und bewegt sich an
zwei Achsen, die gleichfalls hohl sind. Soll der Rauchfang gekehrt werden, so laͤßt sich
dieses Stuͤk eben so leicht oͤffnen, wie der Dekel einer Schachtel, so
daß der Rauchfangkehrer durch dasselbe schliefen kann; ist das Kehren aber zu Ende,
so wird der Erzeuger wieder an Ort und Stelle und an dem Ruͤken (contre-foyer) angebracht, welcher leztere eine
mit der Oeffnung des Erzeugers correspondirende Oeffnung hat. Die kalte Luft, welche
in einen hinter dem Ruͤken angebrachten Behaͤlter dringt, beginnt
schon hier sich zu erwaͤrmen, und geht dann in den Waͤrmeerzeuger
uͤber, um sich von hier aus durch die seitlichen, an den Enden der hohlen
Achsen befestigten Muͤndungen in das Gemach zu ergießen. Da der
Waͤrmeerzeuger der directen Einwirkung der Flammen ausgesezt ist, so befindet
er sich immer auf einer hohen Temperatur, so daß die in dessen Innerem circulirende
Luft auf diese Weise leicht erwaͤrmt wird.
Ein wesentlicher Theil des Erzeugers ist der Regulator, den man auf einen Griff
oͤffnen oder schließen kann, um den Rauch durchtreten zu lassen oder ihn
abzusperren. Mit dieser Vorrichtung sind alle Feuersbruͤnste in den Kaminen
unmoͤglich; denn man kann dieselben augenbliklich aufhoͤren machen, so
wie man alle Circulation mit der aͤußeren atmosphaͤrischen Luft
abbricht.
Der Waͤrmererzeuger hat eine solche Form, daß er auch zu mehreren anderen
wichtigen Zweken dienen kann; er verhindert z.B. das Zuruͤktreten des
Rauches, welches so oft durch ploͤzliche Windstoͤße veranlaßt wird; er
schuͤzt den Herd und macht die Verbrennung auf demselben selbst bei der
unguͤnstigsten Witterung ruhig und regelmaͤßig. Die Commission der
oͤkonomischen Kuͤnste uͤberzeugte sich hievon durch eigene
Anschauung; die Verbrennung erfolgte, wie sie selbst sah, auch bei schwerer
nebeliger Luft, wo der Zug doch fehl gering war, außerordentlich gut. Der
Waͤrmeerzeuger wirkt ferner auch noch als Reflector, indem er eine große
Quantitaͤt der strahlenden Waͤrme in die Zimmer
zuruͤkwirft.
Die Benuzung der Waͤrme durch Circulation und Ausstrahlung muß an diesem
Kamine eine bedeutende Ersparnis an Brennmaterial bewirken, welche wir jedoch nicht
in Zahlen anzugeben im Stande sind, indem es uns an positiven Versuchen
hieruͤber fehlt, und indem diese Versuche uͤberdieß immer vage und
unbestimmte Resultate geben. Obschon man sehr oft von dem Nuzeffecte eines
Rauchfanges sprechen und denselben mit Zahlen bezeichnen hoͤrt, so sind, wenn
man einiger Maßen auf Genauigkeit Anspruch machen will, doch so vielerlei
Bedingungen nothwendig, daß alle diese Zahlen gewoͤhnlich weit von der
Wahrheit entfernt sind.
Der Apparat der HH. Pouillet kostet 100 Franken, worunter
natuͤrlich die Verzierungen, die man von verschiedenem Werthe anbringen kann, nicht begriffen
sind. Er verdient daher nicht nur wegen seiner vorzuͤglichen Eigenschaften,
sondern auch wegen seiner Wohlfeilheit bei allen neuen Bauten dringend empfohlen zu
werden. Die Commission schlaͤgt zu diesem Behufe ihn durch den Bulletin
bekannt zu machen.
Beschreibung des Kamines der HH. Bruͤder
Pouillet.
Fig. 5 ist ein
Hauptgrundriß des Kamines.
Fig. 6 ist ein
Aufriß des Ruͤkens nach der Linie A, B des
Grundrisses.
Fig. 7 zeigt
ein Profil desselben.
Fig. 8 gibt
einen senkrechten Durchschnitt des Kamines nach der Linie CD des Grundrisses.
Fig. 9 zeigt
den Waͤrmeerzeuger oder Generator von Hinten und im Aufrisse gesehen. Die
Pfeile deuten die Richtung der an seinen beiden Achsen austretenden heißen Luft
an.
Fig. 10 ist
die obere Platte des Herdes.
Fig. 11 zeigt
die hohle Achse von Vorne und von der Seite gesehen.
An allen Figuren beziehen sich gleiche Buchstaben auch auf gleiche
Gegenstaͤnde.
a ist der Ruͤken (contre-foyer).
b, b sind die Seiten des Apparates.
c, c Fugen, in denen sich die Schuͤrze (tablier) schiebt.
d der Vordertheil des Kamines.
e der Raum, in welchen die kalte Luft gelangt.
f die Oeffnung, durch welche die Luft in den
Waͤrmeerzeuger uͤbergeht.
g der Waͤrmeerzeuger, welcher sich um zwei hohle
Achsen dreht, und auf die Oeffnung f des Ruͤkens
paßt, um eine Communication mit dem Zugloche e
herzustellen. Dieser Waͤrmeerzeuger, den man in Fig. 8 geschlossen sieht,
besteht aus einem hohlen, centrirten, gußeisernen Behaͤlter, in welchen die
kalte Luft von Außen gelangt; da er direct der Einwirkung der Flammen ausgesezt ist,
so erhizt sich die Luft In demselben schnell, um hierauf durch die an den Enden der
hohlen Achsen angebrachten Muͤndungen in das Zimmer zu entweichen.
Die punktirten Linien zeigen die Stellung an, die er hat, wenn er geoͤffnet
ist, damit der Rauchfangkehrer in den Kamin gelangen kann. Die Linie 1, 2, welche
die Pfeile mit einander verbindet, deutet die Richtung an, welche die kalte Luft
nimmt, wenn sie bei dem Zugloche e eintritt, durch den
Waͤrmeerzeuger durchstroͤmt und erwaͤrmt durch die Muͤndungen austritt,
bei denen sie in das Zimmer gelangt. Die Linie 3, 4 bezeichnet die Bewegung des
Rauches.
h ist der Regulator, mit welchem man, wenn es
noͤthig Ist, die Oeffnung, durch die der Rauch geht, verschließt, und welche
alle Communication mit dem Rauchfange verhindert.
i sind Hebel, mit denen dieser Regulator von Außen in
Bewegung gesezt werden kann.
k ist die obere und horizontale Platte, deren zwei
Zapfen in die Loͤcher nn des Ruͤkens
einpassen.
m ein Falz, in welchen der Waͤrmeerzeuger
einpaßt.
o eine Oeffnung, welche mit der Rauchfangroͤhre
correspondirt.
p eine Zunge aus Gyps, welche die Roͤhre in der
Hoͤhe der Oeffnung des Ruͤkens verschließt.
q Waͤrmeloͤcher an den hohlen Achsen des
Waͤrmeerzeugers.
r die Schuͤrze.
s Wangen, welche die Seitenwaͤnde des
Ruͤkens bilden.
t, t sich drehende Pfloͤke, durch welche der
Waͤrmeerzeuger an Ort und Stelle erhalten wird.