Titel: | Ueber meine Verbesserungen an den Dampfmaschinen. Von Hrn. Samuel Hall Esq., zu Basford bei Nottingham. |
Fundstelle: | Band 55, Jahrgang 1835, Nr. XXIX., S. 162 |
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XXIX.
Ueber meine Verbesserungen an den Dampfmaschinen.
Von Hrn. Samuel Hall Esq., zu Basford bei
Nottingham.
Aus dem Mechanics'
Magazine, No. 586.
Hall's Verbesserungen an den Dampfmaschinen.
Ich erlaube mir dem Publicum hiemit einen Ueberblik der Vortheile zu geben, welche
die Verbesserungen, die ich an den Dampfmaschinen anbrachte, vielen praktischen
Resultaten gemaͤß gewaͤhren. Bevor ich jedoch zur Aufzaͤhlung
derselben uͤbergehe, erlaube ich mir die Bemerkung vorauszuschiken, daß die
vorzuͤglichste meiner Erfindungen, die nun sowohl in England, Schottland und
Irland, als in Frankreich, Belgien, Holland, Preußen, Oesterreich und in den
Vereinigten Staaten patentirt sind, darin besteht, daß ich die Verdichtung des
Dampfes nicht durch Einsprizen von Wasser, in welchem fast immer Unreinigkeiten
enthalten sind, sondern auf eine Weise bewirke, bei welcher ich immer wieder
dieselbe Wassermasse zur Dampferzeugung verwende. Wenn daher die Kessel ein Mal mit
reinem Nasser gefuͤllt sind, so werden sie es auch immer bleiben, wie lange
man sich ihrer auch bedienen mag. Jene Quantitaͤt, die beim Betriebe der
Maschine verloren geht, wird auf sehr einfache Weise wieder durch destillirtes
Wasser, ersezt; und aller Dampf, der sonst durch die Sicherheitsventile entweicht,
wird wieder gewonnen, und als destillirtes Wasser in die Kessel
zuruͤkgefuͤhrt.
Mehrere der Maschinen, die nun drei Jahre lang mit meinen Verbesserungen arbeiten,
fuͤhrten zu folgenden bewaͤhrten Resultaten.
1) Die Ersparniß an Brennmaterial betraͤgt im Vergleiche mit dem
gewoͤhnlichen Verbrauche nicht weniger als 1/3.
2) Aus einigen Einrichtungen ergab sich eine bedeutende Vermehrung der Kraft.
3) Die schnelle Zerstoͤrung, welcher die Kessel theils in Folge der
aͤzenden Einwirkung des Seewassers, theils wegen der erdigen Incrustationen
unterliegen, wird ganz umgangen; indem sie vollkommen rein bleiben, ohne daß sie,
wie lange man sich ihrer auch bedienen mag, je gereinigt zu werden brauchten.
4) Das Wasser wird immer auf gleicher Hoͤhe erhalten, ohne daß der Heizer
irgend eine Sorgfalt darauf zu verwenden brauchte. Es wird also hiedurch nicht nur
verhindert, daß die Kessel wegen Mangel an gehoͤriger Speisung mit Wasser
ausbrennen, sondern es faͤllt auch die Gefahr weg, die daraus erwachsen kann, daß, wenn die Kessel
zu voll sind, Wasser mit dem Dampfe in die Cylinder uͤbergeht.
5) Da sich in meinen Kesseln kein Bodensaz irgend einer Alt erzeugen kann, so ist zur
Beseitigung der Unreinigkeiten, die sich sonst ansammeln, auch kein Austreiben des
Wassers noͤthig. Dieß ist namentlich ein Grund, auf welchem die oben
beruͤhrte große Ersparniß an Brennmaterial beruht.
6) Man bedarf bei Anwendung der verbesserten Maschinen keiner so großen Dampfkessel,
als bisher. Die gewoͤhnlichen Kessel mußten naͤmlich groͤßer
seyn, als es eigentlich noͤthig war, damit sie auch dann noch eine
gehoͤrige Quantitaͤt Dampf lieferten, wenn sich bereits eine
bedeutende Kruste in ihnen angelegt hatte. Dadurch ist also nicht nur eine
Verminderung der ersten Anschaffungskosten bedingt, sondern die Kessel nehmen
uͤberdieß auch weniger Raum ein, was namentlich bei den Dampfbooten von
großer Wichtigkeit ist.
7) Man erzielt hier ein weit vollkommeneres und gleichmaͤßigeres Vacuum, als
dieß bei den Injectionsmaschinen moͤglich ist, indem die große
Quantitaͤt Luft, welche durch das Injectionswasser in den Verdichter gelangt,
dieses Vacuum immer beeintraͤchtigt. Die Maschinen arbeiten ferner eben so
richtig und kraͤftig, ihre Geschwindigkeit mag wegen des Ungestuͤms
der Witterung und der See oder aus irgend einem anderen Grunde sehr
unregelmaͤßig, oder sehr gleichfoͤrmig seyn. Bei den
gewoͤhnlichen Maschinen der Dampfboote hingegen ist bei der Regulirung des
Injectionswassers in den Verdichter große Sorgfalt noͤthig; denn da das
Vacuum bewirkt, daß das Injectionswasser gleich rasch in den Verdichter gelangt, die
Maschinen moͤgen sich langsam oder schnell bewegen, und da es
unmoͤglich ist, die Quantitaͤt des Injectionswassers nach der
Unregelmaͤßigkeit der Geschwindigkeit der Maschinen zu reguliren, so
erwaͤchst einerseits große Gefahr daraus, daß der Verdichter und die
Luftpumpe gehemmt werden, wenn in Folge der zu langsamen Bewegung zu viel Wasser
eintritt; waͤhrend andererseits die Kraft der Maschinen bedeutend verliert,
wenn das Vacuum bei zu großer Geschwindigkeit Schaden leidet und die eingesprizte
Quantitaͤt Wasser zu gering ist.
8) Die Beschaͤdigung, welche die Luftpumpe erleidet, wenn das Wasser mit
salzigen Bestandtheilen oder fremdartigen Substanzen geschwaͤngert ist,
faͤllt hier gleichfalls weg. Da nur frisches Wasser in die Pumpe gelangt, so
werden die Pumpe, die Stangen aus Kupfer oder Stukmetall, die Eimer und die
Fuͤtterungen uͤberfluͤssig; auch wird die Kraft erspart, welche
zum Auspumpen des Injectionswassers aus dem Vacuum erforderlich ist.
9) Das Oehl, dessen man sich bedient, um den Kolben schluͤpfrig zu erhalten,
geht nicht verloren, sondern es gelangt zugleich mit dem Wasser aus der Luftpumpe in
die Kessel, und kann aus diesen wieder gewonnen und neuerdings angewendet
werden.
Ich habe nun an nicht weniger als 18 Mechaniker die Erlaubniß ertheilt, Maschinen
nach meinen Verbesserungen zu erbauen. Die von mir bereits erbauten Maschinen
repraͤsentiren eine Kraft von 316 Pferden; an Maschinen, welche zusammen eine
Kraft von 610 Pferdekraͤften haben werden, wird gearbeitet; und fuͤr
Maschinen von 2216 Pferdekraͤften habe ich Bestellungen. Dieß mag beweisen,
daß man meine Verbesserungen bewaͤhrt gefunden hat.
Die St. Georgs-Dampfboot-Compagnie befahl, nachdem sie mehrere meiner
Maschinen durch eine Commission von Mechanikern untersuchen ließ, einen Versuch mit
einer solchen auf dem Dampfboote Prince Llewelyn anzustellen; und die Resultate
dieses Versuches waren so genuͤgend, daß sie mir nun alle ihre Maschinen,
deren Kraft zusammen nicht weniger als 1880 Pferde betraͤgt,
umzuaͤndern und zwei ganz neue zu bauen auftrug. Auch die
General-Dampfschifffahrts-Compagnie hat meine Verbesserungen an Bord
der City of London eingefuͤhrt, und die Lords der
Admiralitaͤt haben eine Untersuchung dieses Dampfbootes angeordnet, welche,
wie der unten folgende Bericht zeigt, so guͤnstig ausfiel, daß ich hoffen
darf, meine Erfindungen nun bald auch auf den koͤniglichen Dampfbooten
eingefuͤhrt zu sehen.
Ich bemerke nur noch, daß sich das Princip meiner Erfindungen bereits auch an
mehreren stationaͤren Dampfmaschinen bewaͤhrte, und daß sich dieselben
auch an alten Dampfmaschinen in Anwendung bringen lassen, ohne daß deren Theile
dadurch in Unordnung kaͤmen, und ohne daß dieselben laͤnger als zwei
bis drei Tage angehalten zu werden brauchten. Die Umaͤnderungen veranlassen
auch nur geringe Kosten.
––––––––––
Wir haͤngen hier einen Auszug aus dem Berichte an, den die HH. T. Lloyd und John Kingston der
Admiralitaͤt uͤber ihre Untersuchung des Dampfbootes City of London, auf welchem sich eine Hall'sche Maschine befindet, erstatteten.
„Bei der Methode, nach welcher die Verdichtung gegenwaͤrtig
vollbracht wird, kehrt der groͤßere Theil des verdichteten Dampfes nie
rein in die Kessel zuruͤk, indem er mit einer großen Quantitaͤt
Injectionswasser vermengt wird, welches, wenn sich das Boot zur See befindet,
aus Seewasser besteht. Daher kommt es denn, daß unter diesen Umstaͤnden
Dampf, in welchem kein Salz enthalten ist, aus dem Kessel entweicht, waͤhrend Wasser,
welches beinahe eben so gesalzen ist, wie Seewasser, in denselben
zuruͤkkehrt. Die Folge hievon waͤre, daß, wenn keine Mittel
hiegegen geschaffen wuͤrden, die Kessel sich in kurzer Zeit ganz mit Salz
fuͤllen muͤßten. Um dieß zu verhindern wird ein Theil jenes
Wassers, welches sich in den Kesseln ansammelt, und welches weit mehr Salz
enthaͤlt, als das Seewasser, zeitweise in die See getrieben, und durch
Wasser ersezt, welches etwas weniger Salztheile als das Seewasser
enthaͤlt, indem es zum Theil aus verdichtetem Dampfe besteht. Auf diese
Weise soll also eine Ueberladung des im Kessel enthaltenen Wassers mit
Salztheilen vermieden werden; welche Sorgfalt man aber auch hierauf verwenden
mag, so wird sich doch immer, besonders auf weiten Seereisen Salz ansammeln, und
zwar manchmal in solcher Menge und von solcher Haͤrte, daß dessen
Entfernung sehr schwierig seyn wird. Die Folge hievon ist, daß die Kessel in
wenigen Monaten mehr Schaden leiden als sie sonst in eben so vielen Jahren
leiden wuͤrden.“
„Ein anderer Nachtheil, der sich, abgesehen von der schnelleren
Zerstoͤrung der Kessel, aus diesem Stande der Dinge ergibt, ist der, daß
sich ein großer Verlust an Brennmaterial ergibt, weil die Hize nur schwer durch
die Salzincrustation dringt, und weil von Zeit zu Zeit eine bedeutende Menge
siedendes Wasser ausgetrieben wird.“
„Die offenbarste und in der That die einzige Methode, den eben
beschriebenen Nachtheilen abzuhelfen, liegt darin, daß aller verdichtete Dampf
wieder in den Kessel zuruͤkgefuͤhrt wird, und dieß kann nur
dadurch geschehen, daß man den Dampf mittelst kalter Oberflaͤchen und
ohne alle Beimengung von Seewasser verdichtet. Dieß wird nun an Bord der City of London dadurch bewerkstelligt, daß man den
Dampf in eine große Anzahl kleiner duͤnner Roͤhren treten
laͤßt, in denen man ihm durch eine reichliche, von Außen einwirkende
Menge Wassers den Waͤrmestoff entzieht. Der ganze hiezu noͤthige
Apparat ist in zwei Gehaͤusen enthalten, von denen jedes beinahe 6 Fuß
lang, 4 Fuß hoch und 5 Fuß weit ist, und die an dem vorderen Theile der
Maschinen angebracht sind.“
„Ein solches Verdichtungsmittel wurde schon lange ersehnt, und so wenig
Hoffnung man hatte, es zu einem solchen zu bringen, so gelang Hrn. Hall's Methode doch so vollkommen, daß sie beinahe
nichts zu wuͤnschen uͤbrig laͤßt. Die Kraft der Maschinen
wird durch die neuen Vorrichtungen nach unserer Ansicht nicht im Geringsten
beeintraͤchtigt; auch hegen wir in Hinsicht auf die Dauerhaftigkeit des
Apparates nicht den geringsten Zweifel, indem er keinen bedeutenden Grad von
Hize auszuhalten hat.“
„Wir haben hier noch mehrere andere Vortheile, die sich aus der Annahme
dieses Verdichtungssystemes ergeben wuͤrden, uͤbergangen; so z.B.
die vermehrte Dauerhaftigkeit gewisser Theile und die Verhuͤtung mancher
Ungluͤksfaͤlle, welche dadurch entstehen, daß der Verdichter und
die Luftpumpe mit Injectionswasser gehemmt werden; die groͤßere
Sicherheit gegen das Ausbrennen der Kessel u. dgl. Alle diese Vortheile, die
sich nebst mehreren anderen ergeben wuͤrden, scheinen uns naͤmlich
im Vergleiche mit der großen Zunahme der Dauerhaftigkeit der Kessel und der
Ersparniß an Brennmaterial von geringerer Bedeutung. Wir bemerken schließlich
nur noch, daß die Mittel, welche Hr. Hall in
Anwendung brachte, um beim Anhalten der Maschinen einen Verlust an Dampf zu
verhindern, und um den Verlust an destillirtem Wasser, der sich nothwendig
ergibt, zu ersezen, sehr gut gewaͤhlt sind und alles Erforderliche
leisten.“