Titel: | Verbesserungen in der Speisung der Oefen oder überhaupt eingeschlossener Feuerstellen mit heißer Luft, worauf sich Ernst Wolff, Gentleman zu Stamford-hill in der Grafschaft Middlesex, in Folge einer von einem Fremden erhaltenen Mittheilung am 23. Januar 1834 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 55, Jahrgang 1835, Nr. XXXV., S. 220 |
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XXXV.
Verbesserungen in der Speisung der Oefen oder
uͤberhaupt eingeschlossener Feuerstellen mit heißer Luft, worauf sich Ernst Wolff, Gentleman zu Stamford-hill in der Grafschaft
Middlesex, in Folge einer von einem Fremden erhaltenen Mittheilung am 23. Januar 1834
ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of
Arts. November 1834, S. 461.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Verbesserungen in der Speisung der Oefen mit heißer
Luft.
Gegenwaͤrtige Erfindung besteht in der Anwendung eines gewissen
Roͤhren- oder anderen Apparates an geschlossenen Oefen, durch welchen
Apparat die atmosphaͤrische Luft, die die Verbrennung des Brennmateriales auf
der Feuerstelle zu unterhalten hat, in Folge des Zuges des Kamines veranlaßt wird,
eine gehoͤrige Streke weit durch Roͤhren, welche durch den Feuerzug
oder Rauchfang laufen, zu stroͤmen, damit ihre Temperatur auf einen
bedeutenden Grad erhizt werde, bevor sie zu dem brennenden Brennmateriale gelangt.
Die Hize des Ofens wird naͤmlich auf diese Weise bei weitem nicht so stark
vermindert, als dieß geschieht, wenn die Verbrennung durch einen kalten Luftstrom
unterhalten wird.
Fig. 14 zeigt
die einfachste Einrichtung eines Apparates, womit sich dieser Zwek erreichen
laͤßt. In den unteren Theil des Rauchfanges irgend einer geschlossenen
Feuerstelle oder eines Kessels ist eine gekruͤmmte eiserne Roͤhre
gebracht, die sich mit dem einen Ende der atmosphaͤrischen Luft
oͤffnet, waͤhrend sie mit dem anderen Ende in das Aschenloch und unter
die Roststangen tritt, auf denen das Brennmaterial ruht. Der Rauchfang muß an seinem
unteren Theile und um die beiden Schenkel der gebogenen Roͤhre herum
geschlossen seyn, damit die Luft auf keinem anderen Wege zur Feuerstelle gelangen
kann. Daher muß auch das Aschenloch so mit Thuͤrchen oder auf andere Weise
verschlossen werden, daß nur durch das innere Ende der erwaͤhnten im
Rauchfange befestigten Speisungsroͤhre Luft in dasselbe gelangen kann. Da
durch die Verduͤnnung der Luft, welche im Ofen Statt findet, in dem
Rauchfange eine Stroͤmung nach Oben entsteht, so muß unter diesen
Umstaͤnden die kuͤhlere atmosphaͤrische Luft durch die gebogene
Roͤhre eintreten, und auf dem Durchgange durch den Rauchfang vor dem
Eintritte in das
Aschenloch erhizt werden. Auf diese Weise wird also ein Theil jener Waͤrme,
die sonst gewoͤhnlich unbenuzt verloren geht, jener Luft mitgetheilt, die zur
Unterhaltung der Verbrennung dient, und die Folge hievon ist eine nicht unbedeutende
Ersparniß, indem diese Waͤrme neuerdings wieder in den Ofen
zuruͤkgebracht und daselbst nuͤzlich verbraucht wird.
Die zur Erhizung der Luft dienenden Roͤhren sollen so duͤnn seyn, als
es sich mit der Dauerhaftigkeit vertraͤgt. Man kann sie aus Eisenblech oder
aus Gußeisen verfertigen; oder man kann den oberen Theil derselben aus Eisenblech,
den unteren hingegen, welcher der staͤrksten Hize ausgesezt ist, aus Gußeisen
verfertigen, und ihnen im Durchschnitte eine kreisrunde oder eine vielekige Gestalt
geben. Sie duͤrfen jedoch nicht zu weit seyn, indem sonst die Luft, welche
durch dieselben stroͤmt, nicht gehoͤrig erhizt werden wuͤrde.
Welche Form sie daher auch immer haben moͤgen, so sollte der Mittelpunkt der
Durchschnittsflaͤche nie uͤber drei oder vier Linien von den
Raͤndern entfernt seyn.
Die Roͤhren koͤnnen in dem Feuerzuge oder Rauchfange entweder senkrecht
oder schief oder horizontal angebracht werden, je nachdem man es in diesem oder
jenem Falle bequemer findet. Der durchschnittliche Flaͤchenraum der
Roͤhre oder der Roͤhren darf jedoch nicht geringer seyn, als jener der
Durchgaͤnge zwischen den Resistanzen; denn, wenn ersterer groͤßer ist
als lezterer, so wird die Circulation der Luft in denselben
verhaͤltnismaͤßig minder rasch seyn, und die Luft wird demnach mehr
Waͤrmestoff aufnehmen.
Zeigt sich, daß die Roststangen rothgluͤhend werden, so kann dieß als Beweis
gelten, daß nicht genug Luft zugefuͤhrt wird, und daß entweder eine
groͤßere Anzahl von Speisungsroͤhren oder eine weitere Roͤhre
angewendet werden muß. Man darf uͤbrigens nicht vergessen, daß der Rauchgang
auch nicht allzusehr mit Roͤhren uͤberladen werden darf, damit der zum
Durchgange des Rauches dienende Raum nicht so verengt werde, daß die zur
Unterhaltung der vollen Lebhaftigkeit der Verbrennung erforderliche
Quantitaͤt Luft nicht mehr hindurch gelangen kann. Die Laͤnge der
Roͤhren wird je nach Umstaͤnden verschieden seyn muͤssen; sie
sollen, wenn es ja seyn kann, nie unter 20 Fuß lang in dem Rauchfange hinlaufen; und
je laͤnger sie sind, um so mehr Waͤrme wird die durch sie
stroͤmende Luft aufnehmen.
Fig. 14 zeigt
die Anwendung einer einfachen Heizroͤhre in dem Rauchfange. a, a ist der Schornstein; b
der Kessel; c das aͤußere Ende der
Luftheizroͤhre, durch welche die aͤußere atmosphaͤrische Luft
eintritt; d das innere Ende dieser Roͤhre,
welches sich in das geschlossene Aschenloch einbeugt, und welches luftdicht in das
Gemaͤuer eingesezt ist, damit nur jene Luft, die auf dem Durchgange durch die
Roͤhre erhizt worden, zur Unterhaltung der Verbrennung mitwirken kann. Das
geschlossene Aschenloch selbst sieht man bei e; das
Thuͤrchen desselben muß genau in den Rahmen passen, damit auch hier keine
Luft eindringen koͤnne; f, f, f ist die
Feuerstelle und der Feuerzug um den Kessel; g ist der in
den Schornstein fuͤhrende Feuerzug; h der
Rauchfang und i der Boden, womit der untere Theil des
Schornsteins verschlossen wird.
Fig. 15 zeigt
eine Methode, zwei oder mehrere solcher Luftheizroͤhren in einem und
demselben Rauchfange anzubringen. Unter der Eintrittsstelle des Feuerzuges in den
Rauchfang muß ein Boden aus Steinen oder irgend einem anderen geeigneten Materiale
angebracht werden, damit am Grunde des Rauchfanges eine kleine Kammer abgeschieden
werde, von der ein Canal in das Aschenloch zu fuͤhren hat. Die
aͤußeren, rechtwinkelig abgebogenen Enden der Heizroͤhren
muͤssen durch gehoͤrige Oeffnungen in der Rauchfangmauer gehen, und
zwar so, daß rings um die Roͤhren herum keine Luft in den Rauchfang eintreten
kann. Die inneren Enden dieser Roͤhren muͤssen sich luftdicht durch
Oeffnungen einsenken, die zu deren Aufnahme in dem uͤber der Luftkammer
befindlichen Boden an, gebracht sind. Bei dieser Einrichtung kann demnach nur solche
Luft, welche durch die Heizroͤhren gegangen ist, in die Luftkammer, und aus
dieser in das Aschenloch gelangen, a ist hier der
Rauchfang; b der Kessel und c,
c die aͤußeren Enden der Heizroͤhren. Die inneren Enden d, d dieser Roͤhren gehen durch den in dem
Ranchfange angebrachten Boden in die Luftkammer i. Das
Aschenloch sieht man bei e; die Feuerstelle bei f; g, g ist der Feuerzug, der, nachdem er um den
Kesseleinsaz gegangen, in den Rauchfang h
einmuͤndet. Der Canal k fuͤhrt von der
Luftkammer i in das Aschenloch e.
Auf diese Weise kann man demnach in dem Raume eines gewoͤhnlichen
Schornsteines eines Ofens zwei oder mehrere solcher Roͤhren unterbringen. In
Faͤllen, wo es sich um die Speisung eines groͤßeren Feuers handelt,
duͤrfte es sich jedoch ereignen, daß in dem bereits vorhandenen Rauchfange
nicht so viel Raum vorhanden waͤre, als zum Unterbringen einer entsprechenden
Anzahl von Roͤhren erforderlich ist. Unter derlei Umstaͤnden
duͤrfte es daher besser seyn, eine eigene mit dem Rauchfange zusammenstoßende
Nebenkammer zu erbauen.
Fig. 16 zeigt
das Innere einer solchen Kammer und eine Methode, eine beliebige Anzahl von
Heizroͤhren unterzubringen, a ist die Kammer; b der von der Feuerstelle in den Schornstein
fuͤhrende Feuerzug. c, c sind die aͤußeren Enden der
Heizroͤhren; d, d die inneren Enden ebendieser
Roͤhren, welche durch den Boden in die Luftkammer e, und von hier aus durch den Canal f in das
Aschenloch uͤbergehen. Der Rauchfang muß demnach unter dem Eintritte des
Feuerzuges geschlossen seyn.
Fig. 17 ist
ein horizontaler, durchschnittlicher Grundriß des unteren Theiles der Kammer und der
Roͤhren. An einer Stelle des Gemaͤuers dieser Kammer muß ein
Thuͤrchen oder eine Oeffnung angebracht seyn, die sich luftdicht verschließen
laͤßt, und welche so weit ist, daß man die Roͤhren durch dieselbe
einfuͤhren, und das Innere derselben im Nothfalle reinigen kann. Diese
Vorsichtsmaßregel bezieht sich uͤbrigens auf alle Faͤlle, in welchen
die neue Methode in Anwendung kommen soll.
Bei den Oefen der Dampfkessel auf Dampfbooten, bei denen eine Ersparniß an
Waͤrme und folglich an Brennmaterial von hoͤchster Wichtigkeit ist,
erfordert mein Apparat eine etwas andere Form und Einrichtung als an den
stationaͤren Dampfmaschinen, indem er hier auch noch dem auf den Schiffen so
beschraͤnkten Raume angepaßt werden muß. Die Luftcanaͤle
koͤnnen hier nicht dieselbe Ausdehnung haben, und muͤssen so viel als
moͤglich den eigenthuͤmlichen Formen des Kessels und der ihn
umgebenden Theile angepaßt werden. Man kann sie im Allgemeinen als Roͤhren
beschreiben, welche in einem erweiterten Raume in dem Feuerzuge oder Rauchfange oder
in anderen Raͤumen, die von einem Gehaͤuse gebildet werden, welches
einen Theil des Rauchfanges umgibt, angebracht sind. Es lassen sich verschiedene,
diesen Umstaͤnden entsprechende Modificationen angeben; wir wollen jedoch
hier nur eine derselben beschreiben, und zwar jene, die wegen des geringen Raumes,
den sie einnimmt, am meisten Empfehlung zu verdienen scheint.
Fig. 18 zeigt
einen Theil des Kessels eines Dampfbootes von Außen. Fig. 19 gibt eine Ansicht
desselben vom Ruͤken her. Fig. 20 ist ein
geometrischer Durchschnitt im Aufrisse und der Laͤnge nach genommen. Fig. 21
endlich ist ein horizontaler Durchschnitt oder Grundriß, durch die Feuerzuͤge
genommen.
a, a sind die Feuerstellen, auf denen das Brennmaterial
wie gewoͤhnlich auf Roststangen ruht. b, b, b
sind die in den Rauchfang c fuͤhrenden
Feuerzuͤge, d ist das Aschenloch, e der Kessel und f die
Dampfkammer. Der Rauchfang ist platt, und unten erweitert, so daß er an seinem
unteren Theile beinahe der ganzen Breite des Kessels gleichkommt. Dieser erweiterte
Theil ist mit einem Gehaͤuse umgeben, welches an den beiden flachen Seiten
beinahe um 12 Zoll davon entfernt ist. In dem zwischen dem Gehaͤuse und dem
Rauchfange gelassenen
Raume steigt die Luft, welche bei i eintritt, in den
Hinteren Roͤhren h empor, und durch die vorderen
Roͤhren k wieder herab, um auf diesem Wege erhizt
zu werden. Das flache Gehaͤuse l, welches unter
dem Kessel liegt, dient zur Aufnahme der erwaͤrmten Luft, die von hier aus in
mehreren Canaͤlen in die verschiedenen Aschenloͤcher empor geleitet
werden kann. Jeder dieser Canaͤle ist mit einem in Angelgewinden angebrachten
Dekel m versehen, der das Hineinfallen der Asche
verhindert, und der nur dann emporgehoben wird, wann das Aschenloch gereinigt werden
muß.
Als sein Patentrecht erklaͤrt der Patenttraͤger am Schlusse die hier
beschriebenen oder nach Umstaͤnden modificirten Apparate, mit deren
Huͤlfe die zur Unterhaltung der Verbrennung noͤthige Luft bloß durch
die Verduͤnnung der Luft, welche bei der Verbrennung Statt findet, und welche
einen Luftzug erzeugt, veranlaßt wird, durch Roͤhren oder Raͤume zu
gehen, in denen sie erhizt wirb, bevor sie zu der Feuerstelle gelangt, auf welcher
sie die Verbrennung zu unterhalten hat. Der Patenttraͤger erklaͤrt
uͤbrigens, daß er keinen einzelnen Theil des Apparates, sondern die
Verbindung derselben zu einem Ganzen in Anspruch nehme.