Titel: | Ueber die Holzbahnen. Von Hrn. v. Knopf. |
Autor: | Knopf |
Fundstelle: | Band 55, Jahrgang 1835, Nr. XLI., S. 245 |
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XLI.
Ueber die Holzbahnen. Von Hrn. v. Knopf.
v. Knopf, uͤber die Holzbahnen.
Die große Ausbreitung der Eisenbahnen muß wohl den Gedanken erzeugen, in Moosen,
Waldungen, und da, wo Ausfuhrbahnen nur auf einige Zeit lang nothwendig sind, solche
von Holz zu erbauen. Die Cylinderform eignet sich aber fuͤr hoͤlzerne
Bahnen nicht. Hr. Siegmund Adam in Muͤnchen, der geniale Erfinder des
Raͤderrastrums (siehe Augustheft des Polytechnischen Vereinsblattes), erfand
hiefuͤr die fuͤr das Holz geeigneteren gleichschenkligen,
rechtwinkeligen Prismen.
In einer beliebigen Weite, die zugleich die Breite des Wagens bildet, laufen parallel
die Bahnenbalken, welche durch die Dielen, auf welchen das Zugvieh geht, fest
verbunden sind. Die Balken kommen auf die breitere Seite zu liegen, und die
rechtwinkelige Kante (Schneide) ganz senkrecht uͤber die Fahrbahn zu stehen,
so daß die Flaͤchen der beiden Seiten des Bahnenbalkens sich mit 45°
abwaͤrts neigen. Bei geringerem, weniger starkem Holze wird bloß das Rechtet
zugehauen, und das uͤbrige runde Holz (Baumkante) zur noͤthigen
Erhoͤhung und Gleiche und zur Befestigung benuzt.
Diese einfache Art von Bahnen erheischen aber ganz anders construirte Wagen. Sie
ruhen auf kleinen nicht uͤber 2' hohen Raͤdern, welche die schiefen
Flaͤchen genau bestreichen. Jedoch unten scheiden sich diese Wagen selbst
wieder von einander, wenn bloß gerade hin, oder wenn auch in Kruͤmmungen
gefahren werden soll.
Fuͤr ganz gerade Bahnen wird naͤmlich auf jeder Seite ein in derselben
Form, wie fuͤr die Bahnen, zugehauener Balken horizontal und durch die schon
benannten Raͤder so uͤber den Bahnenbalken hingerichtet, daß die Kante
des Rechtekes desselben genau uͤber die Kante des Bahnenbalkens zu stehen
kommt. Zum Unterschiede vom Bahnenbalken wollen wir diesen den Wagenbaum nennen. Um
diesen in die gehoͤrige Lage zu bringen, muͤssen die Raͤder auf
den abhaͤngigen Seiten des Bahnenbalkens genau aufsizen, also ebenfalls in
einem Winkel von 45'', aber einwaͤrts stehen. Dieß bezwekt man dadurch, daß sie in
die unteren Seiten (die Schenkel des Rechtekes) des Wagenbaumes durch senkrecht
eingelassene, im rechten Winkel auseinanderstehende Achsen befestigt sind. Es kommen
also an einen Wagenbaum 4 Raͤder, durch welche dieser stehend auf dem
Bahnenbalken erhalten wird.
Die Raͤder selbst sind voll, etwa gleich aus Abschnitten von
Baumstaͤmmen gemacht, im Durchmesser nicht hoͤher als 2'. Die
Felgenbreite dieser Raͤder bleibt aber um 2 bis 3'' unter der
Flaͤchenbreite der Bahnenbalken, auf welchen sie zu laufen haben,
zuruͤk, also um so viel schmaler. Die Achsen sind nur 1 1/2 bis 2'' dik, und
die Mutterschrauben, welche die Raͤder in den Achsen halten, sind gegen die
Raͤder hin konisch, so daß diese wie in Spindeln laufen koͤnnen.
Zwei solcher Wagenbaͤume vertreten die Stelle der sonst den Wagen verbindenden
Langwied. Ober den Raͤdern, auf die breitere Seite der beiden
Wagenbaͤume, werden Querbalken eingelassen, welche die beiden Wagenbaume mit
einander verbinden. Der dadurch entstehende Rost ist die Grundlage des Wagenschiffes
(Sarges). Ein Wagen erhaͤlt also 8 Raͤder, die bei einer
hoͤchst unbedeutenden Friction sicher den ganzen Wagen auf den Balken, auch
bei ziemlich ungleicher Ladung, erhalten, und ganz denselben raschen Lauf, wie die
Eisenbahnen ihn erreichen.
Dieses raschen Laufes wegen ist auch zu rathen, das Zugvieh nicht vorn, sondern
hinten anzuspannen, daß also der Wagen nicht gezogen, sondern geschoben wird.
Ist die Bahn nicht ganz gerade, und sind Kruͤmmungen nicht zu umgehen, so
aͤndert man den Wagen auf folgende Art. Man schneidet die Wagenbaume am
vorderen und Hinteren Querbalken ab, so daß die vorderen 4 Raͤder wie die
Hinteren an ihren Querbalken befestigt auf der Bahn wie zwei Achsen auf ihren
Raͤdern stehen koͤnnen. Auf jedem dieser Querbalken befestigt man eine
Scheibe, auf welche sodann das Wagenschiff durch einen Reibnagel in der Art
befestigt wird, daß es in den Scheiben, etwa auf drei eisernen Kugeln, sich leicht
auch bei der groͤßten Last bewegen laͤßt.
An eine der respectiven Achsen kommt eine Leitstange, mit welcher bei den
Kruͤmmungen nachgeholfen werden kann, wenn die Bahnkruͤmmungen nicht
genau genug gefertigt worden sind. Sind aber die Kreisboͤgen der
Bahnenkruͤmmungen genau nach denjenigen gezogen,
welche die Raͤder des Wagens beschreiben koͤnnen, so wird keine
Nachhuͤlse mit der Dirigirstange noͤthig werden.
Die Kosten der Errichtung solcher Holzbahnen sind wirklich sehr unbedeutend, und
Reparaturen, die freilich haͤufiger vorkommen muͤssen, nie
kostspielig.