Titel: | Verbesserungen an den Musikinstrumenten, worauf sich Goldsworthy Gurney Esq., von Bude in Cornwallis, am 18. Oktober 1853 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 55, Jahrgang 1835, Nr. LII., S. 282 |
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LII.
Verbesserungen an den Musikinstrumenten, worauf
sich Goldsworthy Gurney Esq., von Bude in Cornwallis, am 18.
Oktober 1853 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of
Patent-Inventions. December 1834, S. 343.
Mit Abbildungen auf Tab. IVV.
Gurney's Verbesserungen an den Musikinstrumenten.
Meine Verbesserungen an den Musikinstrumenten, sagt der Patenttraͤger,
bestehen darin, daß ich statt der Draht- oder Darmsaiten oder statt gerader
Metallstabe, Staͤbe aus Glas oder aus Metall, dieselben moͤgen aus
Stahl, Eisen, Kupfer, Messing oder irgend einer Legirung bestehen, anwende; daß ich
diese Staͤbe an gewissen, von ihren Enden gleich weit entfernten Punkten so
biege, daß sie die aus Fig. 10 bei C, C ersichtliche Form oder Figur erhalten, und daß ich
sie an einem hoͤlzernen oder metallenen Stege B
befestige, der selbst wieder auf folgende Weise an einem Resonanzboden A, A, den die Zeichnung im Durchschnitte zeigt,
angebracht ist. Durch den Steg B und den Resonanzboden
A wird ein Loch gemacht, und durch dieses werden die
beiden Enden einer Draht- oder Darmsaite gezogen, welche vorher, wie man in
Fig. 10
bei P sieht, um die Mitte des gekruͤmmten Stabes
C geschlungen worden sind. Gegen den Ruͤken
des Resonanzbodens A, A ist eine aufrechte Stahlfeder
Q von beilaͤufig 6 Zoll Laͤnge und 1/8
im Gevierte angebracht, und um diese werden dann die Enden der Draht- oder
Darmsaiten geschlungen. Hierauf wird das eine Ende der Feder Q so weit von dem Resonanzboden abgezogen, daß der Draht oder die Saite
den gebogenen Stab mit hinreichender Spannung und Kraft an der vordern
Flaͤche des Steges befestigt, worauf dann zwischen dieses Ende der Stahlfeder
Q und den Resonanzboden ein Keil eingeschoben werden
muß. Auf diese Weise wird demnach eine gleichmaͤßige Spannung bezwekt, und
der gebogene Stab verhindert, sich von seiner Stelle zu bewegen, wenn der Hammer so
auf ihn schlaͤgt, wie dieß sogleich gezeigt werden soll. L ist ein Hammer, der an die Latte H geschirrt ist; er wird durch einen Huͤpfer K, der an dem Ende des Hebels oder der Taste G angebracht ist, gehoben, so daß der Hammer also auf
den einen Schenkel des krummen Stabes C schlaͤgt,
wenn der Spieler die
Tasten G nach Art der Tasten eines Pianoforte's oder
einer Orgel beruͤhrt. Unter dem Ende des Hammers ist, um demselben mehr
Gewicht zu geben, ein Stuͤk Holz U angebracht,
dessen Groͤße je nach der Groͤße der angewendeten Staͤbe, und
je nach dem Tone, den der Instrumentenmacher hervorbringen will, regulirt werden
muß. Der Kopf des Hammers S muß mit Tuch, weichem Leder,
oder noch besser mit einer beilaͤufig 1/16 Zoll diken Schichte Kautschuk
uͤberzogen werden. Die Latte H wird zwischen zwei
Schraubenmuttern an dem oberen Ende eines mit einem Schraubengewinde versehenen
Metallstabes O festgehalten, und dieser Stab, der durch
die Tasten geht, ist auf die gewoͤhnliche Weise in dem Tastenbrette T des Instrumentes befestigt.
Sollen auch Dampfer, wodurch die Schwingungen der gebogenen Staͤbe C, C abgekuͤrzt werden, angebracht werden, so
lassen sich diese auf folgende Weise befestigen. D ist
ein Dampfer, der an die obere Kante der Latte F
geschirrt, und als auf dem Stabe C, C ruhend dargestellt
ist; er wird beim Spielen des Instrumentes mittelst einer Verbindungsstange E, die in einer Auskerbung ruht, welche zu deren
Aufnahme an der oberen Flaͤche des Stieles des Hammers L angebracht ist, in die Hoͤhe gehoben.
Nachdem ich nun hiemit die Methode einen solchen gebogenen Schallstab zu befestigen,
anzuspielen und zu daͤmpfen beschrieben habe, erklaͤre ich, daß ein
ganzes Instrument entlang eine ganze Reihenfolge solcher Staͤbe vom Basse bis
zum Discant hinauf angebracht werden kann, und daß sich das Instrument nach Belieben
mehr oder weniger uͤber 6 Octaven hinaus erweitern laͤßt. Die
Groͤße der gebogenen Staͤbe C kann
verschieden abgeaͤndert werden, so daß der Fabrikant nach Belieben
modificirte Toͤne hervorbringen kann; zu demselben Zweke kann man den
Staͤben auf dem Durchschnitte auch eine runde, ovale, vierekige, platte oder
irgend andere Form geben. Die Staͤbe, deren ich mich gegenwaͤrtig
bediene, sind cylindrisch, und haben an dem Basse 1/4 Zoll im Durchmesser,
waͤhrend sie gegen den Discant hin immer kuͤrzer und duͤnner
werden, bis sie endlich mit einem Durchmesser von 1/8 Zoll endigen. Die
Laͤnge haͤngt von der Groͤße des Durchschnittes, der An des
angewendeten Metalles und der erforderlichen Hoͤhe ab. Die, welche ich oben
beschrieb, bestehen aus Stahl, und sind in der hoͤchsten Note des Discantes
beilaͤufig 21/2 Zoll lang, waͤhrend sie gegen den Baß hin
allmaͤhlich zunehmen, und bei einem Instrumente von 6 Octaven bis auf 20 Zoll
Laͤnge steigen. Die Kruͤmmung der Staͤbe C, C muß sich gegen den Baß hin mehr oder weniger oͤffnen oder
erweitern, je nachdem der Ton staͤrker oder milder werden soll. Die Staͤbe werden
gestimmt, indem man ihre Enden so abfeilt, daß sie kurzer werden, wodurch der Ton
hoͤher wird; tiefer kann man den Ton machen, indem man den Mittelpunkt der
Biegung der Staͤbe C, C, duͤnner feilt.
Will man statt der Metallstabe glaͤserne Staͤbe anwenden, so
muͤssen auch diese gebogen und auf aͤhnliche Weise ach gezogen werden;
nur muß man ihnen einen groͤßeren Durchmesser geben.
Der Patenttraͤger erklaͤrt, daß er keinen der bereits bekannten Theile
als seine Erfindung in Anspruch nimmt, sondern lediglich die Anwendung derselben auf
seine Verbesserung und Erfindung, welche, wie gesagt, in der beschriebenen Benuzung
von gebogenen Metall: oder Glasstaͤben zur Verfertigung von Musikinstrumenten
besteht.